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Studie "Gewalt und Geschlecht in der Schule"

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Hier drängt sich die Frage nach <strong>der</strong> Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> unterschiedlichen Schulformen<br />

auf: Mädchen s<strong>in</strong>d an Gymnasien, Jungen<br />

an Haupt- <strong>und</strong> För<strong>der</strong>schulen überrepräsentiert<br />

(ebd.).<br />

Unterschiedliche Rollen bei <strong>der</strong><br />

Beteiligung an <strong>Gewalt</strong><br />

Fragt man nach den unterschiedlichen Rollen<br />

im Kontext von <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule zeigt<br />

sich, dass gegen allzu schlichte Vorstellungen<br />

von Täter<strong>in</strong>nen bzw. Tätern <strong>und</strong> Opfern <strong>der</strong><br />

Bef<strong>und</strong> spricht, dass etwa 50% <strong>der</strong> männlichen<br />

„Täter“ auch schon als „Opfer“ <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung<br />

getreten s<strong>in</strong>d – <strong>und</strong> umgekehrt (Melzer et al.<br />

2004; vgl. auch Tillmann et al. 2007). Auch<br />

hier unterscheiden sich Jungen <strong>und</strong> Mädchen<br />

im H<strong>in</strong>blick auf körperliche <strong>Gewalt</strong>. In <strong>der</strong><br />

Untersuchung von Baier et al. (2009) gaben<br />

20,3% <strong>der</strong> Mädchen, aber 40,7% <strong>der</strong> Jungen<br />

an, selbst e<strong>in</strong>e <strong>Gewalt</strong>tat verübt zu haben, <strong>und</strong><br />

im selben Zeitraum ebenfalls Opfererfahrungen<br />

gemacht haben.<br />

Es gibt verschiedene Ansätze, Täter- <strong>und</strong> Opferrelationen<br />

zu betrachten o<strong>der</strong> Typologien zu<br />

erstellen, wobei die Rollen nicht immer so<br />

deutlich vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu unterscheiden s<strong>in</strong>d.<br />

Tillmann et al. (2007) sprechen <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

von „zwei <strong>in</strong>formellen ‚Kulturen’<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schülerschaft“ <strong>und</strong> trennen die<br />

„Unbeteiligten“ von den „<strong>Gewalt</strong>-Beteiligten“<br />

(ebd., S. 17). Differenzieren lassen sich verschiedene<br />

Rollen nach dem Grad <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Form <strong>der</strong> Beteiligung, z. B. jene Schüler<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Schüler, die an<strong>der</strong>e <strong>in</strong> ihrem gewalttätigen<br />

Handeln verstärken, <strong>in</strong>dem sie diese ermuntern,<br />

o<strong>der</strong> auch jene, die die Opfer, gegen Angriffe<br />

an<strong>der</strong>er verteidigen, aber auch Personen,<br />

die Zuschauerrollen e<strong>in</strong>nehmen <strong>und</strong> jene die<br />

sich vom Geschehen passiv distanzieren.<br />

Schließlich wird auch e<strong>in</strong>e Gruppe <strong>der</strong> „Täter-<br />

Opfer“ benannt, das s<strong>in</strong>d Personen, die beide<br />

Rollen gleichermaßen e<strong>in</strong>nehmen. Für Fragen<br />

<strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong>prävention s<strong>in</strong>d diese Differenzierungen<br />

bedeutsam, sie zeigen Ansatzpunkte<br />

für Interventionen auf, weil z. B. auch die<br />

Gruppe <strong>der</strong> passiv Beteiligten <strong>in</strong> konkrete<br />

Maßnahmen e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en werden muss.<br />

Gegen wen richtet sich die <strong>Gewalt</strong>?<br />

Mädchen gegen Mädchen <strong>und</strong> Jungen<br />

gegen Jungen?<br />

Wir wissen wenig darüber, ob Jungen <strong>und</strong><br />

Mädchen gewaltförmige Handlungen eher gegen<br />

das eigene <strong>Geschlecht</strong> richten o<strong>der</strong> nicht<br />

<strong>und</strong> welche Konstellationen <strong>und</strong> Faktoren<br />

gleich- <strong>und</strong> gegengeschlechtlichen Interaktionen<br />

im Kontext von <strong>Gewalt</strong>handlungen zugr<strong>und</strong>e<br />

liegen. In den großen Untersuchungen<br />

zu <strong>Gewalt</strong> an Schulen werden zwar Täter/<strong>in</strong><strong>und</strong><br />

Opfererfahrungen erhoben, doch wird selten<br />

nach dem <strong>Geschlecht</strong> des Opfers bzw. des<br />

Täters gefragt. Bereits <strong>in</strong> den 1990er Jahren<br />

wurde festgehalten, dass Jungen häufiger als<br />

Täter <strong>und</strong> als Opfer im Vergleich zu Mädchen<br />

auffällig werden (u.a. Forschungsgruppe Schulevaluation<br />

1998, S. 115). Diese Erkenntnis<br />

wird auch <strong>in</strong> neueren <strong>Studie</strong>n immer wie<strong>der</strong><br />

bestätigt (u.a. Baier et al. 2009). Am Beispiel<br />

des Bully<strong>in</strong>gs an Schulen gibt es Untersuchungen,<br />

die herausstellen, dass Jungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule<br />

eher Opfer von Jungen werden (Scheithauer<br />

et al. 2003). Es gibt H<strong>in</strong>weise darauf, dass Mädchen<br />

sowohl Jungen als auch Mädchen mobben<br />

<strong>und</strong> bei dieser <strong>Gewalt</strong>form ebenso Opfer<br />

bei<strong>der</strong> <strong>Geschlecht</strong>er werden (ebd., S. 51).

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