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Studie "Gewalt und Geschlecht in der Schule"

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<strong>Geschlecht</strong>sbezogene <strong>Gewalt</strong>prävention<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule erfor<strong>der</strong>t die Integration<br />

von Wissensbeständen <strong>in</strong> vorhandene<br />

Ansätze<br />

Angesichts <strong>der</strong> oben dargestellten Unübersichtlichkeit<br />

<strong>und</strong> vielfach noch nicht h<strong>in</strong>reichend<br />

entwickelten Konzepte bedeutet dies, dass momentan<br />

viel konzeptionelle Arbeit <strong>in</strong> Eigenregie<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit externen Fachkräften<br />

an Schulen geleistet werden muss. <strong>Geschlecht</strong>erreflexive<br />

<strong>und</strong> vor allem auch jungenspezifische<br />

Ansätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule werden fast<br />

ausschließlich vom Engagement e<strong>in</strong>zelner<br />

Lehrkräfte getragen <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d selten Inhalt systematischer<br />

Schulentwicklung (Neubauer et al.<br />

2007). E<strong>in</strong>e umfassende Expertise <strong>und</strong> Recherche<br />

h<strong>in</strong>sichtlich vorhandener <strong>und</strong> erprobter<br />

Konzepte gewaltpräventiver Maßnahmen für<br />

Mädchen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ner- <strong>und</strong> außerschulischen<br />

Jugendarbeit – ähnlich wie jene des Deutschen<br />

Jugend<strong>in</strong>stituts für Jungenarbeit – liegt unseres<br />

Wissen bislang nicht vor. Es wäre jedoch <strong>der</strong><br />

falsche Weg, nun gänzlich neue Konzepte zu<br />

entwickeln. Vielmehr empfiehlt es sich, <strong>Geschlecht</strong>erperspektiven<br />

<strong>in</strong> die vorhandene Praxislandschaft<br />

gut evaluierter <strong>und</strong> wissenschaftlich<br />

f<strong>und</strong>ierter Konzepte <strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong>prävention<br />

zu <strong>in</strong>tegrieren (vgl. auch Bereswill 2010, S. 26).<br />

Mädchen- <strong>und</strong> Jungenarbeit können durchaus<br />

den positiven Nebeneffekt haben, dass sie gewaltpräventiv<br />

wirken. Allerd<strong>in</strong>gs wäre dies<br />

durch Forschung erst näher zu untersuchen;<br />

denn, das was üblicherweise unter <strong>Gewalt</strong>prävention<br />

läuft, genügt diesem Anspruch kaum<br />

(vgl. Neuber et al. 2007). Zudem ist <strong>Gewalt</strong>prävention<br />

nicht primäres Anliegen geschlechtsbezogener<br />

Bildungsarbeit. Differenzierte Ansätze<br />

<strong>und</strong> Konzepte für geschlechtsbezogene<br />

<strong>Gewalt</strong>prävention s<strong>in</strong>d erfor<strong>der</strong>lich, die sich<br />

gerade auch an Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler im<br />

Jugendalter richten <strong>und</strong> die Dynamik dieser<br />

Lebensphase reflektieren.<br />

<strong>Geschlecht</strong>erreflexives Wissen als<br />

Professionsanfor<strong>der</strong>ung<br />

Es ist nicht neu, dass das Schulsystem vielfach<br />

für die Bearbeitung von gesellschaftlich verursachten<br />

Problemlagen <strong>und</strong> Krisenersche<strong>in</strong>ungen<br />

wie <strong>Gewalt</strong> für zuständig erklärt wird. Der<br />

Druck für Lehrkräfte <strong>und</strong> pädagogische Fachkräfte<br />

an Schulen zur Lösung entsprechen<strong>der</strong><br />

Phänomene wird auch dadurch erhöht. Bislang<br />

wissen wir wenig darüber, welche Perspektive<br />

Lehrkräfte selbst auf ihnen zugewiesene Mandate<br />

als Auftrag für die professionelle Handlungspraxis<br />

im Bereich <strong>Gewalt</strong>prävention <strong>und</strong><br />

geschlechtsbezogener Pädagogik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule<br />

haben. Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrer s<strong>in</strong>d bislang<br />

unzureichend auf die ihnen vielfach zugewiesene<br />

Rolle als „allgeme<strong>in</strong>e Sozialisationsbegleiter/<strong>in</strong>“<br />

vorbereitet.<br />

Daher wäre die Ausbildung von Lehrkräften <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> ersten <strong>und</strong> zweiten Phase stärker dah<strong>in</strong>gehend<br />

zu befragen, welchen Anteil sie Schwerpunkten<br />

wie Konfliktbearbeitung, <strong>Gewalt</strong>prävention<br />

sowie geschlechtsbezogener Pädagogik<br />

vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Klärung <strong>der</strong> Funktionsbestimmung<br />

von Schule <strong>und</strong> des Professionsverständnisses<br />

beimisst. <strong>Geschlecht</strong>erreflexives<br />

Fallverstehen wird daher als e<strong>in</strong> gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gen<strong>der</strong><br />

Ansatz <strong>der</strong> Professionalisierung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrerbildung betrachtet. E<strong>in</strong>e kasuistisch<br />

orientierte Lehrerbildung ist e<strong>in</strong> Ansatzpunkt,<br />

um theoriegeleitet Prozesse (geschlechter-)reflexiven<br />

Verstehens bereits im<br />

Studium e<strong>in</strong>zuüben. Die Notwendigkeit <strong>der</strong><br />

Weiterqualifikation im berufsbiografischen<br />

Entwicklungsprozess ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

jedoch ebenfalls hervorzuheben.<br />

5. Ausblick <strong>und</strong> Folgerungen<br />

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