18.12.2015 Aufrufe

HOTELMARKETING FIBEL No.3

Das Jahrbuch der HOTELMARKETING GRUPPE (2014-2015).

Das Jahrbuch der HOTELMARKETING GRUPPE (2014-2015).

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

fachbeiträge<br />

„<br />

Come as you are.“ Das ist einer der<br />

Claims der Hotelkette 25hours. Es<br />

ist die Aufforderung, sich locker zu<br />

machen. Und es ist ganz nebenbei ein Zitat<br />

aus einem der bekanntesten Songs der<br />

Rockband Nirvana. Wer ihre Musik kennt,<br />

bekommt das Signal: hier kannst du dich<br />

unter Gleichgesinnten wohlfühlen.<br />

Das Spiel mit kulturellen und subkulturellen<br />

Anspielungen gehört zum Stil der<br />

Häuser, die inzwischen in Hamburg, Zürich,<br />

Berlin, Wien und Frankfurt zu finden<br />

sind – und wenn es nach den Gründern<br />

geht, bald auch in New York, Amsterdam,<br />

Kopenhagen, Barcelona, London, Istanbul,<br />

Mailand, München, Düsseldorf und Paris.<br />

Die Kette mit Individualitätsanspruch<br />

kann sich ihren Expansionsdrang offenbar<br />

leisten: immerhin hat jedes der bisher eröffneten<br />

Häuser im ersten Jahr nach der<br />

Eröffnung schwarze Zahlen geschrieben;<br />

die Umsatzrendite<br />

liegt nach Auskunft<br />

des Mitgründers<br />

Christoph Hoffmann<br />

bei branchenunüblichen acht Prozent.<br />

Wer nach dem Geheimnis des Erfolges<br />

sucht, landet in jedem Haus in einer anderen<br />

Welt. Im Haus in der Hamburger Hafencity<br />

zum Beispiel findet der Gast eine<br />

Sitzecke unter rostigen Überseecontainern,<br />

an der hohen Decke hängen unverkleidete<br />

Rohre, und der Empfangstresen<br />

wirkt, als seien einfach ein paar Kisten zusammengenagelt<br />

worden. In der Etage darüber<br />

wartet ein Raucherzimmer mit einer<br />

soliden Schallplattensammlung, intern Vinylothek<br />

genannt, auf den Besucher. Wer<br />

come as you are<br />

will, kann Siebzigerjahre-Soul, die Beatles,<br />

The Clash oder Velvet Underground auflegen.<br />

Auch wer das Berliner 25hours Hotel<br />

betritt, denkt einen Augenblick, er sei aus<br />

Versehen in einer Künstler-WG gelandet.<br />

Vor den Panoramafenstern baumeln Hängematten.<br />

An den unverputzten Wänden<br />

ranken Zimmerpflanzen in die Höhe. Der<br />

Tresen ist hellblau gekachelt, als wäre man<br />

in einem Schwimmbad. Und am Kiosk gibt<br />

es keine Zeitungen, sondern schräge Bildbände<br />

aus dem Gestalten-Verlag.<br />

Wie man auf solche Ideen kommt? Indem<br />

man nicht der Marktforschung vertraue,<br />

sondern dem, was einem selbst gefalle,<br />

sagt Christoph Hoffmann. „Wir wollen<br />

nicht arrogant sein, aber ich glaube, es ist<br />

nicht falsch, eine klare Haltung zu haben.<br />

Wir versuchen nicht, es jedem recht zu<br />

machen.“ Seine persönlichen Vorlieben:<br />

„Immer ein Stückchen mehr – bunter,<br />

vielfältiger, lieber<br />

noch eine zusätzliche<br />

Überraschung,<br />

keine Reduktion,<br />

kein Minimalismus. In einem Raum muss<br />

immer viel passieren.“ Und ja: „Das kann<br />

auch gefährlich werden, wenn man übertreibt<br />

und es überladen wirkt.“<br />

Hinter der Idee eines Hotels, das seinen<br />

Besuchern immer wieder neue Überraschungen<br />

bietet, stehen vier Gründer, die<br />

unterschiedlicher kaum sein können. Der<br />

Frankfurter Baulöwe Ardi Goldman, der<br />

den Frankfurter Osten mit Kneipen, Büros,<br />

Plätzen und einem Hotel belebt hat und<br />

sich gerade gegen Korruptionsvorwürfe im<br />

Zusammenhang mit dem Ausbau der Car-<br />

go City Süd wehren muss. Der Hamburger<br />

Hotelier Kai Hollmann, der aus der Verlegerfamilie<br />

Bauer stammt, das Gewerbe von<br />

der Pike auf gelernt hat und in Hamburg<br />

unter anderem das Design-Hotel „The<br />

George“, das „Gastwerk“ und das Hostel<br />

„Superbude“ betreibt. Der Berater Stephan<br />

Gerhard, Geschäftsführer der Treugast<br />

Solutions Group, die sich auf Hotellerie<br />

und Gastronomie spezialisiert hat. Und<br />

schließlich der geschäftsführende Gesellschafter<br />

Christoph Hoffmann, der vor seinem<br />

Einstieg bei 25hours in der Kempinski-Gruppe<br />

und der Schweizer Hotelkette<br />

Bürgenstock gearbeitet hat und zuletzt<br />

stellvertretender Direktor im Hamburger<br />

Fünf-Sterne-Palast Louis C. Jacob war.<br />

Sie alle kamen 2005 zusammen, zwei Jahre<br />

nachdem Hollmann das erste 25hours<br />

im Hamburger Westen eröffnet hatte.<br />

Und sie beschlossen, das gut funktionierende<br />

Konzept auf weitere Standorte<br />

zu übertragen – am besten in zentralen<br />

Lagen und in Großstädten mit lebendiger<br />

Kreativ-Szene. Die Finanzierung ist dabei<br />

offenbar das kleinere Problem. Die Kosten<br />

für den Bau übernimmt der jeweilige Immobilienbesitzer,<br />

mit dem die Betreiber<br />

Pachtverträge über 20 oder 25 Jahre abschließen.<br />

Inzwischen, sagt Hoffmann, erhalten<br />

sie öfter Anfragen von Investoren,<br />

die gern mit ihnen zusammenarbeiten<br />

wollen. Schwieriger sei es, den kostbarsten<br />

Besitz, die Marke, zu definieren<br />

und vor Verwässerung zu schützen. Eine<br />

Schallplattensammlung ist originell. Die<br />

gleiche Schallplattensammlung in jedem<br />

Hotel wäre langweilig.<br />

Christoph Hoffmann, CEO 25hours<br />

218<br />

219

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!