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Winter 2015/2016

Trade Talk Winter 2015/2016

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column<br />

Foto: © TradeTalk<br />

das Privileg der Europäer. „Darum beneiden<br />

uns hunderte Millionen Menschen.“<br />

Cap Anamur sei Ausdruck der bundesrepublikanischen<br />

Gesellschaft gewesen. Denn<br />

bei der Gründung 1979 hatten die Initiatoren<br />

gerade mal Geld für drei Monate. Aber<br />

insgesamt 7 Millionen Spender in Deutschland<br />

hatten dafür gesorgt, die Hilfsorganisation<br />

aufrechtzuerhalten. Die Unterstützung<br />

kam dabei aus allen Kreisen der Gesellschaft.<br />

„Nicht Regierungen retten Flüchtlinge,<br />

sondern es sind private Initiativen,<br />

die die Menschen tatsächlich aus dem<br />

südchinesischen Meer oder der Ägäis<br />

retten. Heute befinden wir uns nicht in<br />

der gleichen, aber in einer vergleichbaren<br />

Situation“, macht der 1939 in Danzig<br />

Geborene deutlich.<br />

Niemand habe die hohe Zahl der Flüchtlinge,<br />

die Dichte und vermeintliche Spontaneität<br />

vorhergesehen. Und niemand wüsste<br />

zum derzeitigen Zeitpunkt, wie es in den<br />

einzelnen Ländern weitergeht. Flüchtlinge<br />

begreift der engagierte Redner umgangssprachlich<br />

und nicht gemäß der Definition<br />

der Genfer Konventionen.<br />

Die syrische Bevölkerung hat furchtbar<br />

gelitten<br />

Die Flüchtlinge, die nun in Deutschland<br />

sind, kommen aus ganz unterschiedlichen<br />

Herkunftsländern. Eine sehr große Gruppe<br />

kommt aus Syrien. In der Bundesrepublik<br />

gibt es bereits eine große syrische Community.<br />

„Für die Syrer gestaltet sich das Einleben<br />

in Deutschland relativ leicht“, so der<br />

promovierte Theologe. „Syrien ist eine Mittelstandsgesellschaft<br />

und das Ausbildungsniveau<br />

ist ähnlich wie in Deutschland.“ Wie<br />

sich die Situation in Syrien weiter gestalten<br />

wird, ist momentan offen. „Fest steht, dass<br />

die syrische Bevölkerung furchtbar gelitten<br />

hat. Es wurden zahllose Luftangriffe auf die<br />

Zivilbevölkerung verübt. Diese permanente<br />

Angst, Tag und Nacht, kann man sich nur<br />

vorstellen, wenn man sie selbst erlebt hat.<br />

Die Schreie der Menschen, wenn sie bei<br />

einem Luftangriff schreien auf die Straße<br />

rennen und nicht wissen wohin. Man spricht<br />

von bislang 320.000 Toten.“<br />

Rupert Neudeck berichtet von einem Lager<br />

in Jordanien, in dem 460.000 Menschen<br />

zusammenleben. Viele halten es einfach<br />

nicht mehr aus und machen sich auf den<br />

Weg, über die Türkei, Griechenland und<br />

Mazedonien. Eine weitere große Gruppe<br />

von Flüchtlingen kommt aus dem Irak und<br />

aus Afghanistan. „Afghanische Flüchtlinge<br />

bedeuten für uns mehr Anstrengung. Ihre<br />

Zahl ist sehr hoch. Sehr viele sind Analphabeten<br />

und ohne Berufsausbildung. In den<br />

Jahren 2004 bis 2014 haben wir in Afghanistan<br />

Schulen gebaut. Mit den Kindern haben<br />

wir immer ein Spiel gespielt. Sie sollten raten,<br />

woher wir, die Deutschen, kommen. Sie<br />

kannten Afghanistan, Pakistan und den<br />

Iran. Dass jedoch noch etwas hinter dem<br />

Iran liegt, hat sie verblüfft.“<br />

Afrikanische Migration noch nicht im<br />

Blickfeld<br />

Rupert Neudeck macht darauf aufmerksam,<br />

dass die afrikanische Migration noch nicht<br />

ins Blickfeld der Öffentlichkeit und auch<br />

nicht in das der Politik geraten ist, obgleich<br />

TradeTalk 23

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