HOTELMARKETING FIBEL No.3
Das Jahrbuch der HOTELMARKETING GRUPPE (2014-2015).
Das Jahrbuch der HOTELMARKETING GRUPPE (2014-2015).
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fachbeiträge<br />
fachbeiträge<br />
de-curating<br />
Von bewertet werden zu Inspiration geben<br />
Wir scheinen in einer Bewertungsgesellschaft<br />
zu leben. Jede und jeder, ganz egal ob<br />
hauptberuflich agierender Journalist oder<br />
Gelegenheits-Facebook-User, hat heute<br />
einen Artikel mit den vermeintlich besten<br />
Krankenhäusern, Fahrradschlössern<br />
und Badebuchten im Sortiment. Listen<br />
ordnen scheinbar ungeordnete Zusammenhänge<br />
und machen Muster in bis dahin<br />
unstrukturierten Umfeldern erkennbar.<br />
Da unser menschliches Hirn massiv auf die<br />
Erkennung solcher Muster ausgerichtet<br />
ist, funktionieren Listen medial mit absoluter<br />
Sicherheit, auch wenn sie den größten<br />
Unsinn strukturieren.<br />
Das Bedürfnis der Kuratierungsidee, der<br />
Informationsflut Einhalt zu gebieten und<br />
sie zu ordnen, steckt jedoch genau hier<br />
in einem Paradox: sie generiert wiederum<br />
eine neue Datenschwemme an Informationen,<br />
die prinzipiell erneut einer Selektion<br />
bedürfen. Von Ent-Kuratierung kann jedoch<br />
noch lange nicht gesprochen werden.<br />
Kuratierung befindet sich nur gezwungenermaßen<br />
im Wandel.<br />
Wenn es um das Thema Posten von Urlaubserlebnissen<br />
geht, sind Soziale Netzwerke<br />
mit 73 Prozent die Nummer eins<br />
und Urlaubsbewertungsportale rangieren<br />
mit einer Nutzungshäufigkeit von 26 Prozent<br />
auf Platz 2 bei den Usern. Nimmt man<br />
dann noch in Betracht, das es faktisch nur<br />
ein kleiner Teil der Internetnutzer ist, der<br />
allgemein Bewertungen und Rezensionen<br />
auf Portalen schreibt, gerade einmal 3,15<br />
der 41,53 Millionen Internetnutzer (D),<br />
relativiert sich das Gefühl einer großen<br />
Macht ausgeliefert zu sein.<br />
Schaut man sich das Posten von Urlaubserlebnissen<br />
auf sozialen Netzwerke an, so<br />
gewinnt gerade das visuelle Storytelling<br />
via Instagram und Pinterest an Bedeutung.<br />
Sie zeigen vor allem das Schöne, Details,<br />
kleine Freuden und persönliche Entdeckungen,<br />
vielleicht auch noch Skurrilitäten<br />
mit einem Augenzwinkern. Sie sind emotional,<br />
persönlich und so nah am Menschen<br />
dran wie man nur sein kann. Wenn Storytelling<br />
das Marketingtool der Zeit ist, dann<br />
hat die Tourismusbranche so gesehen gerade<br />
ein Heer von Marketingbotschaftern,<br />
die für ihre Sache twittern und posten im<br />
Sekundentakt. Diesen Marketingkanal gilt<br />
es zu befeuern bzw. weiter Futter und Inspiration<br />
zu bieten.<br />
Aber auch bei den klassischen Bewertungsportalen<br />
sollte man nicht vergessen,<br />
dass diese auch Forum für das Marketing<br />
und die Unternehmensführung sind, mit<br />
Gästen und zukünftigen Gästen ins Gespräch<br />
zu finden, Beziehungen aufzubauen<br />
und, wenn es sein muss, auch Haltung zu<br />
zeigen. So ließ zum Beispiel die Reaktion<br />
der jungen Hotelgruppe Prizeotel (prizeotel.com)<br />
auf eine negative Bewertung bei<br />
TripAdvisor die Wellen hochschlagen. Der<br />
Reputation-Manager des Hotels reagierte<br />
auf die Rezension mit folgender Antwort:<br />
„Wenn wir solche Bewertungen wie Deine<br />
lesen, wird uns immer klar, dass es Gäste<br />
gibt, die einfach nicht zu Prizeotel passen.<br />
Aber das ist nun mal so – Geschmäcker<br />
sind verschieden.“ Solch ein Statement erfordert<br />
Mut, und die Gelassenheit, Kunden<br />
zu verprellen. Aber es sorgt auch für Klarheit.<br />
Ähnlich wie manche Hoteliers keine<br />
Kinder in ihren Häusern wünschen, so lässt<br />
sich auch hier eine Nische ansprechen.<br />
Aber dafür braucht es Rückgrat und eine<br />
schnelle, junge Kommunikationspolitik.<br />
tourismus report 2015<br />
Die Hotelkonzepte der <strong>HOTELMARKETING</strong><br />
GRUPPE basieren häufig auf Marktbeobachtungen<br />
und Trendhinweisen des Zukunftsinstituts.<br />
Der Tourismus Report 2015<br />
dreht sich um die Themen Reisen, Destinationen<br />
und Marketing. Er bietet allen Mitwirkenden<br />
der Tourismusbranche – ganz<br />
gleich ob Hoteliers, Gastronomen, Veranstalter<br />
oder Reisende – Orientierung<br />
sowie Anregungen zur Entwicklung neuer<br />
Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle.<br />
Er ist ein Kompass für die Reisebranche<br />
und gibt Einblick in die Bedürfnisse<br />
der Reisenden von morgen.<br />
Für Touristiker heißt es in Zukunft, weiter<br />
auf eine klare Markenpositionierung zu<br />
achten, damit man, wenn es sein muss,<br />
Haltung zeigen und nicht passiv jede Bewertung<br />
hinnehmen muss. Und auf der<br />
anderen Seite den Gästen viele schöne<br />
Inspiration zu bieten, damit sie viel zu<br />
posten, twittern und zu liken haben. Wir<br />
sind, mit wem wir uns verbinden und verbunden<br />
fühlen.<br />
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