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Die KPD, während des Kapp-Putsches und des Ruhrkampfes 1920 ...

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Kai Schmidt-Soltau<br />

<strong>Die</strong> <strong>KPD</strong>, <strong>während</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapp</strong>-<strong>Putsches</strong> <strong>und</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Ruhrkampfes</strong> <strong>1920</strong>, im Spiegelbild ihrer eigenen<br />

Geschichtsschreibung bis 1933<br />

angefertigt für das Proseminar "<strong>Kapp</strong>-Putsch <strong>und</strong> Ruhrkampf <strong>1920</strong>"<br />

Seminarleiter: Dr.Ernst Laubach<br />

gehalten am historischen Seminar der Westfälischen Wilhelms Universität zu Münster<br />

im Sommersemester 1990.<br />

1


Gliederung<br />

1. Vorbemerkungen<br />

2. Einschätzung der <strong>KPD</strong> zur Möglichkeit einer Revolution im März <strong>1920</strong><br />

3. Der Aufruf der Zentrale der <strong>KPD</strong> vom 13.3. im Spiegelbild der Diskussionen<br />

4. <strong>Die</strong> Entwicklung <strong>des</strong> Generalstreiks <strong>und</strong> die Haltung der <strong>KPD</strong> zu ihm<br />

5. Diskussion um die Erklärung einer "Loyalen Opposition" gegenüber einer sozialistischen<br />

Regierung vom 21.3.<br />

6. Das Bielefelder Abkommen. Verrat oder taktischer Rückzug?<br />

7.<strong>Die</strong> Stellung der <strong>KPD</strong> im Machtgefüge der Arbeiterparteien, ihre Einschätzung gegenüber<br />

der USPD <strong>und</strong> der SPD <strong>und</strong> die Frage der Schuldzuweisung für die<br />

Niederlage der Revolution<br />

8. Abschlußbemerkung<br />

2


1.Vorbemerkungen<br />

Ich werde mich in dieser Abhandlung mit der <strong>KPD</strong> in der Weimarer Republik beschäftigen.<br />

Denn die Geschichtsschreibung der <strong>KPD</strong> zum <strong>Kapp</strong>-Putsch <strong>und</strong> Ruhrkampf<br />

spiegelt die innerparteiliche Entwicklung wider, <strong>und</strong> somit hat jede Quelle eine<br />

zweiseitige Aussage in sich. Sie spiegelt auf der einen Seite die Diskussion um die<br />

Haltung der <strong>KPD</strong> im <strong>Kapp</strong>-Putsch wider, auf der anderen Seite spiegelt sie auch die<br />

Diskussion zu allgemeinen Feldern der Politik wider, wie sie beim Erscheinen <strong>des</strong><br />

Dokuments innerhalb der <strong>KPD</strong> geführt wurde. <strong>Die</strong>se beiden Seiten <strong>und</strong> Sichtweisen der<br />

Dokumente durchdringen sich dialektisch <strong>und</strong> sind somit untrennbar. <strong>Die</strong>ses rührt daher,<br />

daß für Kommunisten, wie für alle Marxisten, Geschichte vor allem politisch ist.<br />

Geschichte hat einen hohen Stellenwert für Marxisten- "Wir kennen nur eine einzige<br />

Wissenschaft, die Wissenschaft der Geschichte" - wobei sie nicht<br />

wie die bürgerliche Wissenschaft nur beschreiben will, sondern "in der Tat, als Aufgabe<br />

der Theorie, als Ziel der Wissenschaft wird hier <br />

direkt die Unterstützung der Klasse der Unterdrückten in ihrem ökonomischen Kampf<br />

gestellt, wie er sich in Wirklichkeit vollzieht.". Dabei wird der Autor<br />

getrieben von einer Parteilichkeit für die eine oder andere Klasse, "denn kein einziger<br />

lebender Mensch kann umhin, sich auf die Seite einer bestimmten Klasse zu stellen<br />

(sobald er einmal die Wechselbeziehung der Klassen verstanden hat), kann umhin, sich<br />

über den Erfolg der betreffenden Klasse zu freuen <strong>und</strong> über deren Mißerfolge betrübt<br />

sein,...". Ob dies richtig ist oder nicht, soll an dieser Stelle nicht<br />

beantwortet werden.<br />

<strong>Die</strong> Quellenlage zu dieser Arbeit ist gut, sogar sehr gut. Es ist eine Unmenge an<br />

Material über den <strong>Kapp</strong>-Putsch von Seiten der <strong>KPD</strong> erschienen, da er neben der<br />

Märzaktion von 1921 eines der bedeutendsten Ereignisse der Arbeiterbewegung in der<br />

Frühphase der Weimarer Republik war. Ich habe aus dieser Menge von Materialien<br />

diejenigen herausgefiltert, in denen der Inhalt taktisch frisiert wurde. Also Materialien<br />

die für die Öffentlichkeitsarbeit der <strong>KPD</strong> gedacht waren, hauptsächlich Artikel in der<br />

"Roten Fahne" <strong>und</strong> anderen Parteizeitungen, sowie Reden vor dem Parlament <strong>und</strong> vor<br />

Gerichten. Es ist zwar auch von Interesse, diese Dokumente zu untersuchen, es ergäbe<br />

sich aber dann ein anderer Titel für diese Arbeit: <strong>Die</strong> Haltung der <strong>KPD</strong> im März <strong>1920</strong><br />

im Spiegelbild ihrer Öffentlichkeitsarbeit. Ich habe in dieser Abeit also nur auf<br />

Dokumente zurückgegriffen, die einen eindeutigen theoretsichen Charakter tragen. Also<br />

Broschüren, Bücher, Parteitagsdiskussionen, sowie Artikel in den theoretischen<br />

Zeitschriften "die Internationale", herausgegeben vom ZK der <strong>KPD</strong>, <strong>und</strong> "die kommunistische<br />

Internationale", herausgegeben vom Exekutivkomitee der<br />

Kommunistischen Internationale . Leider waren nicht alle Schriften von Interesse<br />

erreichbar - ich habe diese in der Bibliographie aufgelistet <strong>und</strong> kenntlich gemacht. <strong>Die</strong><br />

verwendeten Dokumente lassen sich in 3 Zeitepochen einteilen:<br />

A) <strong>Die</strong> Zeit vom <strong>Kapp</strong>-Putsch bis 1921; in dieser Zeit erschien die Mehrheit der<br />

Materialien;<br />

B) Das Jahr 1925;,;<br />

C) <strong>Die</strong> Jahre 29 <strong>und</strong> 30; ,,;<br />

3


Da die Persönlichkeiten der Autoren häufig Rückschlüsse auf ihren Text zulassen, habe<br />

ich deren Biographien ermittelt <strong>und</strong> stelle sie im Anhang zur Verfügung.<br />

2. <strong>Die</strong> Einschätzungen zur Möglichkeit einer Revolution im<br />

März <strong>1920</strong><br />

In diesem Abschnitt werde ich auf den Charakter der Epoche eingehen, denn die Frage<br />

nach der Möglichkeit einer Revolution ist auch eine Frage nach der Struktur der<br />

Gesellschaft. Aus diesem Punkt ergibt sich die Einschätzung der einzelnen taktischen<br />

Handlungen. Hier wird sich die Strategie zeigen, die von den einzelnen Autoren gewählt<br />

wurde <strong>und</strong> die sie zu dieser oder jener Beurteilung der Haltung der <strong>KPD</strong> im <strong>Kapp</strong>-<br />

Putsch veranlaßte. Ich gehe chronologisch vor;<br />

A) Am 25.3. erklärte das Exekutivkomitee der KI, daß "der Bürgerkrieg in<br />

Deutschland nicht eher enden wird, als bis der Sieg in den Händen der Arbeiter<br />

ist." Also war die revolutionäre Situation da, <strong>und</strong> "die deutsche<br />

Revolution geht wieder in aufsteigender Linie vorwärts, <strong>und</strong> wird zum völligen Sieg<br />

gelangen." Hier wurde also ein Wiederaufflammen der Revolution von 1918<br />

festgestellt <strong>und</strong> darauf hingewiesen, daß dies das letzte Gefecht um die Errichtung <strong>des</strong><br />

Sozialismus sei.<br />

Braun schätzte die Situation im April 20 ähnlich ein, wenn er auch zu anderen<br />

Ergebnissen kam. "Der proletarische Kampf im März <strong>1920</strong> war der Abschluß einer<br />

absteigenden Linie der Revolution <strong>und</strong> bildet den Anfang zu einer aufsteigenden<br />

Bewegung." <strong>Die</strong>s kam daher, daß "seit Wochen <strong>und</strong> Monaten die<br />

bürgerlich-sozialistische Regierung nichts anderes war, als die willenlosen Beauftragten<br />

der militärischen Diktatur. So ist es also die 5/4jährige Tätigkeit der , die<br />

den militärischen Putsch vorbereitet <strong>und</strong> die gesamte arbeitende Bevölkerung der<br />

Miltärkamarilla ausgeliefert hat." <br />

Klara Zetkin kam zu dem Ergebnis, daß "die Ebertiner die bürgerliche<br />

Klassendiktatur unter Führung <strong>und</strong> Bevorrechtigung der übrigen Industriellen, der<br />

Handels- <strong>und</strong> Finanzkapitalisten in Form der bürgerlichen Demokratie wollen. Es gab<br />

nur eine reale Garantie, das Weitertreiben der proletarischen<br />

Revolution, ..." Levi, Meyer Radek <strong>und</strong> Hoernle waren der gleichen<br />

Auffasung. Frölich schloß sich dieser Argumentation an <strong>und</strong> führte aus, daß "die<br />

Kommunistische Partei den Beruf hat, das Gewissen der Revolution zu sein." <br />

Auf dem 4. Parteitag (April `20) stellte Levi fest, daß "der <strong>Kapp</strong>-Putsch eigentlich kein<br />

neues Problem aufrollt. <strong>Die</strong> Revolution war in ihrer Fragestellung<br />

zurückgekehrt zum 9.11.1918, der Frage ..." Kapitalismus oder<br />

Sozialismus? Das Mitglied der Zentrale Walcher führte aus, daß "die Möglichkeit einer<br />

sozialistischen Regierung in greifbare Nähe gerückt war, daß diese sozialistische<br />

Regierung zustande gekommen wäre, wenn die USPD sich einigermaßen klar gewesen<br />

wäre ." <br />

4


Düwell


Militärdiktatur auf Leben <strong>und</strong> Tod zu kämpfen haben wird. Aber es wird keinen Finger<br />

rühren, für die in Schmach <strong>und</strong> Schande untergegangene Regierung der Mörder Karl<br />

Liebknechts <strong>und</strong> Rosa Luxemburgs. Es wird keinen Finger rühren, für die<br />

demokratische Republik, die nur eine dürftige Maske der Diktatur der Bourgeoisie war."<br />

Damit stellte sich die Zentrale der <strong>KPD</strong> gegen die<br />

Gewerkschaften <strong>und</strong> die anderen Arbeiterparteien. <strong>Die</strong>ser Aufruf wurde in der<br />

Geschichtsschreibung zumeist scharf kritisiert. <strong>Die</strong> Diskussion läßt sich in 3 Abschnitte<br />

einteilen, die mit der innerparteilichen Demokratie der <strong>KPD</strong> zusammenhängen. Es<br />

durfte offen <strong>und</strong> kontrovers diskutiert werden, bis ein hohes Parteigremium, in diesem<br />

Fall das höchste -der Parteitag April <strong>1920</strong>-, eine abschließende Entscheidung gefällt<br />

hatte. Danach müßte die Partei entweder die gleiche Position vertreten oder sie hatte zu<br />

schweigen. Also können wir teilen:<br />

a) in die Zeit bis zum April;<br />

b) den Beschluß <strong>des</strong> Parteitags;<br />

c) die anschließende Diskussion;<br />

a) Levi malte ein sehr düsteres Bild als Resultat dieses Aufrufes. Sein "Urteil: der <strong>KPD</strong><br />

droht ein moralischer <strong>und</strong> politischer Bankrott." ; "kurzum organisatorisch<br />

<strong>und</strong> politisch brechen unsere Bonzen dem Generalstreik das Genick." <strong>und</strong><br />

<strong>des</strong>wegen "sehe ich nicht, wie sich die Partei von diesem Schlag erholen soll. <br />

Meyer ging näher auf die Entstehung dieser Parole ein <strong>und</strong> führt aus, daß "bei der<br />

Beratung <strong>des</strong> Flugblattes nur wenige Genossen der Zentrale anwesend waren." Für ihn reichte als Selbstkritik die Feststellung über den "Fehler" <strong>und</strong> der<br />

Verweiß auf das den Generalstreik unterstützende Flugblatt vom 14.3. . Klara<br />

Zetkin hüllte den Mantel <strong>des</strong> Schweigens über diesen Vorfall <strong>und</strong> stellte sogar das<br />

Gegenteil fest: "die breiten proletarischen Massen empfanden, erkannten es: sie mußten<br />

in dem Militarismus das Schwert der kapitalistischen Wirtschaftsordnung zerbrechen;"<br />

Radek war hingegen der Auffasung, "daß die Haltung der Zentrale am<br />

Tag <strong>des</strong> <strong>Kapp</strong>-<strong>Putsches</strong> ein Fehler war, der unter keinen Um-ständen zu entschuldigen<br />

ist." "<strong>Die</strong> Kommunistische Partei hatte die Pflicht, gegen die <strong>Kapp</strong>-<br />

Lüttwitz das Proletariat aufzurufen." Er stellte fest, "daß wir selbst<br />

als Minderheit eine Partei der Aktion sind <strong>und</strong> daß die Aktionslosigkeit zum Verbrechen<br />

wird, wo die historischen Ereignisse nicht nur die Vorderreihen <strong>des</strong> Proletariates,<br />

sondern das ganze Proletariat zum Kampf treiben." .<br />

Braun rechtfertigte mit gewissen Einschränkungen den Aufruf, denn "dieses Flugblatt<br />

entsprach der momentanen Stimmung der Arbeiterschaft in Deutschland <strong>und</strong> hauptsächlich<br />

in Berlin, wo das Noskeregime ganz besonders verhaßt war. Ein Kampf für die<br />

Noskerepublik <strong>und</strong> gegen deren Feind schien so absurd <strong>und</strong> stand so sehr im Gegensatz<br />

zu der Freude , die am 13.3. allgemein in Berlin über den Sturz der Ebert-Noske<br />

herrschte, von bewaffnetem Aufstand <strong>und</strong> Generalstreik keine Rede war. Im<br />

Gegenteil! Man beglückwünschte einander zu dem Putsch." Er stellte<br />

aber auch fest, daß die Reichszentrale "in ihrem ersten Flugblatt entgegen ihren eigenen<br />

Richtlinien <strong>und</strong> im Widerspruch zu ihrer eigenen Auffassung" <br />

handelte. Er schätzte diesen Fehler aber als nicht schwerwiegend ein, da "die Partei im<br />

6


Reich - mit wenigen Ausnahmen - die Situation richtig erfaßte <strong>und</strong> mit aller Energie<br />

sofort für den Generalstreik eingetreten ist." <br />

Frölich hingegen stellte fest, daß "die Partei in den Kämpfen in <strong>und</strong> nach den <strong>Kapp</strong>-<br />

Tagen in Berlin versagt hat." Er bezeichnete den Aufruf vom 13.3. als<br />

durchdrungen von "syndikalistischen Redensarten" <strong>und</strong> somit ergab sich eine<br />

Situation, in der "die Arbeiterschaft in ganz Deutschland <br />

entschlossen war, die Leitung der revolutionären Partei es nicht war." <br />

Daraus folgte für Frölich zwangsläufig, daß "dieses Versagen im entscheidenen<br />

Augenblick sich furchtbar gerächt hat. Im politischen Brennpunkt Berlin war somit der<br />

Einfluß der <strong>KPD</strong> auf die proletarische Aktion gebro-chen." Für ihn war dieser<br />

Fehler unverständlich, da es nach marxistischem Wissen "Situationen gibt, wo die<br />

Parole zum Kampf unbedingt heraus muß, selbst für auf die Gefahr hin, daß zusammenbricht. Am 13.3. war diese Situation gege-ben." <br />

b) Auf dem 4.Parteitag wurde eine von Levi vorgelegte Resolution verabschiedet, nach<br />

der "die <strong>KPD</strong> jede Aktion


In Schnellers Text wird <strong>des</strong>sen linke Position deutlich, wenn er schrieb, daß "für die<br />

Arbeiterschaft die Aufgabe nur so gestellt werden konnte: Abwehr <strong>des</strong> <strong>Kapp</strong>-<strong>Putsches</strong><br />

<strong>und</strong> Niederwerfung der Konterrevolution; ... <strong>Die</strong> Arbeiterklasse konnte sich nicht darauf<br />

einlassen, Ebert, Bauer, Noske, zu verteidigen,... sie mußte vielmehr aus den Kämpfen<br />

<strong>des</strong> Jahres 1919 ... die Lehre ziehen, daß sie die Noske-Regierung zu stürzen <strong>und</strong> ihre<br />

eigene Regierung aufzurichten hatte." Hoelz kam zu dem Schluß,<br />

daß "selbst dem unpolitischen Laienverstand ein solches Flugblatt als Gipfel <strong>des</strong> Irrsinns<br />

erscheinen mußte." <br />

Brauer gab 1930 eine ganz andere Einschätzung über die Lage ab.<br />

Wurde in allen bisherigen Schriften die Haltung der Zentrale als eher zu links, also<br />

gegen eine Ein-heitsfront der Arbeiter, beschrieben, nannte sie Brauer "opportunistisch"<br />

, also rechts. <strong>Die</strong>ses ist nur logisch, da zu diesem Zeitpunkt fast alle<br />

Mitglieder der Zentrale von <strong>1920</strong> aus der Partei ausgetreten oder ausgeschlossen waren<br />

(Levi Vorsitzender zur SPD; Thalheimer Chefideologe zur KPO; Brandler, Vorsitzender<br />

21-23 zur KPO). Brauer vertrat die These, daß die Parteibasis die "geschichtlich"<br />

richtige Parole hatte in der Forderung nach "der Übernahme der Macht durch das<br />

bewaffnete Proletariat." <br />

Abschließend können wir festhalten, daß in diesem Punkt der Taktik im Großen <strong>und</strong><br />

Ganzen die Einmütigkeit der Ablehnung <strong>des</strong> Aufrufs vom 13.3. bestand. Wenn der eine<br />

oder andere den Aufruf mehr oder weniger unterstützte, hatte das zwei Ursachen; a) sie<br />

waren mitbeteiligt an der Verfassung <strong>des</strong> Flugblattes; oder b) sie waren gegen jegliche<br />

Zusammenarbeit mit SPD <strong>und</strong> USPD <strong>und</strong> somit auch gegen die Forderung der<br />

Einheitfront.<br />

4. <strong>Die</strong> Entwicklung <strong>des</strong> Generalstreiks <strong>und</strong> die Haltung der<br />

<strong>KPD</strong> zu ihm<br />

In diesem Punkt sind sich alle mir vorliegenden Schriften ausnahmsweise einig. Alle<br />

Autoren befürworteten den Generalstreik. Sie waren aber unterschiedlicher Meinung<br />

über die Parolen <strong>und</strong> Forderungen, unter denen sich der Streik ausbreiten sollte. <strong>Die</strong><br />

zentrale Forderung war hier "die Parole der Bewaffnung der Arbeiterschaft", durch die<br />

"die Einigung der gesamten kämpfenden Massen herbeigeführt werden konnte. <br />

Dadurch, daß aber auch die <strong>KPD</strong> <strong>während</strong> der ersten 5 Tage <strong>des</strong> Kampfes diese Parole<br />

nicht herausgab, wirkte sie hemmend auf den Verlauf der Ereignisse <strong>und</strong> wurde nach<br />

<strong>und</strong> nach von der Führung <strong>des</strong> Kampfes zurückgedrängt. So, daß die<br />

mehrheitssozialistischen Gewerkschaftler tatsächlich die Führung <strong>des</strong> Kampfes behaupteten."<br />

So konnte es zu den "9 Punkten der Gewerkschaften"<br />

kommen <strong>und</strong> zu dem Abbruch <strong>des</strong> Generalstreiks. Nur im Ruhrgebiet war die Lage<br />

anders, da dort "die Arbeiterräte, zusammengefaßt im Zentralrat ..., tatsächlich unter<br />

dem ideologischen Einfluß der Führung <strong>des</strong> Kampfes allein in die Hand zu nehmen."<br />


politischen Agitation der Partei für ihre Ziele <strong>und</strong> Losungen." Da zu diesem Komplex eine Entschließung <strong>des</strong> Parteitags vorliegt, greife ich auf<br />

die Dreiteilung der Texte zurück wie ich sie in 3. entwickelt habe.<br />

a) Braun stellte fest, daß "diese Erklärung der Zenrale in der Partei eine lebhafte<br />

Opposition hervor rief," die in einer Erklärung der Linken innerhalb<br />

der Zentrale endete. In dieser "Resolution Brandler, Thalheimer, Posner" wurde die<br />

These aufgestellt, daß "noch keine realen Voraussetzungen für die Bildung einer reinsozialistischen<br />

Regierung gegeben , weil die Machtposition der Bourgeoisie noch<br />

nicht genügend erschüttert waren." Für die <strong>KPD</strong> wurde gefordert, daß sie "unter<br />

schärfster Kritik der SPD <strong>und</strong> der USPD führend in die kommenden Kämpfe<br />

einzugreifen hat, zur Eroberung <strong>und</strong> Befestigung weiterer Machtpositionen auf dem<br />

Wege revolutionärer Massenaktionen," <strong>und</strong> nicht durch die Erklärung einer<br />

loyalen Opposition.<br />

Braun kritisierte diese Auffassung, da beim Zustandekommen einer Regierung der<br />

SPD/USPD "eine Gelegenheit gewesen wäre, die Hilferdinge <strong>und</strong> Kautskyaner sich<br />

durch praktische Betätigung in den Augen der Massen abwirtschaften zu lassen, wie<br />

sich die SPD tatsächlich durch ihre Regierungstätigkeit schon kompromittiert <strong>und</strong> abgewirtschaft<br />

hat." Es wäre nach Braun die Möglichkeit gewesen, "ein Exempel<br />

zu statuieren für die Unmöglichkeit, den Sozialismus ohne die Diktatur <strong>des</strong> Proletariats<br />

durchzuführen." Aber auch so "hat die Erklärung der Zentrale der <strong>KPD</strong> ihren<br />

historischen <strong>Die</strong>nst geleistet." Für ihn war aber die Erklärung der Loyalen<br />

Opposition eine Taktik <strong>und</strong> keine Strategie, denn "es ist keine Preisgabe unseres<br />

Endziels, wenn wir bestrebt sind, einen Zustand zu erreichen, der, wenn auch nicht im<br />

entferntesten unseren politischen Forderungen entspricht, doch der Arbeiterschaft<br />

wenigstens volle politische Bewegungsfreiheit gewährleistet." In einer der<br />

Zeitungen der <strong>KPD</strong>, der "Freiheit", wurde diese These noch zugespitzt. Dort hieß es,<br />

"die gegenwärtige Situation ist noch nicht reif für die Räterepublik, sondern für eine<br />

reine Arbeiterregierung. Als revolutionäre Arbeiter ist uns eine reine Arbeiterregierung<br />

außerordentlich recht, muß die Arbeiterregierung erzwungen werden,<br />

kein anderer Weg führt zur Räterepublik. <br />

<strong>Die</strong>ser, aus heutiger Sicht sehr weitsichtigen These, wurde die schärfste Kritik aller<br />

anderen Artikel zu Teil.<br />

Nur Lenin, der nicht in einen Revolutionarismus verfallen war, teilte Brauns<br />

Einschätzung. Er schrieb über die Erklärung der Zentrale, daß "sie sowohl ihrer<br />

Hauptvoraussetzung nach als auch ihrer praktischen Schlußfolgerung nach vollkommen<br />

richtig ." Trotz dieses Statements Lenins, dem "erfahrenen<br />

Steuermann der Weltrevolution" , das zwar erst am 12.5.20<br />

veröffentlicht wurde, aber mit Sicherheit Radek schon vorher bekannt war, wurde Braun<br />

stützende Macht der Räte kann gar nicht jene Erwartungen erfüllen, die unsere<br />

Reichszentrale in der Resolution aussprach." "<strong>Die</strong> regierenden<br />

Hampelmänner der herrschenden Bourgeoisie haben gewechselt, das Programm der<br />

Regierung, das System der bürgerlichen Klassenherrschaft ist unverändert geblieben."<br />

Es wurde auch behauptet, daß "die ganze Theorie von der histo-rischen<br />

9


Notwendigkeit einer sozialistischen Regierung falsch ist." "Es kommt<br />

darauf an, aus jeder Bewegung so viel an mobiler revolutionärer Kraft herauszuholen als<br />

irgend möglich ist," <strong>und</strong> nicht über die Zusammensetzung der Regierung zu<br />

beraten. Frölich machte Levi für die Fehler verant-wortlich, denn "die falsche Auffasung<br />

<strong>des</strong> Gen. Levi schaltet die revolutionäre Wirkung der Tatsachen auf die Massen<br />

vollkommen aus." <br />

b) Auf dem Parteitag wurde diese Kritik zur Diskussion gestellt. Pieck stellte den<br />

Beschluß <strong>des</strong> Zentralausschusses vor, nach dem "es die Aufgabe der Vertreter der <strong>KPD</strong><br />

ist, alle Energie lediglich darauf zu richten, die realen Machtverhältnisse mit revoluitionären<br />

Mitteln zu ändern. <strong>Die</strong> Frage einer eventuellen Regierungskombination ist<br />

von sek<strong>und</strong>ärer Bedeutung." Es kam zu einer heftigen Diskussion, in deren<br />

Verlauf sich einige Redner auf die Seite <strong>des</strong> Aufrufs stellten (Rück, Thalheimer, Eulert,<br />

Pieck). Thalheimer führte in seinem zentralen Referat aus, daß "wir nichts zu tun hatten,<br />

um das Zustandekommen einer solchen sozialistischen Regierung zu hindern."<br />

Er forderte dazu auf, den Begriff Loyale Opposition so aufzufassen wie <strong>Kapp</strong><br />

ihn verstanden hatte, <strong>und</strong> der Regierung SPD/USPD, wenn es nachmals zu einem<br />

solchen Gebilde oder der Möglichkeit dazu Vorschein kommt. Der Revolutionarismus<br />

wurde dem Reformismus entgegengestellt <strong>und</strong> als das einzig Wahre <strong>und</strong> Richtige<br />

angesehen.<br />

<strong>Die</strong> einzigen, die die Dialektik von Reform <strong>und</strong> Revolution in diesem Punkt erkannten,<br />

waren Bauer <strong>und</strong> Lenin. Beide gingen wie Marx davon aus, daß eine Revolution durch<br />

eine große Anzahl von Reformen vorbereitet wird. Bei der Mehrheit der Autoren, die<br />

sich gegen die Erklärung ausgesprochen haben, rührt dies meiner Ansicht nach daher,<br />

daß sie die Möglichkeit zur Revolution in dieser Phase überschätzt haben, <strong>und</strong> dann ist<br />

es natürlich folgerichtig, daß die Revolution nicht auf halbem Wege stehen bleiben kann<br />

<strong>und</strong> sich mit einigen Reformen <strong>und</strong> einer Regierung von SPD <strong>und</strong> USPD zufrieden<br />

geben kann.<br />

6. Das Bielefelder Abkommen; Verrat oder taktischer<br />

Rückzug?<br />

Am 23.3. fand in Bielefeld auf Anregung <strong>des</strong> Reichskommissars Severing eine<br />

Verhandlung zwischen verschiedenen Vertretern von Arbeiterräten aus dem Ruhrgebiet<br />

<strong>und</strong> Vertretern der Reichsregierung statt. Als Ergebnis wurde das Bielefelder<br />

Abkommen verabschiedet, in dem sich die Arbeiterverbände verpflichteten, ihre Waffen<br />

abzugeben <strong>und</strong> die verfassungsmäßige Regierung anzuerkennen; dafür versprach die<br />

Regierung ihrerseits, einige demokratische Reformen durchzuführen, die den 9 Punkten<br />

der Gewerkschaften entsprachen. Für die Arbeiterseite unterschrieben Vertreter der<br />

SPD, der USPD <strong>und</strong> auch zwei Mitglieder der <strong>KPD</strong>.Da es zu diesem Problem keinen<br />

Entschluß auf dem Parteitag gab, greife ich hier auf die Gliederung, wie ich sie in Punkt<br />

1. entwickelt habe, zurück.<br />

10


A) <strong>Die</strong>ses Abkommen wird von allen verwendeten Schriften kritisiert, mit Ausnahme<br />

Bauers. <strong>Die</strong>ser stellt fest, daß "das Bielefelder Abkommen ... ein günstiger Abschluß<br />

eines siegreichen Kampfes hätte sein können, auch dann wenn die Militärkamarilla sich<br />

gegen auflehnte <strong>und</strong> ihre Rachebedürfnisse in einem<br />

Blutbad zu befriedigen suchte." Allem Anschein nach wurde in der<br />

Zeit um das Abkommen auch eine ähn-liche Einschätzung durch die Zentrale der <strong>KPD</strong><br />

vorgenommen, da ihr Mitglied Piek auf der Essener Delegiertenkonferenz am 25.3. für<br />

die Annahme <strong>des</strong> Abkommens plädierte. Auf einer Konferenz zur Wiederaufnahme <strong>des</strong><br />

Generalstreiks am 30.3. in Berlin erklärten Piek <strong>und</strong> Levi, "eine bindende Zustimmung<br />

zu dem Bielefelder Abkommen zu geben." Auch ist es bezeichnend,<br />

daß in den Schriften von Mitgliedern der Zentrale nur einmal auf Bielefeld eingegangen<br />

wurde, <strong>und</strong> auch dort erklärte Zetkin nur, daß "die Abkommen von Bielefeld nur von<br />

geschlossen wurden, um gebrochen zu werden." Auch<br />

auf dem Parteitag wurde nicht zu diesem Thema debat-tiert. Erst Düwell ging wieder<br />

auf das Abkommen ein <strong>und</strong> führte aus, daß "die Regierung ihren geheimen Verrat der<br />

Arbei-terschaft krönte durch einen bewußten Betrug. Dabei fand sie die Hilfe der SPD<br />

<strong>und</strong> die der USPD-Führer. Hier müssen wir wieder sagen, daß sich auch einige, auf eigene<br />

Faust handelnde Mitglieder der <strong>KPD</strong> zum Mit-spielen verlocken ließen. So kam es<br />

zum Bielefelder Abkommen." Abschließend stellte er fest, daß "das Spiel von<br />

Bielefeld Empörung hervor rief," da die Front der Arbeiter nun wackelte. So ist<br />

der "Verrat von Bielefeld" für Düwell einer der Hauptgründe für die Niederlage<br />

der Arbeiterselbstverwaltung, wie sie sich im Ruhrgebiet, im Verlauf der Kämpfe gegen<br />

<strong>Kapp</strong>, herausgebildet hatte.<br />

B) Ernst Thälmann teilte diese Einschätzung <strong>und</strong> führte aus, daß "die Gegenaktion der<br />

Arbeiterklasse im Ruhrgebiet gegen das <strong>Kapp</strong> Abenteuer ihr Ende im Bielefelder<br />

Abkommen , das den blutigen Rachefeldzug der Truppen <strong>des</strong> General Watter<br />

möglich machte. Keiner von den 17 Punkten ist erfüllt worden. Im Gegenteil,<br />

gerade diese 17 Punkte bildeten die Gr<strong>und</strong>-lage für den Vormarsch der Reaktion auf<br />

allen Gebieten." <br />

C) Brauers Text bildet den Gipfel der Polemik gegen das<br />

Bielefelder Abkommen, das schon durch <strong>des</strong>sen Benennung deutlich wird. "Der große<br />

Verrat von Bielefeld" , "die Schlinge <strong>des</strong> Betruges" , "das<br />

teuflische Verhandlungswerk, das das Schwert <strong>des</strong> Verrats tief in den Rücken der<br />

Kämpfenden bohrte." "Der Schandvertrag" ; "Hier in Bielfeld sitzen kalt<br />

berechnende Schurken <strong>und</strong> befehlen den Kampfabruch <strong>und</strong> damit den weißen<br />

Schrecken." <br />

Brauer ging auch näher auf die beiden kommunistischen Unterzeichner <strong>des</strong> Abkommens<br />

ein. Sie "erhielten von der Bezirksleitung der <strong>KPD</strong> später für ihren schurkischen<br />

Bubenstreich eine öffentliche Rüge. Wäre damals nicht der spätere Sozialdemokrat Paul<br />

Levi Vorsitzender der <strong>KPD</strong> gewesen, dann wären schon <strong>1920</strong> diese beiden<br />

kommunistischen Renegaten im weiten Bogen aus der <strong>KPD</strong> geflogen." Er stellte<br />

fest, daß "Triebel <strong>und</strong> Charpentier aber durch ihre Unterschrift unter das Bielefelder<br />

11


Abkommen ihre restlose Kapitulation vor Noske <strong>und</strong> Severing zeigten. Triebel ist als<br />

Renegat später auch aus der <strong>KPD</strong> ausgeschlossen worden." Brauer stellte die<br />

Folgen von Bielefeld ählich dar wie Düwell <strong>und</strong> Thälmann. Seine Darstellung wich<br />

jedoch stark von der Wirklichkeit ab, besonders wenn er auf die <strong>KPD</strong> zu sprechen kam.<br />

<strong>Die</strong> Rede von Wilhelm Piek (der auch 1930 noch im ZK der <strong>KPD</strong> saß) in Essen, wo er<br />

sich für die Annahme <strong>des</strong> Abkommens eingesetzt hatte, wurde mit keinem Wort<br />

erwähnt. Brauer konstatierte das Gegenteil. "Klar <strong>und</strong> scharf folgte die Stellungnahme<br />

der <strong>KPD</strong>: Jetzt kann uns nur die proletarische Diktatur retten! Welche Kühnheit<br />

<strong>und</strong> politische Klarheit lag in dieser Stellung-nahme: <strong>Die</strong> rote Proletarierfaust mit<br />

dem Schwert in der Hand droht nach Bielefeld hinüber." Auf der anderen Seite<br />

erwähnte er auch, daß die Kommunisten infolge der passiven, opportunistischen,<br />

schwankenden Haltung der Spartakus-Zentrale keinen bestimmenden Einfluß auf<br />

den Gang der Bewegung hatten." <strong>Die</strong>ses lag seiner Meinung nach hauptsächlich<br />

an Paul Levi, der, "wie nicht anders zu erwarten war, bald bei den Sozialfaschisten<br />

gelandet ist." <br />

Es läßt sich also abschließend feststellen, daß die Haltung zum Abkommen von<br />

Bielefeld um so radikaler wird, je weiter sie historisch von dem Ereigniss entfernt ist.<br />

<strong>Die</strong>ses hat Ursachen, die innerhalb der <strong>KPD</strong> zu suchen sind. Ich denke, daß durch die<br />

Stalinisierung der <strong>KPD</strong>, die zwischen 1925 <strong>und</strong> 1930 erfolgte, die Selbstkritik der Partei<br />

ihrem eigenen Handeln gegenüber mehr <strong>und</strong> mehr einer Selbstbeweihräucherung wich.<br />

<strong>Die</strong>se wird in dem für diese Zeit typischen Parteilied deutlich: "<strong>Die</strong> Partei, die Partei die<br />

hat immer Recht." Vergessen war der Auspruch Lenins: "Klug ist nicht, wer keine<br />

Fehler macht. Solche Menschen gibt es nicht <strong>und</strong> kann es nicht geben. Klug ist, wer<br />

keine allzu wesentlichen Fehler macht <strong>und</strong> es versteht, sie leicht <strong>und</strong> rasch zu<br />

korrigieren." <strong>Die</strong> <strong>KPD</strong> "muß auch die Partei der Selbstkritik sein, einer<br />

Kritik, die <strong>des</strong>to rücksichtsloser, <strong>des</strong>to schärfer ausfallen muß, je mehr sich zeigt, daß<br />

trotz aller Fehler, die die <strong>KPD</strong> macht, doch sie allein <strong>und</strong> nur sie der Zentralpunkt der<br />

deutschen Arbeiterbewegung ist." Wie es dazu kommen konnte, daß aus<br />

dieser Partei der Selbstkritik, wie sie etwa auf dem 4. Parteitag geübt wurde, die Partei<br />

der Heuchler auf historischem Gebiet werden konnte, die sich im Text von Brauer<br />

widerspiegelt, kann an dieser Stelle nicht untersucht werden.<br />

12


7. <strong>Die</strong> Stellung der <strong>KPD</strong> im Machtgefüge der<br />

Arbeiterparteien, ihre Einschätzung gegenüber der<br />

USPD <strong>und</strong> der SPD <strong>und</strong> die Frage der Schuldzuweisung<br />

für das Scheitern der Revolution.<br />

<strong>Die</strong> Frage nach dem Einfluß der <strong>KPD</strong> ist auch eine Frage nach der Größe der Partei. Sie<br />

hatte sich auf dem 2. Parteitag gespalten. <strong>Die</strong> Opposition erklärte dort ihren Austritt <strong>und</strong><br />

gründete im März <strong>1920</strong> die Kommunistische Arbeiterpartei (KAPD). <strong>Die</strong> <strong>KPD</strong> verlor ihre stärksten Organisationen <strong>und</strong> ihr<br />

Mitgliederbestand reduzierte sich von ca. 107000 auf etwa die Hälfte. In Berlin blieben<br />

von ca. 10000 nur einige Dutzend Mitglieder übrig. <strong>Die</strong> <strong>KPD</strong><br />

war zu dieser Zeit also eine sehr kleine Partei, was sich auch am Wahlergebnis der<br />

Reichtagswahl vom 6.6.20 zeigt. Für die SPD stimmten 5,6 Mill., für die USPD 4,9<br />

Mill. <strong>und</strong> für die <strong>KPD</strong> nur 441000 Wähler. <br />

<strong>Die</strong>se Zahlen sagen zwar nicht alles über den Einfluß der Partei auf die Arbeiterklasse<br />

aus. Sie zeigen aber, daß die <strong>KPD</strong> in einer Minderheit gegenüber den anderen<br />

Arbeiterparteien war. Daraus folgern natürlich andere Resultate, als wenn die <strong>KPD</strong> in<br />

der Mehrheit gewesen wäre. Ich nehme hier die historische Dreiteilung vor wie ich sie<br />

in Punkt 1. vorgestellt habe.<br />

A) Braun kam zu der Einschätzung der SPD als "Partei der Sozial-verräter" , die "zusammen mit dem rechten Flügel der USPD dafür verantwortlich ist, daß<br />

die Bourgeoisie weiter ihren politisch arbeiterfeindlichen Einfluß ausüben kann. Sie ist<br />

dafür verantwortlich, daß die Bourgoisie wieder in den Sattel gehoben wurde <strong>und</strong> mit<br />

ihr der zur Verfassung bekehrte Militarismus." Nach Zetkin kam es zur<br />

Niederlage auf dem Weg zur Räterepublik durch den "offenen oder kaum verschleierten<br />

Verrat der Mehrheitssozialdemokratie <strong>und</strong> Gewerkschaftsbürokratie." <br />

"Der Ausgang ist aber auch die Schuld der USP--Führerschaft <strong>des</strong> rechten Flügels der Schwäche der revolutionären Erkenntnis <strong>und</strong> Energie der links gerichteten<br />

Führerschaft der USP" , da es nicht zu einem einheitlichen Kampf für die<br />

Diktatur <strong>des</strong> Proletariates kam <strong>und</strong> so eine Restauration der alten Herrschaftsstruktur<br />

erfolgte. Für Radek versuchten die SPD <strong>und</strong> USPD immer, "die Arbeiterklasse in ihrem<br />

Marsch aufzuhalten, um sie zu verraten." Für Frölich war es eine der<br />

Hauptforderungen, die Unterschiede zu SPD <strong>und</strong> USPD herauszuarbeiten, denn "nur<br />

dann kommen die Massen zu uns, wenn wir ihnen ganz klar <strong>und</strong> deutlich den Spalt zeigen,<br />

den sie zu überspringen haben, wenn sie wirklich als revolutio-näre Kämfer gelten<br />

wollen" , also als Mitglieder der <strong>KPD</strong>. "Es kommt darauf an, aus jeder<br />

Bewegung so viel an mobiler revolutionärer Kraft herauszuholen als irgend möglich ist,<br />

gerade um <strong>des</strong> geistigen Gewinnes willen, den die Arbeiterschaft dabei davontragen<br />

kann." <strong>Die</strong> "richtige" Forderung nach Bildung von Arbeiterräten wurde für<br />

Hörnle "von den Gewerkschaften unter Beihilfe der SPD <strong>und</strong> der USPD planmäßig<br />

sabotiert." <br />

Auf dem 4. Parteitag kam es zu einer großen Debatte über dieses Thema. Piek stellte<br />

den Entwurf der Zentrale vor, nach welchem "es die Aufgabe der Partei ist, unter schärf-<br />

13


ster Kritik der SPD <strong>und</strong> USPD führend in die kommenden Kämpfe einzugreifen zur<br />

Eroberung <strong>und</strong> Befestigung weiterer Machtpositionen auf dem Wege revolutionärer<br />

Massenaktionen <strong>des</strong> Proletariats." Fröhlich führte aus, daß "die<br />

Niedertracht der Rechtssozialisten <strong>und</strong> die Feigheit der USPD der Massenbewegung das<br />

Genick gebrochen hat." Meyer stellte fest, daß "die linke USPD nur durch<br />

Fußtritte zu Aktionen zu treiben ist" <strong>und</strong> Friesland forderte, "daß auch in<br />

Zukunft nicht scharf genug gegen die USPD aufgetreten werden kann. <strong>Die</strong> Erfahrungen<br />

in den letzten Kämpfen zeigen, daß dort eine Rechtentwicklung eintrat zur SPD, sie<br />

zielen auf einen gemeinsamen Wahlkampf hin, der Einigkeitsrummel ist stark. Wir<br />

wollen auch die Einigkeit, aber auf Gr<strong>und</strong> der Rätediktatur." <br />

Düwell stellte fest, daß "die Parole: Für die Diktatur <strong>des</strong> Proletariats! - ausgegeben von<br />

SPD-Führern - von vornherein ein Verrat ist. Solchen Verrat <strong>des</strong> Proletariats mitzumachen,<br />

das mußte die <strong>KPD</strong> entschieden ablehnen." Er machte aber nicht<br />

die SPD für das Scheitern <strong>des</strong> Aufstan<strong>des</strong> verantwortlich, da "die SPD gar nicht anders<br />

handeln kann, ihre ganze Politik kapitalistisch, konterrevolutionär orientiert ist."<br />

Es war nach Düwell vielmehr die USPD, die "aus parteipolitischen Gründen den<br />

Arbeitern eine Niederlage bereitete" , da sie "durch die gemeinsamen Aktionen<br />

mit der SPD, durch die gemeinsame Herausgabe der falschen Parole, die Irreführung der<br />

Massen gefördert ." Auch kritisierte er die KAPD, "die eine erfolgreiche<br />

Helferin der Reaktion in dem Bestreben war, die <strong>KPD</strong> organisatorisch zu zerschlagen<br />

<strong>und</strong> innerlich zu schwächen." <br />

Lenin stellte in seinem Text fest, daß sich "die wahre Natur der jetzigen Führer der<br />

USPD <strong>während</strong> <strong>des</strong> <strong>Putsches</strong> der Herren <strong>Kapp</strong> <strong>und</strong> Lüttwitz aber <strong>und</strong> abermals offenbart<br />

hat. Das sind weinerliche spießbürgerliche Demokraten, die dem<br />

Proletariat noch tausendmal gefährlicher sind, wenn sie sich als Anhänger der<br />

Rätemacht <strong>und</strong> der Diktatur <strong>des</strong> Proletariats ausgeben, denn in Entlarvung der konterrevolutionären<br />

Rolle der SPD, nach den beiden revolutionären Epochen<br />

<strong>und</strong> insbesondere nach der Entwicklung der SPD zum Sozialifaschismus,<br />

bereits in der Vorbereitung zu einer siegreichen deutschen Oktoberrevolution geschehen<br />

ist." Für Brauer war der Aufstand von <strong>1920</strong> die "Generalprobe für die<br />

siegreiche Revolution der Zukunft" , in der der Kampf "mit der deutschen<br />

Konterrevolution, mit dem Sozial- <strong>und</strong> Nationalfaschismus" zu führen sei.<br />

Seine Abschlußforderung war, daß "der Sozialfaschismus, der offen zum Krieg gegen<br />

die Sowjetunion treibt, ... einer unserer zähesten Gegner sein wird." Auf die<br />

USPD ging er nicht speziell ein, da es bekanntlich auf dem 6. Parteitag der <strong>KPD</strong> zu<br />

einer Vereinigung mit der linken USPD gekommen war <strong>und</strong> der Vorsitzende der <strong>KPD</strong><br />

1930 (Thälmann) ein ehemaliges USPD Mitglied war.<br />

Es zeigt sich hier also, daß die Haltung gegenüber der SPD mit der Zeit feindlicher<br />

wurde, beziehungsweise schon immer feindlich war. <strong>Die</strong> Kommunisten konnten <strong>und</strong><br />

wollten nicht vergessen, daß ihre Führer Karl Liebknecht <strong>und</strong> Rosa Luxemburg mit<br />

Unterstützung der SPD ermordet worden waren. Eine Politik der Einheitsfront wurde<br />

bis 1921 zwar gefordert, man verstand aber unter ihr die Einheit der Arbeiter unter dem<br />

Banner <strong>des</strong> Kommunismus <strong>und</strong> unter Führung der <strong>KPD</strong>. Es war also eine andere<br />

Einheitsfront gemeint als die, die später sich im Kampf gegen Hitler bildete. <strong>Die</strong><br />

14


Haltung gegenüber der USPD war differenzierter. Man versuchte, sie zu spalten <strong>und</strong><br />

einen Teil der Linken an die <strong>KPD</strong> anzugliedern, was bekanntlich im Winter 20/21<br />

gelang. <strong>Die</strong> Schuldfrage wurde von allen Autoren nahezu einstimmig beantwortet. <strong>Die</strong><br />

SPD <strong>und</strong> die rechte USPD waren die Schuldigen für die Niederlage der Revolution.<br />

Wenn es unterschiedliche Gewichtungen gab, so <strong>des</strong>wegen, weil die tagespolitische<br />

Wirkung, die der Artikel verursachen sollte, einen größeren Stel-lenwert erhielt als die<br />

Wissenschaft.<br />

8. Abschlußbemerkungen<br />

Ich habe in diesem Aufsatz zu zeigen versucht, daß die innerparteiliche Diskussion der<br />

<strong>KPD</strong> demokratischer war als man es in den einschlägigen Büchern findet. Es fand, zu<br />

Beginn meines Betrachtungzeitabschnitts, dort eine harte offene Diskussion zu allen<br />

Bereichen der Taktik <strong>und</strong> der Strategie statt. Es gilt zu betonen, daß es zu dieser recht<br />

offenen Auseinandersetzung kam, obwohl die Partei einen Großteil der Zeit illegal war<br />

oder am Rande der Illegalität stand <strong>und</strong> so ihre Publikationsmöglichkeiten stark eingeschränkt<br />

waren. Es wäre eine interessante Untersuchung wann <strong>und</strong> wie es zu dem<br />

Umbruch kam, so daß sich die <strong>KPD</strong> zu einer Partei entwickelte, von der es in der<br />

einschlägigen Literatur heißt, daß sie <strong>und</strong>emokratisch <strong>und</strong> gegen jede Fehlerdiskussion<br />

war.<br />

Es hat sich meiner Ansicht nach auch gezeigt, daß es bis zu einem gewissen Zeitpunkt,<br />

der meinen Erkenntnissen zufolge um 1927 liegt, auch ein hohes Maß an Selbstkritik<br />

gegeben hat. Ebenfalls wurde in diesem Zeitraum eine relativ "richtige" Einschätzung<br />

der Politik der <strong>KPD</strong> im <strong>Kapp</strong>-Putsch gegeben. <strong>Die</strong>ses läßt sich für mich schwer<br />

feststellen, da die Frage nach der Rolle der <strong>KPD</strong> im März <strong>1920</strong> aus der heutigen Sicht<br />

ein anderes Thema ist, das ich mir nur zum Teil erschlossen habe, um die Diskussion,<br />

wie sie in der Weimarer Republik lief, zu verstehen. Es gilt auch festzustellen, daß die<br />

Entwicklung der verhängnisvollen These <strong>des</strong> Sozialfaschismus nicht nur ein Resultat<br />

der Politik der <strong>KPD</strong> war. Auch die SPD hatte einen entscheidenden Anteil daran, daß<br />

die Arbeiterpartein gegeneinander ankämpften, anstatt sich gemeinsam den Fragen der<br />

Zeit zu stellen. Der <strong>Kapp</strong>-Putsch steht hier in einer Reihe, die von der Niederschlagung<br />

der Revolution von 1918 <strong>und</strong> der Ermordung von Karl Liebknecht <strong>und</strong> Rosa Luxemburg<br />

bis zum Blutsonntag am 1.Mai 1929 führt, an dem ein SPD-Polizeipräsident gegen<br />

demonstrierende Arbeiter schießen ließ <strong>und</strong> es so zu 33 Toten <strong>und</strong> h<strong>und</strong>erten Verletzten<br />

kam. Das Ende dieses Weges war die Behauptung der SPD 1932, daß jede Stimme, die<br />

Thälmann entrissen <strong>und</strong> ihrem Kandidaten Hindenburg zugeführt wurde, ein Schlag<br />

gegen Hitler sei. Auch war die <strong>KPD</strong> an dieser Verschärfung der Trennung nicht<br />

unbeteiligt. Stalin stellte schon 1924 fest, daß "der Faschismus eine Kampforganisation<br />

der Bourgeoisie ist, die sich auf die aktive Unterstützung der Sozialdemokratie stützt.<br />

<strong>Die</strong> Sozialdemokratie ist objektiv der gemäßigte Flügel <strong>des</strong> Faschismus." Wir können also festhalten, daß von beiden Seiten Fehler gemacht wurden <strong>und</strong><br />

so die Einheit gegen Hitler zu spät hergestellt wurde. Aber die Forderung nach<br />

Einheitsfront oder Abtrennung der Parteien ist ein anderes Thema. Ich wollte nur<br />

15


verdeutlichen, daß der <strong>Kapp</strong>-Putsch - <strong>und</strong> dort die Politik der <strong>KPD</strong> - kein singuläres<br />

Ereignis war, sondern daß sowohl die Haltung der <strong>KPD</strong> im Putsch, als auch ihre<br />

Aufarbeitung der Problematik objektiven Einflüssen unterworfen war.<br />

16


Kurzbiographien der Autoren<br />

<strong>Die</strong> politischen Standpunkte der Autoren innerhalb der <strong>KPD</strong> lassen sich prinzipiell<br />

aufteilen in Linke, Zentristen, Rechte. <br />

Zu BRAUER konnte ich nicht ermitteln.<br />

BRAUN vertrat in seinen Schriften zum <strong>Kapp</strong>-Putsch eine rechte Position. Den Text<br />

habe ich ihm zuerkannt, da eine Textgleichheit in großen Teilen zu dem von<br />

ihm gekennzeichneten Text existiert. <strong>Die</strong> gleiche Zuordnung wird auch von<br />

Karl Radek vorgenommen. Zur Person Brauns ließ sich wenig ermitteln.<br />

Er wird in der Kommunistischen Internationalen war als "ein sehr einflußreicher<br />

deutscher Kommunist" bezeichnet, war aber nach meinen Kentnissen<br />

nie Mitglied der Zentrale. Es ist aber auch durchaus möglich, daß Braun nur ein<br />

Pseudonym eines Mitglie<strong>des</strong> der Zentrale ist.<br />

Wilhelm DÜWELL (Duisburg) vertrat in seiner Bro-schüre zum Ruhrkampf eine gemäßigte<br />

rechte Position. Über seine Biographie gibt es einige Unklarheiten. In der<br />

Broschüre trat er als Bezirksleiter der <strong>KPD</strong> auf <strong>und</strong> wurde auch vom 4. Parteitag auf<br />

Platz 17 der Reichswahlliste gewählt. Auf dem Vereinigungsparteitag trat<br />

er aber als Delegierter der USPD auf.<br />

Paul FRÖLICH (Erfurt) vertrat in seinem Artikel zum <strong>Kapp</strong>-Putsch eine linke Position,<br />

wie auch in seinen Reden auf den Parteitagen 3-6, auf denen er in die Zentrale der <strong>KPD</strong><br />

gewählt wurde. Er war Reichstagsabgeordneter von 21-24 <strong>und</strong> 28-30, ab 1928 trat er als<br />

Verteter der Kommunistischen Partei/Opposition (KPO) auf <strong>und</strong> wurde im selben Jahr<br />

aus der <strong>KPD</strong> als Rechter ausgeschlossen. Nach dem WK 2 wurde er Mitglied der SPD.<br />

<br />

Max HOELZ trat in seinem politischen Leben als Linksradikaler auf <strong>und</strong> wurde wegen<br />

seiner Rolle beim <strong>Kapp</strong>-Putsch, wo er eine Räterepublik zu errichten versuchte, aus der<br />

<strong>KPD</strong> ausgeschlossen. <strong>Die</strong>ses wurde aber durch seine Bezirksor-anisation<br />

nicht anerkannt, <strong>und</strong> somit trat er auch weiterhin als Kommunist auf <strong>und</strong> erhielt 1923 als<br />

erster Deutscher den Frontkämpferorden der UdSSR. Er war einer der herausragenden<br />

Persönlichkeiten der deutschen Arbeiterbewegung der Weimarer Zeit.<br />

HECKERT sprach auf dem 4. Parteitag als Linker. Er wurde auf Platz 4 der<br />

Reichswahlliste gewählt


Gründerjahre keine Chance der politischen Arbeit. Er trat später der SPD bei <strong>und</strong><br />

arbeitete dort gegen die <strong>KPD</strong>. <br />

Ernst MEYER kommt in seinem Text zur "Loyalitätsdeklaration" zu zentristischen<br />

Positionen. Er war Mitglied der Zentrale von der Gründung der <strong>KPD</strong> bis zum 6.<br />

Parteitag. Meyer wurde nach dem Ausschluß Levis Parteivorsitzender <strong>und</strong> blieb es bis zum 7. Parteitag. Später bleibt er zwar weiterhin in der Zentrale<br />

(ZK), hat dort jedoch kaum Einfluß. Er kam später in Konflikt mit den Linken <strong>und</strong><br />

Rechten <strong>und</strong> wird in der Geschichtsschreibung als "Versöhnler" <br />

geführt.<br />

RADEK vertrat in seinem Beitag zum <strong>Kapp</strong>-Putsch eine linke Position, genau wie in<br />

späteren Diskussionen innerhalb der KPdSU. Er war der Deutschlandexperte Lenins <strong>und</strong><br />

als solcher auch viel in die aktive <strong>KPD</strong>-Politik involviert. Er wurde 1936 auf Befehl<br />

Stalins hingerichtet.<br />

Aus SCHNELLERs Text spricht eine linke Position. Er war sehr auf Moskau <strong>und</strong><br />

Stalin ausgerichtet <strong>und</strong> wurde in der Parteidiskussion 1926 auch zu den Mitgliedern der<br />

Thälmann-Gruppe gezählt. Er war bis zu seiner Ermordung durch die Nazis führen<strong>des</strong><br />

<strong>KPD</strong> Mitglied.<br />

THALHEIMER war seit der Gründung der <strong>KPD</strong> eines der führenden Mitglieder;<br />

Herausgeber der "Roten Fahne", sowie <strong>des</strong> theoretischen Organs "<strong>Die</strong> Internationale".<br />

Er nahm als Cheftheoretiker in der Phase bis zum Scheitern der Offensivtaktik 1921<br />

eine linke Position ein. Anschließend war er meistens rechts <strong>und</strong> mußte <strong>des</strong>wegen auch<br />

von 1924, kurz vorher waren ihm alle Parteiämter aberkannt worden, ins Exil nach<br />

Moskau. Dort blieb er bis 1928. Kurz nach seiner Rückkehr wurde er aus der <strong>KPD</strong><br />

ausgeschlossen <strong>und</strong> trat der <strong>KPD</strong>O bei. <br />

Ernst THÄLMANN war bis zum 6. Parteitag USPD-Mitglied. Ab dem 8. Parteitag<br />

gehörte er zu den Führen der <strong>KPD</strong> <strong>und</strong> war bis zu seiner Ermordung durch die Nazis<br />

1944 deren Vorsitzender. Er war ein Vertrauter von Stalin <strong>und</strong> verbreitete <strong>des</strong>sen Politik<br />

in Deuschland.<br />

WALCHER wurde auf dem 2. Parteitag in die Zenrale als Verantwortlicher <strong>des</strong><br />

Gewerkschaftsbereichs gewählt. Er blieb in dieser Funktion bis 23; 1928 wird er als<br />

Rechter ausgeschlossen <strong>und</strong> gründet die <strong>KPD</strong>O mit. <br />

Klara ZETKIN war die große alte Dame der <strong>KPD</strong> <strong>und</strong> vertrat eine gemäßigt linke<br />

Position. Sie gehörte seit der Gründung der Partei zu ihren Führern <strong>und</strong> blieb es bis zu<br />

ihrem Tod 1933. Sie ist für die ganze Zeit der Weimarer Republik in der Zentrale <strong>und</strong> in<br />

der Kommunistischen Internationalen tätig.<br />

18


Biblographie der Dokumente <strong>und</strong> Materialien<br />

Bericht über den 3.Parteitag der <strong>KPD</strong> (Spartakusb<strong>und</strong>); Berlin <strong>1920</strong> .<br />

Bericht über den 4.Parteitag der <strong>KPD</strong> (Spartakusb<strong>und</strong>); Berlin <strong>1920</strong> .<br />

Bericht über den 5.Parteitag der <strong>KPD</strong> (Sektion der Kommunistischen Internationale);<br />

Berlin 1921.<br />

Bericht über die Verhandlungen <strong>des</strong> Vereinignugsparteitages der USPD (Linke)<br />

<strong>und</strong> der <strong>KPD</strong> (Spartakusb<strong>und</strong>); Berlin 1921 .<br />

Brandler,H.;<strong>Die</strong> Aktion gegen den <strong>Kapp</strong>-Putsch in Westsachsen; Berlin <strong>1920</strong>.<br />

Brauer,E.;Der Ruhraufstand von <strong>1920</strong>; Internationaler Arbeiter Verlag Berlin 1930<br />

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Braun,M.J.;<strong>Die</strong> Lehren <strong>des</strong> <strong>Kapp</strong>-<strong>Putsches</strong>; in "<strong>Die</strong> Internationale" Heft 20/1, Seite 22-<br />

37 <strong>und</strong> 20/2, S.4-18; Reprint "<strong>Die</strong> Neue Kritik" Frankfurt/M 1972 .<br />

Spartakus; Der <strong>Kapp</strong>-Lüttwitz-Putsch; in "<strong>Die</strong> Kommunistische<br />

Internatinale" H.20/10, S.147-171; Reprint "Politladen" Erlangen 1973 .<br />

Düwell,W; Der <strong>Kapp</strong>-Putsch <strong>und</strong> die Märzkämpfe im rheinisch- westfälischen<br />

Industriegebiet; Duisburg <strong>1920</strong>.<br />

Frölich,P.;<strong>Die</strong> <strong>Kapp</strong>iade <strong>und</strong> die Haltung der Partei; in "<strong>Die</strong> Internatinale" H.20/2, S.19-<br />

31; Reprint a.a.o..<br />

Gramsci,A.; in "Oedine Nuovo" vom 20.3.<strong>1920</strong> zitiert nach scritti politici, Bd.2; Rom<br />

1973.<br />

Gumbel,E.J.;Vier Jahre Politischer Mord; Berlin <strong>1920</strong>.<br />

Hoelz,M.; Vom "Weissen Kreuz" zur Roten Fahne; Malik Berlin 1929.<br />

Hoernle,?; <strong>Die</strong> Lehren <strong>des</strong> <strong>Kapp</strong>-<strong>Putsches</strong>; in "<strong>Die</strong> Internationale" H.20/2, S.39-44;<br />

Reprint a.a.o..<br />

Illustrierte Geschichte der Deutschen Revolution; Berlin 1929 .<br />

Kambrink,R.; Bei der Polizei im <strong>Kapp</strong>-Putsch; in "Westfälischer Kämpfer" 6.3.1930-<br />

21.3.1930.<br />

Kommunistische Internationale, das Exekutivkomitee; An die Arbeiter Deutschlands, an<br />

die Arbeiter der ganzen Welt; in "<strong>Die</strong> Kommunistische Internationale" H.20/10,<br />

S.229-232; Reprint a.a.o. .<br />

<strong>KPD</strong>; <strong>Die</strong> Stellung der <strong>KPD</strong> zum Abbruch der bewaffneten Kämpfe im Rheinisch-<br />

Westfälischen Industriegebiet; in "<strong>Die</strong> Kommunistische Internationale" H.21/15,<br />

S.481-523; Reprint a.a.o. <br />

Lenin,W.; Der linke Radikalismus, die Kinderkrankheit im<br />

Kommunismus; Moskau <strong>1920</strong> nach Werke Bd.31, S.1-106; <strong>Die</strong>tz Verlag Berlin/DDR<br />

.<br />

Levi,P.; Brief an das Zentralkomitee der <strong>KPD</strong>; in "<strong>Die</strong> Kommunistische Internationale"<br />

H.20/12, S.147-151; Reprint a.a.o..<br />

Meyer,E.; Über die Loyalitätsdeklaration der Kommunistischen Partei; in "<strong>Die</strong><br />

Kommunistische Internatinale" H.20/12, S.151- 154; Reprint a.a.o..<br />

19


Oberkommando <strong>des</strong> Heeres; Errettung <strong>des</strong> Ruhrgebiets 1918-<strong>1920</strong>; Mittler & Sohn<br />

Berlin 1943 .<br />

Prager,E.;Geschichte der USPD; Verlagsgenossenschaft Freiheit Berlin 1922<br />

.<br />

Radek,K.; <strong>Die</strong> <strong>KPD</strong> <strong>während</strong> der <strong>Kapp</strong>tage; in "<strong>Die</strong> Kommunistische Internationale"<br />

H.20/12, S.162-175; Reprint a.a.o..<br />

Schneller,E.;<strong>Die</strong> Taktik der <strong>KPD</strong> beim <strong>Kapp</strong>-Putsch; in "<strong>Die</strong> Internationale" H.25/6,<br />

S.164-172; Reprint a.a.o..<br />

Severing,C.;Im Wetter- <strong>und</strong> Watterwinkel; Buchhandlung Volkswacht Bielefeld 1927.<br />

Spartakus,(Braun,M.I.); Der <strong>Kapp</strong>-Lüttwitz-Putsch; in "<strong>Die</strong> Kommunistische<br />

Internationale" H.20/10, S.147-171; Reprint a.a.o. .<br />

Spethmann,H.;<strong>Die</strong> Rote Armee an Ruhr <strong>und</strong> Rhein; Berlin 1930.<br />

Thälmann,E.; Von <strong>Kapp</strong> bis Luther; in "Rote Fahne" 13.3.1925 nach Werke Bd.1<br />

S.121-125; Verlag Neuer Weg Stuttgart 1977.<br />

Walcher,J.; <strong>Die</strong> Zentrale der <strong>KPD</strong> <strong>und</strong> der <strong>Kapp</strong>-Putsch; in "<strong>Die</strong> Kommunistische<br />

Internationale" H.26/1.<br />

Zetkin,K.;<strong>Die</strong> Lage in Deutschland; in "<strong>Die</strong> Kommunistische Internationale" H.20/12,<br />

S.154-161; Reprint a.a.o..<br />

Monographien<br />

Bergmann,T.;Gegen den Strom, <strong>Die</strong> Geschichte der <strong>KPD</strong>O; VSA Hamburg 1987<br />

<br />

Bogdal,H.; Rote Fahne in Vest Bd.2 <strong>Die</strong> Niederschlagung <strong>des</strong> <strong>Kapp</strong>- Lüttwitz-<strong>Putsches</strong>;<br />

Klartext Essen 1984.<br />

Eildermann,W.; Als Wanderredner der <strong>KPD</strong> unterwegs; <strong>Die</strong>tz Verlag Berlin/DDR 1977.<br />

Flechtheim,O.K.; <strong>Die</strong> <strong>KPD</strong> in der Weimarer Republik; Europäische Verlagsanstalt<br />

(EVA) Frankfurt/M 1969.<br />

Geschichte der Militärpolitik der <strong>KPD</strong>; Militärverlag der Deutschen Demokratischen<br />

Republik 1987. <br />

Klassenkampf,Tradition,Sozialismus; VEB Deutscher Verlag der Wissenschaft<br />

Berlin/DDR 1974. <br />

Könnemann,E.; Krusch,H-J.; Aktionseinheit contra <strong>Kapp</strong>-Putsch; <strong>Die</strong>tz Verlag<br />

Berlin/DDR 1972. <br />

Krause,F.; Arbeitereinheit rettet die Republik; Frankfurt/M 1970<br />

Lucas,E.;Märzrevolution im Ruhrgebiet; März Verlag Frankfurt/M 1970.<br />

Lucas,E.; Märzrevolution <strong>1920</strong>; Verlag Roter Stern Frankfurt/M 1973.<br />

Meinberg,A.; Aufstand an der Ruhr; Verlag Roter Stern Frankfurt/M 1973.<br />

Retzlaw,K.; Spartakus Aufstieg <strong>und</strong> Niedergang; Neue Kritik Frankfurt/M 1971;<br />

<br />

Rosenberg,A.; Geschichte der Weimarer Republik; EVA Frankfurt/M 1961.<br />

Schabrod,K.; Generalstreik rettet Weimarer Republik; Carolus Verlag Düsseldorf 1960.<br />

Weitere Literatur<br />

20


Lenin,W.I.; Werke in 42 Bänden; <strong>Die</strong>tz Verlag Berlin/DDR 1953 ff. <br />

Marx,K.;Engels,F.; Werke in 43 Bänden; <strong>Die</strong>tz Verlag Berlin/DDR 1959 ff.<br />

.<br />

Stalin,J.; Werke in 15 Bänden; <strong>Die</strong>tz Verlag Berlin/DDR 1946 .<br />

_<br />

21

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