Nr. 12 (IV-2015) - Osnabrücker Wissen
Nr. 12 (IV-2015) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Um 1900 ging es auch auf den <strong>Osnabrücker</strong> Straßen eher<br />
beschaulich zu. Autos waren teuer, nur die wenigsten konnten<br />
sie sich leisten. Ein flächendeckendes Versorgungssystem<br />
mit Kraftstoffen schien unvorstellbar und unnötig. Denn<br />
die Benzinversorgung der wenigen Automobilisten war ja<br />
gewährleistet.<br />
Überall dort, wo ein gelbes Fähnchen<br />
im Wind wehte, gab es Benzin. Vor<br />
allem Apotheken und Drogerien hatten<br />
den neuen Treibstoff vorrätig Sie<br />
waren im Verkauf leicht entzündlicher<br />
Produkte geübt. Der Fleckentferner<br />
Ligroin funktionierte nun auch als<br />
Leichtbenzin für die Verbrennungsmotoren.<br />
Das angebotene Benzin wies<br />
gewaltige Qualitätsunterschiede auf.<br />
„Man wusste nie, was da wirklich<br />
drin war“, schmunzelt Heiner Rössler<br />
vom Automuseum in Melle. Deshalb<br />
musste nach jedem Tankvorgang auch<br />
der Vergaser neu eingestellt werden.<br />
Bei einigen Fahrzeugen saß der Hebel<br />
dazu praktischerweise auch gleich an<br />
der Lenksäule. Abgegeben wurde das<br />
Benzin vielfach in den für Deutschland<br />
typischen dreieckigen Metallkanistern.<br />
Im ersten Tankstellenverzeichnis für<br />
Deutschland aus dem Jahr 1909 finden<br />
sich etwa 2.500 Drogerien, Kolonialwarenhändler,<br />
Fahrradhandlungen<br />
u.a. Dabei handelte es sich allerdings<br />
nicht um Tankstellen im heutigen<br />
Sinn. Einzelne Zapfsäulen standen<br />
unmittelbar am Straßenrand. Über einen<br />
riesigen Hebel wurde das Benzin<br />
in einen fünf Liter fassenden Glaskolben<br />
gepumpt, um dann von dort, dem<br />
Gesetz der Schwerkraft folgend, in<br />
den Tank des Fahrzeugs zu gelangen.<br />
Die ersten Tankstellen in Osnabrück<br />
wurden von Autohändlern und Autowerkstätten<br />
betrieben. Eine der ersten<br />
vermutet Rössler auf dem damaligen<br />
Gelände der Firma Heiter in der Nähe<br />
der Katharinenkirche.<br />
Erster Autohändler in Osnabrück war<br />
die 1. <strong>Osnabrücker</strong> Automobilgesellschaft<br />
Wiemann & Co. mit Sitz in der<br />
Johannisstraße. Durch den Import<br />
US-amerikanischer Kohle im 19. Jahrhundert<br />
war die Familie zu Vermögen<br />
gekommen. Das erste verkaufte Auto,<br />
ein französischer De Dion Bouton<br />
Populaire Typ Q (Baujahr 1903; 6 PS),<br />
steht heute im Foyer des Automuseums<br />
in Melle. Ohne entsprechendes<br />
Marketing kam auch Autohändler<br />
Wiemann nicht aus. So konnte jeder<br />
Passant, dem die Familie bei ihrer<br />
Autofahrt ins Familienanwesen in<br />
Schledehausen begegnete, auf dem<br />
Heck erkennen, wer da gerade vorbeigefahren<br />
war – und wo gegebenenfalls<br />
ein Auto zu erwerben sei. | YK<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
Wo ist „Geschichte auf Rädern“<br />
zu besichtigen?<br />
Automuseum Melle<br />
Pestelstraße 38-40, 49324 Melle<br />
Telefon: 0 54 22 / 4 68 38<br />
Öffnungszeiten:<br />
Di-Sa: 11:00 - 18:00 Uhr,<br />
So: 10:00 - 18:00 Uhr | Mo: Ruhetag<br />
www.automuseum-melle.de<br />
Bilder © Yörn Kreib<br />
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