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renforcement des capacités parentales

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Eltern unter Druck<br />

Elternkompetenzen sind gefragt<br />

Parents sous pression<br />

Renforcement <strong>des</strong> <strong>capacités</strong> <strong>parentales</strong><br />

Referate der Fachtagung<br />

Textes <strong>des</strong> conférences de la journée d’étude<br />

09.09.2011<br />

Schriftenreihe zum<br />

Themenkreis<br />

Familie<br />

Cahier de la famille<br />

Berne 2011


Eltern unter Druck –<br />

Kompetenzen sind gefragt<br />

Parents sous pression -<br />

Renforcement <strong>des</strong> <strong>capacités</strong><br />

<strong>parentales</strong><br />

Pro Familia Schweiz<br />

Fachtagung vom 9. September 2011 – Hintergrund / Journée d’étude 4<br />

Elternkompetenzen stärken / Renforcer les compétences <strong>parentales</strong><br />

Einleitung / Introduction 5<br />

Lucrezia Meier-Schatz<br />

Eltern und Druck – Selbstverständnis und Bedürfnisse von Eltern 8<br />

Parents sous pression – les besoins <strong>des</strong> parents (résumé) 9<br />

Matthias Bartscher<br />

Präventive Angebote – gewaltfreie Erziehung am Beispiel von «Starke Eltern – Starker Kinder®» 29<br />

Offres préventives – et présentation du programme (résumé) 30<br />

Kathie Wiederkehr<br />

Les bénéfices de la participation <strong>des</strong> enfants aux décisions familiales 36<br />

Die Vorteile der Mitwirkung der Kinder in Familienangelegenheiten (Abstract) 37<br />

Alain Clémence<br />

Erste Empfehlungen – premières recommandations 47<br />

Lucrezia Meier-Schatz<br />

Anhang 49<br />

Autorenverzeichnis<br />

Literaturangaben<br />

Tabellen Referat Bartscher


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Die Fachtagung<br />

„Eltern unter Druck –<br />

Kompetenzen sind gefragt“<br />

war eine gemeinsame<br />

Fachtagung folgender<br />

Organisationen:<br />

La journée d’étude<br />

„Parents sous pression –<br />

<strong>renforcement</strong> <strong>des</strong> <strong>capacités</strong><br />

<strong>parentales</strong>“<br />

était organisée conjointement<br />

avec les organisations ci<strong>des</strong>sous:<br />

2


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Eltern unter Druck<br />

Kompetenzen sind<br />

gefragt<br />

Familien kommt in der Gesellschaft eine tragende<br />

Rolle zu: Erziehung und Förderung, Bildung und<br />

Begleitung erfahren Kinder an erster Stelle in der<br />

Familie. Fehlende Lebensräume, unterschiedliche<br />

Vorstellungen von Werten in der Gesellschaft oder<br />

die enorme Informationsflut fordern Eltern und<br />

setzen sie unter Druck. Die Kompetenzen der Eltern<br />

muss gestärkt werden. Nur so können Mütter und<br />

Väter ihren Kindern all das mit auf den Weg geben,<br />

was für die Entfaltung ihrer Persönlichkeit, für die<br />

sozialen Fähigkeiten und für eine solide Bildung nötig<br />

ist.<br />

Diese gemeinsame Tagung diente den Teilnehmenden<br />

aus den verschiedensten Bereichen der Eltern-<br />

Beratung, -Bildung und –Unterstützung der Vernetzung,<br />

mit dem Ziel, dass diese ihre Kräfte und<br />

Ressourcen bündeln und sich für das gute Aufwachsen<br />

von Kindern weiterhin einsetzen.<br />

Parents sous<br />

pression –<br />

<strong>renforcement</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>capacités</strong><br />

<strong>parentales</strong><br />

Les familles jouent un rôle primordial dans notre<br />

société: elles transmettent les valeurs éducatives,<br />

apportent encouragement et soutien et accompagnent<br />

les enfants tout au long de leur scolarité et<br />

leur formation. L’absence d’espace de vie, <strong>des</strong><br />

conceptions et <strong>des</strong> valeurs différentes, l’abondance<br />

d’informations sont autant d’éléments qui mettent les<br />

parents sous pression. Les familles jouent un rôle<br />

primordial dans notre société: elles transmettent les<br />

valeurs éducatives, apportent encouragement et<br />

soutien et accompagnent les enfants tout au long de<br />

leur scolarité et leur formation. L’absence d’espace de<br />

vie, <strong>des</strong> conceptions et <strong>des</strong> valeurs différentes,<br />

l’abondance d’informations sont autant d’éléments qui<br />

mettent les parents sous pression.<br />

Cette journée d’étude a eu pour but de permettre<br />

aux participantes et participants issus <strong>des</strong> différents<br />

milieux d’échanger, de créer de nouveaux réseaux et<br />

de prendre connaissance <strong>des</strong> attentes <strong>des</strong> parents<br />

pour ainsi mieux contribuer à l’éveil de l’enfant.<br />

Referentin und Referenten –<br />

Conférenciers et conférencière<br />

Matthias Bartscher, Dipl. Pädagoge,<br />

Dipl. Theologe, Leiter der Beratungsstelle<br />

für Eltern, Jugendliche und Kinder der<br />

Stadt Hamm - Deutschland<br />

Alain Clémence, Prof. Dr. Institut <strong>des</strong><br />

Sciences Sociales de la Faculté <strong>des</strong><br />

Sciences sociales et Politique, Université<br />

de Lausanne et Coresponsable du Centre<br />

de recherches et de formation avancée en<br />

psychologie sociale, Lausanne et Genève<br />

Kathie Wiederkehr, Geschäftsleiterin<br />

Stiftung Kinderschutz Schweiz, Bern<br />

Moderation<br />

Lucrezia Meier-Schatz, Pro Familia Schweiz<br />

Maya Mulle, Elternbildung CH<br />

3


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Elternkompetenzen<br />

Compétences<br />

<strong>parentales</strong><br />

Einleitung / Introduction<br />

Lucrezia Meier-Schatz<br />

Ich darf Sie im Namen aller Mitorganisatorinnen<br />

herzlich begrüssen. Fünf Organisationen haben<br />

gemeinsam mit Pro Familia Schweiz vor bereits 2<br />

Jahren beschlossen, dass wir in den Jahren 2011 bis<br />

2013 den Schwerpunkt auf die „Stärkung der<br />

Elternkompetenzen“ legen wollen und unser jeweils<br />

spezifisches Wissen einbringen, um dem Thema in<br />

der Öffentlichkeit mehr Beachtung zu schenken.<br />

Lassen Sie mich die Verantwortlichen dieser<br />

Organisationen ganz kurz vorstellen, damit Sie auch<br />

wissen, an wen Sie sich während den Pausen und der<br />

Lunchzeit richten können:<br />

Elternbildung CH – Maya Mulle<br />

Schule und Elternhaus Schweiz –<br />

Heinz Bäbler<br />

Schweizerischer Fachverband Mütter-<br />

und Väterberatung – Rita Bieri<br />

Schweizerischer Verband<br />

alleinerziehender Mütter und Väter –<br />

Anna Hausherr-Hurni<br />

Schweizerische Vereinigung der<br />

Elternorganisationen –<br />

Sabine Wiedmann<br />

Unsere Organisationen stellen seit einigen Jahren fest,<br />

dass Eltern vermehrt unter Druck geraten. Wir<br />

erfahren täglich in der Wahrnehmung unserer<br />

unterschiedlichen Aufgaben, dass der Druck einer<br />

Gesellschaft im Wandel den Eltern zusetzt. Eltern<br />

sind mit existentiellen Fragen konfrontiert, spüren die<br />

Folgen der Beschleunigung der Arbeitswelt, haben<br />

Respekt und z.T. Angst vor den hohen<br />

Bildungserwartungen an ihre Kinder. Sie leben in<br />

einer älter werdenden Gesellschaft, in einem Umfeld,<br />

welches von einer Vielfalt von Lebensformen geprägt<br />

ist. Das alles verunsichert und fordert heraus.<br />

Eltern aber haben sich bewusst für eine Biographie<br />

mit Kindern entschieden, was heute keine<br />

Selbstverständlichkeit mehr ist. Denn Familiengründung<br />

ist nur eine der vielen Lebensoptionen junger<br />

Menschen. Wenn sie aber Elternschaft bejaht haben,<br />

übernehmen sie als Eltern die damit verbundene<br />

vielfache Verantwortung: doch sie werden<br />

zunehmend von dieser älter werdenden Gesellschaft<br />

zur Verantwortung gezogen, ob zu Recht oder<br />

Unrecht, sei dahingestellt. Fakt ist: Eltern spüren den<br />

vielfältigen Druck.<br />

Leistungsdruck, Zeitdruck, Organisationsdruck,<br />

Erziehungsdruck und Finanzdruck sind nur einige<br />

Stichworte, die als Folge der gestiegenen<br />

Anforderungen an Eltern aller Sozialschichten Anlass<br />

zu Studien geben. Wir wollen heute auf die<br />

Herausforderungen näher eingehen und mögliche<br />

Antworten, um den Druck zu lindern, formulieren.<br />

En évoquant les nombreuses pressions sociales et<br />

économiques ressenties par les parents – il va de soi<br />

que nous avons au préalable jeter un regard critique<br />

sur la société qui l’entoure. Nous faisons face<br />

aujourd’hui à une société qui de plus en plus reporte<br />

les responsabilités de nombreux phénomènes sociaux<br />

sur les parents. Or une société culpabilisant les<br />

parents et leur refusant en même temps très<br />

fréquemment les conditions-cadre nécessaires à leur<br />

épanouissement et à leur développement n’est pas<br />

cohérente. Nous savons que l’épanouissement <strong>des</strong><br />

compétences <strong>parentales</strong> dépend de nombreux<br />

facteurs, facteurs individuels et familiaux bien sûr mais<br />

aussi facteurs sociaux, historiques et relationnels. En<br />

tant que membres de cette société, nous sommes<br />

tous et toutes interpellés. Lorsque la société prend<br />

acte <strong>des</strong> problèmes que rencontrent les enfants et les<br />

jeunes dans leur développement et leur intégration<br />

4


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

sociétale, elle s’adresse aux parents, exige d’eux qu’ils<br />

«éduquent mieux leurs enfants et leur jeunes<br />

adolescents» (pour reprendre une citation parue dans<br />

Le Temps la semaine dernière). Une façon de se<br />

dédouaner de toute responsabilité et de culpabiliser<br />

les parents. Les parents, indépendamment de leurs<br />

origines culturelles et sociales ont toutefois besoin de<br />

soutien et d’accompagnement au plus tard dès la<br />

naissance de l’enfant.<br />

Dans une société où tout métier s’apprend, où la<br />

formation continue fait partie <strong>des</strong> exigences du<br />

monde du travail, il est frappant de voir que cette<br />

même société attribue aussi peu d’attention à la<br />

formation et à l’accompagnement <strong>des</strong> parents.<br />

Dans une société multiculturelle comme la nôtre,<br />

nous avons tout intérêt à veiller à ce que les parents<br />

puissent développer les fonctions <strong>parentales</strong><br />

indispensables au développement de tout enfant et à<br />

son intégration dans notre société. Il s’agit de<br />

compétences spécifiques, d’habiletés comportementales<br />

et relationnelles, il s’agit aussi d’attitu<strong>des</strong><br />

face à la vie, donc de la transmission de valeurs. Dans<br />

une société où la parentalité n’est qu’une option dans<br />

une biographie, il est évident que la société a un<br />

impact sur l’appréciation <strong>des</strong> compétences <strong>parentales</strong>,<br />

c’est elle qui précise ce qui est acceptable et ce qui ne<br />

l’est pas (ou plus).<br />

Lorsque l’on parle de fonctions <strong>parentales</strong>, l’on pense<br />

généralement à quatre fonctions spécifiques, soit<br />

nourrir, protéger, guider et contrôler. Ces quatre<br />

fonctions sont essentielles au développement de<br />

l’enfant, mais de toute évidence l’amour parental va<br />

bien au-delà du ressenti de bien-être en présence de<br />

l’enfant, il est une qualité de la relation, une attitude :<br />

être orienté vers l’autre, être prêt à sacrifier une<br />

partie de ses énergies et de sa personne même pour<br />

le bien-être de l’autre, et y trouver du bien-être.<br />

C’est la base de la relation affective chaleureuse, et la<br />

clé pour que les fonctions soient remplies avec facilité<br />

et de façon efficace.<br />

Das Umsetzen von Ernähren, Schützen, Fördern und<br />

Kontrollieren ist um einiges schwieriger und<br />

erfordert Kompetenzen. Wir werden uns heute über<br />

diese Kompetenzen unterhalten, werden Inputs dazu<br />

erhalten. Sie werden die Gelegenheit erhalten, sich<br />

aktiv in die Diskussion einzubringen. Denn Sie alle<br />

sind Fachpersonen, kennen die Bedürfnisse der Eltern<br />

und wollen ihre Kompetenzen stärken.<br />

Theoretisches Wissen ist wertvoll. In der<br />

Erlebniswelt <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> ist jedoch ausschlaggebend,<br />

ob das vermittelte Wissen von den Eltern auch<br />

umgesetzt wird. Wenn das Erlernte sich nur in einer<br />

Haltung ausdrückt und keine Umsetzung zur Folge<br />

hat, bleibt das Wohlergehen <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> auf der<br />

Strecke. Im Mittelpunkt der Elternkompetenzen<br />

sollten die Beziehungskompetenzen stehen, denn<br />

zwischen Eltern und Kindern muss eine gegenseitige,<br />

respektvolle Beziehung entstehen können, dies im<br />

Wissen, dass diese Beziehung vom sozio-kulturellen<br />

und vom sozio-ökonomischen sowie vom demographischen<br />

Umfeld geprägt ist.<br />

L’important pour l’enfant c’est avant tout l’action, s’il<br />

faut <strong>des</strong> connaissances et de compétences spécifiques,<br />

les enfants et les parents ressentent qu’au centre de<br />

l’interaction se situent les faits de communication et<br />

d’échange. De plus les parents sont conscients qu’au<br />

fil <strong>des</strong> années l’enfant devient graduellement<br />

compétent et que l’exercice <strong>des</strong> compétences<br />

<strong>parentales</strong> en sera à nouveau modifié.<br />

Les profon<strong>des</strong> transformations de notre société ont<br />

aussi un impact sur l’organisation de la parentalité.<br />

Les pères souhaitent aujourd’hui s’impliquer, ils<br />

entendent mettre fin à cette retenue masculine qui a<br />

marqué les vingt dernier siècles sinon plus!<br />

L’engagement <strong>des</strong> pères a un effet positif tant pour<br />

l’enfant que pour la mère, cet engagement met aussi<br />

fin à cette dyade exclusive mère-enfant. Car<br />

rappelons-le, les compétences <strong>parentales</strong> n’appartiennent<br />

pas exclusivement aux mères. Elles<br />

s’exercent au mieux par la conjugaison et la<br />

coordination <strong>des</strong> intérêts et <strong>des</strong> forces <strong>des</strong> deux<br />

parents. Il importe d’en tenir compte dans la formation<br />

<strong>des</strong> parents.<br />

Schliesslich und angesichts der heutigen Vielfalt der<br />

familialen Lebensformen ist es unendlich wichtig, dass<br />

Elternschaft gelebt werden kann, auch wenn sich neue<br />

5


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Familienformen aus einer herkömmlichen entwickeln.<br />

Möglicherweise müssen in dieser neuen Lebensphase<br />

ergänzende Kompetenzen erworben werden.<br />

Eltern wollen aber keine Rezepte, sie wollen aber<br />

unterstützt, begleitet und respektiert werden. Sie<br />

wollen, dass die familialen Leistungen vermehrt von<br />

der Gesellschaft, der Politik und der Wirtschaft als<br />

unschätzbare gesellschaftliche Leistungen wertgeschätzt<br />

und anerkannt werden. Heute sind sie hohen<br />

Erwartungen ausgesetzt und gleichzeitig alleine<br />

gelassen. Familien, losgelöst von ihrer Lebensform,<br />

brauchen Zeit, Familienzeit, Geld und Infrastrukturen.<br />

Sie brauchen Orte der Bildung, der Eltern-Bildung<br />

und –Begleitung. Familien brauchen aber auch Raum<br />

um sich auszutauschen. Zeit um Familie zu leben und<br />

Verständnis gegenüber der älter werdenden Gesellschaft<br />

statt Schuldzuweisung.<br />

Je höher die Anforderungen an die Eltern sind, <strong>des</strong>to<br />

höher sind auch ihre Ansprüche an diejenigen, die<br />

sich der Elternbegleitung und der Elternbildung<br />

annehmen.<br />

Wir wollen heute auf diese Herausforderungen näher<br />

eingehen. Es ist uns allen ein Anliegen, dass die<br />

heutigen Erwartungen an alle Familien angesprochen<br />

werden, denn der stete Druck muss der<br />

Zufriedenheit und Ausgeglichenheit weichen.<br />

Sie sind heute hierher gereist in der Hoffnung, neue<br />

Impulse für Ihren Berufsalltag zu erhalten. Ich hoffe<br />

sehr, dass wir Ihren Erwartungen gerecht werden<br />

können und eröffne somit die heutige Tagung.<br />

6


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Eltern und Druck –<br />

Selbstverständnis<br />

und Bedürfnisse<br />

von Eltern<br />

Matthias Bartscher<br />

Abstract<br />

Zu Beginn <strong>des</strong> Vortrags werden Auszüge aus dem<br />

neuen, noch in der Entwicklung befindlichen<br />

‚Seminarkabarett‘-Programm „Anleitung zur Unzufriedenheit<br />

für Eltern“1 vorgestellt. Diese Ausschnitte<br />

aus dem Alltag von Familien machen schon einmal<br />

bewusst, wie oft Eltern sich selbst unter Druck setzen<br />

– und dies oftmals völlig unnütz…<br />

Der Fach-Vortrag stellt das Konzept der "Bildungs-<br />

und Erziehungspartnerschaft mit Eltern“ vor. Dieses<br />

Konzept wurde aus der praktischen Arbeit in der<br />

Elternschule Hamm und aus einem Projekt der<br />

Serviceagentur Ganztägig lernen NRW entwickelt. Es<br />

schließt sich an viele ähnliche und gleichartige<br />

konzeptionelle Bestrebungen an, die zurzeit in der<br />

ganzen Bun<strong>des</strong>republik im Bildungsbereich entstehen.<br />

"Bildung- und Erziehungspartnerschaft" bedeutet, die<br />

vorhandenen Aktivitäten in der Zusammenarbeit mit<br />

Eltern in Kindertageseinrichtungen und Schulen im<br />

Hinblick auf eine partnerschaftliche und wirkungsvolle<br />

Zusammenarbeit zielgerichtet weiterzuentwickeln.<br />

Das Konzept zielt neben einer höheren Zufriedenheit<br />

aller Akteure vor allem auf bessere Bildungsergebnisse<br />

ab.<br />

Neuere Interpretationen der PISA-Studien sehen in<br />

den Eltern nicht mehr die Schuldigen der aktuellen<br />

Bildungsmisere, sondern beschreiben Potenziale, die<br />

in der Zusammenarbeit mit Eltern auch und gerade in<br />

benachteiligten Lebenslagen genutzt werden können.<br />

Zunächst wird auf den häufigen Einwand gegen<br />

entsprechende konzeptionelle Überlegungen eingegangen,<br />

dass die Zusammenarbeit mit Eltern<br />

überhaupt nichts bringe. So zeigen die PISA--Studien,<br />

dass die familiären Einflussfaktoren auf<br />

Bildungsergebnissen doppelt so hoch wie die<br />

schulischen Faktoren sind. Hier besteht ein<br />

erheblicher Entwicklungs- und Gestaltungsspielraum.<br />

Dann wird aufgezeigt, dass es im Bereich der<br />

unterschiedlichen Arbeitsformen mit Eltern vielfältige<br />

Wirkungsstudien gibt, die belegen, dass die<br />

entsprechenden Angebote nachhaltig positiven<br />

Wirkungen auf Familien und auf die Entwicklung der<br />

Kinder zeitigen. Es werden Bedingungsfaktoren<br />

geschrieben, unter denen eine solche Arbeit<br />

besonders erfolgreich laufen kann.<br />

Ein zweiter Haupteinwand gegen eine intensive<br />

Zusammenarbeit mit Eltern ist der, dass Eltern sich<br />

eigentlich gar nicht beteiligen wollten; insbesondere<br />

die, mit denen eine Zusammenarbeit besonders<br />

notwendig ist. Dem widerspricht zunächst die<br />

Tatsache, dass es in allen Bildungsformen Initiativen,<br />

Angebote und Maßnahmen mit Eltern gibt, die<br />

unterschiedliche Zielgruppen sehr erfolgreich<br />

erreichen. Während die Fachkräfte der einen<br />

Einrichtung konkrete Strategien entwickeln, wie sie<br />

mit bestimmten Zielgruppen besser zusammenarbeiten<br />

können, beschweren sich die Fachkräfte<br />

anderer Einrichtungen darüber, dass trotz aller<br />

Versuche und Bemühungen Eltern sich nicht<br />

beteiligen.<br />

In einer intensiven und immer neuen Diskussion<br />

darüber, welches der beste Weg ist, um Eltern zu<br />

erreichen, sind wir über die Jahre zu dem Ergebnis<br />

gekommen, dass es kein einzelnes Patentrezept gibt.<br />

Es gibt keinen Weg, keine Methode, keine Technik,<br />

um alle Eltern zu erreichen und anzusprechen.<br />

Nachdem wir zunächst auf pragmatischen Weg<br />

unsere Methoden und Angebotsformen differenziert<br />

haben, sind wir seit einigen Jahren dabei, die Sinus-<br />

Milieustudien zu nutzen, um Zielgruppen der<br />

Elternarbeit differenziert zu schreiben. Die Studien<br />

differenzieren Zielgruppen sowohl nach dem<br />

sozioökonomischen Status als auch nach der<br />

Werteorientierung. In der Kombination dieser beiden<br />

7


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Merkmale lassen sich soziokulturelle Milieus<br />

identifizieren, die vielfältiger und unterschiedlicher<br />

kaum sein können. Deutlich wird bei dieser Analyse<br />

auch, dass die einzelnen Milieus sich zum Teil<br />

gegeneinander abgrenzen, nichts miteinander zu tun<br />

haben wollen. Dies stellt die pädagogischen<br />

Fachkräfte und Lehrkräfte noch einmal mehr vor die<br />

Herausforderung, Arbeitsformen, Orte und<br />

Gelegenheiten der Zusammenarbeit mit Eltern zu<br />

differenzieren. Hierfür einige praktische Beispiele:<br />

Schon wenn man Eltern zu einer Veranstaltung<br />

einladen will, stellt sich die Problematik eines<br />

geeigneten Zeitpunkts und einer geeigneten Form.<br />

Während die einen Eltern am besten einen<br />

Jahreskalender benötigen, der schon einige Monate<br />

vor den Veranstaltungen die Termine angekündigt,<br />

benötigen einige Eltern die Informationen mal ca. zwei<br />

Wochen vor der Veranstaltung, und nicht zuletzt gibt<br />

es Eltern, die eine Erinnerung noch am Tage vorher<br />

benötigen.<br />

Bei den Arbeitsformen gibt es Eltern, die sich einen<br />

Vortrag mit klaren Handlungsanweisungen wünschen,<br />

die sie dann in eigener Verantwortung umsetzen -<br />

oder auch nicht. Andere Eltern wiederum legen Wert<br />

auf Austausch und Diskussion und wollen sich ihre<br />

Erkenntnisse selbst erarbeiten.<br />

Auch bei den inhaltlichen Erwartungen und<br />

Kompetenzen differieren Zielgruppen zwischen Eltern<br />

mit hohen intellektuellen Ansprüchen bis hin zum<br />

wissenschaftlichen Nachweis von Einsichten, während<br />

andere Eltern sich eher Spaß im Zusammensein<br />

wünschen, wiederum andere von jeglicher Schriftform<br />

abgeschreckt werden.<br />

Insgesamt zeigt es sich, dass die Arbeit mit Eltern<br />

einer eigenen Professionalität bedarf, die sich nicht<br />

unmittelbar aus der pädagogischen Arbeit mit<br />

Kindern ableiten lässt. Bedarf an Qualifizierung gibt es<br />

für die Arbeit mit Elterngruppen insgesamt, die<br />

Schulung in konkreten Methoden der<br />

Erwachsenenbildung, eine verbesserte Kompetenz in<br />

der Gesprächsführung mit Eltern – all dies in<br />

realistischen, pragmatischen Schritten.<br />

Im Rahmen der konzeptionellen Arbeit an der<br />

„Bildungs- und Erziehungspartnerschaft“ geht es<br />

darum, hierfür fachliches Know How zu entwickeln<br />

und Standards zu formulieren. Klar ist, dass diese<br />

komplexen und auch zeitlich belastenden Aufgaben<br />

nicht auch noch nebenbei in pädagogischen<br />

Einrichtungen umgesetzt werden können. Vielmehr<br />

bedarf es hierfür „kommunaler Bildungslandschaften“<br />

auch für die Eltern; Akteure aus Jugendhilfe,<br />

Gesundheitssystem, Wirtschaft usw., die sich<br />

gestaltend in Schulen einbringen. Doch ist es möglich,<br />

auch ohne dem erste Schritte in diese Richtung<br />

(weiter-) zu gehen.<br />

Parents et<br />

pression – les<br />

besoins <strong>des</strong><br />

parents<br />

Résumé de l’exposé de Matthias Bartscher<br />

Dans un premier temps le conférencier présente un<br />

extrait de son cabaret „Instruction pour l’insatisfaction<br />

<strong>des</strong> parents“, ceci afin de sensibiliser l’auditoire.<br />

Dans son exposé il présente le concept «partenariat<br />

d’éducation et de formation avec les parents». Il a<br />

promu ce concept dans une école de parents dans la<br />

ville de Hamm (Allemagne). Il s’agit de développer<br />

dans les institutions scolaires un partenariat avec les<br />

parents pour accroître la sensibilisation et surtout<br />

pour favoriser de meilleurs résultats en matière<br />

d’éducation.<br />

Les nouvelles interprétations <strong>des</strong> résultats <strong>des</strong> étu<strong>des</strong><br />

PISA démontrent que les parents ne sont pas les<br />

8


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

responsables de la «misère» scolaire mais que les<br />

parents disposent – s’ils sont plus étroitement<br />

associés – d’un potentiel bénéfique. Le conférencier<br />

se penche sur le reproche fréquemment formulé<br />

selon lequel l’intégration ou la participation <strong>des</strong><br />

parents est inutile. Il précise que les étu<strong>des</strong> PISA<br />

démontrent le contraire puisque l’influence du milieu<br />

social et familial est décisive dans la réussite scolaire.<br />

Il estime qu’il existe un énorme potentiel en la<br />

matière. Il présente différents concepts et leurs effets.<br />

Il dégage les conditions-cadre nécessaires à toute<br />

intégration <strong>des</strong> parents.<br />

Il aborde aussi le reproche souvent entendu selon<br />

lequel les parents ne souhaitent pas s’impliquer dans<br />

le travail scolaire et qu’une participation <strong>des</strong> parents,<br />

qui en auraient le plus besoin, s’avère quasi<br />

impossible. Il s’oppose à cette façon de voir et relève<br />

les nombreuses initiatives et offres <strong>des</strong>tinées aux<br />

parents doivent être adaptées aux différents milieux<br />

socioculturels.<br />

Il n’y a pas un seul chemin, une seule méthode pour<br />

faciliter la participation <strong>des</strong> parents, il est souvent<br />

nécessaire d’opter pour un pragmatisme afin de<br />

mieux tenir compte de la réalité de l’endroit. En<br />

recourant aux résultats d’une étude allemande<br />

«Sinus-Milieustudie» tenant compte <strong>des</strong> facteurs<br />

socioculturels et socio-économiques et en intégrant<br />

ces facteurs aux valeurs promues par ces différents<br />

milieux, il devient possible de dégager un concept<br />

pédagogique pour le corps enseignant et les<br />

accompagnants afin de leur permettre d’impliquer<br />

plus étroitement les parents dans le travail et par<br />

conséquent dans la réussite scolaire <strong>des</strong> enfants.<br />

Il illustre ses propos avec quelques exemples pour<br />

démontrer que le travail avec les parents ne<br />

s’improvise pas. Ce travail exige un haut degré de<br />

professionnalisme qui ne peut pas simplement être<br />

déduit du travail pédagogique avec les enfants. Il<br />

importe de former les parents, mais pour cela il est<br />

indispensable que les formateurs et formatrices<br />

disposent d’une qualification spécifique de formateurs<br />

et formatrices d’adultes, capables de mener une<br />

discussion, de gérer les conflits et de dégager <strong>des</strong><br />

chemins réalistes, pragmatiques et efficaces.<br />

En mettant l’accent sur la notion de partenariat avec<br />

les parents, le conférencier démontre que le travail<br />

de sensibilisation et de participation n’est possible<br />

sans l’acquisition d’un savoir faire spécifique. Il estime<br />

qu’il est indispensable de développer <strong>des</strong> standards<br />

pour une telle formation. Il estime que les autorités<br />

communales et scolaires devraient avoir un intérêt<br />

direct à la promotion ce partenariat, car les<br />

répercussions d’un engagement <strong>des</strong> parents sont<br />

multiples et peuvent avoir un effet positif non<br />

seulement dans les résultats scolaires mais aussi en<br />

matière de santé, de sécurité et d’intégration. Ce<br />

travail de prévention est dans l’intérêt de l’ensemble<br />

de la société.<br />

Vgl. auch die zwei Tabellen, die sich im Anhang<br />

befinden.<br />

Eltern unter Druck –<br />

Selbstverständnis und Bedürfnisse von Eltern<br />

Matthias Bartscher<br />

Dipl. Pädagoge, Leiter der Beratungsstelle für Eltern,<br />

Jugendliche und Kinder der Stadt Hamm<br />

Mitglied <strong>des</strong> Vorstands der Elternschule Hamm e.V.<br />

Deutschland<br />

www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />

9


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Mein Hintergrund:<br />

Die Elternschule Hamm<br />

19<br />

über 130 Einrichtungen<br />

Tendenz steigend!<br />

www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />

www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />

28'000'000<br />

26'000'000<br />

24'000'000<br />

22'000'000<br />

20'000'000<br />

18'000'000<br />

16'000'000<br />

14'000'000<br />

12'000'000<br />

17'572'678<br />

5<br />

5<br />

PISA<br />

28<br />

12<br />

15<br />

10<br />

26<br />

� Die Koppelung zwischen sozialer<br />

Herkunft der Schüler/innen und ihren<br />

Lernleistungen war/ist in fast keinem<br />

anderen Land so ausgeprägt wie in<br />

Deutschland.<br />

� „RISIKOGRUPPE“: 20 bis 25 Prozent aller<br />

Schüler/innen<br />

� Schüler/innen mit Migrationshintergrund<br />

sind besonders benachteiligt.<br />

� u. v. a. m.<br />

18'953'292<br />

Kosten für Hilfen zur Erziehung<br />

19'568'674<br />

22'500'000<br />

22'676'000<br />

22'800'000<br />

24'300'000<br />

23'800'000<br />

25'300'000<br />

10'000'000<br />

www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />

1999 2000 2001 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Bildung und<br />

Erziehung<br />

Kitas<br />

Pädagogen<br />

www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />

Kind<br />

Jugend-<br />

Berufshilfe<br />

Eltern<br />

Warum Erziehungs- und<br />

Bildungspartnerschaft?<br />

www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />

Wirksamkeit von<br />

Angeboten für Eltern<br />

www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />

?<br />

Familienbezogene<br />

Dienste<br />

� Für viele Programme ist eine<br />

nachhaltige Wirkung in Teilbereichen<br />

belegt. Wirkungen werden<br />

beschrieben für<br />

– Bessere Kommunikation<br />

– Bessere Förderung/ Unterstützung<br />

– Mehr Konsequenz<br />

– Weniger Aggressionen<br />

– U.v.m.<br />

– (diverse Quellen; vgl. Broschüre)<br />

10


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Wirksamkeit von<br />

Angeboten für Eltern<br />

� Indizierte (sekundärpräventive) Programme<br />

Indizierte sind interventive effektiver Programme als primärpräventive<br />

z.B.:<br />

• Hammer universale Elterntraining Programme<br />

• Elterncoaching(gruppen) „Elterliche Präsenz“<br />

(Friedrich/Siegert 2009)<br />

Indizierte sekundärpräventive Programme z.B.:<br />

• FuN – Familie und Nachbarschaft<br />

• Z.B. ELIF<br />

• Z.B. Weiter<br />

Universale Programme z.B.:<br />

• Starke Eltern – Starke Kinder<br />

• Elterntraining zum häuslichen Lernen<br />

• Elterncafes<br />

www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />

Wirksamkeit von<br />

Angeboten für Eltern<br />

www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />

� Einschlägige Studien zur Wirkung von<br />

Elternengagement in Schulen (nach Sacher<br />

2010) unterscheiden zwischen<br />

Schulbezogenem Engagement<br />

Heimbasiertem Engagement<br />

� Für gute Wirkungen hinsichtlich <strong>des</strong><br />

Schulerfolgs in standardisierten Tests sind<br />

„heimorientierte Angebote“ wirksamer als<br />

Aktivitäten der Eltern in der Schule.<br />

� Für gute Wirkungen hinsichtlich der<br />

Schulnoten sind „schulorientierte Aktivitäten<br />

der Eltern“ wirksamer.<br />

Wirksamkeit von<br />

Angeboten für Eltern<br />

www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />

� Die Angebote sind bei allen Eltern (aus allen<br />

soziokulturellen Milieus) wirksam! Gerade<br />

bei Eltern mit schlechten Voraussetzungen<br />

sind Wirkungen besonders hoch, wenn es<br />

gelingt, mit ihnen zusammenzuarbeiten!<br />

� Versch. Studien<br />

Alle Eltern sind für eine<br />

Kooperation zu gewinnen…<br />

www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />

www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />

www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />

� Abschied von „den Eltern“!<br />

11


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

• Es gehört sich, dass<br />

Kinder Erwachsene<br />

begrüßen und die Hand<br />

Zugänge geben… gestalten<br />

• Ein guter Junge weint<br />

nicht…<br />

• Ordnung ist das halbe<br />

Leben…<br />

Zugänge<br />

www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />

• Mein Kind soll eine<br />

gute Schulbildung<br />

erhalten und später<br />

einmal ein gutes<br />

Einkommen haben,<br />

damit es sich seine<br />

Wünsche erfüllen<br />

kann…<br />

• Mein Kind soll immer<br />

gut gekleidet sein;<br />

Markenkleidung ist<br />

mir wichtig!<br />

©Matthias Bartscher<br />

� Eltern sind unterschiedlich<br />

� Soziokulturelle Zielgruppen<br />

� Abgrenzungen<br />

• Materielle Werte und<br />

Leistung sind mir nicht<br />

wichtig. Wichtig ist<br />

mir, dass mein Kind<br />

gute Freunde hat und<br />

viel Spaß im Leben…<br />

• Selbstverwirklichung<br />

ist für mich auch ohne<br />

materielle Dinge<br />

möglich!<br />

- Statt - Besser<br />

Wie motiviere ich alle Eltern für den geplanten<br />

Elternkurs?<br />

Für welche Eltern ist welcher Kurs geeignet?<br />

Welches ist die beste Uhrzeit für den Elternabend? Welche Uhrzeit ist für welche Eltern passend?<br />

Warum kommen die Eltern nicht? Was hindert welche Eltern zu kommen?<br />

Was wollen die Eltern?<br />

Usw.<br />

Welche Eltern wollen was?<br />

Zielgruppenbezogene<br />

Kontaktaufnahme<br />

� Arbeitsblätter<br />

www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />

Umsetzung eines<br />

zielgruppenbezogenen<br />

Zielgruppen Ansatzes<br />

identifizieren<br />

Zielgruppenadäquate<br />

Zugänge entwickeln<br />

Wertschätzende Kontaktaufnahme verbessern -<br />

auch in schwierigen Situationen<br />

Adäquate Angebote für die verschiedenen<br />

Zielgruppen auswählen/entwickeln<br />

Systematische<br />

Schwanger-<br />

KiGa-<br />

0-1 2-3<br />

schaft<br />

Bereich<br />

Herausforderung:<br />

Geburts-<br />

Mutter-<br />

Vorbe- PEKiP Kind- SESK<br />

Welches reitung<br />

Eltern Angebot Gruppen für<br />

welche Eltern?<br />

Bildungsgewohnte <br />

Bildungsungewohnte<br />

Eltern<br />

Gut integrierte<br />

Eltern mit<br />

Migrationshintergrund<br />

Wenig integrierte<br />

Eltern mit<br />

Migrationshintergrund<br />

Eltern mit<br />

geringem<br />

Bewegungsradius<br />

Eltern mit hohen<br />

Vorbehalten und<br />

Ängsten<br />

Eltern mit<br />

geringer<br />

Zeitstrukturierung<br />

Geburts-<br />

Vorbereitung<br />

Geburts-<br />

Vorbereitung<br />

PEKiP<br />

FAMI<br />

Baby<br />

Mutter-<br />

Kind-<br />

Gruppen<br />

Griff-<br />

Bereit<br />

FuN<br />

SESK<br />

MeiKiFi<br />

FuN<br />

Primar-<br />

Bereich<br />

„Lernlust<br />

statt<br />

Lernfrust“<br />

Elterncafearbeit<br />

SESK<br />

FuN<br />

MeiKifi<br />

ELIF<br />

SEK-1-<br />

Bereich<br />

Aufbruch-<br />

Umbruch - kein<br />

Zusammenbruch..<br />

Angebote im Nahbereich - Kitas - Schulen -<br />

Gemeinden<br />

Hammer Elterntraining<br />

Elterncafearbeit<br />

Aufbruch-<br />

Umbruch - kein<br />

Zusammenbruch..<br />

FuN<br />

MeiKifi<br />

ELIF<br />

SEK-2-<br />

Bereich<br />

Aufbruch-<br />

Umbruch - kein<br />

Zusammenbruch<br />

..<br />

Aufsuchende Ansätze - Lebensweltorientierte Gemeinwesenprojekte<br />

Familienpädagogische Wochenenden<br />

12


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Zwei Richtungen der<br />

Qualifizierung<br />

Arbeit mit Eltern in<br />

Gesprächen:<br />

- Gesprächsführung<br />

- Beratung<br />

Z.B. Schul-MOVE<br />

www.bildungs-und-erziehungspartnerschaft.de<br />

Arbeit mit Eltern in<br />

Gruppen:<br />

- Methoden der<br />

Erwachsenenbildung<br />

Der Referent ging in der Diskussion mit den<br />

zahlreichen Teilnehmenden näher auf die Umsetzung<br />

der Erkenntnisse der Sinus-Milieustudie ein.<br />

Die Elternschule Hamm<br />

Vom Projekt zu einer trägerübergreifenden<br />

sozialen Infrastruktur zur<br />

lebensweltorientierten Bildung von Eltern in<br />

Bildungs- und Erziehungsfragen<br />

Hamm liegt im Westfälischen zwischen Ruhrgebiet,<br />

Münsterland, Sauerland und Soester Börde. Mit ca.<br />

180.000 Einwohnern gehört Hamm zu den kleineren<br />

Großstädten in NRW. Wirtschaftlich war der<br />

größere Teil von Hamm durch Bergbau und<br />

verarbeitende Stahlindustrie geprägt und ist mit<br />

diesen Industrien in die Krise geraten. Der<br />

Strukturwandel führt zu neuen Arbeitsplätzen in der<br />

Logistik und im Gesundheitswesen. Hamm ist von<br />

verschiedenen Generationen von Zuwanderern<br />

geprägt; in einigen Statteilen haben mehr als die<br />

Hälfte der neugeborenen Kinder einen Migrationshintergrund.<br />

Entsprechende Probleme bestehen im Bildungs- und<br />

Sozialsystem. Der kommunale Haushalt ist seit 2010<br />

nicht mehr ausgeglichen; damit ist die politische<br />

Handlungsfähigkeit stark ein-geschränkt. Ca. 70<br />

Schulen und 100 Kindertageseinrichtungen bilden das<br />

Rückgrat der pädagogischen Infrastruktur.<br />

1 Ausgangslage: Erziehung als<br />

Notstandssituation – Elternbildung als<br />

kommunale Aufgabe<br />

Die Ausgangslage in der Entstehungsphase der<br />

Elternschule war in Hamm ähnlich wie in an-deren<br />

Kommunen durch folgende Entwicklungen gekennzeichnet:<br />

- 1997-2000 erarbeitete eine trägerübergreifende<br />

Projektgruppe einen kommunalen Armutsbericht<br />

(Stadt Hamm 2000). Das Thema „Eltern- und<br />

Familienbildung“ hatte in dem vom Rat beschlossenen<br />

Handlungskonzept Priorität, weil eine präventive<br />

Unterstützung von Eltern in benachteiligten<br />

Lebenslagen als ein Ausweg aus dem Teufelskreis der<br />

Armut angesehen wurde. Damit war ein Wandel im<br />

Denken der politischen Entscheidungsträger und der<br />

fachlich Verantwortlichen für eine „präventive<br />

Wende“ in der Sozial-, Jugend- und Bildungspolitik<br />

eingeleitet.<br />

- In vielen Diskussionen zwischen Fachkräften in<br />

Jugendhilfe und Schule wurde immer deutlicher, dass<br />

Handlungsbedarf hinsichtlich der Unterstützung von<br />

Eltern bestand, weil die familiäre Situation vieler<br />

Kinder als eine Ursache von sich häufenden Entwicklungs-<br />

und Verhaltensproblemen angesehen<br />

wurde, die den Alltag der Fachkräfte und viele<br />

Bildungsprozesse negativ belasteten.<br />

- Bei den Initiatoren der Elternschule wuchs die<br />

Einsicht, dass die Unsicherheiten vieler Eltern auf<br />

Auswüchse im pädagogischen Fachdiskurs zurückzuführen<br />

waren. Denn der wissenschaftliche Fachbetrieb<br />

unterliegt einem Konkurrenzdruck; wer neue<br />

Konzepte entwickelt, weist erst oft einmal nach, dass<br />

alle anderen Ansätze falsch sind. Opfer dieser<br />

13


Elternkommpetenzen<br />

– CCapacités<br />

pareentales<br />

Entwickluung<br />

sind Elterrn,<br />

die durch widersprecheende<br />

Empfehlungen<br />

verunsicchert<br />

werden.<br />

- Mit all dden<br />

vorgenannnten<br />

Problemeen<br />

ist ein enorrmer<br />

Kostendrruck<br />

verbundeen,<br />

der die KKommunen<br />

ann<br />

die<br />

Grenze iihrer<br />

finanzieellen<br />

Handlunggsfähigkeit<br />

brringt.<br />

Die freieen<br />

und öffenttlichen<br />

Trägeer<br />

der Jugenddhilfe<br />

beispielswweise<br />

waren uund<br />

sind jährliich<br />

mit steigennden<br />

Fallzahlenn<br />

konfrontierrt,<br />

die zu stteigenden<br />

Koosten<br />

führen ( (vgl. exemplaarisch<br />

Diagraamm<br />

1), wwobei<br />

ähnliche Steigerungen auch beim AArbeitslosengeeld<br />

II<br />

und bei an-deren<br />

Soziaalleistungen<br />

zu verzeichnen sind.<br />

2 Die EEntwicklungg<br />

der Elternnschule<br />

Hamm<br />

Die Elterrnschule<br />

Hamm<br />

wurde 20000<br />

im Fachberreich<br />

Jugend, GGesundheit<br />

unnd<br />

Soziales der<br />

Stadt Hammm<br />

als<br />

Projekt innitiiert.<br />

Ziel wwar<br />

es, flächenndeckend<br />

Elterrn<br />

in<br />

Erziehunggsfragen<br />

präveentiv<br />

zu unterrstützen<br />

und hhier<br />

zu Inhaltee,<br />

Arbeitsformmen,<br />

Kooperaations-<br />

und Fiinan<br />

zierungssttrukturen<br />

zu eerarbeiten.<br />

2.1 Voorläufer<br />

Dies solltte<br />

aufbauen aauf<br />

bestehenden<br />

Initiativen und<br />

Aktivitäteen<br />

im Bereich Eltern- und FFamilienbildungg.<br />

So<br />

konnten eine Reihe voon<br />

Akteuren und Trägern zum<br />

Projektbeeginn<br />

eingebunnden<br />

werden; u.a.:<br />

- Die Faamilienbildungssstätte<br />

der DDiakonie<br />

und der<br />

Fachbereich<br />

Elternbilduung<br />

der VHS;<br />

- das „Forumm<br />

Elternbildung“<br />

mit Akkteuren<br />

aus<br />

Hammer<br />

Schuleen;<br />

- der Deutsche<br />

Kinderschuutzbund,<br />

der damals das<br />

neeue<br />

bun<strong>des</strong>weeite<br />

Programmm<br />

„Starke Elteern<br />

– Starke<br />

Kiinder“<br />

in Zussammenarbeitt<br />

mit dem Juugendamt<br />

in<br />

Hamm<br />

einführte;<br />

- Jugendhilfetrräger<br />

und WWohlfahrtsverrbände,<br />

die<br />

scchon<br />

den Armmutsbericht<br />

mmitgeschrieben<br />

hatten und<br />

z.BB.<br />

Erfahrungenn<br />

mit familienpädagogischenn<br />

Seminaren<br />

ein-brachten;<br />

- Beratungssstellen<br />

(Errziehungsberattung<br />

und<br />

Scchulpsychologiie);<br />

- Fachberateerinnen<br />

undd<br />

Leitungskkräfte<br />

aus<br />

Kiindertageseinrrichtungen;<br />

- Vertreterinneen<br />

von Klinikken<br />

mit Gebuurtsabteilun-<br />

ge en, die schoon<br />

eigene „EElternschulen“<br />

“ gegründet<br />

haatten;<br />

2.2 Stationnen<br />

der Enttwicklung<br />

Imm<br />

August 20001<br />

begann nach einer Phase der<br />

Vo orklärungen und Verhanddlungen<br />

die Arbeit der<br />

Prrojektgruppe.<br />

Für die Projektleitung<br />

wurdde<br />

mit einer<br />

kleinen<br />

Grupppe<br />

motivieerter<br />

Mitarbbeiter<br />

aus<br />

Jugendhilfe<br />

und Schule ein KKontrakt<br />

geschhlossen,<br />

der<br />

foolgende<br />

Regeluungen<br />

beinhalttete:<br />

- Entscheidungg<br />

für einenn<br />

träger- unnd<br />

arbeits-<br />

feldübergreifendden<br />

Ansatz: Es sollten mööglichst<br />

alle<br />

reelevanten<br />

Beereiche<br />

eingeebunden<br />

weerden;<br />

dies<br />

beedeutete<br />

von vornherein, KKonkurrenzenn<br />

durch eine<br />

trransparente<br />

uund<br />

kooperaative<br />

Arbeitssweise<br />

den<br />

Nährboden<br />

zu eentziehen;<br />

- ddas<br />

Gesundheeitsamt,<br />

das zuu<br />

dieser Zeit gerade eine<br />

Faamilienhebammme<br />

einstellte;<br />

- das Jugendamt<br />

mit demm<br />

Kinderbüroo<br />

und dem<br />

Jugendschutz;<br />

14


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

- Bildung einer Projektgruppe über Kontrakte mit den<br />

wichtigsten Projektgruppenmitgliedern;<br />

- Entscheidung für die Erarbeitung eines „Erziehungskonsenses“<br />

als inhaltliche Basis der Arbeit;<br />

- Bereitstellung von Arbeitszeitkapazitäten durch<br />

Verlagerung, Verkürzung oder Beendigung von<br />

Aufgaben;<br />

- Bildung einer Steuerungsebene für das Projekt.<br />

Folgende Arbeitspakete wurden seitdem erledigt:<br />

Die Arbeit begann mit der Formulierung eines<br />

Konsenses darüber, welche Inhalte Fachkräfte Eltern<br />

vermitteln wollen. Dies war als Ausweg aus der<br />

Verunsicherung von Eltern durch konträre<br />

Empfehlungen verschiedener Fachkräfte und Experten<br />

gedacht; auf lokaler Ebene zumin<strong>des</strong>t sollte dieser<br />

Missstand beendet werden. Die Erarbeitung <strong>des</strong><br />

„Hammer Erziehungskonsenses“ brachte für die<br />

Projektgruppe auch einen wichtigen gruppendynamischen<br />

Fortschritt. Zu bewältigen waren eine<br />

Vielfalt unterschiedlicher fachlicher Auffassungen und<br />

Prioritäten, inhaltlich vor allem eine Konfliktlinie<br />

zwischen eher ressourcenorientierten und eher<br />

grenzbetonenden Pädagogen, die durch intensive,<br />

lösungsorientierte und wertschätzende Diskussion<br />

gelöst werden konnte.<br />

Die Durchführung einer Bestandserhebung zur<br />

Situation der Familienbildung (Stadt Hamm<br />

2002): Zentrales Ergebnis dieser Befragung von<br />

Trägern und Einrichtungen war, dass Angebote der<br />

Eltern- und Familienbildung, im Hinblick auf die Breite<br />

der Inhalte, die flächendeckende Verbreitung in den<br />

Sozialräumen und Abdeckung der verschiedenen<br />

Familienphasen höchst rudimentär entwickelt sind.<br />

Maximal 15% aller Eltern kamen zu dieser Zeit<br />

überhaupt einmal in Kontakt zur Elternbildung;<br />

gleichzeitig zeigte die Auswertung, dass Elternbildung<br />

noch sehr stark als Angebot an bildungsorientierte<br />

Schichten verstanden und praktiziert wurde (vgl.<br />

Projektgruppe Elternschule Hamm 2002a).<br />

Die Entwicklung eines Konzeptes zur flächendeckenden<br />

sozialraumorientierten Einführung<br />

der Elternschule: Hier wurde die Idee<br />

konkretisiert, die „Elternschule Hamm“ als dezentrales<br />

Projekt in unterschiedlichsten pädagogischen<br />

Einrichtungen, die einen Zugang zu Eltern haben, in<br />

deren Eigenverantwortung zu realisieren. Das<br />

Konzept erforderte die Entwicklung einer zentralen<br />

Anlaufstelle, die Dienstleistungen zur Unterstützung<br />

der Einrichtungen bei dieser Arbeit bietet.<br />

Die politische Rückkopplung durch einen<br />

Ratsbeschluss, der am 8.4. 2003 vom Rat der Stadt<br />

Hamm beschlossen wurde – nach einer intensiven<br />

öffentlichen politischen Diskussion (Stadt Hamm<br />

2002c). Zwei Fragen standen hier im Raum:<br />

a) Ist es legitim, dass der Staat noch weiter in den<br />

grundgesetzlich geschützten Raum der Familie<br />

eingreift?<br />

b) Können die Zielgruppen, wie sie im Armutsbericht<br />

beschrieben wurden, überhaupt durch ein Projekt wie<br />

die Elternschule erreicht werden?<br />

Eine parteiübergreifende Mehrheit erkannte die Notwendigkeit<br />

<strong>des</strong> Projektes an und entschied mit nur<br />

zwei Gegenstimmen, das Experiment zu wagen.<br />

Gleichzeitig war mit diesem Beschluss der Auftrag<br />

verbunden, ein Angebot an alle Eltern zu entwickeln,<br />

also bildungsferne Zielgruppen und Eltern in<br />

benachteiligten Lebenslagen einzubeziehen, aber<br />

ebenso auch Angebote für alle anderen Eltern zu<br />

machen.<br />

Im Sommer 2003 wurde mit der Umsetzung <strong>des</strong><br />

Konzeptes der Elternschule Hamm begonnen. Die<br />

Projektgruppe führte 10 dezentrale Veranstaltungen<br />

und eine gesamtstädtische Präsentationsveranstaltung<br />

durch; so konnten insgesamt 200 Multiplikatoren<br />

erreicht werden. Das Projekt stieß auf große<br />

Resonanz und viel Interesse, aber immer wieder<br />

wurde die Frage gestellt: „Wie wollt ihr die<br />

erreichen, die es benötigen, und die wir auch nicht<br />

erreichen?“ Den Einrichtungen, die sich beteiligten<br />

wollten, wurde eine Kooperationsvereinbarung<br />

angeboten, die die gegenseitigen Rechte und Pflichten<br />

beschrieb (Projektgruppe Eltern-schule Hamm 2004).<br />

15


Elternkommpetenzen<br />

– CCapacités<br />

pareentales<br />

Nach und<br />

nach gingeen<br />

immer meehr<br />

Einrichtungen<br />

diese Vereinbarung<br />

mmit<br />

der Projekktgruppe<br />

ein (vgl.<br />

Kooperattionsvereinbarrung).<br />

Wobeii<br />

sich hier scchon<br />

zeigte, ddass<br />

es hinssichtlich<br />

diesser<br />

Frage große<br />

Unterschiede<br />

zwischenn<br />

den Einrichhtungen<br />

gab, ddenn<br />

eine Reihhe<br />

von Einriichtungen<br />

hattten<br />

einen gguten<br />

Erfahrunggsschatz,<br />

wie<br />

man aauch<br />

schwieerige<br />

Zielgrupppen<br />

ansprecheen<br />

kann.<br />

2003 entsschied<br />

sich diee<br />

Projektgruppe<br />

im Hinblickk<br />

auf<br />

die Entwwicklung<br />

einess<br />

„Corporate Design“ fürr<br />

ein<br />

Logo, daass<br />

seither deen<br />

beteiligten Einrichtungenn<br />

für<br />

die Öffenntlichkeitsarbeeit<br />

bereitstehtt<br />

und jeweilss<br />

bei<br />

der Anmeldung<br />

als „Elternschule<br />

voor<br />

Ort“ als Schild<br />

für den Eingangsbereichh<br />

verliehen wird.<br />

Im selben Jahr<br />

wurde die Internetseite<br />

freigeschhaltet<br />

(www.haamm.de/elteernschule),<br />

ddie<br />

zum einenn<br />

als<br />

Organisattionsplattformm<br />

dient, voor<br />

allem aber<br />

interessieerten<br />

Eltern alle wichtigeen<br />

Informatioonen<br />

vermitteltt.<br />

Im Jahr 22004<br />

wurde dder<br />

1. Fachtag<br />

Elternschhule<br />

durchgefüührt,<br />

der mit VVorträgen<br />

undd<br />

Workshops und<br />

250 Besuchern<br />

überreggional<br />

sehr guute<br />

Resonanz ffand,<br />

so dass reegelmäßig<br />

weiitere<br />

Fachtagee<br />

folgten.<br />

Ebenfalls in 2004 wurdde<br />

ein Elternbbeirat<br />

initiierrt,<br />

da<br />

immer ddeutlicher<br />

wuurde,<br />

dass ees<br />

sinn-voll und<br />

notwendiig<br />

ist, die Bettroffenen<br />

auch<br />

selbst direkkt<br />

in<br />

die Entwiicklung<br />

einzubbinden.<br />

Hierzuu<br />

wurden inteeres<br />

sierte Elttern<br />

aller Kitaas<br />

und Schulen<br />

eingeladen, und<br />

bei einemm<br />

ersten Trefffen<br />

mit über 660<br />

Eltern erkklärte<br />

sich einne<br />

Gruppe von 10 EEltern,<br />

die ganz<br />

unterschiedliche<br />

Einnrichtungen<br />

repräsentierten,<br />

bereit, mmitzuarbeiten<br />

und eigene VVorschläge<br />

fürr<br />

die<br />

Beteiligunng<br />

von Elteern<br />

zu enttwickeln.<br />

Diieser<br />

Arbeitsbeereich<br />

wurde 2008 durch ddie<br />

Vereinssattzung<br />

abgesicheert.<br />

Seit 20044<br />

wurden Weiterbildungssangebote<br />

für<br />

die<br />

Fachkräfte<br />

der mitwirkenden<br />

Einrrichtungen<br />

duurch<br />

geführt, uu.a.<br />

„Moderattion<br />

von Elterrnseminaren“<br />

und<br />

„Beratungg<br />

von Elternn<br />

im Alltag von Schule und<br />

Kindertaggeseinrichtunggen“<br />

mit Unnterstützung<br />

<strong>des</strong><br />

Institutes für Familienthherapie<br />

in Weeinheim<br />

(IfW). .<br />

In den Folgejahren<br />

wurde daas<br />

Angebot dder<br />

Eltern-<br />

scchule<br />

systemmatisch<br />

ausgeebaut<br />

(vgl. Taabelle<br />

1).<br />

20008<br />

war das Projekt so wweit<br />

gediehen,<br />

dass über<br />

eine<br />

dauerhaftte<br />

Realisierunng<br />

entschieden<br />

werden<br />

koonnte.<br />

Von deer<br />

Projektgrupppe<br />

wurde nacch<br />

intensiver<br />

Diskussion<br />

dass<br />

Modell einees<br />

eingetragennen<br />

Vereins<br />

favvorisiert.<br />

Der<br />

Rat der SStadt<br />

beschlooss<br />

mit der<br />

neeuen<br />

Orgaanisationsstrruktur<br />

durch<br />

eine<br />

Vereinsgründdung<br />

eine ddeutliche<br />

Erhhöhung<br />

der<br />

finnanziellen<br />

Mitttel<br />

(vgl. Stadt Hamm 2008).<br />

Seeit<br />

2008 arbeeitet<br />

die Elteernschule<br />

Hammm<br />

in den<br />

duurch<br />

Satzunng,<br />

Ratsbescchluss<br />

und Koopera-<br />

tioonsvereinbaruungen<br />

mit denn<br />

Elternschuleen<br />

vor Ort<br />

fixxierten<br />

Strukturen.<br />

2.3 Die Praaxis<br />

in 140 Einrichtunngen<br />

Der<br />

derzeitige Entwicklungsstand<br />

zeigt, ddass<br />

mittler-<br />

weile<br />

140 Einrichtungen<br />

mittarbeiten.<br />

Dieese<br />

arbeiten<br />

auuf<br />

Sozialraummebene<br />

zusammmen,<br />

koopeerieren<br />

bei<br />

Beedarf<br />

und setzzen<br />

die Angebbote<br />

um. Hinssichtlich<br />

der<br />

Intensität<br />

gibt ees<br />

große Unterschiede:<br />

WWährend<br />

sich<br />

in einigen Staddtteilen<br />

die Einrichtungen<br />

zweimal im<br />

Jahr<br />

treffen und<br />

Erfahrungenn<br />

austauschenn,<br />

gibt es in<br />

einigen<br />

Bereichen<br />

intensive KKooperationsvverbünde,<br />

in<br />

deenen<br />

benachbarte<br />

Schuleen,<br />

Kitas und<br />

Kirchenge<br />

emeinden viele<br />

Aktivitääten<br />

als EElternschule<br />

ge emeinsam durcchführen.<br />

Diagramm<br />

2: Die<br />

beteiligten Einrichtungen<br />

und<br />

Insstitutionen<br />

der Elternschule HHamm<br />

- Stand 20011<br />

16


Elternkommpetenzen<br />

– CCapacités<br />

pareentales<br />

3 Die OOrganisationnsstruktur<br />

der<br />

Elternschule<br />

Hammm<br />

Teil <strong>des</strong> Projektauftraages<br />

war es, , eine dauerhhafte<br />

Organisattionsstruktur<br />

schlagen.<br />

der Elterrnschule<br />

voorzu-<br />

3.1 Diie<br />

Gründunng<br />

der Elterrnschule<br />

HAMMM<br />

E.V.<br />

Es wurdden<br />

mehrere Alternativenn<br />

diskutiert (das<br />

Modell einer<br />

Gesellschaft<br />

bürgerlicchen<br />

Rechts GGbR,<br />

einer Arbbeitsgemeinscchaft<br />

nach § 778<br />

KJHG undd<br />

die<br />

Gründungg<br />

eines eingetragenen<br />

Vereins). Die<br />

Projektgrruppe<br />

und dann<br />

auch die beteiligten Trräger<br />

entschiedden<br />

sich schließlich<br />

für die<br />

Variante eeines<br />

„eingetraggenen<br />

Vereinns“.<br />

So wurrde<br />

eine Sattzung<br />

entworfen,<br />

zu der allee<br />

beteiligten TTräger<br />

zugestimmt<br />

haben. Inn<br />

der Satzung<br />

wurden die<br />

gut funktioonie<br />

renden SStrukturen<br />

dees<br />

Netzwerkees<br />

und Projeektes<br />

„Elternschule<br />

Hamm“ in den „Eltternschule<br />

Haamm<br />

e.V.“ transformiert.<br />

DDas<br />

Ziel dieser<br />

Organisatiions<br />

struktur besteht ddarin,<br />

die VVernetzung<br />

und<br />

Kommunikation<br />

zu stteuern<br />

sowiee<br />

eine auf DDauer<br />

angelegtee<br />

Struktur lanngfristig<br />

sicheerzustellen.<br />

Ess<br />

ist<br />

nicht darran<br />

gedacht, die Arbeit mmit<br />

Eltern auf den<br />

neuen Trräger<br />

„Elternscchule<br />

Hamm ee.V.“<br />

zu verlaggern,<br />

sondern die Aktivittäten<br />

werdeen<br />

weiterhinn<br />

in<br />

verantwoortlicher<br />

Trägeerschaft<br />

der Elternschulen vor<br />

Ort duurchgeführt.<br />

Ein weitereer<br />

Teil diieser<br />

Organisattionsform<br />

ist darin zu seheen,<br />

dass über den<br />

eingetragenen<br />

gemeeinnützigen<br />

Verein nneue<br />

Finanzieruungs-<br />

und Förrderquellen<br />

errschlossen<br />

werden<br />

können.<br />

Schaubild 1 zeigt eine schematisiertte<br />

Darstellungg<br />

der<br />

Organisattionsstruktur.<br />

Die „ Elternsschulen<br />

vor OOrt“,<br />

die im diirekten<br />

Kontaakt<br />

mit den EEltern<br />

ihre Arrbeit<br />

leisten, sind<br />

durch Koooperationsveereinbarungen<br />

mit<br />

dem Trrägerverein<br />

„Elternschulee<br />

Hamm ee.V.“<br />

eingebundden.<br />

Sie habenn<br />

Zugang zu den<br />

Strukturenn<br />

der<br />

Elternschule<br />

und könneen<br />

diese mitgeestalten.<br />

Die<br />

Basis deer<br />

Zusammeenarbeit<br />

zwischen<br />

den<br />

„EElternschulen<br />

vor Ort“ und dem Elternscchule<br />

Hamm<br />

e.VV.<br />

bildet eeine<br />

Kooperrationsvereinbbarung,<br />

die<br />

zwwischen<br />

der Einrichtungg<br />

und demm<br />

Vorstand<br />

ge eschlossen wird<br />

(vgl. Staddt<br />

Hamm 20008).<br />

Diese<br />

Koooperation<br />

istt<br />

jeweils auf eein<br />

Jahr befristtet<br />

und wird<br />

naach<br />

erfolgreicher<br />

Zusammeenarbeit<br />

fortggeschrieben.<br />

Der<br />

Elternbeirrat<br />

rekrutiertt<br />

sich aus intteressierten<br />

Elttern<br />

der Elterrnschulen<br />

vor Ort und seinne<br />

Arbeit ist<br />

in der Vereinssaatzung<br />

rechtlicch<br />

abgesichertt.<br />

3.2 Die Gesschäftsstellle<br />

"ELTERNNSCHULE<br />

HAMM“<br />

Imm<br />

Zuge der PProjektentwicklung<br />

zeichneete<br />

sich der<br />

Beedarf<br />

ab, einne<br />

zentrale OOrganisationssstruktur<br />

zu<br />

enntwickeln,<br />

die<br />

Dienstleisttungen<br />

für ddie<br />

aktiven<br />

Einrichtungen<br />

bietet und die gesammte<br />

Arbeit<br />

unnterstützt,<br />

kkoordiniert<br />

und evaluieert.<br />

Diese<br />

„GGeschäftsstellee<br />

Elternschulee“<br />

wurde imm<br />

Jugendamt<br />

anngesiedelt,<br />

da von hier aus sowieso ein GGroßteil<br />

der<br />

kooordinierendeen<br />

Arbeit geleistet wwurde.<br />

Die<br />

soozialpädagogiscche<br />

Beratungssqualität<br />

wird durch min-<br />

deestens<br />

eine sozialpädagogissche<br />

Fachkrafft<br />

gesichert.<br />

Die<br />

inhaltliche Verantwortuung<br />

für die AArbeit<br />

liegt<br />

beeim<br />

Vorstand <strong>des</strong> „Elternsschule<br />

Hammm<br />

e.V.“, der<br />

duurch<br />

die Geschäftsstelle<br />

untterstützt<br />

wird.<br />

Addressaten<br />

derr<br />

Geschäftssttelle<br />

Elternschhule<br />

sind in<br />

errster<br />

Linie die<br />

„Elternschulen<br />

vor Orrt“<br />

und die<br />

Gremien<br />

<strong>des</strong> Ellternschule<br />

Haamm<br />

e.V. In zzweiter<br />

Linie<br />

errhalten<br />

auch in besonderren<br />

Fällen raatsuchenden<br />

Elttern<br />

entsprechende<br />

Untersstützung.<br />

17


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

3.3 Veränderte Förderrichtlichtlinien zur<br />

Förderung der Familienbildung in HAMM<br />

Mit diesem Ratsbeschluss wurden auch die Richtlinien<br />

zur Förderung der Elternbildung geändert (vgl. Stadt<br />

Hamm 2008). Die Entscheidung über die Vergabe der<br />

finanziellen Mittel trifft ein Bewilligungsgremium mit<br />

jeweils 2 Vertretern <strong>des</strong> Jugendamtes, <strong>des</strong> Kinder-<br />

und Jugendhilfeausschusses sowie <strong>des</strong> Vorstands der<br />

Elternschule Hamm e.V.<br />

Mit den neuen Förderrichtlinien werden zur Zeit<br />

Erfahrungen gesammelt und ggf. bei Bedarf<br />

Anpassungen vorgenommen werden. Entsprechend<br />

diesen Richtlinien werden bis zu 100% gefördert.<br />

- Die oben genannten Elternkurse (jeweils nach<br />

Möglichkeit als Paket für ein Halbjahr)<br />

- Alle Arten von Elternbildungsveranstaltungen<br />

- Weiterbildungen für Fachkräfte (50%)<br />

- Übernachtungs- und Unterbringungskosten bei<br />

Elternbildungsseminaren (anteilig)<br />

- Experimentierklausel: Weiterhin können im<br />

Einzelfall alle Arten von Projekten und Maßnahmen<br />

gefördert werden.<br />

4 Die Entwicklung der Inhalte – Die<br />

Konzeption der Elternschule Hamm<br />

Die Entwicklung der Elternschule Hamm durchzieht<br />

ein intensiver Diskussionsprozess, welche Angebote<br />

für die verschiedenen Gruppen der Adressaten<br />

besonders geeignet sind. Soweit es möglich war,<br />

wurden geeignete Programme nach Hamm geholt,<br />

aber wo es notwendig war, wurden auch eigene<br />

Programme entwickelt.<br />

4.1 Die Einführung bzw. Entwicklung<br />

geeigneter Kursprogramme<br />

Die Arbeit begann mit der Einführung <strong>des</strong><br />

Programms „Starke Eltern – Starke Kinder“<br />

im Jahre 2000. Der Deutsche Kinderschutzbund<br />

Hamm organisierte eine erste Kursleiterausbildung,<br />

der bald Kurse in Zusammenarbeit mit den<br />

verschiedensten Trägern folgten. Hamm hat bis heute<br />

ca. 80 Fachkräfte zu Kursleitungen ausgebildet, mehr<br />

als 100 Kurse mit weit über 2000 Teilnehmern<br />

durchgeführt, von denen ca. 3500 Kinder und<br />

Jugendliche profitier-ten. 2006 wurden für Eltern von<br />

Kindern in der Pubertät die ersten Kurse „Aufbruch-<br />

Umbruch – Kein Zusammenbruch“ durchgeführt. Der<br />

Elternkurs „Starke Eltern – Starke Eltern“ sollte allen<br />

Eltern zugänglich sein, ist ursprünglich als universales<br />

präventives Angebot konzipiert. Durch die dezentrale<br />

Angebotsstruktur und mit dem Einsatz muttersprachlicher<br />

Kursleitungen für türkisch-stämmige und<br />

russisch-stämmige Eltern wurde aber schon ein erster<br />

wichtiger Schritt in Richtung Zielgruppendifferenzierung<br />

getan.<br />

Zur Umsetzung <strong>des</strong> Armutsberichtes gehörte auch<br />

die Einstellung einer Familienhebamme durch das<br />

Hammer Gesundheitsamt, um insbesondere junge<br />

Eltern in Notlagen aufsuchend zu unterstützen und<br />

ihnen Bildungsangebote, aber auch notwendige Hilfen<br />

zu vermitteln. Parallel hierzu entwickelte die Diakonie<br />

ein Projekt, in dem ehrenamtliche Kräfte zur Unterstützung<br />

der von der Familienhebamme betreuten<br />

Familien geschult und begleitet wurden. Dieses<br />

Projekt wurde unter dem Titel „Aufsuchende<br />

Elternhilfe“ zu einem Selbstläufer.<br />

Als weiterer Schritt wurde ein Referentenpool<br />

aufgebaut, mit dem die an der Elternschule beteiligten<br />

Einrichtungen einen systematischen Zugang zu<br />

Referenten und Referentinnen erhielten; die Kontakte<br />

wurden über die Internetseite zugänglich gemacht. Zu<br />

den allermeisten Themen stehen qualifizierte<br />

Fachkräfte zur Verfügung, die Angebote für Eltern<br />

zum Teil auf Honorarbasis, zum Teil aber auch im<br />

Rahmen ihrer hauptberuflichen Tätigkeit machen.<br />

18


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Insbesondere die Diskussion um schwierig zu<br />

erreichende Eltern führte zu einer Suche nach<br />

weiteren geeigneten Kursprogrammen. Nach<br />

ausführlicher Diskussion entschied sich die Projektgruppe<br />

für das Programm „FuN – Familie<br />

und Nachbarschaft“ (www.praepaed.de), das von<br />

seinen Inhalten und von seiner motivierenden<br />

Zugangsweise besonders auf bildungsungewohnte<br />

Eltern zugeschnitten ist, die an einem „normalen<br />

Elternkurs“ eher nicht teilnehmen würden. Auch hier<br />

wurden zunächst unter der Federführung der<br />

Diakonie Ruhr-Hellweg (Familienbildung) Trainerinnen<br />

und Trainer ausgebildet; die Umsetzung der<br />

ersten Kurse war Bestandteil der Ausbildung, danach<br />

wurden kontinuierlich weitere Kurse in den Hammer<br />

Kindertageseinrichtungen umgesetzt.<br />

Ein spezielles Programm für Eltern in besonders<br />

schwierigen Situationen ging 2005 an den Start: Das<br />

„Hammer Elterntraining“ bietet über 15 Termine<br />

ein Elternseminar, das auf einem Kontrakt der<br />

Teilnehmer mit der Familienhilfe <strong>des</strong> Jugendamtes<br />

basiert. Nachdem lange in der Erwachsenenbildung<br />

sehr umstritten war, ob Lernen unter „Zwang“<br />

möglich sei, fand sich eine Arbeitsgruppe zusammen,<br />

um ein entsprechen<strong>des</strong> Konzept zu entwickeln, dass<br />

die mit einem Zwangskontext auftretenden<br />

Wirkungen reflektiert und berücksichtigt. 2006<br />

konnte mit dem entsprechenden Evaluationsbericht<br />

gezeigt werden, dass die Projektentwicklung mit der<br />

Erprobungsphase (5 Kurse) überaus erfolgreich<br />

abgeschlossen wurde. Seit-dem wird das Hammer<br />

Elterntraining kontinuierlich durchgeführt.<br />

Schon länger zeigten zu diesem Zeitpunkt die<br />

Erfahrungen, dass insbesondere wenig integrierte<br />

Menschen mit Migrationsgeschichte kaum an den<br />

Angeboten der Elternschule teilnahmen. 2007 begann<br />

der Katholische Sozialdienst Hamm in Zusammenarbeit<br />

mit der Beratungsstelle für Eltern,<br />

Jugendliche und Kinder Menschen mit Migrationsgeschichte<br />

als Multiplikatoren für Erziehungsfragen<br />

auszubilden und bei ihrem Engagement zu begleiten.<br />

Unter dem Titel „Mein Kind wird fit – Ich mach<br />

mit!“ wurden bis heute ca. 75 Multiplikator/innen<br />

geschult, von denen noch ca. 20 aktiv sind (vgl.<br />

Katholischer Sozialdienst Hamm 2008).<br />

Seit ca. 2007 verschob sich der Fokus der Diskussion<br />

von der Unterstützung von Eltern in Erziehungsfragen<br />

auf die Frage, wie sie als Akteure zu einer<br />

guten Bildung beitragen könnten. Insbesondere die in<br />

den beteiligten Schulen aktiven freien Träger der<br />

Jugendhilfe entwickelten unterschiedliche Ansätze, um<br />

den familiären Raum auch als Bildungsraum zu<br />

gestalten, wobei es nie darum ging, Eltern zu<br />

Hilfslehrern zu machen:<br />

- Ein naheliegender Bereich ist der der Unterstützung<br />

häuslichen Lernens durch Eltern. Ein entsprechen<strong>des</strong><br />

Programm der Uni Bielefeld (vgl. Rammert/Wild<br />

2007) diente dem katholischen Sozialdienst als<br />

Anregung, ein Elterntraining „Häusliches Lernen“<br />

zu entwickeln.<br />

- Aus einer Zukunftswerkstatt in einer Grundschule<br />

in einem Stadtteil mit einer besonderen sozialen<br />

Bedarfslage entwickelte die AWO Hamm-Warendorf<br />

zusammen mit der RAA (Regionale Arbeitsstelle zur<br />

Förderung von Kindern und Jugendlichen aus<br />

Zuwandererfamilien) das Programm „ELIF“ (Eltern<br />

lernen integriert fördern), ein projektorientierter<br />

Elternkurs über ein ganzes Schuljahr, der<br />

insbesondere wenig bildungsgewohnte, aber bezüglich<br />

<strong>des</strong> Schulerfolgs ihrer Kinder sehr motivierte Eltern<br />

erreicht.<br />

- Ebenfalls in verschiedenen Schulen in sozialen<br />

Brennpunkten intensivierten Schulen und Träger die<br />

Arbeit in Elterncafes und entwickelten sie zu<br />

niederschwelligen Bildungsangeboten.<br />

4.2 Differenziertes Angebot nach<br />

Familienphasen und zwischen<br />

verschiedenen Zielgruppen<br />

Nachdem die Elternschule sich immer mehr zu einer<br />

breiten Bewegung mit einer Vielzahl aktiver Träger<br />

entwickelte, entstand das Bedürfnis nach<br />

konzeptioneller Ordnung und Übersicht. Es bot sich<br />

19


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

zunächst an, Angebote, Träger und Arbeitsweisen<br />

entlang der Familienphasen von der Geburt bis zur<br />

Volljährigkeit aufzugliedern. Für den Fachtag 2010<br />

wurde von jeweils einem Anbieter, stellvertretend für<br />

alle, eine altersbezogene Übersicht erstellt.<br />

0-3 Jahre<br />

Fun-Baby – Diakonie Ruhr-Hellweg<br />

FuN-Kleinkind – Diakonie Ruhr-Hellweg<br />

Eltern-Kind-Gruppen – Diakonie Ruhr-Hellweg<br />

PEKiP – St. Barbara-Klinik<br />

Spiel- und Bewegungsgruppen - St. Barbara-Klinik<br />

Elternkurs „Klein reingehen – Groß rauskommen“ –<br />

Heilpädagogisches Kinderheim LWL<br />

Thematische Seminarreihen – Familienwerkstatt<br />

Menschenkind<br />

Elternkurs „Starke Eltern – Starke Kinder“<br />

(Kleinkind) - Familienwerkstatt Menschenkind<br />

Kindergartenalter<br />

KESS-Erziehen – Caritasverband für die Stadt Hamm<br />

e.V.<br />

FuN-Familie und Nachbarschaft – Diakonie Ruhr-<br />

Hellweg<br />

Elternkurs „Starke Eltern – Starke Kinder“ –<br />

Deutscher Kinderschutzbund Hamm<br />

„Mach mit – dein Kind wird fit“ - Katholischer<br />

Sozialdienst Hamm<br />

Grundschule<br />

FuN-Familie und Nachbarschaft - Diakonie Ruhr-<br />

Hellweg<br />

Elterncafes – Katholischer Sozialdienst Hamm<br />

Aktivierende Elternarbeit an der Ludgerischule -<br />

Katholischer Sozialdienst Hamm<br />

Häusliches Lernen – Katholischer Sozialdienst Hamm<br />

ELIF (Eltern lernen integriert fördern) -<br />

Arbeiterwohlfahrt Hamm-Warendorf/RAA Hamm<br />

Konfrontative Pädagogik - Arbeiterwohlfahrt Hamm-<br />

Warendorf<br />

Triple P - Arbeiterwohlfahrt Hamm-Warendorf<br />

Interkulturelles Training – Arbeiterwohlfahrt Hamm-<br />

Warendorf<br />

Pubertät / Übergang Schule-Beruf<br />

FuN Berufs- und Lebensplanung – Caritasverband für<br />

die Stadt Hamm e.V.<br />

LISA Projekt „EÜM-ELS“ – Deutsches Rotes Kreuz,<br />

Kreisverband Hamm e.V.<br />

Eltern-Schüler-Projekte im Übergang Schule-Beruf –<br />

Caritasverband für die Stadt Hamm e.V.<br />

Elternkurs „Aufbruch, Umbruch, kein<br />

Zusammenbruch“ – Deutscher Kinderschutzbund<br />

Hamm<br />

„Paulchen – Elternschaft auf Probe“ – Diakonie Ruhr<br />

Hellweg<br />

Elterncoaching „Elterliche Präsenz“ – Beratungsstelle<br />

für Eltern, Jugendliche und Kinder der Stadt Hamm<br />

Seminarreihe „Eltern haben Einfluss!?“ – Arbeitskreis<br />

für Jugendhilfe e.V.<br />

Seminarreihe „Hilfe-Mein Kind pubertiert!“–<br />

Arbeitskreis für Jugendhilfe e.V.<br />

Besondere Projekte<br />

Palme Elterntraining für Alleinerziehende –<br />

Caritasverband für die Stadt Hamm<br />

Hammer Elterntraining – Trägerverbund<br />

(Arbeiterwohlfahrt Unterbezirk Hamm-Warendorf,<br />

Caritasverband Hamm e.V., Friedrich-Wilhelm-Stift<br />

gGmbH, LWL Heilpädagogisches Kinder-heim Hamm,<br />

Outlaw gGmbH, Stadt Hamm)<br />

Marte Meo – Kirchenkreis Hamm<br />

Aufsuchende Elternhilfe – Diakonie Ruhr-Hellweg<br />

Ein guter Start für Kinder / Fami Baby –<br />

Gesundheitsamt<br />

Suchtprävention im Dialog der Kulturen - Arbeitskreis<br />

für Jugendhilfe e.V. Hamm<br />

Motivierende Kurzintervention (MOVE) im Elterngespräch<br />

FB für Kita oder Schule, Arbeitskreis für<br />

Jugendhilfe e.V. Hamm<br />

In Tabelle 1 werden Familienphasen und Zielgruppen<br />

systematisch differenziert. Die verwendete Zielgruppenskala<br />

ist aus der Praxis gewachsen. Sie deckt<br />

sich nicht mit gängigen soziologischen bzw. bildungstheoretischen<br />

Kategorien, war aber dennoch durchaus<br />

planungsrelevant und hilfreich.<br />

20


Elternkommpetenzen<br />

– CCapacités<br />

pareentales<br />

4.3 Diifferenziertee<br />

Strategie zur<br />

Umsettzung<br />

<strong>des</strong> AAnspruchs,<br />

alle Elternn<br />

zu<br />

erreichhen<br />

Nicht zuletzt<br />

auf demm<br />

Hintergrund<br />

der politiscchen<br />

Diskussioon<br />

stand die Ellternschule<br />

voon<br />

Beginn an uunter<br />

dem dopppelten<br />

Erfolgssdruck,<br />

Eltern auf breiter Ebbene<br />

zu erreiichen,<br />

aber auch Eltern in besonderen<br />

Lebenslaggen<br />

und mit gravierendenn<br />

Schwierigkeeiten<br />

einzubeziehen.<br />

Dieser Anspruch wwird<br />

mit folgennden<br />

Strategienn<br />

umgesetzt:<br />

- Dezenttrale<br />

Struktur<br />

mit lebenssweltnahen<br />

AAnge-<br />

boten in der Gemeindde,<br />

im Stadtteiilbüro,<br />

in der Kita<br />

oder Schuule;<br />

- Entwickklung<br />

aufsucheender<br />

Arbeitssformen<br />

(Famiilien<br />

hebammee<br />

und die Aufssuchende<br />

Elterrnhilfe);<br />

- Differeenziertes<br />

Anngebot<br />

mit unterschiedlicchem<br />

Anforderrungscharakterr:<br />

Das Spekt ktrum reicht von<br />

einmaligen<br />

Informatioonsveranstaltunngen<br />

bis hinn<br />

zu<br />

intensivenn,<br />

über 10-112<br />

Abende ggehenden<br />

Elttern<br />

bildungspprogrammen<br />

wie dem Prrogramm<br />

„Sttarke<br />

Eltern – SStarke<br />

Kinder“ “;<br />

- Generell Freiwilligkeit <strong>des</strong> Angebbots,<br />

aber<br />

Ve erpflichtung zzur<br />

Teilnahmee<br />

von Eltern mit beson-<br />

deeren<br />

Unsicherrheiten<br />

und Ängsten<br />

(„Hammmer<br />

Eltern-<br />

trraining“).<br />

Unter<br />

den Elternschuleen<br />

vor OOrt<br />

bilden<br />

Kiindertageseinrrichtungen<br />

unnd<br />

Schulen (nneben<br />

vielen<br />

annderen<br />

unteerschiedlichenn<br />

Einrichtunngen)<br />

die<br />

Hauptgruppen.<br />

Insofern steellte<br />

sich im Laufe der<br />

Koonzeptionsenttwicklung<br />

ddie<br />

Frage, ob es<br />

einrichtungsübeergreifende,<br />

aaber<br />

jeweils arbeitsfeldsppezifische<br />

konzeptionelle<br />

AAspekte<br />

gibt. OObwohl<br />

der<br />

Ve ernetzungsschhwerpunkt<br />

der<br />

Elternschulee<br />

Hamm auf<br />

deer<br />

Sozialraummorientierung<br />

liegt, gab es doch auch<br />

immmer<br />

wieder einrichtungsspezifische<br />

AAuseinander-<br />

seetzungen:<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

4.4 Instituttionsbezogeene<br />

Aspekte<br />

der<br />

Konzeptenttwicklung<br />

– die Visionn<br />

einer<br />

Bildungs- uund<br />

Erziehhungspartneerschaft<br />

Für das EElternbildungsprogramm<br />

„ FuN-Familie<br />

und Nachbbarschaft“<br />

muussten<br />

z.B. Staandards<br />

der<br />

Umsetzungg<br />

in Kindertaageseinrichtunngen<br />

entwi-<br />

ckelt werrden,<br />

die mmit<br />

Leitungskkräften<br />

und<br />

Fachberatuungen<br />

abgestimmmt<br />

wurden.<br />

Mit dem Faachtag<br />

Elternsschule<br />

2010 wwurden<br />

zum<br />

ersten Maal<br />

alle Angeebote<br />

der EEltern-schule<br />

Hamm (wwie<br />

sie unter<br />

3.2 dargeestellt<br />

sind)<br />

altersbezoggen<br />

dargestelltt.<br />

Durch ddie<br />

Zusammmenarbeit<br />

mit der<br />

Serviceagenntur<br />

Ganztägiig<br />

Lernen NRRW<br />

konnte<br />

2010 eine Rahmenkonzzeption<br />

für die<br />

Bildungsund<br />

Erziehhungspartnerscchaft<br />

in Ganzztagsschulen<br />

entwickelt werden (vgl. Bartscher/ BBoßhammer/<br />

Kreter/ Schhröder<br />

2010).<br />

Zurzeit arbeitet<br />

die Eltternschule<br />

Haamm<br />

daran,<br />

eine entsprrechende<br />

Rahmmenkonzeptioon<br />

auch ana-<br />

log für Kinddertageseinricchtungen<br />

zu enntwickeln.<br />

21


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

5. Die Ressourcen: Finanzierung und<br />

personeller Aufwand<br />

Wie wurde die Entwicklung der Elternschule Hamm,<br />

wie wird heute die laufende Arbeit finanziert? Welche<br />

personellen Kapazitäten wurden bereitgestellt bzw.<br />

eingebracht? Schon vor zehn Jahren zu Zeiten<br />

knapper werdender Mittel war klar, dass zusätzliche<br />

Haushaltsmittel und personelle Ressourcen in<br />

nennenswertem Umfang zunächst nicht bewilligt<br />

werden würden für ein Projekt, <strong>des</strong>sen finanzielle<br />

Wirkung – Entlastung von Jugendhilfe und Schule -<br />

kaum in den ersten Jahren nachzuweisen sein würde.<br />

Aufwand entstand zum einen durch die<br />

Projektorganisation, absehbar waren aber auch<br />

notwendige Ressourcen für die erweiterten, neuen<br />

Angebote für Eltern. So wurde das Projekt mit<br />

vorhandenen personellen und finanziellen Ressourcen<br />

durch Umsteuerung, Verlagerung und Beendigung von<br />

Aufgaben begonnen. Entsprechende Mittel wurden<br />

dann nach und nach bereitgestellt. Die im Folgenden<br />

beschriebene Vorgehensweise hatte den Vorteil, dass<br />

Strukturen und Ressourcen sich organisch entwickeln<br />

und nicht wie in anderen Fällen, wenn Projekte<br />

weitgehend auf Modellfördermitteln basieren, nach<br />

Wegfall der Förderung wegzubrechen drohen.<br />

5.1 Finanzierung der Projektarbeit –<br />

Finanzierung der Elternschule Hamm<br />

Im Jahr 2000 gab es noch vor Beginn <strong>des</strong> Projekts<br />

Elternschule die Initiative für ein finanzielles<br />

Förderprogramm für Maßnahmen der Elternbildung.<br />

Die bereitgestellten Mittel wurden nach Förderrichtlinien<br />

vergeben. Diese Aktivitäten wurden zu<br />

einem sehr frühen Zeitpunkt in das Projekt<br />

„Elternschule“ integriert. Die Entwicklung stellt sich<br />

folgendermaßen dar:<br />

‐ 2001 wurden zum ersten Mal Mittel nach den<br />

Förderrichtlinien in Höhe von ca. 12.500 €<br />

bereitgestellt.<br />

‐ 2002 waren dies schon ca. 30.000 €.<br />

‐ Mit dem Grundsatzbeschluss zur Einführung der<br />

Elternschule wurden neben den auf ca. 38.000<br />

aufgestockten Mittel zur Förderung von<br />

Maßnahmen der Elternbildung ca. 12.000 €<br />

bereitgestellt, um die Projektentwicklung zu<br />

finanzieren. Diese Gelder wurden für Material,<br />

Organisation, Öffentlichkeitsarbeit und weitere<br />

Sachkosten verwendet. Diese insgesamt 50.000 €<br />

wurden bis 2005 genutzt.<br />

‐ 2006 wurden zusätzliche Mittel in Höhe von<br />

30.000 € für die Durchführung <strong>des</strong> Hammer<br />

Elterntrainings bereitgestellt. So standen für 2006<br />

und 2007 ca. 80.000 € zur Verfügung<br />

‐ 2008 wurden durch den Rat mit der dauerhaften<br />

Einführung der Elternschule Hamm 265.000 €<br />

bereitgestellt. In der Finanzplanung der folgenden<br />

Jahre war eine 10%ige Steigerung einkalkuliert,<br />

um die Angebote entsprechend ausbauen zu<br />

können. Dies Prinzip kam im Jahre 2009 auch<br />

zum Tragen, doch mit Beginn der Haushaltssicherung<br />

in 2010 und voraussichtlich auch in<br />

2011 wurden die Mittel auf 300.000 € begrenzt.<br />

Im Verlauf der Projektentwicklung kamen weitere<br />

meist projektbezogene Fördermittel hin-zu. So<br />

konnte z.B. das Projekt „Mein Kind wird fit – ich<br />

mach mit!“ aus Mitteln <strong>des</strong> Programmes „Lokales<br />

Kapital für Soziale Zwecke“ (ca. 15.000 € aus dem<br />

Europäischen Sozialfonds und vom Bun<strong>des</strong>ministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) und<br />

aus dem Europäischen Integrationsfonds (35.000 €)<br />

gefördert werden. Weiterhin ist auch davon<br />

auszugehen, dass bei der wachsenden Zahl beteiligter<br />

Akteure sowohl Eigenmittel eingebracht als auch<br />

zusätzliche Fördergelder akquiriert wurden.<br />

Was war hilfreich, um dieses Finanzierungsmodell<br />

aufzubauen? Denn diese Entwicklung war keinesfalls<br />

selbstverständlich, vielmehr waren mehrere Gründe<br />

bzw. Strategien ausschlaggebend:<br />

‐ Eine gute kontinuierliche interne Berichterstattung<br />

in den Gremien der Sozialverwaltung,<br />

aber auch in den politischen Gremien;<br />

‐ Eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit in den<br />

lokalen Medien;<br />

22


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

‐ Viele Hintergrundgespräche mit Multiplikatoren,<br />

politischen Gremien und Entscheidungsverantwortlichen<br />

bei den Trägern;<br />

‐ Eine gute Zusammenarbeit mit der Verwaltungsabteilung<br />

und jeweils frühzeitige Anmeldung von<br />

Mittelbedarfen;<br />

Die Fachtage Elternschule mit regionaler Ausstrahlung.<br />

Dazu kam, dass das Projekt Elternschule<br />

Hamm im Vergleich zu Aktivitäten vieler anderer<br />

Kommunen sehr früh begonnen wurde und damit<br />

immer wieder Akteure zu überregionalen Veranstaltungen<br />

eingeladen wurden, um über Erfahrungen<br />

zu berichten. So wurde das Projekt schon nach<br />

wenigen Jahren zu einer „Marke“, die bei vielen<br />

Fachkräften überregional bekannt wurde. Wenn<br />

politische Entscheidungsträger aus Hamm in ihren<br />

überregionalen Gremien wiederum auf die Elternschule<br />

angesprochen wurden, verstärkte dies das<br />

lokale Image. So ist der Erfolg in zielgerichteten<br />

Strategien in Verbindung mit glücklichen Fügungen zu<br />

sehen. Man könnte sagen: „Erst hatten wir Erfolg –<br />

und dann kam Glück dazu“.<br />

Die Entscheidung über die Verwendung der<br />

finanziellen Ressourcen liegt für das Organisations‐<br />

budget bei der Geschäftsstelle Elternschule (vorher<br />

bei der Projektleitung) und für die Förderung der<br />

Angebote bei einem Bewilligungsgremium auf der<br />

Basis von Förderrichtlinien (vgl. Stadt Hamm 2008).<br />

5.2. Personelle Ressourcen<br />

Personelle Ressourcen für die Projektentwicklung<br />

Die Projektgruppe setzte sich zunächst aus Akteuren<br />

zusammen, die die Arbeit im Rahmen ihrer<br />

vorhandenen zeitlichen Ressourcen machten. Besonders<br />

die Projektleiter(innen) trafen mit den jeweiligen<br />

Vorgesetzten entsprechende Vereinbarungen. Bei<br />

einigen Fachkräften hatte die Mitarbeit in der<br />

Projektgruppe einschneidende Veränderungen im<br />

Aufgabenzuschnitt zur Folge; z.B. lag der Schwerpunkt<br />

der Arbeit <strong>des</strong> Kinderbeauftragten zwischen 2001<br />

und 2008 fast ausschließlich auf der Entwicklung der<br />

Elternschule; ähnliches galt z.B. auch für den<br />

Sachgebietsleiter im Jugendamt für Jugendschutz und<br />

für einige Leitungskräfte der freien Träger.<br />

Personelle Ressourcen für die Arbeit mit Eltern:<br />

Das Konzept der Elternschule basierte von Anfang an<br />

auf der Idee, vorhandene personelle Ressourcen in<br />

Einrichtungen und Institutionen zu nutzen, zu deren<br />

Auftrag die Arbeit mit Eltern gehört. So wird die<br />

adressatenbezogene Arbeit der Elternschule weitestgehend<br />

ohne weitere Schaffung fester personeller<br />

Kapazitäten umgesetzt. Die eingesetzten finanziellen<br />

Mittel werden fast ausschließlich für Honorare und<br />

Sachkosten eingesetzt.<br />

Personelle Ressourcen für die Organisation der<br />

Elternschule Hamm:<br />

2003 kristallisierte sich der Bedarf einer<br />

„Geschäftsstelle Elternschule“ heraus. Auch hier<br />

wurde zunächst eine Ad-hoc-Lösung gesucht; es bot<br />

sich an, dass das Kinderbüro diese Aufgabe<br />

übergangsweise übernahm. Damit diese Geschäftsstelle<br />

personell besetzt werden konnte, wurde die<br />

Stelle einer Berufspraktikantin zunächst in ein<br />

befristetes Arbeitsverhältnis umgewandelt und ist<br />

heute auf Dauer angelegt. Mit dem Ratsbeschluss<br />

2008 bekam die Geschäftsstelle eine eigenständige<br />

Position.<br />

23


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Diese erfolgreiche Strategie hat auch Nachteile:<br />

Die erfolgreiche Arbeit hatte und hat ihren Preis in<br />

einer sehr hohen, zum Teil zu hohen Belastung der<br />

zentralen Akteure. Es fehlen zentrale personelle<br />

Ressourcen für die Planung, Steuerung und<br />

Evaluierung der Arbeit der Elternschule Hamm. Dies<br />

kann in der aktuellen Organisation nicht optimal<br />

umgesetzt werden.<br />

6 Qualitätsentwicklung<br />

Neben der fachlich-konzeptionellen Reflexion und<br />

Entwicklung wurde und wird die Qualität der Arbeit<br />

in folgenden Bausteinen weiterentwickelt:<br />

6.1 Weiterbildung<br />

Die Entwicklung in den letzten Jahren hat immer<br />

mehr gezeigt, dass sich die Qualitätsdebatte verlagert<br />

von der Frage nach „dem richtigen“ oder „dem<br />

besten“ Elternbildungsprogramm hin zu differenzierten<br />

Strukturmerkmalen (vgl. z.B. Tschöpe-<br />

Scheffler 2009). Diese weisen insgesamt den Weg zu<br />

einer umfassenden Kooperation mit Eltern (Bildungs-<br />

und Erziehungspartnerschaft), und eine solche<br />

Arbeitsweise stellt ganz besondere Anforderungen an<br />

die professionellen Akteure, für die die Arbeit mit<br />

Eltern weder zur Ausbildung noch zur ursprünglichen<br />

Berufsperspektive gehörte. In der<br />

Mitarbeiterqualifizierung wurden bisher folgende<br />

Schwerpunkte gesetzt:<br />

6.1.1 Fachtagung Elternschule<br />

Die „Fachtage Elternschule Hamm“ wurden zunächst<br />

als überregional ausgerichtete Tagungen konzipiert,<br />

um die Arbeit in Hamm und auch überregional<br />

bekannt zu machen und einen Erfahrungsaustausch zu<br />

ermöglichen. Die Schwerpunktthemen lauteten:<br />

‐ 2004: Der erste Fachtag verstand sich als<br />

überblickgebende Veranstaltung<br />

‐ 2005: Unter dem Motto "Rund um (un)aufällig?!"<br />

wurde der Fokus auf die Frage ge-legt, wie Eltern,<br />

deren Kinder in irgendeiner Weise als auffällig<br />

gelten, durch Elternbildung unterstützt werden<br />

können.<br />

‐ 2007: Die Elternschule näherte sich dem Thema<br />

Bildung. Das Motto „Leben–Lernen–Leisten -<br />

Welche Pädagogik braucht Leistung?“ zeigte<br />

durch seine Ambivalenz die konträren<br />

Diskussionen, die zu dieser Zeit geführt wurden:<br />

Darf Elternbildung für gesellschaftliche Interessen<br />

instrumentalisiert werden? Oder muss sie nicht<br />

sogar Eltern Handwerkszeug geben, damit ihre<br />

Kinder in der Schule möglichst gut bestehen?<br />

‐ 2009: Zusammen mit dem Institut für Soziale<br />

Arbeit e.V. Münster wurde eine lan<strong>des</strong>weite<br />

Veranstaltung unter dem Thema „Elternbildung in<br />

Bewegung – Konzepte und Strukturen für eine<br />

dauerhafte Prävention“ durchgeführt, die zum<br />

Ziel hatte, fachliche und organisatorische<br />

Bedingungen für eine nachhaltige Fortsetzung von<br />

Projekten wie der Elternschule Hamm<br />

anzustoßen.<br />

‐ 2010: In diesem Jahr wurde zum ersten Mal<br />

bewusst eine lokale Plattform geschaffen, die den<br />

Hammer Einrichtungen ein Forum für Austausch<br />

und Information schuf. Der Fokus lag dabei auf<br />

dem provokanten Motto: „Elternschule Hamm:<br />

Es liegt an uns, Eltern besser zu erreichen!“<br />

Insgesamt wurden mit den Fachtagen Elternschule<br />

1100 Fachkräfte erreicht. Die Veranstaltungen<br />

wurden jeweils als sehr positiv erlebt; Lernerfahrungen<br />

aus den Veranstaltungen wurden in den<br />

Folgejahren konsequent umgesetzt.<br />

6.1.2 Kursleiter-, Trainer- und<br />

Methodenweiterbildung<br />

Die Basis der Elternschule waren und sind die<br />

Elternkurse in ihren verschiedenen Varianten. Hierzu<br />

24


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

wurden neben der Nutzung von Weiterbildungsangeboten<br />

anderer Träger immer wieder auch<br />

eigene Trainerausbildungen durchgeführt.<br />

‐ Mit mehreren Kursleiterausbildungen „Starke<br />

Eltern – Starke Kinder“ wurden seit 2000<br />

insgesamt ca. 80 Fachkräfte geschult. Viele von<br />

ihnen wurden auch aktiv, so dass bis heute weit<br />

über 100 Kurse durchgeführt werden konnten.<br />

Die Kursleitungen erhalten heute regelmäßig<br />

Angebote für Austausch und Supervision.<br />

‐ Auch für die Einführung <strong>des</strong> Elternprogramms<br />

„FuN“ – Familie und Nachbarschaft` wurde es für<br />

sinnvoll gehalten, in Zusammenarbeit mit dem<br />

Institut Praepaed (www.praepaed.de) eigene<br />

Trainerausbildungen zu realisieren. Auch hier<br />

konnten bis heute ca. 30 Fachkräfte ausgebildet<br />

werden. Im Programm „FuN – Berufs- und Lebensplanung“<br />

wurden in Kooperation mit dem<br />

Institut praepaed ca. 20 Teamer/innen<br />

ausgebildet, die in unterschiedlichen Institutionen<br />

Kurse durchführen.<br />

‐ 2004 wurde eine sechstägige Weiterbildung<br />

unter der Überschrift „Gestaltung und<br />

Moderation von Elternveranstaltungen“ durchgeführt.<br />

‐ 2011 ist eine Kursleiterausbildung für das<br />

Programm „Kinder im Blick“ (www.kinder-imblick.de)<br />

geplant, das sich gezielt an Eltern in der<br />

Trennungsphase richtet.<br />

6.1.3 Fort- und Weiterbildungen für eine<br />

bessere Kommunikation mit Eltern<br />

Ein besonderer Schwerpunkt lag schon früh auf der<br />

Qualifizierung der Kommunikationskompetenz der<br />

pädagogischen Fachkräfte mit Eltern, da hier ein<br />

besonderer Schlüssel für den Erfolg gesehen wurde.<br />

Eine wertschätzende qualifizierte Gesprächsführung<br />

verspricht eine verbindliche hilfreiche Beziehung zu<br />

den Eltern und dient auch dazu, die Eltern zur<br />

Teilnahme an Aktivitäten zu motivieren. Folgende<br />

Weiterbildungen wurden und werden angeboten.<br />

‐ MOVE – Motivierende Kurzintervention im<br />

Elterngespräch (3 Seminartage) (vgl. www.ginkostiftung.de).<br />

‐ „Elterngespräche erfolgreich führen“<br />

(Halbtagesseminare)<br />

‐ Beratung von Eltern im Alltag pädagogischer<br />

Einrichtungen(6-10 Seminartage)<br />

‐ Elterncoaching „Elterliche Präsenz mit Methoden<br />

<strong>des</strong> gewaltfreien Widerstan<strong>des</strong>“<br />

‐ „Kin<strong>des</strong>wohlgefährdung“ (3 Seminartage).<br />

6.2 Evaluation<br />

Die Evaluation der Elternschule soll<br />

‐ die Erreichung der Ziele überprüfen;<br />

‐ die Verwendung der finanziellen Mittel legitimieren;<br />

‐ Hinweise für die Qualitätsverbesserung zu geben<br />

‐ und die Erfolge der Arbeit z.B. gegenüber Fördergebern<br />

nachweisen.<br />

Die Evaluation wird in der Geschäftsstelle Elternschule<br />

zusammengeführt und die Ergebnisse werden<br />

in das Controlling der Stadt Hamm und in die<br />

Gremien <strong>des</strong> Elternschule Hamm e.V. eingebracht.<br />

Zur Evaluation gehören folgende Bausteine:<br />

Wirkungs-Evaluation der Kursprogramme: Es ist für alle<br />

Beteiligten eine zentrale Frage, welche Wirkungen<br />

insbesondere die umfangreichen Kursprogramme für<br />

die Teilnehme-rinnen und Teilnehmer haben. Soweit<br />

für die Kursprogramme wissenschaftliche Analysen<br />

vorliegen (z.B. Rauer 2010, Tschöpe-Scheffler 2006),<br />

müssen nicht in jedem speziellen Kurs<br />

Wirkungserhebungen wiederholt werden, sondern es<br />

reicht zu evaluieren, ob die jeweiligen<br />

Qualitätsstandards umgesetzt werden. Für die in der<br />

Elternschule Hamm neu entwickelten Kursprogramme<br />

(z.B. das „Hammer Elterntraining“; vgl. Stadt<br />

Hamm 2010) wurde z.T. eine eigene<br />

Wirkungsevaluation durchgeführt. Dies soll auch in<br />

Zukunft fortgesetzt werden; weiterhin ist geplant, die<br />

Wirkungen der Veranstaltungen durch Abschlussinterviews<br />

in Kursgruppen und exemplarische<br />

25


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Befragungen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

mit zeitlichem Abstand nach Abschluss der<br />

Maßnahme durchzuführen.<br />

Veranstaltungsevaluation: Um die Qualität und<br />

Quantität der Angebote der Elternschule Hamm zu<br />

überprüfen und zu verbessern, erfolgt nach jeder<br />

Elternbildungsveranstaltung eine Erfassung der für die<br />

Evaluation wichtigen Daten.<br />

‐ Die Erfassung der Teilnehmerdaten in einer<br />

Teilnehmerliste entweder durch die TN selbst<br />

oder durch die veranstaltende Fachkraft<br />

‐ Optional ist die Erfassung der Zufriedenheit der<br />

Teilnehmer, die Bewertung der Veranstaltung<br />

durch die Teilnehmer und die Erfassung weiterer<br />

Sozialstrukturdaten über die Teilnehmerliste<br />

hinaus. Hierzu liegt ein Musterbogen der<br />

Elternschule Hamm vor, dieser kann bei Bedarf<br />

durch die Veranstalter angepasst werden.<br />

Auswertungen der Träger: Die Träger, die im Rahmen<br />

der Elternschule die Koordination und Weiterentwicklung<br />

einzelner Kursprogramme übernommen<br />

haben, erstellen (zum Teil) eigene Auswertungsberichte.<br />

Auswertung der jährlichen Berichte der Elternschulen vor<br />

Ort: Alle Einrichtungen geben im Rahmen der<br />

Vertragsverlängerungen einen Kurzbericht über ihre<br />

Arbeit und ihre Vorschläge zur Weiterentwicklung<br />

der Elternschule Hamm ab. Diese Berichte werden<br />

von der Geschäftsstelle ausgewertet.<br />

Evaluation der Arbeit der Geschäftsstelle und der Elternschule<br />

Hamm: Dies geschieht im Onlineverfahren<br />

sowie mit dem Jahresbericht der Einrichtungen.<br />

6.3 Sicherstellung <strong>des</strong> Kinderschutzes<br />

Auch die Träger der Elternschule Hamm sind, soweit<br />

Einrichtungen der Jugendhilfe, durch § 8a SGB VIII<br />

verpflichtet, den Kinderschutz sicherzustellen. Für<br />

Schulen gilt dies nach § 42 Schulgesetz NRW in<br />

ähnlicher Weise. Auch für weitere Institutionen<br />

gelten die allgemeinen Vorschriften <strong>des</strong> BGB zum<br />

Kinderschutz. Dies bedeutet, dass die jeweiligen<br />

Träger (insbesondere, wenn sie finanzielle Mittel<br />

erhalten) Verfahren nachweisen oder eigene<br />

Verfahrensweisen entwickeln, wie sie diese Vorschriften<br />

umsetzen wollen und wie die Kursleitungen<br />

reagieren sollen, wenn eine Kin<strong>des</strong>wohlgefährdung<br />

erkennbar ist oder vermutet wird.<br />

7 Erfolgsbedingungen<br />

Abschließend einige Hinweise zu der Frage, wie das<br />

Projekt „Elternschule Hamm“ erfolgreich werden<br />

konnte:<br />

7.1 Projektentwicklung mit den<br />

Methoden <strong>des</strong> Projektmanagement<br />

Eine der Erfolgsbedingungen war es, dass aufgrund<br />

von Erfahrungen in der Projektentwicklung<br />

vergangener Zeiten Methoden <strong>des</strong> Projektmanagements<br />

relativ systematisch eingesetzt wurden (vgl.<br />

z.B. Heintel/Krainz 1990). Um die Arbeit effektiver<br />

und wirksamer zu gestalten, wurden folgende Regeln<br />

<strong>des</strong> Projektmanagements besonders beachtet:<br />

‐ Das Ziel und die Aufgabenstellung <strong>des</strong> Projekts<br />

wurden klar benannt.<br />

‐ Ein Projektplan definierte die Zeitschiene und die<br />

einzelnen Arbeitsschritte, soweit sie kalkulierbar<br />

waren. Das schloss ein klar definiertes<br />

Projektende ein.<br />

‐ Die Leitung und die Mitarbeiter <strong>des</strong> Projektes<br />

wurden aufgabenorientiert ausgewählt und<br />

erhielten in Rückkoppelung mit ihren<br />

Vorgesetzten den Auftrag, im Rahmen ihrer<br />

Arbeitszeit an dem Projekt mitzuarbeiten.<br />

‐ Da das Projekt „Elternschule“ organisationsübergreifend<br />

entwickelt wurde, war Lenkungsebene<br />

notwendig, in der Leitungskräfte mit Entscheidungskompetenz<br />

den Projektfortschritt begleiteten.<br />

26


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

‐ Es wurden zeitliche und finanzielle Ressourcen<br />

für die Projektarbeit zur Verfügung gestellt.<br />

7.2 Haltung und Methoden der<br />

humanistischen Psychologie, der<br />

systemischen Therapie und der<br />

konfrontativen Pädagogik<br />

Im Nachhinein kann man deutlich feststellen, dass das<br />

Handeln der meisten beteiligten Akteure vom Willen<br />

zur Kooperation, von einer positiven Erfolgsorientierung<br />

und einer Bereitschaft zum Verzicht auf<br />

fachliche Dogmatik geprägt war. Dies mag – neben<br />

individuellen Faktoren – damit zu tun haben, dass<br />

einige fachliche Grundpositionen für die Beteiligten<br />

wichtig waren – in ihrem Selbstverständnis und in<br />

ihrem Handeln. Dazu gehören neben der humanistischen<br />

Psychologie (die ja z.T. auch prägend für<br />

wichtige Konzepte wie „Starke Eltern – Starke<br />

Kinder“ ist) die systemische Familientherapie, aber<br />

auch die konfrontative Pädagogik (Jens Weidner).<br />

8 Die Elternschule Hamm – Sachstand<br />

zwischen fachlicher Zufriedenheit und<br />

visionärer Herausforderung<br />

Die Akteure in der Elternschule Hamm haben viel<br />

erreicht. Die Anerkennung ist groß. Für die<br />

beteiligten Einrichtungen ist eine hilfreiche und<br />

kooperative Infrastruktur entstanden, es gibt eine<br />

gemeinsame Philosophie (Hammer Erziehungskonsens).<br />

Von der Vision – ruhiges Arbeiten mit hoher Qualität<br />

in Kitas und Schulen, Senkung der Kriseninterventionen,<br />

Eltern, die sich sicher in ihrer Erziehung<br />

fühlen, heranwachsende Kinder mit hoher<br />

Kompetenz und Leistungsfähigkeit – sind wir allerdings<br />

noch weit entfernt.<br />

Es fehlen nach wie vor kommunale und überregionale<br />

Strukturen, die ein Modell wie die Elternschule<br />

Hamm verbindlich absichern und finanzieren. Es fehlt<br />

in der Jugendhilfe eine konsequente präventive<br />

Ausrichtung bezüglich der Unterstützung von<br />

Familien, wenn immer noch nur 0,5 Prozent <strong>des</strong><br />

Jugendhilfebudgets bun<strong>des</strong>weit für Elternbildung<br />

ausgegeben wer-den (vgl. Beitrag von Wiesner in<br />

diesem Band).<br />

27


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Präventive<br />

Angebote –<br />

gewaltfreie<br />

Erziehung am<br />

Beispiel von<br />

«Starke Eltern –<br />

Starke Kinder®»<br />

Kathie Wiederkehr<br />

Abstract<br />

Präventive Elternarbeit hat in der<br />

Schweiz keinen leichten Stand<br />

Wenn Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder<br />

überfordert sind und etwas Schreckliches passiert,<br />

berichten die Medien darüber. Expert/innen und<br />

Politiker/innen fordern dann, dass Mütter und Väter<br />

in die Verantwortung genommen werden, geschult<br />

und unterstützt werden müssen. Zurück im Alltag<br />

folgen jedoch diesen Worten kaum konkrete Taten.<br />

Elternbildung ist mit vielen Vorurteilen konfrontiert.<br />

Es wird landläufig wenig zwischen den einzelnen<br />

Angeboten differenziert. Dabei können verschiedene<br />

Programme einen wichtigen präventiven Beitrag in<br />

der Jugend- und Familienhilfe leisten.<br />

Was versteht man unter gewaltfreier<br />

Erziehung?<br />

Es werden fünf Formen von Gewalt an Kindern<br />

unterschieden: physische, psychische, sexuelle und<br />

trukturelle Gewalt sowie Vernachlässigung. In der<br />

Schweiz ist das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung<br />

(noch) nicht gesetzlich verankert, obwohl die Schweiz<br />

die UNO-Kinderrechtskonvention unterzeichnet hat.<br />

Damit Eltern gewaltfrei erziehen können, brauchen<br />

sie die Einsicht, dass Gewalt kein geeignetes<br />

Erziehungsmittel ist. Statt<strong>des</strong>sen brauchen sie<br />

geeignete Erziehungskompetenzen, eine familienfreundliche<br />

Umgebung und wohlwollende<br />

Unterstützungsangebote.<br />

«Starke Eltern – Starke Kinder ® »<br />

Der vom deutschen Kinderschutzbund entwickelte<br />

Elternkurs basiert auf dem Modell der anleitenden<br />

Erziehung. Der Hauptfokus liegt bei den Eltern:<br />

Welche Werte sind uns wichtig? Was ist<br />

entwicklungsfördernd, was entwicklungshemmend?<br />

Das Programm will das Selbstvertrauen der Eltern<br />

stärken, ihnen den Blick auf die positiven Seiten ihres<br />

Kinds lenken und aufzeigen, wie sie Probleme lösen<br />

können.<br />

In der Schweiz wird der Kurs meist aufgeteilt in einen<br />

Basis- und einen Aufbaukurs à je vier Kurseinheiten<br />

angeboten. Nebst dem Grundkurs gibt es für<br />

bestimmte Altersgruppen auch spezielle Programme.<br />

Geplant sind der Aufbau in der italienischen und in<br />

der französisch sprechenden Schweiz sowie ein<br />

Pilotprojekt für verpflichtende Kursteilnahme. Nähere<br />

Informationen: www.starkeeltern-starkekinder.ch<br />

28


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Forderungen und Wünsche, damit<br />

Prävention greift<br />

Um Mütter und Väter möglichst frühzeitig ansprechen<br />

zu können und um auch schwierig zu erreichende<br />

Zielgruppen zu erreichen, braucht es eine Einbindung<br />

von evidenzbasierter Elternbildung in die professionelle<br />

Familienhilfe und faire Arbeitsbedingungen.<br />

Prävention kostet – Intervention ist jedoch wesentlich<br />

teurer!<br />

Résumé<br />

Face à la difficulté de promouvoir un<br />

travail de prévention en Suisse<br />

Lorsque les parents sont débordés par l’éducation de<br />

leurs enfants, les médias se font les accusateurs dès<br />

que ces familles font face à une catastrophe. Les<br />

experts et expertes, les différents acteurs politiques<br />

interviennent, reportant la responsabilité sur les<br />

parents mais aussi exigeant <strong>des</strong> parents qu’ils soient<br />

formés et soutenus. Ces propos restent<br />

généralement sans suivi.<br />

La formation <strong>des</strong> parents est confrontée à différents<br />

préjugés. La société ne fait pas de différences entre<br />

les différentes offres en matière de formation <strong>des</strong><br />

parents bien que certains programmes ont un effet<br />

préventif indiscutable et s’inscrivent dans un travail de<br />

soutien efficace aux jeunes et à leurs parents.<br />

Que faut-il entendre par «éducation non<br />

violente»<br />

On distingue entre cinq sortes de violence à l’égard<br />

<strong>des</strong> enfants : physique, psychique, sexuelle,<br />

structurelle et l’abandon. Le droit à une éducation<br />

non violente n’est en Suisse toujours pas inscrite dans<br />

la loi alors même que la convention internationale <strong>des</strong><br />

droits de l’enfant ratifiée par la Suisse l’exige.<br />

Pour que les parents puissent éduquer leurs enfants<br />

sans recourir à l’une ou l’autre forme de violence, il<br />

faut que les parents puissent acquérir la conviction<br />

que la violence n’est pas une forme d’éducation<br />

portant <strong>des</strong> fruits positifs pour le développement de<br />

l’enfant. Mais pour cela les parents doivent acquérir<br />

<strong>des</strong> compétences et être entourés par une société<br />

plus compréhensive et prête à soutenir les<br />

engagements <strong>des</strong> différents milieux cherchant à<br />

renforcer les <strong>capacités</strong> <strong>parentales</strong>.<br />

«Starke Eltern – Starke Kinder ® »<br />

(ce programme n’est pas encore disponible en Suisse<br />

romande et vient d’être lancé en Suisse italienne,<br />

raison pour laquelle le nom n’a pas encore fait l’objet<br />

d’une traduction officielle en français).<br />

Ce programme a été développé par l’association<br />

allemande pour la protection de l’enfant avec pour<br />

objectif de former les parents. L’accent est mis sur la<br />

participation <strong>des</strong> parents, il s’agit d’analyser les<br />

valeurs sous-jacentes, les axiomes permettant de<br />

dégager un potentiel de développement et ceux<br />

limitant le développement. Ce programme a pour<br />

objectif de renforcer les compétences <strong>des</strong> parents, de<br />

le sécuriser dans leurs démarches et de leur<br />

permettre une vision positive afin de mieux percevoir<br />

le potentiel de leur enfant. Il a aussi pour objectif<br />

d’offrir aux parents <strong>des</strong> métho<strong>des</strong> de travail pour<br />

mieux gérer les difficultés.<br />

En Suisse (allemande) ce cours est conçu de la façon<br />

suivante: cours de base ou d’initiation et cours<br />

d’approfondissement, chaque cours contient 4<br />

éléments. A part ces cours spécifiques, d’autres offres<br />

plus ciblées sont à disposition, offres tenant compte<br />

par exemple de l’âge <strong>des</strong> enfants.<br />

Ce programme est en voie de développement pour la<br />

Suisse romande et la Suisse italienne. Pour plus<br />

d’informations: www.starkeeltern-starkekinder.ch<br />

29


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Exigences et désirs – pour une<br />

prévention efficace<br />

Afin d’impliquer au plus tôt pères et mères, il est<br />

indispensable de promouvoir une formation<br />

professionnelle <strong>des</strong> parents et d’intégrer cette<br />

formation dans l’aide aux familles. Ceci exige bien sûr<br />

une reconnaissance de la profession et <strong>des</strong> conditions<br />

de travail correctes. De toute évidence la prévention<br />

a un coût – mais l’intervention est bien plus onéreuse.<br />

Präventive Angebote –<br />

gewaltfreie Erziehung<br />

am Beispiel von «Starke<br />

Eltern – Starke Kinder ® »<br />

Kathie Wiederkehr<br />

Geschäftsleiterin Stiftung Kinderschutz Schweiz<br />

27%<br />

Oft gehörte (Vor-)Urteile<br />

Elternkurse erreichen ja<br />

doch nicht diejenigen,<br />

die es nötig haben.<br />

An Elternbildung nehmen<br />

primär Mittelschichtsmütter<br />

teil, die sich zuhause langweilen<br />

und ohnehin schon<br />

zahlreiche Erziehungsratgeber<br />

gelesen haben.<br />

Gewalt an Kindern<br />

fünf Formen der Gewalt:<br />

− physische Gewalt<br />

− psychische Gewalt<br />

− sexuelle Gewalt<br />

− Vernachlässigung<br />

− strukturelle Gewalt<br />

In der Schweiz (noch) keine<br />

gesetzliche Verankerung der<br />

gewaltfreien Erziehung<br />

Für unser Klientel<br />

gibt es keine geeigneten<br />

Angebote.<br />

Mit gesundem<br />

Menschenverstand<br />

weiss man, wie<br />

man Kinder<br />

erzieht.<br />

Ausmass der Kindsmisshandlung<br />

Zahlen von 14 der 30 Schweizer Kinderkliniken (2010):<br />

800 Kinder (50% unter 6 Jahren)<br />

15%<br />

28%<br />

30%<br />

körperliche Gewalt<br />

sexuelle Gewalt<br />

Vernachlässigung<br />

psychische Gewalt<br />

30


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Voraussetzungen für eine<br />

gewaltfreie Erziehung<br />

− Kenntnisse darüber, was Gewalt<br />

an Kindern ist und bewirkt<br />

− Einsicht, dass Gewalt kein<br />

taugliches Erziehungsmittel ist<br />

− Erziehungskompetenzen,<br />

Alternativen zur Gewalt<br />

− familienfreundliche Gesellschaft<br />

− wohlwollende Unterstützungsangebote<br />

Elternbildung als Primärprävention<br />

Merkmale elterlicher<br />

Erziehungskompetenz<br />

(Sigrid Tschöpe-Scheffler):<br />

− Wissen<br />

− Handeln<br />

− Selbsterfahrung<br />

− Netzwerkbildung<br />

gute Elternbildung bietet:<br />

− Input<br />

− üben an konkreten Beispielen<br />

− ausprobieren zuhause<br />

− Reflexion <strong>des</strong> Familienalltags<br />

− Austausch mit andern Eltern<br />

«Starke Eltern – Starke Kinder ® »<br />

− entwickelt vom Paula Honkanen-<br />

Schoberth (finnischer Kinderschutz)<br />

− übernommen vom Deutschen<br />

Kinderschutzbund<br />

− Auf- und Ausbau unterstützt vom<br />

BMFSFJ im Rahmen der<br />

Umsetzung <strong>des</strong> §1631<br />

− seit 2006 in der Schweiz angeboten<br />

Hauptziele <strong>des</strong> Kurses<br />

− Verbesserung der Kommunikations-<br />

und Erziehungsfähigkeiten<br />

− Stärkung <strong>des</strong> Selbstvertrauens<br />

der Eltern als Erziehende<br />

− Das eigene Kind besser<br />

verstehen<br />

− Konflikte erkennen und Lösungsmöglichkeiten<br />

anwenden<br />

− Förderung einer gewaltfreien<br />

Erziehung: weder autoritär noch<br />

antiautoritär, sondern anleitend<br />

Die fünf Stufen der<br />

anleitenden Erziehung<br />

Welche Erziehungsziele<br />

habe ich?<br />

Kenne ich<br />

mich selbst?<br />

Kurs-Aufbau<br />

Kann ich meinem<br />

Kind helfen?<br />

− konzipiert als 12-teiliger Kurs<br />

� in der Schweiz meist als<br />

Basis- und Aufbaukurs angeboten<br />

(meist 2 x 4 Kurseinheiten)<br />

− Haltungen, Werte<br />

� Fokus bei den Eltern<br />

− entwicklungsfördernde und entwicklungshemmende<br />

Erziehung<br />

− Inputs, Übungen, Wochenaufgabe<br />

Wie lösen wir<br />

Probleme in<br />

der Familie?<br />

Wie drücke ich meine<br />

Bedürfnisse aus?<br />

31


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

spezielle Unterlagen<br />

Sprachversionen<br />

− türkisch<br />

− russisch<br />

− italienisch<br />

geplant:<br />

− französisch<br />

− Migrationssprachen<br />

in der Schweiz<br />

Ergänzungsmaterial<br />

− ganz praktisch<br />

− Pubertät<br />

− null bis drei<br />

− Patchwork<br />

− Grosseltern<br />

− bis jetzt rund 200 durchgeführte Kurse<br />

− rund ¼ der Teilnehmenden sind Männer<br />

− Unterteilung in Basis- und Aufbaukurs bewährt sich<br />

− ehrenamtlicher Aufbau; seit August 2011 offiziell bei der Stiftung<br />

Kinderschutz Schweiz<br />

− reformierte Lan<strong>des</strong>kirche Kanton Zürich<br />

− Kanton Solothurn<br />

− Pro Juventute Appenzell AR<br />

− Nanny-Lehrgang <strong>des</strong> SRK<br />

− Pilotversuche mit angeordneter Teilnahme<br />

geplanter Ausbau in der Schweiz<br />

− Aufbau in der italienisch sprechenden Schweiz<br />

− Aufbau in der französisch sprechenden Schweiz<br />

− Projekt "verpflichtende Kursteilnahme"<br />

− innerbetriebliche Kurse<br />

− «Starke Eltern – Starke Kinder ® » für pädagogische<br />

Fachpersonen<br />

Schulung der Kursleiter/innen<br />

und Qualitätssicherung<br />

− Voraussetzung: pädagogische, soziale oder psychologische<br />

Grundausbildung, wenn möglich SVEB I, Erfahrungen in<br />

Familienarbeit und Erwachsenenbildung<br />

− Schulung: 2 x 2 Tage<br />

− Teilnahme an Weiterbildung<br />

oder Erfahrungsaustausch<br />

Wirksamkeit von SESK-Kursen<br />

Wulf Rauer (Universität Hamburg): 4 Monate nach<br />

Kursbesuch<br />

− zufriedener mit der Elternrolle<br />

− klarere Erziehungshaltung<br />

− positives Sozialverhalten <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> (z.B. vereinbarte<br />

Regeln)<br />

− Kinder erhalten mehr Unterstützung, Trost und Wärme<br />

− Kinder haben weniger Verhaltensprobleme mit andern<br />

Kindern<br />

Rückmeldungen von<br />

Kursteilnehmenden<br />

− viel entspannter, mehr<br />

Gelassenheit<br />

− das Positive am Kind sehen<br />

− mehr Freude, eine Familie zu sein<br />

− gute Gespräche mit Partner/in<br />

und Kindern<br />

− Schläge sind kein taugliches<br />

Mittel<br />

− nicht Sturm bekämpfen, sondern<br />

Schiff auf Kurs halten<br />

32


Elternkommpetenzen<br />

– CCapacités<br />

pareentales<br />

wwww.starkeeltern-starkeekinder.ch<br />

Fazzit<br />

− Eltternbildung<br />

– ganz<br />

Kinder<br />

Er<br />

− Pr<br />

− Ei<br />

tun<br />

− W<br />

se<br />

® z speziell «Starke EEltern<br />

– Starke<br />

» – kann eineen<br />

wirksamen Beitrrag<br />

zur gewaltfreienn<br />

rziehung leisten.<br />

rävention kostet � Intervention ist weesentlich<br />

teurer<br />

n professioneller AAusbau<br />

und angemeessene<br />

Unterstützuung<br />

n Not in der Schweeiz.<br />

Wirkungsvolle Elternbildungsangebote<br />

müssen zu einem<br />

elbstverständlichen Teil der Familienhiilfe<br />

werden.<br />

Forderuungen<br />

/ Wünsche<br />

/ Beiträge<br />

− Gesetz für r eine gewaltfreie EErziehung<br />

� die Stiftuung<br />

Kinderschutz SSchweiz<br />

plant eine<br />

Kampagnee<br />

«gewaltfreie Erzieehung»<br />

− Politiker/innen,<br />

die sich für Prrävention<br />

stark macchen<br />

− Gemeinden,<br />

die Familien stärken<br />

"bevor es brennnt"<br />

− Geldgeberr,<br />

die nicht nur "innoovative"<br />

Pilotprojekkte<br />

unterstützeen,<br />

sondern auch KKontinuität<br />

− Medienschhaffende,<br />

die über uunterstützende<br />

Anggebote<br />

berichten<br />

− mehr Lehree<br />

und Forschung zzur<br />

Elternbildung ann<br />

Unis und FHS<br />

…und zzum<br />

Schlusss<br />

noch diees…<br />

gesucht:<br />

− Mütter undd<br />

Väter, die mal an die Grenze gekommmen<br />

sind<br />

− Erwachsenne,<br />

die als Kind in dder<br />

Familie Gewalt erlebt<br />

haben<br />

� nicht primäär<br />

drastische Geschhichten,<br />

sondern Alltag<br />

www.kinnderschutz.cch<br />

33


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Les bénéfices de<br />

la participation<br />

<strong>des</strong> enfants aux<br />

décisions<br />

familiales<br />

Alain Clémence<br />

Résumé<br />

Dans ce projet, nous examinons les liens de<br />

différentes formes de l’exercice de l’autorité<br />

parentale avec la régulation du développement et de<br />

la socialisation. L’exercice de l’autorité, dans les<br />

familles et à l’école, a subi de profon<strong>des</strong><br />

transformations depuis une trentaine d’années. Un<br />

nouveau modèle a émergé progressivement, en<br />

remplaçant un ancien modèle basé sur le statut <strong>des</strong><br />

personnes, l’ordre et l’inculcation, l’exécution et le<br />

contrôle. Le nouveau modèle, dont les frontières<br />

sont encore floues, est fondé sur les compétences<br />

<strong>des</strong> personnes, la fixation d’objectifs et la<br />

participation, la performance et l’évaluation. Dans<br />

cette transformation, d’importantes questions<br />

relatives aux fonctions, aux hiérarchies et aux droits,<br />

sont de plus en plus régulées par la recherche d’un<br />

consensus et le partage <strong>des</strong> responsabilités. Le<br />

nouveau modèle de l’autorité introduit <strong>des</strong><br />

modifications majeures dans les processus<br />

d’apprentissage, d’orientation et d’intégration <strong>des</strong><br />

normes et <strong>des</strong> connaissances, et transforme les<br />

construction de l’identité <strong>des</strong> enfants et <strong>des</strong><br />

adolescents, leurs projets et leurs trajectoires.<br />

Le nouveau modèle de l’autorité est construit de<br />

façon multiple et contradictoire. D’un côté, nombre<br />

d’étu<strong>des</strong> l’encourage en montrant ses bénéfices pour<br />

le développement cognitif et affectif, la protection <strong>des</strong><br />

minorités, <strong>des</strong> enfants en particulier, la tolérance <strong>des</strong><br />

différences interindividuelles et interculturelles et la<br />

participation citoyenne. De l’autre, le modèle est<br />

accusé de créer de nouveaux problèmes dans les<br />

mêmes domaines: instabilité du développement<br />

cognitif et affectif, difficultés d’intégration <strong>des</strong><br />

minorités, anxiété sociale face à la multiplicité <strong>des</strong><br />

modèles, ou standardisation passive <strong>des</strong><br />

comportements. De nombreux adultes émettent <strong>des</strong><br />

doutes sur la manière d’exercer leur autorité, en<br />

particulier sur l’efficacité de l’usage de l’induction<br />

plutôt que la coercition. Les réactions violentes <strong>des</strong><br />

adolescents et un sentiment diffus de désordre et<br />

d’échec alimentent un débat nourri sur les nouvelles<br />

formes de l’autorité, comme le montre la floraison<br />

d’ouvrages et de conseils <strong>des</strong>tinés aux parents.<br />

L’installation du nouveau modèle traverse aujourd’hui<br />

une phase cruciale dans différentes instances de<br />

socialisation.<br />

Notre principal objectif est de caractériser le<br />

nouveau modèle de l’autorité, et ensuite de comparer<br />

son émergence et son fonctionnement dans différents<br />

contextes de socialisation, l’école et la famille en<br />

particulier. Le second objectif est d’examiner les<br />

formes de l’exercice de l’autorité <strong>des</strong> mères et <strong>des</strong><br />

pères, et leur impact sur les réactions <strong>des</strong> enfants <strong>des</strong><br />

deux sexes. Plus spécifiquement, notre projet vise à<br />

définir quelles décisions sont imposées, discutées et<br />

déléguées, et comment différentes formes de<br />

l’autorité facilitent les relations entre générations et<br />

entre pairs. Un troisième objectif est de revoir et de<br />

valider une approche de l’autorité parentale en tant<br />

que processus de prise de décisions.<br />

Une étude empirique a été conduite dans les<br />

contextes scolaires et familiaux en utilisant différentes<br />

métho<strong>des</strong> (questionnaires et entretiens). Nous<br />

examinons les représentations, les procédures de<br />

décisions et les comportements qui interviennent<br />

dans les relations entre parents et enfants et entre<br />

enseignants et élèves, et nous mesurons les<br />

performances scolaires et l’intégration sociale. Les<br />

données ont été collectées auprès de trois<br />

populations de deux régions de la Suisse romande:<br />

526 élèves (249 du 6ème degré et 277 du 9ème<br />

34


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

degré) ont complété un questionnaire standardisé<br />

dans le cadre scolaire; 100 familles ont ensuite été<br />

tirées au sort et les parents ont été interviewés chez<br />

eux (95 mères et 48 pères); enfin, 26 enseignants <strong>des</strong><br />

élèves concernés ont été interrogés.<br />

Trois résultats principaux doivent être mis en<br />

évidence. Sur la base du Questionnaire d’Autorité<br />

Parentale (Reitman & al., 2002), nous avons construit<br />

une échelle pour mesurer trois dimensions (directive,<br />

participative et déléguée) de la prise de décision entre<br />

parents et enfants. Une analyse corrélationnelle avec<br />

un vaste ensemble d’indicateurs <strong>des</strong> relations et <strong>des</strong><br />

comportements démontre clairement la validité de<br />

cette approche tridimensionnelle de l’autorité<br />

parentale. De plus, les données confirment le fait que<br />

les enfants définissent de manière plus précise que les<br />

parents le fonctionnement de l’autorité. Ainsi, les<br />

mères apparaissent plus directives que les pères, et<br />

les filles bénéficient davantage de la participation que<br />

les garçons. L’impact de l’autorité parentale a été<br />

évalué sur les performance scolaires en français et en<br />

mathématiques. Un modèle structurel, reliant<br />

l’intégration sociale de la famille aux performances<br />

scolaires a été testé avec les dimensions de l’autorité<br />

comme facteurs de médiation. Les résultats montrent<br />

un fort effet positif de la dimension participative sur<br />

les performances scolaires. Cet impact médiatise<br />

partiellement l’effet du niveau socioculturel de la<br />

famille. Il est intéressant de relever que les effets<br />

négatifs <strong>des</strong> dimensions directive et déléguée de<br />

l’autorité sont déterminés par, et non déterminantes<br />

de, la baisse <strong>des</strong> performances. Ce modèle<br />

bidirectionnel de l’autorité parentale a été décrit de<br />

façon plus complète avec les analyses effectuées sur<br />

les entretiens. Enfin, il apparaît que les relations<br />

familiales et scolaires sont facilitées par la<br />

participation plus intensive de l’enfant aux décisions<br />

familiales.<br />

Zusammenfassung<br />

In dem vom Referenten erwähnten Forschungsprojekt<br />

(NFP 52) ging es um die Analyse der<br />

unterschiedlichen Formen der Autorität und den<br />

Auswirkungen auf die Entwicklung und die<br />

Sozialisation <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>. Im Mittelpunkt stand der<br />

Erziehungsstil, dies weil die Forscher davon überzeugt<br />

waren, dass dieser die kindliche Entwicklung<br />

massgeblich beeinflusst. Er geht näher auf den Wandel<br />

in der Gesellschaft ein indem er aufzeigt, dass dieser<br />

auch Auswirkungen auf die erworbenen<br />

Kompetenzen aller hat. Die Konturen dieses neuen<br />

Modells der Interaktion, der Mitwirkung und der<br />

Evaluation seien noch unpräzis. Wichtig sei aber, dass<br />

die Veränderung die im Gang ist, Fragen zur<br />

Mitwirkung, zu den Hierarchien, den Rechten und<br />

den Verantwortungen gestellt werden. Das neue<br />

Modell der Autorität erfordere grundsätzliche<br />

Veränderungen damit Kinder und Jugendliche sich<br />

entwickeln und in die Gesellschaft integrieren<br />

können.<br />

Dieses Modell der Autorität habe verschiedene<br />

Facetten und sei auch nicht unwidersprüchlich.<br />

Einerseits wird, dank verschiedenen Studien, die<br />

positiven Errungenschaften in der kognitiven und<br />

emotionalen Entwicklung aufgezeigt. Andererseits<br />

wird auf neue Probleme, die durch dieses Modell<br />

verursacht werden, hingewiesen. Gemeint sind die<br />

gleichen Eigenschaften, die andere als positiv<br />

beurteilen. Viele Erwachsene haben mit dem Konzept<br />

der Autorität Mühe, sie wissen nicht wirklich welche<br />

Effekte Autorität bewirken kann. Es gehört heute zum<br />

guten Ton, den Grund für z.B. Schulschwierigkeiten<br />

oder aggressives Verhalten von Jugendlichen in der<br />

elterlichen Nachlässigkeit zu sehen. Die vielen<br />

Ratgeber sind Zeichen dieser Verunsicherung.<br />

Zwei Zielsetzungen stehen im Vordergrund: zunächst<br />

gilt es die Art der elterlichen Autoritätsausübung im<br />

Alltag in Erfahrung bringen, um dann in einem zweiten<br />

Schritt die Auswirkungen der verschiedenen<br />

Praktiken auf die Leistungen in der Schule und das<br />

Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen ermitteln<br />

zu können. Daraus leitet er eine dritte Zielsetzung,<br />

welche die Überprüfung und die Validierung der<br />

„autoritativen“ Erziehung ermöglicht.<br />

35


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Er verweist auf eine empirische Untersuchung, die in<br />

der Westschweiz durchgeführt wurde. Hierfür<br />

wurden über 500 Schülerinnen und Schüler im Alter<br />

von 12 bis 15 Jahren in Cossonay (VD), Bex (VD) und<br />

Delsberg (JU) befragt, drei Orte, die den Forschern<br />

aufgrund ihrer ausreichend durchmischten<br />

Bevölkerung eine Verallgemeinerung der Resultate<br />

erlauben. Vervollständigt wurden die schriftlichen<br />

Fragebogen anschliessend durch Gespräche mit 26<br />

Lehrkräften und Eltern von ungefähr 100 Schülern.<br />

Es fiel auf, dass die "autoritative" Erziehung, bei der<br />

die Kinder an familiären Entscheidungen mitwirken, in<br />

den Westschweizer Familien weit verbreitet zu sein<br />

scheint. Dieser erste Eindruck wird dadurch<br />

verstärkt, dass diese spezifische Art Autorität<br />

auszuüben, als einzige in fast einem Drittel der<br />

Familien praktiziert wird. Das autoritäre Erziehungsmodell,<br />

das auf einseitigem Gehorsam und der<br />

Unterordnung der Kinder basiert, ist hingegen weit<br />

weniger verbreitet. Und was die heutzutage verpönte<br />

antiautoritäre Erziehungsmethode betrifft, in welchem<br />

den Kindern ihre Erziehung gewissermassen selbst<br />

auferlegt wird, spielt gemäss den Aussagen der<br />

Jugendlichen eine Nebenrolle und ist den Eltern<br />

zufolge sogar höchst selten anzutreffen.<br />

Nachdem die zu untersuchenden Erziehungsmodelle<br />

festgesetzt waren, interessierte sich der Referent und<br />

sein Forscherteam für deren Auswirkungen auf das<br />

Verhalten, die schulischen Leistungen und ganz<br />

allgemein auf die Sozialisation von Kindern und<br />

Jugendlichen. Die Resultate waren sehr erstaunliche.<br />

Es wurde deutlich, dass sowohl die schulische<br />

Integration als auch die Selbstachtung der Kinder<br />

steigt, wenn die Eltern sie bei Entscheidungen<br />

miteinbeziehen - dies unabhängig vom sozioprofessionellen<br />

Niveau der Eltern, der Sprache oder<br />

der familiären Situation (traditionelle Familie,<br />

Alleinerziehende oder Patchwork-Familie). Umgekehrt<br />

ist die Selbstachtung geringer, wenn die<br />

elterliche Autorität einseitig ausgeübt wird, also wenn<br />

Eltern ihre Kinder wenig oder gar nicht an<br />

Entscheidungen teilhaben lassen und sie streng<br />

überwachen. Dieser negative Effekt zeigt sich bei den<br />

jüngsten Schülern am deutlichsten.<br />

Das gleiche gilt für die Leistungen in der Schule. Für<br />

deren Auswertung bezogen sich die Forscher bei den<br />

12-jährigen auf die Notendurchschnitte in Mathematik<br />

und Französisch und bei den 15-jährigen auf den<br />

allgemeinen Lernstoff. Die Studie zeigt<br />

unmissverständlich, dass die Leistungen besser sind,<br />

wenn das Erziehungsmodell auf aktiver Teilnahme und<br />

Mitwirkung gründet und nicht auf unabdingbaren<br />

Gehorsam abstellt. Obschon der schulische Erfolg<br />

weitgehend von der sozialen Herkunft abhängt,<br />

hinterlässt der Einfluss <strong>des</strong> jeweiligen<br />

Erziehungsmodells deutliche Spuren. Im Gegensatz<br />

dazu sind die Auswirkungen der Sprache im<br />

Elternhaus oder der familiären Situation auf die<br />

Schulleistungen gering.<br />

Wenn auch die schulischen Leistungen in jedem Fall<br />

besser ausfallen, wenn die Eltern ein partnerschaftliches<br />

Erziehungsmodell anwenden, so hebt die<br />

Studie gleichwohl die Unterschiede zwischen den<br />

Geschlechtern und den verschiedenen Schulstufen<br />

hervor. Der günstige Einfluss der auf Mitwirkung<br />

basierenden Erziehung ist demnach bei den Knaben<br />

sowie den 12-jährigen Schülerinnen am grössten, der<br />

negative Einfluss einer autoritären Erziehung ist bei<br />

den 15-jährigen am stärksten spürbar, und die<br />

negativen Auswirkungen eines «Laisser-faire»-<br />

Erziehungsstils fallen bei den Mädchen und<br />

grundsätzlich gegen Ende der Schulzeit am meisten ins<br />

Gewicht.<br />

Les bénéfices de la<br />

participation <strong>des</strong> enfants aux<br />

décisions familiales<br />

Alain Clémence<br />

Université de Lausanne<br />

Avec Claude-Albert Kaiser, Marianne Modak, Michel Nicolet, Tania Zittoun, Valérie<br />

Biétry & Delphine Gex-Collet<br />

PNR52 "L'enfance, la jeunesse et les relations entre générations dans une société en mutation"<br />

36


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Les bénéfices de la<br />

participation <strong>des</strong> enfants aux<br />

décisions familiales<br />

Alain Clémence<br />

Université de Lausanne<br />

Avec Claude-Albert Kaiser, Marianne Modak, Michel Nicolet, Tania Zittoun, Valérie<br />

Biétry & Delphine Gex-Collet<br />

PNR52 "L'enfance, la jeunesse et les relations entre générations dans une société en mutation"<br />

Quel est le but de l’exercice de<br />

l’autorité parentale?<br />

• C’est d’avoir …<br />

• … <strong>des</strong> enfants épanouis:<br />

– heureux, sociables, honnêtes …<br />

– … qui vivent bien avec nous, s’amusent avec leurs ami-e-s, gentils<br />

avec les autres, …<br />

– autonomes, performants, créatifs …<br />

– … qui font leurs devoirs, obtiennent de bonnes notes, travaillent<br />

bien …<br />

Autres buts de l’exercice de l’autorité<br />

parentale?<br />

• C’est d’avoir aussi …<br />

• … <strong>des</strong> enfants obéissants:<br />

– soumis à leurs parents et aux adultes<br />

– … qui ne parlent pas à table, cèdent leur place dans le bus,<br />

rangent leur chambre<br />

– soumis aux normes sociales<br />

– … qui ne crient pas, vont à l’école avec plaisir, s’habillent<br />

correctement, ne fument pas<br />

3<br />

4<br />

Donc, l’éducation est marquée par une<br />

tension!<br />

• Faut-il se centrer sur l’épanouissement de l’enfant<br />

(avec le risque de valoriser un rebelle avec <strong>des</strong><br />

problèmes d’intégration) ?<br />

• Faut-il se centrer sur l’ordre social (avec le risque de<br />

valoriser un conformiste avec <strong>des</strong> problèmes de<br />

prises de décision) ?<br />

Evolution du modèle<br />

familial et éducatif<br />

Evolution du modèle familial<br />

5<br />

7<br />

37


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Evolution de la relation éducative<br />

• Modèle statutaire<br />

• Autorité basée sur le<br />

statut de l’adulte<br />

• Relations hiérarchiques et<br />

stables<br />

• Ordre unilatéral de l’adulte<br />

vers l’enfant<br />

• Evaluation de l’exécution<br />

• Modèle participatif<br />

• Autorité basée sur les<br />

compétences<br />

• Relations symétriques et<br />

instables<br />

• Objectifs fixés par l’adulte<br />

avec participation de l’enfant<br />

• Evaluation de la performance<br />

Evolution plus générale<br />

• Fragmentation et instabilité <strong>des</strong> familles<br />

• Augmentation du poids de l’école dans la réussite<br />

sociale<br />

• Extension de la durée de la scolarisation<br />

• Complexification du système scolaire<br />

• Accentuation de la différence famille/école<br />

Deux idées (fausses) qui persistent<br />

• Les comportements <strong>des</strong> enfants sont stables et<br />

indépendants <strong>des</strong> contextes<br />

• L’exercice de l’autorité éducative est unilatéral, de<br />

l’adulte vers l’enfant<br />

8<br />

10<br />

11<br />

La famille et l’école sont <strong>des</strong> contextes<br />

éducatifs différents<br />

• La famille est un petit<br />

groupe socialement et<br />

génétiquement homogène<br />

• dirigée par <strong>des</strong> amateurs de<br />

l’éducation<br />

• et motivée par la satisfaction<br />

<strong>des</strong> besoins et la réussite<br />

sociale<br />

• La classe est un grand<br />

groupe socialement et<br />

génétiquement hétérogène<br />

• dirigée par <strong>des</strong><br />

professionnels de l’éducation<br />

• et orientée par un<br />

programme d’apprentissage<br />

Mais ce sont <strong>des</strong> contextes éducatifs<br />

liés<br />

Parents Enfant<br />

12<br />

Comportements<br />

Performances<br />

scolaire<br />

Styles d’autorité parentale<br />

13<br />

38


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Définition <strong>des</strong> styles éducatifs<br />

• Depuis les travaux de Baumrind (1971), la définition de<br />

l’autorité parentale est basée sur deux dimensions:<br />

– Une dimension d’encadrement <strong>des</strong> comportements de l’enfant<br />

– Une dimension d’écoute <strong>des</strong> besoins de l’enfant<br />

• Cependant, cette distinction a conduit à privilégier l’idée que la<br />

bonne autorité nécessitait un encadrement fort accompagné<br />

d’une affection pour ses enfants<br />

• Nous avons défini trois styles éducatifs basés sur la manière de<br />

prendre les décisions, indépendamment <strong>des</strong> relations<br />

affectives:<br />

– Directif: les parents prennent seuls les décisions<br />

– Participatif: les parents prennent les décisions avec la consultation <strong>des</strong><br />

enfants<br />

– Délégué: les parents délèguent aux enfants les prises de décisions<br />

Variations <strong>des</strong> styles éducatifs<br />

• Le style actuel d’autorité parentale est dominé par la<br />

participation (modèle participatif), mais varie selon<br />

le niveau socio-économique <strong>des</strong> parents et leurs<br />

souvenirs d’enfance<br />

• La définition du style d’autorité parentale varie selon<br />

les domaines d’intervention et évolue selon l’âge et<br />

les réactions de l’enfant<br />

• La définition du modèle parental de l’autorité est<br />

plus pragmatique et réaliste chez les enfants que<br />

chez les parents<br />

Quelles questions posées à qui?<br />

Questionnement <strong>des</strong><br />

enfants, <strong>des</strong> parents et <strong>des</strong><br />

enseignants<br />

15<br />

16<br />

Un questionnaire (enfants, parents et<br />

enseignants)<br />

Par exemple pour définir les styles éducatifs (une question pour la version<br />

enfant):<br />

8. A quel point es-tu d’accord avec les phrases suivantes ?<br />

- Une fois que les règles ont été établies dans ma famille, mon père (ma mère) discute avec<br />

moi <strong>des</strong> raisons de ces règles<br />

Pas du tout d’accord Tout à fait d’accord<br />

1-------2-------3-------4-------5<br />

- Mon père (ma mère) me dit ce qu’il attend de moi et si je ne le fais pas, il me punit<br />

Pas du tout d’accord Tout à fait d’accord<br />

1-------2-------3-------4-------5<br />

- Mon père (ma mère) me laisse décider ce que je veux faire sans rien me dire<br />

Pas du tout d’accord Tout à fait d’accord<br />

1-------2-------3-------4-------5<br />

Une grille d’entretien (avec les parents<br />

et les enseignants)<br />

Avec les parents<br />

• Qu’est-ce qui vous plaît … et<br />

ne vous plaît pas chez votre<br />

enfant ?<br />

• Comment se passent les<br />

devoirs ?<br />

• Quand vous aviez l’âge de<br />

votre enfant …?<br />

• Comment avez-vous appris<br />

votre manière d’éduquer?<br />

• Etc.<br />

De quelques (petites) difficultés<br />

Sur le terrain<br />

Avec les enseignants<br />

18<br />

• Qu’est-ce qui vous plaît … et<br />

ne vous plaît pas chez vos<br />

élèves ?<br />

• Comment se passent les<br />

devoirs ?<br />

• Quand vous aviez l’âge de<br />

vos élèves …?<br />

• Comment avez-vous appris<br />

votre manière d’enseigner?<br />

• Etc.<br />

19<br />

39


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Petits problèmes de terrain<br />

• La recherche patiente de participant-e-s:<br />

– demander, expliquer, traduire, se promener, attendre<br />

• Taille et représentativité de la population:<br />

– impératifs théoriques et statistiques<br />

• Gestion de la recherche: contacts,<br />

– autorisations, passations, codifications, entretiens, transcriptions<br />

Les enfants interrogés<br />

Jura Vaud<br />

Degré 6 Filles 57 63<br />

Garçons 62 67<br />

Total 119 130<br />

Degré 9 Filles 70 65<br />

Garçons 62 80<br />

Total 132 145<br />

Validation <strong>des</strong> modèles de<br />

l’autorité<br />

21<br />

22<br />

4.5<br />

4<br />

3.5<br />

3<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

0<br />

Proportion d’enfants punis selon le<br />

style parental<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Directif Participatif Délégué<br />

Par la mère<br />

Par le père<br />

Style d’autorité parentale selon les<br />

parents<br />

Pères<br />

Directif Participatif Délégué<br />

Style d’autorité parentale selon les<br />

enfants<br />

Niveau d'accord<br />

5<br />

4.5<br />

4<br />

3.5<br />

3<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

Directif Participatif<br />

Style<br />

Délégué<br />

24<br />

25<br />

26<br />

Mères<br />

Pères<br />

40


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Impact sur l’estime de soi et les performances scolaires de<br />

l’enfant<br />

Quelles sont les<br />

conséquences pratiques de<br />

l’exercice de l’autorité?<br />

Intégration<br />

sociale<br />

Modèle général (dynamique)<br />

Autorité<br />

parentale<br />

Estime<br />

de soi<br />

Résultats<br />

scolaires<br />

Estime de soi: de quoi s’agit-il ?<br />

L’estime de soi porte sur la satisfaction de ce que nous sommes<br />

et la confiance dans ce que nous sommes.<br />

Par exemple, question adressée aux enfants:<br />

En ce moment, comment te sens-tu ? (réponse de 1: pas<br />

du tout d’accord à 5: tout à fait d’accord)<br />

– J’ai confiance en mes <strong>capacités</strong><br />

– Je suis satisfait de l’apparence de mon corps<br />

– Je suis frustré par mes performances<br />

– J’ai de la peine à comprendre les choses à l’école<br />

– ….<br />

28<br />

29<br />

Ou, autre méthode: répondre plusieurs<br />

fois à « Qui suis-je? »<br />

Réponses de filles<br />

• Petite brune aux yeux bleus,<br />

gentille, sérieuse<br />

• Une fille blonde passionnée <strong>des</strong><br />

animaux<br />

• Une petite fleur, un chien, un<br />

chat, un chapeau, une reine,<br />

une artiste, une acrobate<br />

• Une fille de 11 ans plutôt petite,<br />

gentille, timide<br />

Réponses de garçons<br />

• Un footballeur, un garçon<br />

très gentil, patient, très joli,<br />

très musclé<br />

• Beau, fort, intelligent,<br />

musclé, gentil, sexy, éduqué,<br />

un gentleman<br />

• Drôle, ouvert, assez<br />

intelligent, sportif<br />

• Beau, sympa, sportif, un<br />

paysan fier de l’être, un<br />

patriote suisse, pas un<br />

fumeur de joint, pas<br />

étranger, un motard fier de<br />

mon village suisse<br />

Les réponses les plus fréquentes <strong>des</strong><br />

filles et <strong>des</strong> garçons<br />

Réponses <strong>des</strong> filles<br />

• Brune, blonde<br />

• Yeux bleus<br />

• Gentille<br />

• Sensible<br />

• Timide<br />

• Moche<br />

• Animal (chien, cheval)<br />

Réponses <strong>des</strong> garçons<br />

• Sportif<br />

• Gentil<br />

• Beau<br />

• Intelligent<br />

• Sympa<br />

• Fort, musclé<br />

• Curieux<br />

• Drôle<br />

Qu’observe-t-on ?<br />

• Estime de soi « corporelle » baisse:<br />

– Chez les filles, avec l’âge et l’intégration linguistique<br />

– Lorsque le style participatif baisse<br />

• L’estime de soi « performance » baisse:<br />

– Chez les filles, les familles décomposées et lorsque le niveau social<br />

baisse<br />

– Lorsque le style participatif baisse et lorsque le style<br />

directif s’accentue<br />

• L’estime de soi est étroitement associée aux<br />

résultats scolaires<br />

30<br />

31<br />

32<br />

41


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Performances scolaires: notes<br />

• Notes moyennes en français et en mathématiques<br />

du trimestre (communiquées par les élèves)<br />

• Niveau scolaire au 9ème degré: trois Filière pour le<br />

canton de Vaud ou trois niveaux (français et<br />

mathématiques) pour le Jura<br />

5<br />

4.9<br />

4.8<br />

4.7<br />

4.6<br />

4.5<br />

4.4<br />

4.3<br />

Performances scolaires selon le canton<br />

Degré 6<br />

Jura Vaud Différence<br />

(t)<br />

Note Math (1 à 6) 4.83 4.39 P < .001<br />

Note Français (1<br />

à 6)<br />

4.77 4.50 P < .05<br />

Degré 9<br />

Niveau scolaire<br />

(1 à 3)<br />

2.11 2.39 P < .005<br />

Note Math (1 à 6) 4.57 4.23 P < .001<br />

Note Français (1<br />

à 6)<br />

4.76 4.40 P < .001<br />

Note en français selon le style d’autorité<br />

parentale (6ème)<br />

Filles<br />

Directif Participatif Délégué<br />

33<br />

34<br />

35<br />

4.8<br />

4.7<br />

4.6<br />

4.5<br />

4.4<br />

4.3<br />

4.2<br />

4.1<br />

4<br />

3<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

0<br />

Note en mathématique selon le style<br />

d’autorité parentale (6ème)<br />

Filles<br />

Directif Participatif Délégué<br />

Niveau/filière selon le style d’autorité<br />

parentale (9ème)<br />

Filles<br />

Directif Participatif Délégué<br />

Validation du modèle général<br />

Ajustement (dl=111) NFI: .98; CFI: .99; PCFI: .72; RMSEA:.047 (.033-.060)<br />

Niveau<br />

social<br />

Directif<br />

Participatif<br />

Délégué<br />

Attention<br />

Compréhension<br />

R 2 = .40<br />

Note Français<br />

Note Math<br />

36<br />

37<br />

R 2 = .37<br />

38<br />

42


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Qu’observe-t-on ?<br />

• Impact de l’insertion sociale<br />

– Fort de l’origine sociale<br />

– Faible de la situation familiale et de l’intégration linguistique<br />

• Impact du style d’autorité parentale<br />

– Fort impact positif du style participatif (surtout au 6ème degré)<br />

– Fort impact négatif du style directif (surtout au 9ème degré)<br />

– Impact négatif du style délégué (surtout chez les filles et au 9ème<br />

degré)<br />

Modèles et applications<br />

Stratégies éducatives<br />

<strong>parentales</strong><br />

Stratégies de régulation de l’autorité<br />

• L’analyse de contenu a permis de mettre en<br />

évidence quatre stratégies globales que les parents<br />

utilisent comme options éducatives, et qui donc<br />

orientent leurs décisions:<br />

– Conformiste (20 entretiens)<br />

– Contractuelle (31 entretiens)<br />

– Expressive (17 entretiens)<br />

– Autonome (13 entretiens)<br />

39<br />

41<br />

Régulation conformiste<br />

• Orientée par la fixation de limites, l’obéissance et le<br />

respect <strong>des</strong> règles<br />

– « On estime que ce sont les parents qui doivent mener la vie chez nous (…) enfin<br />

c’est nous qui commandons, ce ne sont pas les enfants qui commandent, ils doivent<br />

se plier à nos règles » (340/1-2 ; mère secrétaire, père agriculteur)<br />

– « Ils ont toujours su que pour faire quelque chose il fallait le demander (…) j’estime<br />

qu’elle – c’est une fille, elle a 16 ans, c’est le seule chose que je lui demande le<br />

matin – doit faire son lit avant de partir. Donc elle fait son lit le matin, mais le<br />

garçon, c’est moi qui fait son lit. ». (580/12 ; mère au foyer sans formation, père<br />

ouvrier)<br />

Régulation contractuelle<br />

• Orientée par la réussite scolaire ainsi que<br />

l’autonomie et la participation dans un cadre donné<br />

dès la naissance<br />

– « C’est surtout un cadre qu’il faut poser et à l’intérieur de ce cadre ils se déplacent<br />

comme ils veulent (…). Ça a toujours été le même discours depuis les premiers<br />

mois de la naissance » (370/1-2 ; mère journaliste indépendante, père ingénieur).<br />

– « Père: moi je suis d’accord de discuter sur tout, avec le risque plus tard de dire,<br />

écoutez on fait comme ça. Mère: Tu discutes … mais par exemple si je pense au<br />

foot pour S., tu discutes, mais après … Père : J’argumente après pourquoi je ne<br />

suis pas d’accord (....). » (466/16; mère secrétaire, père directeur commercial).<br />

Régulation expressive<br />

• Orientée par l’adaptation et l’épanouissement de la<br />

personnalité de l’enfant<br />

– «Je préfère avoir un enfant heureux qu’un enfant qui transporte ses problèmes<br />

différemment. » (016/6 ; mère vendeuse, père typographe).<br />

– « On est à l’écoute d’eux, de nos enfants. On peut avoir, par exemple, décidé<br />

quelque chose et changer d’avis parce qu’ils ont réussi à nous motiver (…). On n’a<br />

pas une ligne directrice (…). On va au gré du vent, on s’adapte, on prend les choses<br />

quand elles arrivent. » (055/1 ; mère au foyer, esthéticienne de formation, père<br />

cadre moyen).<br />

42<br />

43<br />

44<br />

43


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Régulation autonome<br />

• Orientée par l’autonomie de l’enfant et le rejet de sa propre<br />

éducation (autoritaire)<br />

– «J’ai surtout en partie voulu éviter l’éducation que j’ai eue. Ça ne veut pas dire qu’elle<br />

n’était pas bonne, mais il y avait trop d’autorité et je me suis rendu compte qu’on pouvait –<br />

quand on veut – faire <strong>des</strong> crasses et les faire encore pire. Alors, quand on discute le pourquoi<br />

<strong>des</strong> choses, et puis qu’on les laisse faire certains pas en avant, s’ils se plantent, ils apprennent<br />

aussi à assumer leurs décisions » (092/8 ; mère conseillère en placement, père ouvrier<br />

qualifié).<br />

– « Je pense que l’éducation doit faire <strong>des</strong> enfants <strong>des</strong> gens qui sont responsables et qui se<br />

prennent en main (...). Je fais en sorte qu’ils soient responsables, c’est à dire que lorsqu’ils<br />

s’engagent quelque part, et bien, ils tiennent leur engagement. S’ils font partie d’une société et<br />

bien ils participent à la société et j’entends ils participent activement. » (045/1-2; mère<br />

animatrice, père enseignant).<br />

Pourquoi la participation<br />

favorise l’épanouissement et<br />

l’adaptation scolaire <strong>des</strong><br />

enfants<br />

Sur quoi repose l’efficacité de la<br />

participation?<br />

• Explication cognitive: développement meilleur par la<br />

participation<br />

• Explication motivationnelle: stimulation <strong>des</strong><br />

échanges<br />

• Explication identitaire: reconnaissance et<br />

valorisation de l’enfant induisent une construction<br />

plus claire de l’identité sociale<br />

• Explication adaptative: convergence entre modèle<br />

parental et exigences scolaires et sociales<br />

45<br />

47<br />

Sinon que … parler et expliquer prennent souvent beaucoup<br />

de temps dans un contexte où nous avons peu de temps!<br />

Faut-il vraiment une<br />

conclusion?<br />

44


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Mögliche<br />

Empfehlungen<br />

Quelques<br />

conclusions<br />

possibles<br />

Lucrezia Meier-Schatz<br />

Am Ende dieser Tagung, möchte ich einzelne Punkte<br />

kurz herausholen, Schlussfolgerungen sind es nicht<br />

aber vielleicht können diese Gedanken als<br />

Empfehlungen an die verschiedenen Akteure eine<br />

gewisse Gültigkeit haben.<br />

Wir wissen, dass die Befindlichkeit von Kindern und<br />

Eltern massgeblich von einem Bündel von Einflussfaktoren<br />

bestimmt wird.<br />

Gerne würde ich folgende Punkte für die<br />

Weiterbearbeitung in den Vordergrund setzen:<br />

1. Es braucht vermehrt ein vernetztes Denken<br />

sowohl bei der Analyse von Bedürfnissen als auch<br />

bei der Entwicklung zielgerechter Förder- und<br />

Unterstützungsmassnahmen;<br />

2. Wir müssen eine hochwertige, bedürfnisorientierte<br />

Unterstützung von Eltern in ihrer<br />

Verantwortung für die emotionale, kognitive und<br />

gesundheitliche Entwicklung von Kindern<br />

fordern;<br />

3. Im Wissen, dass die Qualität der frühen<br />

Förderung von Kindern über gelungene und<br />

misslungene Lebensentwürfe entscheidet (mit<br />

allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen<br />

Folgekosten) braucht es eine erhöhte<br />

Bereitschaft für die Förderung der Prävention,<br />

denn die Zukunftschancen von Kindern dürfen<br />

nicht von den sozio-ökonomischen und soziokulturellen<br />

Faktoren abhängen;<br />

4. Der Ausbau <strong>des</strong> Beratungs- und Bildungsangebotes<br />

für Eltern ist erforderlich. Grundvoraussetzung<br />

für ein niederschwelliges Angebot<br />

für Eltern ist ohne Finanzierungsbeitrag der<br />

öffentlichen Hand nicht realisierbar, daher sind<br />

die Gemeinden aufgefordert einen Beitrag zur<br />

Finanzierung zu leisten. Diese Präventionskosten<br />

stehen den späteren viel teureren Reparaturkosten<br />

gegenüber.<br />

5. Viele Eltern sind trotz den vielen Ratgebern<br />

verunsichert und wissen nicht immer wie sie ihre<br />

Kinder in adäquater Weise unterstützen können.<br />

Deshalb braucht es ein vermehrtes Angebot von<br />

Elternbildungskursen zur Stärkung ihrer Erziehungskompetenz.<br />

Es wäre zu überlegen, ob<br />

Elternbildungskurse bereits in den Mütter- und<br />

Väterzentren, in den Kitas oder Familienzentren<br />

angeboten würden, weil dort die Schwellenängste<br />

von Eltern am geringsten sind.<br />

6. Elternbildung muss und vor allem kann ferner<br />

einen konstruktiven Beitrag leisten, damit die<br />

Rechte der Kinder respektiert werden.<br />

Angesprochen sind vor allem die Partizipationsrechte<br />

und das Recht auf eine gewaltfreie<br />

Erziehung. Diese Rechte sind Bestandteile der<br />

Kindsrechtskonvention, die von der Schweiz<br />

ratifiziert wurde. Die Diskussion über ein Verbot<br />

von Körperstrafen und erniedrigender Behandlung<br />

von Kindern muss erneut aufgenommen<br />

werden.<br />

7. Selbstreflexion einerseits aber auch Austausch<br />

mit anderen Eltern ist sehr wichtig und ein<br />

Bedürfnis der Eltern - das kann in Kursen<br />

stattfinden, aber auch in anderen Zusammenhängen.<br />

Um Eltern beim Austausch über<br />

45


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Erziehungsfragen zu unterstützen und ihnen<br />

Informationsangebote zu unterbreiten, braucht es<br />

vermehrt Orte der Begegnungen.<br />

8. Les parents ont besoin d‘être accompagné et<br />

soutenu – raison pour laquelle une attention<br />

particulière doit être vouée à la conciliation de la<br />

vie professionnelle et familiale. Dans ce contexte<br />

il importe d’attirer l’attention sur la nécessité de<br />

promouvoir <strong>des</strong> structures d’accueil répondant<br />

aux réels besoins <strong>des</strong> parents.<br />

9. Nous avons tout intérêt à promouvoir la<br />

discussion sur la formation <strong>des</strong> parents. Des<br />

parents agissant en adultes responsables et<br />

respectant les droits de l’enfant, son droit à la<br />

participation, sont mieux en mesures d’offrir <strong>des</strong><br />

conditions optimales pour un développement<br />

sain et harmonieux <strong>des</strong> enfants.<br />

10. Last but not least, les parents ont besoin de<br />

reconnaissance pour l’intense travail fourni. C’est<br />

donc par un appel aux milieux politiques que je<br />

clôture cette journée d’étude.<br />

46


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Anhang<br />

Autoren<br />

Matthias Bartscher, Dipl.-Pädagoge, Dipl.-<br />

Theologe, Systemische Beratung und Systemische<br />

Weiterbildung, Hamm, Deutschland<br />

Alain Clémence, Prof. Dr., Institut <strong>des</strong> Sciences<br />

Sociales de la Faculté <strong>des</strong> Sciences Sociales et<br />

Politiques de l’Université de Lausanne<br />

Lucrezia Meier-Schatz, Dr. sc. pol., Geschäftsführerin<br />

Pro Familia Schweiz<br />

Kathie, Wiederkehr, Sozialpädagogin, Geschäftsführerin<br />

Stiftung Kinderschutz Schweiz<br />

Literaturangaben<br />

‐ Baron Mirella; Sauer, Birgit (2008): Der Hammer<br />

Erziehungskonsens – Elternratgeber; 2. Auflage;<br />

Hamm<br />

‐ Bartscher, Matthias; Boßhammer, Herbert;<br />

Kreter, Gabriela; Schröder, Birgit (2010): Bildungs-<br />

und Erziehungspartnerschaft. Rahmenkonzeption<br />

für die konstruktive Zusammenarbeit<br />

mit Eltern in Ganztagsschulen; Der GanzTag in<br />

NRW. Beiträge zur Qualitätsentwicklung 2010 .<br />

Heft 18<br />

‐ Heintel, Peter, Krainz; Ewald E. (1990):<br />

Projektmanagement: Eine Antwort auf die<br />

Hierarchiekrise? Wiesbaden<br />

‐ Horstkötter, Nina; Marzinzik, Kordula (2009):<br />

Evaluation der Fortbildung „Schul-Move-Eltern –<br />

Motivierende Kurzintervention bei Eltern im<br />

Kontext Schule“, Abschlussbericht der<br />

wissenschaftlichen Begleitforschung, Bielefeld<br />

‐ Katholischer Sozialdienst Hamm (Hg.) (2008):<br />

„MEIN KIND WIRD FIT – ICH MACH MIT.“<br />

Entwicklung eines Projektes zur Ausbildung und<br />

Begleitung von Migrantinnen und Migranten als<br />

Mittler in Erziehungs- und Bildungsfragen.<br />

Erfahrungs- und Auswertungsbericht, Hamm<br />

‐ Marzinzik, Kordula (2007): Bericht der<br />

wissenschaftlichen Begleitung der Fortbildung<br />

Kita-MOVE – Motivierende Kurzintervention im<br />

Elementarbereich zur Wahrnehmung der<br />

Erziehungsverantwortung“, Fortbildung für<br />

pädagogische Fachkräfte im Elementarbe-reich,<br />

Bielefeld<br />

‐ Projektgruppe Elternschule Hamm (2002a):<br />

Bestandserhebung zur Familienbildung; Hamm<br />

‐ Projektgruppe Elternschule Hamm (2002b): Der<br />

Hammer Erziehungskonsens; Hamm<br />

‐ Projektgruppe Elternschule Hamm (2004):<br />

„Unser Angebot – Unsere Erwartungen“; Hamm;<br />

abrufbar unter: www.hamm.de/elternschule<br />

‐ Rammert, Monika; Wild, Elke (2007):<br />

Hausaufgaben ohne Stress. Informationen und<br />

Tipps für Eltern, 2. Auflage, Freiburg<br />

‐ Rauer, Wulf (2010): Elternkurs Starke Eltern –<br />

Starke Kinder. Wirkungsanalysen bei Eltern und<br />

ihren Kindern in Verknüpfung mit<br />

Prozessanalysen in den Kursen – eine<br />

bun<strong>des</strong>weite Studie, Würzburg<br />

‐ Stadt Hamm (Hg.) (2000): Menschen in<br />

benachteiligten Lebenslagen: Der kommunale Armutsbericht;<br />

Hamm<br />

‐ Stadt Hamm (Hg.) (2002c): Beschlussvorlage<br />

2848/02: Grundsatzbeschluss zur Einführung der<br />

"Hammer Elternschule"; Hamm<br />

‐ Stadt Hamm (Hg.) (2008): Beschlussvorlage<br />

1190/08: Elternschule Hamm: Abschluss der<br />

Projektentwicklung und Beschluss über die<br />

dauerhafte organisatorische Struktur; Hamm<br />

‐ Stadt Hamm (Hg.) (2010): Das Hammer<br />

Elterntraining. Konzeption – Erprobung –<br />

Evaluation; Hamm<br />

‐ Tschöpe-Scheffler, Sigrid (2009): Standards und<br />

Strukturelemente in der Elternbildung.<br />

Hauptvortrag bei der Tagung „Elternbildung in<br />

Bewegung“ am 4.2.2009 in Hamm; Zu-griff am<br />

10.10.2010; erreichbar unter: http://www.isamuenster.de/LinkClick.aspx?fileticket=QMqI/pSyfI<br />

U=&tabid=162<br />

‐ Tschöpe-Scheffler, Sigrid (Hg.) (2006): Konzepte<br />

der Elternbildung. Eine kritische Übersicht,<br />

Opladen<br />

47


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Tabellen - Bartscher<br />

„Eltern unter Druck“ Eine Auswertung der Sinus-Studie zu den Eltern (Merkle/Wippermann 2008)<br />

48


„Eltern unter Druck“ Eine Auswertung der Sinus-Studie zu den Eltern (Merkle/Wippermann 2008)<br />

Konsum-Materialisten Hedonisten Bürgerliche Mitte Experimentalisten Etablierte Postmaterielle Moderne<br />

Performer<br />

Bedeutung <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> Muster aus dem<br />

· Elternschaft als · Zentrale<br />

· Kind als „Freund“ · Status und · Kind als eigenes<br />

Mainstream:<br />

Angriff auf die eigene Lebensaufgabe der u. Beginn eines neuen, Nachfolger: Wesen, das Eltern auf<br />

Identität;<br />

Frau;<br />

bewussten<br />

Fortführung <strong>des</strong> seinem individuellen<br />

Lebensabschnitts; Erbes („Der Weg begleiten (i.S.<br />

Stammhalter“) Khalil Gibran)<br />

· Kinder als<br />

Statussymbole sowie für<br />

die Frau sinnstiftender<br />

Faktor.<br />

· Kinder als<br />

Einkommensquelle, aber<br />

auch erhebliche<br />

finanzielle und zeitliche<br />

Belastung<br />

· das Kind jedoch<br />

als „neues Hobby“<br />

nach dem<br />

unfreiwilligen Verlust<br />

bisheriger Hobbies;<br />

· Suche nach Sinn<br />

und Selbstbestätigung<br />

Selbstbild der Mutter Die Versorgungs-Mutti Die große Schwester<br />

und etwas andere<br />

Mutter<br />

Selbstbild <strong>des</strong> Vaters Geldverdiener und Chef Der große Bruder:<br />

Spiel- und Spaßvater<br />

Vorherrschen<strong>des</strong><br />

Erziehungskonzept<br />

Universale Themen (von<br />

Eltern aller Gruppen<br />

akzeptiert)<br />

Je nach Positionierung auf Permissiv -<br />

der Werteskala:<br />

vernachlässigend oder<br />

- Autoritär<br />

- Permissiv -<br />

Permissiv-nachgiebig<br />

vernachlässigend<br />

Erziehungsverständnis Diese Eltern lassen Erziehung eher laufen,<br />

keine aktive Gestaltung.<br />

Angst vor Gefährdungen<br />

Hilfestellung gewünscht/ notwendig bei<br />

Fehlverhalten und Erziehungsproblemen<br />

Starke Abgrenzung der oberen Schichten gegen die unteren die Konsummaterialisten orientieren sich wiederum sehr<br />

stark an Schichten;<br />

Unterschicht - Untere Mittelschicht Mittlere Mittelschicht Obere Mittelschicht - Oberschicht<br />

· Statusaspirationen<br />

für das Kind;<br />

· v.a.:<br />

Investitionsgut<br />

Die allzuständige<br />

Beschützerin und<br />

Förderin<br />

· Klarheit über eigene<br />

Identität und Zukunft<br />

Die begeisterte Mutter<br />

entdeckt sich selbst<br />

· Subkutan hohe<br />

Leistungserwartung<br />

Die Erziehungs-<br />

Managerin<br />

· Teil <strong>des</strong><br />

Erfolgskonzepts;<br />

· wenn alles<br />

andere stimmt,<br />

Erfolgsperspektive in<br />

Bezug auf Eltern und<br />

Kind<br />

· Kind als Symbol<br />

für „Hafen“ und<br />

„Anker“ haben<br />

Die<br />

Projekt Profi-Mama<br />

Lebensphasenbegleiteri<br />

n<br />

Der Feierabend-Papa Der Entdecker fremder Familienvorstand und Der partizipierende Professioneller Part-<br />

Welten<br />

überlegter<br />

Weichensteller<br />

Erzieher<br />

Time-Event-Papa<br />

autoritativ Permissiv-nachgiebig autoritativ<br />

autoritativ autoritativ<br />

„Bewusst erziehen“ – Erziehung reflektieren – Optimal fördern (EuD 8)<br />

Bessere Familienpolitik, mehr Unterstützung für Familien<br />

„Ich will keine Rabenmutter sein…“


Elternkompetenzen – Capacités <strong>parentales</strong><br />

Zugänge zu den soziokulturellen Milieus der Eltern (aus: Bildungs- und Erziehungspartnerschaft…)<br />

Bei der Tabelle handelt es sich um die Auswertung praktischer Erfahrungen, aber z.T. auch um Hypothesen, die in der weiteren Arbeit verifiziert bzw. modifiziert werden<br />

müssen.<br />

Die<br />

Religiös-<br />

Migrantenmilie verwurzeltes<br />

us sind grau Milieu<br />

hinterlegt<br />

Traditionelles Entwurzeltes<br />

Arbeitermilieu Milieu<br />

Konsum-<br />

Materialisten<br />

Hedonistisch- Hedonisten Adaptives<br />

subkulturelles<br />

Bürgerliches<br />

Milieu<br />

Milieu<br />

Bürgerliche<br />

Mitte<br />

Statusorientier Experimentalis Multikulturelles Etablierte Postmaterielle Intellektuell- Moderne<br />

tes Milieu ten<br />

Performer-milieu<br />

kosmopolitisch Perfomer<br />

es Milieu<br />

Schriftliche Geringe Wirkung Geringe Wirkung Geringe Wirkung Geringe Wirkung Geringe Wirkung Geringe Wirkung Geringe Wirkung Gut Gut Gut; allerdings Gut Gut Gut<br />

Gut<br />

Gut<br />

Einladungen Ggf. mit Ggf. mit Ggf. mit<br />

Ggf. mit<br />

Ggf. mit<br />

Themenabhängig<br />

Übersetzung Übersetzung Übersetzung<br />

Übersetzung<br />

Übersetzung<br />

Zeitpunkt einer Mittel Mittel Kurzfristig Mittelfristig; ggf.<br />

Kurzfristig Mittelfristig Mittelfristig Mittel- langfristig Mittelfristig; Mittel- langfristig langfristig langfristig langfristig langfristig<br />

Einladung<br />

Erinnerung<br />

Spontaneitätsfakt<br />

or<br />

Tür- und<br />

Angelgespräch<br />

Gut Gut Gut Gut<br />

Gut Gut Gut Gut Eher nicht Gut<br />

Eher nicht Ungeeignet Eher nicht Eher nicht<br />

Telefonaquise z.T. geeignet z.T. geeignet Gut geeignet Gut geeignete Gut geeignet Gut geeignet Geeignet geeignet Nicht geeignet Nicht geeignet Nicht geeignet Nicht geeignet Nicht geeignet Nicht geeignet Nicht geeignet<br />

Sprechstunden Geht Termin muss klar Nicht geeignet Termin muss klar Eher nicht Eher nicht Termin muss klar Termin muss klar Gut Gut Gut Gut Gut Gut Gut<br />

und absehbar<br />

und absehbar<br />

und absehbar und absehbar<br />

sein<br />

sein<br />

sein<br />

sein<br />

Hausbesuche Mit Vereinbarung Mit Vereinbarung Spontan Mit Vereinbarung Spontan Spontan Mit Vereinbarung Mit Vereinbarung Eher nicht Mit Vereinbarung Mit Vereinbarung Nicht geeignet Nicht geeignet Mit Vereinbarung Nicht geeignet<br />

Telefonkontakt<br />

mit der<br />

Lehrkraft am<br />

Nachmittag<br />

oder Abend<br />

Gut Gut Gut Gut Gut<br />

Presseveröffent Evtl. in lokalen Evtl. in lokalen Nicht geeignet z.T. geeignet Evtl. in lokalen Nicht geeignet Evtl. in lokalen geeignet geeignet geeignet<br />

geeignet geeignet geeignet geeignet<br />

lichungen Migrantenmedien, Migrantenmedien,<br />

gut: Bildzeitung (;- Migrantenmedien,<br />

Migrantenmedien,<br />

sonst nicht sonst nicht<br />

)<br />

sonst nicht<br />

sonst nicht<br />

Mund-Zu-Mund-Gut<br />

geeignet Gut geeignet Weniger geeignet Gut geeignet Weniger geeignet z.T. geeignet Gut geeignet Gut geeignet Überwiegend Überwiegend Überwiegend nicht Überwiegend Überwiegend Überwiegend Überwiegend<br />

Propaganda<br />

nicht in der nicht in der in der Elternschaft nicht in der nicht in der nicht in der nicht in der<br />

Elternschaft Elternschaft vernetzt<br />

Elternschaft Elternschaft Elternschaft Elternschaft<br />

vernetzt vernetzt<br />

vernetzt vernetzt vernetzt vernetzt<br />

Ansprache Gut Gut Über geeigntete Gut Gut Weniger geeignet Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig<br />

über<br />

Multiplikatoren<br />

Fachkräfte<br />

Mittlerorganisa Moscheevereine Migrantenvereine Beratungsinstituti Beratungsorganis Wenig organisiert Wenig organisiert Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig Nicht notwendig<br />

tionen<br />

onen<br />

ationen<br />

Elterncafe Elterncafe Freie Träger<br />

Elterncafe<br />

Elterncafe Elterncafe Elterncafe<br />

Attraktoren:<br />

Essen, Trinken Essen, Trinken Essen, Trinken Essen, Trinken<br />

Belohnungen,<br />

Sachgegenstände Sachgegenstände Sachgegenstände Sachgegenstände<br />

Anreize<br />

(z.B.<br />

(z.B.<br />

(z.B.<br />

(z.B.<br />

Bastelaktionen) Bastelaktionen) Bastelaktionen) Bastelaktionen)<br />

Spaßfaktor Spaßfaktor<br />

Sanktionen Institutioneller Institutioneller Institutioneller Institutioneller<br />

Druck (z.B. Druck (z.B. Druck (z.B. Druck (z.B.<br />

Schule oder Schule oder Schule oder Schule oder<br />

Jugendamt Jugendamt Jugendamt Jugendamt<br />

Wertschätzung - Absolut wichtige Voraussetzung Diese Zielgruppen haben das Selbstbewusstsein und das Durchsetzungsvermögen, mit einem wenig wertschätzenden Klima<br />

Angstfreier<br />

Raum<br />

klarzukommen<br />

ungeeignet<br />

50


Schriftenreihe zum Themenkreis Familie 17<br />

Les cahiers de la famille 17<br />

Bern 2011<br />

PRO FAMILIA SCHWEIZ<br />

Marktgasse 36<br />

3011 Bern<br />

Copyright: Pro Familia Schweiz<br />

Abdruck unter Angabe der Quelle gestattet

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