07.12.2012 Aufrufe

Studie "Gewalt und Geschlecht in der Schule"

Studie "Gewalt und Geschlecht in der Schule"

Studie "Gewalt und Geschlecht in der Schule"

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Theoretische Perspektiven auf <strong>Gewalt</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong><br />

Wir leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „Kultur <strong>der</strong> Zweigeschlechtlichkeit“<br />

(Hagemann-White) <strong>und</strong> ordnen die<br />

Welt, uns selbst <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e <strong>in</strong> die e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

ausschließenden Kategorien „männlich“ o<strong>der</strong><br />

„weiblich“ e<strong>in</strong>. Dieses Ordnungssystem hat e<strong>in</strong><br />

beachtliches Beharrungsvermögen entgegen<br />

real gelebter Männlichkeit <strong>und</strong> Weiblichkeit<br />

<strong>und</strong> dient auch dazu, Verhaltenserwartungen<br />

zuzuschreiben <strong>und</strong> Orientierung zu erlangen.<br />

<strong>Gewalt</strong> ist dabei eng mit Vorstellungen von<br />

Männlichkeit verknüpft. Doch wie eignen sich<br />

Mädchen <strong>und</strong> Jungen jeweils <strong>Geschlecht</strong> an<br />

<strong>und</strong> warum ist <strong>Geschlecht</strong> nicht identisch mit<br />

dem, was Mädchen <strong>und</strong> Jungen tun? Und was<br />

ist mit dem vieldiskutierten Wandel im <strong>Geschlecht</strong>erverhältnis<br />

im H<strong>in</strong>blick auf den Zusammenhang<br />

von <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong>?<br />

Verliert <strong>Geschlecht</strong> se<strong>in</strong>e strukturierende<br />

Wirkung? Und warum geht es nicht, sich<br />

„geschlechtsneutral“ zu verhalten? Diesen Fragen<br />

soll nun überblicksartig unter Rückgriff auf<br />

unterschiedliche theoretische Modelle näher<br />

nachgegangen werden.<br />

Bevor nun verschiedene theoretische<br />

Perspektiven auf das Verhältnis von <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Geschlecht</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule dargestellt werden, kann<br />

festgehalten werden:Verschiedene <strong>Geschlecht</strong>ertheorien<br />

erklären den Zusammenhang von<br />

<strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong> aus theoretisch unterscheidbaren<br />

Perspektiven, wobei sich diese<br />

Ansätze gegenseitig nicht ausschließen.<br />

<strong>Gewalt</strong> im <strong>Geschlecht</strong>erverhältnis <strong>und</strong><br />

wi<strong>der</strong>sprüchliche Wandlungstendenzen<br />

Unsere Gesellschaft ist durch soziale Schichtung,<br />

Hierarchisierung <strong>und</strong> Entfremdungsphänome<br />

gekennzeichnet (Becker-Schmidt/Knapp<br />

1987, S. 42). Soziale Trennl<strong>in</strong>ien markieren<br />

Grenzen <strong>der</strong> Teilhabe an Macht <strong>und</strong> Privilegien<br />

<strong>und</strong> erschweren soziale Durchlässigkeit.<br />

Die Selbstverortung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft ist<br />

maßgeblich durch die Zugehörigkeit zu e<strong>in</strong>em<br />

<strong>der</strong> beiden <strong>Geschlecht</strong>er, aber auch zu e<strong>in</strong>em<br />

sozialen Milieu strukturiert. <strong>Geschlecht</strong> ist e<strong>in</strong>e<br />

soziale Strukturkategorie, die Frauen <strong>und</strong> Männern<br />

e<strong>in</strong>en unterschiedlichen sozialen Status<br />

zuweist. So unterschiedlich, wir jeweils <strong>in</strong> soziale<br />

Konstellationen – je nach Alter <strong>und</strong> Herkunft,<br />

Bildungsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> etc. – auch e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en<br />

se<strong>in</strong> mögen: Die Stellung <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Hierarchie ist für Frauen <strong>und</strong><br />

Männer asymmetrisch.<br />

Das <strong>Geschlecht</strong>erverhältnis ist höchst<br />

wi<strong>der</strong>sprüchlich <strong>und</strong> komplex, entsprechende<br />

Zeitdiagnosen müssen deshalb<br />

mehrdeutig ausfallen (vgl. dazu auch Bereswill<br />

2010, S. 5). Die strukturierende Wirkung<br />

von <strong>Geschlecht</strong>erhierarchien mit ihren<br />

ambivalenten Botschaften bleibt häufig<br />

verdeckt. Selbstverständlichkeiten <strong>und</strong><br />

3.<br />

27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!