VERITAS - Das Genussmagazin / Ausgabe - 17-2016
Das Kundenmagazin der Oberkircher Winzer eG
Das Kundenmagazin der Oberkircher Winzer eG
- TAGS
- rotwein
- weingut
- winzer
- oberkircher
- wein
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Technik kommt!<br />
Als Peter Spraul (72) vor zwölf Jahren daheim in Ulm an seinem Geburtstagstisch saß, kam ihm das immer näher<br />
kommende Geräusch sehr vertraut vor. Tock! Tock! Tock! Natürlich, das ist mein alter Lanz! So einen Klang<br />
vergisst man nicht.<br />
Reisen wir zurück in die<br />
1950er-Jahre. Deutschland<br />
war gerade dabei, sich<br />
wieder zu berappeln, und<br />
alles strebte aufwärts. Aber die Zeiten<br />
waren immer noch hart, gerade<br />
die Landwirte mussten ganz schön<br />
ackern. Damals hatten Bauern noch<br />
Kartoffeln, Wein, Obst, Erdbeeren …<br />
Dazu noch Ochsen, Milchkühe, Kälber …<br />
Wer Heu, Mist oder Rüben transportieren<br />
wollte, spannte die Ochsen an.<br />
Zufälligerweise war im Dorf ein Landmaschinenvertreter<br />
mit „Hermann<br />
Lanz Aulendorf“-Traktoren. „Die Technik<br />
ist gekommen“, erinnert sich Peter<br />
Spraul, dessen Vater Anton „zugeschlagen“<br />
hatte. Wie 30 andere Landwirte<br />
im Dorf auch. Aber dieser Lanz war<br />
ein besonderer. 18 PS! Wer hatte damals<br />
so viele Pferdestärken unter der<br />
Motorhaube? Kurz nach dem Kauf<br />
machte Peter Spraul den Führerschein<br />
für den „Schlepper“ und durfte auch<br />
fahren.<br />
1968 gab es einen großen Einschnitt.<br />
Durch die Flurbereinigung wurden<br />
Flächen zusammengelegt und Hügel<br />
urbar gemacht. Statt Erdbeeren am<br />
Steilhang (!) wurden dort Reben gesetzt.<br />
Da jeder die „saubersten Reben“<br />
(Spraul) wollte, kam der „Bulldog“, wie<br />
man im Badischen sagt, auch dort<br />
zum Einsatz. Aber bald gehörte auch<br />
der Lanz zum alten Eisen, weil immer<br />
neue, stärkere, bessere Modelle nachkamen.<br />
Heute sind Traktoren mehr als<br />
100 PS stark und mindestens dreimal<br />
so groß. Ein paar Jahre, nachdem Peter<br />
Spraul schon den Hof übernommen<br />
hatte, war die Zeit endgültig reif und er<br />
verkaufte seinen Lanz nach Mösbach.<br />
Hin und wieder dachte er etwas wehmütig<br />
an den Traktor. Aber als der neue<br />
Besitzer den Lanz weiterverkaufte, war<br />
für Peter Spraul die Sache erledigt.<br />
<strong>Das</strong> wäre es wohl tatsächlich gewesen,<br />
hätte nicht Sohn und Hofnachfolger<br />
Patric Spraul (40) von seinem Schwager<br />
einen Tipp bekommen. Er kenne jemanden,<br />
sagte der Schwager, der hätte einen<br />
„Hermann Lanz Aulendorf“ auf dem Hof,<br />
in den Papieren würde ein Anton Spraul<br />
als Vorbesitzer stehen und als Baujahr<br />
wäre 1958 angegeben. So viele Zufälle<br />
aufs Mal konnte es gar nicht geben!<br />
Der neue Besitzer verkaufte, ohne ein<br />
Geschäft daraus zu machen, den alten<br />
Lanz an Patric Spraul. <strong>Das</strong> alles geschah<br />
heimlich, weil der Traktor das Geschenk<br />
zum Sechzigsten sein sollte. Reparieren<br />
musste man nicht viel, erzählt Patric<br />
Spraul, ein paar neue Lampen, ein neuer<br />
Anstrich mit der Originalfarbe, fertig.<br />
Wenn heute Peter Spraul mal eine Ausfahrt<br />
macht, sitzen gerne die Enkelkinder<br />
links und rechts. Die Aussicht<br />
ist super von da oben. Der größte Enkel<br />
Philipp hat auch schon den Führerschein<br />
und die drei Mädchen Lina,<br />
Hannah und Martha warten bereits sehnsüchtig<br />
auf den Tag, an dem es „Klack!“<br />
macht, wenn man den Lichtschalter umdreht.<br />
Bis dahin könnte der Fuhrpark<br />
noch weiter anwachsen. In der Scheune<br />
steht noch ein weiterer Lanz und<br />
Patric Spraul träumt von einem Porsche.<br />
Natürlich einem Porsche-Traktor. Wäre<br />
doch auch ein Geburtstagsgeschenk …<br />
<strong>17</strong>