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Studie "Gewalt und Geschlecht in der Schule"

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Popp hat mögliche Unterschiede h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Risikokonstellationen für Mehrauffälligkeit<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule durch gewaltförmige Handlungen<br />

zwischen Mädchen <strong>und</strong> Jungen <strong>in</strong> den<br />

Blick genommen <strong>und</strong> danach gefragt, welche<br />

Sozialisationsbed<strong>in</strong>gungen die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

erhöhen, dass jemand zum „Mehrfachtäter“,<br />

zur „Mehrfachtäter<strong>in</strong>“ wird.<br />

Es f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den untersuchten schulischen<br />

<strong>und</strong> außerschulischen Lebenswelten<br />

große Ähnlichkeiten zwischen den männlichen<br />

<strong>und</strong> weiblichen mehrfach auffällig<br />

<strong>Gewalt</strong>tätigen. Im H<strong>in</strong>blick auf die Persönlichkeitsmerkmale<br />

<strong>und</strong> die sozialen Umwelten<br />

f<strong>in</strong>den sich unabhängig von <strong>der</strong> <strong>Geschlecht</strong>szugehörigkeit<br />

jedoch deutliche<br />

Unterschiede zwischen denen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schule nie gewalttätig s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> denjenigen,<br />

die häufig <strong>Gewalt</strong> anwenden.<br />

<strong>Geschlecht</strong>erdifferenzen <strong>und</strong> -gleichheiten<br />

greifen bei hochaggressiven Schüler<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Schülern offenbar stark <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

(ebd.).<br />

Beide weisen überproportional häufig <strong>Gewalt</strong><br />

billigende E<strong>in</strong>stellungen auf <strong>und</strong> haben e<strong>in</strong>e<br />

niedrige Hemmschwelle gegenüber <strong>Gewalt</strong>.<br />

Weiterh<strong>in</strong> erwies sich für beide <strong>Geschlecht</strong>er<br />

<strong>der</strong> Faktor sozialer Etikettierung im schulischen<br />

Kontext <strong>und</strong> die Zugehörigkeit zu<br />

<strong>Gewalt</strong> akzeptierenden Fre<strong>und</strong>esgruppen im<br />

außerschulischen Bereich als relevant (ebd.,<br />

S. 279). Diese M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit <strong>der</strong> häufig durch <strong>Gewalt</strong>aktivitäten<br />

auffälligen Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Schüler zeigt vielfach auch weitere Problemverhaltensweisen<br />

(z. B. schlechte Schulleistungen,<br />

Schulabsentismus, Drogenkonsum) <strong>und</strong> wird<br />

mitunter auch <strong>in</strong> strafrechtlich relevanter H<strong>in</strong>sicht<br />

(Körperverletzung, Erpressung) auffällig.<br />

„Blöde Schlampe, pass bloß auf!“ –<br />

<strong>Gewalt</strong> gegen Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrer<br />

In den meisten großen <strong>Studie</strong>n zu <strong>Gewalt</strong> an<br />

Schulen wird „Schülergewalt“ gegen Lehrkräfte<br />

nur am Rande berücksichtigt. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wenigen<br />

Untersuchungen zu diesem Thema, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die<br />

Opferperspektive <strong>der</strong> Lehrkräfte im Mittelpunkt<br />

steht, ist die Arbeit „Lehrer als Opfer<br />

von Schülergewalt“ von Varbelow (2003). Es<br />

handelt sich um e<strong>in</strong>e Erhebung im B<strong>und</strong>esgebiet,<br />

bei <strong>der</strong> Lehrkräfte aller Schulformen ohne<br />

Berufsschulen berücksichtigt worden s<strong>in</strong>d. In<br />

dieser <strong>Studie</strong> s<strong>in</strong>d 1338 Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> 948<br />

Lehrer zu ihren Erfahrungen mit gewalttätigen<br />

<strong>und</strong> sexualisierten Übergriffen durch Schüler<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Schüler befragt worden. 4,7% <strong>der</strong><br />

Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> 3,5% <strong>der</strong> Lehrer gaben an,<br />

bereits Opfer körperlicher Angriffe durch<br />

Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler geworden zu se<strong>in</strong><br />

(ebd., S. 129). Außerdem berichteten 9,9% <strong>der</strong><br />

Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> 4,6% <strong>der</strong> Lehrer von sexualisierten<br />

Übergriffen durch Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Schüler. Nach dem <strong>Geschlecht</strong> des/<strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong>ausübenden<br />

bei solchen Übergriffen wurde<br />

auch <strong>in</strong> dieser Untersuchung nicht gefragt.<br />

Während sexuelle Übergriffe gegen Lehrer<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur sporadisch thematisiert<br />

werden, s<strong>in</strong>d sexuelle Übergriffe gegen Lehrer<br />

offenbar noch stärker tabuisiert (ebd., S. 173).<br />

Baier et al. haben Selbstaussagen von Schüler<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Schülern zu körperlichen Übergriffen<br />

(„Lehrkraft schlagen“) <strong>und</strong> Formen psychischer<br />

<strong>Gewalt</strong> („Lehrkraft lächerlich machen<br />

o<strong>der</strong> geme<strong>in</strong> behandeln“) erhoben (2009). Es<br />

gaben 1,2% <strong>der</strong> Schüler <strong>und</strong> 0,2% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<br />

an, im Schulhalbjahr mehrmals im Monat<br />

e<strong>in</strong>e Lehrkraft geschlagen zu haben, 6,6%<br />

zu 2,0% gaben an, e<strong>in</strong>e Lehrkraft lächerlich gemacht<br />

zu haben (ebd., S. 88).

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