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Studie "Gewalt und Geschlecht in der Schule"

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ückzuführen (vgl. auch Böttger 1998). Während<br />

80,1% <strong>der</strong> Mobb<strong>in</strong>gtaten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule<br />

bzw. auf dem Weg dorth<strong>in</strong> stattf<strong>in</strong>den, so ist<br />

dies bei <strong>Gewalt</strong>taten nur zu 32,1% <strong>der</strong> Fall<br />

(Baier et al. 2009, S. 49). Die häufigste Übergriffsform<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule ist das Hänseln, 43,9%<br />

<strong>der</strong> Schüler <strong>und</strong> Schüler<strong>in</strong>nen berichten (bezogen<br />

auf das letzte Schuljahr) davon als Opfer<br />

betroffen gewesen zu se<strong>in</strong>. Immerh<strong>in</strong> 20,9%<br />

berichten davon, im letzten Schuljahr von an<strong>der</strong>en<br />

getreten o<strong>der</strong> geschlagen worden zu se<strong>in</strong><br />

(ebd., S. 57). Weiterh<strong>in</strong> gaben 5,3% <strong>der</strong> Schüler<br />

<strong>und</strong> 0,7% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen an, im letzten<br />

Schulhalbjahr vor <strong>der</strong> Befragung mehrmals<br />

monatlich e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Schüler (o<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>,<br />

das wird nicht deutlich) geschlagen o<strong>der</strong><br />

getreten zu haben (ebd., S. 87).<br />

Schwere körperliche Übergriffe <strong>und</strong> strafrechtlich<br />

relevante Delikte kommen <strong>in</strong> den<br />

Schulen weitaus seltener als Formen <strong>der</strong> <strong>in</strong>direkten<br />

<strong>Gewalt</strong> vor, die mit Ausgrenzungen,<br />

Hänseleien o<strong>der</strong> Nichtbeachtung e<strong>in</strong>hergehen.<br />

<strong>Gewalt</strong>förmiges Handeln von Mädchen<br />

<strong>und</strong> Jungen – Alter <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong><br />

In den diversen <strong>Studie</strong>n wird deutlich, dass <strong>Gewalt</strong>bereitschaft<br />

<strong>und</strong> verschiedene Formen von<br />

Aggression <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong> vom Alter <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Jugendlichen abhängig s<strong>in</strong>d. <strong>Gewalt</strong> an<br />

Schulen ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel auf die Lebensphase<br />

„Jugend“ <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Entwicklungsaufgaben<br />

<strong>und</strong> Konflikte bezogen <strong>und</strong><br />

stellt sich <strong>in</strong> den allermeisten Fällen als vorübergehendes<br />

Phänomen dar. Je nach <strong>Gewalt</strong>-<br />

form nimmt die <strong>Gewalt</strong>rate an Schulen mit<br />

dem Alter von 12 Jahren zu, erreicht im Alter<br />

zwischen 12 <strong>und</strong> 15 Jahren ihren Höhepunkt<br />

<strong>und</strong> fällt danach wie<strong>der</strong> ab. Dies gilt für fast alle<br />

Formen <strong>der</strong> körperlichen <strong>Gewalt</strong>. Bis auf wenige<br />

Ausnahmen, wie beispielsweise „<strong>Gewalt</strong><br />

gegen Sachen“, lässt sich e<strong>in</strong> solcher „Altersgipfel“<br />

o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>e altersabhängige „<strong>Gewalt</strong>spitze“<br />

ausmachen (Tillmann et al. 2007;<br />

Fuchs et al. 2009).<br />

Unter e<strong>in</strong>em geschlechterdifferenzierenden<br />

Blick auf das körperliche <strong>Gewalt</strong>vorkommen an<br />

Schulen stellen sich die genannten Forschungsbef<strong>und</strong>e<br />

zum Altersgipfel jedoch an<strong>der</strong>s dar. So<br />

hat Popp herausgef<strong>und</strong>en, dass Mädchen vor<br />

allem <strong>in</strong> jüngeren Jahrgängen (6. Klasse) durch<br />

<strong>Gewalt</strong>ausübung auffällig werden <strong>und</strong> früher<br />

als Jungen wie<strong>der</strong> damit aufhören, sich an Prügeleien<br />

zu beteiligen (2002, S. 128). 4<br />

Diese Bef<strong>und</strong>e können unter Rückgriff auf entwicklungspsychologische<br />

Erkenntnisse näher<br />

erklärt werden (Björkqvist et al. 1992, 118 f.;<br />

vgl. ähnlich auch Popp 2002). So wird angenommen,<br />

dass direkte körperliche, verbale <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong>direkte Aggression als aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> folgende<br />

Entwicklungsstufen aggressiven Verhaltens zu<br />

<strong>in</strong>terpretieren s<strong>in</strong>d. Jungen zeigen bereits im<br />

Alter von vier Jahren e<strong>in</strong>e ausgeprägtere körperliche<br />

Aggressivität als Mädchen, die jedoch<br />

im Laufe des Gr<strong>und</strong>schulalters zurückgeht (zusammenfassend:<br />

von Salisch et al. 2005). K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

s<strong>in</strong>d mit zunehmen<strong>der</strong> kognitiver Reife<br />

eher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, Konflikte mit verbalen <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>en Mitteln zu regeln. Direkte Aggressionsformen<br />

werden mit dem E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> das Ju-<br />

4) Popp (2002) hat die e<strong>in</strong>zige bislang vorliegende <strong>Studie</strong> zu „<strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule“ durchgeführt. Sie hat Daten e<strong>in</strong>er<br />

Fragebogenerhebung <strong>der</strong> 6., 8., 9., 10. Jahrgänge <strong>in</strong> hessischen (För<strong>der</strong>-)Schulen für Lernhilfen, Haupt-, Real-, Gesamtschulen<br />

<strong>und</strong> Gymnasien verwendet. Insgesamt wurden 3540 Fragebogenerhebungen (1995) <strong>und</strong> zusätzlich 24 mündliche Interviews<br />

mit Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern durchgeführt (1998).<br />

2. E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Schulgewaltforschung: <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong><br />

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