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Name der Reihe Ausgangs- kern Stabiler Endkern

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42. Lektion: Radioaktivität<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 1


Lernziel<br />

• Unstabile Kerne zerfallen<br />

unter Emission von α, β,<br />

o<strong>der</strong> γ – Strahlung.<br />

• Der Zerfall von<br />

radioaktiven Kernen folgt<br />

einem exponentiellen<br />

Zeitgesetz.<br />

• Radioaktive Nuklide<br />

werden in <strong>der</strong> Medizin<br />

zur Diagnostik und zur<br />

Therapie verwendet.<br />

Begriffe<br />

• Radioaktiver Zerfall<br />

• Aktivität<br />

• Natürliche<br />

Radioaktivität<br />

• Künstliche<br />

Radioaktivität<br />

• Zerfallsreihen<br />

• Einsatz von<br />

radioaktiven Isotopen<br />

in <strong>der</strong> Medizin<br />

• Biologische<br />

Halbwertszeit<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 2


Emission von radioaktiver<br />

Strahlung<br />

Bei radioaktiver Strahlung und bei Kernreaktionen werden<br />

die folgenden Teilchen emittiert:<br />

� α - Teilchen = He - Kerne<br />

� β − - Positronen = negativ geladene Elektronen<br />

� β + − Positronen = positiv geladene Elektronen<br />

� γ - hochenergetische elektromagnetische Wellen<br />

� n – Neutronen (nur bei Kernspaltung)<br />

� p – Protonen (nur bei künstlicher Kernreaktion)<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 3


Unterscheidung <strong>der</strong> Teilchenart<br />

Die Teilchenart kann durch die Ablenkung in elektrischen<br />

und magnetischen Fel<strong>der</strong> bestimmt werden:<br />

� α und β – Teilchen werden in elektrischen und<br />

magnetischen Fel<strong>der</strong>n abgelenkt<br />

� γ – Strahlen und Neutronen werden nicht abgelenkt.<br />

γ,n<br />

β −<br />

β +<br />

+ -<br />

Pb-Abschirmung<br />

× B×<br />

× × × × × ×<br />

× × × × + × × × × α<br />

β<br />

× × × × × × × ×<br />

× × × × × × γ, × n<br />

× × × −×<br />

× × × ×<br />

β × × × × × × × ×<br />

× × × × × × × ×<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 4


Radioaktiver Zerfall von Kernen<br />

als statistisches Ereignis<br />

N 0 = Zahl <strong>der</strong> radioaktiven Kerne zur Zeit t=0<br />

∆N = Zahl <strong>der</strong> Zerfälle in einem Zeitintervall ∆t von 0 bis t<br />

N(t) = Zahl <strong>der</strong> nach ∆t verbliebenen aktiven Kerne<br />

Ansatz: Zahl <strong>der</strong> Zerfälle im Zeitintervall ∆t ist:<br />

∆N ~ - N 0∆t<br />

(-) Zeichen weil die Zahl <strong>der</strong> Zerfälle mit <strong>der</strong> Zeit abnimmt.<br />

Einführen einer Proportionalitätskonstanten λ<br />

(Zerfallskonstante) :<br />

∆N = - λN 0∆t<br />

Integration liefert das Zerfallsgesetz:<br />

N(t)=N 0exp(-λt)<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 5


Zerfallsgesetz und<br />

Halbwertszeit<br />

Zerfallsgesetz und Halbwertszeit (I)<br />

Zahl <strong>der</strong> radioaktiven Kerne<br />

N 0<br />

N0/2 N0/e N0/4 N0/8 N0/16 T 1/2<br />

τ=1/λ<br />

2T 1/2<br />

N(t)<br />

3T 1/2<br />

-λ<br />

t<br />

=<br />

-t/ τ<br />

ln2<br />

Halbwertszeit: T1/2 = = τ×<br />

ln2 = τ×<br />

0.<br />

693<br />

λ<br />

λ = Zerfallskonstante, τ = mittlere Lebensdauer > T1/2 H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 6<br />

=<br />

N<br />

4T 1/2<br />

0<br />

e<br />

N<br />

0<br />

e<br />

Zeit


Beispiel<br />

Man kann die Halbwertszeit T 1/2 direkt<br />

auf dem Graphen ablesen als die Zeit,<br />

bei <strong>der</strong> die Anfangszahl N=10 8 bei t=0<br />

um die Hälfte auf 5x10 7 abgefallen ist.<br />

Diese Halbwertszeit ist 10 min. Aus<br />

<strong>der</strong> Halbwertszeit folgt die mittlere<br />

Lebensdauer: τ=T 1/2/0,693 = 14,4 min.<br />

Alternativ kann man die Zeitkonstante<br />

λ aus <strong>der</strong> Steigung bestimmen und<br />

τ=1/λ berechnen:<br />

8<br />

6<br />

( 10 ) − log(<br />

6×<br />

10 ) = −λ(<br />

0min−<br />

40min)<br />

8 − 6,<br />

78 1,<br />

22<br />

nach λ aufgelöst : λ =<br />

=<br />

40×<br />

0,<br />

43min<br />

17,<br />

2min<br />

0,<br />

071min<br />

1<br />

; τ = =<br />

λ<br />

14,<br />

2min<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 7<br />

log<br />

=<br />

−1<br />

× loge


Radioaktiver Zerfall von Kernen (II)<br />

H. Soltwisch 42. Lektion: Radioaktivität 8


Zahl <strong>der</strong> Zerfälle pro Sekunde<br />

Aktivität des radioaktiven Zerfalls<br />

Die Zahl <strong>der</strong> radioaktiven Kerne ist häufig unbekannt. Messen kann man<br />

nur die Zahl <strong>der</strong> Zerfälle pro Zeiteinheit. Daher wird die Aktivität definiert<br />

als Anzahl <strong>der</strong> Zerfälle pro Sekunde:<br />

A 0<br />

A 0/2<br />

A0/4 A0/8 A0/16 T 1/2<br />

2T1/2 3T1/2 4T1/2<br />

A(t)<br />

Δ N<br />

=<br />

Δt<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 9<br />

=<br />

-<br />

A0e<br />

λt<br />

[A] = Becquerel (Bq),<br />

1Bq = 1Zerfall/s<br />

Zeit


Aktivität des radioaktiven Zerfalls<br />

Die Anfangsaktivität folgt aus dem Produkt von Zerfallskonstante λ<br />

und Anfangszahl <strong>der</strong> noch nicht zerfallenen radioaktiven Kerne N 0:<br />

A =<br />

0<br />

λN<br />

Bei N 0 vorhandenen radioaktiven Kernen bestimmt λ,<br />

wie groß die Aktivität ist:<br />

� langlebige Isotope mit kleinem λ (große Lebensdauer)<br />

haben eine kleine Aktivität;<br />

� kurzlebige Isotope mit großem λ (kleine Lebensdauer)<br />

haben eine große Aktivität.<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 10<br />

0


Isotopenverteilung von Kalium<br />

Isotop<br />

39<br />

Isotop<br />

40<br />

Isotop<br />

41<br />

39 40 41<br />

19K20 19K21 19K22 93,26% stabil<br />

0.012% β-Zerfall<br />

T 1/2= 1.3×10 9 a<br />

6,73% stabil<br />

Isotop<br />

40<br />

Isotop<br />

41<br />

Isotop<br />

39<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 11


Körperinterne Strahlenbelastung<br />

� menschlicher Körper (m = 80 kg) enthält ca.160 g Kalium<br />

� das radioaktive Isotop 40K hat eine Häufigkeit von 0.012%, d.h. im<br />

Körper befindet sich 0.02g radioaktives Kalium<br />

� diese Menge ist 0.02/40 Mol = 0.0005 Mol, d.h die Anzahl <strong>der</strong><br />

radioaktiven 40K-Atomen ist etwa N0 = 3 x 1020 � wegen <strong>der</strong> Halbwertszeit von 1.3x109 a ist die Aktivität :<br />

Sie strahlen ja !<br />

A<br />

20<br />

0.7×<br />

3×<br />

10<br />

=<br />

9<br />

7<br />

1.3×<br />

10 a×<br />

3.2×<br />

10 s<br />

≅ 5000 Zerfälle/s = 5000 Bq<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 12<br />

=<br />

ln 2<br />

T<br />

1/<br />

2<br />

N<br />

0


Zerfallsreihen<br />

von radioaktiven Zerfällen<br />

In Zerfallsreihen hängt die Aktivität <strong>der</strong> Tochter<strong>kern</strong>e von<br />

<strong>der</strong> Erzeugungsreihe <strong>der</strong> Mutter<strong>kern</strong>e ab:<br />

Mutter<strong>kern</strong><br />

(t)<br />

N 1<br />

λ1<br />

1.Tochter<br />

-<strong>kern</strong><br />

N 2<br />

(t)<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 13<br />

λ2<br />

2.Tochter<strong>kern</strong><br />

N 3<br />

Solange N 1 nicht zerfallen ist, kann N 2 nicht zerfallen, usw.<br />

(t)<br />

λ3


Zerfallsreihen<br />

<strong>Name</strong> <strong>der</strong> <strong>Reihe</strong> <strong>Ausgangs</strong><strong>kern</strong><br />

<strong>Stabiler</strong><br />

End<strong>kern</strong><br />

Uran - Radium 238U 206Pb Uran - Actinium 235U 207Pb Thorium 232Th 208Pb Neptunium 237Np 209Bi H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 14


Zerfall von 238 U<br />

Neutronenzahl<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 15<br />

Radon


Teilchenzahlen in Zerfallsreihen<br />

H. Soltwisch 42. Lektion: Radioaktivität 16<br />

Zerfallsreihen von radioaktiven Zerfällen


Drei Quellen für radioaktive<br />

Isotope<br />

1. Terristisch:<br />

Radioaktive Isotope sind bei <strong>der</strong> Geburt <strong>der</strong> Erde<br />

entstanden: 235 U, 238 U, 232 Th, 40 K<br />

Halbwertszeiten sind mit dem Erdalter vergleichbar,~5×10 9 a<br />

2. Kosmisch:<br />

Radioaktive Isotope werden ständig durch kosmische<br />

Strahlung erzeugt:<br />

14C, 3H, 7Be Halbwertszeiten sind verhältnismäßig kurz: 5730a, 12a, 53d<br />

3. Zivilisatorisch:<br />

Künstliche Erzeugung von Isotopen für Forschung und<br />

Medizin<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 17


Bezug zur Medizin<br />

Medizinische Verwendung von Radionukliden:<br />

• Szintigraphie<br />

• Therapie<br />

Anwendung von Radionukliden:<br />

• Bestrahlung von außen<br />

• Einnahme von Radio-Pharmazeutika<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 18


Künstlichen Erzeugung von<br />

radioaktiven Isotopen<br />

Die gebräuchlichsten Methoden zur Erzeugung<br />

radioaktiver Isotope für medizinische Anwendungen:<br />

1. Neutroneneinfang:<br />

durch Neutronenbestrahlung in einem Kernreaktor<br />

2. Protonenbestrahlung:<br />

mit Hilfe eines Zyklotrons<br />

3. α – Teilchen:<br />

Bestrahlung mit Hilfe eines Zyklotrons<br />

4. Elektronenbestrahlung:<br />

mit Hilfe eines Synchrotrons<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 19


99 Tc-Skelett-g-Strahlung Szintigramm<br />

Einspritzstelle<br />

Knochen werden durch<br />

Anlagerung von 99 Tc<br />

besser abgebildet als<br />

Organe. Ablagerung<br />

auch an eventuell<br />

vorhandenen<br />

Karzinomen.<br />

Tc kommt in <strong>der</strong> Natur<br />

nicht vor und muss<br />

künstlich erzeugt<br />

werden.<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 20


Erzeugung von 99 Mo<br />

99 Mo wird durch Kernspaltung von 235 92U mit Hilfe<br />

langsamer Neutronen erzeugt:<br />

n<br />

235<br />

92<br />

235<br />

92<br />

U<br />

U<br />

(n, f)<br />

99<br />

42<br />

Mo<br />

(f=Spaltung (fission)).<br />

99m<br />

42<br />

134<br />

50<br />

Mo<br />

Sn<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 21<br />

n<br />

n<br />

n


Künstliche Herstellung von Co-60<br />

Der γ-Strahler 60 Co wird<br />

durch Neutroneneinfang in<br />

einem Kernreaktor erzeugt:<br />

59<br />

27<br />

Co+<br />

1<br />

0<br />

n⇒<br />

n<br />

60<br />

27<br />

Co<br />

+<br />

γ<br />

Co γ - Quelle zur<br />

Behandlung von Tumoren<br />

(Gamma – Knife)<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 22<br />

γ<br />

Bleiblenden<br />

γ<br />

γ


Biologische Halbwertszeit<br />

Wenn radioaktive Substanzen im Körper sind, verringert<br />

sich ihre Aktivität nicht nur durch Zerfall, son<strong>der</strong>n auch<br />

durch Ausscheiden. Dadurch ist die effektive Halbwertszeit<br />

für viele radioaktive Isotope im Körper kleiner als die<br />

physikalische Halbwertszeit.<br />

Nuklid Physik. T 1/2 Biolog. T 1/2 Kritisches Organ<br />

90 Sr 28.1a 11a Knochen<br />

210 Pb 22a 730d Knochen<br />

210 Po 138d 40d Milz<br />

233 U 1.63 × 105a 300d Knochen<br />

131 I 8 d 80 d Schilddrüse<br />

14 C 5570 a 35a Fettgewebe<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 23


Effektive Halbwertszeit<br />

Die biologische Halbwertszeit und die physikalische<br />

Halbwertszeit setzen sich reziprok zu einer effektiven<br />

Halbwertszeit zusammen:<br />

1 1 1<br />

T ⋅T<br />

= + ⇒ T =<br />

T T T T T<br />

bio 12 / phys 12 /<br />

eff bio1/2 phys1/2 eff<br />

bio 1/ 2 + phys 1/ 2<br />

Beispiel: Es wird 131 J aufgenommen. Das Radionuklid<br />

131 J besitzt eine physikalische Halbwertszeit von rund 8 d<br />

und eine biologische Halbwertszeit von 80 d. Daraus<br />

ergibt sich eine effektive Halbwertszeit von 7,27 d.<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 24


Zusammenfassung:<br />

� Radioaktiver Zerfall nimmt exponentiell mit <strong>der</strong> Zeit ab<br />

� nach einer Halbwertszeit ist die Zahl <strong>der</strong> radioaktiven<br />

Kerne auf die Hälfte reduziert<br />

� Aktivität ist die Zahl <strong>der</strong> Zerfälle pro Zeiteinheit<br />

� Zerfallsreihen bestehen aus mehreren sukzessiven<br />

Zerfällen<br />

� die biologische Halbwertszeit ist üblicherweise kürzer<br />

als die physikalische.<br />

� Der beste Schutz vor radioaktiver Strahlung ist Abstand<br />

und keine Aufnahme von radioaktiven Stoffen in den<br />

Körper über Atemwege o<strong>der</strong> Nahrungsmittel.<br />

H. Zabel 42. Lektion: Radioaktivität 25

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