09.12.2015 Aufrufe

Nr. 12 (IV-2015) - Osnabrücker Wissen

Nr. 12 (IV-2015) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de

Nr. 12 (IV-2015) - Osnabrücker Wissen

Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />

Um 1900 ging es auch auf den <strong>Osnabrücker</strong> Straßen eher<br />

beschaulich zu. Autos waren teuer, nur die wenigsten konnten<br />

sie sich leisten. Ein flächendeckendes Versorgungssystem<br />

mit Kraftstoffen schien unvorstellbar und unnötig. Denn<br />

die Benzinversorgung der wenigen Automobilisten war ja<br />

gewährleistet.<br />

Überall dort, wo ein gelbes Fähnchen<br />

im Wind wehte, gab es Benzin. Vor<br />

allem Apotheken und Drogerien hatten<br />

den neuen Treibstoff vorrätig Sie<br />

waren im Verkauf leicht entzündlicher<br />

Produkte geübt. Der Fleckentferner<br />

Ligroin funktionierte nun auch als<br />

Leichtbenzin für die Verbrennungsmotoren.<br />

Das angebotene Benzin wies<br />

gewaltige Qualitätsunterschiede auf.<br />

„Man wusste nie, was da wirklich<br />

drin war“, schmunzelt Heiner Rössler<br />

vom Automuseum in Melle. Deshalb<br />

musste nach jedem Tankvorgang auch<br />

der Vergaser neu eingestellt werden.<br />

Bei einigen Fahrzeugen saß der Hebel<br />

dazu praktischerweise auch gleich an<br />

der Lenksäule. Abgegeben wurde das<br />

Benzin vielfach in den für Deutschland<br />

typischen dreieckigen Metallkanistern.<br />

Im ersten Tankstellenverzeichnis für<br />

Deutschland aus dem Jahr 1909 finden<br />

sich etwa 2.500 Drogerien, Kolonialwarenhändler,<br />

Fahrradhandlungen<br />

u.a. Dabei handelte es sich allerdings<br />

nicht um Tankstellen im heutigen<br />

Sinn. Einzelne Zapfsäulen standen<br />

unmittelbar am Straßenrand. Über einen<br />

riesigen Hebel wurde das Benzin<br />

in einen fünf Liter fassenden Glaskolben<br />

gepumpt, um dann von dort, dem<br />

Gesetz der Schwerkraft folgend, in<br />

den Tank des Fahrzeugs zu gelangen.<br />

Die ersten Tankstellen in Osnabrück<br />

wurden von Autohändlern und Autowerkstätten<br />

betrieben. Eine der ersten<br />

vermutet Rössler auf dem damaligen<br />

Gelände der Firma Heiter in der Nähe<br />

der Katharinenkirche.<br />

Erster Autohändler in Osnabrück war<br />

die 1. <strong>Osnabrücker</strong> Automobilgesellschaft<br />

Wiemann & Co. mit Sitz in der<br />

Johannisstraße. Durch den Import<br />

US-amerikanischer Kohle im 19. Jahrhundert<br />

war die Familie zu Vermögen<br />

gekommen. Das erste verkaufte Auto,<br />

ein französischer De Dion Bouton<br />

Populaire Typ Q (Baujahr 1903; 6 PS),<br />

steht heute im Foyer des Automuseums<br />

in Melle. Ohne entsprechendes<br />

Marketing kam auch Autohändler<br />

Wiemann nicht aus. So konnte jeder<br />

Passant, dem die Familie bei ihrer<br />

Autofahrt ins Familienanwesen in<br />

Schledehausen begegnete, auf dem<br />

Heck erkennen, wer da gerade vorbeigefahren<br />

war – und wo gegebenenfalls<br />

ein Auto zu erwerben sei. | YK<br />

WISSEN KOMPAKT<br />

Wo ist „Geschichte auf Rädern“<br />

zu besichtigen?<br />

Automuseum Melle<br />

Pestelstraße 38-40, 49324 Melle<br />

Telefon: 0 54 22 / 4 68 38<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di-Sa: 11:00 - 18:00 Uhr,<br />

So: 10:00 - 18:00 Uhr | Mo: Ruhetag<br />

www.automuseum-melle.de<br />

Bilder © Yörn Kreib<br />

14

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!