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Studie "Gewalt und Geschlecht in der Schule"

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E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Schulgewaltforschung:<br />

<strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong><br />

Im Folgenden geht es darum, E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die<br />

Schulgewaltforschung zu geben, Schwierigkeiten<br />

<strong>und</strong> Forschungslücken aufzuzeigen sowie zentrale<br />

Ergebnisse zum Thema <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule aus vorhandenen <strong>Studie</strong>n zu<br />

extrahieren.<br />

Die Auswahl <strong>der</strong> hier vorgestellten Untersuchungen<br />

erfolgt dabei nicht beliebig. Der Fokus<br />

liegt auch auf dem <strong>Gewalt</strong>vorkommen an<br />

Schulen, <strong>und</strong> zwar unter e<strong>in</strong>em geschlechterdifferenzierten<br />

Blick, <strong>der</strong> auch Unterschiede<br />

nach Schulform <strong>und</strong> Alter <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

e<strong>in</strong>bezieht. Angaben von Schüler<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Schülern werden zwar <strong>in</strong> den meisten<br />

<strong>Studie</strong>n gleichermaßen erhoben, die Mädchen<br />

tauchen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ergebnisdarstellung jedoch<br />

kaum als eigene Gruppe auf. Vergleiche<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> jeweiligen <strong>Geschlecht</strong>ergruppen<br />

erfolgen also selten. Die von Mädchen ausgeübten<br />

Formen von <strong>Gewalt</strong> werden, wenn überhaupt,<br />

nur <strong>in</strong> Abhängigkeit zu <strong>der</strong> von Jungen<br />

ausgeübten <strong>Gewalt</strong> untersucht (vgl. auch Herz<br />

2006).<br />

Zur kontrovers diskutierten Frage, ob <strong>Gewalt</strong><br />

an Schulen <strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>und</strong> Jahrzehnten<br />

zugenommen hat, s<strong>in</strong>d aufgr<strong>und</strong> des<br />

Fehlens verlässlicher Vergleichsdaten kaum zuverlässige<br />

Aussagen möglich. 1 Insgesamt zeich-<br />

net sich e<strong>in</strong> Rückgang von schulischen <strong>Gewalt</strong>handlungen<br />

<strong>in</strong> den letzten fünfzehn Jahren ab.<br />

So meldet <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esverband <strong>der</strong> Unfallkassen<br />

beispielsweise e<strong>in</strong>en Rückgang von „Raufunfällen“<br />

an Schulen, <strong>und</strong> auch die Häufigkeit<br />

selbstberichteter <strong>Gewalt</strong> ist <strong>in</strong> den letzten Jahren,<br />

bis auf wenige Ausnahmen, zurückgegangen<br />

(Baier 2008, S. 30; vgl. auch Steffen 2007;<br />

Fuchs et al. 2009 2 ).<br />

Trotz dieser Daten, die dem E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>es<br />

zunehmend durch massive <strong>Gewalt</strong> geprägten<br />

Schulalltags entgegenstehen, dürften<br />

für das schulische Geschehen vor Ort die<br />

Wahrnehmung <strong>und</strong> das soziale Klima an<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Schule jeweils entscheidend<br />

se<strong>in</strong>.<br />

In <strong>der</strong> Schülerstudie des Krim<strong>in</strong>ologischen Forschungs<strong>in</strong>stituts<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen (KFN) 3 zeigte<br />

sich, dass e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong>handlungen<br />

außerhalb <strong>der</strong> Schule erfolgt; dies ist auch auf<br />

die höhere soziale Kontrolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule zu-<br />

1) Zu beachten ist, dass manche Fälle gar nicht zur Anzeige gelangen <strong>und</strong> daher gar nicht auftauchen. Beim B<strong>und</strong>esverband <strong>der</strong><br />

Unfallkassen werden sogenannte „Raufunfälle“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule gemeldet. Hier s<strong>in</strong>d die Zahlen jedoch vom Anzeigeverhalten<br />

abhängig, welches variieren kann. Dies führt zu e<strong>in</strong>er Verzerrung <strong>der</strong> Daten, da e<strong>in</strong>erseits nicht je<strong>der</strong> Vorfall/jedes Delikt angezeigt<br />

wird, an<strong>der</strong>erseits Vorfälle gemeldet werden, die vor e<strong>in</strong>igen Jahren noch nicht als gewalttätig e<strong>in</strong>gestuft worden wären.<br />

2) Fuchs et al. führten <strong>in</strong> den Jahren 1994, 1999 <strong>und</strong> 2004 e<strong>in</strong>e Längsschnittuntersuchung zum Thema „<strong>Gewalt</strong> an Schulen“ durch.<br />

Dazu wurden Daten <strong>der</strong> 5. bis 13. Jahrgänge bayrischer Haupt-, Real-, Berufsschulen <strong>und</strong> Gymnasien mit Fragebögen erhoben.<br />

Im Jahr 2004 wurden 4523 Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler befragt.<br />

3) Das KFN führt seit 1998 „Schülerbefragungen“ <strong>der</strong> 9. Jahrgänge durch <strong>und</strong> erhebt seit dem Jahr 2000 auch verschiedene<br />

<strong>Gewalt</strong>delikte (Opfer- <strong>und</strong> Tätererfahrungen) <strong>in</strong>nerhalb von För<strong>der</strong>-, Haupt-, Real-, Gesamtschulen <strong>und</strong> Gymnasien <strong>und</strong> befragte<br />

dazu <strong>in</strong> den Jahren 2007/2008 44610 Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler <strong>in</strong> 15 B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n.

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