KV.info Dezember 2015
DRK-Güstrow; Tagespflege, Seniorenheim, Kindergarten, Hort, Flüchtlinge
DRK-Güstrow; Tagespflege, Seniorenheim, Kindergarten, Hort, Flüchtlinge
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Struve: „Wir kriegen das hin“<br />
DRK-Geschäftsführer spricht vom Ausnahmezustand/Mehr als 100 Neueinstellungen zur Flüchtlingsbetreuung<br />
Güstrow<br />
Mit dem Bezug der Zimmer und Appartements im ehemaligen Lohmener Hotel ist seit Montag eine weitere Notaufnahmeeinrichtung<br />
für Flüchtlinge in der Region Güstrow in Betrieb gegangen. Bis zu 100 Personen können hier<br />
unterkommen. In der privat betriebenen Einrichtung kümmert sich der DRK-Kreisverband mit fünf Mitarbeitern um die<br />
soziale Betreuung der Asylsuchenden. Weitere neun DRK-Mitarbeiter sorgen für die Verpflegung der Ankömmlinge.<br />
Damit engagiert sich der DRK-Kreisverband Güstrow in der bereits vierten zentralen Asylbewerberunterkunft um aktuell<br />
rund 1400 Flüchtlinge. Eine fünfte, zur Aufnahme von zwölf Kindern und Jugendlichen ohne Begleitung Erwachsener,<br />
soll Mitte des Monats in Lalendorf bezogen werden.<br />
Innerhalb von zwei Monaten hatte damit das DRK Güstrow praktisch aus dem Stand eine logistische Aufgabe zu<br />
bewältigen, wie sie es sich die Verantwortlichen vorher kaum hätten ausmalen können. So musste innerhalb von zehn<br />
Tagen die leerstehende Schule in Jördenstorf für 150 Frauen, Männer und Kinder hergerichtet werden, die nun hier in<br />
Vierer- bis Sechserbelegung pro Zimmer auf Feldbetten schlafen. Fünf Mitarbeiter sind hier hauptamtlich vor Ort.<br />
Gar von heute auf morgen war das DRK gefragt, um ein derzeit nicht genutztes Internatsgebäude in der Güstrower<br />
Fachhochschule für die Aufnahme von 138 Flüchtlingen vorzubereiten. Hier, auf dem Gelände der Fachhochschule für<br />
öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege, sind sieben DRK-Angehörige permanent im Einsatz.<br />
Nur wenig mehr Zeit bekommen hatte der Kreisverband für die Meisterung der größten Herausforderung: Mühlengeez.<br />
„Am 16. September beauftragte uns das Innenministerium mit dem Aufbau des größten Erstaufnahmelagers<br />
in Mecklenburg-Vorpommern, und am 28. September begann der Bezug“, erinnert die Leiterin Öffentlichkeitsarbeit<br />
im DRK-Kreisverband, Manuela Hamann. Dazu wurden beheizbare Ausstellerzelte der gerade beendeten Mecklenburgischen<br />
Landwirtschaftsausstellung (Mela) genutzt und für den neuen Bedarf eingerichtet. Vier Großzelte, die<br />
jeweils rund 350 Menschen beherbergen können, wurden in Zehnerabteile parzelliert, um wenigstens eine minimale<br />
Intimsphäre zu ermöglichen. Jedes Abteil ist ausgestattet mit einem Klappbett und einem Klappstuhl pro Bewohner.<br />
Essenzelt (die Ausgabe erfolgt in drei Schichten), Spielzelt für die Kinder, Waschzelt, Quarantänestation und weitere<br />
erforderliche Einrichtungen machen das Erstaufnahmelager funktionsfähig. Bei einer Kapazität von 1250 Menschen<br />
ist es mit aktuell 1150 nahezu erschöpft. Insgesamt 88 Neueinstellungen habe das DRK allein für Mühlengeez vorgenommen,<br />
berichtet Geschäftsführer Peter Struve. Hinzu kommen etwa 180 ehrenamtliche Helfer, die in den Tagesablauf<br />
des „Lagerlebens“ eingebunden sind. Allein 35 ehrenamtliche Lehrer geben Deutschunterricht in Klassen mit bis<br />
zu 50 Schülern.<br />
„Im September begann für uns eine neue Zeitrechnung“, beschreibt Peter Struve die Situation und spricht von einem<br />
„Ausnahmezustand“ für seinen Kreisverband. Mehr als 100 neue Mitarbeiter mussten in kürzester Zeit gewonnen<br />
werden, die Zahl der Freiwilligen liege noch weit höher. So werden auch in Lalendorf ab 15. November wieder vier Sozialarbeiter<br />
und vier Erzieher benötigt, ein Hausmeister, Deutschlehrer… Struve: „Wenn ich täglich die Fernsehbilder<br />
sehe, wo Menschen im Matsch waten und übers Meer kommen, ohne schon zu wissen, was auf sie bei uns erst im<br />
Winter zukommt, dann weiß ich, wir haben das Richtige getan und tun es weiterhin. Ich bin mächtig stolz auf unsere<br />
Mitarbeiter und die Freiwilligen. Hochachtung!“ Anlehnend an einen inzwischen sehr strapazierten Satz, ergänzt der<br />
DRK-Kreisgeschäftsführer: „Und ich bin mir ganz sicher: Wir kriegen diese Aufgaben hin.“<br />
Eckhard Rosentreter<br />
SVZ, 6.11.15<br />
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