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HOTELMARKETING FIBEL No.3

Das Jahrbuch der HOTELMARKETING GRUPPE (2014-2015).

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fachbeiträge<br />

„Wenn Bos etwas Neues findet,<br />

dann ändert sich über kurz<br />

oder lang die Kochkunst.“<br />

Ein Zitat, das man sich auf der Zunge zergehen<br />

lassen muss, wenn das ginge, aber es<br />

würde passen. Es stammt von den Juroren<br />

der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung,<br />

die Ralf Bos Ende vergangenen<br />

Jahres zum „Händler und Produzenten des<br />

Jahres 2014“ gewählt haben. Die offizielle<br />

Preisverleihung fand im Januar im Grandhotel<br />

Schloss Bensberg statt. Ein guter<br />

Der Fachkräftemangel hat viele<br />

Hotelketten dazu bewegt, nicht<br />

mehr inhouse zu kochen, sondern<br />

Fremdfirmen die kompletten Gerichte kochen<br />

zu lassen. Diese werden dann runtergekühlt<br />

geliefert und im Hotel dann nur<br />

noch regeneriert. „Das ist narrensicher,<br />

das kann jede Küchenhilfe nach kurzer<br />

Anlernzeit“, sind die Argumente der Vertriebler<br />

der „cook and chill“ Gerichte und<br />

der passenden Öfen zum Regenerieren. So<br />

weit ist das richtig. Was jedoch nicht erklärt<br />

wird: wer bei externen Firmen kochen<br />

lässt, zahlt nicht nur die Lebensmittel und<br />

die Zubereitung, er zahlt auch den Wasserkopf,<br />

der da dran hängt, wie z.B. Miete,<br />

Marge, Gehälter der Geschäftsführung, die<br />

Buchhaltung und den Außendienst sowie<br />

Start in das Jubiläumsjahr von Ralf Bos und<br />

seinem Großhandel in Meerbusch, denn<br />

in diesem Jahr feierte der Delikatessen-<br />

Papst, wie er auch gerne genannt wird,<br />

sein 25-jähriges Firmenjubiläum. Für Bos<br />

ist das eher unspektakulär. „Mal schauen,<br />

ob sich was ergibt“, sagt er und denkt eher<br />

an eine spontane Feier als groß zu planen.<br />

Denn das ist nicht unbedingt sein Ding.<br />

zusätzlich die spezielle Hardware und deren<br />

Wartung. Alles Posten, die in der eigenen<br />

Küche nicht anfallen.<br />

Das macht die Produkte so teuer, dass sie<br />

nur entweder in erbärmlicher Qualität zu<br />

vernünftigen Preisen oder in vernünftiger<br />

Qualität zu exorbitanten Preisen angeboten<br />

werden können.<br />

Hier kommt der Moment, wo man mal<br />

nachdenken sollte.<br />

1. Der Fachkräftemangel lässt sich nicht<br />

wegdiskutieren. Mit dem muss man leben.<br />

2. Die Verpflegung ist ein wesentliches<br />

Kriterium bei der Buchung von Hotelkontingenten.<br />

3. Je besser das Grundprodukt, desto geringer<br />

ist der notwendige Kochkunst Anteil.<br />

Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass die<br />

„cook and chill“ Fraktion für ihre Lebensmittel<br />

unverhältnismäßig mehr bezahlen,<br />

als sie wert sind, ist der Schritt zum guten<br />

Produkt schon fast selbstredend. Natürlich<br />

muss man sich aufgrund des Fachkräftemangels<br />

von komplizierten Rezepturen<br />

verabschieden. Aber gerade heute,<br />

in den Zeiten des guten Fleischs, der permanenten<br />

Verfügbarkeit von Frischfisch<br />

und dem Burger Boom, ist eine raffinierte<br />

Küche gar nicht mehr nötig.<br />

Steaks von guten Tieren, frischer Fisch,<br />

pochiert oder gebraten, und saftige Burger<br />

sind heute der Grundstein für eine zeitgemäße<br />

Speisenkarte, bei der der Koch nicht<br />

unbedingt über die beste Ausbildung verfügen<br />

muss.<br />

Inhouse wird gekocht, mit Liebe und<br />

den besten Produkten des Marktes, dies<br />

sind die Botschaften, die nicht nur erlebt<br />

werden müssen, sondern auch sämtliche<br />

Druckwerke des Hauses zieren müssen.<br />

Wenn man sich als Hotelier jetzt noch<br />

überwindet, das gute Konferenzgebäck,<br />

frische Eier fürs Rührei zu servieren und<br />

sich auch sonst bei Food and Beverage<br />

nach oben zu orientieren, dann passiert<br />

das, was man sich als Hotelier nur wünschen<br />

kann.<br />

Die Entscheidungsträger für Konferenzund<br />

Veranstaltungsbuchungen leben quasi<br />

in Hotels und haben die Nase dermaßen<br />

voll von dieser unsäglichen „cook and<br />

chill“ Küche der Kettenhotels. Sie sehnen<br />

sich nach guter Verpflegung während<br />

ihres Aufenthaltes. Und Buchungsentscheidungen<br />

werden nicht nur aus dem<br />

Portemonnaie getroffen, hier wird oft tatsächlich<br />

aus dem Bauch heraus gewählt.<br />

„Dort bekommt man was Ordentliches zu<br />

essen!“ ist das Credo, das Langzeiterfolg<br />

verspricht.<br />

Sollte man sich für diesen Königsweg<br />

entscheiden, sind natürlich zwei Hürden<br />

zu umschiffen. Die erste Hürde ist<br />

der Einkäufer. Er ist quasi genetisch dazu<br />

verpflichtet, den günstigsten Preis zu erzielen.<br />

Oft wird hierbei jedoch preiswert<br />

mit billig verwechselt. Dadurch wird die<br />

Qualität der Ware oft durch den Einkäufer,<br />

der irgendein Zeug irgendwo billiger bekommen<br />

hat, von Bestellung zu Bestellung<br />

schlechter. Hier ist permanentes Briefing<br />

unumgänglich. Die zweite Hürde ist der<br />

Aberglaube Foodkost.<br />

Irgendwie hat sich der Aberglaube, dass<br />

Foodkost irgendwas mit Prozenten zu<br />

tun hat, in den Köpfen der Gastronomen<br />

und Hoteliers manifestiert. Noch immer<br />

herrscht die Meinung, dass eine Foodkost<br />

unter 30% was Gutes ist. Mit Prozenten<br />

kann man aber nichts bezahlen und Prozente<br />

kann man auch nicht zur Bank tragen,<br />

und selbst wenn 70% übrig bleiben,<br />

70% von null sind und bleiben null. Nur mit<br />

Erträgen kann man arbeiten. Gerade wenn<br />

man mit hochwertigen Foodprodukten arbeitet,<br />

muss man in Erträgen denken. Wie<br />

viel möchte ich an einem Hauptgang, an<br />

einer Vorspeise und pro Person an einer<br />

Kaffeepause verdienen? Das ist die Frage,<br />

die sich der Unternehmer stellen muss und<br />

mit der er auch im Preisvergleich der Gewinner<br />

bleibt.<br />

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