renforcement des capacités parentales
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renforcement des capacités parentales
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Eltern unter Druck<br />
Elternkompetenzen sind gefragt<br />
Parents sous pression<br />
Renforcement <strong>des</strong> <strong>capacités</strong> <strong>parentales</strong><br />
Referate der Fachtagung<br />
Textes <strong>des</strong> conférences de la journée d’étude<br />
09.09.2011<br />
Schriftenreihe zum<br />
Themenkreis<br />
Familie<br />
Cahier de la famille<br />
Berne 2011
Eltern unter Druck –<br />
Kompetenzen sind gefragt<br />
Parents sous pression -<br />
Renforcement <strong>des</strong> <strong>capacités</strong><br />
<strong>parentales</strong><br />
Pro Familia Schweiz<br />
Fachtagung vom 9. September 2011 – Hintergrund / Journée d’étude 4<br />
Elternkompetenzen stärken / Renforcer les compétences <strong>parentales</strong><br />
Einleitung / Introduction 5<br />
Lucrezia Meier-Schatz<br />
Eltern und Druck – Selbstverständnis und Bedürfnisse von Eltern 8<br />
Parents sous pression – les besoins <strong>des</strong> parents (résumé) 9<br />
Matthias Bartscher<br />
Präventive Angebote – gewaltfreie Erziehung am Beispiel von «Starke Eltern – Starker Kinder®» 29<br />
Offres préventives – et présentation du programme (résumé) 30<br />
Kathie Wiederkehr<br />
Les bénéfices de la participation <strong>des</strong> enfants aux décisions familiales 36<br />
Die Vorteile der Mitwirkung der Kinder in Familienangelegenheiten (Abstract) 37<br />
Alain Clémence<br />
Erste Empfehlungen – premières recommandations 47<br />
Lucrezia Meier-Schatz<br />
Anhang 49<br />
Autorenverzeichnis<br />
Literaturangaben<br />
Tabellen Referat Bartscher
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Die Fachtagung<br />
„Eltern unter Druck –<br />
Kompetenzen sind gefragt“<br />
war eine gemeinsame<br />
Fachtagung folgender<br />
Organisationen:<br />
La journée d’étude<br />
„Parents sous pression –<br />
<strong>renforcement</strong> <strong>des</strong> <strong>capacités</strong><br />
<strong>parentales</strong>“<br />
était organisée conjointement<br />
avec les organisations ci<strong>des</strong>sous:<br />
2
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Eltern unter Druck<br />
Kompetenzen sind<br />
gefragt<br />
Familien kommt in der Gesellschaft eine tragende<br />
Rolle zu: Erziehung und Förderung, Bildung und<br />
Begleitung erfahren Kinder an erster Stelle in der<br />
Familie. Fehlende Lebensräume, unterschiedliche<br />
Vorstellungen von Werten in der Gesellschaft oder<br />
die enorme Informationsflut fordern Eltern und<br />
setzen sie unter Druck. Die Kompetenzen der Eltern<br />
muss gestärkt werden. Nur so können Mütter und<br />
Väter ihren Kindern all das mit auf den Weg geben,<br />
was für die Entfaltung ihrer Persönlichkeit, für die<br />
sozialen Fähigkeiten und für eine solide Bildung nötig<br />
ist.<br />
Diese gemeinsame Tagung diente den Teilnehmenden<br />
aus den verschiedensten Bereichen der Eltern-<br />
Beratung, -Bildung und –Unterstützung der Vernetzung,<br />
mit dem Ziel, dass diese ihre Kräfte und<br />
Ressourcen bündeln und sich für das gute Aufwachsen<br />
von Kindern weiterhin einsetzen.<br />
Parents sous<br />
pression –<br />
<strong>renforcement</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>capacités</strong><br />
<strong>parentales</strong><br />
Les familles jouent un rôle primordial dans notre<br />
société: elles transmettent les valeurs éducatives,<br />
apportent encouragement et soutien et accompagnent<br />
les enfants tout au long de leur scolarité et<br />
leur formation. L’absence d’espace de vie, <strong>des</strong><br />
conceptions et <strong>des</strong> valeurs différentes, l’abondance<br />
d’informations sont autant d’éléments qui mettent les<br />
parents sous pression. Les familles jouent un rôle<br />
primordial dans notre société: elles transmettent les<br />
valeurs éducatives, apportent encouragement et<br />
soutien et accompagnent les enfants tout au long de<br />
leur scolarité et leur formation. L’absence d’espace de<br />
vie, <strong>des</strong> conceptions et <strong>des</strong> valeurs différentes,<br />
l’abondance d’informations sont autant d’éléments qui<br />
mettent les parents sous pression.<br />
Cette journée d’étude a eu pour but de permettre<br />
aux participantes et participants issus <strong>des</strong> différents<br />
milieux d’échanger, de créer de nouveaux réseaux et<br />
de prendre connaissance <strong>des</strong> attentes <strong>des</strong> parents<br />
pour ainsi mieux contribuer à l’éveil de l’enfant.<br />
Referentin und Referenten –<br />
Conférenciers et conférencière<br />
Matthias Bartscher, Dipl. Pädagoge,<br />
Dipl. Theologe, Leiter der Beratungsstelle<br />
für Eltern, Jugendliche und Kinder der<br />
Stadt Hamm - Deutschland<br />
Alain Clémence, Prof. Dr. Institut <strong>des</strong><br />
Sciences Sociales de la Faculté <strong>des</strong><br />
Sciences sociales et Politique, Université<br />
de Lausanne et Coresponsable du Centre<br />
de recherches et de formation avancée en<br />
psychologie sociale, Lausanne et Genève<br />
Kathie Wiederkehr, Geschäftsleiterin<br />
Stiftung Kinderschutz Schweiz, Bern<br />
Moderation<br />
Lucrezia Meier-Schatz, Pro Familia Schweiz<br />
Maya Mulle, Elternbildung CH<br />
3
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Elternkompetenzen<br />
Compétences<br />
<strong>parentales</strong><br />
Einleitung / Introduction<br />
Lucrezia Meier-Schatz<br />
Ich darf Sie im Namen aller Mitorganisatorinnen<br />
herzlich begrüssen. Fünf Organisationen haben<br />
gemeinsam mit Pro Familia Schweiz vor bereits 2<br />
Jahren beschlossen, dass wir in den Jahren 2011 bis<br />
2013 den Schwerpunkt auf die „Stärkung der<br />
Elternkompetenzen“ legen wollen und unser jeweils<br />
spezifisches Wissen einbringen, um dem Thema in<br />
der Öffentlichkeit mehr Beachtung zu schenken.<br />
Lassen Sie mich die Verantwortlichen dieser<br />
Organisationen ganz kurz vorstellen, damit Sie auch<br />
wissen, an wen Sie sich während den Pausen und der<br />
Lunchzeit richten können:<br />
Elternbildung CH – Maya Mulle<br />
Schule und Elternhaus Schweiz –<br />
Heinz Bäbler<br />
Schweizerischer Fachverband Mütter-<br />
und Väterberatung – Rita Bieri<br />
Schweizerischer Verband<br />
alleinerziehender Mütter und Väter –<br />
Anna Hausherr-Hurni<br />
Schweizerische Vereinigung der<br />
Elternorganisationen –<br />
Sabine Wiedmann<br />
Unsere Organisationen stellen seit einigen Jahren fest,<br />
dass Eltern vermehrt unter Druck geraten. Wir<br />
erfahren täglich in der Wahrnehmung unserer<br />
unterschiedlichen Aufgaben, dass der Druck einer<br />
Gesellschaft im Wandel den Eltern zusetzt. Eltern<br />
sind mit existentiellen Fragen konfrontiert, spüren die<br />
Folgen der Beschleunigung der Arbeitswelt, haben<br />
Respekt und z.T. Angst vor den hohen<br />
Bildungserwartungen an ihre Kinder. Sie leben in<br />
einer älter werdenden Gesellschaft, in einem Umfeld,<br />
welches von einer Vielfalt von Lebensformen geprägt<br />
ist. Das alles verunsichert und fordert heraus.<br />
Eltern aber haben sich bewusst für eine Biographie<br />
mit Kindern entschieden, was heute keine<br />
Selbstverständlichkeit mehr ist. Denn Familiengründung<br />
ist nur eine der vielen Lebensoptionen junger<br />
Menschen. Wenn sie aber Elternschaft bejaht haben,<br />
übernehmen sie als Eltern die damit verbundene<br />
vielfache Verantwortung: doch sie werden<br />
zunehmend von dieser älter werdenden Gesellschaft<br />
zur Verantwortung gezogen, ob zu Recht oder<br />
Unrecht, sei dahingestellt. Fakt ist: Eltern spüren den<br />
vielfältigen Druck.<br />
Leistungsdruck, Zeitdruck, Organisationsdruck,<br />
Erziehungsdruck und Finanzdruck sind nur einige<br />
Stichworte, die als Folge der gestiegenen<br />
Anforderungen an Eltern aller Sozialschichten Anlass<br />
zu Studien geben. Wir wollen heute auf die<br />
Herausforderungen näher eingehen und mögliche<br />
Antworten, um den Druck zu lindern, formulieren.<br />
En évoquant les nombreuses pressions sociales et<br />
économiques ressenties par les parents – il va de soi<br />
que nous avons au préalable jeter un regard critique<br />
sur la société qui l’entoure. Nous faisons face<br />
aujourd’hui à une société qui de plus en plus reporte<br />
les responsabilités de nombreux phénomènes sociaux<br />
sur les parents. Or une société culpabilisant les<br />
parents et leur refusant en même temps très<br />
fréquemment les conditions-cadre nécessaires à leur<br />
épanouissement et à leur développement n’est pas<br />
cohérente. Nous savons que l’épanouissement <strong>des</strong><br />
compétences <strong>parentales</strong> dépend de nombreux<br />
facteurs, facteurs individuels et familiaux bien sûr mais<br />
aussi facteurs sociaux, historiques et relationnels. En<br />
tant que membres de cette société, nous sommes<br />
tous et toutes interpellés. Lorsque la société prend<br />
acte <strong>des</strong> problèmes que rencontrent les enfants et les<br />
jeunes dans leur développement et leur intégration<br />
4
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
sociétale, elle s’adresse aux parents, exige d’eux qu’ils<br />
«éduquent mieux leurs enfants et leur jeunes<br />
adolescents» (pour reprendre une citation parue dans<br />
Le Temps la semaine dernière). Une façon de se<br />
dédouaner de toute responsabilité et de culpabiliser<br />
les parents. Les parents, indépendamment de leurs<br />
origines culturelles et sociales ont toutefois besoin de<br />
soutien et d’accompagnement au plus tard dès la<br />
naissance de l’enfant.<br />
Dans une société où tout métier s’apprend, où la<br />
formation continue fait partie <strong>des</strong> exigences du<br />
monde du travail, il est frappant de voir que cette<br />
même société attribue aussi peu d’attention à la<br />
formation et à l’accompagnement <strong>des</strong> parents.<br />
Dans une société multiculturelle comme la nôtre,<br />
nous avons tout intérêt à veiller à ce que les parents<br />
puissent développer les fonctions <strong>parentales</strong><br />
indispensables au développement de tout enfant et à<br />
son intégration dans notre société. Il s’agit de<br />
compétences spécifiques, d’habiletés comportementales<br />
et relationnelles, il s’agit aussi d’attitu<strong>des</strong><br />
face à la vie, donc de la transmission de valeurs. Dans<br />
une société où la parentalité n’est qu’une option dans<br />
une biographie, il est évident que la société a un<br />
impact sur l’appréciation <strong>des</strong> compétences <strong>parentales</strong>,<br />
c’est elle qui précise ce qui est acceptable et ce qui ne<br />
l’est pas (ou plus).<br />
Lorsque l’on parle de fonctions <strong>parentales</strong>, l’on pense<br />
généralement à quatre fonctions spécifiques, soit<br />
nourrir, protéger, guider et contrôler. Ces quatre<br />
fonctions sont essentielles au développement de<br />
l’enfant, mais de toute évidence l’amour parental va<br />
bien au-delà du ressenti de bien-être en présence de<br />
l’enfant, il est une qualité de la relation, une attitude :<br />
être orienté vers l’autre, être prêt à sacrifier une<br />
partie de ses énergies et de sa personne même pour<br />
le bien-être de l’autre, et y trouver du bien-être.<br />
C’est la base de la relation affective chaleureuse, et la<br />
clé pour que les fonctions soient remplies avec facilité<br />
et de façon efficace.<br />
Das Umsetzen von Ernähren, Schützen, Fördern und<br />
Kontrollieren ist um einiges schwieriger und<br />
erfordert Kompetenzen. Wir werden uns heute über<br />
diese Kompetenzen unterhalten, werden Inputs dazu<br />
erhalten. Sie werden die Gelegenheit erhalten, sich<br />
aktiv in die Diskussion einzubringen. Denn Sie alle<br />
sind Fachpersonen, kennen die Bedürfnisse der Eltern<br />
und wollen ihre Kompetenzen stärken.<br />
Theoretisches Wissen ist wertvoll. In der<br />
Erlebniswelt <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> ist jedoch ausschlaggebend,<br />
ob das vermittelte Wissen von den Eltern auch<br />
umgesetzt wird. Wenn das Erlernte sich nur in einer<br />
Haltung ausdrückt und keine Umsetzung zur Folge<br />
hat, bleibt das Wohlergehen <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> auf der<br />
Strecke. Im Mittelpunkt der Elternkompetenzen<br />
sollten die Beziehungskompetenzen stehen, denn<br />
zwischen Eltern und Kindern muss eine gegenseitige,<br />
respektvolle Beziehung entstehen können, dies im<br />
Wissen, dass diese Beziehung vom sozio-kulturellen<br />
und vom sozio-ökonomischen sowie vom demographischen<br />
Umfeld geprägt ist.<br />
L’important pour l’enfant c’est avant tout l’action, s’il<br />
faut <strong>des</strong> connaissances et de compétences spécifiques,<br />
les enfants et les parents ressentent qu’au centre de<br />
l’interaction se situent les faits de communication et<br />
d’échange. De plus les parents sont conscients qu’au<br />
fil <strong>des</strong> années l’enfant devient graduellement<br />
compétent et que l’exercice <strong>des</strong> compétences<br />
<strong>parentales</strong> en sera à nouveau modifié.<br />
Les profon<strong>des</strong> transformations de notre société ont<br />
aussi un impact sur l’organisation de la parentalité.<br />
Les pères souhaitent aujourd’hui s’impliquer, ils<br />
entendent mettre fin à cette retenue masculine qui a<br />
marqué les vingt dernier siècles sinon plus!<br />
L’engagement <strong>des</strong> pères a un effet positif tant pour<br />
l’enfant que pour la mère, cet engagement met aussi<br />
fin à cette dyade exclusive mère-enfant. Car<br />
rappelons-le, les compétences <strong>parentales</strong> n’appartiennent<br />
pas exclusivement aux mères. Elles<br />
s’exercent au mieux par la conjugaison et la<br />
coordination <strong>des</strong> intérêts et <strong>des</strong> forces <strong>des</strong> deux<br />
parents. Il importe d’en tenir compte dans la formation<br />
<strong>des</strong> parents.<br />
Schliesslich und angesichts der heutigen Vielfalt der<br />
familialen Lebensformen ist es unendlich wichtig, dass<br />
Elternschaft gelebt werden kann, auch wenn sich neue<br />
5
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Familienformen aus einer herkömmlichen entwickeln.<br />
Möglicherweise müssen in dieser neuen Lebensphase<br />
ergänzende Kompetenzen erworben werden.<br />
Eltern wollen aber keine Rezepte, sie wollen aber<br />
unterstützt, begleitet und respektiert werden. Sie<br />
wollen, dass die familialen Leistungen vermehrt von<br />
der Gesellschaft, der Politik und der Wirtschaft als<br />
unschätzbare gesellschaftliche Leistungen wertgeschätzt<br />
und anerkannt werden. Heute sind sie hohen<br />
Erwartungen ausgesetzt und gleichzeitig alleine<br />
gelassen. Familien, losgelöst von ihrer Lebensform,<br />
brauchen Zeit, Familienzeit, Geld und Infrastrukturen.<br />
Sie brauchen Orte der Bildung, der Eltern-Bildung<br />
und –Begleitung. Familien brauchen aber auch Raum<br />
um sich auszutauschen. Zeit um Familie zu leben und<br />
Verständnis gegenüber der älter werdenden Gesellschaft<br />
statt Schuldzuweisung.<br />
Je höher die Anforderungen an die Eltern sind, <strong>des</strong>to<br />
höher sind auch ihre Ansprüche an diejenigen, die<br />
sich der Elternbegleitung und der Elternbildung<br />
annehmen.<br />
Wir wollen heute auf diese Herausforderungen näher<br />
eingehen. Es ist uns allen ein Anliegen, dass die<br />
heutigen Erwartungen an alle Familien angesprochen<br />
werden, denn der stete Druck muss der<br />
Zufriedenheit und Ausgeglichenheit weichen.<br />
Sie sind heute hierher gereist in der Hoffnung, neue<br />
Impulse für Ihren Berufsalltag zu erhalten. Ich hoffe<br />
sehr, dass wir Ihren Erwartungen gerecht werden<br />
können und eröffne somit die heutige Tagung.<br />
6
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Eltern und Druck –<br />
Selbstverständnis<br />
und Bedürfnisse<br />
von Eltern<br />
Matthias Bartscher<br />
Abstract<br />
Zu Beginn <strong>des</strong> Vortrags werden Auszüge aus dem<br />
neuen, noch in der Entwicklung befindlichen<br />
‚Seminarkabarett‘-Programm „Anleitung zur Unzufriedenheit<br />
für Eltern“1 vorgestellt. Diese Ausschnitte<br />
aus dem Alltag von Familien machen schon einmal<br />
bewusst, wie oft Eltern sich selbst unter Druck setzen<br />
– und dies oftmals völlig unnütz…<br />
Der Fach-Vortrag stellt das Konzept der "Bildungs-<br />
und Erziehungspartnerschaft mit Eltern“ vor. Dieses<br />
Konzept wurde aus der praktischen Arbeit in der<br />
Elternschule Hamm und aus einem Projekt der<br />
Serviceagentur Ganztägig lernen NRW entwickelt. Es<br />
schließt sich an viele ähnliche und gleichartige<br />
konzeptionelle Bestrebungen an, die zurzeit in der<br />
ganzen Bun<strong>des</strong>republik im Bildungsbereich entstehen.<br />
"Bildung- und Erziehungspartnerschaft" bedeutet, die<br />
vorhandenen Aktivitäten in der Zusammenarbeit mit<br />
Eltern in Kindertageseinrichtungen und Schulen im<br />
Hinblick auf eine partnerschaftliche und wirkungsvolle<br />
Zusammenarbeit zielgerichtet weiterzuentwickeln.<br />
Das Konzept zielt neben einer höheren Zufriedenheit<br />
aller Akteure vor allem auf bessere Bildungsergebnisse<br />
ab.<br />
Neuere Interpretationen der PISA-Studien sehen in<br />
den Eltern nicht mehr die Schuldigen der aktuellen<br />
Bildungsmisere, sondern beschreiben Potenziale, die<br />
in der Zusammenarbeit mit Eltern auch und gerade in<br />
benachteiligten Lebenslagen genutzt werden können.<br />
Zunächst wird auf den häufigen Einwand gegen<br />
entsprechende konzeptionelle Überlegungen eingegangen,<br />
dass die Zusammenarbeit mit Eltern<br />
überhaupt nichts bringe. So zeigen die PISA--Studien,<br />
dass die familiären Einflussfaktoren auf<br />
Bildungsergebnissen doppelt so hoch wie die<br />
schulischen Faktoren sind. Hier besteht ein<br />
erheblicher Entwicklungs- und Gestaltungsspielraum.<br />
Dann wird aufgezeigt, dass es im Bereich der<br />
unterschiedlichen Arbeitsformen mit Eltern vielfältige<br />
Wirkungsstudien gibt, die belegen, dass die<br />
entsprechenden Angebote nachhaltig positiven<br />
Wirkungen auf Familien und auf die Entwicklung der<br />
Kinder zeitigen. Es werden Bedingungsfaktoren<br />
geschrieben, unter denen eine solche Arbeit<br />
besonders erfolgreich laufen kann.<br />
Ein zweiter Haupteinwand gegen eine intensive<br />
Zusammenarbeit mit Eltern ist der, dass Eltern sich<br />
eigentlich gar nicht beteiligen wollten; insbesondere<br />
die, mit denen eine Zusammenarbeit besonders<br />
notwendig ist. Dem widerspricht zunächst die<br />
Tatsache, dass es in allen Bildungsformen Initiativen,<br />
Angebote und Maßnahmen mit Eltern gibt, die<br />
unterschiedliche Zielgruppen sehr erfolgreich<br />
erreichen. Während die Fachkräfte der einen<br />
Einrichtung konkrete Strategien entwickeln, wie sie<br />
mit bestimmten Zielgruppen besser zusammenarbeiten<br />
können, beschweren sich die Fachkräfte<br />
anderer Einrichtungen darüber, dass trotz aller<br />
Versuche und Bemühungen Eltern sich nicht<br />
beteiligen.<br />
In einer intensiven und immer neuen Diskussion<br />
darüber, welches der beste Weg ist, um Eltern zu<br />
erreichen, sind wir über die Jahre zu dem Ergebnis<br />
gekommen, dass es kein einzelnes Patentrezept gibt.<br />
Es gibt keinen Weg, keine Methode, keine Technik,<br />
um alle Eltern zu erreichen und anzusprechen.<br />
Nachdem wir zunächst auf pragmatischen Weg<br />
unsere Methoden und Angebotsformen differenziert<br />
haben, sind wir seit einigen Jahren dabei, die Sinus-<br />
Milieustudien zu nutzen, um Zielgruppen der<br />
Elternarbeit differenziert zu schreiben. Die Studien<br />
differenzieren Zielgruppen sowohl nach dem<br />
sozioökonomischen Status als auch nach der<br />
Werteorientierung. In der Kombination dieser beiden<br />
7
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Merkmale lassen sich soziokulturelle Milieus<br />
identifizieren, die vielfältiger und unterschiedlicher<br />
kaum sein können. Deutlich wird bei dieser Analyse<br />
auch, dass die einzelnen Milieus sich zum Teil<br />
gegeneinander abgrenzen, nichts miteinander zu tun<br />
haben wollen. Dies stellt die pädagogischen<br />
Fachkräfte und Lehrkräfte noch einmal mehr vor die<br />
Herausforderung, Arbeitsformen, Orte und<br />
Gelegenheiten der Zusammenarbeit mit Eltern zu<br />
differenzieren. Hierfür einige praktische Beispiele:<br />
Schon wenn man Eltern zu einer Veranstaltung<br />
einladen will, stellt sich die Problematik eines<br />
geeigneten Zeitpunkts und einer geeigneten Form.<br />
Während die einen Eltern am besten einen<br />
Jahreskalender benötigen, der schon einige Monate<br />
vor den Veranstaltungen die Termine angekündigt,<br />
benötigen einige Eltern die Informationen mal ca. zwei<br />
Wochen vor der Veranstaltung, und nicht zuletzt gibt<br />
es Eltern, die eine Erinnerung noch am Tage vorher<br />
benötigen.<br />
Bei den Arbeitsformen gibt es Eltern, die sich einen<br />
Vortrag mit klaren Handlungsanweisungen wünschen,<br />
die sie dann in eigener Verantwortung umsetzen -<br />
oder auch nicht. Andere Eltern wiederum legen Wert<br />
auf Austausch und Diskussion und wollen sich ihre<br />
Erkenntnisse selbst erarbeiten.<br />
Auch bei den inhaltlichen Erwartungen und<br />
Kompetenzen differieren Zielgruppen zwischen Eltern<br />
mit hohen intellektuellen Ansprüchen bis hin zum<br />
wissenschaftlichen Nachweis von Einsichten, während<br />
andere Eltern sich eher Spaß im Zusammensein<br />
wünschen, wiederum andere von jeglicher Schriftform<br />
abgeschreckt werden.<br />
Insgesamt zeigt es sich, dass die Arbeit mit Eltern<br />
einer eigenen Professionalität bedarf, die sich nicht<br />
unmittelbar aus der pädagogischen Arbeit mit<br />
Kindern ableiten lässt. Bedarf an Qualifizierung gibt es<br />
für die Arbeit mit Elterngruppen insgesamt, die<br />
Schulung in konkreten Methoden der<br />
Erwachsenenbildung, eine verbesserte Kompetenz in<br />
der Gesprächsführung mit Eltern – all dies in<br />
realistischen, pragmatischen Schritten.<br />
Im Rahmen der konzeptionellen Arbeit an der<br />
„Bildungs- und Erziehungspartnerschaft“ geht es<br />
darum, hierfür fachliches Know How zu entwickeln<br />
und Standards zu formulieren. Klar ist, dass diese<br />
komplexen und auch zeitlich belastenden Aufgaben<br />
nicht auch noch nebenbei in pädagogischen<br />
Einrichtungen umgesetzt werden können. Vielmehr<br />
bedarf es hierfür „kommunaler Bildungslandschaften“<br />
auch für die Eltern; Akteure aus Jugendhilfe,<br />
Gesundheitssystem, Wirtschaft usw., die sich<br />
gestaltend in Schulen einbringen. Doch ist es möglich,<br />
auch ohne dem erste Schritte in diese Richtung<br />
(weiter-) zu gehen.<br />
Parents et<br />
pression – les<br />
besoins <strong>des</strong><br />
parents<br />
Résumé de l’exposé de Matthias Bartscher<br />
Dans un premier temps le conférencier présente un<br />
extrait de son cabaret „Instruction pour l’insatisfaction<br />
<strong>des</strong> parents“, ceci afin de sensibiliser l’auditoire.<br />
Dans son exposé il présente le concept «partenariat<br />
d’éducation et de formation avec les parents». Il a<br />
promu ce concept dans une école de parents dans la<br />
ville de Hamm (Allemagne). Il s’agit de développer<br />
dans les institutions scolaires un partenariat avec les<br />
parents pour accroître la sensibilisation et surtout<br />
pour favoriser de meilleurs résultats en matière<br />
d’éducation.<br />
Les nouvelles interprétations <strong>des</strong> résultats <strong>des</strong> étu<strong>des</strong><br />
PISA démontrent que les parents ne sont pas les<br />
8
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
responsables de la «misère» scolaire mais que les<br />
parents disposent – s’ils sont plus étroitement<br />
associés – d’un potentiel bénéfique. Le conférencier<br />
se penche sur le reproche fréquemment formulé<br />
selon lequel l’intégration ou la participation <strong>des</strong><br />
parents est inutile. Il précise que les étu<strong>des</strong> PISA<br />
démontrent le contraire puisque l’influence du milieu<br />
social et familial est décisive dans la réussite scolaire.<br />
Il estime qu’il existe un énorme potentiel en la<br />
matière. Il présente différents concepts et leurs effets.<br />
Il dégage les conditions-cadre nécessaires à toute<br />
intégration <strong>des</strong> parents.<br />
Il aborde aussi le reproche souvent entendu selon<br />
lequel les parents ne souhaitent pas s’impliquer dans<br />
le travail scolaire et qu’une participation <strong>des</strong> parents,<br />
qui en auraient le plus besoin, s’avère quasi<br />
impossible. Il s’oppose à cette façon de voir et relève<br />
les nombreuses initiatives et offres <strong>des</strong>tinées aux<br />
parents doivent être adaptées aux différents milieux<br />
socioculturels.<br />
Il n’y a pas un seul chemin, une seule méthode pour<br />
faciliter la participation <strong>des</strong> parents, il est souvent<br />
nécessaire d’opter pour un pragmatisme afin de<br />
mieux tenir compte de la réalité de l’endroit. En<br />
recourant aux résultats d’une étude allemande<br />
«Sinus-Milieustudie» tenant compte <strong>des</strong> facteurs<br />
socioculturels et socio-économiques et en intégrant<br />
ces facteurs aux valeurs promues par ces différents<br />
milieux, il devient possible de dégager un concept<br />
pédagogique pour le corps enseignant et les<br />
accompagnants afin de leur permettre d’impliquer<br />
plus étroitement les parents dans le travail et par<br />
conséquent dans la réussite scolaire <strong>des</strong> enfants.<br />
Il illustre ses propos avec quelques exemples pour<br />
démontrer que le travail avec les parents ne<br />
s’improvise pas. Ce travail exige un haut degré de<br />
professionnalisme qui ne peut pas simplement être<br />
déduit du travail pédagogique avec les enfants. Il<br />
importe de former les parents, mais pour cela il est<br />
indispensable que les formateurs et formatrices<br />
disposent d’une qualification spécifique de formateurs<br />
et formatrices d’adultes, capables de mener une<br />
discussion, de gérer les conflits et de dégager <strong>des</strong><br />
chemins réalistes, pragmatiques et efficaces.<br />
En mettant l’accent sur la notion de partenariat avec<br />
les parents, le conférencier démontre que le travail<br />
de sensibilisation et de participation n’est possible<br />
sans l’acquisition d’un savoir faire spécifique. Il estime<br />
qu’il est indispensable de développer <strong>des</strong> standards<br />
pour une telle formation. Il estime que les autorités<br />
communales et scolaires devraient avoir un intérêt<br />
direct à la promotion ce partenariat, car les<br />
répercussions d’un engagement <strong>des</strong> parents sont<br />
multiples et peuvent avoir un effet positif non<br />
seulement dans les résultats scolaires mais aussi en<br />
matière de santé, de sécurité et d’intégration. Ce<br />
travail de prévention est dans l’intérêt de l’ensemble<br />
de la société.<br />
Vgl. auch die zwei Tabellen, die sich im Anhang<br />
befinden.<br />
Eltern unter Druck –<br />
Selbstverständnis und Bedürfnisse von Eltern<br />
Matthias Bartscher<br />
Dipl. Pädagoge, Leiter der Beratungsstelle für Eltern,<br />
Jugendliche und Kinder der Stadt Hamm<br />
Mitglied <strong>des</strong> Vorstands der Elternschule Hamm e.V.<br />
Deutschland<br />
www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />
9
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Mein Hintergrund:<br />
Die Elternschule Hamm<br />
19<br />
über 130 Einrichtungen<br />
Tendenz steigend!<br />
www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />
www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />
28'000'000<br />
26'000'000<br />
24'000'000<br />
22'000'000<br />
20'000'000<br />
18'000'000<br />
16'000'000<br />
14'000'000<br />
12'000'000<br />
17'572'678<br />
5<br />
5<br />
PISA<br />
28<br />
12<br />
15<br />
10<br />
26<br />
� Die Koppelung zwischen sozialer<br />
Herkunft der Schüler/innen und ihren<br />
Lernleistungen war/ist in fast keinem<br />
anderen Land so ausgeprägt wie in<br />
Deutschland.<br />
� „RISIKOGRUPPE“: 20 bis 25 Prozent aller<br />
Schüler/innen<br />
� Schüler/innen mit Migrationshintergrund<br />
sind besonders benachteiligt.<br />
� u. v. a. m.<br />
18'953'292<br />
Kosten für Hilfen zur Erziehung<br />
19'568'674<br />
22'500'000<br />
22'676'000<br />
22'800'000<br />
24'300'000<br />
23'800'000<br />
25'300'000<br />
10'000'000<br />
www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />
1999 2000 2001 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Bildung und<br />
Erziehung<br />
Kitas<br />
Pädagogen<br />
www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />
Kind<br />
Jugend-<br />
Berufshilfe<br />
Eltern<br />
Warum Erziehungs- und<br />
Bildungspartnerschaft?<br />
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Wirksamkeit von<br />
Angeboten für Eltern<br />
www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />
?<br />
Familienbezogene<br />
Dienste<br />
� Für viele Programme ist eine<br />
nachhaltige Wirkung in Teilbereichen<br />
belegt. Wirkungen werden<br />
beschrieben für<br />
– Bessere Kommunikation<br />
– Bessere Förderung/ Unterstützung<br />
– Mehr Konsequenz<br />
– Weniger Aggressionen<br />
– U.v.m.<br />
– (diverse Quellen; vgl. Broschüre)<br />
10
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Wirksamkeit von<br />
Angeboten für Eltern<br />
� Indizierte (sekundärpräventive) Programme<br />
Indizierte sind interventive effektiver Programme als primärpräventive<br />
z.B.:<br />
• Hammer universale Elterntraining Programme<br />
• Elterncoaching(gruppen) „Elterliche Präsenz“<br />
(Friedrich/Siegert 2009)<br />
Indizierte sekundärpräventive Programme z.B.:<br />
• FuN – Familie und Nachbarschaft<br />
• Z.B. ELIF<br />
• Z.B. Weiter<br />
Universale Programme z.B.:<br />
• Starke Eltern – Starke Kinder<br />
• Elterntraining zum häuslichen Lernen<br />
• Elterncafes<br />
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Wirksamkeit von<br />
Angeboten für Eltern<br />
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� Einschlägige Studien zur Wirkung von<br />
Elternengagement in Schulen (nach Sacher<br />
2010) unterscheiden zwischen<br />
Schulbezogenem Engagement<br />
Heimbasiertem Engagement<br />
� Für gute Wirkungen hinsichtlich <strong>des</strong><br />
Schulerfolgs in standardisierten Tests sind<br />
„heimorientierte Angebote“ wirksamer als<br />
Aktivitäten der Eltern in der Schule.<br />
� Für gute Wirkungen hinsichtlich der<br />
Schulnoten sind „schulorientierte Aktivitäten<br />
der Eltern“ wirksamer.<br />
Wirksamkeit von<br />
Angeboten für Eltern<br />
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� Die Angebote sind bei allen Eltern (aus allen<br />
soziokulturellen Milieus) wirksam! Gerade<br />
bei Eltern mit schlechten Voraussetzungen<br />
sind Wirkungen besonders hoch, wenn es<br />
gelingt, mit ihnen zusammenzuarbeiten!<br />
� Versch. Studien<br />
Alle Eltern sind für eine<br />
Kooperation zu gewinnen…<br />
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� Abschied von „den Eltern“!<br />
11
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
• Es gehört sich, dass<br />
Kinder Erwachsene<br />
begrüßen und die Hand<br />
Zugänge geben… gestalten<br />
• Ein guter Junge weint<br />
nicht…<br />
• Ordnung ist das halbe<br />
Leben…<br />
Zugänge<br />
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• Mein Kind soll eine<br />
gute Schulbildung<br />
erhalten und später<br />
einmal ein gutes<br />
Einkommen haben,<br />
damit es sich seine<br />
Wünsche erfüllen<br />
kann…<br />
• Mein Kind soll immer<br />
gut gekleidet sein;<br />
Markenkleidung ist<br />
mir wichtig!<br />
©Matthias Bartscher<br />
� Eltern sind unterschiedlich<br />
� Soziokulturelle Zielgruppen<br />
� Abgrenzungen<br />
• Materielle Werte und<br />
Leistung sind mir nicht<br />
wichtig. Wichtig ist<br />
mir, dass mein Kind<br />
gute Freunde hat und<br />
viel Spaß im Leben…<br />
• Selbstverwirklichung<br />
ist für mich auch ohne<br />
materielle Dinge<br />
möglich!<br />
- Statt - Besser<br />
Wie motiviere ich alle Eltern für den geplanten<br />
Elternkurs?<br />
Für welche Eltern ist welcher Kurs geeignet?<br />
Welches ist die beste Uhrzeit für den Elternabend? Welche Uhrzeit ist für welche Eltern passend?<br />
Warum kommen die Eltern nicht? Was hindert welche Eltern zu kommen?<br />
Was wollen die Eltern?<br />
Usw.<br />
Welche Eltern wollen was?<br />
Zielgruppenbezogene<br />
Kontaktaufnahme<br />
� Arbeitsblätter<br />
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Umsetzung eines<br />
zielgruppenbezogenen<br />
Zielgruppen Ansatzes<br />
identifizieren<br />
Zielgruppenadäquate<br />
Zugänge entwickeln<br />
Wertschätzende Kontaktaufnahme verbessern -<br />
auch in schwierigen Situationen<br />
Adäquate Angebote für die verschiedenen<br />
Zielgruppen auswählen/entwickeln<br />
Systematische<br />
Schwanger-<br />
KiGa-<br />
0-1 2-3<br />
schaft<br />
Bereich<br />
Herausforderung:<br />
Geburts-<br />
Mutter-<br />
Vorbe- PEKiP Kind- SESK<br />
Welches reitung<br />
Eltern Angebot Gruppen für<br />
welche Eltern?<br />
Bildungsgewohnte <br />
Bildungsungewohnte<br />
Eltern<br />
Gut integrierte<br />
Eltern mit<br />
Migrationshintergrund<br />
Wenig integrierte<br />
Eltern mit<br />
Migrationshintergrund<br />
Eltern mit<br />
geringem<br />
Bewegungsradius<br />
Eltern mit hohen<br />
Vorbehalten und<br />
Ängsten<br />
Eltern mit<br />
geringer<br />
Zeitstrukturierung<br />
Geburts-<br />
Vorbereitung<br />
Geburts-<br />
Vorbereitung<br />
PEKiP<br />
FAMI<br />
Baby<br />
Mutter-<br />
Kind-<br />
Gruppen<br />
Griff-<br />
Bereit<br />
FuN<br />
SESK<br />
MeiKiFi<br />
FuN<br />
Primar-<br />
Bereich<br />
„Lernlust<br />
statt<br />
Lernfrust“<br />
Elterncafearbeit<br />
SESK<br />
FuN<br />
MeiKifi<br />
ELIF<br />
SEK-1-<br />
Bereich<br />
Aufbruch-<br />
Umbruch - kein<br />
Zusammenbruch..<br />
Angebote im Nahbereich - Kitas - Schulen -<br />
Gemeinden<br />
Hammer Elterntraining<br />
Elterncafearbeit<br />
Aufbruch-<br />
Umbruch - kein<br />
Zusammenbruch..<br />
FuN<br />
MeiKifi<br />
ELIF<br />
SEK-2-<br />
Bereich<br />
Aufbruch-<br />
Umbruch - kein<br />
Zusammenbruch<br />
..<br />
Aufsuchende Ansätze - Lebensweltorientierte Gemeinwesenprojekte<br />
Familienpädagogische Wochenenden<br />
12
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Zwei Richtungen der<br />
Qualifizierung<br />
Arbeit mit Eltern in<br />
Gesprächen:<br />
- Gesprächsführung<br />
- Beratung<br />
Z.B. Schul-MOVE<br />
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Arbeit mit Eltern in<br />
Gruppen:<br />
- Methoden der<br />
Erwachsenenbildung<br />
Der Referent ging in der Diskussion mit den<br />
zahlreichen Teilnehmenden näher auf die Umsetzung<br />
der Erkenntnisse der Sinus-Milieustudie ein.<br />
Die Elternschule Hamm<br />
Vom Projekt zu einer trägerübergreifenden<br />
sozialen Infrastruktur zur<br />
lebensweltorientierten Bildung von Eltern in<br />
Bildungs- und Erziehungsfragen<br />
Hamm liegt im Westfälischen zwischen Ruhrgebiet,<br />
Münsterland, Sauerland und Soester Börde. Mit ca.<br />
180.000 Einwohnern gehört Hamm zu den kleineren<br />
Großstädten in NRW. Wirtschaftlich war der<br />
größere Teil von Hamm durch Bergbau und<br />
verarbeitende Stahlindustrie geprägt und ist mit<br />
diesen Industrien in die Krise geraten. Der<br />
Strukturwandel führt zu neuen Arbeitsplätzen in der<br />
Logistik und im Gesundheitswesen. Hamm ist von<br />
verschiedenen Generationen von Zuwanderern<br />
geprägt; in einigen Statteilen haben mehr als die<br />
Hälfte der neugeborenen Kinder einen Migrationshintergrund.<br />
Entsprechende Probleme bestehen im Bildungs- und<br />
Sozialsystem. Der kommunale Haushalt ist seit 2010<br />
nicht mehr ausgeglichen; damit ist die politische<br />
Handlungsfähigkeit stark ein-geschränkt. Ca. 70<br />
Schulen und 100 Kindertageseinrichtungen bilden das<br />
Rückgrat der pädagogischen Infrastruktur.<br />
1 Ausgangslage: Erziehung als<br />
Notstandssituation – Elternbildung als<br />
kommunale Aufgabe<br />
Die Ausgangslage in der Entstehungsphase der<br />
Elternschule war in Hamm ähnlich wie in an-deren<br />
Kommunen durch folgende Entwicklungen gekennzeichnet:<br />
- 1997-2000 erarbeitete eine trägerübergreifende<br />
Projektgruppe einen kommunalen Armutsbericht<br />
(Stadt Hamm 2000). Das Thema „Eltern- und<br />
Familienbildung“ hatte in dem vom Rat beschlossenen<br />
Handlungskonzept Priorität, weil eine präventive<br />
Unterstützung von Eltern in benachteiligten<br />
Lebenslagen als ein Ausweg aus dem Teufelskreis der<br />
Armut angesehen wurde. Damit war ein Wandel im<br />
Denken der politischen Entscheidungsträger und der<br />
fachlich Verantwortlichen für eine „präventive<br />
Wende“ in der Sozial-, Jugend- und Bildungspolitik<br />
eingeleitet.<br />
- In vielen Diskussionen zwischen Fachkräften in<br />
Jugendhilfe und Schule wurde immer deutlicher, dass<br />
Handlungsbedarf hinsichtlich der Unterstützung von<br />
Eltern bestand, weil die familiäre Situation vieler<br />
Kinder als eine Ursache von sich häufenden Entwicklungs-<br />
und Verhaltensproblemen angesehen<br />
wurde, die den Alltag der Fachkräfte und viele<br />
Bildungsprozesse negativ belasteten.<br />
- Bei den Initiatoren der Elternschule wuchs die<br />
Einsicht, dass die Unsicherheiten vieler Eltern auf<br />
Auswüchse im pädagogischen Fachdiskurs zurückzuführen<br />
waren. Denn der wissenschaftliche Fachbetrieb<br />
unterliegt einem Konkurrenzdruck; wer neue<br />
Konzepte entwickelt, weist erst oft einmal nach, dass<br />
alle anderen Ansätze falsch sind. Opfer dieser<br />
13
Elternkommpetenzen<br />
– CCapacités<br />
pareentales<br />
Entwickluung<br />
sind Elterrn,<br />
die durch widersprecheende<br />
Empfehlungen<br />
verunsicchert<br />
werden.<br />
- Mit all dden<br />
vorgenannnten<br />
Problemeen<br />
ist ein enorrmer<br />
Kostendrruck<br />
verbundeen,<br />
der die KKommunen<br />
ann<br />
die<br />
Grenze iihrer<br />
finanzieellen<br />
Handlunggsfähigkeit<br />
brringt.<br />
Die freieen<br />
und öffenttlichen<br />
Trägeer<br />
der Jugenddhilfe<br />
beispielswweise<br />
waren uund<br />
sind jährliich<br />
mit steigennden<br />
Fallzahlenn<br />
konfrontierrt,<br />
die zu stteigenden<br />
Koosten<br />
führen ( (vgl. exemplaarisch<br />
Diagraamm<br />
1), wwobei<br />
ähnliche Steigerungen auch beim AArbeitslosengeeld<br />
II<br />
und bei an-deren<br />
Soziaalleistungen<br />
zu verzeichnen sind.<br />
2 Die EEntwicklungg<br />
der Elternnschule<br />
Hamm<br />
Die Elterrnschule<br />
Hamm<br />
wurde 20000<br />
im Fachberreich<br />
Jugend, GGesundheit<br />
unnd<br />
Soziales der<br />
Stadt Hammm<br />
als<br />
Projekt innitiiert.<br />
Ziel wwar<br />
es, flächenndeckend<br />
Elterrn<br />
in<br />
Erziehunggsfragen<br />
präveentiv<br />
zu unterrstützen<br />
und hhier<br />
zu Inhaltee,<br />
Arbeitsformmen,<br />
Kooperaations-<br />
und Fiinan<br />
zierungssttrukturen<br />
zu eerarbeiten.<br />
2.1 Voorläufer<br />
Dies solltte<br />
aufbauen aauf<br />
bestehenden<br />
Initiativen und<br />
Aktivitäteen<br />
im Bereich Eltern- und FFamilienbildungg.<br />
So<br />
konnten eine Reihe voon<br />
Akteuren und Trägern zum<br />
Projektbeeginn<br />
eingebunnden<br />
werden; u.a.:<br />
- Die Faamilienbildungssstätte<br />
der DDiakonie<br />
und der<br />
Fachbereich<br />
Elternbilduung<br />
der VHS;<br />
- das „Forumm<br />
Elternbildung“<br />
mit Akkteuren<br />
aus<br />
Hammer<br />
Schuleen;<br />
- der Deutsche<br />
Kinderschuutzbund,<br />
der damals das<br />
neeue<br />
bun<strong>des</strong>weeite<br />
Programmm<br />
„Starke Elteern<br />
– Starke<br />
Kiinder“<br />
in Zussammenarbeitt<br />
mit dem Juugendamt<br />
in<br />
Hamm<br />
einführte;<br />
- Jugendhilfetrräger<br />
und WWohlfahrtsverrbände,<br />
die<br />
scchon<br />
den Armmutsbericht<br />
mmitgeschrieben<br />
hatten und<br />
z.BB.<br />
Erfahrungenn<br />
mit familienpädagogischenn<br />
Seminaren<br />
ein-brachten;<br />
- Beratungssstellen<br />
(Errziehungsberattung<br />
und<br />
Scchulpsychologiie);<br />
- Fachberateerinnen<br />
undd<br />
Leitungskkräfte<br />
aus<br />
Kiindertageseinrrichtungen;<br />
- Vertreterinneen<br />
von Klinikken<br />
mit Gebuurtsabteilun-<br />
ge en, die schoon<br />
eigene „EElternschulen“<br />
“ gegründet<br />
haatten;<br />
2.2 Stationnen<br />
der Enttwicklung<br />
Imm<br />
August 20001<br />
begann nach einer Phase der<br />
Vo orklärungen und Verhanddlungen<br />
die Arbeit der<br />
Prrojektgruppe.<br />
Für die Projektleitung<br />
wurdde<br />
mit einer<br />
kleinen<br />
Grupppe<br />
motivieerter<br />
Mitarbbeiter<br />
aus<br />
Jugendhilfe<br />
und Schule ein KKontrakt<br />
geschhlossen,<br />
der<br />
foolgende<br />
Regeluungen<br />
beinhalttete:<br />
- Entscheidungg<br />
für einenn<br />
träger- unnd<br />
arbeits-<br />
feldübergreifendden<br />
Ansatz: Es sollten mööglichst<br />
alle<br />
reelevanten<br />
Beereiche<br />
eingeebunden<br />
weerden;<br />
dies<br />
beedeutete<br />
von vornherein, KKonkurrenzenn<br />
durch eine<br />
trransparente<br />
uund<br />
kooperaative<br />
Arbeitssweise<br />
den<br />
Nährboden<br />
zu eentziehen;<br />
- ddas<br />
Gesundheeitsamt,<br />
das zuu<br />
dieser Zeit gerade eine<br />
Faamilienhebammme<br />
einstellte;<br />
- das Jugendamt<br />
mit demm<br />
Kinderbüroo<br />
und dem<br />
Jugendschutz;<br />
14
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
- Bildung einer Projektgruppe über Kontrakte mit den<br />
wichtigsten Projektgruppenmitgliedern;<br />
- Entscheidung für die Erarbeitung eines „Erziehungskonsenses“<br />
als inhaltliche Basis der Arbeit;<br />
- Bereitstellung von Arbeitszeitkapazitäten durch<br />
Verlagerung, Verkürzung oder Beendigung von<br />
Aufgaben;<br />
- Bildung einer Steuerungsebene für das Projekt.<br />
Folgende Arbeitspakete wurden seitdem erledigt:<br />
Die Arbeit begann mit der Formulierung eines<br />
Konsenses darüber, welche Inhalte Fachkräfte Eltern<br />
vermitteln wollen. Dies war als Ausweg aus der<br />
Verunsicherung von Eltern durch konträre<br />
Empfehlungen verschiedener Fachkräfte und Experten<br />
gedacht; auf lokaler Ebene zumin<strong>des</strong>t sollte dieser<br />
Missstand beendet werden. Die Erarbeitung <strong>des</strong><br />
„Hammer Erziehungskonsenses“ brachte für die<br />
Projektgruppe auch einen wichtigen gruppendynamischen<br />
Fortschritt. Zu bewältigen waren eine<br />
Vielfalt unterschiedlicher fachlicher Auffassungen und<br />
Prioritäten, inhaltlich vor allem eine Konfliktlinie<br />
zwischen eher ressourcenorientierten und eher<br />
grenzbetonenden Pädagogen, die durch intensive,<br />
lösungsorientierte und wertschätzende Diskussion<br />
gelöst werden konnte.<br />
Die Durchführung einer Bestandserhebung zur<br />
Situation der Familienbildung (Stadt Hamm<br />
2002): Zentrales Ergebnis dieser Befragung von<br />
Trägern und Einrichtungen war, dass Angebote der<br />
Eltern- und Familienbildung, im Hinblick auf die Breite<br />
der Inhalte, die flächendeckende Verbreitung in den<br />
Sozialräumen und Abdeckung der verschiedenen<br />
Familienphasen höchst rudimentär entwickelt sind.<br />
Maximal 15% aller Eltern kamen zu dieser Zeit<br />
überhaupt einmal in Kontakt zur Elternbildung;<br />
gleichzeitig zeigte die Auswertung, dass Elternbildung<br />
noch sehr stark als Angebot an bildungsorientierte<br />
Schichten verstanden und praktiziert wurde (vgl.<br />
Projektgruppe Elternschule Hamm 2002a).<br />
Die Entwicklung eines Konzeptes zur flächendeckenden<br />
sozialraumorientierten Einführung<br />
der Elternschule: Hier wurde die Idee<br />
konkretisiert, die „Elternschule Hamm“ als dezentrales<br />
Projekt in unterschiedlichsten pädagogischen<br />
Einrichtungen, die einen Zugang zu Eltern haben, in<br />
deren Eigenverantwortung zu realisieren. Das<br />
Konzept erforderte die Entwicklung einer zentralen<br />
Anlaufstelle, die Dienstleistungen zur Unterstützung<br />
der Einrichtungen bei dieser Arbeit bietet.<br />
Die politische Rückkopplung durch einen<br />
Ratsbeschluss, der am 8.4. 2003 vom Rat der Stadt<br />
Hamm beschlossen wurde – nach einer intensiven<br />
öffentlichen politischen Diskussion (Stadt Hamm<br />
2002c). Zwei Fragen standen hier im Raum:<br />
a) Ist es legitim, dass der Staat noch weiter in den<br />
grundgesetzlich geschützten Raum der Familie<br />
eingreift?<br />
b) Können die Zielgruppen, wie sie im Armutsbericht<br />
beschrieben wurden, überhaupt durch ein Projekt wie<br />
die Elternschule erreicht werden?<br />
Eine parteiübergreifende Mehrheit erkannte die Notwendigkeit<br />
<strong>des</strong> Projektes an und entschied mit nur<br />
zwei Gegenstimmen, das Experiment zu wagen.<br />
Gleichzeitig war mit diesem Beschluss der Auftrag<br />
verbunden, ein Angebot an alle Eltern zu entwickeln,<br />
also bildungsferne Zielgruppen und Eltern in<br />
benachteiligten Lebenslagen einzubeziehen, aber<br />
ebenso auch Angebote für alle anderen Eltern zu<br />
machen.<br />
Im Sommer 2003 wurde mit der Umsetzung <strong>des</strong><br />
Konzeptes der Elternschule Hamm begonnen. Die<br />
Projektgruppe führte 10 dezentrale Veranstaltungen<br />
und eine gesamtstädtische Präsentationsveranstaltung<br />
durch; so konnten insgesamt 200 Multiplikatoren<br />
erreicht werden. Das Projekt stieß auf große<br />
Resonanz und viel Interesse, aber immer wieder<br />
wurde die Frage gestellt: „Wie wollt ihr die<br />
erreichen, die es benötigen, und die wir auch nicht<br />
erreichen?“ Den Einrichtungen, die sich beteiligten<br />
wollten, wurde eine Kooperationsvereinbarung<br />
angeboten, die die gegenseitigen Rechte und Pflichten<br />
beschrieb (Projektgruppe Eltern-schule Hamm 2004).<br />
15
Elternkommpetenzen<br />
– CCapacités<br />
pareentales<br />
Nach und<br />
nach gingeen<br />
immer meehr<br />
Einrichtungen<br />
diese Vereinbarung<br />
mmit<br />
der Projekktgruppe<br />
ein (vgl.<br />
Kooperattionsvereinbarrung).<br />
Wobeii<br />
sich hier scchon<br />
zeigte, ddass<br />
es hinssichtlich<br />
diesser<br />
Frage große<br />
Unterschiede<br />
zwischenn<br />
den Einrichhtungen<br />
gab, ddenn<br />
eine Reihhe<br />
von Einriichtungen<br />
hattten<br />
einen gguten<br />
Erfahrunggsschatz,<br />
wie<br />
man aauch<br />
schwieerige<br />
Zielgrupppen<br />
ansprecheen<br />
kann.<br />
2003 entsschied<br />
sich diee<br />
Projektgruppe<br />
im Hinblickk<br />
auf<br />
die Entwwicklung<br />
einess<br />
„Corporate Design“ fürr<br />
ein<br />
Logo, daass<br />
seither deen<br />
beteiligten Einrichtungenn<br />
für<br />
die Öffenntlichkeitsarbeeit<br />
bereitstehtt<br />
und jeweilss<br />
bei<br />
der Anmeldung<br />
als „Elternschule<br />
voor<br />
Ort“ als Schild<br />
für den Eingangsbereichh<br />
verliehen wird.<br />
Im selben Jahr<br />
wurde die Internetseite<br />
freigeschhaltet<br />
(www.haamm.de/elteernschule),<br />
ddie<br />
zum einenn<br />
als<br />
Organisattionsplattformm<br />
dient, voor<br />
allem aber<br />
interessieerten<br />
Eltern alle wichtigeen<br />
Informatioonen<br />
vermitteltt.<br />
Im Jahr 22004<br />
wurde dder<br />
1. Fachtag<br />
Elternschhule<br />
durchgefüührt,<br />
der mit VVorträgen<br />
undd<br />
Workshops und<br />
250 Besuchern<br />
überreggional<br />
sehr guute<br />
Resonanz ffand,<br />
so dass reegelmäßig<br />
weiitere<br />
Fachtagee<br />
folgten.<br />
Ebenfalls in 2004 wurdde<br />
ein Elternbbeirat<br />
initiierrt,<br />
da<br />
immer ddeutlicher<br />
wuurde,<br />
dass ees<br />
sinn-voll und<br />
notwendiig<br />
ist, die Bettroffenen<br />
auch<br />
selbst direkkt<br />
in<br />
die Entwiicklung<br />
einzubbinden.<br />
Hierzuu<br />
wurden inteeres<br />
sierte Elttern<br />
aller Kitaas<br />
und Schulen<br />
eingeladen, und<br />
bei einemm<br />
ersten Trefffen<br />
mit über 660<br />
Eltern erkklärte<br />
sich einne<br />
Gruppe von 10 EEltern,<br />
die ganz<br />
unterschiedliche<br />
Einnrichtungen<br />
repräsentierten,<br />
bereit, mmitzuarbeiten<br />
und eigene VVorschläge<br />
fürr<br />
die<br />
Beteiligunng<br />
von Elteern<br />
zu enttwickeln.<br />
Diieser<br />
Arbeitsbeereich<br />
wurde 2008 durch ddie<br />
Vereinssattzung<br />
abgesicheert.<br />
Seit 20044<br />
wurden Weiterbildungssangebote<br />
für<br />
die<br />
Fachkräfte<br />
der mitwirkenden<br />
Einrrichtungen<br />
duurch<br />
geführt, uu.a.<br />
„Moderattion<br />
von Elterrnseminaren“<br />
und<br />
„Beratungg<br />
von Elternn<br />
im Alltag von Schule und<br />
Kindertaggeseinrichtunggen“<br />
mit Unnterstützung<br />
<strong>des</strong><br />
Institutes für Familienthherapie<br />
in Weeinheim<br />
(IfW). .<br />
In den Folgejahren<br />
wurde daas<br />
Angebot dder<br />
Eltern-<br />
scchule<br />
systemmatisch<br />
ausgeebaut<br />
(vgl. Taabelle<br />
1).<br />
20008<br />
war das Projekt so wweit<br />
gediehen,<br />
dass über<br />
eine<br />
dauerhaftte<br />
Realisierunng<br />
entschieden<br />
werden<br />
koonnte.<br />
Von deer<br />
Projektgrupppe<br />
wurde nacch<br />
intensiver<br />
Diskussion<br />
dass<br />
Modell einees<br />
eingetragennen<br />
Vereins<br />
favvorisiert.<br />
Der<br />
Rat der SStadt<br />
beschlooss<br />
mit der<br />
neeuen<br />
Orgaanisationsstrruktur<br />
durch<br />
eine<br />
Vereinsgründdung<br />
eine ddeutliche<br />
Erhhöhung<br />
der<br />
finnanziellen<br />
Mitttel<br />
(vgl. Stadt Hamm 2008).<br />
Seeit<br />
2008 arbeeitet<br />
die Elteernschule<br />
Hammm<br />
in den<br />
duurch<br />
Satzunng,<br />
Ratsbescchluss<br />
und Koopera-<br />
tioonsvereinbaruungen<br />
mit denn<br />
Elternschuleen<br />
vor Ort<br />
fixxierten<br />
Strukturen.<br />
2.3 Die Praaxis<br />
in 140 Einrichtunngen<br />
Der<br />
derzeitige Entwicklungsstand<br />
zeigt, ddass<br />
mittler-<br />
weile<br />
140 Einrichtungen<br />
mittarbeiten.<br />
Dieese<br />
arbeiten<br />
auuf<br />
Sozialraummebene<br />
zusammmen,<br />
koopeerieren<br />
bei<br />
Beedarf<br />
und setzzen<br />
die Angebbote<br />
um. Hinssichtlich<br />
der<br />
Intensität<br />
gibt ees<br />
große Unterschiede:<br />
WWährend<br />
sich<br />
in einigen Staddtteilen<br />
die Einrichtungen<br />
zweimal im<br />
Jahr<br />
treffen und<br />
Erfahrungenn<br />
austauschenn,<br />
gibt es in<br />
einigen<br />
Bereichen<br />
intensive KKooperationsvverbünde,<br />
in<br />
deenen<br />
benachbarte<br />
Schuleen,<br />
Kitas und<br />
Kirchenge<br />
emeinden viele<br />
Aktivitääten<br />
als EElternschule<br />
ge emeinsam durcchführen.<br />
Diagramm<br />
2: Die<br />
beteiligten Einrichtungen<br />
und<br />
Insstitutionen<br />
der Elternschule HHamm<br />
- Stand 20011<br />
16
Elternkommpetenzen<br />
– CCapacités<br />
pareentales<br />
3 Die OOrganisationnsstruktur<br />
der<br />
Elternschule<br />
Hammm<br />
Teil <strong>des</strong> Projektauftraages<br />
war es, , eine dauerhhafte<br />
Organisattionsstruktur<br />
schlagen.<br />
der Elterrnschule<br />
voorzu-<br />
3.1 Diie<br />
Gründunng<br />
der Elterrnschule<br />
HAMMM<br />
E.V.<br />
Es wurdden<br />
mehrere Alternativenn<br />
diskutiert (das<br />
Modell einer<br />
Gesellschaft<br />
bürgerlicchen<br />
Rechts GGbR,<br />
einer Arbbeitsgemeinscchaft<br />
nach § 778<br />
KJHG undd<br />
die<br />
Gründungg<br />
eines eingetragenen<br />
Vereins). Die<br />
Projektgrruppe<br />
und dann<br />
auch die beteiligten Trräger<br />
entschiedden<br />
sich schließlich<br />
für die<br />
Variante eeines<br />
„eingetraggenen<br />
Vereinns“.<br />
So wurrde<br />
eine Sattzung<br />
entworfen,<br />
zu der allee<br />
beteiligten TTräger<br />
zugestimmt<br />
haben. Inn<br />
der Satzung<br />
wurden die<br />
gut funktioonie<br />
renden SStrukturen<br />
dees<br />
Netzwerkees<br />
und Projeektes<br />
„Elternschule<br />
Hamm“ in den „Eltternschule<br />
Haamm<br />
e.V.“ transformiert.<br />
DDas<br />
Ziel dieser<br />
Organisatiions<br />
struktur besteht ddarin,<br />
die VVernetzung<br />
und<br />
Kommunikation<br />
zu stteuern<br />
sowiee<br />
eine auf DDauer<br />
angelegtee<br />
Struktur lanngfristig<br />
sicheerzustellen.<br />
Ess<br />
ist<br />
nicht darran<br />
gedacht, die Arbeit mmit<br />
Eltern auf den<br />
neuen Trräger<br />
„Elternscchule<br />
Hamm ee.V.“<br />
zu verlaggern,<br />
sondern die Aktivittäten<br />
werdeen<br />
weiterhinn<br />
in<br />
verantwoortlicher<br />
Trägeerschaft<br />
der Elternschulen vor<br />
Ort duurchgeführt.<br />
Ein weitereer<br />
Teil diieser<br />
Organisattionsform<br />
ist darin zu seheen,<br />
dass über den<br />
eingetragenen<br />
gemeeinnützigen<br />
Verein nneue<br />
Finanzieruungs-<br />
und Förrderquellen<br />
errschlossen<br />
werden<br />
können.<br />
Schaubild 1 zeigt eine schematisiertte<br />
Darstellungg<br />
der<br />
Organisattionsstruktur.<br />
Die „ Elternsschulen<br />
vor OOrt“,<br />
die im diirekten<br />
Kontaakt<br />
mit den EEltern<br />
ihre Arrbeit<br />
leisten, sind<br />
durch Koooperationsveereinbarungen<br />
mit<br />
dem Trrägerverein<br />
„Elternschulee<br />
Hamm ee.V.“<br />
eingebundden.<br />
Sie habenn<br />
Zugang zu den<br />
Strukturenn<br />
der<br />
Elternschule<br />
und könneen<br />
diese mitgeestalten.<br />
Die<br />
Basis deer<br />
Zusammeenarbeit<br />
zwischen<br />
den<br />
„EElternschulen<br />
vor Ort“ und dem Elternscchule<br />
Hamm<br />
e.VV.<br />
bildet eeine<br />
Kooperrationsvereinbbarung,<br />
die<br />
zwwischen<br />
der Einrichtungg<br />
und demm<br />
Vorstand<br />
ge eschlossen wird<br />
(vgl. Staddt<br />
Hamm 20008).<br />
Diese<br />
Koooperation<br />
istt<br />
jeweils auf eein<br />
Jahr befristtet<br />
und wird<br />
naach<br />
erfolgreicher<br />
Zusammeenarbeit<br />
fortggeschrieben.<br />
Der<br />
Elternbeirrat<br />
rekrutiertt<br />
sich aus intteressierten<br />
Elttern<br />
der Elterrnschulen<br />
vor Ort und seinne<br />
Arbeit ist<br />
in der Vereinssaatzung<br />
rechtlicch<br />
abgesichertt.<br />
3.2 Die Gesschäftsstellle<br />
"ELTERNNSCHULE<br />
HAMM“<br />
Imm<br />
Zuge der PProjektentwicklung<br />
zeichneete<br />
sich der<br />
Beedarf<br />
ab, einne<br />
zentrale OOrganisationssstruktur<br />
zu<br />
enntwickeln,<br />
die<br />
Dienstleisttungen<br />
für ddie<br />
aktiven<br />
Einrichtungen<br />
bietet und die gesammte<br />
Arbeit<br />
unnterstützt,<br />
kkoordiniert<br />
und evaluieert.<br />
Diese<br />
„GGeschäftsstellee<br />
Elternschulee“<br />
wurde imm<br />
Jugendamt<br />
anngesiedelt,<br />
da von hier aus sowieso ein GGroßteil<br />
der<br />
kooordinierendeen<br />
Arbeit geleistet wwurde.<br />
Die<br />
soozialpädagogiscche<br />
Beratungssqualität<br />
wird durch min-<br />
deestens<br />
eine sozialpädagogissche<br />
Fachkrafft<br />
gesichert.<br />
Die<br />
inhaltliche Verantwortuung<br />
für die AArbeit<br />
liegt<br />
beeim<br />
Vorstand <strong>des</strong> „Elternsschule<br />
Hammm<br />
e.V.“, der<br />
duurch<br />
die Geschäftsstelle<br />
untterstützt<br />
wird.<br />
Addressaten<br />
derr<br />
Geschäftssttelle<br />
Elternschhule<br />
sind in<br />
errster<br />
Linie die<br />
„Elternschulen<br />
vor Orrt“<br />
und die<br />
Gremien<br />
<strong>des</strong> Ellternschule<br />
Haamm<br />
e.V. In zzweiter<br />
Linie<br />
errhalten<br />
auch in besonderren<br />
Fällen raatsuchenden<br />
Elttern<br />
entsprechende<br />
Untersstützung.<br />
17
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
3.3 Veränderte Förderrichtlichtlinien zur<br />
Förderung der Familienbildung in HAMM<br />
Mit diesem Ratsbeschluss wurden auch die Richtlinien<br />
zur Förderung der Elternbildung geändert (vgl. Stadt<br />
Hamm 2008). Die Entscheidung über die Vergabe der<br />
finanziellen Mittel trifft ein Bewilligungsgremium mit<br />
jeweils 2 Vertretern <strong>des</strong> Jugendamtes, <strong>des</strong> Kinder-<br />
und Jugendhilfeausschusses sowie <strong>des</strong> Vorstands der<br />
Elternschule Hamm e.V.<br />
Mit den neuen Förderrichtlinien werden zur Zeit<br />
Erfahrungen gesammelt und ggf. bei Bedarf<br />
Anpassungen vorgenommen werden. Entsprechend<br />
diesen Richtlinien werden bis zu 100% gefördert.<br />
- Die oben genannten Elternkurse (jeweils nach<br />
Möglichkeit als Paket für ein Halbjahr)<br />
- Alle Arten von Elternbildungsveranstaltungen<br />
- Weiterbildungen für Fachkräfte (50%)<br />
- Übernachtungs- und Unterbringungskosten bei<br />
Elternbildungsseminaren (anteilig)<br />
- Experimentierklausel: Weiterhin können im<br />
Einzelfall alle Arten von Projekten und Maßnahmen<br />
gefördert werden.<br />
4 Die Entwicklung der Inhalte – Die<br />
Konzeption der Elternschule Hamm<br />
Die Entwicklung der Elternschule Hamm durchzieht<br />
ein intensiver Diskussionsprozess, welche Angebote<br />
für die verschiedenen Gruppen der Adressaten<br />
besonders geeignet sind. Soweit es möglich war,<br />
wurden geeignete Programme nach Hamm geholt,<br />
aber wo es notwendig war, wurden auch eigene<br />
Programme entwickelt.<br />
4.1 Die Einführung bzw. Entwicklung<br />
geeigneter Kursprogramme<br />
Die Arbeit begann mit der Einführung <strong>des</strong><br />
Programms „Starke Eltern – Starke Kinder“<br />
im Jahre 2000. Der Deutsche Kinderschutzbund<br />
Hamm organisierte eine erste Kursleiterausbildung,<br />
der bald Kurse in Zusammenarbeit mit den<br />
verschiedensten Trägern folgten. Hamm hat bis heute<br />
ca. 80 Fachkräfte zu Kursleitungen ausgebildet, mehr<br />
als 100 Kurse mit weit über 2000 Teilnehmern<br />
durchgeführt, von denen ca. 3500 Kinder und<br />
Jugendliche profitier-ten. 2006 wurden für Eltern von<br />
Kindern in der Pubertät die ersten Kurse „Aufbruch-<br />
Umbruch – Kein Zusammenbruch“ durchgeführt. Der<br />
Elternkurs „Starke Eltern – Starke Eltern“ sollte allen<br />
Eltern zugänglich sein, ist ursprünglich als universales<br />
präventives Angebot konzipiert. Durch die dezentrale<br />
Angebotsstruktur und mit dem Einsatz muttersprachlicher<br />
Kursleitungen für türkisch-stämmige und<br />
russisch-stämmige Eltern wurde aber schon ein erster<br />
wichtiger Schritt in Richtung Zielgruppendifferenzierung<br />
getan.<br />
Zur Umsetzung <strong>des</strong> Armutsberichtes gehörte auch<br />
die Einstellung einer Familienhebamme durch das<br />
Hammer Gesundheitsamt, um insbesondere junge<br />
Eltern in Notlagen aufsuchend zu unterstützen und<br />
ihnen Bildungsangebote, aber auch notwendige Hilfen<br />
zu vermitteln. Parallel hierzu entwickelte die Diakonie<br />
ein Projekt, in dem ehrenamtliche Kräfte zur Unterstützung<br />
der von der Familienhebamme betreuten<br />
Familien geschult und begleitet wurden. Dieses<br />
Projekt wurde unter dem Titel „Aufsuchende<br />
Elternhilfe“ zu einem Selbstläufer.<br />
Als weiterer Schritt wurde ein Referentenpool<br />
aufgebaut, mit dem die an der Elternschule beteiligten<br />
Einrichtungen einen systematischen Zugang zu<br />
Referenten und Referentinnen erhielten; die Kontakte<br />
wurden über die Internetseite zugänglich gemacht. Zu<br />
den allermeisten Themen stehen qualifizierte<br />
Fachkräfte zur Verfügung, die Angebote für Eltern<br />
zum Teil auf Honorarbasis, zum Teil aber auch im<br />
Rahmen ihrer hauptberuflichen Tätigkeit machen.<br />
18
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Insbesondere die Diskussion um schwierig zu<br />
erreichende Eltern führte zu einer Suche nach<br />
weiteren geeigneten Kursprogrammen. Nach<br />
ausführlicher Diskussion entschied sich die Projektgruppe<br />
für das Programm „FuN – Familie<br />
und Nachbarschaft“ (www.praepaed.de), das von<br />
seinen Inhalten und von seiner motivierenden<br />
Zugangsweise besonders auf bildungsungewohnte<br />
Eltern zugeschnitten ist, die an einem „normalen<br />
Elternkurs“ eher nicht teilnehmen würden. Auch hier<br />
wurden zunächst unter der Federführung der<br />
Diakonie Ruhr-Hellweg (Familienbildung) Trainerinnen<br />
und Trainer ausgebildet; die Umsetzung der<br />
ersten Kurse war Bestandteil der Ausbildung, danach<br />
wurden kontinuierlich weitere Kurse in den Hammer<br />
Kindertageseinrichtungen umgesetzt.<br />
Ein spezielles Programm für Eltern in besonders<br />
schwierigen Situationen ging 2005 an den Start: Das<br />
„Hammer Elterntraining“ bietet über 15 Termine<br />
ein Elternseminar, das auf einem Kontrakt der<br />
Teilnehmer mit der Familienhilfe <strong>des</strong> Jugendamtes<br />
basiert. Nachdem lange in der Erwachsenenbildung<br />
sehr umstritten war, ob Lernen unter „Zwang“<br />
möglich sei, fand sich eine Arbeitsgruppe zusammen,<br />
um ein entsprechen<strong>des</strong> Konzept zu entwickeln, dass<br />
die mit einem Zwangskontext auftretenden<br />
Wirkungen reflektiert und berücksichtigt. 2006<br />
konnte mit dem entsprechenden Evaluationsbericht<br />
gezeigt werden, dass die Projektentwicklung mit der<br />
Erprobungsphase (5 Kurse) überaus erfolgreich<br />
abgeschlossen wurde. Seit-dem wird das Hammer<br />
Elterntraining kontinuierlich durchgeführt.<br />
Schon länger zeigten zu diesem Zeitpunkt die<br />
Erfahrungen, dass insbesondere wenig integrierte<br />
Menschen mit Migrationsgeschichte kaum an den<br />
Angeboten der Elternschule teilnahmen. 2007 begann<br />
der Katholische Sozialdienst Hamm in Zusammenarbeit<br />
mit der Beratungsstelle für Eltern,<br />
Jugendliche und Kinder Menschen mit Migrationsgeschichte<br />
als Multiplikatoren für Erziehungsfragen<br />
auszubilden und bei ihrem Engagement zu begleiten.<br />
Unter dem Titel „Mein Kind wird fit – Ich mach<br />
mit!“ wurden bis heute ca. 75 Multiplikator/innen<br />
geschult, von denen noch ca. 20 aktiv sind (vgl.<br />
Katholischer Sozialdienst Hamm 2008).<br />
Seit ca. 2007 verschob sich der Fokus der Diskussion<br />
von der Unterstützung von Eltern in Erziehungsfragen<br />
auf die Frage, wie sie als Akteure zu einer<br />
guten Bildung beitragen könnten. Insbesondere die in<br />
den beteiligten Schulen aktiven freien Träger der<br />
Jugendhilfe entwickelten unterschiedliche Ansätze, um<br />
den familiären Raum auch als Bildungsraum zu<br />
gestalten, wobei es nie darum ging, Eltern zu<br />
Hilfslehrern zu machen:<br />
- Ein naheliegender Bereich ist der der Unterstützung<br />
häuslichen Lernens durch Eltern. Ein entsprechen<strong>des</strong><br />
Programm der Uni Bielefeld (vgl. Rammert/Wild<br />
2007) diente dem katholischen Sozialdienst als<br />
Anregung, ein Elterntraining „Häusliches Lernen“<br />
zu entwickeln.<br />
- Aus einer Zukunftswerkstatt in einer Grundschule<br />
in einem Stadtteil mit einer besonderen sozialen<br />
Bedarfslage entwickelte die AWO Hamm-Warendorf<br />
zusammen mit der RAA (Regionale Arbeitsstelle zur<br />
Förderung von Kindern und Jugendlichen aus<br />
Zuwandererfamilien) das Programm „ELIF“ (Eltern<br />
lernen integriert fördern), ein projektorientierter<br />
Elternkurs über ein ganzes Schuljahr, der<br />
insbesondere wenig bildungsgewohnte, aber bezüglich<br />
<strong>des</strong> Schulerfolgs ihrer Kinder sehr motivierte Eltern<br />
erreicht.<br />
- Ebenfalls in verschiedenen Schulen in sozialen<br />
Brennpunkten intensivierten Schulen und Träger die<br />
Arbeit in Elterncafes und entwickelten sie zu<br />
niederschwelligen Bildungsangeboten.<br />
4.2 Differenziertes Angebot nach<br />
Familienphasen und zwischen<br />
verschiedenen Zielgruppen<br />
Nachdem die Elternschule sich immer mehr zu einer<br />
breiten Bewegung mit einer Vielzahl aktiver Träger<br />
entwickelte, entstand das Bedürfnis nach<br />
konzeptioneller Ordnung und Übersicht. Es bot sich<br />
19
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
zunächst an, Angebote, Träger und Arbeitsweisen<br />
entlang der Familienphasen von der Geburt bis zur<br />
Volljährigkeit aufzugliedern. Für den Fachtag 2010<br />
wurde von jeweils einem Anbieter, stellvertretend für<br />
alle, eine altersbezogene Übersicht erstellt.<br />
0-3 Jahre<br />
Fun-Baby – Diakonie Ruhr-Hellweg<br />
FuN-Kleinkind – Diakonie Ruhr-Hellweg<br />
Eltern-Kind-Gruppen – Diakonie Ruhr-Hellweg<br />
PEKiP – St. Barbara-Klinik<br />
Spiel- und Bewegungsgruppen - St. Barbara-Klinik<br />
Elternkurs „Klein reingehen – Groß rauskommen“ –<br />
Heilpädagogisches Kinderheim LWL<br />
Thematische Seminarreihen – Familienwerkstatt<br />
Menschenkind<br />
Elternkurs „Starke Eltern – Starke Kinder“<br />
(Kleinkind) - Familienwerkstatt Menschenkind<br />
Kindergartenalter<br />
KESS-Erziehen – Caritasverband für die Stadt Hamm<br />
e.V.<br />
FuN-Familie und Nachbarschaft – Diakonie Ruhr-<br />
Hellweg<br />
Elternkurs „Starke Eltern – Starke Kinder“ –<br />
Deutscher Kinderschutzbund Hamm<br />
„Mach mit – dein Kind wird fit“ - Katholischer<br />
Sozialdienst Hamm<br />
Grundschule<br />
FuN-Familie und Nachbarschaft - Diakonie Ruhr-<br />
Hellweg<br />
Elterncafes – Katholischer Sozialdienst Hamm<br />
Aktivierende Elternarbeit an der Ludgerischule -<br />
Katholischer Sozialdienst Hamm<br />
Häusliches Lernen – Katholischer Sozialdienst Hamm<br />
ELIF (Eltern lernen integriert fördern) -<br />
Arbeiterwohlfahrt Hamm-Warendorf/RAA Hamm<br />
Konfrontative Pädagogik - Arbeiterwohlfahrt Hamm-<br />
Warendorf<br />
Triple P - Arbeiterwohlfahrt Hamm-Warendorf<br />
Interkulturelles Training – Arbeiterwohlfahrt Hamm-<br />
Warendorf<br />
Pubertät / Übergang Schule-Beruf<br />
FuN Berufs- und Lebensplanung – Caritasverband für<br />
die Stadt Hamm e.V.<br />
LISA Projekt „EÜM-ELS“ – Deutsches Rotes Kreuz,<br />
Kreisverband Hamm e.V.<br />
Eltern-Schüler-Projekte im Übergang Schule-Beruf –<br />
Caritasverband für die Stadt Hamm e.V.<br />
Elternkurs „Aufbruch, Umbruch, kein<br />
Zusammenbruch“ – Deutscher Kinderschutzbund<br />
Hamm<br />
„Paulchen – Elternschaft auf Probe“ – Diakonie Ruhr<br />
Hellweg<br />
Elterncoaching „Elterliche Präsenz“ – Beratungsstelle<br />
für Eltern, Jugendliche und Kinder der Stadt Hamm<br />
Seminarreihe „Eltern haben Einfluss!?“ – Arbeitskreis<br />
für Jugendhilfe e.V.<br />
Seminarreihe „Hilfe-Mein Kind pubertiert!“–<br />
Arbeitskreis für Jugendhilfe e.V.<br />
Besondere Projekte<br />
Palme Elterntraining für Alleinerziehende –<br />
Caritasverband für die Stadt Hamm<br />
Hammer Elterntraining – Trägerverbund<br />
(Arbeiterwohlfahrt Unterbezirk Hamm-Warendorf,<br />
Caritasverband Hamm e.V., Friedrich-Wilhelm-Stift<br />
gGmbH, LWL Heilpädagogisches Kinder-heim Hamm,<br />
Outlaw gGmbH, Stadt Hamm)<br />
Marte Meo – Kirchenkreis Hamm<br />
Aufsuchende Elternhilfe – Diakonie Ruhr-Hellweg<br />
Ein guter Start für Kinder / Fami Baby –<br />
Gesundheitsamt<br />
Suchtprävention im Dialog der Kulturen - Arbeitskreis<br />
für Jugendhilfe e.V. Hamm<br />
Motivierende Kurzintervention (MOVE) im Elterngespräch<br />
FB für Kita oder Schule, Arbeitskreis für<br />
Jugendhilfe e.V. Hamm<br />
In Tabelle 1 werden Familienphasen und Zielgruppen<br />
systematisch differenziert. Die verwendete Zielgruppenskala<br />
ist aus der Praxis gewachsen. Sie deckt<br />
sich nicht mit gängigen soziologischen bzw. bildungstheoretischen<br />
Kategorien, war aber dennoch durchaus<br />
planungsrelevant und hilfreich.<br />
20
Elternkommpetenzen<br />
– CCapacités<br />
pareentales<br />
4.3 Diifferenziertee<br />
Strategie zur<br />
Umsettzung<br />
<strong>des</strong> AAnspruchs,<br />
alle Elternn<br />
zu<br />
erreichhen<br />
Nicht zuletzt<br />
auf demm<br />
Hintergrund<br />
der politiscchen<br />
Diskussioon<br />
stand die Ellternschule<br />
voon<br />
Beginn an uunter<br />
dem dopppelten<br />
Erfolgssdruck,<br />
Eltern auf breiter Ebbene<br />
zu erreiichen,<br />
aber auch Eltern in besonderen<br />
Lebenslaggen<br />
und mit gravierendenn<br />
Schwierigkeeiten<br />
einzubeziehen.<br />
Dieser Anspruch wwird<br />
mit folgennden<br />
Strategienn<br />
umgesetzt:<br />
- Dezenttrale<br />
Struktur<br />
mit lebenssweltnahen<br />
AAnge-<br />
boten in der Gemeindde,<br />
im Stadtteiilbüro,<br />
in der Kita<br />
oder Schuule;<br />
- Entwickklung<br />
aufsucheender<br />
Arbeitssformen<br />
(Famiilien<br />
hebammee<br />
und die Aufssuchende<br />
Elterrnhilfe);<br />
- Differeenziertes<br />
Anngebot<br />
mit unterschiedlicchem<br />
Anforderrungscharakterr:<br />
Das Spekt ktrum reicht von<br />
einmaligen<br />
Informatioonsveranstaltunngen<br />
bis hinn<br />
zu<br />
intensivenn,<br />
über 10-112<br />
Abende ggehenden<br />
Elttern<br />
bildungspprogrammen<br />
wie dem Prrogramm<br />
„Sttarke<br />
Eltern – SStarke<br />
Kinder“ “;<br />
- Generell Freiwilligkeit <strong>des</strong> Angebbots,<br />
aber<br />
Ve erpflichtung zzur<br />
Teilnahmee<br />
von Eltern mit beson-<br />
deeren<br />
Unsicherrheiten<br />
und Ängsten<br />
(„Hammmer<br />
Eltern-<br />
trraining“).<br />
Unter<br />
den Elternschuleen<br />
vor OOrt<br />
bilden<br />
Kiindertageseinrrichtungen<br />
unnd<br />
Schulen (nneben<br />
vielen<br />
annderen<br />
unteerschiedlichenn<br />
Einrichtunngen)<br />
die<br />
Hauptgruppen.<br />
Insofern steellte<br />
sich im Laufe der<br />
Koonzeptionsenttwicklung<br />
ddie<br />
Frage, ob es<br />
einrichtungsübeergreifende,<br />
aaber<br />
jeweils arbeitsfeldsppezifische<br />
konzeptionelle<br />
AAspekte<br />
gibt. OObwohl<br />
der<br />
Ve ernetzungsschhwerpunkt<br />
der<br />
Elternschulee<br />
Hamm auf<br />
deer<br />
Sozialraummorientierung<br />
liegt, gab es doch auch<br />
immmer<br />
wieder einrichtungsspezifische<br />
AAuseinander-<br />
seetzungen:<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
4.4 Instituttionsbezogeene<br />
Aspekte<br />
der<br />
Konzeptenttwicklung<br />
– die Visionn<br />
einer<br />
Bildungs- uund<br />
Erziehhungspartneerschaft<br />
Für das EElternbildungsprogramm<br />
„ FuN-Familie<br />
und Nachbbarschaft“<br />
muussten<br />
z.B. Staandards<br />
der<br />
Umsetzungg<br />
in Kindertaageseinrichtunngen<br />
entwi-<br />
ckelt werrden,<br />
die mmit<br />
Leitungskkräften<br />
und<br />
Fachberatuungen<br />
abgestimmmt<br />
wurden.<br />
Mit dem Faachtag<br />
Elternsschule<br />
2010 wwurden<br />
zum<br />
ersten Maal<br />
alle Angeebote<br />
der EEltern-schule<br />
Hamm (wwie<br />
sie unter<br />
3.2 dargeestellt<br />
sind)<br />
altersbezoggen<br />
dargestelltt.<br />
Durch ddie<br />
Zusammmenarbeit<br />
mit der<br />
Serviceagenntur<br />
Ganztägiig<br />
Lernen NRRW<br />
konnte<br />
2010 eine Rahmenkonzzeption<br />
für die<br />
Bildungsund<br />
Erziehhungspartnerscchaft<br />
in Ganzztagsschulen<br />
entwickelt werden (vgl. Bartscher/ BBoßhammer/<br />
Kreter/ Schhröder<br />
2010).<br />
Zurzeit arbeitet<br />
die Eltternschule<br />
Haamm<br />
daran,<br />
eine entsprrechende<br />
Rahmmenkonzeptioon<br />
auch ana-<br />
log für Kinddertageseinricchtungen<br />
zu enntwickeln.<br />
21
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
5. Die Ressourcen: Finanzierung und<br />
personeller Aufwand<br />
Wie wurde die Entwicklung der Elternschule Hamm,<br />
wie wird heute die laufende Arbeit finanziert? Welche<br />
personellen Kapazitäten wurden bereitgestellt bzw.<br />
eingebracht? Schon vor zehn Jahren zu Zeiten<br />
knapper werdender Mittel war klar, dass zusätzliche<br />
Haushaltsmittel und personelle Ressourcen in<br />
nennenswertem Umfang zunächst nicht bewilligt<br />
werden würden für ein Projekt, <strong>des</strong>sen finanzielle<br />
Wirkung – Entlastung von Jugendhilfe und Schule -<br />
kaum in den ersten Jahren nachzuweisen sein würde.<br />
Aufwand entstand zum einen durch die<br />
Projektorganisation, absehbar waren aber auch<br />
notwendige Ressourcen für die erweiterten, neuen<br />
Angebote für Eltern. So wurde das Projekt mit<br />
vorhandenen personellen und finanziellen Ressourcen<br />
durch Umsteuerung, Verlagerung und Beendigung von<br />
Aufgaben begonnen. Entsprechende Mittel wurden<br />
dann nach und nach bereitgestellt. Die im Folgenden<br />
beschriebene Vorgehensweise hatte den Vorteil, dass<br />
Strukturen und Ressourcen sich organisch entwickeln<br />
und nicht wie in anderen Fällen, wenn Projekte<br />
weitgehend auf Modellfördermitteln basieren, nach<br />
Wegfall der Förderung wegzubrechen drohen.<br />
5.1 Finanzierung der Projektarbeit –<br />
Finanzierung der Elternschule Hamm<br />
Im Jahr 2000 gab es noch vor Beginn <strong>des</strong> Projekts<br />
Elternschule die Initiative für ein finanzielles<br />
Förderprogramm für Maßnahmen der Elternbildung.<br />
Die bereitgestellten Mittel wurden nach Förderrichtlinien<br />
vergeben. Diese Aktivitäten wurden zu<br />
einem sehr frühen Zeitpunkt in das Projekt<br />
„Elternschule“ integriert. Die Entwicklung stellt sich<br />
folgendermaßen dar:<br />
‐ 2001 wurden zum ersten Mal Mittel nach den<br />
Förderrichtlinien in Höhe von ca. 12.500 €<br />
bereitgestellt.<br />
‐ 2002 waren dies schon ca. 30.000 €.<br />
‐ Mit dem Grundsatzbeschluss zur Einführung der<br />
Elternschule wurden neben den auf ca. 38.000<br />
aufgestockten Mittel zur Förderung von<br />
Maßnahmen der Elternbildung ca. 12.000 €<br />
bereitgestellt, um die Projektentwicklung zu<br />
finanzieren. Diese Gelder wurden für Material,<br />
Organisation, Öffentlichkeitsarbeit und weitere<br />
Sachkosten verwendet. Diese insgesamt 50.000 €<br />
wurden bis 2005 genutzt.<br />
‐ 2006 wurden zusätzliche Mittel in Höhe von<br />
30.000 € für die Durchführung <strong>des</strong> Hammer<br />
Elterntrainings bereitgestellt. So standen für 2006<br />
und 2007 ca. 80.000 € zur Verfügung<br />
‐ 2008 wurden durch den Rat mit der dauerhaften<br />
Einführung der Elternschule Hamm 265.000 €<br />
bereitgestellt. In der Finanzplanung der folgenden<br />
Jahre war eine 10%ige Steigerung einkalkuliert,<br />
um die Angebote entsprechend ausbauen zu<br />
können. Dies Prinzip kam im Jahre 2009 auch<br />
zum Tragen, doch mit Beginn der Haushaltssicherung<br />
in 2010 und voraussichtlich auch in<br />
2011 wurden die Mittel auf 300.000 € begrenzt.<br />
Im Verlauf der Projektentwicklung kamen weitere<br />
meist projektbezogene Fördermittel hin-zu. So<br />
konnte z.B. das Projekt „Mein Kind wird fit – ich<br />
mach mit!“ aus Mitteln <strong>des</strong> Programmes „Lokales<br />
Kapital für Soziale Zwecke“ (ca. 15.000 € aus dem<br />
Europäischen Sozialfonds und vom Bun<strong>des</strong>ministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) und<br />
aus dem Europäischen Integrationsfonds (35.000 €)<br />
gefördert werden. Weiterhin ist auch davon<br />
auszugehen, dass bei der wachsenden Zahl beteiligter<br />
Akteure sowohl Eigenmittel eingebracht als auch<br />
zusätzliche Fördergelder akquiriert wurden.<br />
Was war hilfreich, um dieses Finanzierungsmodell<br />
aufzubauen? Denn diese Entwicklung war keinesfalls<br />
selbstverständlich, vielmehr waren mehrere Gründe<br />
bzw. Strategien ausschlaggebend:<br />
‐ Eine gute kontinuierliche interne Berichterstattung<br />
in den Gremien der Sozialverwaltung,<br />
aber auch in den politischen Gremien;<br />
‐ Eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit in den<br />
lokalen Medien;<br />
22
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
‐ Viele Hintergrundgespräche mit Multiplikatoren,<br />
politischen Gremien und Entscheidungsverantwortlichen<br />
bei den Trägern;<br />
‐ Eine gute Zusammenarbeit mit der Verwaltungsabteilung<br />
und jeweils frühzeitige Anmeldung von<br />
Mittelbedarfen;<br />
Die Fachtage Elternschule mit regionaler Ausstrahlung.<br />
Dazu kam, dass das Projekt Elternschule<br />
Hamm im Vergleich zu Aktivitäten vieler anderer<br />
Kommunen sehr früh begonnen wurde und damit<br />
immer wieder Akteure zu überregionalen Veranstaltungen<br />
eingeladen wurden, um über Erfahrungen<br />
zu berichten. So wurde das Projekt schon nach<br />
wenigen Jahren zu einer „Marke“, die bei vielen<br />
Fachkräften überregional bekannt wurde. Wenn<br />
politische Entscheidungsträger aus Hamm in ihren<br />
überregionalen Gremien wiederum auf die Elternschule<br />
angesprochen wurden, verstärkte dies das<br />
lokale Image. So ist der Erfolg in zielgerichteten<br />
Strategien in Verbindung mit glücklichen Fügungen zu<br />
sehen. Man könnte sagen: „Erst hatten wir Erfolg –<br />
und dann kam Glück dazu“.<br />
Die Entscheidung über die Verwendung der<br />
finanziellen Ressourcen liegt für das Organisations‐<br />
budget bei der Geschäftsstelle Elternschule (vorher<br />
bei der Projektleitung) und für die Förderung der<br />
Angebote bei einem Bewilligungsgremium auf der<br />
Basis von Förderrichtlinien (vgl. Stadt Hamm 2008).<br />
5.2. Personelle Ressourcen<br />
Personelle Ressourcen für die Projektentwicklung<br />
Die Projektgruppe setzte sich zunächst aus Akteuren<br />
zusammen, die die Arbeit im Rahmen ihrer<br />
vorhandenen zeitlichen Ressourcen machten. Besonders<br />
die Projektleiter(innen) trafen mit den jeweiligen<br />
Vorgesetzten entsprechende Vereinbarungen. Bei<br />
einigen Fachkräften hatte die Mitarbeit in der<br />
Projektgruppe einschneidende Veränderungen im<br />
Aufgabenzuschnitt zur Folge; z.B. lag der Schwerpunkt<br />
der Arbeit <strong>des</strong> Kinderbeauftragten zwischen 2001<br />
und 2008 fast ausschließlich auf der Entwicklung der<br />
Elternschule; ähnliches galt z.B. auch für den<br />
Sachgebietsleiter im Jugendamt für Jugendschutz und<br />
für einige Leitungskräfte der freien Träger.<br />
Personelle Ressourcen für die Arbeit mit Eltern:<br />
Das Konzept der Elternschule basierte von Anfang an<br />
auf der Idee, vorhandene personelle Ressourcen in<br />
Einrichtungen und Institutionen zu nutzen, zu deren<br />
Auftrag die Arbeit mit Eltern gehört. So wird die<br />
adressatenbezogene Arbeit der Elternschule weitestgehend<br />
ohne weitere Schaffung fester personeller<br />
Kapazitäten umgesetzt. Die eingesetzten finanziellen<br />
Mittel werden fast ausschließlich für Honorare und<br />
Sachkosten eingesetzt.<br />
Personelle Ressourcen für die Organisation der<br />
Elternschule Hamm:<br />
2003 kristallisierte sich der Bedarf einer<br />
„Geschäftsstelle Elternschule“ heraus. Auch hier<br />
wurde zunächst eine Ad-hoc-Lösung gesucht; es bot<br />
sich an, dass das Kinderbüro diese Aufgabe<br />
übergangsweise übernahm. Damit diese Geschäftsstelle<br />
personell besetzt werden konnte, wurde die<br />
Stelle einer Berufspraktikantin zunächst in ein<br />
befristetes Arbeitsverhältnis umgewandelt und ist<br />
heute auf Dauer angelegt. Mit dem Ratsbeschluss<br />
2008 bekam die Geschäftsstelle eine eigenständige<br />
Position.<br />
23
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Diese erfolgreiche Strategie hat auch Nachteile:<br />
Die erfolgreiche Arbeit hatte und hat ihren Preis in<br />
einer sehr hohen, zum Teil zu hohen Belastung der<br />
zentralen Akteure. Es fehlen zentrale personelle<br />
Ressourcen für die Planung, Steuerung und<br />
Evaluierung der Arbeit der Elternschule Hamm. Dies<br />
kann in der aktuellen Organisation nicht optimal<br />
umgesetzt werden.<br />
6 Qualitätsentwicklung<br />
Neben der fachlich-konzeptionellen Reflexion und<br />
Entwicklung wurde und wird die Qualität der Arbeit<br />
in folgenden Bausteinen weiterentwickelt:<br />
6.1 Weiterbildung<br />
Die Entwicklung in den letzten Jahren hat immer<br />
mehr gezeigt, dass sich die Qualitätsdebatte verlagert<br />
von der Frage nach „dem richtigen“ oder „dem<br />
besten“ Elternbildungsprogramm hin zu differenzierten<br />
Strukturmerkmalen (vgl. z.B. Tschöpe-<br />
Scheffler 2009). Diese weisen insgesamt den Weg zu<br />
einer umfassenden Kooperation mit Eltern (Bildungs-<br />
und Erziehungspartnerschaft), und eine solche<br />
Arbeitsweise stellt ganz besondere Anforderungen an<br />
die professionellen Akteure, für die die Arbeit mit<br />
Eltern weder zur Ausbildung noch zur ursprünglichen<br />
Berufsperspektive gehörte. In der<br />
Mitarbeiterqualifizierung wurden bisher folgende<br />
Schwerpunkte gesetzt:<br />
6.1.1 Fachtagung Elternschule<br />
Die „Fachtage Elternschule Hamm“ wurden zunächst<br />
als überregional ausgerichtete Tagungen konzipiert,<br />
um die Arbeit in Hamm und auch überregional<br />
bekannt zu machen und einen Erfahrungsaustausch zu<br />
ermöglichen. Die Schwerpunktthemen lauteten:<br />
‐ 2004: Der erste Fachtag verstand sich als<br />
überblickgebende Veranstaltung<br />
‐ 2005: Unter dem Motto "Rund um (un)aufällig?!"<br />
wurde der Fokus auf die Frage ge-legt, wie Eltern,<br />
deren Kinder in irgendeiner Weise als auffällig<br />
gelten, durch Elternbildung unterstützt werden<br />
können.<br />
‐ 2007: Die Elternschule näherte sich dem Thema<br />
Bildung. Das Motto „Leben–Lernen–Leisten -<br />
Welche Pädagogik braucht Leistung?“ zeigte<br />
durch seine Ambivalenz die konträren<br />
Diskussionen, die zu dieser Zeit geführt wurden:<br />
Darf Elternbildung für gesellschaftliche Interessen<br />
instrumentalisiert werden? Oder muss sie nicht<br />
sogar Eltern Handwerkszeug geben, damit ihre<br />
Kinder in der Schule möglichst gut bestehen?<br />
‐ 2009: Zusammen mit dem Institut für Soziale<br />
Arbeit e.V. Münster wurde eine lan<strong>des</strong>weite<br />
Veranstaltung unter dem Thema „Elternbildung in<br />
Bewegung – Konzepte und Strukturen für eine<br />
dauerhafte Prävention“ durchgeführt, die zum<br />
Ziel hatte, fachliche und organisatorische<br />
Bedingungen für eine nachhaltige Fortsetzung von<br />
Projekten wie der Elternschule Hamm<br />
anzustoßen.<br />
‐ 2010: In diesem Jahr wurde zum ersten Mal<br />
bewusst eine lokale Plattform geschaffen, die den<br />
Hammer Einrichtungen ein Forum für Austausch<br />
und Information schuf. Der Fokus lag dabei auf<br />
dem provokanten Motto: „Elternschule Hamm:<br />
Es liegt an uns, Eltern besser zu erreichen!“<br />
Insgesamt wurden mit den Fachtagen Elternschule<br />
1100 Fachkräfte erreicht. Die Veranstaltungen<br />
wurden jeweils als sehr positiv erlebt; Lernerfahrungen<br />
aus den Veranstaltungen wurden in den<br />
Folgejahren konsequent umgesetzt.<br />
6.1.2 Kursleiter-, Trainer- und<br />
Methodenweiterbildung<br />
Die Basis der Elternschule waren und sind die<br />
Elternkurse in ihren verschiedenen Varianten. Hierzu<br />
24
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
wurden neben der Nutzung von Weiterbildungsangeboten<br />
anderer Träger immer wieder auch<br />
eigene Trainerausbildungen durchgeführt.<br />
‐ Mit mehreren Kursleiterausbildungen „Starke<br />
Eltern – Starke Kinder“ wurden seit 2000<br />
insgesamt ca. 80 Fachkräfte geschult. Viele von<br />
ihnen wurden auch aktiv, so dass bis heute weit<br />
über 100 Kurse durchgeführt werden konnten.<br />
Die Kursleitungen erhalten heute regelmäßig<br />
Angebote für Austausch und Supervision.<br />
‐ Auch für die Einführung <strong>des</strong> Elternprogramms<br />
„FuN“ – Familie und Nachbarschaft` wurde es für<br />
sinnvoll gehalten, in Zusammenarbeit mit dem<br />
Institut Praepaed (www.praepaed.de) eigene<br />
Trainerausbildungen zu realisieren. Auch hier<br />
konnten bis heute ca. 30 Fachkräfte ausgebildet<br />
werden. Im Programm „FuN – Berufs- und Lebensplanung“<br />
wurden in Kooperation mit dem<br />
Institut praepaed ca. 20 Teamer/innen<br />
ausgebildet, die in unterschiedlichen Institutionen<br />
Kurse durchführen.<br />
‐ 2004 wurde eine sechstägige Weiterbildung<br />
unter der Überschrift „Gestaltung und<br />
Moderation von Elternveranstaltungen“ durchgeführt.<br />
‐ 2011 ist eine Kursleiterausbildung für das<br />
Programm „Kinder im Blick“ (www.kinder-imblick.de)<br />
geplant, das sich gezielt an Eltern in der<br />
Trennungsphase richtet.<br />
6.1.3 Fort- und Weiterbildungen für eine<br />
bessere Kommunikation mit Eltern<br />
Ein besonderer Schwerpunkt lag schon früh auf der<br />
Qualifizierung der Kommunikationskompetenz der<br />
pädagogischen Fachkräfte mit Eltern, da hier ein<br />
besonderer Schlüssel für den Erfolg gesehen wurde.<br />
Eine wertschätzende qualifizierte Gesprächsführung<br />
verspricht eine verbindliche hilfreiche Beziehung zu<br />
den Eltern und dient auch dazu, die Eltern zur<br />
Teilnahme an Aktivitäten zu motivieren. Folgende<br />
Weiterbildungen wurden und werden angeboten.<br />
‐ MOVE – Motivierende Kurzintervention im<br />
Elterngespräch (3 Seminartage) (vgl. www.ginkostiftung.de).<br />
‐ „Elterngespräche erfolgreich führen“<br />
(Halbtagesseminare)<br />
‐ Beratung von Eltern im Alltag pädagogischer<br />
Einrichtungen(6-10 Seminartage)<br />
‐ Elterncoaching „Elterliche Präsenz mit Methoden<br />
<strong>des</strong> gewaltfreien Widerstan<strong>des</strong>“<br />
‐ „Kin<strong>des</strong>wohlgefährdung“ (3 Seminartage).<br />
6.2 Evaluation<br />
Die Evaluation der Elternschule soll<br />
‐ die Erreichung der Ziele überprüfen;<br />
‐ die Verwendung der finanziellen Mittel legitimieren;<br />
‐ Hinweise für die Qualitätsverbesserung zu geben<br />
‐ und die Erfolge der Arbeit z.B. gegenüber Fördergebern<br />
nachweisen.<br />
Die Evaluation wird in der Geschäftsstelle Elternschule<br />
zusammengeführt und die Ergebnisse werden<br />
in das Controlling der Stadt Hamm und in die<br />
Gremien <strong>des</strong> Elternschule Hamm e.V. eingebracht.<br />
Zur Evaluation gehören folgende Bausteine:<br />
Wirkungs-Evaluation der Kursprogramme: Es ist für alle<br />
Beteiligten eine zentrale Frage, welche Wirkungen<br />
insbesondere die umfangreichen Kursprogramme für<br />
die Teilnehme-rinnen und Teilnehmer haben. Soweit<br />
für die Kursprogramme wissenschaftliche Analysen<br />
vorliegen (z.B. Rauer 2010, Tschöpe-Scheffler 2006),<br />
müssen nicht in jedem speziellen Kurs<br />
Wirkungserhebungen wiederholt werden, sondern es<br />
reicht zu evaluieren, ob die jeweiligen<br />
Qualitätsstandards umgesetzt werden. Für die in der<br />
Elternschule Hamm neu entwickelten Kursprogramme<br />
(z.B. das „Hammer Elterntraining“; vgl. Stadt<br />
Hamm 2010) wurde z.T. eine eigene<br />
Wirkungsevaluation durchgeführt. Dies soll auch in<br />
Zukunft fortgesetzt werden; weiterhin ist geplant, die<br />
Wirkungen der Veranstaltungen durch Abschlussinterviews<br />
in Kursgruppen und exemplarische<br />
25
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Befragungen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />
mit zeitlichem Abstand nach Abschluss der<br />
Maßnahme durchzuführen.<br />
Veranstaltungsevaluation: Um die Qualität und<br />
Quantität der Angebote der Elternschule Hamm zu<br />
überprüfen und zu verbessern, erfolgt nach jeder<br />
Elternbildungsveranstaltung eine Erfassung der für die<br />
Evaluation wichtigen Daten.<br />
‐ Die Erfassung der Teilnehmerdaten in einer<br />
Teilnehmerliste entweder durch die TN selbst<br />
oder durch die veranstaltende Fachkraft<br />
‐ Optional ist die Erfassung der Zufriedenheit der<br />
Teilnehmer, die Bewertung der Veranstaltung<br />
durch die Teilnehmer und die Erfassung weiterer<br />
Sozialstrukturdaten über die Teilnehmerliste<br />
hinaus. Hierzu liegt ein Musterbogen der<br />
Elternschule Hamm vor, dieser kann bei Bedarf<br />
durch die Veranstalter angepasst werden.<br />
Auswertungen der Träger: Die Träger, die im Rahmen<br />
der Elternschule die Koordination und Weiterentwicklung<br />
einzelner Kursprogramme übernommen<br />
haben, erstellen (zum Teil) eigene Auswertungsberichte.<br />
Auswertung der jährlichen Berichte der Elternschulen vor<br />
Ort: Alle Einrichtungen geben im Rahmen der<br />
Vertragsverlängerungen einen Kurzbericht über ihre<br />
Arbeit und ihre Vorschläge zur Weiterentwicklung<br />
der Elternschule Hamm ab. Diese Berichte werden<br />
von der Geschäftsstelle ausgewertet.<br />
Evaluation der Arbeit der Geschäftsstelle und der Elternschule<br />
Hamm: Dies geschieht im Onlineverfahren<br />
sowie mit dem Jahresbericht der Einrichtungen.<br />
6.3 Sicherstellung <strong>des</strong> Kinderschutzes<br />
Auch die Träger der Elternschule Hamm sind, soweit<br />
Einrichtungen der Jugendhilfe, durch § 8a SGB VIII<br />
verpflichtet, den Kinderschutz sicherzustellen. Für<br />
Schulen gilt dies nach § 42 Schulgesetz NRW in<br />
ähnlicher Weise. Auch für weitere Institutionen<br />
gelten die allgemeinen Vorschriften <strong>des</strong> BGB zum<br />
Kinderschutz. Dies bedeutet, dass die jeweiligen<br />
Träger (insbesondere, wenn sie finanzielle Mittel<br />
erhalten) Verfahren nachweisen oder eigene<br />
Verfahrensweisen entwickeln, wie sie diese Vorschriften<br />
umsetzen wollen und wie die Kursleitungen<br />
reagieren sollen, wenn eine Kin<strong>des</strong>wohlgefährdung<br />
erkennbar ist oder vermutet wird.<br />
7 Erfolgsbedingungen<br />
Abschließend einige Hinweise zu der Frage, wie das<br />
Projekt „Elternschule Hamm“ erfolgreich werden<br />
konnte:<br />
7.1 Projektentwicklung mit den<br />
Methoden <strong>des</strong> Projektmanagement<br />
Eine der Erfolgsbedingungen war es, dass aufgrund<br />
von Erfahrungen in der Projektentwicklung<br />
vergangener Zeiten Methoden <strong>des</strong> Projektmanagements<br />
relativ systematisch eingesetzt wurden (vgl.<br />
z.B. Heintel/Krainz 1990). Um die Arbeit effektiver<br />
und wirksamer zu gestalten, wurden folgende Regeln<br />
<strong>des</strong> Projektmanagements besonders beachtet:<br />
‐ Das Ziel und die Aufgabenstellung <strong>des</strong> Projekts<br />
wurden klar benannt.<br />
‐ Ein Projektplan definierte die Zeitschiene und die<br />
einzelnen Arbeitsschritte, soweit sie kalkulierbar<br />
waren. Das schloss ein klar definiertes<br />
Projektende ein.<br />
‐ Die Leitung und die Mitarbeiter <strong>des</strong> Projektes<br />
wurden aufgabenorientiert ausgewählt und<br />
erhielten in Rückkoppelung mit ihren<br />
Vorgesetzten den Auftrag, im Rahmen ihrer<br />
Arbeitszeit an dem Projekt mitzuarbeiten.<br />
‐ Da das Projekt „Elternschule“ organisationsübergreifend<br />
entwickelt wurde, war Lenkungsebene<br />
notwendig, in der Leitungskräfte mit Entscheidungskompetenz<br />
den Projektfortschritt begleiteten.<br />
26
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
‐ Es wurden zeitliche und finanzielle Ressourcen<br />
für die Projektarbeit zur Verfügung gestellt.<br />
7.2 Haltung und Methoden der<br />
humanistischen Psychologie, der<br />
systemischen Therapie und der<br />
konfrontativen Pädagogik<br />
Im Nachhinein kann man deutlich feststellen, dass das<br />
Handeln der meisten beteiligten Akteure vom Willen<br />
zur Kooperation, von einer positiven Erfolgsorientierung<br />
und einer Bereitschaft zum Verzicht auf<br />
fachliche Dogmatik geprägt war. Dies mag – neben<br />
individuellen Faktoren – damit zu tun haben, dass<br />
einige fachliche Grundpositionen für die Beteiligten<br />
wichtig waren – in ihrem Selbstverständnis und in<br />
ihrem Handeln. Dazu gehören neben der humanistischen<br />
Psychologie (die ja z.T. auch prägend für<br />
wichtige Konzepte wie „Starke Eltern – Starke<br />
Kinder“ ist) die systemische Familientherapie, aber<br />
auch die konfrontative Pädagogik (Jens Weidner).<br />
8 Die Elternschule Hamm – Sachstand<br />
zwischen fachlicher Zufriedenheit und<br />
visionärer Herausforderung<br />
Die Akteure in der Elternschule Hamm haben viel<br />
erreicht. Die Anerkennung ist groß. Für die<br />
beteiligten Einrichtungen ist eine hilfreiche und<br />
kooperative Infrastruktur entstanden, es gibt eine<br />
gemeinsame Philosophie (Hammer Erziehungskonsens).<br />
Von der Vision – ruhiges Arbeiten mit hoher Qualität<br />
in Kitas und Schulen, Senkung der Kriseninterventionen,<br />
Eltern, die sich sicher in ihrer Erziehung<br />
fühlen, heranwachsende Kinder mit hoher<br />
Kompetenz und Leistungsfähigkeit – sind wir allerdings<br />
noch weit entfernt.<br />
Es fehlen nach wie vor kommunale und überregionale<br />
Strukturen, die ein Modell wie die Elternschule<br />
Hamm verbindlich absichern und finanzieren. Es fehlt<br />
in der Jugendhilfe eine konsequente präventive<br />
Ausrichtung bezüglich der Unterstützung von<br />
Familien, wenn immer noch nur 0,5 Prozent <strong>des</strong><br />
Jugendhilfebudgets bun<strong>des</strong>weit für Elternbildung<br />
ausgegeben wer-den (vgl. Beitrag von Wiesner in<br />
diesem Band).<br />
27
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Präventive<br />
Angebote –<br />
gewaltfreie<br />
Erziehung am<br />
Beispiel von<br />
«Starke Eltern –<br />
Starke Kinder®»<br />
Kathie Wiederkehr<br />
Abstract<br />
Präventive Elternarbeit hat in der<br />
Schweiz keinen leichten Stand<br />
Wenn Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder<br />
überfordert sind und etwas Schreckliches passiert,<br />
berichten die Medien darüber. Expert/innen und<br />
Politiker/innen fordern dann, dass Mütter und Väter<br />
in die Verantwortung genommen werden, geschult<br />
und unterstützt werden müssen. Zurück im Alltag<br />
folgen jedoch diesen Worten kaum konkrete Taten.<br />
Elternbildung ist mit vielen Vorurteilen konfrontiert.<br />
Es wird landläufig wenig zwischen den einzelnen<br />
Angeboten differenziert. Dabei können verschiedene<br />
Programme einen wichtigen präventiven Beitrag in<br />
der Jugend- und Familienhilfe leisten.<br />
Was versteht man unter gewaltfreier<br />
Erziehung?<br />
Es werden fünf Formen von Gewalt an Kindern<br />
unterschieden: physische, psychische, sexuelle und<br />
trukturelle Gewalt sowie Vernachlässigung. In der<br />
Schweiz ist das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung<br />
(noch) nicht gesetzlich verankert, obwohl die Schweiz<br />
die UNO-Kinderrechtskonvention unterzeichnet hat.<br />
Damit Eltern gewaltfrei erziehen können, brauchen<br />
sie die Einsicht, dass Gewalt kein geeignetes<br />
Erziehungsmittel ist. Statt<strong>des</strong>sen brauchen sie<br />
geeignete Erziehungskompetenzen, eine familienfreundliche<br />
Umgebung und wohlwollende<br />
Unterstützungsangebote.<br />
«Starke Eltern – Starke Kinder ® »<br />
Der vom deutschen Kinderschutzbund entwickelte<br />
Elternkurs basiert auf dem Modell der anleitenden<br />
Erziehung. Der Hauptfokus liegt bei den Eltern:<br />
Welche Werte sind uns wichtig? Was ist<br />
entwicklungsfördernd, was entwicklungshemmend?<br />
Das Programm will das Selbstvertrauen der Eltern<br />
stärken, ihnen den Blick auf die positiven Seiten ihres<br />
Kinds lenken und aufzeigen, wie sie Probleme lösen<br />
können.<br />
In der Schweiz wird der Kurs meist aufgeteilt in einen<br />
Basis- und einen Aufbaukurs à je vier Kurseinheiten<br />
angeboten. Nebst dem Grundkurs gibt es für<br />
bestimmte Altersgruppen auch spezielle Programme.<br />
Geplant sind der Aufbau in der italienischen und in<br />
der französisch sprechenden Schweiz sowie ein<br />
Pilotprojekt für verpflichtende Kursteilnahme. Nähere<br />
Informationen: www.starkeeltern-starkekinder.ch<br />
28
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Forderungen und Wünsche, damit<br />
Prävention greift<br />
Um Mütter und Väter möglichst frühzeitig ansprechen<br />
zu können und um auch schwierig zu erreichende<br />
Zielgruppen zu erreichen, braucht es eine Einbindung<br />
von evidenzbasierter Elternbildung in die professionelle<br />
Familienhilfe und faire Arbeitsbedingungen.<br />
Prävention kostet – Intervention ist jedoch wesentlich<br />
teurer!<br />
Résumé<br />
Face à la difficulté de promouvoir un<br />
travail de prévention en Suisse<br />
Lorsque les parents sont débordés par l’éducation de<br />
leurs enfants, les médias se font les accusateurs dès<br />
que ces familles font face à une catastrophe. Les<br />
experts et expertes, les différents acteurs politiques<br />
interviennent, reportant la responsabilité sur les<br />
parents mais aussi exigeant <strong>des</strong> parents qu’ils soient<br />
formés et soutenus. Ces propos restent<br />
généralement sans suivi.<br />
La formation <strong>des</strong> parents est confrontée à différents<br />
préjugés. La société ne fait pas de différences entre<br />
les différentes offres en matière de formation <strong>des</strong><br />
parents bien que certains programmes ont un effet<br />
préventif indiscutable et s’inscrivent dans un travail de<br />
soutien efficace aux jeunes et à leurs parents.<br />
Que faut-il entendre par «éducation non<br />
violente»<br />
On distingue entre cinq sortes de violence à l’égard<br />
<strong>des</strong> enfants : physique, psychique, sexuelle,<br />
structurelle et l’abandon. Le droit à une éducation<br />
non violente n’est en Suisse toujours pas inscrite dans<br />
la loi alors même que la convention internationale <strong>des</strong><br />
droits de l’enfant ratifiée par la Suisse l’exige.<br />
Pour que les parents puissent éduquer leurs enfants<br />
sans recourir à l’une ou l’autre forme de violence, il<br />
faut que les parents puissent acquérir la conviction<br />
que la violence n’est pas une forme d’éducation<br />
portant <strong>des</strong> fruits positifs pour le développement de<br />
l’enfant. Mais pour cela les parents doivent acquérir<br />
<strong>des</strong> compétences et être entourés par une société<br />
plus compréhensive et prête à soutenir les<br />
engagements <strong>des</strong> différents milieux cherchant à<br />
renforcer les <strong>capacités</strong> <strong>parentales</strong>.<br />
«Starke Eltern – Starke Kinder ® »<br />
(ce programme n’est pas encore disponible en Suisse<br />
romande et vient d’être lancé en Suisse italienne,<br />
raison pour laquelle le nom n’a pas encore fait l’objet<br />
d’une traduction officielle en français).<br />
Ce programme a été développé par l’association<br />
allemande pour la protection de l’enfant avec pour<br />
objectif de former les parents. L’accent est mis sur la<br />
participation <strong>des</strong> parents, il s’agit d’analyser les<br />
valeurs sous-jacentes, les axiomes permettant de<br />
dégager un potentiel de développement et ceux<br />
limitant le développement. Ce programme a pour<br />
objectif de renforcer les compétences <strong>des</strong> parents, de<br />
le sécuriser dans leurs démarches et de leur<br />
permettre une vision positive afin de mieux percevoir<br />
le potentiel de leur enfant. Il a aussi pour objectif<br />
d’offrir aux parents <strong>des</strong> métho<strong>des</strong> de travail pour<br />
mieux gérer les difficultés.<br />
En Suisse (allemande) ce cours est conçu de la façon<br />
suivante: cours de base ou d’initiation et cours<br />
d’approfondissement, chaque cours contient 4<br />
éléments. A part ces cours spécifiques, d’autres offres<br />
plus ciblées sont à disposition, offres tenant compte<br />
par exemple de l’âge <strong>des</strong> enfants.<br />
Ce programme est en voie de développement pour la<br />
Suisse romande et la Suisse italienne. Pour plus<br />
d’informations: www.starkeeltern-starkekinder.ch<br />
29
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Exigences et désirs – pour une<br />
prévention efficace<br />
Afin d’impliquer au plus tôt pères et mères, il est<br />
indispensable de promouvoir une formation<br />
professionnelle <strong>des</strong> parents et d’intégrer cette<br />
formation dans l’aide aux familles. Ceci exige bien sûr<br />
une reconnaissance de la profession et <strong>des</strong> conditions<br />
de travail correctes. De toute évidence la prévention<br />
a un coût – mais l’intervention est bien plus onéreuse.<br />
Präventive Angebote –<br />
gewaltfreie Erziehung<br />
am Beispiel von «Starke<br />
Eltern – Starke Kinder ® »<br />
Kathie Wiederkehr<br />
Geschäftsleiterin Stiftung Kinderschutz Schweiz<br />
27%<br />
Oft gehörte (Vor-)Urteile<br />
Elternkurse erreichen ja<br />
doch nicht diejenigen,<br />
die es nötig haben.<br />
An Elternbildung nehmen<br />
primär Mittelschichtsmütter<br />
teil, die sich zuhause langweilen<br />
und ohnehin schon<br />
zahlreiche Erziehungsratgeber<br />
gelesen haben.<br />
Gewalt an Kindern<br />
fünf Formen der Gewalt:<br />
− physische Gewalt<br />
− psychische Gewalt<br />
− sexuelle Gewalt<br />
− Vernachlässigung<br />
− strukturelle Gewalt<br />
In der Schweiz (noch) keine<br />
gesetzliche Verankerung der<br />
gewaltfreien Erziehung<br />
Für unser Klientel<br />
gibt es keine geeigneten<br />
Angebote.<br />
Mit gesundem<br />
Menschenverstand<br />
weiss man, wie<br />
man Kinder<br />
erzieht.<br />
Ausmass der Kindsmisshandlung<br />
Zahlen von 14 der 30 Schweizer Kinderkliniken (2010):<br />
800 Kinder (50% unter 6 Jahren)<br />
15%<br />
28%<br />
30%<br />
körperliche Gewalt<br />
sexuelle Gewalt<br />
Vernachlässigung<br />
psychische Gewalt<br />
30
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Voraussetzungen für eine<br />
gewaltfreie Erziehung<br />
− Kenntnisse darüber, was Gewalt<br />
an Kindern ist und bewirkt<br />
− Einsicht, dass Gewalt kein<br />
taugliches Erziehungsmittel ist<br />
− Erziehungskompetenzen,<br />
Alternativen zur Gewalt<br />
− familienfreundliche Gesellschaft<br />
− wohlwollende Unterstützungsangebote<br />
Elternbildung als Primärprävention<br />
Merkmale elterlicher<br />
Erziehungskompetenz<br />
(Sigrid Tschöpe-Scheffler):<br />
− Wissen<br />
− Handeln<br />
− Selbsterfahrung<br />
− Netzwerkbildung<br />
gute Elternbildung bietet:<br />
− Input<br />
− üben an konkreten Beispielen<br />
− ausprobieren zuhause<br />
− Reflexion <strong>des</strong> Familienalltags<br />
− Austausch mit andern Eltern<br />
«Starke Eltern – Starke Kinder ® »<br />
− entwickelt vom Paula Honkanen-<br />
Schoberth (finnischer Kinderschutz)<br />
− übernommen vom Deutschen<br />
Kinderschutzbund<br />
− Auf- und Ausbau unterstützt vom<br />
BMFSFJ im Rahmen der<br />
Umsetzung <strong>des</strong> §1631<br />
− seit 2006 in der Schweiz angeboten<br />
Hauptziele <strong>des</strong> Kurses<br />
− Verbesserung der Kommunikations-<br />
und Erziehungsfähigkeiten<br />
− Stärkung <strong>des</strong> Selbstvertrauens<br />
der Eltern als Erziehende<br />
− Das eigene Kind besser<br />
verstehen<br />
− Konflikte erkennen und Lösungsmöglichkeiten<br />
anwenden<br />
− Förderung einer gewaltfreien<br />
Erziehung: weder autoritär noch<br />
antiautoritär, sondern anleitend<br />
Die fünf Stufen der<br />
anleitenden Erziehung<br />
Welche Erziehungsziele<br />
habe ich?<br />
Kenne ich<br />
mich selbst?<br />
Kurs-Aufbau<br />
Kann ich meinem<br />
Kind helfen?<br />
− konzipiert als 12-teiliger Kurs<br />
� in der Schweiz meist als<br />
Basis- und Aufbaukurs angeboten<br />
(meist 2 x 4 Kurseinheiten)<br />
− Haltungen, Werte<br />
� Fokus bei den Eltern<br />
− entwicklungsfördernde und entwicklungshemmende<br />
Erziehung<br />
− Inputs, Übungen, Wochenaufgabe<br />
Wie lösen wir<br />
Probleme in<br />
der Familie?<br />
Wie drücke ich meine<br />
Bedürfnisse aus?<br />
31
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
spezielle Unterlagen<br />
Sprachversionen<br />
− türkisch<br />
− russisch<br />
− italienisch<br />
geplant:<br />
− französisch<br />
− Migrationssprachen<br />
in der Schweiz<br />
Ergänzungsmaterial<br />
− ganz praktisch<br />
− Pubertät<br />
− null bis drei<br />
− Patchwork<br />
− Grosseltern<br />
− bis jetzt rund 200 durchgeführte Kurse<br />
− rund ¼ der Teilnehmenden sind Männer<br />
− Unterteilung in Basis- und Aufbaukurs bewährt sich<br />
− ehrenamtlicher Aufbau; seit August 2011 offiziell bei der Stiftung<br />
Kinderschutz Schweiz<br />
− reformierte Lan<strong>des</strong>kirche Kanton Zürich<br />
− Kanton Solothurn<br />
− Pro Juventute Appenzell AR<br />
− Nanny-Lehrgang <strong>des</strong> SRK<br />
− Pilotversuche mit angeordneter Teilnahme<br />
geplanter Ausbau in der Schweiz<br />
− Aufbau in der italienisch sprechenden Schweiz<br />
− Aufbau in der französisch sprechenden Schweiz<br />
− Projekt "verpflichtende Kursteilnahme"<br />
− innerbetriebliche Kurse<br />
− «Starke Eltern – Starke Kinder ® » für pädagogische<br />
Fachpersonen<br />
Schulung der Kursleiter/innen<br />
und Qualitätssicherung<br />
− Voraussetzung: pädagogische, soziale oder psychologische<br />
Grundausbildung, wenn möglich SVEB I, Erfahrungen in<br />
Familienarbeit und Erwachsenenbildung<br />
− Schulung: 2 x 2 Tage<br />
− Teilnahme an Weiterbildung<br />
oder Erfahrungsaustausch<br />
Wirksamkeit von SESK-Kursen<br />
Wulf Rauer (Universität Hamburg): 4 Monate nach<br />
Kursbesuch<br />
− zufriedener mit der Elternrolle<br />
− klarere Erziehungshaltung<br />
− positives Sozialverhalten <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> (z.B. vereinbarte<br />
Regeln)<br />
− Kinder erhalten mehr Unterstützung, Trost und Wärme<br />
− Kinder haben weniger Verhaltensprobleme mit andern<br />
Kindern<br />
Rückmeldungen von<br />
Kursteilnehmenden<br />
− viel entspannter, mehr<br />
Gelassenheit<br />
− das Positive am Kind sehen<br />
− mehr Freude, eine Familie zu sein<br />
− gute Gespräche mit Partner/in<br />
und Kindern<br />
− Schläge sind kein taugliches<br />
Mittel<br />
− nicht Sturm bekämpfen, sondern<br />
Schiff auf Kurs halten<br />
32
Elternkommpetenzen<br />
– CCapacités<br />
pareentales<br />
wwww.starkeeltern-starkeekinder.ch<br />
Fazzit<br />
− Eltternbildung<br />
– ganz<br />
Kinder<br />
Er<br />
− Pr<br />
− Ei<br />
tun<br />
− W<br />
se<br />
® z speziell «Starke EEltern<br />
– Starke<br />
» – kann eineen<br />
wirksamen Beitrrag<br />
zur gewaltfreienn<br />
rziehung leisten.<br />
rävention kostet � Intervention ist weesentlich<br />
teurer<br />
n professioneller AAusbau<br />
und angemeessene<br />
Unterstützuung<br />
n Not in der Schweeiz.<br />
Wirkungsvolle Elternbildungsangebote<br />
müssen zu einem<br />
elbstverständlichen Teil der Familienhiilfe<br />
werden.<br />
Forderuungen<br />
/ Wünsche<br />
/ Beiträge<br />
− Gesetz für r eine gewaltfreie EErziehung<br />
� die Stiftuung<br />
Kinderschutz SSchweiz<br />
plant eine<br />
Kampagnee<br />
«gewaltfreie Erzieehung»<br />
− Politiker/innen,<br />
die sich für Prrävention<br />
stark macchen<br />
− Gemeinden,<br />
die Familien stärken<br />
"bevor es brennnt"<br />
− Geldgeberr,<br />
die nicht nur "innoovative"<br />
Pilotprojekkte<br />
unterstützeen,<br />
sondern auch KKontinuität<br />
− Medienschhaffende,<br />
die über uunterstützende<br />
Anggebote<br />
berichten<br />
− mehr Lehree<br />
und Forschung zzur<br />
Elternbildung ann<br />
Unis und FHS<br />
…und zzum<br />
Schlusss<br />
noch diees…<br />
gesucht:<br />
− Mütter undd<br />
Väter, die mal an die Grenze gekommmen<br />
sind<br />
− Erwachsenne,<br />
die als Kind in dder<br />
Familie Gewalt erlebt<br />
haben<br />
� nicht primäär<br />
drastische Geschhichten,<br />
sondern Alltag<br />
www.kinnderschutz.cch<br />
33
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Les bénéfices de<br />
la participation<br />
<strong>des</strong> enfants aux<br />
décisions<br />
familiales<br />
Alain Clémence<br />
Résumé<br />
Dans ce projet, nous examinons les liens de<br />
différentes formes de l’exercice de l’autorité<br />
parentale avec la régulation du développement et de<br />
la socialisation. L’exercice de l’autorité, dans les<br />
familles et à l’école, a subi de profon<strong>des</strong><br />
transformations depuis une trentaine d’années. Un<br />
nouveau modèle a émergé progressivement, en<br />
remplaçant un ancien modèle basé sur le statut <strong>des</strong><br />
personnes, l’ordre et l’inculcation, l’exécution et le<br />
contrôle. Le nouveau modèle, dont les frontières<br />
sont encore floues, est fondé sur les compétences<br />
<strong>des</strong> personnes, la fixation d’objectifs et la<br />
participation, la performance et l’évaluation. Dans<br />
cette transformation, d’importantes questions<br />
relatives aux fonctions, aux hiérarchies et aux droits,<br />
sont de plus en plus régulées par la recherche d’un<br />
consensus et le partage <strong>des</strong> responsabilités. Le<br />
nouveau modèle de l’autorité introduit <strong>des</strong><br />
modifications majeures dans les processus<br />
d’apprentissage, d’orientation et d’intégration <strong>des</strong><br />
normes et <strong>des</strong> connaissances, et transforme les<br />
construction de l’identité <strong>des</strong> enfants et <strong>des</strong><br />
adolescents, leurs projets et leurs trajectoires.<br />
Le nouveau modèle de l’autorité est construit de<br />
façon multiple et contradictoire. D’un côté, nombre<br />
d’étu<strong>des</strong> l’encourage en montrant ses bénéfices pour<br />
le développement cognitif et affectif, la protection <strong>des</strong><br />
minorités, <strong>des</strong> enfants en particulier, la tolérance <strong>des</strong><br />
différences interindividuelles et interculturelles et la<br />
participation citoyenne. De l’autre, le modèle est<br />
accusé de créer de nouveaux problèmes dans les<br />
mêmes domaines: instabilité du développement<br />
cognitif et affectif, difficultés d’intégration <strong>des</strong><br />
minorités, anxiété sociale face à la multiplicité <strong>des</strong><br />
modèles, ou standardisation passive <strong>des</strong><br />
comportements. De nombreux adultes émettent <strong>des</strong><br />
doutes sur la manière d’exercer leur autorité, en<br />
particulier sur l’efficacité de l’usage de l’induction<br />
plutôt que la coercition. Les réactions violentes <strong>des</strong><br />
adolescents et un sentiment diffus de désordre et<br />
d’échec alimentent un débat nourri sur les nouvelles<br />
formes de l’autorité, comme le montre la floraison<br />
d’ouvrages et de conseils <strong>des</strong>tinés aux parents.<br />
L’installation du nouveau modèle traverse aujourd’hui<br />
une phase cruciale dans différentes instances de<br />
socialisation.<br />
Notre principal objectif est de caractériser le<br />
nouveau modèle de l’autorité, et ensuite de comparer<br />
son émergence et son fonctionnement dans différents<br />
contextes de socialisation, l’école et la famille en<br />
particulier. Le second objectif est d’examiner les<br />
formes de l’exercice de l’autorité <strong>des</strong> mères et <strong>des</strong><br />
pères, et leur impact sur les réactions <strong>des</strong> enfants <strong>des</strong><br />
deux sexes. Plus spécifiquement, notre projet vise à<br />
définir quelles décisions sont imposées, discutées et<br />
déléguées, et comment différentes formes de<br />
l’autorité facilitent les relations entre générations et<br />
entre pairs. Un troisième objectif est de revoir et de<br />
valider une approche de l’autorité parentale en tant<br />
que processus de prise de décisions.<br />
Une étude empirique a été conduite dans les<br />
contextes scolaires et familiaux en utilisant différentes<br />
métho<strong>des</strong> (questionnaires et entretiens). Nous<br />
examinons les représentations, les procédures de<br />
décisions et les comportements qui interviennent<br />
dans les relations entre parents et enfants et entre<br />
enseignants et élèves, et nous mesurons les<br />
performances scolaires et l’intégration sociale. Les<br />
données ont été collectées auprès de trois<br />
populations de deux régions de la Suisse romande:<br />
526 élèves (249 du 6ème degré et 277 du 9ème<br />
34
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
degré) ont complété un questionnaire standardisé<br />
dans le cadre scolaire; 100 familles ont ensuite été<br />
tirées au sort et les parents ont été interviewés chez<br />
eux (95 mères et 48 pères); enfin, 26 enseignants <strong>des</strong><br />
élèves concernés ont été interrogés.<br />
Trois résultats principaux doivent être mis en<br />
évidence. Sur la base du Questionnaire d’Autorité<br />
Parentale (Reitman & al., 2002), nous avons construit<br />
une échelle pour mesurer trois dimensions (directive,<br />
participative et déléguée) de la prise de décision entre<br />
parents et enfants. Une analyse corrélationnelle avec<br />
un vaste ensemble d’indicateurs <strong>des</strong> relations et <strong>des</strong><br />
comportements démontre clairement la validité de<br />
cette approche tridimensionnelle de l’autorité<br />
parentale. De plus, les données confirment le fait que<br />
les enfants définissent de manière plus précise que les<br />
parents le fonctionnement de l’autorité. Ainsi, les<br />
mères apparaissent plus directives que les pères, et<br />
les filles bénéficient davantage de la participation que<br />
les garçons. L’impact de l’autorité parentale a été<br />
évalué sur les performance scolaires en français et en<br />
mathématiques. Un modèle structurel, reliant<br />
l’intégration sociale de la famille aux performances<br />
scolaires a été testé avec les dimensions de l’autorité<br />
comme facteurs de médiation. Les résultats montrent<br />
un fort effet positif de la dimension participative sur<br />
les performances scolaires. Cet impact médiatise<br />
partiellement l’effet du niveau socioculturel de la<br />
famille. Il est intéressant de relever que les effets<br />
négatifs <strong>des</strong> dimensions directive et déléguée de<br />
l’autorité sont déterminés par, et non déterminantes<br />
de, la baisse <strong>des</strong> performances. Ce modèle<br />
bidirectionnel de l’autorité parentale a été décrit de<br />
façon plus complète avec les analyses effectuées sur<br />
les entretiens. Enfin, il apparaît que les relations<br />
familiales et scolaires sont facilitées par la<br />
participation plus intensive de l’enfant aux décisions<br />
familiales.<br />
Zusammenfassung<br />
In dem vom Referenten erwähnten Forschungsprojekt<br />
(NFP 52) ging es um die Analyse der<br />
unterschiedlichen Formen der Autorität und den<br />
Auswirkungen auf die Entwicklung und die<br />
Sozialisation <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>. Im Mittelpunkt stand der<br />
Erziehungsstil, dies weil die Forscher davon überzeugt<br />
waren, dass dieser die kindliche Entwicklung<br />
massgeblich beeinflusst. Er geht näher auf den Wandel<br />
in der Gesellschaft ein indem er aufzeigt, dass dieser<br />
auch Auswirkungen auf die erworbenen<br />
Kompetenzen aller hat. Die Konturen dieses neuen<br />
Modells der Interaktion, der Mitwirkung und der<br />
Evaluation seien noch unpräzis. Wichtig sei aber, dass<br />
die Veränderung die im Gang ist, Fragen zur<br />
Mitwirkung, zu den Hierarchien, den Rechten und<br />
den Verantwortungen gestellt werden. Das neue<br />
Modell der Autorität erfordere grundsätzliche<br />
Veränderungen damit Kinder und Jugendliche sich<br />
entwickeln und in die Gesellschaft integrieren<br />
können.<br />
Dieses Modell der Autorität habe verschiedene<br />
Facetten und sei auch nicht unwidersprüchlich.<br />
Einerseits wird, dank verschiedenen Studien, die<br />
positiven Errungenschaften in der kognitiven und<br />
emotionalen Entwicklung aufgezeigt. Andererseits<br />
wird auf neue Probleme, die durch dieses Modell<br />
verursacht werden, hingewiesen. Gemeint sind die<br />
gleichen Eigenschaften, die andere als positiv<br />
beurteilen. Viele Erwachsene haben mit dem Konzept<br />
der Autorität Mühe, sie wissen nicht wirklich welche<br />
Effekte Autorität bewirken kann. Es gehört heute zum<br />
guten Ton, den Grund für z.B. Schulschwierigkeiten<br />
oder aggressives Verhalten von Jugendlichen in der<br />
elterlichen Nachlässigkeit zu sehen. Die vielen<br />
Ratgeber sind Zeichen dieser Verunsicherung.<br />
Zwei Zielsetzungen stehen im Vordergrund: zunächst<br />
gilt es die Art der elterlichen Autoritätsausübung im<br />
Alltag in Erfahrung bringen, um dann in einem zweiten<br />
Schritt die Auswirkungen der verschiedenen<br />
Praktiken auf die Leistungen in der Schule und das<br />
Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen ermitteln<br />
zu können. Daraus leitet er eine dritte Zielsetzung,<br />
welche die Überprüfung und die Validierung der<br />
„autoritativen“ Erziehung ermöglicht.<br />
35
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Er verweist auf eine empirische Untersuchung, die in<br />
der Westschweiz durchgeführt wurde. Hierfür<br />
wurden über 500 Schülerinnen und Schüler im Alter<br />
von 12 bis 15 Jahren in Cossonay (VD), Bex (VD) und<br />
Delsberg (JU) befragt, drei Orte, die den Forschern<br />
aufgrund ihrer ausreichend durchmischten<br />
Bevölkerung eine Verallgemeinerung der Resultate<br />
erlauben. Vervollständigt wurden die schriftlichen<br />
Fragebogen anschliessend durch Gespräche mit 26<br />
Lehrkräften und Eltern von ungefähr 100 Schülern.<br />
Es fiel auf, dass die "autoritative" Erziehung, bei der<br />
die Kinder an familiären Entscheidungen mitwirken, in<br />
den Westschweizer Familien weit verbreitet zu sein<br />
scheint. Dieser erste Eindruck wird dadurch<br />
verstärkt, dass diese spezifische Art Autorität<br />
auszuüben, als einzige in fast einem Drittel der<br />
Familien praktiziert wird. Das autoritäre Erziehungsmodell,<br />
das auf einseitigem Gehorsam und der<br />
Unterordnung der Kinder basiert, ist hingegen weit<br />
weniger verbreitet. Und was die heutzutage verpönte<br />
antiautoritäre Erziehungsmethode betrifft, in welchem<br />
den Kindern ihre Erziehung gewissermassen selbst<br />
auferlegt wird, spielt gemäss den Aussagen der<br />
Jugendlichen eine Nebenrolle und ist den Eltern<br />
zufolge sogar höchst selten anzutreffen.<br />
Nachdem die zu untersuchenden Erziehungsmodelle<br />
festgesetzt waren, interessierte sich der Referent und<br />
sein Forscherteam für deren Auswirkungen auf das<br />
Verhalten, die schulischen Leistungen und ganz<br />
allgemein auf die Sozialisation von Kindern und<br />
Jugendlichen. Die Resultate waren sehr erstaunliche.<br />
Es wurde deutlich, dass sowohl die schulische<br />
Integration als auch die Selbstachtung der Kinder<br />
steigt, wenn die Eltern sie bei Entscheidungen<br />
miteinbeziehen - dies unabhängig vom sozioprofessionellen<br />
Niveau der Eltern, der Sprache oder<br />
der familiären Situation (traditionelle Familie,<br />
Alleinerziehende oder Patchwork-Familie). Umgekehrt<br />
ist die Selbstachtung geringer, wenn die<br />
elterliche Autorität einseitig ausgeübt wird, also wenn<br />
Eltern ihre Kinder wenig oder gar nicht an<br />
Entscheidungen teilhaben lassen und sie streng<br />
überwachen. Dieser negative Effekt zeigt sich bei den<br />
jüngsten Schülern am deutlichsten.<br />
Das gleiche gilt für die Leistungen in der Schule. Für<br />
deren Auswertung bezogen sich die Forscher bei den<br />
12-jährigen auf die Notendurchschnitte in Mathematik<br />
und Französisch und bei den 15-jährigen auf den<br />
allgemeinen Lernstoff. Die Studie zeigt<br />
unmissverständlich, dass die Leistungen besser sind,<br />
wenn das Erziehungsmodell auf aktiver Teilnahme und<br />
Mitwirkung gründet und nicht auf unabdingbaren<br />
Gehorsam abstellt. Obschon der schulische Erfolg<br />
weitgehend von der sozialen Herkunft abhängt,<br />
hinterlässt der Einfluss <strong>des</strong> jeweiligen<br />
Erziehungsmodells deutliche Spuren. Im Gegensatz<br />
dazu sind die Auswirkungen der Sprache im<br />
Elternhaus oder der familiären Situation auf die<br />
Schulleistungen gering.<br />
Wenn auch die schulischen Leistungen in jedem Fall<br />
besser ausfallen, wenn die Eltern ein partnerschaftliches<br />
Erziehungsmodell anwenden, so hebt die<br />
Studie gleichwohl die Unterschiede zwischen den<br />
Geschlechtern und den verschiedenen Schulstufen<br />
hervor. Der günstige Einfluss der auf Mitwirkung<br />
basierenden Erziehung ist demnach bei den Knaben<br />
sowie den 12-jährigen Schülerinnen am grössten, der<br />
negative Einfluss einer autoritären Erziehung ist bei<br />
den 15-jährigen am stärksten spürbar, und die<br />
negativen Auswirkungen eines «Laisser-faire»-<br />
Erziehungsstils fallen bei den Mädchen und<br />
grundsätzlich gegen Ende der Schulzeit am meisten ins<br />
Gewicht.<br />
Les bénéfices de la<br />
participation <strong>des</strong> enfants aux<br />
décisions familiales<br />
Alain Clémence<br />
Université de Lausanne<br />
Avec Claude-Albert Kaiser, Marianne Modak, Michel Nicolet, Tania Zittoun, Valérie<br />
Biétry & Delphine Gex-Collet<br />
PNR52 "L'enfance, la jeunesse et les relations entre générations dans une société en mutation"<br />
36
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Les bénéfices de la<br />
participation <strong>des</strong> enfants aux<br />
décisions familiales<br />
Alain Clémence<br />
Université de Lausanne<br />
Avec Claude-Albert Kaiser, Marianne Modak, Michel Nicolet, Tania Zittoun, Valérie<br />
Biétry & Delphine Gex-Collet<br />
PNR52 "L'enfance, la jeunesse et les relations entre générations dans une société en mutation"<br />
Quel est le but de l’exercice de<br />
l’autorité parentale?<br />
• C’est d’avoir …<br />
• … <strong>des</strong> enfants épanouis:<br />
– heureux, sociables, honnêtes …<br />
– … qui vivent bien avec nous, s’amusent avec leurs ami-e-s, gentils<br />
avec les autres, …<br />
– autonomes, performants, créatifs …<br />
– … qui font leurs devoirs, obtiennent de bonnes notes, travaillent<br />
bien …<br />
Autres buts de l’exercice de l’autorité<br />
parentale?<br />
• C’est d’avoir aussi …<br />
• … <strong>des</strong> enfants obéissants:<br />
– soumis à leurs parents et aux adultes<br />
– … qui ne parlent pas à table, cèdent leur place dans le bus,<br />
rangent leur chambre<br />
– soumis aux normes sociales<br />
– … qui ne crient pas, vont à l’école avec plaisir, s’habillent<br />
correctement, ne fument pas<br />
3<br />
4<br />
Donc, l’éducation est marquée par une<br />
tension!<br />
• Faut-il se centrer sur l’épanouissement de l’enfant<br />
(avec le risque de valoriser un rebelle avec <strong>des</strong><br />
problèmes d’intégration) ?<br />
• Faut-il se centrer sur l’ordre social (avec le risque de<br />
valoriser un conformiste avec <strong>des</strong> problèmes de<br />
prises de décision) ?<br />
Evolution du modèle<br />
familial et éducatif<br />
Evolution du modèle familial<br />
5<br />
7<br />
37
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Evolution de la relation éducative<br />
• Modèle statutaire<br />
• Autorité basée sur le<br />
statut de l’adulte<br />
• Relations hiérarchiques et<br />
stables<br />
• Ordre unilatéral de l’adulte<br />
vers l’enfant<br />
• Evaluation de l’exécution<br />
• Modèle participatif<br />
• Autorité basée sur les<br />
compétences<br />
• Relations symétriques et<br />
instables<br />
• Objectifs fixés par l’adulte<br />
avec participation de l’enfant<br />
• Evaluation de la performance<br />
Evolution plus générale<br />
• Fragmentation et instabilité <strong>des</strong> familles<br />
• Augmentation du poids de l’école dans la réussite<br />
sociale<br />
• Extension de la durée de la scolarisation<br />
• Complexification du système scolaire<br />
• Accentuation de la différence famille/école<br />
Deux idées (fausses) qui persistent<br />
• Les comportements <strong>des</strong> enfants sont stables et<br />
indépendants <strong>des</strong> contextes<br />
• L’exercice de l’autorité éducative est unilatéral, de<br />
l’adulte vers l’enfant<br />
8<br />
10<br />
11<br />
La famille et l’école sont <strong>des</strong> contextes<br />
éducatifs différents<br />
• La famille est un petit<br />
groupe socialement et<br />
génétiquement homogène<br />
• dirigée par <strong>des</strong> amateurs de<br />
l’éducation<br />
• et motivée par la satisfaction<br />
<strong>des</strong> besoins et la réussite<br />
sociale<br />
• La classe est un grand<br />
groupe socialement et<br />
génétiquement hétérogène<br />
• dirigée par <strong>des</strong><br />
professionnels de l’éducation<br />
• et orientée par un<br />
programme d’apprentissage<br />
Mais ce sont <strong>des</strong> contextes éducatifs<br />
liés<br />
Parents Enfant<br />
12<br />
Comportements<br />
Performances<br />
scolaire<br />
Styles d’autorité parentale<br />
13<br />
38
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Définition <strong>des</strong> styles éducatifs<br />
• Depuis les travaux de Baumrind (1971), la définition de<br />
l’autorité parentale est basée sur deux dimensions:<br />
– Une dimension d’encadrement <strong>des</strong> comportements de l’enfant<br />
– Une dimension d’écoute <strong>des</strong> besoins de l’enfant<br />
• Cependant, cette distinction a conduit à privilégier l’idée que la<br />
bonne autorité nécessitait un encadrement fort accompagné<br />
d’une affection pour ses enfants<br />
• Nous avons défini trois styles éducatifs basés sur la manière de<br />
prendre les décisions, indépendamment <strong>des</strong> relations<br />
affectives:<br />
– Directif: les parents prennent seuls les décisions<br />
– Participatif: les parents prennent les décisions avec la consultation <strong>des</strong><br />
enfants<br />
– Délégué: les parents délèguent aux enfants les prises de décisions<br />
Variations <strong>des</strong> styles éducatifs<br />
• Le style actuel d’autorité parentale est dominé par la<br />
participation (modèle participatif), mais varie selon<br />
le niveau socio-économique <strong>des</strong> parents et leurs<br />
souvenirs d’enfance<br />
• La définition du style d’autorité parentale varie selon<br />
les domaines d’intervention et évolue selon l’âge et<br />
les réactions de l’enfant<br />
• La définition du modèle parental de l’autorité est<br />
plus pragmatique et réaliste chez les enfants que<br />
chez les parents<br />
Quelles questions posées à qui?<br />
Questionnement <strong>des</strong><br />
enfants, <strong>des</strong> parents et <strong>des</strong><br />
enseignants<br />
15<br />
16<br />
Un questionnaire (enfants, parents et<br />
enseignants)<br />
Par exemple pour définir les styles éducatifs (une question pour la version<br />
enfant):<br />
8. A quel point es-tu d’accord avec les phrases suivantes ?<br />
- Une fois que les règles ont été établies dans ma famille, mon père (ma mère) discute avec<br />
moi <strong>des</strong> raisons de ces règles<br />
Pas du tout d’accord Tout à fait d’accord<br />
1-------2-------3-------4-------5<br />
- Mon père (ma mère) me dit ce qu’il attend de moi et si je ne le fais pas, il me punit<br />
Pas du tout d’accord Tout à fait d’accord<br />
1-------2-------3-------4-------5<br />
- Mon père (ma mère) me laisse décider ce que je veux faire sans rien me dire<br />
Pas du tout d’accord Tout à fait d’accord<br />
1-------2-------3-------4-------5<br />
Une grille d’entretien (avec les parents<br />
et les enseignants)<br />
Avec les parents<br />
• Qu’est-ce qui vous plaît … et<br />
ne vous plaît pas chez votre<br />
enfant ?<br />
• Comment se passent les<br />
devoirs ?<br />
• Quand vous aviez l’âge de<br />
votre enfant …?<br />
• Comment avez-vous appris<br />
votre manière d’éduquer?<br />
• Etc.<br />
De quelques (petites) difficultés<br />
Sur le terrain<br />
Avec les enseignants<br />
18<br />
• Qu’est-ce qui vous plaît … et<br />
ne vous plaît pas chez vos<br />
élèves ?<br />
• Comment se passent les<br />
devoirs ?<br />
• Quand vous aviez l’âge de<br />
vos élèves …?<br />
• Comment avez-vous appris<br />
votre manière d’enseigner?<br />
• Etc.<br />
19<br />
39
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Petits problèmes de terrain<br />
• La recherche patiente de participant-e-s:<br />
– demander, expliquer, traduire, se promener, attendre<br />
• Taille et représentativité de la population:<br />
– impératifs théoriques et statistiques<br />
• Gestion de la recherche: contacts,<br />
– autorisations, passations, codifications, entretiens, transcriptions<br />
Les enfants interrogés<br />
Jura Vaud<br />
Degré 6 Filles 57 63<br />
Garçons 62 67<br />
Total 119 130<br />
Degré 9 Filles 70 65<br />
Garçons 62 80<br />
Total 132 145<br />
Validation <strong>des</strong> modèles de<br />
l’autorité<br />
21<br />
22<br />
4.5<br />
4<br />
3.5<br />
3<br />
2.5<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
0.5<br />
0<br />
Proportion d’enfants punis selon le<br />
style parental<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
Directif Participatif Délégué<br />
Par la mère<br />
Par le père<br />
Style d’autorité parentale selon les<br />
parents<br />
Pères<br />
Directif Participatif Délégué<br />
Style d’autorité parentale selon les<br />
enfants<br />
Niveau d'accord<br />
5<br />
4.5<br />
4<br />
3.5<br />
3<br />
2.5<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
Directif Participatif<br />
Style<br />
Délégué<br />
24<br />
25<br />
26<br />
Mères<br />
Pères<br />
40
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Impact sur l’estime de soi et les performances scolaires de<br />
l’enfant<br />
Quelles sont les<br />
conséquences pratiques de<br />
l’exercice de l’autorité?<br />
Intégration<br />
sociale<br />
Modèle général (dynamique)<br />
Autorité<br />
parentale<br />
Estime<br />
de soi<br />
Résultats<br />
scolaires<br />
Estime de soi: de quoi s’agit-il ?<br />
L’estime de soi porte sur la satisfaction de ce que nous sommes<br />
et la confiance dans ce que nous sommes.<br />
Par exemple, question adressée aux enfants:<br />
En ce moment, comment te sens-tu ? (réponse de 1: pas<br />
du tout d’accord à 5: tout à fait d’accord)<br />
– J’ai confiance en mes <strong>capacités</strong><br />
– Je suis satisfait de l’apparence de mon corps<br />
– Je suis frustré par mes performances<br />
– J’ai de la peine à comprendre les choses à l’école<br />
– ….<br />
28<br />
29<br />
Ou, autre méthode: répondre plusieurs<br />
fois à « Qui suis-je? »<br />
Réponses de filles<br />
• Petite brune aux yeux bleus,<br />
gentille, sérieuse<br />
• Une fille blonde passionnée <strong>des</strong><br />
animaux<br />
• Une petite fleur, un chien, un<br />
chat, un chapeau, une reine,<br />
une artiste, une acrobate<br />
• Une fille de 11 ans plutôt petite,<br />
gentille, timide<br />
Réponses de garçons<br />
• Un footballeur, un garçon<br />
très gentil, patient, très joli,<br />
très musclé<br />
• Beau, fort, intelligent,<br />
musclé, gentil, sexy, éduqué,<br />
un gentleman<br />
• Drôle, ouvert, assez<br />
intelligent, sportif<br />
• Beau, sympa, sportif, un<br />
paysan fier de l’être, un<br />
patriote suisse, pas un<br />
fumeur de joint, pas<br />
étranger, un motard fier de<br />
mon village suisse<br />
Les réponses les plus fréquentes <strong>des</strong><br />
filles et <strong>des</strong> garçons<br />
Réponses <strong>des</strong> filles<br />
• Brune, blonde<br />
• Yeux bleus<br />
• Gentille<br />
• Sensible<br />
• Timide<br />
• Moche<br />
• Animal (chien, cheval)<br />
Réponses <strong>des</strong> garçons<br />
• Sportif<br />
• Gentil<br />
• Beau<br />
• Intelligent<br />
• Sympa<br />
• Fort, musclé<br />
• Curieux<br />
• Drôle<br />
Qu’observe-t-on ?<br />
• Estime de soi « corporelle » baisse:<br />
– Chez les filles, avec l’âge et l’intégration linguistique<br />
– Lorsque le style participatif baisse<br />
• L’estime de soi « performance » baisse:<br />
– Chez les filles, les familles décomposées et lorsque le niveau social<br />
baisse<br />
– Lorsque le style participatif baisse et lorsque le style<br />
directif s’accentue<br />
• L’estime de soi est étroitement associée aux<br />
résultats scolaires<br />
30<br />
31<br />
32<br />
41
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Performances scolaires: notes<br />
• Notes moyennes en français et en mathématiques<br />
du trimestre (communiquées par les élèves)<br />
• Niveau scolaire au 9ème degré: trois Filière pour le<br />
canton de Vaud ou trois niveaux (français et<br />
mathématiques) pour le Jura<br />
5<br />
4.9<br />
4.8<br />
4.7<br />
4.6<br />
4.5<br />
4.4<br />
4.3<br />
Performances scolaires selon le canton<br />
Degré 6<br />
Jura Vaud Différence<br />
(t)<br />
Note Math (1 à 6) 4.83 4.39 P < .001<br />
Note Français (1<br />
à 6)<br />
4.77 4.50 P < .05<br />
Degré 9<br />
Niveau scolaire<br />
(1 à 3)<br />
2.11 2.39 P < .005<br />
Note Math (1 à 6) 4.57 4.23 P < .001<br />
Note Français (1<br />
à 6)<br />
4.76 4.40 P < .001<br />
Note en français selon le style d’autorité<br />
parentale (6ème)<br />
Filles<br />
Directif Participatif Délégué<br />
33<br />
34<br />
35<br />
4.8<br />
4.7<br />
4.6<br />
4.5<br />
4.4<br />
4.3<br />
4.2<br />
4.1<br />
4<br />
3<br />
2.5<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
0.5<br />
0<br />
Note en mathématique selon le style<br />
d’autorité parentale (6ème)<br />
Filles<br />
Directif Participatif Délégué<br />
Niveau/filière selon le style d’autorité<br />
parentale (9ème)<br />
Filles<br />
Directif Participatif Délégué<br />
Validation du modèle général<br />
Ajustement (dl=111) NFI: .98; CFI: .99; PCFI: .72; RMSEA:.047 (.033-.060)<br />
Niveau<br />
social<br />
Directif<br />
Participatif<br />
Délégué<br />
Attention<br />
Compréhension<br />
R 2 = .40<br />
Note Français<br />
Note Math<br />
36<br />
37<br />
R 2 = .37<br />
38<br />
42
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Qu’observe-t-on ?<br />
• Impact de l’insertion sociale<br />
– Fort de l’origine sociale<br />
– Faible de la situation familiale et de l’intégration linguistique<br />
• Impact du style d’autorité parentale<br />
– Fort impact positif du style participatif (surtout au 6ème degré)<br />
– Fort impact négatif du style directif (surtout au 9ème degré)<br />
– Impact négatif du style délégué (surtout chez les filles et au 9ème<br />
degré)<br />
Modèles et applications<br />
Stratégies éducatives<br />
<strong>parentales</strong><br />
Stratégies de régulation de l’autorité<br />
• L’analyse de contenu a permis de mettre en<br />
évidence quatre stratégies globales que les parents<br />
utilisent comme options éducatives, et qui donc<br />
orientent leurs décisions:<br />
– Conformiste (20 entretiens)<br />
– Contractuelle (31 entretiens)<br />
– Expressive (17 entretiens)<br />
– Autonome (13 entretiens)<br />
39<br />
41<br />
Régulation conformiste<br />
• Orientée par la fixation de limites, l’obéissance et le<br />
respect <strong>des</strong> règles<br />
– « On estime que ce sont les parents qui doivent mener la vie chez nous (…) enfin<br />
c’est nous qui commandons, ce ne sont pas les enfants qui commandent, ils doivent<br />
se plier à nos règles » (340/1-2 ; mère secrétaire, père agriculteur)<br />
– « Ils ont toujours su que pour faire quelque chose il fallait le demander (…) j’estime<br />
qu’elle – c’est une fille, elle a 16 ans, c’est le seule chose que je lui demande le<br />
matin – doit faire son lit avant de partir. Donc elle fait son lit le matin, mais le<br />
garçon, c’est moi qui fait son lit. ». (580/12 ; mère au foyer sans formation, père<br />
ouvrier)<br />
Régulation contractuelle<br />
• Orientée par la réussite scolaire ainsi que<br />
l’autonomie et la participation dans un cadre donné<br />
dès la naissance<br />
– « C’est surtout un cadre qu’il faut poser et à l’intérieur de ce cadre ils se déplacent<br />
comme ils veulent (…). Ça a toujours été le même discours depuis les premiers<br />
mois de la naissance » (370/1-2 ; mère journaliste indépendante, père ingénieur).<br />
– « Père: moi je suis d’accord de discuter sur tout, avec le risque plus tard de dire,<br />
écoutez on fait comme ça. Mère: Tu discutes … mais par exemple si je pense au<br />
foot pour S., tu discutes, mais après … Père : J’argumente après pourquoi je ne<br />
suis pas d’accord (....). » (466/16; mère secrétaire, père directeur commercial).<br />
Régulation expressive<br />
• Orientée par l’adaptation et l’épanouissement de la<br />
personnalité de l’enfant<br />
– «Je préfère avoir un enfant heureux qu’un enfant qui transporte ses problèmes<br />
différemment. » (016/6 ; mère vendeuse, père typographe).<br />
– « On est à l’écoute d’eux, de nos enfants. On peut avoir, par exemple, décidé<br />
quelque chose et changer d’avis parce qu’ils ont réussi à nous motiver (…). On n’a<br />
pas une ligne directrice (…). On va au gré du vent, on s’adapte, on prend les choses<br />
quand elles arrivent. » (055/1 ; mère au foyer, esthéticienne de formation, père<br />
cadre moyen).<br />
42<br />
43<br />
44<br />
43
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Régulation autonome<br />
• Orientée par l’autonomie de l’enfant et le rejet de sa propre<br />
éducation (autoritaire)<br />
– «J’ai surtout en partie voulu éviter l’éducation que j’ai eue. Ça ne veut pas dire qu’elle<br />
n’était pas bonne, mais il y avait trop d’autorité et je me suis rendu compte qu’on pouvait –<br />
quand on veut – faire <strong>des</strong> crasses et les faire encore pire. Alors, quand on discute le pourquoi<br />
<strong>des</strong> choses, et puis qu’on les laisse faire certains pas en avant, s’ils se plantent, ils apprennent<br />
aussi à assumer leurs décisions » (092/8 ; mère conseillère en placement, père ouvrier<br />
qualifié).<br />
– « Je pense que l’éducation doit faire <strong>des</strong> enfants <strong>des</strong> gens qui sont responsables et qui se<br />
prennent en main (...). Je fais en sorte qu’ils soient responsables, c’est à dire que lorsqu’ils<br />
s’engagent quelque part, et bien, ils tiennent leur engagement. S’ils font partie d’une société et<br />
bien ils participent à la société et j’entends ils participent activement. » (045/1-2; mère<br />
animatrice, père enseignant).<br />
Pourquoi la participation<br />
favorise l’épanouissement et<br />
l’adaptation scolaire <strong>des</strong><br />
enfants<br />
Sur quoi repose l’efficacité de la<br />
participation?<br />
• Explication cognitive: développement meilleur par la<br />
participation<br />
• Explication motivationnelle: stimulation <strong>des</strong><br />
échanges<br />
• Explication identitaire: reconnaissance et<br />
valorisation de l’enfant induisent une construction<br />
plus claire de l’identité sociale<br />
• Explication adaptative: convergence entre modèle<br />
parental et exigences scolaires et sociales<br />
45<br />
47<br />
Sinon que … parler et expliquer prennent souvent beaucoup<br />
de temps dans un contexte où nous avons peu de temps!<br />
Faut-il vraiment une<br />
conclusion?<br />
44
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Mögliche<br />
Empfehlungen<br />
Quelques<br />
conclusions<br />
possibles<br />
Lucrezia Meier-Schatz<br />
Am Ende dieser Tagung, möchte ich einzelne Punkte<br />
kurz herausholen, Schlussfolgerungen sind es nicht<br />
aber vielleicht können diese Gedanken als<br />
Empfehlungen an die verschiedenen Akteure eine<br />
gewisse Gültigkeit haben.<br />
Wir wissen, dass die Befindlichkeit von Kindern und<br />
Eltern massgeblich von einem Bündel von Einflussfaktoren<br />
bestimmt wird.<br />
Gerne würde ich folgende Punkte für die<br />
Weiterbearbeitung in den Vordergrund setzen:<br />
1. Es braucht vermehrt ein vernetztes Denken<br />
sowohl bei der Analyse von Bedürfnissen als auch<br />
bei der Entwicklung zielgerechter Förder- und<br />
Unterstützungsmassnahmen;<br />
2. Wir müssen eine hochwertige, bedürfnisorientierte<br />
Unterstützung von Eltern in ihrer<br />
Verantwortung für die emotionale, kognitive und<br />
gesundheitliche Entwicklung von Kindern<br />
fordern;<br />
3. Im Wissen, dass die Qualität der frühen<br />
Förderung von Kindern über gelungene und<br />
misslungene Lebensentwürfe entscheidet (mit<br />
allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen<br />
Folgekosten) braucht es eine erhöhte<br />
Bereitschaft für die Förderung der Prävention,<br />
denn die Zukunftschancen von Kindern dürfen<br />
nicht von den sozio-ökonomischen und soziokulturellen<br />
Faktoren abhängen;<br />
4. Der Ausbau <strong>des</strong> Beratungs- und Bildungsangebotes<br />
für Eltern ist erforderlich. Grundvoraussetzung<br />
für ein niederschwelliges Angebot<br />
für Eltern ist ohne Finanzierungsbeitrag der<br />
öffentlichen Hand nicht realisierbar, daher sind<br />
die Gemeinden aufgefordert einen Beitrag zur<br />
Finanzierung zu leisten. Diese Präventionskosten<br />
stehen den späteren viel teureren Reparaturkosten<br />
gegenüber.<br />
5. Viele Eltern sind trotz den vielen Ratgebern<br />
verunsichert und wissen nicht immer wie sie ihre<br />
Kinder in adäquater Weise unterstützen können.<br />
Deshalb braucht es ein vermehrtes Angebot von<br />
Elternbildungskursen zur Stärkung ihrer Erziehungskompetenz.<br />
Es wäre zu überlegen, ob<br />
Elternbildungskurse bereits in den Mütter- und<br />
Väterzentren, in den Kitas oder Familienzentren<br />
angeboten würden, weil dort die Schwellenängste<br />
von Eltern am geringsten sind.<br />
6. Elternbildung muss und vor allem kann ferner<br />
einen konstruktiven Beitrag leisten, damit die<br />
Rechte der Kinder respektiert werden.<br />
Angesprochen sind vor allem die Partizipationsrechte<br />
und das Recht auf eine gewaltfreie<br />
Erziehung. Diese Rechte sind Bestandteile der<br />
Kindsrechtskonvention, die von der Schweiz<br />
ratifiziert wurde. Die Diskussion über ein Verbot<br />
von Körperstrafen und erniedrigender Behandlung<br />
von Kindern muss erneut aufgenommen<br />
werden.<br />
7. Selbstreflexion einerseits aber auch Austausch<br />
mit anderen Eltern ist sehr wichtig und ein<br />
Bedürfnis der Eltern - das kann in Kursen<br />
stattfinden, aber auch in anderen Zusammenhängen.<br />
Um Eltern beim Austausch über<br />
45
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Erziehungsfragen zu unterstützen und ihnen<br />
Informationsangebote zu unterbreiten, braucht es<br />
vermehrt Orte der Begegnungen.<br />
8. Les parents ont besoin d‘être accompagné et<br />
soutenu – raison pour laquelle une attention<br />
particulière doit être vouée à la conciliation de la<br />
vie professionnelle et familiale. Dans ce contexte<br />
il importe d’attirer l’attention sur la nécessité de<br />
promouvoir <strong>des</strong> structures d’accueil répondant<br />
aux réels besoins <strong>des</strong> parents.<br />
9. Nous avons tout intérêt à promouvoir la<br />
discussion sur la formation <strong>des</strong> parents. Des<br />
parents agissant en adultes responsables et<br />
respectant les droits de l’enfant, son droit à la<br />
participation, sont mieux en mesures d’offrir <strong>des</strong><br />
conditions optimales pour un développement<br />
sain et harmonieux <strong>des</strong> enfants.<br />
10. Last but not least, les parents ont besoin de<br />
reconnaissance pour l’intense travail fourni. C’est<br />
donc par un appel aux milieux politiques que je<br />
clôture cette journée d’étude.<br />
46
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Anhang<br />
Autoren<br />
Matthias Bartscher, Dipl.-Pädagoge, Dipl.-<br />
Theologe, Systemische Beratung und Systemische<br />
Weiterbildung, Hamm, Deutschland<br />
Alain Clémence, Prof. Dr., Institut <strong>des</strong> Sciences<br />
Sociales de la Faculté <strong>des</strong> Sciences Sociales et<br />
Politiques de l’Université de Lausanne<br />
Lucrezia Meier-Schatz, Dr. sc. pol., Geschäftsführerin<br />
Pro Familia Schweiz<br />
Kathie, Wiederkehr, Sozialpädagogin, Geschäftsführerin<br />
Stiftung Kinderschutz Schweiz<br />
Literaturangaben<br />
‐ Baron Mirella; Sauer, Birgit (2008): Der Hammer<br />
Erziehungskonsens – Elternratgeber; 2. Auflage;<br />
Hamm<br />
‐ Bartscher, Matthias; Boßhammer, Herbert;<br />
Kreter, Gabriela; Schröder, Birgit (2010): Bildungs-<br />
und Erziehungspartnerschaft. Rahmenkonzeption<br />
für die konstruktive Zusammenarbeit<br />
mit Eltern in Ganztagsschulen; Der GanzTag in<br />
NRW. Beiträge zur Qualitätsentwicklung 2010 .<br />
Heft 18<br />
‐ Heintel, Peter, Krainz; Ewald E. (1990):<br />
Projektmanagement: Eine Antwort auf die<br />
Hierarchiekrise? Wiesbaden<br />
‐ Horstkötter, Nina; Marzinzik, Kordula (2009):<br />
Evaluation der Fortbildung „Schul-Move-Eltern –<br />
Motivierende Kurzintervention bei Eltern im<br />
Kontext Schule“, Abschlussbericht der<br />
wissenschaftlichen Begleitforschung, Bielefeld<br />
‐ Katholischer Sozialdienst Hamm (Hg.) (2008):<br />
„MEIN KIND WIRD FIT – ICH MACH MIT.“<br />
Entwicklung eines Projektes zur Ausbildung und<br />
Begleitung von Migrantinnen und Migranten als<br />
Mittler in Erziehungs- und Bildungsfragen.<br />
Erfahrungs- und Auswertungsbericht, Hamm<br />
‐ Marzinzik, Kordula (2007): Bericht der<br />
wissenschaftlichen Begleitung der Fortbildung<br />
Kita-MOVE – Motivierende Kurzintervention im<br />
Elementarbereich zur Wahrnehmung der<br />
Erziehungsverantwortung“, Fortbildung für<br />
pädagogische Fachkräfte im Elementarbe-reich,<br />
Bielefeld<br />
‐ Projektgruppe Elternschule Hamm (2002a):<br />
Bestandserhebung zur Familienbildung; Hamm<br />
‐ Projektgruppe Elternschule Hamm (2002b): Der<br />
Hammer Erziehungskonsens; Hamm<br />
‐ Projektgruppe Elternschule Hamm (2004):<br />
„Unser Angebot – Unsere Erwartungen“; Hamm;<br />
abrufbar unter: www.hamm.de/elternschule<br />
‐ Rammert, Monika; Wild, Elke (2007):<br />
Hausaufgaben ohne Stress. Informationen und<br />
Tipps für Eltern, 2. Auflage, Freiburg<br />
‐ Rauer, Wulf (2010): Elternkurs Starke Eltern –<br />
Starke Kinder. Wirkungsanalysen bei Eltern und<br />
ihren Kindern in Verknüpfung mit<br />
Prozessanalysen in den Kursen – eine<br />
bun<strong>des</strong>weite Studie, Würzburg<br />
‐ Stadt Hamm (Hg.) (2000): Menschen in<br />
benachteiligten Lebenslagen: Der kommunale Armutsbericht;<br />
Hamm<br />
‐ Stadt Hamm (Hg.) (2002c): Beschlussvorlage<br />
2848/02: Grundsatzbeschluss zur Einführung der<br />
"Hammer Elternschule"; Hamm<br />
‐ Stadt Hamm (Hg.) (2008): Beschlussvorlage<br />
1190/08: Elternschule Hamm: Abschluss der<br />
Projektentwicklung und Beschluss über die<br />
dauerhafte organisatorische Struktur; Hamm<br />
‐ Stadt Hamm (Hg.) (2010): Das Hammer<br />
Elterntraining. Konzeption – Erprobung –<br />
Evaluation; Hamm<br />
‐ Tschöpe-Scheffler, Sigrid (2009): Standards und<br />
Strukturelemente in der Elternbildung.<br />
Hauptvortrag bei der Tagung „Elternbildung in<br />
Bewegung“ am 4.2.2009 in Hamm; Zu-griff am<br />
10.10.2010; erreichbar unter: http://www.isamuenster.de/LinkClick.aspx?fileticket=QMqI/pSyfI<br />
U=&tabid=162<br />
‐ Tschöpe-Scheffler, Sigrid (Hg.) (2006): Konzepte<br />
der Elternbildung. Eine kritische Übersicht,<br />
Opladen<br />
47
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Tabellen - Bartscher<br />
„Eltern unter Druck“ Eine Auswertung der Sinus-Studie zu den Eltern (Merkle/Wippermann 2008)<br />
48
„Eltern unter Druck“ Eine Auswertung der Sinus-Studie zu den Eltern (Merkle/Wippermann 2008)<br />
Konsum-Materialisten Hedonisten Bürgerliche Mitte Experimentalisten Etablierte Postmaterielle Moderne<br />
Performer<br />
Bedeutung <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> Muster aus dem<br />
· Elternschaft als · Zentrale<br />
· Kind als „Freund“ · Status und · Kind als eigenes<br />
Mainstream:<br />
Angriff auf die eigene Lebensaufgabe der u. Beginn eines neuen, Nachfolger: Wesen, das Eltern auf<br />
Identität;<br />
Frau;<br />
bewussten<br />
Fortführung <strong>des</strong> seinem individuellen<br />
Lebensabschnitts; Erbes („Der Weg begleiten (i.S.<br />
Stammhalter“) Khalil Gibran)<br />
· Kinder als<br />
Statussymbole sowie für<br />
die Frau sinnstiftender<br />
Faktor.<br />
· Kinder als<br />
Einkommensquelle, aber<br />
auch erhebliche<br />
finanzielle und zeitliche<br />
Belastung<br />
· das Kind jedoch<br />
als „neues Hobby“<br />
nach dem<br />
unfreiwilligen Verlust<br />
bisheriger Hobbies;<br />
· Suche nach Sinn<br />
und Selbstbestätigung<br />
Selbstbild der Mutter Die Versorgungs-Mutti Die große Schwester<br />
und etwas andere<br />
Mutter<br />
Selbstbild <strong>des</strong> Vaters Geldverdiener und Chef Der große Bruder:<br />
Spiel- und Spaßvater<br />
Vorherrschen<strong>des</strong><br />
Erziehungskonzept<br />
Universale Themen (von<br />
Eltern aller Gruppen<br />
akzeptiert)<br />
Je nach Positionierung auf Permissiv -<br />
der Werteskala:<br />
vernachlässigend oder<br />
- Autoritär<br />
- Permissiv -<br />
Permissiv-nachgiebig<br />
vernachlässigend<br />
Erziehungsverständnis Diese Eltern lassen Erziehung eher laufen,<br />
keine aktive Gestaltung.<br />
Angst vor Gefährdungen<br />
Hilfestellung gewünscht/ notwendig bei<br />
Fehlverhalten und Erziehungsproblemen<br />
Starke Abgrenzung der oberen Schichten gegen die unteren die Konsummaterialisten orientieren sich wiederum sehr<br />
stark an Schichten;<br />
Unterschicht - Untere Mittelschicht Mittlere Mittelschicht Obere Mittelschicht - Oberschicht<br />
· Statusaspirationen<br />
für das Kind;<br />
· v.a.:<br />
Investitionsgut<br />
Die allzuständige<br />
Beschützerin und<br />
Förderin<br />
· Klarheit über eigene<br />
Identität und Zukunft<br />
Die begeisterte Mutter<br />
entdeckt sich selbst<br />
· Subkutan hohe<br />
Leistungserwartung<br />
Die Erziehungs-<br />
Managerin<br />
· Teil <strong>des</strong><br />
Erfolgskonzepts;<br />
· wenn alles<br />
andere stimmt,<br />
Erfolgsperspektive in<br />
Bezug auf Eltern und<br />
Kind<br />
· Kind als Symbol<br />
für „Hafen“ und<br />
„Anker“ haben<br />
Die<br />
Projekt Profi-Mama<br />
Lebensphasenbegleiteri<br />
n<br />
Der Feierabend-Papa Der Entdecker fremder Familienvorstand und Der partizipierende Professioneller Part-<br />
Welten<br />
überlegter<br />
Weichensteller<br />
Erzieher<br />
Time-Event-Papa<br />
autoritativ Permissiv-nachgiebig autoritativ<br />
autoritativ autoritativ<br />
„Bewusst erziehen“ – Erziehung reflektieren – Optimal fördern (EuD 8)<br />
Bessere Familienpolitik, mehr Unterstützung für Familien<br />
„Ich will keine Rabenmutter sein…“
Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />
Zugänge zu den soziokulturellen Milieus der Eltern (aus: Bildungs- und Erziehungspartnerschaft…)<br />
Bei der Tabelle handelt es sich um die Auswertung praktischer Erfahrungen, aber z.T. auch um Hypothesen, die in der weiteren Arbeit verifiziert bzw. modifiziert werden<br />
müssen.<br />
Die<br />
Religiös-<br />
Migrantenmilie verwurzeltes<br />
us sind grau Milieu<br />
hinterlegt<br />
Traditionelles Entwurzeltes<br />
Arbeitermilieu Milieu<br />
Konsum-<br />
Materialisten<br />
Hedonistisch- Hedonisten Adaptives<br />
subkulturelles<br />
Bürgerliches<br />
Milieu<br />
Milieu<br />
Bürgerliche<br />
Mitte<br />
Statusorientier Experimentalis Multikulturelles Etablierte Postmaterielle Intellektuell- Moderne<br />
tes Milieu ten<br />
Performer-milieu<br />
kosmopolitisch Perfomer<br />
es Milieu<br />
Schriftliche Geringe Wirkung Geringe Wirkung Geringe Wirkung Geringe Wirkung Geringe Wirkung Geringe Wirkung Geringe Wirkung Gut Gut Gut; allerdings Gut Gut Gut<br />
Gut<br />
Gut<br />
Einladungen Ggf. mit Ggf. mit Ggf. mit<br />
Ggf. mit<br />
Ggf. mit<br />
Themenabhängig<br />
Übersetzung Übersetzung Übersetzung<br />
Übersetzung<br />
Übersetzung<br />
Zeitpunkt einer Mittel Mittel Kurzfristig Mittelfristig; ggf.<br />
Kurzfristig Mittelfristig Mittelfristig Mittel- langfristig Mittelfristig; Mittel- langfristig langfristig langfristig langfristig langfristig<br />
Einladung<br />
Erinnerung<br />
Spontaneitätsfakt<br />
or<br />
Tür- und<br />
Angelgespräch<br />
Gut Gut Gut Gut<br />
Gut Gut Gut Gut Eher nicht Gut<br />
Eher nicht Ungeeignet Eher nicht Eher nicht<br />
Telefonaquise z.T. geeignet z.T. geeignet Gut geeignet Gut geeignete Gut geeignet Gut geeignet Geeignet geeignet Nicht geeignet Nicht geeignet Nicht geeignet Nicht geeignet Nicht geeignet Nicht geeignet Nicht geeignet<br />
Sprechstunden Geht Termin muss klar Nicht geeignet Termin muss klar Eher nicht Eher nicht Termin muss klar Termin muss klar Gut Gut Gut Gut Gut Gut Gut<br />
und absehbar<br />
und absehbar<br />
und absehbar und absehbar<br />
sein<br />
sein<br />
sein<br />
sein<br />
Hausbesuche Mit Vereinbarung Mit Vereinbarung Spontan Mit Vereinbarung Spontan Spontan Mit Vereinbarung Mit Vereinbarung Eher nicht Mit Vereinbarung Mit Vereinbarung Nicht geeignet Nicht geeignet Mit Vereinbarung Nicht geeignet<br />
Telefonkontakt<br />
mit der<br />
Lehrkraft am<br />
Nachmittag<br />
oder Abend<br />
Gut Gut Gut Gut Gut<br />
Presseveröffent Evtl. in lokalen Evtl. in lokalen Nicht geeignet z.T. geeignet Evtl. in lokalen Nicht geeignet Evtl. in lokalen geeignet geeignet geeignet<br />
geeignet geeignet geeignet geeignet<br />
lichungen Migrantenmedien, Migrantenmedien,<br />
gut: Bildzeitung (;- Migrantenmedien,<br />
Migrantenmedien,<br />
sonst nicht sonst nicht<br />
)<br />
sonst nicht<br />
sonst nicht<br />
Mund-Zu-Mund-Gut<br />
geeignet Gut geeignet Weniger geeignet Gut geeignet Weniger geeignet z.T. geeignet Gut geeignet Gut geeignet Überwiegend Überwiegend Überwiegend nicht Überwiegend Überwiegend Überwiegend Überwiegend<br />
Propaganda<br />
nicht in der nicht in der in der Elternschaft nicht in der nicht in der nicht in der nicht in der<br />
Elternschaft Elternschaft vernetzt<br />
Elternschaft Elternschaft Elternschaft Elternschaft<br />
vernetzt vernetzt<br />
vernetzt vernetzt vernetzt vernetzt<br />
Ansprache Gut Gut Über geeigntete Gut Gut Weniger geeignet Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig<br />
über<br />
Multiplikatoren<br />
Fachkräfte<br />
Mittlerorganisa Moscheevereine Migrantenvereine Beratungsinstituti Beratungsorganis Wenig organisiert Wenig organisiert Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig<br />
tionen<br />
onen<br />
ationen<br />
Elterncafe Elterncafe Freie Träger<br />
Elterncafe<br />
Elterncafe Elterncafe Elterncafe<br />
Attraktoren:<br />
Essen, Trinken Essen, Trinken Essen, Trinken Essen, Trinken<br />
Belohnungen,<br />
Sachgegenstände Sachgegenstände Sachgegenstände Sachgegenstände<br />
Anreize<br />
(z.B.<br />
(z.B.<br />
(z.B.<br />
(z.B.<br />
Bastelaktionen) Bastelaktionen) Bastelaktionen) Bastelaktionen)<br />
Spaßfaktor Spaßfaktor<br />
Sanktionen Institutioneller Institutioneller Institutioneller Institutioneller<br />
Druck (z.B. Druck (z.B. Druck (z.B. Druck (z.B.<br />
Schule oder Schule oder Schule oder Schule oder<br />
Jugendamt Jugendamt Jugendamt Jugendamt<br />
Wertschätzung - Absolut wichtige Voraussetzung Diese Zielgruppen haben das Selbstbewusstsein und das Durchsetzungsvermögen, mit einem wenig wertschätzenden Klima<br />
Angstfreier<br />
Raum<br />
klarzukommen<br />
ungeeignet<br />
50
Schriftenreihe zum Themenkreis Familie 17<br />
Les cahiers de la famille 17<br />
Bern 2011<br />
PRO FAMILIA SCHWEIZ<br />
Marktgasse 36<br />
3011 Bern<br />
Copyright: Pro Familia Schweiz<br />
Abdruck unter Angabe der Quelle gestattet