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Studie "Gewalt und Geschlecht in der Schule"

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s<strong>in</strong>d, können sich im Kontrast zu den „Heulsusen“<br />

als selbstbewusstere Mädchen positionieren<br />

<strong>und</strong> vom K<strong>in</strong>dheitsstatus abgrenzen.<br />

Wichtig ist es, gerade auch auf die Brüche <strong>in</strong><br />

den verme<strong>in</strong>tlich beson<strong>der</strong>s e<strong>in</strong>deutig konturierten<br />

Männlichkeits- <strong>und</strong> Weiblichkeitsdarstellungen<br />

zu achten. Wo ist <strong>der</strong> sonst so auf<br />

Coolness <strong>und</strong> Härte setzende Schüler an<strong>der</strong>s,<br />

wo hält er diesen Entwurf nicht durch <strong>und</strong> welche<br />

Bed<strong>in</strong>gungen tragen dazu bei, dass er nicht<br />

von an<strong>der</strong>en darauf festgelegt wird? Was wird<br />

überdeckt <strong>und</strong> was wäre, wenn verborgene Verletzbarkeiten<br />

von Jungen, aber auch von Mädchen<br />

im schulischen Kontext <strong>in</strong> <strong>der</strong> Klasse<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> engeren sozialen Bezugsgruppen wie<br />

<strong>der</strong> Jungenclique o<strong>der</strong> Mädchenclique gezeigt<br />

werden?<br />

Der Rückgriff auf sozial vorgef<strong>und</strong>ene Weiblichkeits-<br />

<strong>und</strong> Männlichkeitsbil<strong>der</strong> mit scharfen<br />

Konturen o<strong>der</strong> auch <strong>Geschlecht</strong>erklischees<br />

ist immer auch im H<strong>in</strong>blick auf se<strong>in</strong>e S<strong>in</strong>nhaftigkeit<br />

im Entwicklungskontext <strong>der</strong> Mädchen<br />

<strong>und</strong> Jungen zu h<strong>in</strong>terfragen. Männlichkeit <strong>und</strong><br />

Weiblichkeit werden unter bestimmten Bed<strong>in</strong>gungen<br />

relevant. Es handelt sich um vielschichtige<br />

<strong>und</strong> teilweise mehrdeutige geschlechtliche<br />

Inszenierungen. Dies wird jedoch<br />

leicht durch stereotypisierende Alltagstheorien<br />

<strong>und</strong> vorschnelle Deutungen von „Mädchenverhalten“<br />

<strong>und</strong> „Jungenverhalten“ übersehen.<br />

Oftmals wird von Pädagog<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Pädagogen<br />

das eigene Wissen nur noch dazu genutzt,<br />

das Gesehene <strong>in</strong> die eigenen Deutungsschablonen<br />

e<strong>in</strong>zuordnen <strong>und</strong> Bekanntes zu identifizieren<br />

(vgl. dazu auch Rose 2003). Es geht<br />

jedoch gerade darum, diese Verhaltensweisen<br />

zu respektieren, ohne die Mädchen <strong>und</strong> Jungen<br />

darauf festzulegen <strong>und</strong> Räume zur Verfügung<br />

stellen, <strong>in</strong> denen Gegenerfahrungen möglich<br />

werden.<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit geschlechtsbezogenen<br />

gewaltpräventiven<br />

Angeboten – e<strong>in</strong>e Orientierungshilfe<br />

Zahlreiche Angebote aus dem Bereich <strong>der</strong><br />

Mädchen- <strong>und</strong> Jungenarbeit liegen <strong>in</strong>zwischen<br />

vor <strong>und</strong> seit Jahren werden an Schulen schon<br />

verschiedene Maßnahmen von außerschulischen<br />

Kooperationspartnern aus <strong>der</strong> Jugendarbeit<br />

durchgeführt. Beim Blick auf zielgerichtete<br />

Angebote, die sich an den Bedürfnissen <strong>und</strong><br />

Konfliktlagen von Mädchen orientieren, dom<strong>in</strong>ieren<br />

Selbstbehauptungskurse. Für den Bereich<br />

gewaltpräventiver Ansätze, die sich an<br />

Jungen richten, wird ebenfalls noch deutlicher<br />

Entwicklungsbedarf benannt (vgl. dazu Neubauer<br />

et al. 2007; Arbeitsstelle K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkrim<strong>in</strong>alitätsprävention<br />

2006; Luedtke/Geiß<br />

2007). Geht es nun darum, sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Fülle <strong>der</strong> Angebote zu orientieren <strong>und</strong> an <strong>der</strong><br />

eigenen Schule e<strong>in</strong> Konzept für geschlechtsbezogene<br />

<strong>Gewalt</strong>prävention zu entwickeln, sollten<br />

u.a. folgende Fragen beantwortet werden:<br />

● Welche (Teil-)Ziele, welche Inhalte sowie<br />

methodisch-didaktische Vorgehensweisen<br />

<strong>und</strong> pädagogische Pr<strong>in</strong>zipien werden<br />

<strong>in</strong> den angebotenen Maßnahmen formuliert?<br />

Erklärt <strong>und</strong> begründet werden muss, was<br />

überhaupt konkret verän<strong>der</strong>t werden soll<br />

(Wissen, E<strong>in</strong>stellungen, soziale Kompetenzen,<br />

Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung bestimmter <strong>Gewalt</strong>formen<br />

etc.). H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Überprüfung<br />

des Passungsverhältnisses von Maßnahme<br />

<strong>und</strong> Zielgruppe ist auch zu reflektieren, ob<br />

die oft aus an<strong>der</strong>en Kontexten übernommenen<br />

Modelle auf den schulischen Kontext<br />

<strong>und</strong> den je konkreten Bedarf übertragbar<br />

s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> modifiziert werden müssen.<br />

4. Praxisteil · <strong>Geschlecht</strong>sbewusste <strong>Gewalt</strong>prävention<br />

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