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Studie "Gewalt und Geschlecht in der Schule"

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kommt. So gilt es, Regeln wie die Norm<br />

gewaltfreier Kommunikation o<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong>losigkeit<br />

bei Konfliktlösungen zu verdeutlichen,<br />

unabhängig davon, ob es sich um e<strong>in</strong><br />

Mädchen o<strong>der</strong> Jungen handelt. Im Weiteren ist<br />

durch den Nachvollzug <strong>der</strong> Handlungslogik<br />

<strong>der</strong> Subjekte <strong>und</strong> die Analyse kontextueller<br />

Bed<strong>in</strong>gungen weitergehen<strong>der</strong> Handlungsbedarf<br />

auszuloten.<br />

<strong>Geschlecht</strong>sbezogene gewaltpräventive Arbeit<br />

ist ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Methode o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Set<br />

spezieller Methoden, son<strong>der</strong>n zunächst e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Perspektive sowie professionelle<br />

Haltung, die <strong>in</strong> geschlechtshomogenen wie<br />

koedukativen Praxisfel<strong>der</strong>n wirksam wird. Inhaltlich<br />

wird auf Erfahrungen <strong>und</strong> Qualitätsstandards<br />

aus <strong>der</strong> Mädchen- <strong>und</strong> Jungenarbeit<br />

<strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>prävention sowie auf Erkenntnissen<br />

<strong>der</strong> <strong>Geschlecht</strong>er- <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>forschung<br />

aufgebaut. Jungenarbeit <strong>und</strong> Mädchenarbeit<br />

be<strong>in</strong>halten durchaus auch Schwerpunktsetzungen<br />

<strong>in</strong> den Bereichen <strong>Gewalt</strong>prävention <strong>und</strong><br />

Selbstbehauptung, sie sollten aber nicht <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie damit begründet werden. Das bedeutet,<br />

dass Mädchen- <strong>und</strong> Jungenarbeit an <strong>der</strong><br />

Schule ihren eigenen Stellenwert hat <strong>und</strong> thematisch<br />

nicht auf die <strong>Gewalt</strong>thematik verengt<br />

werden sollte; Sexualpädagogik, Lebens- <strong>und</strong><br />

Berufsplanung etc. s<strong>in</strong>d weitere wichtige Themenschwerpunkte.<br />

Vorhandene gewaltpräventive<br />

Angebote <strong>und</strong> Programme sollten h<strong>in</strong>gegen<br />

um geschlechtsbezogene Perspektiven erweitert<br />

bzw. entsprechend f<strong>und</strong>iert werden.<br />

<strong>Geschlecht</strong>sbezogene <strong>Gewalt</strong>prävention sollte<br />

zudem <strong>in</strong> e<strong>in</strong> umfassendes Konzept von Mädchen-<br />

<strong>und</strong> Jungenarbeit an <strong>der</strong> Schule e<strong>in</strong>gebettet<br />

werden.<br />

Männlichkeit <strong>und</strong> Weiblichkeit werden im<br />

Rahmen geschlechtsbezogener <strong>Gewalt</strong>präven-<br />

tion nicht als naturhaft gegeben <strong>und</strong> unverän<strong>der</strong>lich<br />

verstanden. <strong>Geschlecht</strong> wird als e<strong>in</strong>e soziale<br />

Strukturkategorie <strong>und</strong> als etwas, was <strong>in</strong><br />

Interaktionen immer auch erzeugt wird <strong>und</strong> lebenslang<br />

konflikthaft angeeignet wird, konsequent<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Arbeitsformen <strong>und</strong><br />

Handlungsansätzen berücksichtigt. Das, was<br />

Mädchen <strong>und</strong> Jungen tun, ist an<strong>der</strong>s <strong>und</strong> mehr<br />

als angeeignete Männlichkeits- <strong>und</strong> Weiblichkeitsbil<strong>der</strong>.<br />

E<strong>in</strong> geschlechtsneutraler Blick ist<br />

deshalb nicht möglich. In pädagogischen Prozessen<br />

wie im alltäglichen Handeln führt dies<br />

zu e<strong>in</strong>er unlösbaren Paradoxie: Konstruktionen<br />

von <strong>Geschlecht</strong>erdifferenz sollen verflüssigt<br />

werden, gleichzeitig wird <strong>Geschlecht</strong> dabei<br />

vorausgesetzt <strong>und</strong> rahmt unsere Wahrnehmung,<br />

bietet Orientierung.<br />

Gesellschaftliche Ordnungsmuster wie <strong>Geschlecht</strong><br />

wirken auch „unter <strong>der</strong> Haut“ von<br />

Individuen, berühren das leibseelische Empf<strong>in</strong>den<br />

des Mann- <strong>und</strong> Frause<strong>in</strong>s (Böhnisch/Funk<br />

2002, S. 39). <strong>Geschlecht</strong>sbezogene Diskrepanzerfahrungen<br />

(für Mädchen z.B. durch die Doppelbotschaft:<br />

„Wehr dich, sei durchsetzungsstark!<br />

Aber wenn du dich aggressiv wehrst,<br />

dann wirkst du unweiblich o<strong>der</strong> hysterisch!“)<br />

s<strong>in</strong>d auch deshalb nicht e<strong>in</strong>fach auflösbar, weil<br />

sie auf gesellschaftliche <strong>Geschlecht</strong>erkonflikte<br />

verweisen. In geschlechtsbezogener präventiver<br />

Arbeit geht es daher eher darum, von Konfliktkonstellation<br />

zu entlasten als diese aufzulösen<br />

(ebd., S. 184).<br />

Für geschlechtsbewusste Erziehung <strong>und</strong><br />

Bildung bedeutet dies, „Suchbewegungen<br />

sozialen Lernens“ anzuregen: Wo s<strong>in</strong>d wir<br />

dem <strong>Geschlecht</strong>erverhältnis <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong>erbil<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong>art verhaftet, dass es<br />

uns <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e beschädigt/verletzt?<br />

„Flucht aus dem Identitätszwang“ heißt

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