ifo Jahresbericht 2007 - CESifo
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Nutzung von Befragungsdaten zur<br />
Konjunkturanalyse<br />
Ein Schwerpunkt der eigenen Forschungsarbeit liegt<br />
auf der Analyse der <strong>ifo</strong>-Befragungsdaten. Einen hohen<br />
Stellenwert besitzt ihre Nutzung als Frühindikatoren<br />
für die gesamtwirtschaftliche Produktion und für<br />
wichtige Wirtschaftssektoren. Neben der Entwicklung<br />
von neuen Indikatoren spielt die Überprüfung der<br />
Prognosegüte bestehender Indikatoren mit modernen<br />
Zeitreihenverfahren eine zentrale Rolle. So konnte<br />
gezeigt werden, dass die Einbeziehung des Wirtschaftsklimas<br />
des Ifo World Economic Survey (WES) für den<br />
Euroraum in einfache Prognosemodelle für das<br />
Bruttoinlandsprodukt des Euroraums zu signifikanten<br />
Verbesserungen führt. Auch für weitere Länder wird<br />
die Prognosegüte der WES-Indikatoren untersucht.<br />
Weitere Schwerpunkte liegen auf der Konstruktion von<br />
branchen- und firmenspezifischen Prognosemodellen<br />
und auf der strukturellen Analyse in den Bereichen<br />
Unternehmensfinanzierung und Finanzdienstleistungen,<br />
insbesondere der Nutzung von Leasing, auf der Basis der<br />
erhobenen qualitativen Daten.<br />
Darüber hinaus wird die Erhebungs- und Analysetechnik<br />
des <strong>ifo</strong> Instituts in engem Kontakt mit<br />
Universitäten und Forschungsinstituten im Ausland,<br />
die ähnliche Umfragen durchführen, verfeinert und<br />
modernisiert. Eine enge Kooperation besteht mit der<br />
Europäischen Kommission. Die deutschen Teile der<br />
harmonisierten Unternehmensbefragungen der EU<br />
werden vom <strong>ifo</strong> Institut durchgeführt und durch die<br />
EU-Kommission kofinanziert. Die Unternehmenspanel<br />
und die Auswertungsprogramme der <strong>ifo</strong>-Umfragen<br />
unterliegen der ständigen Überprüfung und Anpassung<br />
an sich ändernde Strukturen und Produktspektren.<br />
Auch die Repräsentativität sowie die Plausibilität der<br />
Daten werden laufend kontrolliert.<br />
Evaluierung von Prognosemodellen<br />
Eng damit zusammenhängend, bildet die Evaluierung<br />
ökonometrisch-statistischer Prognosemodelle einen weiteren<br />
Schwerpunkt. Einbezogen werden sowohl bayesianische<br />
Verfahren zur Mittelung über eine große Anzahl<br />
von Einzelmodellen als auch stärker strukturelle Modelle<br />
unter Verwendung der erhobenen Unternehmensdaten.<br />
Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass<br />
der bayesianische Ansatz zur Mittelung von vektorautoregressiven<br />
(VAR-)Modellen für Prognosezwecke<br />
einzelnen VAR-Modellen und univariaten Modellen<br />
überlegen ist. Idee des bayesianischen Ansatzes ist es,<br />
eine große Anzahl einzelner VAR-Modelle zu schätzen<br />
und deren Prognosen mit Hilfe geeigneter<br />
Gewichtungsschemata in eine mittlere Prognose zu<br />
kondensieren.<br />
Mit einem ähnlichen Ansatz wird auch gezeigt, dass die<br />
Aggregation nationaler Umfrageindikatoren zu einem<br />
europäischen Indikator mit Hilfe von ökonomischen<br />
Gewichten (Anteil am europäischen Bruttoinlandsprodukt)<br />
nicht optimal im Sinne einer bestmöglichen<br />
Prognosekraft für das europäische Bruttoinlandsprodukt<br />
ist. Vielmehr sollten prognosegeleitete<br />
Gewichte verwendet werden, die nationale Indikatoren<br />
mit zueinander komplementärer Informationen übergewichten.<br />
Allerdings ergibt eine weitere Studie, dass die<br />
Kombination von Prognosemodellen in der Umgebung<br />
von Strukturbrüchen möglicherweise nicht so erfolgreich<br />
ist wie in der Literatur angenommen. Zumindest<br />
für die Inflationsrate in Großbritannien ist ein<br />
signifikanter Vorteil der Prognosemittlung bei Strukturveränderungen<br />
nicht erkennbar.<br />
Untersuchung von makroökonomischen<br />
Modellen<br />
Zur Sicherung der wissenschaftlichen Basis werden die<br />
theoretischen Modelle der Konjunkturentwicklung und<br />
des wirtschaftlichen Wachstums auf ihre Relevanz<br />
und Prognoseeignung überprüft. Deshalb führt<br />
der Bereich zu verschiedenen makroökonomischen<br />
Fragestellungen sowohl selbst initiierte als auch<br />
drittmittelfinanzierte Forschungsprojekte durch.<br />
Dazu gehören beispielsweise die Analyse der<br />
Zusammenhänge zwischen dem langfristigen<br />
Wachstum und der konjunkturellen Entwicklung, die<br />
Untersuchung des internationalen Konjunkturverbunds<br />
sowie die Analyse von Einflüssen institutioneller<br />
Regelungen auf Beschäftigung und Output. Dabei<br />
geht es auch um die institutionelle Ausgestaltung<br />
der Europäischen Währungsunion und die Politikentscheidungen<br />
der Europäischen Zentralbank. Die<br />
Konjunktur und Befragungen<br />
Überprüfung theoretischer<br />
Modelle auf ihre<br />
Prognoseeignung<br />
73 <strong>ifo</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong>