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Studie "Gewalt und Geschlecht in der Schule"

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ebenso richtig <strong>und</strong> wichtig, gegen <strong>Gewalt</strong><br />

<strong>in</strong> Schulen mit Hilfen von Unterrichtse<strong>in</strong>heiten<br />

<strong>und</strong> Projektwochen vorgehen zu<br />

wollen. E<strong>in</strong>e genau so wichtige Strategie ist<br />

die Verbesserung <strong>der</strong> Qualität von Schule<br />

<strong>und</strong> Unterricht im S<strong>in</strong>ne des Lebensweltansatzes<br />

<strong>und</strong> die Herstellung e<strong>in</strong>er Kommunikationskultur,<br />

die den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

e<strong>in</strong>er demokratischen Gesellschaft gerecht<br />

wird.“ (2004, S. 41f.)<br />

Bei <strong>Gewalt</strong>prävention geht es immer auch darum,<br />

junge Menschen zu befähigen, Konflikte<br />

vernunftgemäß <strong>und</strong> situationsangemessen zu<br />

lösen, dazu gehört zu erlernen, Konflikte, Aggression<br />

<strong>und</strong> Wut als notwendige Bestandteile<br />

zwischenmenschlicher Beziehungen zu akzeptieren<br />

<strong>und</strong> zu verstehen. E<strong>in</strong>e Annäherung an<br />

diese Ziele ist nur durch langfristig angelegte,<br />

vom Kollegium anerkannte <strong>und</strong> im Alltag<br />

gelebte Formen des Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>s erreichbar.<br />

Dabei spielt es auch e<strong>in</strong>e Rolle, ob gewaltpräventive<br />

Maßnahmen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividualisierende<br />

Perspektive auf Phänomene wie<br />

Konflikte <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong> verfolgen <strong>und</strong> Ursachen<br />

dafür vorrangig an <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Person festmachen o<strong>der</strong> ob sie auch die<br />

Lebenswelt <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />

sowie strukturelle Bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong>ner- <strong>und</strong><br />

außerhalb von Schule mit e<strong>in</strong>beziehen.<br />

Geht es vorrangig darum, dass Anpassung<br />

an verhaltensbezogene <strong>und</strong> immer auch<br />

geschlechtsbezogene Normierungen verfolgt<br />

wird – o<strong>der</strong> überwiegt e<strong>in</strong>e Perspektive, bei <strong>der</strong><br />

Subjekte lebensweltorientiert so begleitet werden<br />

können, dass es ihnen gel<strong>in</strong>gt, „die eigenen<br />

(Bildungs-)Wünsche bzw. Lebensgestaltungspotenziale<br />

zu formulieren <strong>und</strong> weiterzuentwickeln“<br />

(Voigt-Kehlenbeck 2008, S. 216)?<br />

E<strong>in</strong> Dilemma <strong>in</strong> <strong>der</strong> Präventionsarbeit, welches<br />

es zu reflektieren gilt, bezieht sich darauf, dass<br />

sie sich an dem Bild ausrichtet, e<strong>in</strong> potentiell<br />

e<strong>in</strong>tretendes Unheil abzuwenden. Genau genommen<br />

handelt es sich um e<strong>in</strong>e vorverlagerte<br />

Intervention, die zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n sucht, was<br />

noch nicht e<strong>in</strong>getreten ist (vgl. auch Schrö<strong>der</strong>/Merkle<br />

2008, S. 17). Problematisch ist es,<br />

wenn e<strong>in</strong>e Logik des Verdachts pädagogisches<br />

Handeln <strong>und</strong> Erwartungshorizonte leitet <strong>und</strong><br />

Bil<strong>der</strong> „potentieller“ Abweichler konstruiert<br />

werden. E<strong>in</strong>e solche könnte wie<strong>der</strong>um Ausgrenzungsrisiken<br />

produzieren. Wie oben bereits<br />

erläutert, ist zu bedenken, dass die Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler gerade nicht<br />

durch gravierende <strong>Gewalt</strong>handlungen auffällig<br />

werden, dass beide <strong>Geschlecht</strong>er nach wie vor<br />

weitaus häufiger Opfer von <strong>Gewalt</strong> durch<br />

Erwachsene werden <strong>und</strong> die Rollen zwischen<br />

Täter <strong>und</strong> Opfer auch wechseln können.<br />

<strong>Geschlecht</strong>erreflexive Perspektiven <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> schulischen <strong>Gewalt</strong>prävention<br />

<strong>Geschlecht</strong>sbezogene Zusammenhänge s<strong>in</strong>d<br />

wichtig für das Verständnis aggressiven <strong>und</strong><br />

gewalttätigen Verhaltens bei Mädchen <strong>und</strong> bei<br />

Jungen, aber auch <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> jeweiligen <strong>Geschlecht</strong>ergruppen.<br />

Das Ziel, Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Schüler <strong>in</strong> ihren geschlechtsbezogenen Selbstentwürfen<br />

<strong>und</strong> ihrem Umgang mit Aggression<br />

<strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong> zu verstehen sowie Konflikte auch<br />

aus dieser Perspektive heraus zu analysieren,<br />

stellt e<strong>in</strong>e konzeptionell für den Raum Schule<br />

bislang nur <strong>in</strong> Ansätzen entwickelte fachliche<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung dar.<br />

E<strong>in</strong>e gewaltpräventive Arbeit, die geschlechterreflexiv<br />

angelegt ist, bewegt sich im Spannungsfeld<br />

zwischen Dramatisierung <strong>und</strong> Ent-

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