9422 Staad Tel: 071 855 10 41; www.rema ... - Aktuelle Ausgabe
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Seite 14 RatgebeR Bodensee Nachrichten, 19. Oktober 2012<br />
Wenn du mir nicht hilfst und<br />
zwar ganz schnell, ist meine<br />
Ehe -verheiratet seit April 2001<br />
-wohl gelaufen. Also, von vorn:<br />
Ich bin 36 Jahre alt und dachte<br />
bislang, ich sei glücklich verheiratet.<br />
Irrtum! Was wahre Liebe<br />
ist -und Sex dazu -weiss ich<br />
erst, seit ich dem grössten Verführer,der<br />
in unserem Geschäft<br />
arbeitet, erlegen bin. Ich bereue<br />
nichts, geniesse den Sex mit<br />
ihm sehr,kann aber nun keinen<br />
mehr mit meinem Mann haben,<br />
weil der Unterschied einfach zu<br />
gross ist. Was nun: Sage ich es<br />
dem Mann oder verzichte ich<br />
auf den ‘Verführer’ oder kann<br />
ich beide haben? Clara<br />
Sie muss sich zwischen Mann und<br />
«Verführer» einfach entscheiden.<br />
Liebe Clara<br />
Gegenfrage: Woher soll ich das<br />
wissen? Du selbst musst entscheiden,<br />
leiste ich mir einen<br />
Bettgenossen neben der Ehe,<br />
soll ich es dem Mann sagen oder<br />
verschweigen und soll ich weiterhin<br />
die Vorzüge des Lover-<br />
Sex geniessen oder diesem den<br />
Schuh geben? Das alles kann<br />
nicht ich dir beantworten. Da<br />
lassen wir lieber die Vernunft in<br />
dir sprechen. Wenn dich der Sex<br />
mit dem Liebhaber derart umhaut,<br />
dann solltest du vielleicht<br />
deinem Mann diskret zeigen,<br />
wie du es lieber hättest, als nun<br />
gleich schon die Ehe aufs Spiel<br />
zu setzen. Es scheint, als hättest<br />
du zu Hause kein erfülltes<br />
Sexualleben; das geht wohl vielen<br />
Eheleuten so. Dein Gegengift<br />
jedoch mit der Variante ‘Lover<br />
contra Langeweile’ ist aber<br />
riskant. Nicht nur aus ehelicher<br />
Sicht sondern unter Betrachtung<br />
eines weiteren Punktes.<br />
Musst du das Problem<br />
echt auswärts lösen?<br />
Du schreibst nämlich, du seiest<br />
dem ‘grössten Verführer’ in<br />
eurer Firma erlegen. Also heisst<br />
das, dass der Casanova schmetterlingsartig<br />
von Blüte zu Blüte<br />
flattert und überall den Rüssel<br />
eintaucht. Da stellt sich dir die<br />
Frage, wie lange es dauert, bis<br />
dein ‘Blütenflatterer’ aufgrund<br />
von (Über-)Angebot und Nachfrage<br />
endgültig abschwirrt. Und<br />
überhaupt, stört es dich nicht,<br />
nur eine von vielen zu sein?<br />
Eine etwas demütigende Rolle,<br />
oder? Mein Rat: Versuche dein<br />
Liebesleben zuerst mit dem<br />
Gatten in Ordnung zu bringen,<br />
bevor du dein Heil nur auswärts<br />
suchst. Das hat er nach 11 Ehejahren<br />
wohl auch ein wenig verdient.<br />
Naja, nehme ich mal an!<br />
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42/ 2012<br />
Lieber Ratgeber<br />
Mit 20 Jahren, heute 39, hatte<br />
ich genug vom Spiesser-Land<br />
Schweiz und wanderte nach<br />
Australien aus, Grossraum<br />
Brisbane. Ich brach damals die<br />
Lehre ab -zum Leidwesen der<br />
Eltern -und die drei Geschwister<br />
sagten, ich spinne. Aber ich<br />
wollte die Welt sehen und kein<br />
Spiesser sein wie sie alle. Nun<br />
bin ich zurück und stosse auf<br />
Ablehnung. Meine Verwandtschaft<br />
ist kühl-distanziert. So<br />
finde ich z. B. keine Aufnahme<br />
bei einem Mitglied der Familie.<br />
Sogar die Eltern, alte Leutchen,<br />
wollen mich nicht unter ihrem<br />
Dach. Dabei bewohnen sie ein<br />
6-Zimmer-Haus. Dasselbe bei<br />
den Geschwistern -nirgendwo<br />
Aufnahme. Job finde ich keinen<br />
und das RAV will nicht zahlen.<br />
Nun fehlt mir Geld zur Existenzbestreitung,<br />
doch keiner hilft. Sie<br />
sagen mir ins Gesicht, ich solle<br />
meinen Revoluzzer-Weg weitergehen.<br />
Ist das späte Rache und<br />
falls ja, wofür? Oder Neid? Verstehe<br />
die Welt nicht mehr! Und<br />
du?<br />
David<br />
Lieber David<br />
Ich schon und deine Verwandten<br />
verstehe ich noch besser.<br />
Besonders wenn ich deine Arroganz<br />
und fehlende Einsicht<br />
sehe. Speziell im Bezug auf deinen<br />
Postkarten, die du seinerzeit<br />
aus Australien deiner Verwandtschaft<br />
nach Hause schicktest.<br />
Ich zitiere aus dem Original, indem<br />
mir ja ca. 40 (!) farbenfrohe<br />
Postkarten vorliegen, mit denen<br />
du Eltern und Geschwister (aber<br />
auch Freunde und Bekannte) seinerzeit<br />
beglücktest.<br />
«Hallo, ihr Loser!»<br />
«Bin in Perth and everything<br />
groovy. Langweilt euch nur weiter,<br />
ich geniesse das Leben. Salut,<br />
Dävid.» (Ja, ‘Dävid’ mit Um-<br />
Strafstoss<br />
b.<br />
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Ein Bonsai-Che Guevara<br />
laut, was sofalsch war wie deine<br />
innerliche Einstellung. Weiss der<br />
Teufel, was du damit ausdrücken<br />
wolltest, ein Hinweis vielleicht auf<br />
deine ‘perfekten’ Englischkenntnisse<br />
nach zwei Wochen Australien?<br />
Oder die freundliche Epistel,<br />
die deine heute betagten Eltern<br />
aus Melbourne erreichte: «Hi, Mom<br />
and Dad. Perhaps Inever turn back.<br />
Thats it. Greetings Dävid.» Abgesehen<br />
davon, Dävid, dass dies im Englischen<br />
grammatikalisch unkorrekt<br />
ist, was ging in dir vor, deinen Eltern<br />
auf solch himmeltraurige Art<br />
mitzuteilen, sie hätten gerade einen<br />
Sohn verloren? Schwachkopf!<br />
Sagte ich gerade Schwachkopf? Oh<br />
pardon, ich präzisiere mich: Dämlicher<br />
Schwachkopf! Dass sich die<br />
Anzahl deiner Gehirnzellen auf selber<br />
Tangente bewegt wie die Minusgrade<br />
auf dem Thermometer<br />
in einer arktischen Nacht -und ich<br />
rede von einer verflucht kalten arktischen<br />
Nacht -ist mir durchaus<br />
bewusst, dass aber anstelle eines<br />
Herzens ein kalter Stein in deiner<br />
Brust ruht, daran muss ich mich<br />
erst gewöhnen. Dävid, David, dummer<br />
Sohn, du hast Vater und Mutter<br />
das Herz gebrochen und deinen<br />
drei Geschwistern genauso. Woher<br />
ich das weiss? Vonihnen selbst und<br />
weil ich zudem sämtliche deiner 40<br />
hundsgemein formulierten Postkarten<br />
gesichtet habe. Jede Einzelne<br />
zerreisst einem liebenden Menschen<br />
das Herz. Du sahst dich, das<br />
geht aus diesen Schand-Postkartentexten<br />
hervor, als der grosse Revoluzzer,der<br />
es allen daheim zeigt, besonders<br />
der eigenen Familie. Nieder<br />
mit den Gittern, hoch mit dem gestreckten<br />
Mittelfinger, weg mit den<br />
Ketten. «Freiheit» brüllt David, der<br />
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Hautausschlag<br />
schräg<br />
(Druckschrift)<br />
Fassbinder<br />
Löwe, aber bitte Fütterung pünktlich<br />
um drei Uhr. Ja, es hat sich<br />
ausgeträumt mit dem wilden Revoluzzertum,<br />
den gesprengten<br />
Ketten und dem Hohn gegenüber<br />
allen, die anders als du, klug für<br />
ihre Zukunft vorsorgten. Indem<br />
sie eine Ausbildung machten und<br />
regelmässiger Arbeit nachgingen.<br />
Sie müssen nicht so wie du helvetischer<br />
Bonsai-Che Guevara, mit<br />
39 Jahren um ein Dach überm<br />
Kopf winseln bei den betagten El-<br />
tern und das RAV umGeld anbetteln.<br />
(Die geben eh kein Geld, vermitteln<br />
nur Jobs). David du kamst<br />
wieder heim zu jenen, die du jahrelang<br />
verhöhnt, gedemütigt, beleidigt<br />
und ihnen dein Überlegenheitsgefühl<br />
wie ein nasses Handtuch<br />
um die Ohren geschlagen<br />
hast. Nun sollen sie dich aufnehmen<br />
in ihre warme Stube. Gratis<br />
natürlich, denn du hast ja kein<br />
Geld und Hohn sättigt nicht. Doch<br />
einer nassen Katze gleich, die man<br />
aus dem Kanal zog, ziehst du ihnen,<br />
kaum hast du wieder Oberwasser,mit<br />
der Kralle der Gemeinheit<br />
eine neue blutige Spur durchs<br />
Gesicht. Das weiss ich, das weisst<br />
du. Also: Ich platziere dir gratis<br />
(!) folgendes Job-Inserat in unseren<br />
Blättern deiner Region: «Ungelernter<br />
39-Jähriger sucht Arbeit<br />
gleich welcher Art. Bin gelehrig<br />
und willens, gute Arbeit zu leisten.<br />
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Auflösung <strong>Ausgabe</strong> Nr.40<br />
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Gewinner/in KW 40<br />
Marcel Belart<br />
Lösungswort: FEUDAL<br />
Charly Pichler<br />
Hallo Hooligans<br />
Ihr seid die Totengräber des<br />
Fussballs und ihr grabt mit Lust.<br />
Der Fussball als Sport an sich,<br />
interessiert euch einen Dreck.<br />
(Ich muss so schreiben, sonst<br />
versteht ihr nichts) Euer Antrieb<br />
ist Randale und Gewalt.<br />
Das ist euer Garten Eden und<br />
kein Erzengel Gabriel, der euch<br />
mit dem Flammenschwert vertreibt.<br />
Ich zitiere aus dem Dokument<br />
der Staatsanwaltschaft St.<br />
Gallen, wo ihr Hohlköpfe jüngst<br />
gewütet habt. Der Staatsanwalt:<br />
«Wir stellen eine Eskalation der<br />
Gewalt im Umfeld des Fussballs<br />
fest. So wurde beim Spiel St.<br />
Gallen-Basel die gesamte Toilettenanlage<br />
in der AFG-Arena<br />
zerstört. Es wurden Schlagstöcke,<br />
Messer und Petarden konfisziert.<br />
Securitas-Wächter wurden<br />
mit Pfefferspray attackiert<br />
und grosser Sachschaden verursacht.»<br />
So der Staatsanwalt. Vor<br />
Jahren kam ich in den Ferien in<br />
Marokko -das ist in Nordafrika,<br />
ihr Leuchten des Abendlandes -<br />
mit einem dortigen Fussballmanager<br />
ins Gespräch. Ich fragte<br />
ihn, wie sein Land das Hooligan-<br />
Problem löse. Er lachte: «Oh,<br />
diese Sorge kennen wir kaum.<br />
Kommt es vor, dass Fans randalieren,<br />
unterscheiden wir nicht<br />
zwischen Tätern und Mitläufern.<br />
Nach dem Prinzip ‘Mitgegangen<br />
-mitgehangen’ gehen wir<br />
davon aus, den Mitläufern sei es<br />
wohl gewesen inmitten der Täter<br />
und lassen ihnen dieselbe<br />
Behandlung wie jenen zukommen.»<br />
Welche? Der Fussballmanager:<br />
«Wir setzen je nach Zahl<br />
der Hooligans auch die Nationalgarde<br />
ein. Wir umzingeln die<br />
Gewalttäter und lassen sie nicht<br />
mehr aus dem Stadion. Dort bleiben<br />
sie bei 40 Grad im Schatten<br />
bis zu vier Tagen. Es gibt Wasser,<br />
Brot und notfallmässig ärztliche<br />
Versorgung. Wir nehmen<br />
Fingerabdrücke, machen Fotos.<br />
Dann verteilen wir die Täter<br />
in die Gefängnisse des Landes,<br />
wo sie bis zu sechs Monate auf<br />
Staatskosten leben dürfen. Wir<br />
geben dabei wenig Geld für sie<br />
aus. Sie leben da nicht angenehm.<br />
Wenn wir sie entlassen,<br />
sind sie meist schlanker, lammfromm<br />
und gewaltfrei. Sie wissen,<br />
dass wir ihre Daten haben<br />
und sie nächstes mal länger einsperren.<br />
Wie gesagt, wir kennen<br />
das Hooligan-Problem wenig!»<br />
Ich lauschte ihm andächtig,<br />
dachte an helvetische Kuschel-<br />
Justiz und bekam eine unbändige<br />
Wut auf die Zerstörer dieses<br />
herrlichen Sports. Naja, auf<br />
unsere Richter auch!<br />
E-Mail: pic@zehnder.ch