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Studie "Gewalt und Geschlecht in der Schule"

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Vielfältige Ausdrucksformen von<br />

Aggression <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>: Lästern <strong>und</strong><br />

leiden lassen<br />

Inzwischen werden stärker auch Formen wie<br />

„Beziehungsaggression“, „Mobb<strong>in</strong>g“ o<strong>der</strong> „psychische<br />

<strong>Gewalt</strong>“ <strong>in</strong> Theorie <strong>und</strong> Praxis berücksichtigt.<br />

Ob „verbale <strong>Gewalt</strong>“ o<strong>der</strong> „psychische<br />

<strong>Gewalt</strong>“ ausgeübt wurde ist nicht so leicht zu<br />

bestimmen wie bei körperlicher <strong>Gewalt</strong>. Auch<br />

kann aus „Sprüchen“ Ernst <strong>und</strong> dies als „<strong>Gewalt</strong>“<br />

erfahren o<strong>der</strong> auch zum Anlass für körperliche<br />

<strong>Gewalt</strong> werden. Gerade die <strong>in</strong>direkten<br />

Formen gewaltförmigen Handelns s<strong>in</strong>d vom<br />

subjektiven Empf<strong>in</strong>den <strong>der</strong> beteiligten Personen<br />

abhängig. Diese <strong>in</strong>direkten <strong>Gewalt</strong>formen,<br />

etwa <strong>in</strong> Form übler Nachrede <strong>und</strong> sozialem<br />

Ausschluss, überhaupt zu erfassen, stellt Lehrkräfte<br />

vor beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Sozial-manipulative Formen aggressiven<br />

Verhaltens o<strong>der</strong> auch Beziehungsaggression<br />

bzw. psychische <strong>Gewalt</strong> s<strong>in</strong>d durch die Absicht<br />

gekennzeichnet, an<strong>der</strong>e Personen <strong>und</strong><br />

ihre Beziehungen ohne die Anwendung<br />

körperlicher Angriffe zu kontrollieren <strong>und</strong><br />

emotional zu schädigen. Die Schädigung<br />

kann <strong>in</strong> verbaler direkter o<strong>der</strong> <strong>in</strong>direkter<br />

Form <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> psychischen Ebene<br />

durch Beleidigungen <strong>und</strong> Demütigungen<br />

vollzogen werden (Scheithauer 2005).<br />

In den letzten Jahren ist „Mobb<strong>in</strong>g“ vermehrt<br />

als e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Ausprägung von <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong><br />

den Mittelpunkt <strong>der</strong> Fachdiskussion über schulische<br />

<strong>Gewalt</strong> gerückt. Die unter dem Begriff<br />

Mobb<strong>in</strong>g (auch Bully<strong>in</strong>g) gefassten Handlungsweisen<br />

weisen große Überschneidungen mit<br />

dem Aggressions- <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>begriff auf, beschreiben<br />

jedoch Phänomene, die darüber h<strong>in</strong>ausgehen<br />

(vgl. Scheithauer et al. 2003, S. 19).<br />

Mobb<strong>in</strong>g geschieht nicht e<strong>in</strong>malig, son<strong>der</strong>n<br />

ist durch wie<strong>der</strong>holt ausgeführte<br />

Handlungen e<strong>in</strong>es breiten Verhaltensspektrums<br />

gekennzeichnet, die von e<strong>in</strong>er o<strong>der</strong><br />

mehreren Personen über e<strong>in</strong>en längeren<br />

Zeitraum (3-6 Monate) ausgehen <strong>und</strong> sich<br />

gegen e<strong>in</strong>e Person richten, die <strong>in</strong> Unterlegenheit<br />

gerät. Der Ursprung des Phänomens<br />

ist vor allem <strong>in</strong> den sozialen Beziehungen<br />

zu suchen.<br />

Mobb<strong>in</strong>g geschieht auch <strong>in</strong> außerschulischen<br />

<strong>und</strong> virtuellen Räumen, wenn etwa bei Schüler-VZ<br />

im Internet Verleumdungen verbreitet<br />

o<strong>der</strong> Drohungen gegen bestimmte Schüler<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Schüler ausgesprochen werden. Mobb<strong>in</strong>g<br />

umfasst auch das sog. „Happy Slapp<strong>in</strong>g“<br />

(engl. etwa „fröhliches Schlagen“), bei dem e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>szenierte Schlägerei gefilmt wird o<strong>der</strong> bewusst<br />

e<strong>in</strong>e echte Schlägerei mit unbekannten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Jugendlichen o<strong>der</strong> Erwachsenen provoziert<br />

wird, um diese zu filmen (vgl. dazu<br />

auch Baier et al. 2009, S. 50 ff.). Diese Formen<br />

des Mobb<strong>in</strong>gs haben, abgesehen von den erheblichen<br />

Folgen für die jeweiligen Mobb<strong>in</strong>gopfer,<br />

auch Rückwirkungen auf das soziale Klima<br />

im Schulalltag.<br />

„Institutionelle <strong>Gewalt</strong>“ – schulische<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für <strong>Gewalt</strong><br />

Für die Analyse schulischer <strong>Gewalt</strong> ist es bedeutsam,<br />

den H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> dessen, was Galtung<br />

mit dem Begriff „strukturelle <strong>Gewalt</strong>“<br />

(Galtung 1975) beschrieben hat, zu berücksichtigen.<br />

In <strong>der</strong> theoretischen Diskussion zur <strong>Gewalt</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule hat sich <strong>der</strong> Begriff nicht<br />

durchsetzen können, auch weil die begriffliche<br />

<strong>und</strong> analytische Abgrenzung zu Konzepten<br />

wie Macht <strong>und</strong> Herrschaft sonst unscharf wird.

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