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Studie "Gewalt und Geschlecht in der Schule"

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dann nach Becker-Schmidt <strong>und</strong> Knapp gerade<br />

auch, soziale Erwartungen zu frustrieren<br />

(1987, S. 184). Das Schwanken zwischen<br />

eigenen Selbstempf<strong>in</strong>dungen, verschiedenen<br />

Zugehörigkeitsoptionen, Anerkennungsbedürfnissen<br />

sowie Autonomiewünschen<br />

so auszubalancieren, erfor<strong>der</strong>t<br />

Konfliktbereitschaft <strong>und</strong> Ambivalenztoleranz.<br />

E<strong>in</strong> Zuwachs an <strong>in</strong>nerer Flexibilität<br />

im Umgang mit äußeren Verhaltenszumutungen<br />

ist e<strong>in</strong>e wichtige Ressource zur<br />

Überw<strong>in</strong>dung rigi<strong>der</strong> Selbst- <strong>und</strong> Fremdbil<strong>der</strong><br />

(Bereswill 2010, S. 23).<br />

<strong>Geschlecht</strong>sbezogene <strong>Gewalt</strong>prävention <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schule sollte sich ihres begrenzten E<strong>in</strong>flusses<br />

<strong>und</strong> ihrer Reichweite angesichts <strong>der</strong> vielschichtigen<br />

Verursachungsstruktur von <strong>Gewalt</strong> bewusst<br />

se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> soziales Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>und</strong> konstruktive<br />

Konfliktlösungsfähigkeiten können<br />

als Bildungsziele ebenso wenig normativ verordnet<br />

<strong>und</strong> kognitiv e<strong>in</strong>gelöst werden wie alternative<br />

Männlichkeits- <strong>und</strong> Weiblichkeitsentwürfe.<br />

Alle<strong>in</strong> auf die Lernpotenziale von Mädchen<br />

<strong>und</strong> Jungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geschlechtssensiblen<br />

Erziehung zu setzen, ohne die unterschiedlichen<br />

Lebenslagen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mitzureflektieren,<br />

<strong>in</strong>dividualisiert (e<strong>in</strong>mal mehr) gesellschaftliche<br />

Verhältnisse. Deshalb ist immer<br />

auch danach zu fragen, welche unterschiedlichen<br />

Handlungsressourcen K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> solche<br />

Lernprozesse mitbr<strong>in</strong>gen (ebd., S. 24). Dies<br />

verweist auf den <strong>in</strong>terdependenten Zusammenhang<br />

zwischen <strong>in</strong>neren <strong>und</strong> äußeren Strukturen,<br />

die den jeweiligen Handlungsspielraum<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger e<strong>in</strong>engen <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />

für Verän<strong>der</strong>ungsprozesse rahmen.<br />

Fragen wir nun danach, welches Verständnis<br />

von <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong> gr<strong>und</strong>legend für<br />

„geschlechtsbezogenen <strong>Gewalt</strong>prävention“ ist<br />

<strong>und</strong> welche Ziele formuliert werden können,<br />

lassen sich verschiedene Eckpfeiler benennen.<br />

Eckpfeiler e<strong>in</strong>er geschlechtsbezogenen<br />

<strong>Gewalt</strong>prävention mit Mädchen <strong>und</strong><br />

Jungen<br />

● Als übergeordnete Lernziele für beide <strong>Geschlecht</strong>er<br />

können <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie das Erlernen<br />

von Strategien für e<strong>in</strong>en konstruktiven,<br />

d.h. auch nicht selbstdestruktiven<br />

Umgang mit Aggression <strong>und</strong> Konflikten,<br />

die Stärkung des Vertrauens <strong>in</strong> die eigene<br />

mentale <strong>und</strong> körperliche Stärke, das Erwerben<br />

von Handlungssicherheit im Umgang<br />

mit <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> Konflikten formuliert werden.<br />

Dabei geht es beson<strong>der</strong>s darum, eigene<br />

<strong>und</strong> fremde Grenzen wahrzunehmen<br />

<strong>und</strong> zu akzeptieren.<br />

● Es gilt, Lern- <strong>und</strong> Entwicklungsprozesse anzuregen,<br />

durch die Mädchen <strong>und</strong> Jungen<br />

e<strong>in</strong> differenziertes Verhaltensrepertoire im<br />

Umgang mit Emotionen wie Wut <strong>und</strong><br />

Ärger erwerben <strong>und</strong> erweitern können.<br />

● Mädchen <strong>und</strong> Jungen sollten die Gelegenheit<br />

erhalten, ihre Erlebnisse <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

mit Phänomenen wie Aggression<br />

<strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong> zu artikulieren – <strong>und</strong> zwar als<br />

Opfer, Täter<strong>in</strong>nen/Täter, Mittäter<strong>in</strong>nen/<br />

Mittäter <strong>und</strong> passiv Beteiligte (Zuschauer/<br />

<strong>in</strong>nen). <strong>Gewalt</strong>akzeptanz <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>tätigkeit<br />

werden genauso wie Ängste, Opfer von<br />

<strong>Gewalt</strong> zu werden (Täter-Opfer-Ambivalenzen)<br />

thematisiert.<br />

● Gleichheit <strong>und</strong> Differenzen sowie Vielfalt<br />

zwischen <strong>und</strong> <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> <strong>Geschlecht</strong>er-<br />

Gruppen im Zugang zu Aggression <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

4. Praxisteil · <strong>Geschlecht</strong>sbewusste <strong>Gewalt</strong>prävention<br />

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