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Der innere Bauplan Maria Montessori: Ihre Erkenntnisse und das berühmte Material sind 100 Jahre alt – für uns aber jeden Tag ganz neu, ganz unverbraucht, immer für Überraschungen gut. Im Alltag mit Kindern, Jugendlichen und Kollegen sehen wir die Aktualität ihrer Ideen. Maria Montessori war Ärztin, sie war es gewohnt, genau hinzusehen. Sie bewegte sich in Kreisen innovativer Wissenschaftler genauso wie in spirituellen Kreisen. Sie ging ganz vom Kind aus, von den Beobachtungen, wie Kinder lernen und wie sie sich entwickeln. Montessori entdeckte, dass Kinder am Leben der Erwachsenen teilhaben wollen, dass Lernen und Entwicklung ein Bedürfnis eines jeden Menschen sind, dass sowohl Belohnung wie auch Strafen schädlich für die Entwicklung sind. Sie postulierte ein durch und durch positives Bild des Kindes. Montessori hat das Modell der Entwicklungsphasen und des inneren Bauplans eines Menschen gestaltet und geprägt, auf das auch wir im Löwenzahn aufbauen. Denn es ist wirklich ein Unterschied, ob wir es mit Dreijährigen zu tun haben, die vollkommen spontan im Hier und Jetzt sind, mit Elfjährigen, die auch auf Ziele hin arbeiten, oder mit Jugendlichen, die weiterreichende Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen. Maria Montessori fiel auch auf, dass Kinder jederzeit kooperieren, auch in Situationen, die sich auf den ersten Blick nicht so darstellen. Jesper Juul hat sich Jahrzehnte später ganz ausführlich mit dieser Thematik in seinen wunderbaren Büchern beschäftigt. Das Material von Maria Montessori zur Mathematik, Sprache und kosmischen Erziehung ist einfach und genial. Es ermöglicht Momente tiefster Polarisation der Aufmerksamkeit und den Aufbau innerer Struktur im Menschen. Zusammen mit der Natur ist es für uns der Schlüssel zum inneren Aufbau des Menschen. Wir verwenden das Material nicht, um etwas bestimmtes damit zu lernen, wir verwenden es als Entwicklungsmaterial, das es uns erlaubt, neue Erkenntnisse über den Aufbau der Welt und über uns als Mensch zu erlangen. Respektvoll Begleiten Lernen geschieht im Spannungsfeld von Selbstverwirklichung und Grundbedürfnis nach Liebe und Sicherheit durch einen Erwachsenen. Eine respektvolle Begleitung, die dem Kind zwar Sicherheit gibt, aber es nicht zu bestimmten Handlungen manipuliert, ist uns ein großes Anliegen. Gleichzeitig ist dies eine der größten Herausforderungen in der täglichen Begleitung der Kinder und Jugendlichen. Wir agieren als Begleiter, beraten, sind begeisterte Vorbilder und geben den Kindern durch unser eigenes Tun eine Orientierung.
» Wir alle sind nur einen Teil unseres Lebens Kinder. In unserem Inneren aber leben wir ein ganzes Leben davon, dass wir Kinder waren – wirkliche, echte Kinder. Wenn wir jetzt dadurch unsre ökonomischen Wachstumsziele in Gefahr sehen und schon die Kinder für die Wertschöpfungskette fit machen wollen – dann ist es vielleicht an der Zeit, dass wir uns eine Frage stellen: Was genau suchen wir eigentlich im Leben? Herbert Renz-Polster, Die Kindheit ist unantastbar
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