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Nr. 12 (IV-2015) - Osnabrücker Wissen

Nr. 12 (IV-2015) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de

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STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />

Ortsnamen im <strong>Osnabrücker</strong> Land (5)<br />

Wie wurde Walos Horst zu Wallenhorst?<br />

Wallenhorst liegt nördlich von Osnabrück zwischen den westlichen Ausläufern des Wiehengebirges.<br />

Im Jahre <strong>2015</strong> wurden an diesem vergleichbar kleinen Ort 23.855 Einwohner gezählt.<br />

Woher kommt der Name, und welche Bedeutung hat er? Hieß Wallenhorst schon immer<br />

so? Um der Sache auf den Grund zu gehen, ist es notwendig, den Ort erst einmal aus kulturgeschichtlicher<br />

Sicht zu betrachten.<br />

Bilder © Ebba Ehrnsberger<br />

Wallenhorst wurde zum ersten Mal urkundlich<br />

in der „Translatio Sancti Alexandri“<br />

erwähnt. Im Jahr 851 wurden<br />

die Gebeine des heiligen Alexander von<br />

Rom über Wallenhorst nach Wildeshausen<br />

gebracht. Der Heimatforscher Kurt<br />

Jünemann berichtet dazu, dass der sächsische<br />

Graf Waltbert, ein Wittekind-Enkel,<br />

mit in der Reiterkolonne gewesen<br />

sein soll. Östlich vom heutigen Ortszentrum<br />

lag das alte Dorf auf dem Gelände<br />

des Meyerhofes. Es ist aus einem einzigen<br />

Gutshof entstanden, dem Horst des Walo.<br />

Später siedelten sich dort<br />

zusätzlich etwa 40 weitere<br />

Höfe an, gemein- sam mit Hollage,<br />

Lechtingen, Pye und Altwallenhorst.<br />

Ganz in der Nähe<br />

des Meyerhofes ent- stand auf den<br />

Fundamenten einer früheren Kultstätte<br />

die Alexanderkirche. Offensichtlich wurden<br />

einige der Reliquien, die für Wildeshausen<br />

bestimmt waren, für das geplante<br />

Gotteshaus abgezweigt.<br />

Der Boden war dort eher arm und sumpfig.<br />

Das Ackerland wurde zum Schutz gegen<br />

Weidevieh durch Wälle und Gräben<br />

abgegrenzt. Die Wälle bepflanzte man<br />

mit Buschwerk. Jünemann bezeichnet<br />

daher den „Horst des Walo“ als den von<br />

Dornengestrüpp umschlossenen sächsischen<br />

Edelhof des Wittekind-Enkels<br />

Graf Walbert. Seit der ersten urkundlichen<br />

Erwähnung ist der Ortsname in<br />

seiner Bedeutung gleich geblieben.<br />

Er hat sich über die Jahrhunderte<br />

hinweg jedoch dem Sprachgebrauch<br />

angepasst. 851n.Chr. nannte man<br />

ihn Wallonhurst, dann Walnhurst,<br />

später hieß er Walenhorst.<br />

Schließlich fügte man ein H dazu,<br />

also Wahlenhorst. Seit 1786 ist<br />

der Name Wallenhorst dann<br />

endgültig.<br />

Seit wann es den Ort Wallonhurst jedoch<br />

gab, darüber gibt es keine verlässlichen<br />

Nachweise. Vermutlich stand hier schon<br />

zur Zeit der Germanenkämpfe gegen<br />

die römischen Legionen ein Meyerhof<br />

mit zwei steinernen Wehrspeichern als<br />

Zeuge einer alten Befestigungsanlage.<br />

Soweit die kulturgeschichtlichen Angaben<br />

– nun zur etymologischen Untersuchung.<br />

Hierbei werden die Bestandteile<br />

von zweigliedrigen Namen einzeln betrachtet.<br />

Zunächst das Grundwort im<br />

zweiten Teil des zusammengesetzten<br />

Wortes „horst“. Horst-Namen gehen nach<br />

dem Historiker Theodor Baader möglicherweise<br />

in die Zeit bis 2000 v. Chr. zurück.<br />

Sie gehören einem frühen Verteidigungssystem<br />

an. Reste noch vorhandener<br />

Großsteingräber in Wallonhurst und die<br />

Bedeutung vom niederdeutschen „hurst“<br />

als „Hürde“ lassen diese Erklärung zu.<br />

Im Mittelhochdeutschen wird dem<br />

„horst“ die Bedeutung von Dornengesträuch,<br />

Hecke und Dickicht zugeschrieben.<br />

Die altsächsische Bildung „harst“<br />

beschreibt ein Flechtwerk.<br />

Das Bestimmungswort im ersten Teil<br />

des zusammengesetzten Ortsnamens<br />

heißt „walla“. Es ist gleichzusetzen mit<br />

„Pfuhl oder Sumpf“. Folglich darf man<br />

nach Meinung der Namensforscherin Dr.<br />

Kirstin Casemir von einem reinen Naturnamen<br />

ausgehen. Wallenhorst ist demnach<br />

eine von Dornengestrüpp umgebene<br />

leichte Erhöhung an einem Sumpf. | EE<br />

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