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Studie "Gewalt und Geschlecht in der Schule"

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nicht als solche durch Lehrkräfte markiert, so<br />

wird durch die Bagatellisierung o<strong>der</strong> Leugnung<br />

sexueller Übergriffe die Botschaft transportiert,<br />

dieses Handeln sei erlaubt.<br />

Während sexualisierte <strong>Gewalt</strong> gegen Mädchen<br />

durch Jungen <strong>in</strong>zwischen häufiger betrachtet<br />

wird, fällt auf, dass die Frage nach Jungen als<br />

Opfern hier noch immer selten gestellt wird.<br />

Weiblichkeit wird mit <strong>der</strong> Opferposition identifiziert,<br />

die Norm <strong>der</strong> Heterosexualität immer<br />

wie<strong>der</strong> hergestellt <strong>und</strong> davon Abweichendes<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Gruppe von Jungen, aber auch<br />

durch Mädchen, sozial sanktioniert. Für Jungen<br />

als Opfer sexueller <strong>Gewalt</strong> ist es beson<strong>der</strong>s<br />

schwer, dies öffentlich zu machen, gerade weil<br />

männliche Sexualität kaum mit dem Bild vere<strong>in</strong>bar<br />

ist, hier Opfer werden zu können.<br />

Werden sexistische „Sprüche“ als jugendtypische<br />

Umgangsformen gedeutet, so wäre zu fragen:<br />

Haben die Betroffenen vielleicht resigniert<br />

<strong>und</strong> können daher kaum sagen, dass sie es<br />

als verletzend empf<strong>in</strong>den, wenn jemand<br />

„schwule Sau“ o<strong>der</strong> „geile Schlampe“ zu ihnen<br />

sagt? Hier die Deutungen <strong>und</strong> das Erleben <strong>der</strong><br />

Betroffenen zu erfahren <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sam zu reflektieren,<br />

wor<strong>in</strong> hier die Grenzüberschreitungen<br />

liegen können, ist e<strong>in</strong> wichtiger Prozess.<br />

Die Bedeutung e<strong>in</strong>er geschlechterreflektierenden<br />

Arbeit als Ansatzpunkt sozialen Lernens<br />

liegt dabei auf <strong>der</strong> Hand. Dabei ist es wichtig,<br />

zunächst die eigene Haltung als e<strong>in</strong>zelne Person,<br />

aber auch im Kollegium <strong>in</strong> Bezug auf <strong>Geschlecht</strong>erbil<strong>der</strong>,<br />

Sexismus, sexualisierte <strong>Gewalt</strong>,<br />

Heteronormativität, sexuelle, herkunftsbezogene<br />

<strong>und</strong> weitere Diskrim<strong>in</strong>ierungen zu<br />

reflektieren.<br />

Mehrfach gewalttätig auffällig<br />

gewordene Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />

Forschungsergebnisse zum Thema <strong>Gewalt</strong> an<br />

Schulen zeigen, dass es mit etwa 3% bis 10%<br />

e<strong>in</strong>en „harten Kern“ von Schülern <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en<br />

noch kle<strong>in</strong>eren Teil von Schüler<strong>in</strong>nen gibt, <strong>der</strong><br />

für e<strong>in</strong>e Vielzahl <strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong>phänomene an<br />

Schulen verantwortlich ist.<br />

Es zeigt sich, dass sowohl bei den Jungen<br />

als auch bei den Mädchen die Mehrfachauffälligen<br />

deutlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit s<strong>in</strong>d.<br />

Nach <strong>Geschlecht</strong> differenziert wird deutlich,<br />

dass diese M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten unterschiedlich<br />

groß s<strong>in</strong>d.<br />

„Etwa je<strong>der</strong> 10. Junge, aber nur jedes 25. Mädchen<br />

gehört zu denjenigen, die häufig zuschlagen,<br />

Sachen kaputt machen, an<strong>der</strong>e erpressen<br />

<strong>und</strong> bedrohen. Betrachtet man die Schulformen<br />

im Vergleich, fällt zunächst vor allem die<br />

Ausnahmestellung <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule für Lernhilfe<br />

auf: Dort gehören mehr als 20% <strong>der</strong> Schüler(<strong>in</strong>nen)<br />

zur Gruppe <strong>der</strong> ‚Mehrfachtäter(<strong>in</strong>nen)’,<br />

während es im Gymnasium (…)<br />

nur 4% s<strong>in</strong>d.“ (Popp 2002, S. 187) In an<strong>der</strong>en<br />

<strong>Studie</strong>n wird die Gruppe <strong>der</strong> mehrfachauffälligen<br />

Schüler, je nach zugr<strong>und</strong>e gelegten Kriterien<br />

mit 3,5% bis 6% angegeben, während die<br />

<strong>der</strong> mehrfachauffälligen Mädchen zwischen<br />

0,6% <strong>und</strong> 1,5% schwankt (Fuchs et al. 2009, S.<br />

122; Baier et al. 2009, S. 87). Hierbei ist darauf<br />

zu achten, wie diese Gruppe <strong>der</strong> „Mehrfachtäter“<br />

<strong>und</strong> „Mehrfachtäter<strong>in</strong>nen“ jeweils bestimmt<br />

wird. In <strong>der</strong> Untersuchung von Popp<br />

wurden die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler u.a.<br />

nach <strong>der</strong> Beteiligung an acht verschiedenen<br />

körperlichen <strong>Gewalt</strong>handlungen gefragt 5 :

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