07.12.2012 Aufrufe

Studie "Gewalt und Geschlecht in der Schule"

Studie "Gewalt und Geschlecht in der Schule"

Studie "Gewalt und Geschlecht in der Schule"

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

60<br />

Kommentar:<br />

Die Autor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Autoren weisen darauf<br />

h<strong>in</strong>, dass die/<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ator/<strong>in</strong> die Gruppe e<strong>in</strong>schätzen<br />

können sollte. Auch die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />

sollten bereits Vertrauen zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

aufgebaut haben. Die Rollenkarten <strong>und</strong> die<br />

Fragen sollten altersgerecht se<strong>in</strong>. Beim Durchführen<br />

<strong>der</strong> Methode haben die Autor<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Autoren die Erfahrung gemacht, dass Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />

aus diskrim<strong>in</strong>ierten gesellschaftlichen<br />

Gruppen starke Wi<strong>der</strong>stände entwickelt<br />

haben, wenn sich ihre persönliche Situation <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Rollenkarte wi<strong>der</strong>gespiegelt hat. Wichtig ist<br />

es daher, niemandem e<strong>in</strong>e Karte zuzuteilen,<br />

die sehr nah an dem wirklichen Leben <strong>der</strong> Personen<br />

ist bzw. immer auch die Zurückweisung<br />

<strong>der</strong> Karte zu ermöglichen.<br />

Das Potenzial dieser Methode liegt dar<strong>in</strong>, dass<br />

hier verschiedene Dom<strong>in</strong>anzverhältnisse zur<br />

Analyse angeboten werden <strong>und</strong> die strukturelle,<br />

<strong>in</strong>stitutionelle <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuelle Ebene angesprochen<br />

wird. Für diese Übung muss relativ<br />

viel Vor- <strong>und</strong> Nachbereitungszeit e<strong>in</strong>geplant<br />

werden.<br />

Reflexionsanregungen<br />

Voraussetzung für geschlechtsbezogene gewaltpräventive<br />

Arbeit ist die Bereitschaft, handlungsleitende<br />

Entscheidungs- <strong>und</strong> Bewertungskategorien,<br />

eigene <strong>Geschlecht</strong>erbil<strong>der</strong> <strong>und</strong> den<br />

eigenen Umgang mit Aggression <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong><br />

zu reflektieren (u.a. Böhnisch/Funk 2002; Drägeste<strong>in</strong>/Grote<br />

2004; Rohrmann et al. 2006;<br />

Jantz/Brandes 2006; Neubauer et al. 2007; Silkenbeumer<br />

2007).<br />

Es ist wichtig Lehrkräfte dafür zu sensibilisieren,<br />

dass Gefühle wie Angst, Unsicherheit, die<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit mit Mädchen <strong>und</strong> Jungen, die<br />

verbal o<strong>der</strong> auch physisch aggressiv gegen<br />

Gleichaltrige o<strong>der</strong> auch die eigene Person vorgehen,<br />

an sich zu akzeptieren <strong>und</strong> anzunehmen.<br />

Nur dann kann h<strong>in</strong>terfragt werden, woher<br />

abgewehrte Gefühle <strong>und</strong> mitunter auch die<br />

eigene Konfliktangst kommen <strong>und</strong> wie damit<br />

im Kontakt mit Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern<br />

umgegangen werden kann (vgl. dazu He<strong>in</strong>emann/Rauchfleisch/Grüttner<br />

1992). Beispielsweise<br />

können Sarkasmus <strong>und</strong> Verachtungen<br />

Reaktionen se<strong>in</strong>, die auch <strong>der</strong> Abwehr von<br />

Verunsicherungsgefühlen geschuldet s<strong>in</strong>d.<br />

Welche Kontroll- <strong>und</strong> Diszipl<strong>in</strong>ierungsmuster<br />

werden Mädchen <strong>und</strong> Jungen jeweils entgegengebracht<br />

<strong>und</strong> welche Bil<strong>der</strong> <strong>und</strong> Normalitätsvorstellungen<br />

von Männlichkeit <strong>und</strong> Weiblichkeit<br />

werden dabei wirksam? Die <strong>Geschlecht</strong>erdimension<br />

ist neben an<strong>der</strong>en Differenzl<strong>in</strong>ien<br />

(wie Ethnizität, soziales Milieu etc.) e<strong>in</strong> Thema,<br />

welches die Fachkräfte immer selbst betrifft<br />

<strong>und</strong> auch Generationenspannungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> pädagogischen Arbeit berührt. Gleiches gilt<br />

für Fragen danach, welche Botschaften <strong>und</strong> Regeln<br />

über den Umgang mit Aggression <strong>und</strong><br />

<strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialisation <strong>der</strong> Pädagog<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Pädagogen angeeignet wurden <strong>und</strong> wie damit<br />

im heutigen Leben umgegangen wird.<br />

Wichtig ist dabei e<strong>in</strong>e Sensibilisierung dafür,<br />

<strong>in</strong>wieweit e<strong>in</strong>seitige Orientierungen an Stärken<br />

bzw. Schwächen <strong>der</strong> Mädchen <strong>und</strong> Jungen Projektionen<br />

<strong>in</strong> Bezug auf verh<strong>in</strong><strong>der</strong>tes Stark- bzw.<br />

Schwach-Se<strong>in</strong> im eigenen Leben darstellen.<br />

Das Verhalten von Lehrkräften Mädchen <strong>und</strong><br />

Jungen gegenüber folgt dabei immer auch unbewussten<br />

<strong>in</strong>neren Arrangements. Erfor<strong>der</strong>lich<br />

ist deshalb die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem<br />

eigenen Umgang mit Aggression <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong><br />

<strong>und</strong> dem eigenen Konfliktverhalten auch des-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!