07.12.2012 Aufrufe

Inklusion – Gemeinsamer Unterricht für alle. - NDS-Verlag

Inklusion – Gemeinsamer Unterricht für alle. - NDS-Verlag

Inklusion – Gemeinsamer Unterricht für alle. - NDS-Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die nds sprach mit Isabell van Ackeren, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen<br />

nds 8-2009<br />

Die Bildungsforschung in Essen hat wieder ein Gesicht<br />

Prof. Dr. Isabell van Ackeren ist seit<br />

dem 1. April 2009 Nachfolgerin von<br />

Prof. Dr. Klaus Klemm am Institut <strong>für</strong><br />

Pädagogik der Fakultät <strong>für</strong> Bildungswissenschaften<br />

an der Universität<br />

Duisburg-Essen. Eineinhalb Jahre nach<br />

seiner Emeritierung ist der Lehrstuhl<br />

neu besetzt <strong>–</strong> die Bildungsforschung in<br />

Essen hat wieder ein Gesicht.<br />

nds: Wir freuen uns, dass Sie als Nachfolgerin<br />

von Klaus Klemm (wieder) in NRW sind<br />

und gratulieren herzlich zu Ihrer Berufung<br />

auf den Lehrstuhl <strong>für</strong> „Bildungssystem- und<br />

Schulentwicklungsforschung”. Was haben<br />

wir uns darunter vorzustellen?<br />

Prof. Isabell van Ackeren: Die Qualitätsentwicklung<br />

der Einzelschule wird in Verbindung<br />

mit der Entwicklung des Bildungsystems gesehen.<br />

Gestaltungselemente auf politisch-administrativer<br />

Ebene können Lernprozesse stützen,<br />

unter bestimmten Bedingungen aber auch unerwünschte<br />

‘Nebenwirkungen’ erzeugen. So<br />

beschäftigt uns u.a. die Wirkung externer Evaluationen<br />

wie Schulinspektion und Vergleichsarbeiten<br />

auf Schulentwicklungsprozesse.<br />

nds: Sie waren bis zum 1. April an der Johannes-Gutenberg-Universität<br />

Mainz tätig.<br />

Haben Sie sich in Essen schon eingelebt?<br />

van Ackeren: Ich bin dabei und freue mich<br />

auf die neue Aufgabe in Essen. In Mainz führe<br />

ich noch einige Arbeiten zu Ende - wie die Vorbereitung<br />

des Bildungskongresses der Deutschen<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Erziehungswissenschaft<br />

zum Thema „Bildung in der Demokratie”, der<br />

im März 2010 in Mainz stattfinden wird.<br />

nds: In NRW hat es viele Änderungen im<br />

Schulsystem gegeben, die <strong>für</strong> Aufregung und<br />

Verunsicherung gesorgt haben, z.B. das Zentralabitur.<br />

van Ackeren: Zum Zentralabitur führen wir<br />

ein DFG-Projekt durch, das bereits hinsichtlich<br />

der Prüfungsorganisation große Länderunterschiede<br />

offenbart. Hier zeigen sich Differenzen<br />

im Grad der Zentralität und Standardisierung<br />

auf der Suche nach einer sinnvollen Mischung<br />

von Vertrauen in die Professionalität von Lehr-<br />

kräften sowie der landesweiten Sicherung und<br />

Entwicklung von Qualität und Vergleichbarkeit.<br />

Aktuell untersuchen wir, wie sich das Zentralabitur<br />

auf die Qualität von <strong>Unterricht</strong> auswirkt;<br />

zu dieser wichtigen Frage gibt es noch<br />

erstaunlich wenig Forschung.<br />

nds: Bei den zentralen Prüfungen in Klasse<br />

10 war in NRW die Aufgabenschwierigkeit<br />

von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Wo bleibt<br />

da die Vergleichbarkeit?<br />

van Ackeren: In vielen Nachbarländern werden<br />

Prüfungsaufgaben zunächst pilotiert, d. h.<br />

erst wird erprobt, welche Kompetenzen Schülerinnen<br />

und Schüler erreichen können.<br />

In Deutschland ist das IQB, das Institut zur<br />

Qualitätsentwicklung im Bildungswesen in<br />

Berlin, überregional damit befasst, entsprechende<br />

empirische Grundlagen zu schaffen,<br />

um solche Probleme künftig zu vermeiden.<br />

nds: Wie schätzen Sie den Einfluss von Rankings<br />

auf das Lernen in der Schule ein?<br />

van Ackeren: Rankings sind in vielen Nachbarländern<br />

üblich, mit unterschiedlichen Auswirkungen.<br />

Hierbei spielen verschiedene Faktoren<br />

eine Rolle, etwa die Fähigkeit der Eltern, die<br />

Informationen zu verstehen und nutzbar zu machen.<br />

Erfahrungen aus England, aber auch aus<br />

den Niederlanden und Schweden, zeigen eine<br />

unerwünschte soziale ‘Entmischung’ der Schülerinnen<br />

und Schüler. In diesem Zusammen-<br />

11<br />

Prof. Isabell van Ackeren (rechts): „Die Einzelschule<br />

wird in Verbindung mit der Entwicklung des Bildungssystems<br />

gesehen.” Links: Dr. Ilse Führer-Lehner (GEW<br />

NRW/nds)<br />

hang setzt man nun stärker auf ‘faire’ Rankings,<br />

die die Rahmenbedingungen, unter denen<br />

Schulen arbeiten, sowie den ‘Mehrwert’, den sie<br />

beim Lernen erzielen, berücksichtigen. Angesichts<br />

der methodischen Schwierigkeiten fairer<br />

Vergleiche kann man auch darüber nachdenken,<br />

wie sich <strong>–</strong> stärker als bisher <strong>–</strong> eine Kultur<br />

der Anerkennung pflegen lässt, die die Leistungen<br />

von Schulen öffentlich würdigt. Schulwettbewerbe<br />

sind da<strong>für</strong> z.B. eine gute Möglichkeit.<br />

nds: Was wäre nötig, um in den Schulen<br />

bessere Lernergebnisse zu erzielen?<br />

van Ackeren: Wichtig ist m.E. eine Kombination<br />

von innerer und äußerer Schulreform, die den<br />

kompetenten Umgang mit Heterogenität und<br />

Differenz befördert. Die Lehrerbildung spielt dabei<br />

eine zentrale Rolle. In Essen sind wir derzeit<br />

mit der Entwicklung der neuen BA/MA-Studiengänge<br />

befasst. Dabei sind neben verbindlichen<br />

Standards, etwa im Bereich ‘Diagnose und<br />

Förderung’, Freiheitsgrade notwendig, die den<br />

Studierenden die Entwicklung eigener Profile ermöglichen.<br />

Dies sollte auch der Qualität von<br />

Schule und <strong>Unterricht</strong> zugute kommen.<br />

nds: Wir wünschen Ihnen einen guten<br />

Start und eine erfolgreiche Zeit in Essen.<br />

Die Fragen stellten Ilse Führer-Lehner und Hanne Seiltgen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!