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Studie "Gewalt und Geschlecht in der Schule"

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Praxisteil<br />

Nach <strong>der</strong> vorangegangen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit theoretischen Positionen <strong>und</strong> Analysen zum<br />

Phänomen <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong>, erfolgt nun<br />

e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den Zielen <strong>und</strong><br />

Inhalten geschlechterbewusster <strong>Gewalt</strong>prävention<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule.<br />

Hier werden Kriterien benannt, die e<strong>in</strong>e Orientierung<br />

bei <strong>der</strong> Auswahl von Kursen <strong>und</strong> Projekten<br />

bieten. Zudem möchten wir anregen,<br />

kritische Nachfragen an präventive Konzepte<br />

zu stellen <strong>und</strong> darauf e<strong>in</strong>gehen, dass mit Prävention<br />

durchaus Verschiedenes geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong><br />

kann.<br />

Mittlerweile kann auf e<strong>in</strong>e Fülle an Anbietern<br />

im Bereich <strong>der</strong> außerschulischen <strong>Gewalt</strong>prävention,<br />

die Projekttage o<strong>der</strong> fortlaufende Kurse<br />

über mehrere Wochen o<strong>der</strong> Monate anbieten<br />

zurückgegriffen werden. Auch wenn e<strong>in</strong>e<br />

kont<strong>in</strong>uierliche Forschung, Qualitätssicherung<br />

<strong>und</strong> systematische Erfolgskontrollen im Bereich<br />

schulischer <strong>Gewalt</strong>prävention noch immer<br />

nur <strong>in</strong> Ansätzen vorhanden s<strong>in</strong>d, liegen<br />

doch <strong>in</strong>zwischen wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte<br />

<strong>und</strong> evaluierte Programme für <strong>Gewalt</strong>prävention<br />

an Schulen vor. 6 Allerd<strong>in</strong>gs spielen geschlechterreflexive<br />

Perspektiven <strong>in</strong> diesen Programmen<br />

<strong>und</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmaßnahmen bislang<br />

ke<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> lediglich e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle.<br />

Nun werden zwar von Seiten <strong>der</strong> Mädchen<strong>und</strong><br />

Jungenarbeit seit Jahren Projekte <strong>und</strong> Kurse<br />

<strong>in</strong> geschlechtshomogenen, zum Teil auch geschlechtsheterogenen<br />

Gruppen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule<br />

durchgeführt, ausgearbeitete Manuale <strong>und</strong> wissenschaftliche<br />

Evaluationen <strong>und</strong> Forschung so-<br />

wie follow-up-<strong>Studie</strong>n fehlen hier jedoch weitgehend.<br />

Unstrittig ist, dass Lehrkräfte auf vielfältige<br />

Weise mit gewaltförmigem Handeln konfrontiert<br />

s<strong>in</strong>d: Sie müssen e<strong>in</strong>greifen, wenn Eskalationen<br />

drohen o<strong>der</strong> bereits e<strong>in</strong>getreten s<strong>in</strong>d,<br />

um die Norm des <strong>Gewalt</strong>verzichts zu verdeutlichen<br />

<strong>und</strong> das Recht auf körperliche Unversehrtheit<br />

zu schützen. Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrer<br />

erfahren selbst, dass sie <strong>in</strong> verbaler <strong>und</strong> mitunter<br />

auch <strong>in</strong> körperlicher H<strong>in</strong>sicht angegriffen<br />

werden o<strong>der</strong> dass Gerüchte über sie verbreitet<br />

werden. Wie wird das Verhalten <strong>in</strong>terpretiert<br />

<strong>und</strong> bewertet, wenn es sich um e<strong>in</strong>e Schlägerei<br />

unter Jungen o<strong>der</strong> unter Mädchen handelt, um<br />

<strong>Gewalt</strong>ausübung durch Jungen gegenüber<br />

Mädchen o<strong>der</strong> um <strong>Gewalt</strong>tätigkeit von Mädchen<br />

gegenüber Jungen? Wie wird jeweils auf<br />

dieses Verhalten reagiert <strong>und</strong> was hat das mit<br />

<strong>der</strong> eigenen biografischen Erfahrung des Frauo<strong>der</strong><br />

Mannse<strong>in</strong>s <strong>und</strong> geschlechterstereotypen<br />

Def<strong>in</strong>itionen zu tun? Welche Verhaltenszumutungen<br />

werden Mädchen <strong>und</strong> Junge nahe gelegt<br />

<strong>und</strong> welche Bil<strong>der</strong> von Normalität <strong>und</strong> Abweichung<br />

damit hergestellt? Anknüpfend an<br />

diese Fragen wird <strong>der</strong> Praxisteil mit Anregungen<br />

zur Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit eigenen Haltungen<br />

<strong>und</strong> Verstrickungen abgeschlossen. Die<br />

6) E<strong>in</strong>en guten Überblick über Wirkungen von Programmen bieten u.a.: BMI 2009; Eisner/Ribeaud 2007, Arbeitsstelle K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong><br />

Jugendkrim<strong>in</strong>alitätsprävention 2007.

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