03.12.2015 Aufrufe

regjo Südostniedersachsen – Heft 4 – 2015 – Synergie

regjo ist DAS Regional-Journal aus dem Herzen der Region für Südostniedersachsen regjo erscheint sechs mal jährlich in den Städten Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie in den Landkreisen Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel. regjo wendet sich an alle Menschen, die in Südostniedersachsen leben, arbeiten, oder sich für die Region interessieren. regjo landet direkt auf den Schreibtischen der Entscheider in Südostniedersachsen, aber auch in den Business-Lounges mehrerer Flughäfen im Inland und im deutschsprachigen Ausland. regjo will die Menschen in Südostniedersachsen und Interessenten von außerhalb der Region für das Land zwischen Goslar und Gifhorn sowie zwischen Helmstedt und Peine begeistern. regjo • zeigt die wirtschaftliche Vielfalt der Region • gibt Überblick über den kulturellen Reichtum Südostniedersachsens • porträtiert die Vordenker der Region • stellt innovative Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen vor • berichtet über die Menschen in Südostniedersachsen, ihre Vorlieben und ihre liebenswerten Besonderheiten regjo schafft Identität und Zusammengehörigkeitsgefühl

regjo ist DAS Regional-Journal aus dem Herzen der Region für Südostniedersachsen

regjo erscheint sechs mal jährlich in den Städten Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie in den Landkreisen Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel.

regjo wendet sich an alle Menschen, die in Südostniedersachsen leben, arbeiten, oder sich für die Region interessieren.

regjo landet direkt auf den Schreibtischen der Entscheider in Südostniedersachsen, aber auch in den Business-Lounges mehrerer Flughäfen im Inland und im deutschsprachigen Ausland.

regjo will die Menschen in Südostniedersachsen und Interessenten von außerhalb der Region für das Land zwischen Goslar und Gifhorn sowie zwischen Helmstedt und Peine begeistern.

regjo

• zeigt die wirtschaftliche Vielfalt der Region
• gibt Überblick über den kulturellen Reichtum Südostniedersachsens
• porträtiert die Vordenker der Region
• stellt innovative Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen vor
• berichtet über die Menschen in Südostniedersachsen, ihre Vorlieben und
ihre liebenswerten Besonderheiten

regjo schafft Identität und Zusammengehörigkeitsgefühl

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Das Regional-Journal für <strong>Südostniedersachsen</strong> 04.<strong>2015</strong> 5,00 €


EDITORIAL // 04.<strong>2015</strong> // 3<br />

FOTO: THOMAS KNÜPPEL<br />

Konzerte gibts<br />

nur im Team<br />

Die Natur zeigt uns, wie alle Beteiligten von<br />

einem harmonischen Zusammenspiel profitieren.<br />

www.salzgitter-ag.de<br />

Was auch immer Sie vorhaben:<br />

Salzgitter Stahl macht es nachhaltig.<br />

Denn unser Stahl ist ein ressourcenschonender Werkstoff, der immer wieder zu 100 % recycelt<br />

werden kann. So entstehen aus Schrott unterschiedlichste Stahlprodukte von perfekter Qualität.<br />

Energie und Rohstoffe sparen aber auch unsere innovativen Stähle, an denen wir ständig arbeiten <strong>–</strong><br />

zum Beispiel unser neuer HSD® -Stahl, der das Gewicht von Autokarosserien deutlich senkt und<br />

dabei eine hohe Crash-Sicherheit garantiert.<br />

TITELFOTO:<br />

FOTOLIA<br />

Kennen Sie das auch? Sie denken<br />

über ein neues Konzept<br />

nach oder suchen nach der<br />

Lösung für ein Problem. Sie wollen dies<br />

ungestört tun und ziehen sich sogar<br />

ins ‚stille Kämmerlein‘ zurück. Aber<br />

die Ideen überzeugen Sie nicht ganz.<br />

Der richtige Kick fehlt noch. Doch am<br />

nächsten Tag, als jedes Teammitglied<br />

seine Gedanken in die Diskussion einbringt,<br />

formt sich plötzlich ein rundes<br />

Bild. Wie ein Orchester wirkt das Team<br />

zusammen <strong>–</strong> alle Einzelbeiträge ergeben<br />

zusammengefügt ein Kunstwerk.<br />

Das Zauberwort heißt <strong>Synergie</strong> oder,<br />

um es mit Aristoteles zu sagen: „Das<br />

Ganze ist mehr als die Summe seiner<br />

Teile.“ Mit diesem <strong>Heft</strong> wollen wir Ihnen<br />

zeigen, dass es sich lohnt, den Beispielen<br />

aus der Tier- und Pflanzenwelt<br />

zu folgen, um gemeinsam zu einem<br />

besseren Ergebnis zu kommen.<br />

Herzlichst Ihre<br />

Dr. Heike Steingaß<br />

::: h.steingass@<strong>regjo</strong>-son.de :::


ÜBERBLICK // 04.<strong>2015</strong> // 5<br />

22<br />

Titel:<br />

<strong>Synergie</strong><br />

Oder wie Aristoteles sagt: „Das<br />

Ganze ist mehr als die Summe<br />

seiner Teile“ <strong>–</strong> <strong>regjo</strong> 4.<strong>2015</strong> befasst<br />

sich mit dem Thema ‚<strong>Synergie</strong>‘.<br />

46<br />

Region 06 <strong>–</strong> 21<br />

06 Durchblick: elenia-energy-labs,<br />

Neubildung Helmstedt, Hotel an<br />

der Stadthalle, Grenzlehrpfad,<br />

eMobility-Cube und eBikes<br />

08 Vorbild sein für Mensch und<br />

Umwelt: Die Regionale Energie<br />

Agentur e. V. auf der Suche nach<br />

engagierten Unternehmen aus<br />

der Region<br />

10 Neue Ideen für’s Land:<br />

Studierende entwickeln<br />

städtebauliche Konzepte für<br />

ausgewählte niedersächsische<br />

Gemeinden<br />

14 Gipfeltreffen im Harz: Mit<br />

dem Steinberg-Dialog haben die<br />

Initiatoren ein Forum etabliert,<br />

das die Region zwischen Harz<br />

und Heide voranbringen soll.<br />

15 Vorreiter regionaler<br />

Zusammenarbeit: der<br />

Vorstandsvorsitzende der<br />

Volksbank Braunschweig-<br />

Wolfsburg, Jürgen Brinkmann,<br />

im <strong>regjo</strong>-Gespräch<br />

20 Magazin: Preiswürdig und<br />

Personalia<br />

Unternehmen 22 <strong>–</strong> 29<br />

22 Burger, Musik und Limo:<br />

André Giesler und Christian<br />

Rank sprechen über das<br />

Riptide <strong>–</strong> einen Plattenladen mit<br />

Gastronomie<br />

24 Aus Wolfenbüttel in die Küchen<br />

aller Welt: Enjoy Cooking heißt<br />

es bei MKN in Wolfenbüttel<br />

26 Mangelware Fachkräfte:<br />

Fachkräftebündnis<br />

SüdOstNiedersachsen stellt sich<br />

der Herausforderung<br />

27 Allianz für die Region GmbH<br />

prämiert beim Wettbewerb<br />

‚Idee <strong>2015</strong>‘ Geschäftsideen:<br />

Zehnter Wettbewerb ‚Idee‘<br />

für Studierende und junge<br />

Unternehmer in der Region<br />

28 Magazin: Allianz für die Region<br />

GmbH spendet für Kinder,<br />

Abschluss des Geschäfts<br />

zwischen Alstom und General<br />

Electric, GOD übernimmt<br />

Custom IS, Volkswagen<br />

Markenvorstand trifft<br />

Richtungsentscheidungen<br />

Retro<br />

<strong>regjo</strong> 1.2016<br />

erscheint am 29.02.2016<br />

Titel 30 <strong>–</strong> 55<br />

30 <strong>Synergie</strong>: förderliches<br />

Zusammenwirken von Kräften<br />

und Lebewesen<br />

32 Wie <strong>Synergie</strong>n entstehen:<br />

Prof. Thomas S. Spengler der<br />

TU Braunschweig erläutert am<br />

Beispiel der Automobilwirtschaft<br />

weshalb <strong>Synergie</strong>n notwendig<br />

sind und woran ihre erfolgreiche<br />

Umsetzung häufig scheitert.<br />

36 <strong>Synergie</strong> auf allen Ebenen<br />

nutzen: Die Kooperationsinitiative<br />

Maschinenbau, kurz KIM,<br />

bündelt die Kräfte 28 regionaler<br />

Unternehmer aus der<br />

Maschinenbaubranche<br />

40 Ein kreativer Schmelztiegel:<br />

Der CoWorking Space Schiller<br />

40 im Kulturwerk der Stadt<br />

Wolfsburg<br />

42 Lebenskraft durch<br />

Gemeinschaft: Wie<br />

Wohngemeinschaften Menschen<br />

bereichern und einen Beitrag<br />

gegen Isolation und Einsamkeit<br />

leisten können.<br />

46 Gemeinsam für das Viertel:<br />

Der Interessensverein Kult AG in<br />

Braunschweig bringt neues Leben<br />

in das Friedrich-Wilhelm-Viertel<br />

zurück.<br />

50 Geben und Nehmen: Es sind<br />

oft sehr ungleiche Partner, die<br />

in der Natur in Symbiose leben<br />

und sich so gegenseitig Vorteile<br />

verschaffen.<br />

52 Unerwartete <strong>Synergie</strong>: Wie die<br />

Flüchtlinge das größte Problem<br />

der Deutschen lösen werden<br />

54 Magazin: Kooperation zwischen<br />

TU und THW erzeugt <strong>Synergie</strong>n,<br />

H&D Campus, zusammen die<br />

Umwelt gestalten<br />

Impressum<br />

Herausgeber, Verlag & Redaktion<br />

<strong>regjo</strong> Verlag für regionales Marketing<br />

<strong>Südostniedersachsen</strong> GmbH<br />

Ekbertstraße 14, 38122 Braunschweig<br />

Telefon (0531) 80 92 98 0 oder 80 92 98 1<br />

Telefax (0531) 80 92 98 9<br />

www.<strong>regjo</strong>-son.de<br />

eMail redaktion@<strong>regjo</strong>-son.de<br />

Verlagsleitung und Chefredaktion<br />

Dr. Heike Steingaß (v. i. S. d. P.)<br />

Redaktion<br />

Beate Ziehres (bea)<br />

Inga Stang (stg)<br />

Autoren<br />

Andrea Hoferichter, Klaus Sievers, Martina<br />

Zingler, Ann-Kathrin Kühne (kakü)<br />

Fotografie<br />

Frank Bierstedt, Marek Kruszewski, Mandy<br />

Löhr, Janina Snatzke<br />

Wissenschaft 56-61<br />

56<br />

Kleines Modell mit großer<br />

Wirkung auf Umwelt und<br />

Technik: Wie ein Miniatur<br />

Flughafen die Zukunft<br />

erneuerbarer Energien<br />

bestimmen soll.<br />

58 Sicher am Steuer <strong>–</strong> trotz<br />

Tablet in der Hand: Forscher<br />

der DLR testen Frühwarnsystem<br />

der Zukunft.<br />

60 Magazin: Rettungsübungen<br />

bei simuliertem Hochwasser,<br />

Richtfest für den Forschungsbau<br />

des Zentrums für Pharmaverfahrenstechnik,<br />

innovativer<br />

Läusekamm aus Braunschweig<br />

Layout<br />

KARMA Kommunikationsdesign<br />

Porschestraße 47, 38440 Wolfsburg<br />

Telefon (05361) 89 99 77 7<br />

www.karma-web.de<br />

Lektorat<br />

Support, Bärbel Mäkeler, Braunschweig<br />

Druck<br />

NEEF + STUMME premium printing<br />

GmbH & Co. KG, Wittingen<br />

Anzeigenberatung<br />

Uwe Dethier, Telefon (0531) 80 92 98 4,<br />

eMail u.dethier@<strong>regjo</strong>-son.de<br />

Leserservice<br />

Telefon (0531) 80 92 98 3,<br />

eMail leserservice@<strong>regjo</strong>-son.de<br />

Kultur 62-67<br />

62 Kulturveranstaltungen:<br />

Ausstellungen, Konzerte,<br />

Kabarett, Kino<br />

50 Was verbindet Sie ...?<br />

Kolumnist und Autor Lars M.<br />

Vollmering<br />

62<br />

Partner<br />

Alba Braunschweig GmbH, Allianz für<br />

die Region GmbH, Autohaus Wolfsburg<br />

GmbH & Co. KG, Braunschweigische<br />

Landessparkasse, Braunschweig<br />

Stadtmarketing GmbH, Braunschweig<br />

Zukunft GmbH, Bundesakademie für<br />

kulturelle Bildung Wolfenbüttel e.V.,<br />

Daimler AG Niederlassung Braunschweig,<br />

Karma Kommunikationsdesign, Lineas<br />

Software GmbH, Nordzucker AG, PE-<br />

Solution, Pompe Optik, Salzgitter AG,<br />

Staatstheater Braunschweig, Stadt<br />

Braunschweig, Stadthalle Braunschweig<br />

Betriebsgesellschaft mbH, Stadt<br />

Wolfenbüttel, Thieme GmbH & Co. KG,<br />

Volksbank eG Braunschweig Wolfsburg,<br />

Volkswagen Financial Services AG,<br />

Volkswagen Immobilien GmbH, Welfen-<br />

Akademie Braunschweig, Wolfsburg AG,<br />

Zweckverband Großraum Braunschweig


DURCHBLICK // 04.<strong>2015</strong> // 7<br />

‚elenia-energy-labs‘<br />

erhalten eine Million Euro<br />

Bundesförderung<br />

elenia-energy-labs<br />

Ganzheitliche Forschung im Bereich des Energiemanagements<br />

im Smart Building sowie der Netzdynamik des Verteilungsnetzes.<br />

Die geplanten ‚elenia-energy-labs‘ sollen neue<br />

Laborkapazitäten für das Institut für Hochspannungstechnik<br />

und Elektrische Energieanlagen „elenia“ der<br />

Technischen Universität Braunschweig schaffen. Sie<br />

sollen dabei helfen, die Bereiche „dynamisches Verhalten<br />

des Verteilungsnetzes“ und Energiemanagement im<br />

Smart Building intensiver untersuchen zu können. Das<br />

Projekt erhielt kürzlich eine Million Euro Fördergeld<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie<br />

aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.<br />

Die Förderung erfolgt im Rahmen des 6. Energieforschungsprogramms<br />

der Bundesregierung ‚Forschung<br />

für eine umweltschonende, zuverlässige<br />

und bezahlbare Energieversorgung‘ durch die<br />

Bundesrepublik Deutschland. Mit dem Bau der Labore<br />

sollen Versuche ermöglicht werden, die einen Beitrag<br />

zum Wandel des Energieversorgungssystems von<br />

zentralen Großkraftwerken hin zu einer erneuerbaren<br />

dezentralen Erzeugungsstruktur leisten sollen. ::: stg :::<br />

Grafik: TU Braunschweig<br />

Grenzlehrpfad<br />

zwischen Helmstedt und Beendorf<br />

erinnert an<br />

Geschichte des Lappwaldes<br />

Um die Erinnerung an die deutsche<br />

Trennung aufrechtzuerhalten, wurde auf<br />

Initiative der Stadt Helmstedt und des Vereins<br />

‚Grenzenlos <strong>–</strong> Wege zum Nachbarn e. V.‘<br />

ein zwei Kilometer langer Grenzlehrpfad durch<br />

den Lappwald errichtet. An sechs Informationsstellen<br />

kommen Menschen zu Wort, deren<br />

Schicksale eng mit dem Lappwald direkt im<br />

Grenzgebiet zwischen Niedersachsen und<br />

Sachsen-Anhalt verbunden sind. Des Weiteren<br />

wurden diverse Informationen zur kulturellen<br />

Geschichte des Brunnentals, zur Geschichte<br />

der Teilung und zur Wiedervereinigung zusammengetragen<br />

und für den Lehrpfad aufbereitet.<br />

„Die ehemalige innerdeutsche Grenze ist<br />

ein wichtiger Teil unserer Geschichte. Mit der<br />

Errichtung des Grenzlehrpfades erhalten wir<br />

die Erinnerung an die wechselvolle Geschichte<br />

dieses Waldabschnittes vor und nach der<br />

deutsch-deutschen Teilung“ erläutert Bürgermeister<br />

Schobert. ::: stg :::<br />

Foto: Stadt Helmstedt<br />

Neubildung<br />

der Stadt Helmstedt<br />

Die Fraktionen der SPD, Bündnis<br />

90/Die Grünen und der FDP im<br />

Niedersächsischen Landtag haben<br />

einen ersten Gesetzesentwurf zur<br />

Fusion der Stadt Helmstedt mit den<br />

Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde<br />

Nord-Elm ab 1. November 2016<br />

verfasst. Anregungen und Bedenken<br />

der Bürger konnten bis Ende<br />

September eingereicht werden und<br />

wurden anschließend an das Niedersächsische<br />

Ministerium für Inneres<br />

und Sport weitergeleitet. Durch die<br />

Fusion soll wieder mehr Geld für<br />

Sport, Kultur, Infrastruktur und<br />

öffentliche Einrichtungen zur Verfügung<br />

stehen und der neuen Stadt<br />

Helmstedt mehr Handlungsspielräume<br />

geboten werden. ::: stg :::<br />

Mehr Power für<br />

Ihren Fuhrpark!<br />

Eröffnung<br />

des<br />

eMobility-Cubes<br />

und mehr<br />

eBikes in Wolfsburg<br />

Foto: Stadt Wolfsburg<br />

Das Thema eMobilität hat in Wolfsburg ein neues Zuhaue gefunden. In<br />

zentraler Lage, nah am Hauptbahnhof, wurde der neue eMobility Cube eröffnet.<br />

Das viergeschossige Gebäude bietet neben Raum für Fahrradverleih<br />

und einer Ausstellung zum Thema Mobilität Kurzzeitarbeitsplätze für bis zu<br />

acht Personen sowie einen Konferenzraum für Meetings oder Konferenzen<br />

mit bis zu 40 Personen. Nutzer können sich bequem per App einmieten.<br />

Servicepersonal im Erdgeschoss steht während der Öffnungszeiten zwischen<br />

9<strong>–</strong>18 Uhr sowie sonn- und feiertags von 10<strong>–</strong>15 Uhr jedem Interessenten<br />

Frage und Antwort. Auch in puncto Pedelecs hat sich in Wolfsburg<br />

einiges getan. 50 neue Elektrofahrräder sowie neue Lade- und Abgabestationen<br />

sollen mehr Komfort bieten. Neben den bisherigen Stationen am<br />

Hauptbahnhof und am Bahnhof Fallersleben sind weitere an der e-Mobility-<br />

Station an der Braunschweiger Straße, in der Amtsstraße in Vorsfelde sowie<br />

am Tor Sandkamp, Tor Nord und Tor Ost des Volkswagen-Werkes in Betrieb<br />

genommen worden. Weitere Standorte sollen folgen. ::: stg :::<br />

Nutzfahrzeuge<br />

Neues Hotel<br />

an der Stadthalle<br />

Der Braunschweiger Stadtrat hat zugestimmt, das städtische Grundstück am Leonhardplatz an eine noch<br />

zu gründende Projektgesellschaft der Volksbank BraWo Projekt GmbH zu verkaufen. Hiermit wurde der<br />

Grundstein für den Bau eines neuen Kongresshotels in Braunschweig gelegt. 170 Zimmer sollen am Leonhardplatz<br />

in direkter Nähe zur Stadthalle entstehen. Oberbürgermeister Ulrich Markurth sieht in dem<br />

Projekt einen weiteren wichtigen Schritt, um Braunschweig stärker als Forschungs- und Tagungsstandort<br />

zu positionieren. Insbesondere die Stadthalle benötige ein Hotel mit unmittelbarem Anschluss und weiteren<br />

Tagungsräumen, um sich als Tagungsort in der Stadt weiterentwickeln zu können. Zusätzlich stellt der<br />

Rat vier Millionen Euro für den Abriss und Neubau der Parkpalette an der Stadthalle für das Haushaltsjahr<br />

2016 zur Verfügung. ::: stg :::<br />

Ein Gewerbetreibender mit Fuhrpark stellt andere Anforderungen<br />

an ein Automobilhandelsunternehmen als ein Privatkunde.<br />

Aus diesem Grund finden Sie als Flottenkunde in unserem Hause<br />

eigens auf das Großkundengeschäft spezialisierte Mitarbeiter.<br />

Fachliche Kompetenz und schnelles Handeln <strong>–</strong> das sind unsere<br />

Markenzeichen. So führen wir seit 1998 als einer von rund 200<br />

Betrieben in Deutschland das Prädikat Großkunden-Leistungszentrum<br />

des Volkswagen-Konzerns.<br />

Ganz gleich, ob es um Volkswagen PKW, Audi, VW Nutzfahrzeuge,<br />

SEAT oder ŠKODA geht <strong>–</strong> wir beweisen Ihnen täglich, dass die<br />

komplexe Materie der Fuhrparkverwaltung durchaus erfreulich<br />

sein kann.<br />

Wir lieben unsere Arbeit <strong>–</strong> und das macht den Unterschied!<br />

Autohaus Wolfsburg Hotz und Heitmann GmbH & Co. KG<br />

Großkunden-Leistungszentrum<br />

Heinrich-Nordhoff-Straße 121 · 38440 Wolfsburg<br />

Telefon 05361 204-1511 · Internet: gk.autohaus-wolfsburg.de


REGION // 04.<strong>2015</strong> // 9<br />

Vorbild sein<br />

für Mensch und Umwelt<br />

Thomas Krause<br />

Die Regionale Energie Agentur e. V. auf der Suche<br />

nach engagierten Unternehmen aus der Region<br />

AUTOR: INGA STANG<br />

FOTOGRAFIE: REGIONALE ENERGIE AGENTUR E.V.<br />

aber nicht nur der Umwelt. Auch aus<br />

wirtschaftlicher Sicht kann sich eine<br />

Reduktion des Energieverbrauchs<br />

lohnen. Die Kosten für Umrüstungen<br />

im Bereich Wärme oder Technik<br />

amortisieren sich in der Regel innerhalb<br />

weniger Jahre. Außerdem reduzieren<br />

sich durch den gesenkten<br />

Energieverbrauch die Fixkosten des<br />

Unternehmens, was sich in einem<br />

Wettbewerbsvorteil niederschlagen<br />

kann. Des Weiteren kann durch eine<br />

nachhaltige Wirtschaftsweise möglichen<br />

Produktivitätslücken, verursacht<br />

durch fortschreitende Ressourcenknappheit,<br />

vorgebeugt werden.<br />

Institutionen wie das Bundesamt für<br />

Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle oder<br />

die KfW Bank, vergeben darüber Hinau<br />

Fördermittel für den Einsatz von<br />

energiesparenden Querschnittstechnologien.<br />

Bereits für die Inanspruchnahme<br />

von Beratungsdienstleistungen<br />

erhalten Unternehmen finanzielle<br />

Unterstützung.<br />

Vorbilder für energiesparendes Unternehmertum<br />

finden sich in unserer<br />

Region zuhauf. Der REA-Wettbewerb<br />

‚Ressourceneffizienz‘ ruft diese Unternehmen<br />

und Kommunen auf sich<br />

mit ihren Projekten zu bewerben. In<br />

einer öffentlichen Zeremonie werden<br />

die Besten von ihnen prämiert.<br />

Schirmherren des Projekts sind Prof.<br />

Jedes Projekt<br />

hilft der Umwelt<br />

Dr.-Ing. Dr. h. c. Jürgen Hesselbach,<br />

Präsident der Technischen Universität<br />

Braunschweig, Prof. Dr.-Ing. Rosemarie<br />

Karger, Präsidentin der Ostfalia<br />

Hochschule für angewandte Wissenschaften<br />

sowie Dr. Gabriele Heinen-<br />

Kljajić , Niedersächsische Ministerin<br />

für Wissenschaft und Kultur.<br />

2014 gewann das Druckereiunternehmen<br />

oeding print GmbH den<br />

Wettbewerb. Oeding setzte bei der<br />

Planung seines Verwaltungs- und<br />

Produktionsgebäudes auf eine Kooperation<br />

mit der Ostfalia Hochschule<br />

für angewandte Wissenschaften in<br />

Wolfenbüttel. Ziel war ein ganzheitliches<br />

Energiekonzept, um Treibhausemissionen<br />

sowie Umweltbelastungen<br />

zu vermeiden und Ressourcen schonend<br />

einzusetzen. Entstanden ist ein<br />

Plusenergiehaus, das die notwendige<br />

Energie für Heizung und Gebäudebetrieb<br />

selbst produziert. „Mit dem Wettbewerb<br />

möchten wir der Öffentlichkeit<br />

zeigen, was sich in unserer Region in<br />

Sachen Energie- und Materialeffizienz<br />

bereits tut. Er macht vorbildhafte Projekte<br />

sichtbar, die bestimmt auch andere<br />

zum Nachahmen anregen <strong>–</strong> und<br />

das ist ein Ziel, das wir mit dem Wettbewerb<br />

Ressourceneffizienz erreichen<br />

wollen“, sagt Gunnar Heyms, Projektleiter<br />

des Wettbewerbs bei der Regionalen<br />

EnergieAgentur.<br />

Am Wettbewerb können kleine<br />

und mittelständische Unternehmen<br />

sowie erstmalig in diesem Jahr auch<br />

Kommunen und kommunale Eigenbetriebe<br />

aus <strong>Südostniedersachsen</strong><br />

teilnehmen. Die Bewerbungsphase<br />

läuft bereits. Wer sich noch nicht<br />

beworben hat kann dies bis zum<br />

19. Januar 2016 nachholen. Voraussetzung:<br />

es muss sich um ein realisiertes<br />

Projekt aus dem Zeitraum<br />

September 2010 bis heute handeln,<br />

das bisher nicht am Wettbewerb teilgenommen<br />

hat. Die Prämierung findet<br />

am 3. März 2016 in Anwesenheit<br />

von Ministerin Dr. Gabriele Heinen-<br />

Kljajić statt. :::<br />

Alle Teilnahmebedingungen sowie der<br />

Teilnahmebogen sind online unter<br />

www.regionale-energieagentur.de/wettbewerb<br />

abrufbar. Für weitere Rückfragen zum<br />

Wettbewerb steht Herr Heyms von der REA<br />

unter +49 (0)531 1218-157 oder gunnar.heyms@<br />

regionale-energieagentur.de zur Verfügung.<br />

Noch können wir den Klimawandel<br />

aufhalten, wenn wir<br />

unsere Chancen nutzen. Im<br />

Sinne dieser Botschaft widmet sich<br />

die Regionale Energie Agentur e. V.<br />

(REA) seit 2014 dem Thema Energiewende<br />

und Nachhaltigkeit. Sie<br />

will Aktivitäten in den Bereichen<br />

Energie- und Ressourceneffizienz,<br />

Energie einsparung sowie erneuerbare<br />

Energie koordinieren, fördern und<br />

als Initiator fungieren. Ziel: bis 2050<br />

zu einer Region mit 100 Prozent erneuerbarer<br />

Energie werden.<br />

In diesem Kontext fand <strong>2015</strong> der<br />

‚EnergieTag‘ in der Region statt, zu<br />

welchem der Verein unter anderem<br />

Umweltpreisträger Prof. Dr. Latif vom<br />

GEOMAR Helmholtz-Zentrum für<br />

Ozeanforschung Kiel einlud. Prof. Dr.<br />

Latif brachte in seinem Vortrag zum<br />

Ausdruck, dass Deutschland zwar<br />

bereits als Vorbild in Sachen Energiewende<br />

voranginge, die Potenziale<br />

jedoch noch lange nicht voll ausgeschöpft<br />

seien: „Wir sind alle gefragt,<br />

sowohl die Politik als auch jeder Einzelne.“<br />

Insbesondere kleine und kommunale<br />

Unternehmen sowie Kommunen<br />

selbst können einen großen Beitrag<br />

zur Umwelt leisten. Ein effizienter<br />

Umgang mit Energie ist bereits durch<br />

kleine Maßnahmen wie Beleuchtung<br />

auf sparsame LEDs um zurüsten realisierbar.<br />

Ressourcen effizienz hilft<br />

VORBILDER GESUCHT!<br />

Kleine und mittelständische Unternehmen, Kommunen und kommunale<br />

Unternehmen aus Braunschweig, Salzgitter, Wolfsburg sowie Gifhorn, Goslar,<br />

Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel sind gefragt sich mit ihrem Projekt in Sachen<br />

Energie- und Materialeffizienz beim Wettbewerb Ressourceneffizienz 2016 zu<br />

bewerben. Voraussetzung: es muss sich um ein realisiertes Projekt aus dem Zeitraum<br />

September 2010 bis heute handeln, das bisher nicht am Wettbewerb teilgenommen<br />

hat. Den Teilnahmebogen und die Teilnahmebedingungen können online oder<br />

auch telefonisch bei der Regionalen EnergieAgentur e.V. angefordert werden.<br />

Einsendeschluss für die Bewerbung ist der 19. Januar 2016. Die öffentliche<br />

Prämierung der Gewinner findet am 3. März 2016, von 15.00<strong>–</strong>18.00 Uhr in der Fürst<br />

Lounge der Volkswagen Halle in Braunschweig statt.


REGION // 04.<strong>2015</strong> // 11<br />

Neue Ideen fürs Land<br />

Studierende entwickeln städtebauliche Konzepte für ausgewählte<br />

niedersächsische Gemeinden <strong>–</strong> gegen ungeregeltes Wachstum,<br />

Leerstände und Überlebensängste.<br />

AUTOR: INGA STANG<br />

GRAFIK: ISU<br />

Die teilweise sehr umfangreichen Konzepte (hier: Wolfshagen) regen zum Träumen an. Für ihre<br />

langfristige Umsetzung müssten jedoch noch viele Hürden überwunden werden.<br />

Unter dem Titel ‚Projektakademie<br />

Ländlicher Raum‘, haben<br />

Studenten der Architektur<br />

und des Studiengangs Sustainable<br />

Design der TU Braunschweig unter<br />

der Leitung von Verena Schmidt, Dirk<br />

Neumann und der Leiterin des Institute<br />

for Sustainable Urbanism (ISU),<br />

Prof. Dr. Vanessa Miriam Carlow,<br />

städtebauliche Ideen und Strategien<br />

für die Zukunft niedersächsischer<br />

Gemeinden erarbeitet. Viele Ortschaften<br />

meldeten sich nach einem Aufruf<br />

beim Institut und meldeten ihr Interesse<br />

an einer Kooperation im Rahmen<br />

der Projektakademie an. Aus der Vielzahl<br />

an Zuschriften wurden die Orte<br />

Barnstorf, Bersenbrück, Brome, Vechelde<br />

und Wolfshagen im Harz ausgewählt.<br />

Nachdem sich die Studenten<br />

mittels umfangreicher Recherchen<br />

ein Bild von den Gegebenheiten und<br />

möglichen Problematiken der jeweiligen<br />

Orte gemacht hatten, verbrachten<br />

sie je einen ganzen Tag in den Ortschaften,<br />

um sich mit den Gemeinden,<br />

Vertretern und Bürgermeistern<br />

auseinanderzusetzen sowie die Gegebenheiten<br />

vor Ort aus nächster Nähe<br />

in Augenschein zu nehmen. Jeder Ort<br />

wies andere individuelle Problematiken<br />

und Potenziale auf, die es zu berücksichtigen<br />

galt.<br />

Die stetig wachsende Gemeinde<br />

Vechelde wurde mit der Frage konfrontiert,<br />

wie die Siedlung bei anhaltendem<br />

Wachstum in zehn Jahren<br />

aussehen könnte. Um die Lebensqualität<br />

aufrechtzuerhalten und trotzdem<br />

den Ansprüchen der Landwirtschaft<br />

und Infrastruktur gerecht zu werden,<br />

wurde unter anderem ein Konzept<br />

entwickelt, das den Ort in verschiedene<br />

Nutzflächen einteilt. Die Fläche<br />

für bauliche Neuentwicklungen wird<br />

begrenzt, um der rasant wachsenden<br />

Flächenversiegelung zu begegnen und<br />

Flächen für Wälder, Flussauen und<br />

Landwirtschaft zu erhalten. „Wir sind<br />

immer dankbar für neue Ideen von<br />

außen“ bemerkt Vecheldes Bürgermeister<br />

Ralf Werner. „Wir haben uns<br />

sehr über das Interesse der Studenten<br />

an unserem Ort gefreut. Nun müssen<br />

wir sehen, was wir von dem Konzept<br />

in die Praxis umsetzen können.“<br />

Landleben zukunftsfähig<br />

gestalten<br />

Projektleiterin Verena Schmidt vom<br />

ISU erläutert zum Hintergrund der<br />

Projektakademie: „Der ländliche Raum<br />

steht vor einem tiefgreifenden Wandel.<br />

Schon bald wird er aus dem Schatten<br />

der Städte treten, nicht als deren ‚Hinterland‘,<br />

sondern als wichtiger Faktor<br />

einer nachhaltigen Entwicklung.“ Er<br />

würde bereits heute einen wesentlichen<br />

Beitrag zur Versorgung der großen Ballungsräume<br />

leisten. Im Gegensatz zum<br />

urbanen Städtebau sei der ländliche<br />

bisher jedoch weit weniger erforscht.<br />

Das Projekt soll daher die ländlichen<br />

Regionen und ihr komplexes System<br />

aus Siedlungen, Versorgungs- und<br />

Verkehrsströmen sowie Landschaftsräumen<br />

stärker in den Fokus der angehenden<br />

Wissenschaftler rücken.<br />

Das Interesse der Studierenden an<br />

der Projektakademie war hoch. „Viele<br />

Studenten fanden den Aspekt reizvoll,<br />

sich nicht nur mit einem fiktiven<br />

Thema befassen zu müssen, sondern<br />

an einem realen Forschungsobjekt zu<br />

arbeiten“, erklärt Schmidt. Im Fall der<br />

Gemeinde Brome blieb es nicht nur<br />

beim Konzept.<br />

Die Ortschaft klagt seit Jahren<br />

über einen zunehmenden Leerstand<br />

im Stadtkern. Insbesondere die Hauptstraße,<br />

die umringt ist von sanierungsbedürftigen<br />

Fachwerkhäusern,<br />

leidet unter leerstehenden Gebäuden<br />

und schleichendem Verfall. Eine der<br />

vielen Ursachen hierfür ist aus Sicht<br />

der Studenten und Gemeindevertreter<br />

das hohe Verkehrsaufkommen auf der<br />

Hauptstraße und der damit verbundene<br />

Lärm und Schmutz. Es gibt Planungen<br />

des Landes Niedersachsen für<br />

eine Umgehungsstraße, die innerhalb<br />

der Gemeinde jedoch umstritten ist.<br />

Die Fronten schienen in diesem Punkt<br />

verhärtet. Einigkeit herrschte einzig<br />

in dem Punkt, dass die Hauptstraße<br />

dringend neu belebt werden muss.<br />

„Um den Ort herum werden immer


REGION // 04.<strong>2015</strong> // 13<br />

mehr neue Baugebiete ausgewiesen.<br />

Das Interesse an einer Investition im<br />

Stadtkern scheint hingegen sehr niedrig<br />

zu sein,” meint Verena Schmidt.<br />

Um das Interesse an der Hauptstraße<br />

zu fördern, sie wieder in den Blick<br />

von Investoren zu rücken und so langfristig<br />

neu zu beleben, entwarfen die<br />

Studierenden verschiedene Konzepte<br />

und Maßnahmen. Eine kleine Gruppe<br />

von Studenten beschloss, es nicht bei<br />

Konzepten zu belassen. Gemeinsam<br />

mit den Bürgern, die das Baumaterial<br />

stellten, wurde eine moderne Sitzbank<br />

an der Hauptstraße gebaut. Die Bank<br />

lädt nicht nur zum Verweilen ein, sondern<br />

soll den Blick der Dorfbewohner<br />

auf die leerstehenden Gebäude lenken<br />

und Diskussionen anregen.<br />

Das bedrohliche Gefühl der<br />

Schrumpfung, des Leerstands und<br />

der nahenden Abrissbirne über dem<br />

Kopf beschäftigte auch die Bürger des<br />

Ortsteils Wolfshagen im Harz. Eine<br />

Bürgerinitiative widmet sich hier<br />

bereits seit Längerem der Frage, wie<br />

der Ort langfristig überleben kann.<br />

Trotz eines erheblichen touristischen<br />

Aufkommens mit jährlich 60.000<br />

Übernachtungen wohnen heute nur<br />

noch 2.300 im Ort. Tendenz sinkend.<br />

„Wolfshagen war der einzige Ort, in<br />

dem sich nicht der Bürgermeister<br />

sondern die Bürger selbst für die<br />

Die Natur als<br />

Chance begreifen<br />

Projektakademie bewarben“, erzählt<br />

Schmidt. Dementsprechend hoch war<br />

auch die Beteiligung am Projekt. Gemeinsam<br />

erarbeitete man ein Konzept,<br />

das Wolfshagen eine Zukunft als<br />

Zufluchtsort für gestresste Touristen<br />

ermöglichen soll.<br />

„Der Harz ist umringt von wachsenden<br />

Städten. Ein Ort wie Wolfshagen<br />

kann das für sich nutzen, indem<br />

er sich als Trittstein in die Natur präsentiert.<br />

So können Touristen angelockt<br />

und eine stabile Zukunft ermöglicht<br />

werden“, so Schmidt. Statt einer<br />

Ausweitung der Ortsgrenzen empfehlen<br />

die Studierenden dem Ort, sich<br />

auf seine Hauptstraße zu konzentrieren<br />

und dort Tourismus und soziale<br />

Treffpunkte zu bündeln. So kann<br />

einerseits eine lebendige Ortschaft<br />

existieren während sich der Ortsrand<br />

durch bewusstes leerfallen und Abreißen<br />

zu einer Oase entwickeln kann,<br />

in der Flora und Fauna wieder Einzug<br />

halten. Ob und wie die Konzepte<br />

der Studierenden in den Ortschaften<br />

zur Anwendung kommen, hängt von<br />

den Akteuren/Beteiligten in den Gemeinden<br />

ab. Fest steht jedoch, dass<br />

das Interesse für die Zukunft der Orte<br />

sowohl aufseiten der Studenten als<br />

auch der Entscheider in Politik und in<br />

den Gemeinden geweckt wurde. Die<br />

„Projektakademie Ländlicher Raum“<br />

kann somit als erster Schritt in die<br />

richtige Richtung in der Kategorie Erfolg<br />

verbucht werden. :::<br />

Zukunft der Mobilität<br />

Energie alternativ erzeugen, tanken, speichern und vielfältig nutzen.<br />

Dazu informiert die e-Mobility-Station in Wolfsburg im Kontext alternativer<br />

Antriebskonzepte praxisnah und anschaulich. Rund um das denkmal geschützte<br />

Gebäude zeigt sie auch, wie Traktionsbatterien von Elektrofahrzeugen künftig<br />

Teil des Stromnetzes sein können: Das sogenannte bidirektionale Laden.<br />

Informieren Sie sich über die Mobilität der Zukunft.<br />

Durch bewusstes leerfallen und abreißen soll der Natur in Wolfshagen mehr Platz eingeräumt und ein Zufluchtsort<br />

für gestresste Touristen erschaffen werden<br />

e-Mobility-Station Wolfsburg<br />

Braunschweiger Straße 10<br />

38440 Wolfsburg<br />

Telefon: 0 53 61. 8 97-55 66<br />

www.e-mobility-station.com


REGION // 04.<strong>2015</strong> // 15<br />

Gipfeltreffen im Harz<br />

Gipfeltreffen auf die ungezwungene Art: (v. l.) Martin K. Burghartz,<br />

Burkhard Rösner, der Wolfsburger Oberbürgermeister Klaus Mohrs,<br />

der Braunschweiger Oberbürgermeister Ulrich Markurth und der<br />

Oberbürgermeister der Stadt Salzgitter, Frank Klingebiel<br />

Mit dem Steinberg-Dialog haben die Initiatoren ein Forum etabliert,<br />

das die Region zwischen Harz und Heide voranbringen soll.<br />

AUTOR: BEATE ZIEHRES<br />

FOTOGRAFIE: DIRK ALPER<br />

Julius von Ingelheim war da<br />

und Dr. Bernd Meier, Otto<br />

Ferdinand Wachs und Oliver<br />

Syring. Sie präsentierten ihre Visionen<br />

für die Region, gaben Ratschläge<br />

und diskutierten. Bürgermeister und<br />

Landräte <strong>Südostniedersachsen</strong>s frequentieren<br />

die Veranstaltung ebenso<br />

regelmäßig wie Wissenschaftler und<br />

Unternehmer. Die Rede ist vom Steinberg-Dialog.<br />

Vor rund zwei Jahren von den Almwirten<br />

Carmen und Burkhard Rösner<br />

und dem Braunschweiger Unternehmer<br />

Martin K. Burghartz ins Leben gerufen,<br />

hat sich die Gesprächsrunde zu<br />

einem festen Termin im Kalender der<br />

Region entwickelt. Ziel der Veranstalter<br />

ist es, Verantwortliche und Entscheider<br />

aus Wirtschaft, Politik und Medien an<br />

einen Tisch zu bringen. Auf der Agenda<br />

stehen immer Zukunftsthemen, die<br />

sich mit der Entwicklung <strong>Südostniedersachsen</strong>s<br />

beschäftigen.<br />

„Der Hintergrund meiner Initiative ist<br />

der anhaltende Aufschwung <strong>Südostniedersachsen</strong>s<br />

auf dem Weg zu einer<br />

der attraktivsten Regionen zum Arbeiten<br />

und Leben in Europa. Wir wollten<br />

mit dem Steinberg-Dialog herausragenden<br />

Persönlichkeiten des neuen regionalen<br />

Denkens ein Forum bieten“, sagt<br />

Martin Burghartz. Bewusst entschied<br />

sich der Braunschweiger für die auf<br />

,neutralem‘ Boden gelegene Steinbergalm<br />

als Veranstaltungsort.<br />

„Als Martin Burghartz mir von seiner<br />

Idee erzählte, sagte ich ihm sofort, dass<br />

ich dabei bin“, erinnert sich Burkhard<br />

Rösner. Der gebürtige Goslarer kommt<br />

in seinem Hauptberuf viel herum und<br />

arbeitet an Projekten in der ganzen<br />

Region mit. Die Alm ist der optimale<br />

Ort für eine Veranstaltungsreihe wie<br />

den Steinbergdialog, findet offensichtlich<br />

nicht nur Rösner. „Viele Leute aus<br />

Braunschweig und Wolfsburg kommen<br />

hierher und sie fühlen sich alle zuhause“,<br />

sagt er.<br />

Auf seinem Hausberg stellte Goslars<br />

Bürgermeister Oliver Junk klar, dass<br />

er den Harz nicht als den Freizeitpark<br />

Braunschweigs sehe. „Aber wir sind gerne<br />

Partner des starken Braunschweig<br />

und sollten uns besser verzahnen“,<br />

wird Junk später zitiert. „Freizeitpark“<br />

ist auch das Stichwort für Otto Ferdinand<br />

Wachs, Sprecher der Geschäftsführung<br />

der Autostadt GmbH. Wachs<br />

begründet den Erfolg der Autostadt mit<br />

dem hohen Qualitätsanspruch, der als<br />

Marketing-Instrument zum Einsatz<br />

kommt. Für die Region empfiehlt Wachs<br />

eben dieses Rezept. Die Region müsse<br />

weit strahlende Glanzpunkte setzen, so<br />

seine Botschaft auf der Steinbergalm.<br />

Speziell dem Harz rät Wachs, sich stärker<br />

und vor allem mit einer Stimme zu<br />

Wort zu melden und Ansprüche zu formulieren.<br />

Wachs bezeichnete vor einer<br />

Reihe hochrangiger Zuhörer Wolfsburg<br />

aufgrund seiner Wirtschaftskraft als<br />

Herz und Motor und Braunschweig als<br />

Kopf der Region.<br />

Zu einem regelrechten Wissenschaftsgipfel<br />

entwickelte sich der 8. Steinbergdialog.<br />

Die vier Präsidenten der Hochschulen<br />

der Region demonstrierten<br />

Einigkeit in ihrem Engagement für die<br />

Region. Die Präsidentin der Ostfalia<br />

Hochschule, Prof. Dr.-Ing. Rosemarie<br />

Karger und die Präsidenten Prof. Dr.-<br />

Ing. Jürgen Hesselbach, TU Braunschweig,<br />

Prof. Dr. Thomas Hanschke<br />

10. Steinberg-Dialog<br />

zieht auf's Torfhaus<br />

von der TU Clausthal und Nikolas Lange<br />

von der HBK repräsentierten gemeinsam<br />

eine Hochschullandschaft, die<br />

auch bei Forschung und Lehre international<br />

Maßstäbe setzt und damit eine<br />

gute Ausgangssituation beim Kampf<br />

um die besten Köpfe in Europa bietet.<br />

Inzwischen hat sich der Steinberg-Dialog<br />

zu einem etablierten Forum entwickelt.<br />

„Durch das Kennenlernen und<br />

das Gespräch miteinander ist ein regelmäßigerer<br />

Austausch zwischen den<br />

Entscheidern entstanden“, resümiert<br />

Burghartz vor dem 10. Steinberg-Dialog.<br />

Auch im Dezember befasst sich<br />

der Steinbergdialog wieder mit den<br />

Chancen, die die Region bietet <strong>–</strong> über<br />

Gemeinde- und Landkreisgrenzen<br />

hinweg. Diese Möglichkeiten eröffnen<br />

sich sowohl Menschen, die Ausschau<br />

halten nach einem neuen Arbeits-<br />

oder Ausbildungsplatz als auch<br />

Unternehmen auf der Suche nach<br />

Fachkräften. Die ganzheitliche Betrachtung<br />

der Region ist nach Ansicht<br />

der Initiatoren des Steinbergdialogs<br />

eine essentielle Grundbedingung für<br />

die Weiterentwicklung der Kommunen,<br />

der hier beheimateten Unternehmen<br />

und auch der Menschen selbst.<br />

„Wenn alle zusammenspielen, hat die<br />

Region Braunschweig-Wolfsburg große<br />

Chancen, zu einer Referenzregion<br />

für Bildung und Arbeit zu werden“,<br />

sagt Netzwerker Burghartz, den einzig<br />

das Interesse an der Region veranlasst<br />

hat, die Veranstaltung ins<br />

Leben zu rufen.<br />

Der 10. Steinberg-Dialog verlässt übrigens<br />

ausnahmsweise die Alm <strong>–</strong> jedoch<br />

nur, um einen anderen Berggipfel<br />

kennenzulernen. Information und<br />

weihnachtliches Miteinander verknüpfen<br />

die Veranstalter mit einem<br />

Treffen auf dem Torfhaus. In Rösners<br />

neuer ,Speckhütte‘ Über die Konzeption<br />

des neuen Nationalparkhauses auf<br />

dem Torfhaus spricht Andreas Pusch,<br />

Leiter des Nationalparks Harz. Der<br />

Hildesheimer Investor Sebastian Lüders<br />

wird seine Pläne zum weiteren<br />

Ausbau der Hotelkapazität auf dem<br />

Torfhaus erläutern. :::


REGION // 04.<strong>2015</strong> // 17<br />

Vorreiter regionaler<br />

Zusammenarbeit<br />

Die Volksbank BraWo hat sich sehr gut<br />

entwickelt. Am 25. November haben<br />

Sie den BraWoPark am Braunschweiger<br />

Hauptbahnhof eröffnet. Welche<br />

Bedeutung hat dieses Großprojekt für<br />

die Entwicklung der Bank?<br />

Jürgen Brinkmann: Es ist das bisher<br />

größte Immobilienprojekt, das wir realisiert<br />

haben. Wir haben in den vergangenen<br />

Jahren die Bank neu ausgerichtet.<br />

Aus der Finanzmarktkrise 2008<br />

sind die Banken insgesamt geschwächt<br />

hervorgegangen. Ein großes Stichwort<br />

ist das Niedrigzinsniveau. Ein Kernproblem<br />

des Bankensektors ist, dass mit<br />

Geld und Zinsen seitdem nicht mehr genug<br />

Geld verdient wird. Und wenn man<br />

weniger Gewinne erwirtschaftet, dann<br />

kann man nicht mehr ausreichend<br />

Eigenkapital bilden und darf deshalb<br />

weniger Kredite vergeben.<br />

Wie haben Sie darauf reagiert?<br />

Jürgen Brinkmann: Wir haben uns<br />

schon früh mit Alternativen auseinandergesetzt<br />

und neue Standbeine für die<br />

Bank aufgebaut. Wir haben vor allem<br />

das Immobiliengeschäft intensiviert.<br />

Ein Höhepunkt ist die Realisierung des<br />

BraWoParks, in den wir 130 Millionen<br />

Euro investiert haben. Das ist für eine<br />

Bank unserer Größenordnung schon ein<br />

sehr großes Projekt. Wir haben inzwischen<br />

den größten Versicherungsmakler<br />

in Niedersachsen, die Firma ‚Döhler,<br />

Hosse und Stelzer‘ in Braunschweig, in<br />

unserer Unternehmensgruppe und vor<br />

zwei Jahren eine Privatbank für vermögende<br />

Kunden gegründet. Mit all diesen<br />

Aktivitäten wollen wir unabhängiger<br />

von den Entwicklungen an den Geldund<br />

Kapitalmärkten sein. Viele Banken<br />

senken nur Kosten und schließen Filialen.<br />

Das ist für uns kein Geschäftsmodell.<br />

Immobilien als alternatives<br />

Standbein<br />

Was bedeutet denn der BraWoPark<br />

für die Stadt Braunschweig?<br />

Jürgen Brinkmann: Das 75.000 Quadratmeter<br />

große Gelände am Hauptbahnhof<br />

gehörte vor fünf Jahren einem<br />

amerikanischen Hedgefonds und der<br />

wollte <strong>–</strong> wenn überhaupt <strong>–</strong> nur das<br />

ganze Gelände verkaufen. Eigentlich<br />

benötigten wir nur Büroflächen für uns.<br />

Wir waren aber der Meinung, dass es<br />

eine große Chance für die Stadt wäre,<br />

dieses Gelände zu entwickeln. Die Alternative<br />

wäre gewesen, dass die Post<br />

nach zwei Jahren auszieht und es eine<br />

große Brachfläche gegeben hätte, für<br />

die die Post noch Jahre hätte Miete zahlen<br />

müssen. Deshalb hatte der Investor<br />

auch kein großes Interesse, das Gelände<br />

zu entwickeln. Er hätte auch Miete<br />

für leere Gebäude kassiert. Das wollten<br />

wir als Braunschweiger Unternehmen<br />

nicht zulassen: eine Brache als Visitenkarte<br />

der Stadt. Wir haben schnell zugegriffen<br />

und in drei Monaten eine komplette<br />

Projektplanung erstellt. Daraus<br />

hat sich dann in Zusammenarbeit mit<br />

der Stadt und der IHK Braunschweig<br />

für das Shopping-Center ein Nahversorgungskonzept<br />

entwickelt, das keine<br />

Handelskonkurrenz zur Innenstadt<br />

ist.<br />

Kann die Bank denn ein solches<br />

Großprojekt allein stemmen?<br />

Jürgen Brinkmann: Das ist schon ein<br />

mutiger Schritt. Wir haben aber immer<br />

erst Entscheidungen zur Realisierung<br />

getroffen, wenn wir genau wussten,<br />

was passiert. Wir haben als Erstes die<br />

Vermietung des Toblerone-Hochhauses<br />

(des ehemaligen Post-Baus) mit 18.000<br />

Quadratmetern Fläche abgesichert und<br />

es erst dann saniert. Dieser Teil liefert<br />

uns seit vier Jahren gute Erträge. Dann<br />

haben wir das ShoppingCenter geplant<br />

und vermietet, bevor es gebaut wurde.<br />

Erst danach haben wir das Business-<br />

Center II mit dem neuen Turm und<br />

mit Büroflächen von 13.000 Quadratmetern<br />

in Angriff genommen. Größere<br />

Flächen davon benötigen wir künftig<br />

selbst. Der andere Teil war schon vor<br />

Monaten vermietet. Die ersten Mieter<br />

ziehen jetzt ein.<br />

Über den neuen BraWoPark, die Entwicklung der<br />

Bankgeschäfte und das soziale Gewissen der Bank<br />

spricht Jürgen Brinkmann, Vorstandsvorsitzender<br />

der Volksbank eG Braunschweig Wolfsburg,<br />

im <strong>regjo</strong>-Gespräch.<br />

AUTOR: KLAUS SIEVERS<br />

FOTOGRAFIE: MAREK KRUSZEWSKI


REGION // 04.<strong>2015</strong> // 19<br />

Die Volksbanken waren in ihrem<br />

Selbstverständnis immer Banken für<br />

den gewerblichen Mittelstand in den<br />

Städten. Wie sieht das heute aus?<br />

Jürgen Brinkmann: Beim Kundenvolumen<br />

teilt sich das je zur Hälfte in Privat-<br />

und Firmenkunden auf. Bei der<br />

Anzahl sieht das anders aus: Wir haben<br />

110.000 Privatkunden und 10.000<br />

Geschäftskunden.<br />

Am 1. Januar 2016 werden Sie mit<br />

der Volksbank Peine fusionieren. Wie<br />

groß ist die Bank dann?<br />

Jürgen Brinkmann: Wir haben dann<br />

eine Bilanzsumme von mehr als drei<br />

Milliarden Euro, 850 Mitarbeiter und<br />

mehr als 50 Filialen. Wir sind künftig<br />

die größte selbstständige Filialbank in<br />

der Region.<br />

einer Million Euro. Derzeit haben wir<br />

mehr als 500 Kunden <strong>–</strong> übrigens nicht<br />

nur aus unserer Region.<br />

Ist das für vermögende Kunden nicht<br />

eher abschreckend, wenn eine Genossenschaft<br />

hinter einer Privatbank<br />

steht?<br />

Jürgen Brinkmann: Offenbar nicht. Das<br />

Erfolgsrezept ist die Kombination von<br />

klassischem Geschäft einer Privatbank<br />

mit der starken Sicherungseinrichtung,<br />

der Haftung und den Werten einer Genossenschaft.<br />

Engagement in<br />

vielen Bereichen<br />

der Kinder- und Jugendförderung zusammenarbeiten.<br />

Dabei sind wir auf<br />

das ‚Haus des Stiftens‘ in München<br />

aufmerksam geworden, das vor allem<br />

kleinere Stiftungen berät, organisatorisch<br />

als Dienstleister betreut und sie<br />

zusammenbringt. Wir wollen ein ähnliches<br />

Haus in Braunschweig mit dem<br />

Ziel einrichten, gesellschaftliches Engagement<br />

zu fördern. Ein Gebäude dafür<br />

suchen wir noch.<br />

Im Jubiläumsjahr der BraWo-Fusion<br />

haben Sie die Aktion 1.000 mal 1.000<br />

ausgerufen. 1.000 Menschen oder Unternehmen<br />

sollten jeweils 1.000 Euro<br />

spenden, um in der Region Projekte<br />

gegen Kinderarmut zu fördern. Wie<br />

sieht die Bilanz aus?<br />

Ist ein BusinessCenter III geplant?<br />

Jürgen Brinkmann: Ja, das werden<br />

noch einmal 5.500 Quadratmeter Büroflächen<br />

sein. Der Platz ist bereits eingeplant.<br />

Baubeginn wird voraussichtlich<br />

im nächsten Jahr sein.<br />

Warum sind Sie so erfolgreich bei der<br />

Vermietung?<br />

Jürgen Brinkmann: Da ist zunächst<br />

die gute Lage der Objekte. Wir bieten<br />

außerdem modern und flexibel ausgestattete<br />

Büroflächen an. Und wir sind<br />

in Braunschweig der Bürostandort mit<br />

der besten Internet-Anbindung.<br />

Das Intercity-Hotel auf dem Gelände,<br />

das 2016 mit 174 Zimmern eröffnet<br />

werden soll, haben Sie nicht selbst<br />

gebaut. Warum sind sie da nicht Bauherr?<br />

Jürgen Brinkmann: Vor ein paar Jahren<br />

haben wir uns einen Hotelbau noch<br />

nicht zugetraut. Das hat sich geändert.<br />

Wir haben als Bank einige Projekte begleitet<br />

und so Einblicke in die Branche<br />

gewonnen. Deshalb bauen wir in Wolfsburg<br />

jetzt ein Hotel am Allerpark und<br />

haben von der Stadt Braunschweig<br />

den Auftrag bekommen, ein Hotel an<br />

der Stadthalle zu entwickeln.<br />

Macht es denn Sinn, in Braunschweig<br />

zwei Hotels im nahen Umfeld von<br />

Hauptbahnhof und Stadthalle zu bauen?<br />

Jürgen Brinkmann: Wir stellen fest,<br />

dass es in der Region zu wenig Hotelbetten<br />

gibt. Das gilt für Wolfsburg<br />

und Braunschweig gleichermaßen. Wir<br />

haben uns übrigens für die Steigenberger-Gruppe<br />

und ihr Intercity-Hotel<br />

entschieden, weil die prognostiziert<br />

haben, dass große Teile der Hotelgäste<br />

zusätzlich kommen werden. Unternehmen<br />

nutzen verstärkt Hotels, die leicht<br />

per ICE erreichbar sind, für Tagungen<br />

und Schulungen.<br />

Ist die Planung, Entwicklung und der<br />

Bau von gewerblichen Projekten ein<br />

neues Geschäftsfeld?<br />

Jürgen Brinkmann: Nein, damit haben<br />

wir vor zehn Jahren schon angefangen.<br />

Mit dem BraWoPark ist das vielen<br />

Menschen in der Region erst deutlich<br />

geworden. Wir haben weitere Projekte<br />

in Arbeit: etwa neue Baugebiete, die<br />

BraWoCity in Wolfsburg, das Lilienthal-Bürohaus<br />

am Flughafen Braunschweig<br />

oder das Schloss-Carree in<br />

Braunschweig (jetzt BraWoMedicum).<br />

Viele Projekte machen wir meist in Zusammenarbeit<br />

mit Kunden, also etwa<br />

über Gemeinschaftsunternehmen als<br />

Bauherr. Wir bieten die Projektentwicklung<br />

als Dienstleistung in verschiedenen<br />

Umfängen an. Der Kunde<br />

kann jeweils wählen. Wir sind unter<br />

den deutschen Volksbanken beim Projektgeschäft<br />

sicherlich führend.<br />

Die Volksbank BraWo ist vor zehn<br />

Jahren durch Fusion der beiden<br />

Volksbanken in Braunschweig und<br />

Wolfsburg entstanden. Wie sieht<br />

rückblickend Ihre Bilanz aus?<br />

Jürgen Brinkmann: Ich zitiere die<br />

Oberbürgermeister der beiden Städte:<br />

Die BraWo sei das beste Beispiel, warum<br />

ein Zusammenrücken beider Städte<br />

gut ist. Wir sind sozusagen Vorreiter<br />

gewesen. Wir haben eindrucksvoll<br />

bewiesen, dass man aus 1+1 mehr als<br />

2 machen kann. Wir sind gut im Geschäft<br />

und haben mitunter Schwierigkeiten,<br />

das Neugeschäft zu bearbeiten.<br />

Im nächsten Jahr wird es in der Region<br />

zwischen Harz und Heide nur noch<br />

fünf Volksbanken geben. Sind weitere<br />

Fusionen zu erwarten?<br />

Jürgen Brinkmann: Ja. Auf Bundesebene<br />

wird die Zahl der Genossenschaftsbanken<br />

von derzeit knapp 1.000 um<br />

mindestens ein Drittel sinken.<br />

Wie viele Volksbanken werden <strong>–</strong> auch<br />

mit Blick auf die politische Fusionsdebatte<br />

<strong>–</strong> in unserer Region übrig<br />

bleiben?<br />

Jürgen Brinkmann: Nur eine. Da bin<br />

ich mir sicher. Das kann im nächsten<br />

Jahrzehnt geschehen. Grundsätzlich<br />

muss ich sagen, dass die Wirtschaft<br />

beim Thema Region und regionale Zusammenarbeit<br />

schon viel weiter ist als<br />

die Politik. Deshalb engagieren wir uns<br />

auch stark im Projekt ,Allianz für die<br />

Region'.<br />

Wie hat sich denn die Privatbank für<br />

vermögende Kunden entwickelt?<br />

Jürgen Brinkmann: Weit über Plan. Die<br />

Voraussetzungen waren gut. Wir haben<br />

in der Region eine überdurchschnittliche<br />

Millionärsdichte, was auch mit<br />

VW und seinen gut verdienenden Führungskräften<br />

zu tun hat. Die Privatbank<br />

betreut Kunden mit einem Vermögen ab<br />

Sie haben eine Tochtergesellschaft,<br />

die sich an Unternehmen beteiligen<br />

soll. Gibt es schon Projekte?<br />

Jürgen Brinkmann: Die BraWo Unternehmensbeteiligungs-GmbH<br />

ist noch<br />

relativ jung. Es wurden erste Beteiligungen<br />

gezeichnet <strong>–</strong> weniger bei Gründern<br />

als bei bestehenden Unternehmen,<br />

die stark expandieren wollen und<br />

Eigenkapital benötigen. Wir sind dann<br />

Co-Investor mit einer stillen Beteiligung,<br />

die maximal bis 49 Prozent geht. Wir<br />

sind dann sozusagen der Tandemfahrer,<br />

der hinten sitzt. Wir treten kräftig in<br />

die Pedale, aber es lenkt weiterhin der<br />

Unternehmer.<br />

Sie haben in Braunschweig die Gründung<br />

eines Engagement-Zentrums initiiert,<br />

das Stiftungen und Non-Profit-<br />

Organisationen beraten und betreuen<br />

soll. Wie sehen dessen Aufgaben konkret<br />

aus?<br />

Jürgen Brinkmann: Das Engagement-<br />

Zentrum gGmbH ist die logische Fortentwicklung<br />

unser Stiftungsaktivitäten<br />

in den vergangenen zehn Jahren. Wir<br />

haben eine eigene Stiftung gegründet,<br />

die federführend im Kindernetzwerk<br />

‚United Kids Foundations‘ ist, in der<br />

bundesweit viele Stiftungen im Bereich<br />

Jürgen Brinkmann: Es wurde ein überwältigendes<br />

Ergebnis erreicht. Wir haben<br />

von 1.108 Einzelspendern eine<br />

Summe von 1,215 Millionen Euro bekommen.<br />

Darüber hinaus haben Unternehmen<br />

als Großspender 1,57 Millionen<br />

Euro gegeben. Insgesamt haben<br />

wir 2,785 Millionen Euro an Spenden<br />

bekommen. Wir haben als Volksbank<br />

nicht nur <strong>–</strong> wie versprochen <strong>–</strong> dieses Volumen<br />

verdoppelt, sondern insgesamt<br />

zehn Millionen Euro draufgelegt. Also<br />

werden insgesamt 12,785 Millionen<br />

Euro in unsere BraWo-Stiftung fließen,<br />

deren Kapital sich damit auf 31,2 Millionen<br />

Euro erhöht. Diese erfolgreiche<br />

Aktion ist für mich ein weiterer Beweis<br />

dafür, dass wir auch ein soziales Gewissen<br />

haben. :::


REGION // 04.<strong>2015</strong> // 21<br />

Preiswürdig<br />

Personalia<br />

Ruheraum<br />

Foto: Wasserwelt<br />

Überreichnung<br />

Die Braunschweiger ,Saunawelt‘<br />

erhält das höchste<br />

Gütesiegel ,Premiumsauna‘<br />

vom Deutschen Sauna-Bund.<br />

Damit ist die Wasserwelt eine<br />

von elf Einrichtungen in Niedersachsen,<br />

die sich ,Premiumsauna‘<br />

nennen dürfen.<br />

Ein unabhängiger Prüfer<br />

testete anonym die Saunawelt<br />

auf gut 40 Kriterien.<br />

Neben der Saunaanlage und<br />

dem Außenbereich wurden<br />

auch die Mitarbeiter und das<br />

zusätzliche Wellness-Angebot<br />

überprüft. „Auf diese Auszeichnung<br />

bin ich stolz, denn<br />

sie ist ein echtes Gütesiegel,<br />

das nur wenige Saunen führen<br />

dürfen“, freute sich Jürgen<br />

Scharna, Geschäftsführer<br />

der Stadtbad GmbH. :::<br />

Dr. Kirsten Bernhardt, wissenschaftliche Mitarbeiterin im<br />

Braunschweigischen Landesmuseum wurde für ihre Forschungen<br />

zu den Armenhausstiftungen mit dem Karl-Zuhorn-Preis<br />

ausgezeichnet. Die Preisträgerin studierte an der<br />

Universität Münster. Nach dem Magisterabschluss absolvierte<br />

sie zunächst ein wissenschaftliches<br />

Volontariat<br />

am Freilichtmuseum<br />

Detmold. Der dortige<br />

Wiederaufbau eines Armenhauses<br />

wurde zum<br />

Ausgangspunkt ihrer<br />

Dissertation ,Die Armenhausstiftungen<br />

des münsterländischen<br />

Adels. Funktionen und<br />

Wandlungsprozesse<br />

zwischen Gründung und Auflösung (16.<strong>–</strong> 20. Jahrhundert)‘.<br />

Die Publikation erfolgte 2012 in der Schriftenreihe der<br />

Volkskundlichen Kommission für Westfalen. :::<br />

Mit zwei Erstplatzierungen kehrten die ,AKAMAV‘-Flieger<br />

der Technischen Universität Braunschweig von der<br />

,International Micro Air Vehicle conference and competition<br />

<strong>2015</strong>‘ (IMAV <strong>2015</strong>) zurück. Die Arbeitsgruppe aus Studierenden<br />

und Beschäftigten der Technischen Universität Braunschweig<br />

beschäftigt sich mit<br />

der Konstruktion, Entwicklung<br />

und dem Betrieb kleiner<br />

unbemannter Flugsysteme,<br />

so genannter Micro Air Vehicles<br />

(MAVs). Unterstützt wird Foto: TU Braunschweig<br />

die Arbeitsgruppe durch das<br />

Institut für Flugführung (IFF) der TU Braunschweig, das<br />

sich ebenfalls in verschiedenen Forschungsbereichen mit<br />

unbemannten Flugsystemen beschäftigt. Vom 15. bis 18.<br />

September <strong>2015</strong> nahm die Gruppe an der IMAV in Aachen<br />

teil und konnte sowohl beim Indoor- als auch beim Outdoor-<br />

Wettbewerb jeweils den ersten Platz erreichen. :::<br />

wirDesign gewinnt zum achten Mal einen Red Dot Designaward.<br />

Dieses Jahr wurde die Agentur für ihren unkonventionellen<br />

SWM-Geschäftsbericht 2013 zum Thema<br />

,Ausnahmezustand‘ der Städtischen Werke Magdeburg<br />

(SWM). In dem prämierten Bericht wird die Jahrhundertflut<br />

in Magdeburg thematisiert. Als ständiger Begleiter<br />

zieht sich der bedrohlich steigende Pegel der Elbe in<br />

Form einer neonroten Linie durch die gesamte Gestaltung.<br />

Am 6. November <strong>2015</strong> wurden die Wettbewerbssieger in<br />

glamouröser Atmosphäre auf der Bühne des Konzerthaus<br />

Berlin geehrt. :::<br />

Auch Volkswagen war als Gewinner<br />

des ,Red Dot Award‘<br />

in Berlin anwesend. Ausgezeichnet<br />

wird das Unternehmen<br />

in der Kategorie Kommunikationsdesign<br />

für seine neue<br />

Markenschrift. :::.<br />

Details aus dem Type-Guide.<br />

Das Niedersächsische Forschungszentrum Fahrzeugtechnik<br />

(NFF) erhält den internationalen Architektur-<br />

und Designpreis Iconic Award in der Kategorie<br />

,architecture public‘. Im Februar <strong>2015</strong> ist das NFF am<br />

Forschungsflughafen in Braunschweig fertiggestellt worden.<br />

Seither forschen<br />

hier sieben Institute<br />

der Universität<br />

gemeinsam an den<br />

Herausforderungen<br />

nachhaltiger Mobilität<br />

und entwickeln<br />

zukunftsweisende<br />

Foto: NFF<br />

Lösungen. :::<br />

1 Dr. Andreas Goepfert (54) wird neuer<br />

Geschäftsführer des Klinikums Braunschweig.<br />

Helmut Schüttig, der aktuelle<br />

Geschäftsführer des Klinikums Braunschweig,<br />

scheidet zum Ende des Jahres<br />

auf eigenen Wunsch nach Vertragsablauf<br />

aus dem Unternehmen aus. Dr. Goepfert<br />

ist Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin<br />

sowie diplomierter Gesundheitsökonom. Zurzeit ist<br />

er Vorstand der Verbundklinik ANregiomed. ::: 2 Emmanuelle<br />

Charpentier (47) verlässt das HZI. Die Max-Planck-<br />

Gesellschaft informierte darüber, dass die HZI-Forscherin<br />

Emmanuelle Charpentier die Berufung zum Wissenschaftlichen<br />

Mitglied und Direktorin an das<br />

Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie<br />

angenommen hat. Sie wird am MPI<br />

eine neue Abteilung aufbauen und diese<br />

hauptamtlich leiten. Die weltbekannte<br />

Mikrobiologin untersucht vor allem,<br />

wie bakterielle Pathogene mit ihrer Umwelt,<br />

einschließlich ihres menschlichen<br />

Wirts, interagieren. ::: 3 Heinz Jörg<br />

Fuhrmann (59), Vorstandsvorsitzender<br />

der Salzgitter AG, übernimmt zu Beginn<br />

des Jahres 2016 den Vorsitz des Senats<br />

der Fraunhofer-Gesellschaft. Fuhrmann<br />

übernimmt das Amt von Prof. Ekkehard<br />

Foto: Hallbauer&Fioretti<br />

© Salzgitter AG /<br />

Frank Bierstedt<br />

D. Schulz, der den Vorsitz seit 2008 und<br />

bis Ende <strong>2015</strong> innehat. In seiner Amtszeit<br />

begleitete und unterstützte Schulz zahlreiche<br />

strategische Entwicklungen, etwa die Internationalisierung,<br />

die Integration von Forschungseinrichtungen<br />

oder die Errichtung der Fraunhofer-Zukunftsstiftung. Der<br />

Fraunhofer-Senat beruft den Vorstand und legt die Grundzüge<br />

der Wissenschafts- und Forschungspolitik fest. Er beschließt<br />

die Errichtungen, Wandlungen oder Auflösungen<br />

von Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft. ::: 4<br />

Lars-Henner Santelmann (52), ist zum<br />

Vorstandsvorsitzenden der Volkswagen<br />

Financial Services AG berufen worden.<br />

Santelmann folgt in dieser<br />

Funktion auf Frank<br />

Witter (56). ::: 5 Frank<br />

Foto: VOLKSWAGEN Witter (56) ist neues<br />

Vorstandsmitglied der<br />

Volkswagen AG im Geschäftsbereich<br />

Finanzen und Controlling und löst somit<br />

Hans Dieter Pötsch (64) ab.<br />

Foto: Volkswagen<br />

:::<br />

Foto: Klinikum<br />

6 Torsten-Armin Kietzmann (53) ist neuer<br />

Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank<br />

BraWo. Er übernimmt das Amt von Helmut<br />

Streiff. Neuer stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender<br />

ist Jens Düe (PKF Fasselt<br />

Schlage Partnerschaft, Wirtschaftsprüfung<br />

und Beratung). Kietzmann ist Sprecher der<br />

Geschäftsführung der Autohaus Wolfsburg<br />

Hotz und Heitmann Gruppe. Bis zu seiner Wahl war er stellvertretender<br />

Aufsichtsratsvorsitzender. ::: 7<br />

Dr. Thomas Bar tkiewicz (45) übernimmt<br />

Ärztliche Direktion des Klinikum Braunschweig.<br />

Bartkiewicz folgt in dieser Funktion<br />

Prof. Dr. Horst Kierdorf nach, der Anfang<br />

des Jahres als Klinischer Direktor zu den<br />

Kliniken der Stadt Köln wechselte. Anders<br />

als sein Vorgänger, der zugleich Chefarzt der<br />

Nephrologie war, wird Dr. Bartkiewicz als<br />

hauptamtlicher Ärztlicher Direktor tätig sein. ::: 8 Walter<br />

Maria de Silva (64), Leiter Konzern Design<br />

bei Volkwagen, wechselt Ende des Jahres<br />

in den Ruhestand. De Silva verantwortete<br />

seit Februar 2007 die Designlinien für<br />

alle Pkw-Marken des Volkswagen Konzerns.<br />

Er bleibt dem Konzern in beratender<br />

Funktion verbunden. ::: 9 Hans-<br />

Gerd Bode (54) ist zum<br />

Leiter Konzernkommunikation,<br />

Investor Relations und Außenbeziehungen<br />

der Volkswagen AG ernannt<br />

worden. Er folgt auf Stephan Grühsem<br />

(53), der das Unternehmen im besten Einvernehmen<br />

verlässt. :::<br />

Foto: Volkswagen<br />

10 Johann Jungwirth<br />

(42) wurde zum Leiter des<br />

neugeschaffenen Fachbereichs Digitalisierungsstrategie<br />

des Volkswagen Konzerns<br />

berufen worden. Jungwirth kommt vom<br />

amerikanischen IT-Unternehmen Apple.<br />

Foto: Volkswagen Mit dem neuen Ressort und der Berufung<br />

Jungwirths verstärkt sich Volkswagen auf<br />

dem Zukunftsfeld Digitalisierung. ::: 13 Astrid Elisat (48)<br />

besetzt die Stelle der Kommunikationsleitung<br />

des Forschungs- und Erlebniszentrum<br />

paläon Schöninger Speere. Sie unterstützt<br />

das Team mit Kompetenzen im<br />

Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Foto: Volkswagen<br />

Foto: BraWo.<br />

sowie Marketing. :::<br />

Foto: Philipp Ottendörfer<br />

Astrid Elisat mit der<br />

Nachbildung des homo<br />

heidelbergensis.<br />

Foto: paläon


UNTERNEHMEN // 04.<strong>2015</strong> // 23<br />

Burger, Musik<br />

und Limo<br />

André Giesler und Christian Rank sprechen über ihren<br />

wahrgewordenen Traum vom Plattenladen mit Gastronomie.<br />

AUTOR: INGA STANG<br />

FOTOGRAFIE: MANDY LÖHR<br />

André Giesler und Christian Rank betreiben seit 2007 den Plattenladen<br />

Riptide im Braunschweiger Handelsweg. Neben seinem außergewöhnlichen<br />

Repertoire an diversen Schallplatten ist das Riptide für sein gastronomisches<br />

Angebot bekannt. Anfangs nur als Beiwerk zum Plattenladen gedacht,<br />

ist die Gastronomie mittlerweile zum umsatzstärksten Zweig des Unternehmens<br />

geworden. Vegane und vegetarische Spezialitäten sowie hausgemachte Limonaden,<br />

Muffins und ungewöhnliche Getränke aus aller Welt haben das Café zum<br />

beliebten Treffpunkt für Foodies aus aller Welt gemacht.<br />

Auf der Karte des Riptide<br />

finden sich ausschließlich<br />

vegane und vegetarische<br />

Speisen und Getränke. Die<br />

veganen Burger sind der<br />

Dauerbrenner.<br />

1994 gründete Rank neben dem Studium seinen eigenen<br />

Versandhandel für Vinylschallplatten namens 'The<br />

Pleasure Syndicate'. Später erweiterte er seine Arbeit im<br />

Musikbereich und gründete sein eigenes Label 'Riptide Recordings'.<br />

Beide Firmen sind mittlerweile Teil der Rank &<br />

Giesler GbR und laufen parallel zum Geschäft im Handelsweg<br />

weiter. „Label und Onlinehandel sind mittlerweile leider<br />

etwas in den Hintergrund unserer Arbeit getreten. Wir<br />

planen jedoch 2016 wieder neue Platten auf Riptide Records<br />

zu veröffentlichen“ erklärt Rank. Zwei Jahre lang erarbeiteten<br />

die Jungunternehmer einen Businessplan für ihren<br />

Laden und reichten diesen bei IHK ein. Das Konzept wurde<br />

prämiert und die Giesler & Rank GbR begab sich mit nur<br />

3.000 Euro Startkapital, auf die Suche nach einer geeigneten<br />

Immobilie. „Mit der Auszeichnung von der IHK hätten<br />

wir sofort einen Kredit beantragen können, aber wir wollten<br />

möglichst viel selber machen und schuldenfrei bleiben“ erläutert<br />

Rank ihr Vorgehen in den Anfangsjahren.<br />

Ihre Jobs als Filmvorführer im Kino und technischer<br />

Zeichner im Familienbetrieb, gaben die beiden erst nach<br />

zwei Jahren als selbstständige Unternehmer auf. „Manche<br />

Jungunternehmer setzen alles auf eine Karte und zahlen<br />

sich von Beginn an hohe Gehälter aus. Wir wollten erst sicher<br />

gehen, dass der Laden gut anläuft und das finanzielle<br />

Risiko möglichst gering ist bevor wir uns von den Einnahmen<br />

abhängig machten.“ Kurz nach Eröffnung mussten sie<br />

dennoch einen Mikrokredit über 15.000 Euro aufnehmen,<br />

um Ware für ihre Plattenregale zu kaufen. Die Investition<br />

hat sich jedoch bereits nach kurzer Zeit als richtiger Schritt<br />

erwiesen. „Wir sind gesund gewachsen“ meint Rank. Nur<br />

einmal seien die Zahlen eingebrochen, da sie sich mit den<br />

Mitarbeiterkosten verkalkuliert hatten.<br />

Von damals zehn ist das Team mittlerweile auf sechs<br />

Angestellte reduziert worden. Die Mitarbeiter kümmern<br />

sich primär um die Gastronomie und stellen in der kleinen<br />

Küche frische Burger, Bagels, Crépes und Baguettes her.<br />

Fleisch sucht man im Riptide jedoch vergebens. „Wir sind<br />

selbst langjährige Vegetarier und wussten von Anfang an,<br />

dass wir auch bei uns im Riptide kein Fleisch auf den Tisch<br />

bringen wollen“ erklärt Rank. Besonders unter Veganern<br />

ist das Riptide für seine Küche bekannt. „Es ist uns wichtig,<br />

dass sich unsere Kunden auf die Angaben in unserer<br />

Karte verlassen können“, erzählt Rank. „Daher überprüfen<br />

wir sogar unsere angekauften Getränke auf vegane Herstellungsverfahren<br />

und geben nur solchen Limonaden und<br />

Säften das vegane Zeichen, die ohne Gelatine oder andere<br />

tierische Produkte geklärt wurden.“<br />

Trotz einer Menge Büroarbeit finden Rank und Giesler<br />

immer noch Zeit um regelmäßig hinter der Theke ihres Ladens<br />

zu stehen, im Service an zu packen und Kunden bei<br />

der Auswahl neuer Platten zu beraten. Das Engagement der<br />

Inhaber für den Laden und ihre außergewöhnliche Plattenauswahl<br />

hat dem Riptide bereits mehrere Erwähnungen<br />

und Preise als bester Plattenladen eingebracht, unter anderem<br />

in der Rolling Stone und der Intro. „Es ging uns jedoch<br />

nie um das große Geld oder den Ruhm“, erzählt Rank.<br />

„Wir wussten einfach nur, wir müssen versuchen unseren<br />

Traum zu verwirklichen.“ :::<br />

Christian Rank und André Giesler<br />

im Café Riptide. Rank ist seit seiner<br />

Zeit als Student begeisterter<br />

Plattensammler und gründete 1994<br />

einen eigenen Schallplattenvertrieb.


UNTERNEHMEN // 04.<strong>2015</strong> // 25<br />

Aus Wolfenbüttel in<br />

die Küchen aller Welt<br />

Enjoy Cooking heißt es bei MKN in Wolfenbüttel: Der Spezialist<br />

für Großküchentechnik setzt auf eine hohe Produktqualität,<br />

Innovationen und ein organisches Unternehmenswachstum.<br />

MKN-Chef Georg Weber<br />

Das riesige MKN Areal mit 80.000 qm“<br />

AUTOR: MARTINA ZINGLER<br />

FOTOGRAFIE: MAREK KRUSZEWSKI<br />

Im höchstgelegenen Restaurant der Welt, dem Burj<br />

Khalifa in Dubai, kommt sie ebenso zum Einsatz wie<br />

auf dem Kreuzfahrtschiff Queen Mary II, wo täglich<br />

Hunderte von Mahlzeiten produziert werden: die Profiküchentechnik<br />

der Wolfenbütteler MKN. Die Maschinenfabrik<br />

Kurt Neubauer ist Spezialist für die Entwicklung, Herstellung<br />

und den weltweiten Vertrieb thermischer Profikochtechnik.<br />

Vor fast 70 Jahren gegründet, hat sich MKN im<br />

Verlauf der letzten Jahre zum Marktführer in Deutschland<br />

für Großkochanlagen entwickelt. Auch international läuft<br />

das Geschäft gut: Rund 100 Länder beliefern die Wolfenbütteler<br />

mit ihren exportfähigen Geräteinnovationen wie<br />

dem Kombidämpfer FlexiCombi. Das mittelständische Unternehmen,<br />

das sich nach wie vor im Familienbesitz befindet<br />

und in Deutschland rund 500 Mitarbeiter beschäftigt,<br />

agiert heute erfolgreich als Global Player auf einem stark<br />

umkämpften internationalen Markt.<br />

„Wir möchten uns durch eine Top-Qualität, Innovationen<br />

und eine hohe ganzheitliche Prozess- und Produktkompetenz<br />

vom Wettbewerb absetzen“, erklärt MKN-Chef<br />

Georg Weber. Erfahrene Spezialisten entwickeln und verkaufen<br />

genau die Profiküchentechnik, die für die vielfältige<br />

Klientel aus aller Welt erforderlich ist. „Die Sterne-<br />

Küche eines Johann Lafer verlangt andere Geräte als die<br />

Großküchen auf internationalen Flughäfen wie Frankfurt<br />

oder London Heathrow.“ 45 Köche beschäftigt das Unternehmen,<br />

die sowohl national als auch international ihr<br />

Verständnis und ihre Kompetenz in Seminaren, auf Messen<br />

und im Kundengespräch beweisen <strong>–</strong> und eben keinen<br />

Kaiserschmarrn in Singapur servieren würden. Die besondere<br />

Nähe zu den individuellen Bedürfnissen der Kunden<br />

komplettiert die MKN durch ihre Innovationsfreude: ein<br />

kompetentes Ingenieurteam entwickelt Geräte, die immer<br />

intelligenter werden. „Wir sind Spezialist, nicht Generalist“,<br />

betont Weber. Das Konzept geht<br />

„Wir sind Spezialist,<br />

nicht Generalist“<br />

auf: Regelmäßig werden die Produkte<br />

von MKN ausgezeichnet, jüngst erhielt<br />

der MKN-FlexiChef den renommierten<br />

Dr.-Georg-Triebe-Preis <strong>2015</strong>, der nur<br />

alle fünf Jahre vom Verband der Fachplaner<br />

an ein einziges herausragendes Produkt vergeben<br />

wird. Außerdem wurde MKN mit dem großen Preis des Mittelstandes<br />

ausgezeichnet.<br />

Das Sortiment an thermischer Großküchentechnik von<br />

MKN ruht auf vier Standbeinen: Die traditionelle ‚Optima‘-<br />

Serie besteht aus Standardeinzelgeräten, die modular zu<br />

einem Block kombiniert werden können. Unikate nach<br />

Maß können sich Küchenchefs mit dem ‚Küchenmeister‘<br />

individuell zusammenstellen. Die neuesten Errungenschaften<br />

sind die innovativen Multifunktionsgeräte ‚FlexiCombi‘<br />

und der Highspeed-Hochdruckgarer ,FlexiChef‘.<br />

Die letztgenannten Geräteserien zeigen schon heute, wohin<br />

der Trend noch gehen wird: Kleinere Küchen, weniger Personal<br />

und sinkende Fachkompetenz erfordern eine Multifunktionskochtechnik,<br />

die platzsparend und vielfältig einsetzbar<br />

ist. „Die Geräte müssen noch intelligenter werden,<br />

sie müssen helfen, Fehler zu vermeiden und die Bediener<br />

unterstützen“, sagt Weber. „Am Ende muss dann natürlich<br />

auch noch die Qualität der Speisen höchsten Ansprüchen<br />

gerecht werden.“<br />

Langfristiges Denken und Handeln und eine gelebte<br />

Unternehmenskultur, kombiniert mit Qualität und Innovationen<br />

auf Produktseite sowie eine gelebte Internationalisierungsstrategie<br />

<strong>–</strong> so erklärt Weber das überproportional<br />

positive Wachstum des Unternehmens in den letzten<br />

Jahren. 2014/<strong>2015</strong> war das erfolgreichste<br />

Jahr in der bisherigen<br />

Unternehmensgeschichte. In den<br />

letzten zehn Jahren hat sich die Mitarbeiterzahl<br />

fast verdoppelt, der Umsatz<br />

fast verdreifacht und die Fläche<br />

auf 80.000 Quadratmeter sukzessive vergrößert. Gewinne<br />

werden <strong>–</strong> dank der langfristig und verantwortungsvoll denkenden<br />

Gesellschafterfamilien <strong>–</strong> zum Wohle des Unternehmens<br />

und der Mitarbeiter auch wieder größtenteils reinvestiert,<br />

was ebenfalls wesentlich zur Erfolgsgeschichte<br />

des Unternehmens und der Stärkung des Standorts Wolfenbüttel<br />

beiträgt. So ist für eine weitere Optimierung der<br />

Produktionsprozesse jüngst eine neue 1.500 Quadratmeter<br />

große Produktionshalle entstanden. Diese beheimatet<br />

inzwischen eine 45 Meter lange, hochmoderne, automatische<br />

Edelstahlverarbeitungsstraße. „Wir wollen uns kein<br />

Limit setzen, aber wir bleiben bodenständig und möchten<br />

die Erfolgsgeschichte von MKN nachhaltig fortschreiben“,<br />

resümiert Weber. :::


UNTERNEHMEN // 04.<strong>2015</strong> // 27<br />

Die Gewinner<br />

der Idee <strong>2015</strong>.<br />

Idee <strong>2015</strong><br />

prämierte Geschäftsideen<br />

Mangelware Fachkräfte<br />

Unsere Region bietet eine breite Palette an Berufen.<br />

Was ihr jedoch fehlt, ist qualifizierter Nachwuchs.<br />

AUTOR: INGA STANG<br />

FOTOGRAFIE: ALLIANZ FÜR DIE REGION GMBH<br />

Zum zehnten Mal veranstaltete die Allianz für die Region GmbH kürzlich<br />

den Geschäftsideen Wettbewerb ‚Idee‘, der sich an Studierende und junge<br />

Unternehmer in der Region Braunschweig-Wolfsburg richtet.<br />

AUTOR: INGA STANG<br />

FOTOGRAFIE: ALLIANZ FÜR DIE REGION GMBH<br />

Auch dieses Mal wurden wieder<br />

lösungsorientierte visionäre<br />

und innovative Geschäftsideen<br />

sowie vielversprechende Unternehmertypen<br />

gesucht. Über 130 Bewerber mit<br />

rund 40 Geschäftsideen reichten <strong>2015</strong><br />

ihre Modelle ein.<br />

Auf Platz eins landete das Team<br />

‚Couponiac‘ mit seiner gleichnamigen<br />

Geschäftsidee eines neuartigen digitalen<br />

Coupon-Systems. Das Team um<br />

Kristoph Siemens, Pascal Slanina und<br />

Nils Fuchs von der TU Braunschweig<br />

und der Ostfalia Hochschule für angewandte<br />

Wissenschaften will mit<br />

‚Couponiac‘ Unternehmen ein individuelleres<br />

und schnelleres Einstellen<br />

von Coupons ermöglichen. Innerhalb<br />

von Minuten kann ein Coupon mittels<br />

App erstellt und online gestellt werden.<br />

Der Zeitraum der Gültigkeit sowie das<br />

Kontingent an Coupons sind flexibel<br />

einstellbar, wobei die Gültigkeit maximal<br />

einen Tag beträgt. So können<br />

Unternehmen besser auf freie Kapazitäten<br />

oder geringe Auslastung reagieren<br />

und Kundenströme über den Tag<br />

verteilt lenken. Platz zwei machte die<br />

Unternehmensidee ‚Spoonbox‘, welche<br />

ebenfalls auf dem Individualisierungsgedanken<br />

basiert. Kunden können<br />

online ihre eigenen Fächereinteilungen<br />

für Schubladen gestalten. Hierfür<br />

müssen nur die Maße eingegeben und<br />

die Einteilungen nach individuellen<br />

Wünschen gestaltet werden. Die zugeschnittenen<br />

Einzelteile werden anschließend<br />

an den Kunden versandt,<br />

der diese nach dem Baukastenprinzip<br />

eigenhändig zusammenbauen kann.<br />

Platz drei belegte der ‚Equizaum®‘ ein<br />

6-in1-Zaumzeug für Pferde das flexibel<br />

einstellbar ist und sich somit auch an<br />

die physiognomisch unterschiedlichsten<br />

Pferdeköpfe anpasst.<br />

Außerdem prämiert wurde auf Platz<br />

vier die Idee ‚detec1’‘ hinter der sich ein<br />

innovativer Rauchmelder verbirgt, der<br />

in Lampenfassungen eingedreht und<br />

mittels WiFi mit den anderen Rauchmeldern<br />

in der Wohnung oder im Haus<br />

kommunizieren kann. Platz fünf ging<br />

an das Team ‚Piluminate‘ und sei<br />

gleichnamiges Navigationssystem für<br />

die Mathematik. Dieses leitet die Lernenden<br />

zuverlässig mithilfe einer neuartigen<br />

Website-Navigation und Videos<br />

durch das Dickicht der Mathematik.<br />

Die fünf prämierten Ideen erhielten ein<br />

Startkapital im Gesamtwert von 10.000<br />

Euro. Oliver Syring, Geschäftsführer<br />

der Allianz für die Region GmbH und<br />

Jurymitglied, zeigte sich auch dieses<br />

Jahr wieder begeistert von den vielfältigen<br />

jungen Ideen: „Die eingereichten<br />

Beiträge zeigen das kreative und innovative<br />

Gründerpotenzial in der Region.<br />

Durch den Wettbewerb können wir die<br />

besten marktfähigen Ideen unserer jungen<br />

und motivierten Entrepreneure mit<br />

einem Startkapital fördern.“ Partner<br />

von ‚Idee <strong>2015</strong>‘ sind die Braunschweigische<br />

Landessparkasse, die Sparkasse<br />

Gifhorn-Wolfsburg sowie der Gemeinschaftslehrstuhl<br />

für Entrepreneurship<br />

der TU Braunschweig und der Ostfalia<br />

Hochschule für angewandte Wissenschaften.<br />

:::<br />

Fachkräftemangel ist bundesweit ein Thema.<br />

Insbesondere die westlichen Bundesländer,<br />

allen voran Niedersachsen,<br />

sind betroffen. Es fehlt an Experten. In manchen<br />

Berufszweigen steht rechnerisch nicht mal ein<br />

Arbeitsloser pro gemeldeter Stelle zur Verfügung.<br />

Besonders intensiv zeigt sich der Mangel<br />

an Fachkräften in den Berufsgruppen Metallbau<br />

und Schweißtechnik sowie Elektrotechnik.<br />

Die Niedersächsische Landesregierung hat<br />

in diesem Kontext 2014 die Fachkräfteinitiative<br />

Niedersachsen beschlossen und dazu aufgerufen,<br />

regionale Fachkräftebündnisse zu gründen.<br />

Insgesamt sind auf diesem Wege acht regionale<br />

Fachkräftebündnisse entstanden. Eines von<br />

ihnen ist das Fachkräftebündnis SüdOstNiedersachsen.<br />

27 Partner aus diversen regionalen<br />

Arbeitsmarktbereichen gehören dazu. Oliver Syring,<br />

Geschäftsführer der Allianz für die Region<br />

GmbH, ist Sprecher des Bündnisses. Finanziert<br />

wird das Bündnis durch EU-Fördergelder. In<br />

den nächsten drei Jahren stehen ihm 1,5 Millionen<br />

Euro zur Verfügung.<br />

Das Bündnis prüft primär Anträge zur anteiligen<br />

Förderung von Fachkräfteprojekten. Als<br />

anteilig förderbar werden solche Vorhaben eingeschätzt,<br />

die sich den inhaltlichen Schwerpunkten<br />

‚Verbesserung regionaler Strukturen zur Fachkräftesicherung‘,<br />

‚Qualifizierung und Vermittlung<br />

von Arbeitslosen‘ sowie ‚maßgeschneiderte Weiterbildungsmaßnahmen<br />

für Beschäftigte‘ widmen.<br />

Das Bündnis bietet den Antragsstellern fachliche<br />

Beratung an und gibt Stellungnahmen ab. Die<br />

Projektanträge werden im Hinblick auf den konkreten<br />

regionalen Bedarf und ihren nachhaltigen<br />

Beitrag zur Umsetzung der dezentralen Fachkräftestrategie<br />

beurteilt. Dies ist Aufgabe eines<br />

Steuerungsgremiums, in dem alle Kooperationspartner<br />

des Fachkräftebündnisses vertreten sind.<br />

Die Beurteilung erfolgt dabei gemäß der aktuellen<br />

EU-Förderrichtlinie und deren Qualitätskriterien.<br />

Ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch aller niedersächsischen<br />

Fachkräftebündnisse sichert den<br />

landesweiten Wissenstransfer. Die Antragstellungen<br />

selbst erfolgen über die NBank. Ob eine Bewilligung<br />

erfolgt, ist maßgeblich von der Stellungnahme<br />

des Bündnisses abhängig.<br />

Auf der konstituierenden Sitzung des Fachkräftebündnisses<br />

SüdOstNiedersachsen wurde<br />

ein erster konkreter Projektantrag für ein Welcome<br />

Center für ausländische Fachkräfte zur<br />

weiteren Begutachtung und Bewilligung an die<br />

NBank beschlossen. Ziel<br />

ist die Verbesserung der Vertreter des Fachkräftebündnis SüdOstNiedersachsen<br />

Willkommenskultur in<br />

der Region. Das Welcome<br />

Center soll ein Erstberatungsangebot<br />

für ausländische<br />

Fachkräfte bieten<br />

und als Servicestelle für<br />

Unternehmen dienen, die<br />

ausländische Fachkräfte<br />

einstellen wollen. Der einstimmig<br />

beschlossene Förderantrag<br />

wird nun an die<br />

NBank weitergeleitet. :::


UNTERNEHMEN // 04.<strong>2015</strong> // 29<br />

Allianz für die Region GmbH spendet für Kinder<br />

Foto: Allianz für die Region GmbH<br />

Mit 1.085 Euro unterstützen die Mitarbeiter der Allianz für die<br />

Region GmbH die Initiative ,1000 x 1000 <strong>–</strong> die BraWo Allianz<br />

gegen Kinderarmut' der Volksbank eG Braunschweig Wolfsburg<br />

(BraWo). Die Jubiläumskampagne des Kindernetzwerks United<br />

Kids Foundations der Volksbank BraWo möchte insgesamt eine<br />

Million Euro für bedürftige und benachteiligte Kinder in der Region<br />

Braunschweig-Wolfsburg sammeln. Stellvertretend für die Belegschaft<br />

der Allianz für die Region GmbH übergaben Geschäftsführer<br />

Oliver Syring und Betriebsratsvorsitzender Dr. Herbert Heinecke<br />

heute den symbolischen Scheck an Carsten Ueberschär, Direktionsleiter<br />

Braunschweig der Volksbank BraWo, und Steffen Krollmann,<br />

Vorstandsvorsitzender der Volksbank BraWo Stiftung. ::: stg :::<br />

Abschluss des Geschäfts<br />

zwischen Alstom und General Electric<br />

Volkswagen Markenvorstand<br />

trifft Richtungsentscheidungen<br />

Der neu konstituierte Vorstand der Marke Volkwagen hat in einer Sondersitzung eine Neuausrichtung<br />

der Dieselstrategie mit modernster Technologie, die Entwicklung einer standardisierten Elektrifizierungsarchitektur<br />

für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge sowie einen neuen Ansatz für die nächste<br />

Generation des Phaeton beschlossen. Für Europa und Nordamerika wurde ein vollständiger Umstieg bei<br />

Dieselaggregaten auf die SCR- und AdBlue-Technologie zum frühestmöglichen Zeitpunkt beschlossen.<br />

Der technische Standard-Baukasten MQB für den Volkswagen Pkw wird wesentlich weiterentwickelt. Im<br />

Mittelpunkt stehen Plugin-Hybride mit nochmals größerer Reichweite, Großserien-Elektrofahrzeuge mit<br />

einem Radius von bis zu 300 Kilometern, ein 48-Volt-Bordnetz (Mild Hybrid) sowie immer effizientere<br />

Diesel-, Benziner- und Erdgasantriebe. Basierend auf den Erfahrungen bestehender Fahrzeugarchitekturen<br />

wird ein Elektrifizierungsbaukasten (MEB) für das Kompaktsegment konzipiert. Dieser ist für mehrere<br />

Marken sowie für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge gleichermaßen geeignet. Die künftige Phaeton-<br />

Generation soll einen voll elektrischen Antrieb mit Langstreckentauglichkeit, Connectivity und<br />

Assistenzsysteme der nächsten Generation sowie ein emotionales Design erhalten. ::: stg :::<br />

Alstom verkauft seine Energiesparte (Stromerzeugung<br />

und Stromnetz) an General Electric für einen Betrag<br />

von rund 12,4 Milliarden Euro. Der Konzern will<br />

sich ab sofort voll und ganz auf den Schienenverkehr<br />

konzentrieren. Die Gewinne aus der Transaktion werden<br />

genutzt, um die Signalsparte von GE zu erwerben<br />

und in drei Joint Ventures in den Bereichen Stromnetz,<br />

erneuerbare Energien sowie Dampf- und Kernkraft in<br />

Frankreich mit General Electric zu reinvestieren. Ein<br />

weiterer Teil des Betrages wird an die Aktionäre zurückfließen.<br />

Alstom profitiert von einem stabilen Markt<br />

mit guten Wachstumsfaktoren. Durch die Übernahme<br />

von GE Signalling eröffnet sich für Alstom der Signalmarkt<br />

für Güterverkehr. „Der heutige Tag ist ein wichtiger<br />

Meilenstein in der Geschichte Alstoms. Wir konnten<br />

einen Win-win-Deal mit General Electric sichern, der die<br />

Interessen der Mitarbeiter und Kunden im Energiesektor<br />

schützt, während die Positionierung von Alstom im<br />

Transportsektor gestärkt wird. Alstom besetzt heute<br />

die Führungspositionen in einem global wachsenden<br />

Bahntechnikmarkt und kann sich bei seiner Wachstumsstrategie<br />

auf eine solide finanzielle Basis verlassen.<br />

Dieses Unternehmen, das sich wieder vollständig auf den<br />

Transport konzentriert, profitiert zudem von einem fähigen<br />

Managementteam, das von Henri Poupart-Lafarge<br />

geführt wird, und ich vertraue auf seine Fähigkeit, den<br />

Konzern weiter zu künftigen Erfolgen zu führen“, erklärt<br />

Patrick Kron, Chairman und CEO bei Alstom. ::: stg :::<br />

GOD übernimmt Custom IS<br />

IT-Dienstleistungsunternehmen GOD aus Braunschweig baut durch die Übernahme der auf SAP-Anbindung spezialisierte<br />

Beratungsfirma Custom IS aus Peine seine personelle Stärke und fachliche Kompetenz in diesem Bereich deutlich<br />

aus. Ab dem 1. Oktober werden alle Mitarbeiter von Custom IS innerhalb der Unternehmensstruktur bei GOD in Braunschweig<br />

integriert sein. Der Sitz der Firmenzentrale wird auf das Gelände der ehemaligen Roselies-Kaserne verlegt. Die<br />

Büroflächen im Panther Business Center am Mittelweg bleiben weiterhin erhalten. „Wir freuen uns auf die<br />

neuen Kollegen, den Kundenstamm der jetzigen Custom IS sowie den neuen Beratungs- und Implementierungs-Themen<br />

rund um SAP, die mit dem Wechsel in die GOD nahtlos übergehen“, beschreibt Andreas Bock, Geschäftsfeldleiter der<br />

GOD, die einvernehmliche Übernahme. ::: stg :::<br />

Sehen im Auge behA lten<br />

www.pompe-optic.de<br />

Braunschweig Friedrich - Wilhelm - Straße 36 · 0531. 45 237 | s alzgitter Berliner Straße 14 · 05341. 47 159


TITEL // 04.<strong>2015</strong> // 31<br />

OPERATIONSSYNERGIE<br />

INVESTITIONSSYNERGIE<br />

VERKAUFSSYNERGIE<br />

VON ORCHESTERMUSIKERN KÖNNEN<br />

MANAGER LERNEN, WIE MAN TEAMARBEIT<br />

EFFIZIENT UND ZUGLEICH INSPIRIEREND<br />

GESTALTET. DENN GUTE ORCHESTER<br />

ZEICHNEN SICH DADURCH AUS, DASS AUS<br />

DEM PERFEKTEN ZUSAMMENSPIEL<br />

HOCHKOMPETENTER UND HOCHMOTIVIERTER<br />

MUSIKER EINE GEMEINSAME INTERPRETATION<br />

WIRD, DIE WEITAUS MEHR DARSTELLT<br />

ALS DIE SUMME DER KÜNSTLERISCHEN<br />

EINZELLEISTUNGEN. DAMIT IST DAS<br />

ZUSAMMENSPIEL EINES ORCHESTERS<br />

DAS PARADEBEISPIEL FÜR POSITIVE<br />

SYNERGIE IN ARBEITSGRUPPEN.<br />

MANAGEMENTSYNERGIE


TITEL // 04.<strong>2015</strong> // 33<br />

Wie <strong>Synergie</strong>n entstehen<br />

Prof. Thomas S. Spengler der TU Braunschweig erläutert am Beispiel<br />

der Automobilwirtschaft, weshalb <strong>Synergie</strong>n notwendig sind und woran<br />

ihre erfolgreiche Umsetzung häufig scheitert.<br />

AUTOR: ANDREA HOFERICHTER<br />

ILLUSTRATION: KERSTIN KREMPEL /KARMA KOMMUNIKATIONSDESIGN<br />

In der Autoindustrie wird es künftig<br />

noch mehr Kooperationen zwischen<br />

Herstellern und Zulieferern<br />

geben. Das erfordert einerseits der immer<br />

stärkere Wettbewerbsdruck, der<br />

zu langfristig angelegten und zuverlässigen<br />

Partnerschaften zwingt. Andererseits<br />

kommen immer mehr neue elektronische<br />

Technologien ins Auto, von<br />

der Elektromobilität bis zu vernetzten<br />

IT-Systemen, für die die Hersteller nicht<br />

genug Know-how haben. Sie müssen<br />

hier künftig mit großen IT- oder Elektrokonzernen<br />

zusammenarbeiten. „Solche<br />

Kooperationen funktionieren aber<br />

nur, wenn sie langfristig angelegt sind,<br />

auf beiderseitigem Vertrauen basieren<br />

und entsprechend vertraglich abgesichert<br />

sind“, meint Professor Thomas S.<br />

Spengler vom Institut für Automobilwirtschaft<br />

und Industrielle Produktion<br />

an der TU Braunschweig.<br />

Spengler erforscht unter anderem<br />

<strong>Synergie</strong>effekte in Wertschöpfungsnetzwerken<br />

der Autoindustrie und<br />

entwickelt mit seinem Team Strategien<br />

und Mechanismen, wie Planungs- und<br />

Produktionsprozesse beider Seiten optimal<br />

verkoppelt werden können. Dabei<br />

werden die Wertschöpfungsketten bei<br />

stärkerem Wettbewerb und geringeren<br />

Fertigungstiefen der Hersteller immer<br />

länger und komplexer. Ein Hersteller<br />

hat viele Zulieferer, ein großer Zulieferer<br />

wiederum hat eigene Zulieferer, die<br />

wiederum haben ebenfalls wieder Zulieferer<br />

usw.<br />

„Eine Kooperation funktioniert<br />

dann dauerhaft gut, wenn die Kostenvorteile<br />

beider Seiten größer sind als<br />

der Vorteil einer Seite“, fasst Spengler<br />

zusammen. Die Zeiten scheinen vorbei<br />

zu sein, als sich Einkaufschefs großer<br />

Hersteller als „Kostenkiller“ rühmten<br />

und einseitig die Konditionen und Preise<br />

diktierten. Das brachte zwar günstige<br />

Kosten, führte aber auch häufig zu<br />

Qualitätsverlusten und unzuverlässigen<br />

Zulieferpartnern.<br />

Es gebe mehrere Gründe, warum<br />

in der industriellen Praxis Kooperationen<br />

nicht funktionierten und erwartete<br />

<strong>Synergie</strong>effekte in Form von Kosteneinsparungen<br />

nicht realisiert werden,<br />

hat Spengler festgestellt. Zunächst ist<br />

bei vielen Managern das Kooperationsdenken<br />

noch nicht stark genug ausgeprägt,<br />

sie haben oft eher kurzfristige<br />

Vorteile im Blick, vielleicht noch durch<br />

einen möglichen persönlichen finanziellen<br />

Bonus befeuert. Auch fehle es oft<br />

an genügendem Vertrauen auf beiden<br />

Seiten, berichtet Spengler. Schließlich<br />

muss man sich für eine funktionierende<br />

Kooperation als Unternehmen<br />

öffnen, Informationen über Kosten<br />

und Arbeitsabläufe preisgeben. So<br />

ein Vertrauen muss wachsen, was eigentlich<br />

nur bei einer langfristigen Zusammenarbeit<br />

möglich ist. Mitunter<br />

fehlen auch nur die technologischen<br />

Voraussetzungen für eine enge Kooperation,<br />

beispielsweise durchgängige IT-<br />

Systeme oder vergleichbare Planungssysteme.<br />

Auch Unsicherheiten auf<br />

den Märkten bremsten mitunter eine<br />

Zusammenarbeit <strong>–</strong> weil letztlich doch<br />

jeder zuerst an sich selbst denkt. Und<br />

weil jeder Hersteller und Zulieferer in<br />

viele Netzwerke und Ketten eingebunden<br />

ist, kann sich das <strong>–</strong> so Spengler <strong>–</strong><br />

negativ auswirken. Welchem Netzwerk<br />

fühlt man sich beispielsweise mehr<br />

verbunden und investiert dann auch<br />

mehr dafür? Problematisch wird dies<br />

besonders, wenn es um Netzwerke von<br />

mehreren Herstellern und Zulieferern<br />

etwa zur Entwicklung neuer Produkte<br />

geht. Ein wichtiger Faktor, an dem<br />

immer wieder die Fusion von Unternehmen<br />

vor allem auf internationaler<br />

Ebene scheiterten, seien unterschiedliche<br />

Unternehmenskulturen, betont<br />

Spengler.<br />

Wie Kooperationen gut oder<br />

schlecht funktionieren, das trainiert<br />

Spengler mit seinen Studenten mit<br />

dem ,Bier-Managementspiel‘, das einst<br />

von Professoren der renommierten<br />

MIT-Hochschule in den USA entwickelt<br />

worden ist. Es wird die gesamte<br />

Wertschöpfungskette des Bieres <strong>–</strong> von<br />

der Brauerei über Distributionszentren,<br />

Großhändler, Händler bis zum<br />

trinkenden Kunden abgebildet. Für


TITEL // 04.<strong>2015</strong> // 35<br />

Für eine starke Region<br />

ROHSTOFF<br />

LIEFERANT<br />

TEILE<br />

LIEFERANT<br />

KOMPONENETEN<br />

LIEFERANT<br />

ENDPRODUKT<br />

HERSTELLER<br />

GROSSHANDEL<br />

DISTRIBUTIONSZENTRUM<br />

EINZELHANDEL<br />

ENDKUNDE<br />

Wir ebnen Wege für dynamische Entwicklungen, um die regionale Wirtschaftskraft zu stärken<br />

und die Lebensqualität zu erhöhen. Gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft, Verwaltung und<br />

Wissenschaft bringen wir zukunftsweisende Projekte und Geschäftsmodelle auf den Weg.<br />

MATERIALFLUSS<br />

INFORMATIONSFLUSS<br />

www.allianz-fuer-die-region.de<br />

jede Stufe ist eine Studentengruppe<br />

zuständig, die zunächst ohne jegliche<br />

Informationen von den Vor- und Nachstufen<br />

entscheiden muss, wie viel Bier<br />

jeweils bestellt bzw. gebraut und welche<br />

Mengen kostenmäßig optimal auf<br />

Lager gehalten werden. Das Ergebnis:<br />

Oft fehlt es an genügendem<br />

Vertrauen von beiden Seiten<br />

extrem große Schwankungen der Lagerbestände<br />

und damit hohe Kosten,<br />

mitunter gab es Engpässe oder große<br />

Übermengen. In einer zweiten Runde<br />

wird das Spiel mit transparenten Informationen<br />

auf allen Stufen und so<br />

mit der Chance von <strong>Synergie</strong>-Effekten<br />

gespielt. Das Ergebnis: Die Lagerbestände<br />

waren deutlich niedriger und<br />

meist ziemlich konstant.<br />

Daraus folgert Spengler für die<br />

Autobranche, dass mit transparenten<br />

Informationen in der Wertschöpfungskette<br />

alle Beteiligten profitieren<br />

und Kosten sparen. Es könne dann<br />

durchaus sein, dass ein Hersteller<br />

auf einen Vorteil verzichtet und Mehrkosten<br />

in Kauf nimmt, wenn der Zulieferer<br />

dadurch deutlich höhere Kosteneinsparungen<br />

erzielen kann. Der<br />

Zulieferer leistet dann als Ausgleich<br />

eine Transferzahlung an der Hersteller<br />

<strong>–</strong> etwa in Form von Rabatten oder<br />

Boni. Beide Seiten profitieren,<br />

weil per Saldo<br />

die<br />

Kosteneinsparungen<br />

immer noch höher<br />

sind. Dabei bekräftigt<br />

Spengler noch einmal:<br />

„Solche Modelle können<br />

nur in einer vertraglich abgesicherten<br />

langfristigen Partnerschaft und<br />

in vertrauensvoller Zusammenarbeit<br />

funktionieren.“<br />

Auf der Produktseite seien solche<br />

Kooperationsmodelle vor allem bei<br />

hochwertigen und teuren Autoteilen<br />

sinnvoll. Auf technologischer Seite<br />

sieht Spengler angesichts der ausgereiften<br />

IT-Systeme in vielen Unternehmen,<br />

die einen schnellen und<br />

transparenten Informationsaustauch<br />

ermöglichten, überhaupt keine Probleme.<br />

Da müsse man heute eher aufpassen,<br />

dass nicht zu viele Informationen<br />

weitergegeben werden. :::<br />

Prof. Thomas S. Spengler<br />

Unsere Gesellschafter: Arbeitgeberverband Region Braunschweig e.V. · Avacon AG · IG Metall SüdOstNiedersachsen · Landkreis Gifhorn · Landkreis Goslar<br />

Landkreis Helmstedt · Landkreis Peine · Landkreis Wolfenbüttel · Öffentliche Versicherung Braunschweig · Salzgitter AG · Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg<br />

Stadt Braunschweig · Stadt Salzgitter · Stadt Wolfsburg · Volksbank eG Braunschweig Wolfsburg · Volkswagen Financial Services AG · Wolfsburg AG · Zweckverband<br />

Großraum Braunschweig


TITEL // 04.<strong>2015</strong> // 37<br />

<strong>Synergie</strong><br />

auf allen Ebenen nutzen<br />

Die Kooperationsinitiative Maschinenbau, kurz KIM, bündelt die Kräfte 28<br />

regionaler Unternehmer aus der Maschinenbaubranche und macht durch<br />

gegenseitiges Vertrauen <strong>Synergie</strong>n auf allen Ebenen nutzbar.<br />

AUTOR: KLAUS SIEVERS<br />

FOTOGRAFIE: FRANK BIERSTEDT<br />

28<br />

Unternehmer können sich nicht irren. Wenn<br />

sie eng zusammenarbeiten, ihre Kräfte bei bestimmten<br />

Aufgaben bündeln, dann lohnt sich<br />

das für jedes einzelne Unternehmen. In der Region zwischen<br />

Harz und Heide wird seit 15 Jahren mit der Kooperationsinitiative<br />

Maschinenbau (KIM) ein ganz besonderes Modell<br />

der regionalen Zusammenarbeit erfolgreich praktiziert. Die<br />

beteiligten 28 mittelständischen Unternehmen beschäftigen<br />

6000 Mitarbeiter, haben 300 Auszubildende und setzen zusammen<br />

1,2 Milliarden Euro im Jahr um.<br />

„Bei KIM geht es aber nicht nur um monetäre <strong>Synergie</strong>effekte<br />

in Form von Kosteneinsparungen“, betont Jan-Peter<br />

Ewe, der Vorstandsvorsitzender des Vereins ist, der formal<br />

„Alle müssen<br />

mitmachen und mit<br />

anpacken“<br />

das KIM-Projekt trägt: „Es geht auch<br />

um den regelmäßigen Erfahrungsund<br />

Wissensaustausch auf allen Unternehmensebenen, von<br />

Geschäftsführern über Betriebsleiter bis zu Fachleuten.“<br />

Das bringe ständig neues Know-how in die Betriebe und sei<br />

die Basis, um immer wieder neue Projekte der Zusammenarbeit<br />

auf den verschiedensten Arbeitsgebieten anzuschieben.<br />

Ewe zieht eine 15-Jahresbilanz: „KIM funktioniert gut<br />

und hat sich für alle Beteiligten bewährt. Kein Unternehmen<br />

ist bisher ausgestiegen.“ Etwas Vergleichbares gebe<br />

es in Deutschland nicht, stellt KIM-Geschäftsführerin Siw<br />

Holstein fest. Es gebe zwar viele regionale Netzwerke, die<br />

sich aber meist auf einzelne Themen beschränkten. Kein anderes<br />

Netzwerk biete die gesamte Bandbreite an Kooperationsmöglichkeiten<br />

an, vom gemeinsamen Einkauf über einen<br />

flexiblen Personalaustausch und gebündelte Ausbildungsmaßnahmen<br />

bis zu gemeinsamen Projekten zur Qualitätssicherung<br />

in der Produktion oder zur IT-Sicherheit.<br />

Jan-Peter Ewe ist in dritter Generation Chef eines klassischen<br />

Mittelstandsbetriebes. Sein Familienunternehmen<br />

EWE-Armaturen stellt in Braunschweig mit 121 Mitarbeitern<br />

Armaturen für die Wasser- und Gasversorgung her. Er<br />

ist bei KIM mit am längsten dabei, seit fünf Jahren auch<br />

Vorstandsvorsitzender. Er hat sich bisher an vielen Einzelprojekten<br />

beteiligt und ist mit der<br />

Entwicklung sehr zufrieden. „Je mehr<br />

man sich bei KIM einbringt, je mehr man mitarbeitet, desto<br />

größer ist der Nutzen“, schildert Ewe seine Erfahrungen.<br />

Was heißt: Jedes Unternehmen kann frei entscheiden, an<br />

welchen Projekten es sich beteiligen will <strong>–</strong> es gibt keinen<br />

Mitmachzwang kraft Mitgliedschaft.<br />

Mit 28 Mitgliedsunternehmen habe man jetzt eine gute<br />

Größe mit funktionierenden Strukturen erreicht, betont Ewe.<br />

Man sei aber durchaus noch offen für neue Mitglieder aus<br />

der regionalen Metallbranche. Sie müssten allerdings zu KIM<br />

„passen“. So müssten die Unternehmer oder Geschäftsführer<br />

bereit sein, sich zu öffnen, geschäftliche Abläufe preiszugeben<br />

und den neuen Partnern zu vertrauen <strong>–</strong> und sie<br />

müssten bereit sein, tatkräftig mitzuarbeiten, „Wir sind ein<br />

Verein und kein Dienstleistungsbetrieb“, erklärt Siw Holstein:<br />

„Alle müssen mitmachen und mit anpacken, sie müssen<br />

auch bereit sein, einzelne Projekte zu organisieren.“<br />

Entstanden ist KIM durch eine gemeinsame Initiative des Arbeitgeberverbandes<br />

Braunschweig und der IG Metall, um in<br />

der damals kriselnden Metallbranche in der Region Unternehmen,<br />

Standorte und Arbeitsplätze zu sichern, in dem man<br />

einen flexiblen Personalaustausch auf kurzen Wegen organisierte.<br />

Das funktioniert noch heute: Betriebe mit Auftrags-


TITEL // 04.<strong>2015</strong> // 39<br />

Vorstandsvorsitzender Jan-Peter Ewe<br />

und Geschäftsführerin Siw Holstein.<br />

spitzen, in denen Überstunden geschoben werden, können<br />

sich schnell mit Betrieben kurzschließen, bei denen es vorübergehend<br />

einen Personalüberhang gibt. Die Personalüberlassung<br />

vor allem von Fachkräften dauert meist nur einige<br />

Tage oder Wochen und ist in einem eigens für KIM vereinbarten<br />

Tarifvertrag geregelt.<br />

Heute bietet KIM eine ganze Reihe von Kooperationsfeldern,<br />

die in zwölf Arbeitskreisen organisiert werden. Grundsätzlich<br />

prüfen die regelmäßig tagenden Geschäftsführer neue<br />

Kooperationsideen, beschließen Projekte, verteilen Aufgaben<br />

und vergeben Aufträge an einzelne Arbeitskreise,<br />

in denen dann verbindliche<br />

Arbeits- und Zeitpläne entwickelt<br />

werden. Ein Teil der Geschäftsführer<br />

trifft sich zudem einmal im Jahr für<br />

zwei Tage zu einer Klausur, um intensiv<br />

und konzentriert über grundsätzliche<br />

Themen für sich und ihre Betriebe zu reflektieren und zu<br />

diskutieren. Einmal fand das Treffen im Benediktinerkloster<br />

Huysburg (bei Halberstadt) statt, was Ewe persönlich sehr<br />

beeindruckt hat.<br />

Besonders gefragt sei bei den Mitgliedern die Bündelung<br />

von Einkaufsaktivitäten, berichtet Siw Holstein. Das bringe<br />

schnell größere Kostenvorteile. Dabei finden sich meist<br />

mehrere Unternehmen zusammen, wobei wechselweise jeweils<br />

ein Mitarbeiter eines Unternehmens den gebündelten<br />

Einkauf organisiert. Rund 20 Unternehmen beteiligen sich<br />

seit 2012 am gemeinsam Einkauf von Strom- und Gas, was<br />

„KIM funktioniert gut<br />

und hat sich für alle<br />

Beteiligten bewährt.“<br />

jedem Unternehmen Einsparungen von bis zu 16 Prozent<br />

gebracht hat.<br />

Kooperiert wird auch bei der Ausbildung. Es gibt gemeinsame<br />

Seminare und Veranstaltungen für alle Auszubildenden<br />

der Mitgliedsbetriebe. Auf Berufsmessen tritt KIM gemeinsam<br />

auf, um gewissermaßen als Marke Fach- und Nachwuchskräfte<br />

zu akquirieren. „So können wir besser gegen große Unternehmen<br />

und Konzerne bestehen“, stellt Ewe fest.<br />

KIM beschäftigt inzwischen eine Fachkraft für Arbeitssicherheit,<br />

die für alle Betriebe arbeitet. Mit der Allianz für<br />

die Region arbeitet KIM im Bereich<br />

des Energiemanagements zusammen.<br />

Gemeinsam werden andere Dienstleistungen,<br />

etwa eine Sozialberatung, von<br />

Dritten eingekauft.<br />

Mitglieder von KIM sind auch die TU<br />

Braunschweig und die Fachhochschule<br />

Ostfalia. Da ging es, so Siw Holstein, zunächst einmal darum,<br />

Berührungsängste auf beiden Seiten abzubauen. Inzwischen<br />

gebe es auch erste Kooperationsprojekte etwa in den Bereichen<br />

Fertigungstechnik und Konstruktion.<br />

Für Jan-Peter Ewe ist klar: KIM ist noch lange nicht am<br />

Ende. „Es wird immer wieder neue Ideen und Projekte für<br />

Kooperationen geben“, erwartet er. Und er hat mit einigen Geschäftsführerkollegen<br />

eine Vision: der Aufbau einer virtuellen<br />

Fabrik, in der künftig mögliche Kooperationsprojekte bei<br />

Entwicklung, Konstruktion und Produktion vorher simuliert<br />

und getestet werden könnten. :::<br />

KARMA Kommunikationsdesign<br />

Porschestraße 47 Tel. +49 5361 8999 777<br />

38440 Wolfsburg Mail info@karma-web.de www.karma-web.de


TITEL // 04.<strong>2015</strong> // 41<br />

Ein kreativer Schmelztiegel<br />

Der CoWorking Space Schiller 40 im Kulturwerk der Stadt Wolfsburg<br />

bietet Kultur- und Kreativschaffenden einen Ort, an dem sie flexibel<br />

arbeiten und ein starkes Netzwerk bilden können <strong>–</strong> <strong>Synergie</strong>n inklusive<br />

AUTOR: INGA STANG<br />

FOTOGRAFIE: JANINA SNATZKE<br />

Das Konzept ist einfach: Ein<br />

Raum, mehrere Bürotische,<br />

WLAN, Drucker und Scanner.<br />

Wer möchte, kann sich einen der Bürotische<br />

tage-, wochen- oder monatsweise<br />

mieten. Statt alleine im Home Office<br />

sitzt man mit anderen Leuten zusammen.<br />

Jeder hat seine eigenständige Profession<br />

und arbeitet an seinem eigenen<br />

Projekt. Und doch tauscht man sich<br />

aus und ist Teil einer Gemeinschaft. In<br />

der zentralen Küche können sich alle<br />

zum Kaffee oder Tee treffen. Hin und<br />

wieder wird auch gemeinsam gegessen.<br />

Es werden neue Ideen gesponnen,<br />

direktes Feedback zur eigenen Arbeit<br />

eingeholt, sich gegenseitig unterstützt<br />

und gemeinsam neue Projekte initiiert.<br />

Dieses Konzept nennt sich CoWorking.<br />

In Deutschlands Großstädten gibt<br />

es schon seit vielen Jahren sogenann-<br />

te CoWorking Spaces. Vor allem Menschen<br />

aus der Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

wie Fotografen, Designer oder<br />

Programmierer nutzen die Möglichkeiten,<br />

die ihnen ein CoWorking Space<br />

sowohl in sozialer Hinsicht als auch<br />

an Infrastruktur bietet. Doch kreative<br />

Köpfe gibt es nicht nur in Berlin oder<br />

Hamburg. Auch in der Region gibt es<br />

ein facettenreiches Angebot an diversen<br />

kreativen Köpfen aus verschiedenen<br />

Bereichen. Diese Vielfalt kann<br />

jedoch schnell gegenüber anderen Wirtschaftszweigen<br />

in den Hintergrund rücken.<br />

Mit diesem Phänomen sah sich<br />

Wolfsburg konfrontiert, eine Stadt, die<br />

wie keine andere in Niedersachsen für<br />

die Automobilindustrie steht.<br />

2011 schlossen sich aus diesem<br />

Grund die Stadt Wolfsburg, die Wolfsburg<br />

AG und die Wolfsburger Wohnbaugesellschaft<br />

Neuland in einer Projektgruppe<br />

zusammen, um Lösungen für<br />

die Förderung, Unterstützung und Verortung<br />

der lokalen Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

zu finden. Beschlossen wurde<br />

unter anderem die Eröffnung eines<br />

eigenen CoWorking Spaces in der Schillerstraße<br />

40. Neben 20 Arbeitsplätzen<br />

gibt es hier ein FabLab und Meetingräu-<br />

me, die den Mietern zur Verfügung stehen.<br />

Christian Cordes leitet das ‚Schiller<br />

40 CoWorking Space im Kulturwerk‘ seit<br />

der Eröffnung im Jahr 2012 und ist für<br />

viele zu dessen Identifikationsfigur und<br />

Ansprechpartner in allen Belangen geworden.<br />

Gemeinsam mit zwei weiteren<br />

Kollegen ist er vor Ort für die CoWorker<br />

da, kümmert sich um die Mietverträge<br />

und organisiert Veranstaltungen und<br />

Workshops. Cordes erläutert: „Organisatorisch<br />

gehören wir zum Geschäftsbereich<br />

Kultur der Stadt Wolfsburg und<br />

dort zum städtischen Kulturwerk, welches<br />

sich unter anderem für die Vermittlung<br />

von digitalem Wissen als Teil der<br />

heutigen Kultur einsetzt.“<br />

Die Basis ihrer Ideen und ihrer Arbeit<br />

sei der Input, der sich durch das<br />

CoWorking und den Austausch mit den<br />

CoWorkern ergibt. Eine bunte Zusammenstellung<br />

und stetige Fluktuation<br />

sind hierbei der Schlüssel, um die kreative,<br />

kommunikative Arbeitskultur lebendig<br />

zu halten. Auch die Gestaltung<br />

des Raumes ist darauf ausgelegt, Kommunikation<br />

zu fördern. Es gibt keine<br />

Wände oder Vorhänge zwischen den Tischen.<br />

Die Arbeitsplätze liegen sich direkt<br />

gegenüber. Diese Offenheit schafft<br />

Ein kommunikatives, offenes Ambiente fördert <strong>Synergie</strong>n<br />

die vom lebendigen Austausch der CoWorker leben<br />

Christian Cordes und seine Kollegin Bianca Sahnoun<br />

kümmern sich im Schiller um die Belange der CoWorker<br />

Nähe und fördert <strong>Synergie</strong>n durch<br />

Austausch. Doch sie verlangt auch viel<br />

Selbstdisziplin und Selbstorganisation<br />

von den CoWorkern. „Jeder muss die<br />

Balance zwischen Produktivität, Arbeitsflow<br />

und Community Building finden“,<br />

so Cordes. Wer es jedoch schafft,<br />

sein Gleichgewicht zu finden, kann in<br />

vielerlei Hinsicht von den Strukturen<br />

innerhalb des CoWorking Spaces profitieren.<br />

„Wir sitzen häufig gemeinsam<br />

zusammen, tauschen Ideen aus oder<br />

spinnen Konzepte für neue Projekte“,<br />

so Cordes. „Es ist für alle selbstverständlich,<br />

dass man sich gegenseitig<br />

unterstützt und hilft. Wenn ein Designer<br />

Fotos braucht, fragt er die Fotografin.<br />

Wenn die Fotografin Hilfe bei ihrer<br />

Website braucht, fragt sie den Programmierer<br />

und so weiter.“ So entstehen auf<br />

ganz natürliche Weise <strong>Synergie</strong>n, von<br />

denen jeder profitiert. Auch Unternehmen<br />

haben das Potenzial des Schiller<br />

40 mittlerweile erkannt und wissen es<br />

zu schätzen, dass sie hier Freelancer<br />

aus verschiedenen Bereichen für ihre<br />

Projekte antreffen können. :::


TITEL // 04.<strong>2015</strong> // 43<br />

Lebenskraft<br />

durch<br />

Gemeinschaft<br />

Wie Wohngemeinschaften Menschen bereichern und einen<br />

Beitrag gegen Isolation und Einsamkeit leisten können.<br />

realistische Alternative. Man sucht<br />

die Gemeinschaft, will sich aber seinen<br />

privaten Rückzugsort erhalten,<br />

inklusive eigenem Bad, Küche und<br />

Wohnzimmer. Gisela Kickhöfer realisierte<br />

sich diesen Traum vom etwas<br />

anderen gemeinsamen Leben bereits<br />

vor 15 Jahren. Die heute 72-Jährige<br />

und ihre beste Freundin begaben sich<br />

damals auf die Suche nach einer passenden<br />

Immobilie. Sie erinnert sich:<br />

„Wir wurden von Maklern und Baugenossenschaften<br />

angesehen als ob<br />

wir verrückt wären. In der damaligen<br />

Zeit waren Wohnkonzepte dieser Art<br />

noch etwas sehr Außergewöhnliches.<br />

„Wir sind hier alle<br />

füreinander da.“<br />

Das kannte keiner. Dementsprechend<br />

war es für uns ein sehr langer, steiniger<br />

Weg.“ Zehn Jahre hat es gedauert<br />

bis sie in ihr heutiges Haus einziehen<br />

konnten.<br />

Von den damaligen sechs Gründungsmitgliedern<br />

sind heute nur<br />

noch zwei über. Gesundheitliche oder<br />

private Gründe zwangen die früheren<br />

Bewohner zum Auszug. Doch an Interessenten<br />

für die leeren Wohnungen<br />

mangelte es nie. Hierdurch hat sich<br />

zwar die Zusammenstellung der Bewohner<br />

verändert, das Konzept des<br />

Miteinander Lebens ist jedoch nach<br />

wie vor zentraler Bestandteil ihres<br />

Alltags. Die Bewohner sind alle alleinlebend<br />

und überwiegend verwitwet<br />

oder geschieden. Die Einsamkeit und<br />

der Wunsch nach mehr sozialer Nähe<br />

hat sie dazu bewogen, in das Gemeinschaftshaus<br />

zu ziehen. Ein Raum im<br />

Untergeschoss mit angeschlossener<br />

Küche sowie der Gemeinschaftsgarten<br />

sind Orte, an denen man sich trifft,<br />

Dinge bespricht und miteinander isst.<br />

Doch auch abseits der regelmäßigen,<br />

geplanten Treffen verbringen die Bewohner<br />

der Maschstraße 16 viel Zeit<br />

miteinander. Man geht miteinander<br />

ins Kino, trifft sich spontan auf ein<br />

Gläschen Wein oder geht gemeinsam<br />

in die Sauna. Verabredungen trifft<br />

man im Hausflur oder indem man einfach<br />

nebenan klopft.<br />

„Wir sind hier alle füreinander da.<br />

Ich merke, wenn es jemandem nicht<br />

gut geht und frage nach, wenn ich<br />

zwei Tage nichts von jemandem gehört<br />

habe. Wir achten einfach aufeinander.“<br />

Wieder zurück in ein normales<br />

Mehrfamilienhaus zu ziehen, kann<br />

sich Gisela Kickhöfer nicht vorstellen.<br />

„Das habe ich hinter mir und denke<br />

rückblickend manchmal, mein Gott<br />

war das eine armselige Zeit. Ich hatte<br />

damals zwar durch meinen Beruf viel<br />

zu tun, aber rückblickend muss ich<br />

sagen, dass es sehr einsam war.“<br />

AUTOR: INGA STANG<br />

FOTOGRAFIE: MANDY LÖHR<br />

<strong>Synergie</strong>n lassen sich in diversen<br />

Bereichen unseres Lebens<br />

wiederfinden. Nicht nur in<br />

Wirtschaft und Kultur schließen sich<br />

Menschen zusammen, um gemeinsam<br />

etwas zu erschaffen, das die<br />

Kraft des Einzelnen übersteigt. Auch<br />

in der Privatheit des eigenen Lebensraumes<br />

können Menschen in sozialer<br />

und praktischer Hinsicht von der Bildung<br />

starker Lebensgemeinschaften<br />

profitieren. Gegenseitige Unterstützung<br />

und ein nahes soziales Netzwerk<br />

helfen dabei, sich dem Alltag mit<br />

all seinen Herausforderungen zu stellen<br />

und der Einsamkeit und Isolation<br />

entgegenzuwirken.<br />

Doch klassische WG-Konzepte,<br />

wie man sie vor allem von Studenten<br />

kennt, sind für viele Menschen keine<br />

Das Haus der Gemeinschaft in der<br />

Maschstraße(l.). Sechs Personen wohnen<br />

hier auf drei Ebenen. Unten befindet sich<br />

der Gemeinschaftsraum mit Küche. Die<br />

Gemeinschaftswohnung in Ilmweg (r.)<br />

befindet sich im Erdgeschoss und bietet genug<br />

Platz für die 16 Erwachsenen und 11 kleinen<br />

Mitglieder der Gruppe.


TITEL // 04.<strong>2015</strong> // 45<br />

Die Gemeinschaft hat hinter dem Haus Bänke,<br />

einen Tisch und einen Sandkasten aufgestellt.<br />

Hier trifft man sich bei schönem Wetter zum<br />

Kaffee trinken, grillen und spielen.<br />

Ein ähnliches Gemeinschaftskonzept<br />

existiert im Braunschweiger Ilmweg<br />

40. Generationsübergreifend leben<br />

hier 27 Mitglieder im Alter zwischen<br />

zwei und 72, darunter Singles, Paare,<br />

Familien mit Kindern und Rentner. Jeder<br />

hat eine eigene Wohnung. Diese befinden<br />

sich jedoch nicht in einem Haus,<br />

sondern in mehreren großen Mehrfamilienhäusern.<br />

Die soziale Nähe, wie man<br />

sie im Maschweg durch das natürliche,<br />

direkte Nebeneinander spürt, wird in einer<br />

extra angemieteten Gemeinschaftswohnung<br />

im Erdgeschoss des Ilmweg<br />

40 erlebbar. Mittwoch trifft man sich<br />

dort zum Kindernachmittag, donnerstags<br />

zum Gemeinschaftstreffen, alle<br />

vierzehn Tage beim Spieleabend. Einmal<br />

im Monat ist Tag der offenen Tür,<br />

an dem auch die Nachbarn herzlich<br />

eingeladen sind, vorbeizuschauen.<br />

Im Gemeinschaftsgarten wurden<br />

Obstbäume angepflanzt. Sitzgelegenheiten<br />

hinterm Haus sowie ein<br />

Sandkasten, Reckstangen und eine<br />

Schaukel laden im Sommer zum gemeinsamen<br />

Verweilen ein.<br />

Einer der Initiatoren und von Beginn<br />

an dabei ist Johannes Mestemacher.<br />

Er und seine Familie sind, so<br />

wie 90 Prozent der anderen Gemeinschaftsmitglieder,<br />

in der Braunschweiger<br />

Freikirche aktiv und gehören dem<br />

Verein ‚Netzwerk Nächstenliebe‘ an. Die<br />

Mitglieder der Wohngemeinschaft kennen<br />

sich meist über die Friedenskirche<br />

und treten ganz selbstverständlich dem<br />

‚Netzwerk Nächstenliebe‘ bei, sobald sie<br />

in die Wohngemeinschaft aufgenommen<br />

wurde. Voraussetzung ist das allerdings<br />

nicht.<br />

Jeder neue Interessent hat die<br />

Möglichkeit, erst einmal ein Wohnpraktikum<br />

zu absolvieren. In der Gemeinschaftswohnung<br />

wurde hierfür<br />

extra ein Gästezimmer eingerichtet.<br />

„Wir möchten den Leuten die Chance<br />

geben herauszufinden ob diese Art<br />

des Lebens wirklich für sie geeignet<br />

ist. Daher geben wir ihnen gerne die<br />

Möglichkeit, eine Woche lang das Leben<br />

in unserer Gemeinschaft zu testen<br />

bevor sie sich zu einem Einzug<br />

Gemeinschaft als<br />

Chance zur Veränderung<br />

in die Nachbarschaft entscheiden.“<br />

Seit ihrer Gründung im Jahr 2007 ist<br />

die Gemeinschaft stetig gewachsen.<br />

Einen großen Anteil an dieser Entwicklung<br />

hat auch die Baugenossenschaft<br />

‚Wiederaufbau‘ die das Projekt<br />

von Beginn an unterstützte. Sobald<br />

eine Wohnung in der Nachbarschaft<br />

frei wird, wird die Gruppe informiert<br />

und neue Interessenten können einziehen.<br />

Die Beweggründe in die Gemeinschaft<br />

einzutreten sind unterschiedlich.<br />

Allen gemein ist jedoch<br />

der unerschütterliche Glaube daran,<br />

dass man zusammen mehr erreichen<br />

kann, stärker ist und die Gemeinschaft<br />

eine Chance zur Veränderung<br />

bietet.<br />

„Gemeinschaft tut den Menschen<br />

in vielerlei Hinsicht gut. Der Horizont<br />

wird erweitert und der Charakter geschult.<br />

In der heutigen Gesellschaft,<br />

die immer mehr von Isolation geprägt<br />

ist, sind Mehrgenerationenhäuser wie<br />

unseres eine Möglichkeit, um dieser<br />

Entwicklung positiv entgegenzutreten,“<br />

meint Johannes Mestemacher.<br />

Der Familienvater hat am eigenen<br />

Leib erleben müssen, wie<br />

viel Kraft Gemeinschaft auch<br />

in schweren Zeiten geben kann.<br />

Sein jüngster Sohn kam als Frühchen<br />

auf die Welt und musste<br />

sechs Monate lang im Krankenhaus<br />

betreut werden. In dieser schweren<br />

Zeit nahm die Gemeinschaft dem<br />

Ehepaar viel Arbeit ab und kümmerte<br />

sich auch um die zwei älteren Söhne<br />

der Mestemachers. „Ohne die Gemeinschaft<br />

hätten wir in dieser Zeit nicht<br />

gewusst wohin mit unseren Problemen.<br />

Ihre Unterstützung war damals<br />

für uns unglaublich wichtig.“ :::<br />

Romeo & Julia<br />

im Februar 2016<br />

© Ludovic des Cognets<br />

Smashed<br />

im April 2016<br />

THEATER<br />

NEU<br />

ERLEBEN!<br />

© Gío Löwe<br />

Wanja & Sonja und Mascha & Spike<br />

im April 2016<br />

© Björn Klein<br />

La Bohème<br />

im April 2016<br />

Tine Thing Helseth und Ensemble<br />

im April 2016<br />

Ausführliche Programminformationen erhalten Sie unter www.theater.wolfsburg.de oder im Spielzeitheft <strong>2015</strong>/2016<br />

© Colin Bell<br />

© Uwe Neumann<br />

Georgette Dee<br />

im April 2016<br />

© Barbara Braun<br />

Café ohne Aussicht<br />

im April 2016<br />

© Frank Serr Showservice<br />

Hair<br />

im Mai 2016


TITEL // 04.<strong>2015</strong> // 47<br />

Gemeinsam für das Viertel<br />

Der Interessensverein Kultviertel in Braunschweig bringt<br />

neues Leben in das einst vergessene Friedrich-Wilhelm<br />

Viertel zurück <strong>–</strong> <strong>Synergie</strong>n für ein Quartier<br />

AUTOR: INGA STANG<br />

FOTOGRAFIE: KULTVIERTEL <strong>–</strong> FRIEDRICH-WILHELM-VIERTEL E.V.<br />

Das Braunschweiger Friedrich-<br />

Wilhelm-Viertel bildete bis Mitte<br />

des 20sten Jahrhunderts<br />

das Zentrum des Stadtlebens und der<br />

hiesigen Infrastruktur. Der Hauptbahnhof,<br />

damals noch in den anliegenden<br />

Räumlichkeiten der heutigen<br />

Landessparkasse angesiedelt, lockte<br />

zahlreiche Hotel-, Geschäfts- und<br />

Bankhäuser in das Quartier. Das Leben<br />

im Viertel florierte. Im Jahr 1960,<br />

mit der Verlegung des Bahnhofs an den<br />

Berliner Platz, wandelte sich das Bild.<br />

Die Laufkundschaft blieb aus und diverse<br />

Geschäfte mussten schließen. Die<br />

Immobilienwerte brachen ein und das<br />

Zentrum verlagerte sich in die heutige<br />

Innenstadt Braunschweigs. Das Viertel<br />

entwickelte sich zu einem Randlagengebiet,<br />

das mit Kriminalität, Leerstand<br />

und Schmutz kämpfen musste.<br />

Einige Händler und Anwohner begannen<br />

sich aufgrund der negativen<br />

Entwicklungen für ihr Quartier zu<br />

engagieren. Einer von ihnen: Jürgen<br />

Wolff, heutiger Vorsitzender des Interessenvereins<br />

Kultviertel <strong>–</strong> Friedrich-<br />

Wilhelm-Viertel e.V. in Braunschweig<br />

und Eigentümer der Post-Apotheke in<br />

der Friedrich-Wilhelm-Straße. 2007<br />

gründete Wolff zusammen mit weiteren<br />

engagierten Akteuren den Interessensverein<br />

Kultviertel. Der Verein<br />

möchte mittels diverser kultureller<br />

Veranstaltungen und stadtplanerischer<br />

Veränderungen das Friedrich-<br />

Wilhelm-Viertel als individuellen kulturellen<br />

und ruhigen Gegenpol zur<br />

unruhigen Innenstadt positionieren.<br />

Planerische Unterstützung für seine<br />

Projekte erfährt der Verein seit mehreren<br />

Jahren vom Braunschweiger<br />

Bauamt und der Stadt.<br />

Doch dem Verein geht es nicht darum,<br />

den Glanz aus alten Zeiten wieder<br />

aufleben zu lassen. „In den vergangenen<br />

Jahrzehnten haben sich hier verschiedenste<br />

Personen und Unternehmer<br />

niedergelassen. Wir haben hier<br />

eine Moschee, eine Synagoge und eine<br />

Kirche. Das Viertel ist bunt und hat einen<br />

ganz eigenen Charme entwickeln<br />

können, fernab von Franchise-Konzepten<br />

oder großen Einkaufshäusern.<br />

Diesen Charme, das Kultige, möchten<br />

wir weiterhin fördern, da wir<br />

glauben, dass diese Einzigartigkeit<br />

die größte Stärke des Quartiers ist“,<br />

erzählt Falk-Martin Drescher, zweiter<br />

Vorsitzender des Interessensvereins<br />

Kultviertel <strong>–</strong> Friedrich-Wilhelm-<br />

Viertel e.V..<br />

Einzigartiger Charme<br />

Die 48 Vereinsmitglieder sind dem<br />

Quartier entsprechend ein bunter Mix<br />

aus Ladenbetreibern, Hausverwaltern,<br />

Hausbesitzern, Anwohnern, Gastronomen,<br />

Unternehmern, Büros, Agenturen<br />

und Personen, die sich unabhängig<br />

von Wohn- oder Arbeitsort für das<br />

Quartier interessieren und es unterstützen<br />

möchten. Aufgrund der unterschiedlichen<br />

Interessenlagen bleiben<br />

Konflikte jedoch nicht aus. „Hier treffen<br />

Gegensätze aufeinander. Da kann<br />

es natürlich auch mal zu Reiberein<br />

kommen. Wir versuchen jedoch verschiedene<br />

Themen aufzunehmen und<br />

den Interessen aller Personen im Viertel<br />

in gewisser Art und Weise gerecht zu<br />

werden“, so Drescher. Es ginge darum,<br />

den kleinsten gemeinsamen Nenner zu<br />

finden und so das Zusammenleben im<br />

Viertel für alle zu bereichern. Und tatsächlich<br />

hat sich in den letzten Jahren<br />

einiges im Gebiet nahe der Innenstadt<br />

Braunschweigs verändert.<br />

Der Bankplatz, früher nur als<br />

Parkplatz genutzt, ist heute ein sonniger<br />

Ort mit Sitzgelegenheiten, Bäumen<br />

und verschiedener Tagesgastronomie,<br />

die zum Verweilen einladen.<br />

Der Friedrich-Wilhelm-Patz soll demnächst<br />

durch Sitzbänke und Stufen<br />

in Richtung Oker aufgewertet werden.<br />

Neue beleuchtete Baumkübel und renovierte<br />

Häuserfassaden in der Friedrich-Wilhelm-Straße<br />

lassen die breite<br />

Straße freundlicher und sauberer wirken.<br />

Diese Veränderungen haben dem<br />

Viertel innerhalb kurzer Zeit zu mehr<br />

Besuchern, Kunden und Händlern<br />

verholfen. Manche Unternehmen, wie<br />

der Stromanbieter Bergmannn, sind<br />

so sehr vom Mikrokosmos Kultviertel<br />

fasziniert, dass sie sich ganz bewusst<br />

für einen Standort im Quartier und die


TITEL // 04.<strong>2015</strong> // 49<br />

Kooperation mit dem Kultviertel e.V.<br />

entschieden haben.<br />

Nur durch das Engagement und<br />

die <strong>Synergie</strong> diverser Akteure innerhalb,<br />

aber auch außerhalb des Vereins,<br />

konnten die bisherigen Projekte erfolgreich<br />

umgesetzt werden. Die Ideen<br />

für die bauliche Umgestaltung, aber<br />

auch für die diversen Aktionen und<br />

Veranstaltungen im Viertel entstehen<br />

durch den Austausch untereinander.<br />

Dabei braucht es keine großen Mitgliederversammlungen.<br />

Jeder besitzt<br />

die Nummern der Vereinsvorsitzenden<br />

und kann sich telefonisch melden sobald<br />

er oder sie eine Idee hat. Meistens<br />

trifft man sich hier jedoch zufällig auf<br />

der Straße oder im Café und bespricht<br />

auf informellen Weg die Möglichkeiten,<br />

die sich bieten um Ideen und Projekte<br />

umzusetzen.<br />

Einer der beliebtesten Treffpunkte<br />

ist das ‚Quartierforum‘. Das regelmäßig<br />

stattfindende Event ist eine Mischung<br />

aus Diskussionsrunde, Party<br />

und Communitymeeting. „Es wird zu<br />

Beginn immer über ein quartierbezogenes<br />

Thema informiert. Einmal wurde<br />

beispielsweise die Kriminalität im Viertel<br />

und die Arbeit der Polizei thematisiert.<br />

Wir laden jedes Mal einen Experten<br />

ein, der Rede und Antwort steht.<br />

Im Anschluss gibt es meist noch einen<br />

kulturellen Beitrag, ein Konzert, eine<br />

Austeilung oder eine Lesung, sowie die<br />

Option sich bei Wein und Häppchen<br />

über mögliche <strong>Synergie</strong>n auszutauschen“,<br />

so Drescher.<br />

Ort des Geschehens ist immer eine<br />

der leerstehenden Räumlichkeiten im<br />

Friedrich-Wilhelm-Viertel. „Die leerstehenden<br />

Räume im Quartier geben uns<br />

regelmäßig die Möglichkeit Veranstaltungen<br />

kostengünstig zu initiieren“,<br />

erläutert Drescher. Kunstvereine, Universitäten,<br />

Theatergruppen und Nachwuchskünstler<br />

können sich bei Bedarf<br />

auf der Website des Vereins über leerstehende<br />

Räume informieren und mit<br />

Inhabern und der Kult AG klären, ob<br />

und wie sie den Raum für eigene Veranstaltungen<br />

wie Ausstellungen oder<br />

ähnliches nutzen können. Dieses Projekt<br />

nennt sich ‚Raumbörse‘ und soll<br />

nicht nur die Leerstände aufgreifen,<br />

sondern auch Ansätze für temporäre<br />

attraktive und neue nachhaltige Zwecke<br />

schaffen.<br />

„Das Projekt liegt uns sehr am Herzen.<br />

Künftig wollen wir es noch weiter<br />

ausbauen, um schneller über Leerstände<br />

informieren und Zwischennutzungen<br />

möglich machen zu können“,<br />

erzählt Drescher. Fraglich ist zurzeit,<br />

wie sich der Verein weiter finanzieren<br />

soll. Bisher konnten die Projekte überwiegend<br />

durch das Bundesforschungsprojekt<br />

KiQ (‚Kooperation im Quartier‘)<br />

und die damit verbundene Förderung<br />

realisiert werden. Die Förderung lief<br />

jedoch im Juni <strong>2015</strong> aus. „Wir sind jedoch<br />

zuversichtlich, bald neue Partner<br />

zu finden, die mit uns zusammen das<br />

Friedrich-Wilhelm-Viertel unterstützen<br />

möchten“. :::<br />

Lesestoff<br />

SYNERGIEN IM<br />

SPONSORING<br />

Sponsoring als Kommunikationsinstrument<br />

gewinnt seit einem Jahrzehnt<br />

enorm an Bedeutung. Für ein<br />

erfolgreiches Sponsoring müssen<br />

Maßnahmen und Ziele jedoch in<br />

die Gesamtstrategie des Unternehmens<br />

einge bettet werden. Über den<br />

vernetzten Einsatz verschiedener<br />

Kommunikationsinstru mente sollen<br />

<strong>Synergie</strong>-Effekte realisiert werden.<br />

Es existiert weder<br />

in der Praxis noch in<br />

der Theorie eine gemeinsame<br />

Vorstellung,<br />

was <strong>Synergie</strong> im Rah<br />

men der Unternehmens<br />

kommunikation<br />

bzw. des Sponsorings<br />

darstellt. Wie kann ein<br />

allgemeines Instrument<br />

zur Identifikation<br />

und Analyse von <strong>Synergie</strong> potenzialen<br />

bei Sponsorships aussehen? In<br />

welchen Bereichen inner halb eines<br />

Unternehmens entstehen <strong>Synergie</strong><br />

potenziale und welche Effekte resul<br />

tieren daraus? Welche Faktoren<br />

verhindern die Realisierung von Syner<br />

gien bei verschiedenen Sponsorships?<br />

Dieses Buch bietet eine theoretische<br />

Auseinandersetzung mit<br />

dem Begriff <strong>Synergie</strong>potenzial, sowie<br />

dessen Einord nung in den Prozess<br />

der Unterneh mens kommunikation.<br />

Die Autorin Tina Kopf leitet hieraus<br />

ein mögliches Analysemodell für <strong>Synergie</strong>potenziale<br />

in der Praxis ab. Sie<br />

überprüft das Analyseinstrument<br />

in der Praxis mit Hilfe einer Fallstu<br />

die. Das Buch richtet sich an Marketing-<br />

und Kommunikationsspezialisten<br />

in Wissenschaft und Praxis,<br />

Studenten, Entscheidungsträger innerhalb<br />

der Kommunikationsbranche<br />

sowie Unternehmen. Tina Kopf,<br />

AV Akademikerverlag, ISBN/EAN:<br />

9783639395327, 59,00 €<br />

ZUSAMMENARBEIT<br />

Wie können Menschen, die sich sozial,<br />

ethnisch oder in ihrer Weltanschauung<br />

unterscheiden, zusammenleben<br />

und -arbeiten? In unserer von Konkurrenz<br />

und Gegensätzen geprägten<br />

Gesellschaft ist dies für Richard Sennett<br />

die Schlüsselfrage. Er erläutert,<br />

was das Wesen von Zusammenarbeit<br />

ausmacht, warum sie so an Bedeutung<br />

verloren hat und wie sie wieder<br />

als Wert wahrgenommen<br />

werden<br />

kann. Ob er über<br />

mittelalterliche Gilden<br />

schreibt, über<br />

die Geschichte der<br />

Diplomatie oder<br />

über seine Interviews<br />

mitentlassenen<br />

Wall-Street-Angestellten<br />

nachdem<br />

Lehman-Crash - Richard Sennetts<br />

Herangehensweise ist wie stets interdisziplinär<br />

und pragmatisch.<br />

Sennett Richard, ISBN: 978-3-<br />

423348379, dtv Verlagsgesellschaft<br />

mbH & Co. KG,12,90 €<br />

Management und Spitzensport<br />

Spitzensportler<br />

und Führungkräfte<br />

in Unternehmen<br />

haben<br />

ein gemeinsames<br />

Ziel: die Höchstleistung.<br />

Denn sowohl<br />

im Manage<br />

ment als auch im<br />

Spitzensport ist<br />

die maximale Ausschöpfung des Leistungspotenzials<br />

zur Erreichung von<br />

Höchstleistungen eine Notwendigkeit<br />

und der Zugang zu diesem Leistungspotenzial<br />

ist sehr oft der gleiche. In<br />

sehr verständlicher Form stellt Jürgen<br />

Jelly die wesentlichen Elemente<br />

der Leistungserbringung zusammen.<br />

Der Vergleich zwi schen den spezifischen<br />

Elementen des Spitzensports<br />

und denen der Wirtschaft ermöglicht<br />

nicht nur eine ganzheitliche Sicht auf<br />

die Thematik, sondern bietet auch ein<br />

hohes Potenzial für eine ge genseitig<br />

befruchtende Interaktion zwischen<br />

Wirtschaft und Sport.<br />

Jürgen Jelly, ISBN 978-3-639-44659-3,<br />

AV Akademikerverlag, 39,00 €<br />

URBAN LIVING<br />

Städte wie Berlin sind nicht nur aufgrund<br />

ihres zunehmenden Wachstums,<br />

sondern auch durch die sich<br />

ändernden Lebensweisen stadtplanerisch<br />

und architektonisch vor neue<br />

Herausforderungen gestellt. Urban<br />

Living versucht, sich mit zukünftigen<br />

Formen städtischen Wohnens auseinanderzusetzen<br />

und<br />

deren gestalterische<br />

und soziale Einflüsse<br />

zu berücksichtigen.<br />

Auf welche Weise kann<br />

Wohnungsbau städtebauliche<br />

Strukturen<br />

stärken und durch<br />

Nachverdichtung neue<br />

Chancen geben? Wie<br />

können Monostrukturen aufgebrochen<br />

und Freiräume aufgewertet<br />

werden? Und wie kann Architektur<br />

neuen Formen des Zusammenlebens<br />

gerecht werden, sei es durch eine<br />

breitere soziale Mischung oder die<br />

Verschränkung von Wohnen und Arbeiten?<br />

Vorgestellt werden überzeugende<br />

Konzepte, die zeigen, dass bezahlbarer<br />

Wohnraum auch hohe bauliche<br />

Qualitäten aufweisen kann. Beispielhafte<br />

Entwürfe und Lösungsansätze<br />

aus dem internationalen Urban<br />

Living Workshopverfahren, an dem<br />

mehr als 30 internationale Architekturbüros<br />

teilnahmen.<br />

Kristien Ring AA PROJECTS (Hg.),<br />

ISBN/EAN: 9783868593310, Jovis<br />

Verlag GmbH, 32,00 €


TITEL // 04.<strong>2015</strong> // 51<br />

Bienen und Blumen sind das<br />

vielleicht berühmtes Symbiosepaar.<br />

Die Insekten bestäuben die<br />

Pflanzen und tragen so zu deren<br />

Fortpflanzung bei. Im Gegenzug<br />

erhalten sie Nektar, um die eigene<br />

Brut zu päppeln. :::<br />

Bakterien und Menschen<br />

sind beileibe nicht<br />

immer Feinde. Oft profitieren<br />

sie sogar sehr voneinander.<br />

Im Darm zum Beispiel<br />

dürfen Bakterien an<br />

unserer Nahrung teilhaben<br />

und machen dafür wichtige<br />

Nährstoffe verfügbar. :::<br />

Geben und Nehmen<br />

Es sind oft sehr ungleiche Partner, die in der Natur in Symbiose<br />

leben und sich so gegenseitig Vorteile verschaffen. Für viele<br />

Mikroorganismen, Pflanzen und Tiere ist das Miteinander sogar<br />

überlebenswichtig. Die Intensität der Beziehungen reicht von eher<br />

losen Kontakten bis zu echten Lebensgemeinschaften.<br />

Ameisen schützen Blattläuse<br />

vor Fressfeinden und dürfen dafür<br />

nahrhaften Honigtau aus ihnen<br />

herauspressen. Das Geben und<br />

Nehmen kann allerdings aus den<br />

Fugen geraten, wenn die Blattläuse<br />

etwa aus Platznot ihren Standort<br />

wechseln wollen. Zumindest die<br />

Schwarze Wegameise greift dann zu<br />

drastischen Mitteln Sie beißt den<br />

kleineren Symbiosepartnern die<br />

Flügel ab, verpasst ihnen Mittel, die<br />

das Flügelwachstum hemmen, und<br />

sogar eine Art Tranquilizer, um die<br />

Abwanderung zu unterbinden. :::<br />

Manche Algen und Pilze<br />

leben als Flechten in ausgesprochen<br />

engen Beziehungen.<br />

Die Algen produzieren<br />

wertvolle Kohlenhydrate für<br />

den Pilz. Die fadenförmigen<br />

Pilzzellen wiederum schützen<br />

die Algen vor dem Austrocknen,<br />

vor Fressfeinden<br />

und Sonne. Flechten wachsen<br />

auf Gestein, Rinde und<br />

Erde. Viele Arten tolerieren<br />

hohe Schwermetallkonzentrationen;<br />

andere wirken sogar<br />

antibiotisch und sollen<br />

von den Ägyptern bei der<br />

Mumifizierung von Leichen<br />

genutzt worden sein. :::<br />

Seeanemone und Clownfisch sind ein perfekt eingespieltes<br />

Team. Sie schützt ihn mit ihren Nesselzellen vor ungebetenen<br />

Gästen; er hält wiederum ihre Fressfeinde fern und die<br />

Tentakeln sauber. Darüber hinaus wedelt der Fisch seiner Wirtin<br />

nachts Wasser zu und verbessert so vermutlich ihre Sauerstoffversorgung.<br />

Manche Studien deuten sogar darauf hin,<br />

dass Gefühle im Spiel sind, und der Kontakt mit den Tentakeln<br />

das Wohlbefinden der Fische steigert. :::<br />

Pflanzen, Pilz und Virus ergeben im<br />

Yellowstone Nationalpark der USA ein<br />

buchstäblich heißes Trio. Eine bestimmte<br />

Süßgrassorte dort ist mit einem Pilz<br />

befallen, der wiederum von einem Virus<br />

infiziert ist. Nur im Dreierpack können<br />

sie in den bis zu 65 Grad Celsius heißen<br />

Vulkanböden überleben. :::<br />

Wenn sie müde werden, fliegen<br />

Wollfledermäuse der Insel Borneo oft<br />

den Schlund der Kannenpflanze Nepenthes<br />

rafflesiana an. Einen geschützteren<br />

Schlafplatz gibt es kaum. Dafür spenden<br />

sie ihren Kot, der eine wertvolle Stickstoffquelle<br />

für die Pflanze ist. :::


TITEL // 04.<strong>2015</strong> // 53<br />

Unerwartete <strong>Synergie</strong>:<br />

Wie die Flüchtlinge das<br />

größte Problem der<br />

Deutschen lösen werden<br />

Foto: 2b AHEAD ThinkTank<br />

Sven Gábor Jánszky ist Trendforscher<br />

und Direktor des 2b AHEAD Think-<br />

Tanks. Seit zwölf Jahren treffen sich<br />

250 CEOs und Innovationschefs der<br />

deutschen Wirtschaft. Seine Trendanalysen<br />

zu den Lebens-, Arbeits- und<br />

Konsumwelten der kommenden zehn<br />

Jahre und seine Strategieempfehlungen<br />

prägen die Zukunftsdiskussionen<br />

vieler Branchen. Als Sparringspartner<br />

für Vorstände führt und moderiert er<br />

die Strategieentwicklung hin zu Geschäftsmodellen<br />

der Zukunft. Er ist ein<br />

gefragter Interviewexperte in Deutschlands<br />

wichtigen Wirtschaftsmedien<br />

zum Thema Innovationen und Strategien<br />

und Keynotespeaker auf unzähligen<br />

Tagungen und Kongressen.<br />

Vor der Flüchtlingswelle haben wir Trendforscher prognostiziert,<br />

dass in den kommenden zehn Jahren 6,5<br />

Millionen Menschen aus dem deutschen Arbeitsmarkt<br />

verschwinden. Vor uns stand eine Zukunft mit zwei bis fünf<br />

Millionen unbesetzbaren Jobs in Deutschland. Der Grund ist<br />

sehr einfach und leider kein Science Fiction. Denn dass die<br />

Generation der Babyboomer in den kommenden zehn Jahren<br />

in Rente geht und zugleich die geburtenschwachen Jahrgänge<br />

in den Arbeitsmarkt kommen, das steht in jeder Statistik. Ich<br />

habe das Szenario in dem Buch „2025 <strong>–</strong> So arbeiten wir in der<br />

Zukunft“ detailliert beschrieben. Eine Welt der Vollbeschäftigung,<br />

die wir durch den massiven Verlust an Arbeitskräften<br />

erleben werden, wird für die Unternehmen zur Katastrophe.<br />

Unsere Prognose zeigte einbrechende Bilanzen bei Unternehmen<br />

wegen Produktionseinbrüchen aufgrund fehlender Menschen.<br />

Wir erwarteten dass<br />

das gesetzliche Rentenalter<br />

Die Chance am<br />

Schopfe packen<br />

über 67 hinaus auf 75 Jahre<br />

steigen würde. Wir prognostizierten<br />

dass deutsche Landstriche<br />

entvölkert und überaltert<br />

sein würden, weil die wenigen Jugendlichen entweder in<br />

die deutschen Metropolen oder ins Ausland streben.<br />

All diese Gefahren schwinden mit jedem jungen Flüchtling,<br />

der in Deutschland arbeiten, lernen und eine Zukunft<br />

aufbauen will. All jene Deutschen die heute Angst und Vorbehalte<br />

haben, werden schon in zehn Jahren von der Leistung<br />

dieser Flüchtlinge leben. Die älteren Deutschen werden schon<br />

mit 67 in Rente gehen können und nicht erst mit 75. Die jüngeren<br />

Deutschen werden erheblich weniger Steuern und Rentenversicherungsbeiträge<br />

zahlen müssen als ohne Flüchtlinge.<br />

Wir haben jetzt die Chance, mit schnellen Investitionen<br />

in Schulen und Universitäten das große deutsche<br />

Zukunftsproblem zu lösen. Die richtige Strategie wäre es,<br />

gezielt ein großes Kontingent von mehreren Hunderttausenden<br />

jungen Menschen aus Syrien, Afghanistan und<br />

den anderen Ländern nach<br />

Deutschland zu holen und<br />

Machen statt<br />

Warten<br />

mit großer Schnelligkeit zu<br />

integrieren. Als Erstes sollte<br />

den Studenten aus diesen<br />

Ländern die Möglichkeit gegeben<br />

werden, ihr Studium in Deutschland abzuschließen.<br />

Zudem sollten ausgebildete junge Fachkräfte aus diesen<br />

Ländern in Schnellkursen auf die Anforderungen des deutschen<br />

Arbeitsmarktes trainiert werden. Und nicht zuletzt<br />

muss jetzt schnell die Kapazität von deutschen Schulen erhöht<br />

werden. Wann bietet sich diese Chance noch einmal,<br />

jene Menschen hier zu halten, die in zehn Jahren unsere<br />

Renten verdienen werden?<br />

Eine zukunftsbewusste Einwanderungspolitik darf sich<br />

nicht davor scheuen, zwischen nützlicheren und weniger<br />

nützlichen Flüchtlingen für die Entwicklung des Landes zu<br />

unterscheiden. Dies ist natürlich eine ethische Frage. Es<br />

gibt viele Länder, wie Kanada oder die USA, die eine solche<br />

Unterscheidung schon lange treffen. Ich glaube, dass daran<br />

auch für Deutschland kein Weg vorbei führt. Die Auswahl<br />

sollte allerdings bereits vor Ort in den Flüchtlingslagern im<br />

Nahen Osten erfolgen und damit einen legalen Weg zur Einreise<br />

nach Deutschland bieten. Diese Menschen, die einen<br />

wichtigen Teil der Zukunft Deutschlands sichern werden,<br />

sollten aus einem Flugzeug steigen und nicht aus Vieh-Lkw<br />

oder von Todesschiffen.<br />

Aber seien wir ehrlich: Selbstverständlich wird durch<br />

eine geregelte Zuwanderung der ,nützlichen‘ Zuwanderer<br />

in den deutschen Arbeitsmarkt nicht das Asylrecht abgeschafft.<br />

Wer an Leib und Leben bedroht ist, der wird auch<br />

aufgenommen, egal ob nützlich oder nicht.<br />

Wer beständig darauf hinweist, dass die Verteilung der<br />

Flüchtlinge nur durch einen europäischen Konsens zu lösen<br />

ist, der verkennt die Realität. Eine gesamteuropäische<br />

Lösung gibt es nicht, weil einige Staaten sie aus guten<br />

Gründen verhindern. Ich bin nun wahrlich kein Freund des<br />

ungarischen Ministerpräsidenten, aber Ungarn würde von<br />

einem Flüchtlingszustrom ganz rational gesehen nicht profitieren.<br />

In Deutschland haben wir eine ganz andere Ausgangslage.<br />

Wir sollten deshalb nicht auf eine europäische<br />

Lösung warten, sondern selbst einen deutschen Weg gestalten,<br />

und um die Flüchtlinge werben. Deutschland sollte die<br />

Situation nutzen und mit einer proaktiven Einwanderungspolitik<br />

den best ausgebildeten und vielversprechendsten<br />

Flüchtlingen eine schnelle Perspektive zu bieten.<br />

Wir müssen nicht um die Wahrheit herum reden. Im Jahr<br />

2025 werden wir zurückschauen und feststellen, dass in<br />

den vergangenen zehn Jahren mehr als fünf Millionen Menschen<br />

zu uns gekommen sind. Sie verdienen dann unsere<br />

Renten. Aber sie haben auch das Bild unserer Städte und<br />

Kommunen verändert. „Na und?“ könnte man fragen. Denn<br />

Beispiele für solche Zuwanderungswellen gibt es mehrere in<br />

der jüngeren deutschen Geschichte. Um diese zu erkennen<br />

muss man nicht einmal bis zum Flüchtlingsstrom am Ende<br />

des Zweiten Weltkriegs<br />

zurückgehen. Es reichen<br />

schon die Sechzigerjahre<br />

mit ihrer Gastarbeiterpolitik.<br />

Damals wurden binnen<br />

drei Jahren vier Millionen<br />

Deutschland<br />

verändert sich<br />

Menschen nach Deutschland geholt und integriert. Und in<br />

den Neunzigerjahren kamen rund drei Millionen Russlanddeutsche<br />

binnen weniger Jahre. Wir haben solche Szenarien<br />

alle schon miterlebt. Und wir haben profitiert. So wird es<br />

auch diesmal sein: Wenn wir es richtig machen, dann sorgen<br />

die fünf Millionen Zuwanderer in den nächsten zehn Jahren<br />

als Arbeitskräfte und als Konsumenten für ein großes Konjunkturprogramm<br />

für die deutsche Wirtschaft. :::


TITEL // 04.<strong>2015</strong> 03.<strong>2015</strong> // 55<br />

Kooperation<br />

zwischen TU und THW<br />

erzeugt <strong>Synergie</strong>n<br />

Im Wintersemester 2014/<strong>2015</strong> startete beim THW-Ortsverband Braunschweig mit der ,Grundausbildung im<br />

Technischen Hilfswerk‘ ein bundesweit bisher einmaliges Lehrangebot für Studierende an der Technischen Universität<br />

Braunschweig. Die Studenten erwerben als Freiwillige bei einer Organisation des Bevölkerungs- und Katastrophenschutzes<br />

überfachliche Profession in der Verantwortungsübernahme, Kommunikations- und Teamfähigkeit<br />

sowie weitere soziale Kompetenzen. Das sagt Prof. Dr. Harald Löwe, selbst ehrenamtlich im THW engagiert und<br />

Initiator der Lehrveranstaltung. Unter anderem sind das Verhalten und die Hilfeleistung in Notsituationen, insbesondere<br />

das Retten und Bergen, Inhalte des 72,5 Stunden umfassenden Lehrprogramms.<br />

18 studentische Teilnehmer haben jetzt die Prüfung erfolgreich bestanden und die Teilnahme als Studienleistung<br />

angerechnet bekommen. Zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren von der Lehrveranstaltung so begeistert,<br />

dass sie sich entschlossen weiterhin ehrenamtlich beim Braunschweiger THW mitzuwirken: <strong>Synergie</strong> und Mehrwert<br />

also für alle Seiten. Die Studierenden erhalten durch die Kooperation mit dem THW die Möglichkeit, der<br />

Gesellschaft durch die ehrenamtliche Übernahme von Aufgaben zum Schutz von Bevölkerung und Umwelt etwas<br />

zurückzugeben. Gleichzeitig profitiert das THW von den Kompetenzen der Studenten im natur- und ingenieurwissenschaftlichen<br />

Bereich. Und: Für die Universität ist es beruhigend, in den Reihen ihrer Studenten möglichst viele<br />

in Maßnahmen der Hilfeleistung professionell Befähigte zu wissen. Das Pilotprojekt wurde zur Nominierung<br />

für den Förderpreis ‚Helfende Hand‘ <strong>2015</strong> des Bundesministers des Innern vorgeschlagen. Für das nächste<br />

Semester plant die TU eine Partnerschaft mit der Freiwilligen Feuerwehr Braunschweig-Innenstadt. ::: kakü :::<br />

Neue <strong>Synergie</strong>n: H&D International<br />

Group präsentiert H&D Campus<br />

Kürzlich wurde das neue Bürogebäude des IT- und Engineering-Dienstleisters<br />

H&D International Group der Öffentlichkeit präsentiert. Das vierstöckige, ökologisch<br />

nachhaltig gebaute Gebäude in der August-Horch Straße Zwei bildet zusammen<br />

mit dem Education Center, einem Gebäude für Fort- und Weiterbildung,<br />

sowie dem Verwaltungsgebäude für die Zentralfunktionen der H&D International<br />

Group in der August-Horch Straße Eins den ,H&D Campus‘.<br />

Mitarbeiter aus dem Bereich der strategischen IT-Dienstleistungen der H&D Tochtergesellschaften<br />

sollen in dem neuen Gebäude effizienter und fachübergreifender<br />

Foto: Torsten Kunkel<br />

miteinander arbeiten können. Hierzu meint Torsten Kunkel, COO bei H&D: „Durch<br />

die neue Möglichkeit, von Angesicht zu Angesicht und ohne räumliche Barrieren zu<br />

kommunizieren, verringert sich die Gefahr von Informationsverlusten. Die Kommunikation kann so eindeutig zielgerichteter<br />

stattfinden.“ Besonders im Bereich ,Industrie 4.0‘ erhofft sich das Unternehmen, durch die <strong>Synergie</strong>n der verschiedenen<br />

Fachbereiche zu profitieren. H&D arbeitet seit Jahren intensiv mit Produzenten zusammen, die im Rahmen des Zukunftsprojekts<br />

,Industrie 4.0‘ ihre Produktionskette durch IT-gestützte Prozesse optimieren wollen. „Hierbei stehen wir immer wieder vor<br />

Herausforderungen, die fachübergreifendes Know-how erfordern. Durch die neue Aufstellung als H&D Campus können wir<br />

diesen Anforderungen schneller gerecht werden und dem Kunden ein ganzheitliches Lösungspaket anbieten.“<br />

Neben den Vorteilen, die das neue Bürogebäude in puncto Zusammenarbeit bietet, wurde mit dem zusätzlichen Bau einer<br />

betrieblich unterstützten Kindertagesstätte namens ,Robin HuD‘ auch in den Bereich Familie investiert. „Der Mitarbeiter<br />

steht im Fokus unserer Arbeit. Unser Slogan lautet daher auch: Nähe, Stabilität, Mensch. Es ist uns einfach wichtig,<br />

dass sich unsere Mitarbeiter wohl fühlen. Wir glauben daran, dass Zufriedenheit die Motivation eines jeden Mitarbeiters, den<br />

Teamgeist und somit auch die Firma stärkt“, sagt Kunkel. :::<br />

Zusammen<br />

die Umwelt gestalten<br />

Unsere Standorte Braunschweig . Wolfsburg . Wolfenbüttel . Berlin und Umgebung<br />

Foto: Pascal Abel<br />

Initiiert vom Präsidium der TU Braunschweig in Zusammenarbeit<br />

mit dem Institut für Wirtschaftsinformatik wi2, bietet das<br />

Projekt ‚Sandkasten‘ Angehörigen der TU Braunschweig die Möglichkeit,<br />

gemeinsam ihren Campus zu verschönern und lebenswerter zu<br />

machen. Projektideen können auf der Online-Plattform ,Sandkasten<br />

<strong>–</strong> selfmade campus‘ eingestellt und organisiert werden. Hier können<br />

Freiwillige für das Projekt gewonnen, die Finanzierung gesichert oder<br />

einfach nur Informationen ausgetauscht werden. Kürzlich wurde auf<br />

Initiative des Projekts der erste öffentliche Bücherschrank in Form<br />

einer Telefonzelle vor der Unibibliothek eröffnet. Außerdem konnten<br />

bisher zwei Pflanzsäulen vor der Mensa Katharinenstraße sowie<br />

der Bau von Palettenmöbeln realisiert werden. Das Projekt fördert<br />

spielerisch gemeinsames, lokales Engagement und schafft so über die<br />

Projekte hinaus ein Gefühl von Zusammengehörigkeit unter den<br />

Studierenden und Beschäftigten. :::<br />

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WISSENSCHAFT // 04.<strong>2015</strong> // 57<br />

Sicher am Steuer <strong>–</strong><br />

trotz Tablet in der Hand<br />

Forscher der DLR testen Frühwarnsystem der Zukunft.<br />

AUTOR: INGA STANG<br />

FOTOGRAFIE: DLR<br />

Essen, trinken, Mails checken,<br />

Nachrichten schreiben, telefonieren:<br />

Wer heutzutage mit<br />

dem Auto unterwegs ist, verwendet<br />

selten seine volle Energie und Konzentration<br />

auf das Fahren selbst. Besonders<br />

Geschäftsreisende werden häufig<br />

dabei erwischt, während der Fahrt<br />

mit ihren Mobilgeräten beschäftigt zu<br />

sein. Studien belegen, dass mittlerweile<br />

bereits jeder vierte Autofahrer<br />

durch die Nutzung mobiler Endgeräte<br />

während des Fahrens abgelenkt<br />

ist. Das Deutsche Zentrum für Luftund<br />

Raumfahrt (DLR) geht davon aus,<br />

dass sich die Anzahl der Delikte häufen<br />

wird. „Der Autofahrer von morgen<br />

will Emails schreiben, Videos schauen<br />

und im Internet surfen“ heißt es hierzu<br />

auf der Website des DLR. Doch wie<br />

lässt sich das mit sicherem Fahren<br />

vereinen?<br />

Der Fahrer kann während der Fahrt<br />

beispielsweise Mails bearbeiten, da das<br />

System ihn frühzeitig warnt, wenn ein<br />

Hindernis auftritt.<br />

Das Unfallrisiko könnte in Zukunft<br />

durch hochautomatisierte Fahrzeuge<br />

verringert werden. Was sich nach Science-Fiction<br />

anhört, wird bereits seit<br />

mehreren Jahren vom DLR erforscht.<br />

Es gibt bereits Versuchsfahrzeuge, mit<br />

deren Hilfe das Institut hochautomatisiertes<br />

Fahren erforschen und perfektionieren<br />

will. In einer immer schnelllebiger<br />

werdenden Gesellschaft bietet<br />

sich so die Möglichkeit Zeitressourcen<br />

effizienter auszunutzen. Doch auch<br />

vollautomatisierte Fahrzeuge können<br />

im Ernstfall den Fahrer nicht ersetzen.<br />

Die Verantwortung wird nur temporär<br />

abgegeben.<br />

Es ist es von absoluter Wichtigkeit,<br />

dass der Fahrzeugführer jederzeit in<br />

der Lage ist, das Steuer zu übernehmen.<br />

Schneefall, Nebel oder enge Baustellen<br />

können die sensible Sensorik<br />

der automatisierten Autos überfordern.<br />

Greift der Fahrer nicht rechtzeitig<br />

ein, können die Folgen verheerend<br />

sein. Das Deutsche Zentrum für Luftund<br />

Raumfahrt (DLR) hat deshalb ein<br />

Frühwarnsystem entwickelt, das den<br />

Fahrer über sein aktives, mobiles Endgerät<br />

über die Situation informiert und<br />

ihn zum Eingreifen auffordert. Getestet<br />

wurde das System namens MobiFAS<br />

(Mobilgerätenutzung in hochautomatisierten<br />

Fahrzeugen) an Simulatoren im<br />

Institut. Stellvertretend für verschiedene<br />

Mobilgeräte verwendeten die Wissenschaftler<br />

ein Tablet, das mit dem<br />

Assistenzsystem des Versuchswagens<br />

verbunden wurde.<br />

Mehreren Testpersonen wurde die<br />

Aufgabe gestellt, auf dem Tablet ein<br />

Spiel zu spielen, das hohe Aufmerksamkeit<br />

erfordert. In der Simulation<br />

gerät das Fahrzeug durch eine enge<br />

Baustelle in Not und verlangt vom<br />

Fahrer ein Eingreifen. Auf dem Tablet-<br />

Bildschirm erscheint die Information<br />

‚Bitte übernehmen Sie!‘. Dem Nutzer<br />

wird außerdem angezeigt, wie viele<br />

Meter das Fahrzeug noch hochautomatisiert<br />

zurücklegt, bis die kritische<br />

Situation erreicht ist. Übernimmt der<br />

Fahrer nach den ersten 16 Sekunden<br />

nicht das Lenkrad, wird eine zweite<br />

visuelle Meldung auf dem Tablet und<br />

dem Head-Down-Display im Armaturenbereich<br />

dargestellt und ein akustisches<br />

Signal ausgegeben. Jetzt hat der<br />

Fahrer noch zehn Sekunden Zeit. Das<br />

Tablet wird für Eingaben gesperrt und<br />

die Soundausgabe blockiert. Reagiert<br />

der Fahrer noch immer<br />

nicht, bremst das Fahrzeug<br />

automatisch ab und<br />

versetzt sich selbst in einen<br />

sicheren Zustand.<br />

„Durch das Warnsignal<br />

direkt auf dem Tablet<br />

und im Head-Down-<br />

Display soll erreicht werden, dass der<br />

Fahrer dort gewarnt wird, wo er aktuell<br />

hinguckt und genügend Zeit hat,<br />

sich auf die Übernahme vorzubereiten“,<br />

meint Stephan Lapoehn, Leiter<br />

des Projekts MobiFAS. Das System,<br />

das auch mit Smartphones kompatibel<br />

ist, lässt auf eine komfortable Zukunft<br />

hoffen, in der Surfen, Chatten<br />

und Arbeiten nicht mehr im Kontrast<br />

zu sicherem Autofahren stehen. :::<br />

In Notsituationen<br />

muss der Fahrer<br />

rechtzeitig eingreifen<br />

Ein Display informiert den Fahrer, wenn es<br />

Zeit wird, das Steuer zu übernehmen.


WISSENSCHAFT // 04.<strong>2015</strong> // 59<br />

Kleines Modell mit<br />

großer Wirkung auf<br />

Umwelt und Technik<br />

Wie ein Miniaturflughafen die Zukunft<br />

erneuerbarer Energien bestimmen soll.<br />

AUTOR: INGA STANG<br />

FOTOGRAFIE: EMV/TU BRAUNSCHWEIG<br />

Beweise durch Forschung<br />

müssen her<br />

nicht. „Aufgrund der Komplexität des Problems kann man<br />

allenfalls grobe Simulationsrechnungen anstellen und die<br />

Alternative mittels klassischer Flugvermessung ist schon<br />

zeitlich und kostenmäßig in der Praxis kaum durchführbar“,<br />

erklärt Projektleiter Robert Geise vom Institut für<br />

Elektromagnetische Verträglichkeit<br />

der Technischen Universität Braunschweig.<br />

Unter anderem gibt es verschiedene<br />

Arten von Windparkanlagen, die<br />

unterschiedliche Kräfte ausüben und<br />

somit unterschiedlich hohe Risiken<br />

birgen können. Mithilfe des Miniaturflughafens im Maßstab<br />

1:144 wollen die Braunschweiger Experten vom Institut<br />

für Flugführung der TU Braunschweig nun erstmals<br />

belastbare Ergebnisse vorlegen. Das Projekt soll bis 2017<br />

durchgeführt werden. Finanzielle Hilfe erhalten die Forscher<br />

unter anderem durch das Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Energie.<br />

Laut Geise kann durch die Flexibilität des Modells mit<br />

geringem Aufwand eine Vielzahl von Windparkzuständen<br />

nachgestellt werden. Wichtige Faktoren die es zu überprüfen<br />

gilt seien zum Beispiel die Windradgeometrie, die<br />

Drehzahl und die Geländetopologie. Im Anschluss sollen<br />

die Ergebnisse unter realen Umständen<br />

mithilfe eines Forschunsgflugzeuges<br />

verifiziert werden. Die Ergebnisse<br />

sind insbesondere in Hinblick auf den<br />

Ausbau erneuerbarer Energien von<br />

hoher Bedeutung. „Je nach Bemessungsgrundlage<br />

geht man von mehreren<br />

hundert Megawatt Ausbauleistung aus, die aufgrund<br />

des gegenwärtig praktizierten Vorgehens nicht umgesetzt<br />

werden können“, erklärt Sebastian Willmann, Geschäftsführer<br />

der Koordinierungsstelle Windenergierecht (k:wer)<br />

an der TU Braunschweig. „Ein neues Bewertungsverfahren<br />

könnte aufseiten aller Beteiligten zu mehr Handlungs- und<br />

damit Rechtssicherheit führen.“ :::<br />

Kleine Windräder, kleine Flugbahnen und etwas<br />

Wind, der aus Ventilatoren über die Landschaft<br />

fegt. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein<br />

Spielzeugmodell für Erwachsene, entpuppt sich bei genauerem<br />

Hinsehen als wissenschaftliches Projekt. Forscher<br />

der Technischen Universität Braunschweig wollen mithilfe<br />

des winzigen Miniaturflughafens<br />

herausfinden, ob und in welchem Ausmaß<br />

Windenergieanlagen Einfluss auf<br />

Flugzeugnavigationssignale nehmen<br />

können.<br />

Neben Satellitensignalen werden<br />

weltweit immer noch vielfach sogenannte<br />

Drehfunkfeuer zur Navigation<br />

von Flugzeugen benutzt. Drehfunkfeuer gehörten zu den<br />

ersten Navigationssystemen für Flugzeuge überhaupt. Das<br />

Drehfunkfeuer ist eine Bodenstation, die Ultrakurzwellen<br />

(UKW) vom Boden aus an die in der Nähe fliegenden Flugzeuge<br />

sendet. Ein Empfänger im Flugzeug kann die Signale<br />

auswerten, in Richtungsinformation übersetzen und auf<br />

einem Display anzeigen.<br />

Drehfunkfeuer stehen jedoch schon seit Jahren im<br />

Verdacht, negativ von Windenergieanlagen beeinflusst zu<br />

werden. Europaweit gilt daher seit Jahren die Empfehlung,<br />

keine Windenergieanlagen im Umkreis von 15 Kilometern<br />

um die Sendeanlagen herum zu bauen. Verlässliche<br />

Beweise für diese Vermutung gab es bisher jedoch noch<br />

Beeinflussen Windparks<br />

die Flugzeugnavigation?<br />

Mit dem skalierten Drehfunkfeuer bei 16 GHz sollen Störungen von<br />

sich drehenden Windrädern im Maßstab 1:144 gemessen werden<br />

Miniatur-Drehfunkfeuer im Maßstab 1:144 mit einer<br />

Ein-Euro-Münze zum Größenvergleich


WISSENSCHAFT // 04.<strong>2015</strong> // 61<br />

Foto: DLR<br />

Rettungsübungen<br />

bei simuliertem Hochwasser<br />

Das EU-Projekt ‚DRIVER‘ (Driving Innovations in Crisis Management<br />

for European Resiliance) simulierte mehrere Katastrophenszenarios, um<br />

ein gemeinsames länderübergreifendes Verständnis für ein verbessertes Krisenmanagement<br />

zu entwickeln. Zusammen mit 36 Organisationen aus 13 EU-<br />

Staaten, darunter das Technische Hilfswerk (THW), Thales, Frequentis,<br />

die Fraunhofer-Gesellschaft und Mitglieder des Internationalen Roten<br />

Kreuzes, arbeitet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in<br />

dem Projekt zusammen. In dem Szenario hat ein starkes Hochwasser das Gebiet<br />

um den Tankumsee bei Gifhorn weiträumig überflutet. Auch umgebende Straßen<br />

sind betroffen und vereinzelt treiben Menschen im Wasser. Das Hochwasser<br />

existiert während der Übung nur digital auf den Bildschirmen des<br />

eigens für die Versuchskampagne eingerichteten Krisenmanagementzentrums.<br />

Derweil kreist das DLR-Forschungsflugzeug D-CODE, eine Do-228, rund um<br />

den Tankumsee. Dabei liefert es Informationen, die den Rettungskräften zur<br />

Koordinierung der Katastrophenlogistik<br />

dienen. Die Technik soll<br />

zukünftig einen entscheidenden<br />

Beitrag zum europäischen Katastrophenschutz<br />

liefern. Die Ziele der<br />

Flugversuche sind die Echtzeiterfassung<br />

des Ausmaßes einer Hochwasserkatastrophe<br />

mittels Luftbildaufnahmen. Dazu gehören ebenfalls die Analyse der Verkehrslage und die Identifikation<br />

von Rettungswegen. Weiterhin sollen Menschen in Notlage mit einer speziellen Software auf den Aufnahmen automatisch<br />

erkannt und dann von ehrenamtlichen Rettungsschwimmern tatsächlich gerettet werden. Eine Sonderstellung nimmt in<br />

den aktuellen Versuchen der Einsatz von unbemannten Luftfahrzeugsystemen, sogenannten Remotely Piloted<br />

Aircraft Systems (RPAS), ein, die vom Boden aus gesteuert und überwacht werden. ::: stg :::<br />

Neuer Läusekamm aus Braunschweig<br />

verspricht schmerzfreie und effektive Behandlung<br />

Forscher des Anwendungszentrums für Plasma und Photonik des Fraunhofer-<br />

Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik in Göttingen haben eine alternative<br />

Behandlungsmethode gegen lästige Kopfläuse entwickelt. Ein batteriebetriebener<br />

Kamm erzeugt mittels kurzzeitiger Hochspannung kaltes Plasma das sowohl<br />

die lebendigen Läuse als auch ihre Nissen tötet. Dabei wird gerade so viel Energie<br />

zugeführt, dass nur die winzigen Elektronen beschleunigt werden, ohne die schweren<br />

Gasteilchen aufzuheizen. So lässt sich die Temperatur des Plasmas auf Raumniveau<br />

einstellen. Haar und die Kopfhaut bleiben unbeschadet. „Bereits nach einmaligem<br />

Durchkämmen sind die Hälfte der flügellosen Insekten tot. Innerhalb eines Tages ist<br />

man die Quälgeister los“, sagt Prof. Dr. Viöl, Leiter des Anwendungszentrums für Plasma und Photonik. Die<br />

bisher übliche Läusebehandlung mit minder erfolgreichen Shampoos, Essigspülungen und Nissekamm soll<br />

mit dem neuen Plasmakamm ein Ende haben. Neben Kindern, welche die traditionelle Prozedur häufig als besonders<br />

schmerzhaft empfinden, profitieren auch Patienten mit Vorerkrankungen wie Asthma oder Allergien<br />

von der Behandlung mit Plasma. Ihnen bleiben Probleme durch aggressive Wirkstoffe erspart. Darüber hinaus<br />

bedeutet der Verzicht auf chemische Substanzen eine geringere Belastung für die Umwelt. Geplant ist, den<br />

Läusekamm als kosmetisches Produkt zunächst in Kleinserie auf den Markt zu bringen. „Der Plasmakamm<br />

kann biozidhaltige Mittel ersetzen. Passt man die Form und den Abstand der Zinken entsprechend<br />

an, lassen sich auch Haustiere mit Ungeziefer behandeln“, erläutert Viöl. Denkbar sei auch der Einsatz in Entwicklungsländern,<br />

wo Kopfläuse gefährliche Bakterien wie Erreger des Fleckfiebers oder des Fünf-Tage-Fiebers<br />

übertragen können. ::: stg :::<br />

Richtfest<br />

für den Forschungsbau<br />

des Zentrums für Pharmaverfahrenstechnik<br />

Projektleitung Andreas Schlüter, Staatliches<br />

Baumanagement, Braunschweig,<br />

Ausführungsplanung: Planungsgemeinschaft<br />

<strong>–</strong> springmeier architekten <strong>–</strong> bmp architekten,<br />

Entwurfsplanung: huber staudt architekten bda<br />

Das Pharmaverfahrenstechnik Zentrum (PVZ) der Technischen Universität<br />

Braunschweig feierte kürzlich das Richtfest für seinen Forschungsneubau<br />

auf dem TU-Campus am Langen Kamp. Das PVZ entwickelt neue<br />

Verfahren für die Pharmaproduktion auf der Basis innovativer Technologien<br />

aus der Pharmazie, Verfahrenstechnik und Mikrotechnologie. Bereits<br />

im April wurde der Grundstein für das Gebäude gelegt, das 120 Arbeitsplätze<br />

schaffen soll. Geplant ist eine Hauptnutzfläche von ca. 3.270<br />

Quadratmeter, wovon etwa 1.350 Quadratmeter auf Büroflächen sowie<br />

ca. 1.500 Quadratmeter auf Labore und 420 Quadratmeter auf Technikräume<br />

entfallen. Die Gesamtkosten für das neue Forschungszentrum<br />

lassen sich aufteilen in die Baukosten von ca. 24,1 Millionen Euro, die<br />

Ersteinrichtung im Wert von etwa 2,6 Millionen Euro und die Kosten für<br />

Großgeräte in Höhe von zwei Millionen Euro. Das Projekt wird vom Bund<br />

und Land finanziert. ::: stg :::<br />

Gott, wir müssen reden.<br />

Alle, die nicht aufhören zu fragen, diskutieren bei uns.<br />

Jetzt anmelden und mitreden!<br />

www.abt-jerusalem-akademie.de


KULTUR // 04.<strong>2015</strong> // 63<br />

Von Leid bis Leidenschaft<br />

und einem Labyrinth<br />

Einblicke in die Psyche vieler südamerikanischer und<br />

eines dänischen Künstlers bietet das Kunstmuseum<br />

Wolfsburg in diesem Winter.<br />

Foto: Vik Muniz©VG Bild-Kunst, Bonn <strong>2015</strong><br />

Vik Muniz, Che (Schwarze Bohnensuppe), 2000<br />

Jeppe Hein. This Way, Installationsansicht<br />

Foto: Marek Kruszewski, © Jeppe Hein<br />

AUTOR: BEATE ZIEHRES<br />

Filmprogramm zur Ausstellung ‚Dark Mirror‘<br />

Mit der Ausstellung ‚Dark Mirror. Lateinamerikanische Kunst seit<br />

1968‘ ermöglicht das Kunstmuseum Wolfsburg einen ebenso umfassenden<br />

wie dezidierten Blick auf die zeitgenössische Kunst Mittel- und Südamerikas.<br />

Aus den Beständen der Daros Latinamerica Collection in Zürich wählten<br />

die Kuratoren 175 Arbeiten aller Gattungen aus <strong>–</strong> Installationen, Objekte,<br />

Gemälde, Fotografien, Papier- und Videoarbeiten. Die Werke von 41 Künstlern<br />

spannen einen Bogen vom Totenschädel mit Clownsnase über Ameisen, die<br />

Flaggen und Friedenszeichen umhertragen bis hin zu Che Guevara aus Suppenbohnen.<br />

‚Dark Mirror‘ ist bis zum 31. Januar 2016 in Wolfsburg zu sehen.<br />

Mit ‚This Way‘ des dänischen Künstlers Jeppe Hein zeigt das Kunstmuseum<br />

zeitgleich eine zweite Ausstellung. Jeppe Hein „geht es um Entschleunigung,<br />

ein Lachen, Augenkontakt und darum, im Moment zu sein und diesen<br />

zu genießen.“ Um dieses Ziel zu erreichen, verwandelt er die große Ausstellungshalle<br />

des Kunstmuseums in ein Labyrinth aus völlig unterschiedlichen<br />

Räumen, aus Wegen, Sackgassen, Kreuzungen und Plätzen. So haben die Besucher<br />

die Freiheit, sich ihren eigenen Weg durch die Ausstellung zu suchen.<br />

‚This Way?‘ Jeppe Hein nimmt ihnen die Entscheidung, ob es rechts, links<br />

oder geradeaus geht, nicht ab. Die Werke des Dänen sind bis 13. März 2016<br />

im Kunstmuseum zu sehen. In dieser Zeit bietet Jeppe Hein unter anderem<br />

einen Workshop an, in dem er in die künstlerische Praxis einführt.<br />

In Kooperation mit dem Internationalen Filmfestival Braunschweig gibt das Kunstmuseum einen Einblick in den<br />

lateinamerikanischen Spielfilm. Dafür wird die Ausstellungsinstallation von ‚Jeppe Hein. This Way‘ zur Kinokulisse.<br />

Das Alter der Erde<br />

• Donnerstag, 10. Dezember <strong>2015</strong>, 18.30<br />

Uhr Der Film entstand 1980 in Brasilien<br />

und erzählt die Geschichte von vier völlig<br />

unterschiedlichen Männern, die drei Großstädten<br />

des Landes nach einer Zukunft<br />

suchen.<br />

Möbius<br />

• Donnerstag, 14. Januar 2016, 18.30 Uhr<br />

Der argentinische Film von 1996 entwickelte<br />

sich in den 1990er-Jahren zu einem<br />

internationalen Kultfilm. Er thematisiert<br />

das Verschwinden einer kompletten U-Bahn<br />

in Buenos Aires und die Suche nach des<br />

Rätsels Lösung.<br />

© Ren Ri / courtesy: PearlLam<br />

Galleries, Hongkong, Shanghai<br />

Kunst und Bienenwachs<br />

Ren Ris Kunst ist wegen des besonderen Mediums, mit dem er arbeitet, sehr leicht zu<br />

erkennen: Bienenwachs. Bei der Verarbeitung dieses ungewöhnlichen und schwierigen<br />

Materials helfen ihm seine Kenntnisse der Psychologie der Bienen und der Natur.<br />

Seine faszinierenden Skulpturen entstehen in Zusammenarbeit mit den Insekten. Der<br />

junge Künstler hat an zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen teilgenommen.<br />

Im Rahmen des Kaiserring Stipendiums werden die Skulpturen des gebürtigen<br />

Chinesen nun auch im Mönchehaus Museum Goslar ausgestellt. ::: stg :::<br />

::: Ausstellung von Ren Ri, 20.09.<strong>–</strong> 31.01.2016, Mönchehaus Museum Goslar :::<br />

Rabaukenbrüder<br />

mit Wortwitz,<br />

Dynamik und<br />

Qualität<br />

große Tour. Es gibt mächtig was zu hören, zu sehen, zu lachen und sogar zu gewinnen.<br />

Wer die Deutschen Meister im Poetry Slam von 2010 und die zweimaligen<br />

deutschen Rapslam-Meister mit ihrem neuen Buch und gemeinsamen Programm<br />

erleben will, sollte sich den Abend nicht entgehen lassen. ::: stg ::<br />

::: Poetry Slam mit Patrick Salmen und Quichotte: Roof der Wildnis,<br />

4. Dezember, 20 Uhr, Kulturinstitut Roter Saal Braunschweig, Kartenvorverkauf<br />

im Braunschweiger KingKing Shop, Cafe Riptide oder telefonisch online unter<br />

www.verlag-reiffer.de. :::<br />

Patrick Salmen & Quichotte sind Stand-up-Künstler, Slam-Poeten,<br />

Autoren und Musiker. Nach dem Erfolg ihrer gemeinsamen<br />

Rätselbücher ‚Du kannst alles schaffen, wovon du träumst. Es sei<br />

denn, es ist zu schwierig.‘ und ‚Die Letzten werden die Ersten sein.<br />

Es sei denn, sie sind zu langsam‘ erscheint im Herbst der dritte<br />

Teil ‚Aufgeben ist keine Lösung. Außer bei Paketen.‘ Und als wäre<br />

das nicht genug, haben die beiden Freunde die gemeinsame Rap-<br />

EP ‚Ehrliches Handwerk‘ produziert. Mit den Rätselbüchern, ihrer<br />

Platte, zahlreichen brandneuen Kurzgeschichten und jeder Menge<br />

Flausen im Gepäck gehen die beiden Rabaukenbrüder nun auf<br />

Anmeldung erwünscht unter Telefon 05361 266920 oder info@kunstmuseum-wolfsburg.de


KULTUR // 04.<strong>2015</strong> // 65<br />

‚Salut Salon‘<br />

im Staatstheater<br />

Als Lust an der Verwandlung<br />

zieht sich das Karnevalmotiv<br />

durch das neue Programm von<br />

‚Salut Salon‘. Mit ‚Ein Karneval<br />

der Tiere und andere Phantasien‘<br />

kommt das kammermusikalische<br />

Frauenquartett aus<br />

Hamburg im Herbst des nächsten<br />

Jahres ins Braunschweiger<br />

Staatstheater. Seit 13 Jahren begeistern die Musikerinnen<br />

das Publikum mit einem witzig und akrobatisch<br />

dargebotenen musikalischen Crossover. Sie sprengen<br />

den Rahmen üblicher Klassikkonzerte, machen die Puristen<br />

unter den Liebhabern dieser Musik staunen, und<br />

die, die sonst nicht in klassische Konzerte gehen, auch.<br />

Mittlerweile auch im Internet. Die vier Musikerinnen<br />

landeten mit ihrer als ‚Wettstreit zu viert‘ inszenierten<br />

Version von Vivaldis ‚Sommer‘ mit über 19 Millionen<br />

Klicks einen YouTube-Hit, wie er sonst allenfalls Popsängern<br />

gelingt. ::: bea :::<br />

::: Salut Salon mit ‚Ein Karneval der Tiere und<br />

andere Phantasien‘, Samstag, 24. September 2016,<br />

Braunschweig, Staatstheater <strong>–</strong> Großes Haus;<br />

Tickets unter undercover.de, 0531 31055310 und<br />

an allen bekannten Vorverkaufsstellen. :::<br />

Mit den<br />

Zucchini Sistaz<br />

zurück in die goldene<br />

Swing-Ära<br />

Foto: Veranstalter<br />

Gänsehaut mit<br />

The Gospel People<br />

Die renommierte US-Gospelgruppe ‚The<br />

Gospel People‘ macht im Januar auf ihrer<br />

Welttournee ‚WE ARE ONE!’ Halt in der<br />

Wolfenbüttler St.-Trinitatis-Kirche. Von traditionellem<br />

Black Gospel über den von Jazz<br />

und Soul inspirierten Gospel bis hin zum<br />

aktuellen contemporary Gospel mit seinen<br />

Rock- und Popelementen hat die siebenköpfige<br />

US-amerikanische Gruppe diverse Hits<br />

im Gepäck um die Zuschauer auf eine Reise<br />

durch die Gospellandschaft mitzunehmen.<br />

::: stg :::<br />

::: The Gospel People, ‚We Are One Tour‘,<br />

21.01.2016, St.-Trinitatis-Kirche<br />

Wolfenbüttel. Der Kartenvorverkauf hat<br />

bereits begonnen. :::<br />

Die Zucchini Sistaz interpretieren mit spielerischer Leichtigkeit<br />

Unterhaltungsmusik der 20er- bis 40er-Jahre. Dabei kokettiert<br />

das Trio allzu gerne mit Zitaten und Attitüden der gesamten<br />

Popularmusikgeschichte. Netzstrümpfe und zeitgemäßes Styling<br />

gehören ebenso dazu wie eine ordentliche Prise Situationskomik.<br />

Ohne mit der künstlichen Wimper zu zucken, werden Big-Band-<br />

Klassiker zu halsbrecherischen Minimal-Interpretationen erklärt<br />

und das nicht vorhandene Schlagwerk vom Publikum ersetzt. Die<br />

drei Ladys überzeugen hierbei nicht nur durch ihren charmanten<br />

dreistimmigen Gesang und ihr reizendes Auftreten, sondern auch<br />

durch ihr Instrumentenspiel, das von Kontrabass über Gitarre<br />

und Posaune bis Flügelhorn reicht. ::: stg :::<br />

::: Gute Laune-Konzert mit den Zucchini Sistaz, 5. Februar<br />

2016, Kniestedter Kirche Salzgitter-Bad, Kartenvorverkauf<br />

beim Post & Ticketforum oder bei Young Ticket Event in<br />

Salzgitter Lebenstedt. :::<br />

Beatles-Musical kommt<br />

nach Braunschweig<br />

„Wir wollen mit der Show wieder etwas von der Atmosphäre aufleben lassen,<br />

mit der die Beatles die Massen damals in ihren Bann gezogen haben“,<br />

sagt Produzent Bernhard Kurz über ‚All you need is love! <strong>–</strong> Das Beatles-<br />

Musical‘. Dies gelingt seit 15 Jahren. So lange ist das Musical auf Tour.<br />

In über 1.000 Vorstellungen in 14 Ländern zog die Liveshow über eine<br />

Million Besucher in den Bann der ‚Beatlemania‘. Mit dem Musical setzt<br />

Produzent Kurz den ‚Fab Four‘ ein Denkmal und bringt eine musikalische<br />

Biografie auf die Bühne, die viel mehr ist als nur ein Tribute-Konzert. Es<br />

zeigt Geschichte und Geschichten der Band <strong>–</strong> angefangen bei den Auftritten<br />

als Begleitband von Tony Sheridan in Hamburg und den ersten<br />

eigenen Konzerten im Star-Club bis hin zur Veröffentlichung des legendären<br />

Albums ‚Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band‘. Im Mittelpunkt steht dabei stets ihre Musik <strong>–</strong> und nach<br />

50 Jahren das Erlebnis, die ‚Beatles‘ wieder live zu sehen. ::: bea :::<br />

::: ‚All you need is love! <strong>–</strong> Das Beatles-Musical‘, 15. März 2016, 20 Uhr, Braunschweig, Stadthalle<br />

Karten an allen örtlich bekannten Vorverkaufsstellen und Konzertkassen.<br />

Online-Bestellungen unter www.Paulis.de. Ticket-Hotline 0531 346372 :::<br />

Verschoben:<br />

Uwe Steimles ‚Heimatstunde‘<br />

Der Dresdner Kabarettist und Schauspieler Uwe Steimle, bekannt als Kommissar<br />

Jens Hinrichs aus Polizeiruf 110, sollte eigentlich im Dezember im<br />

Schloss Schöningen gastieren. Doch jetzt spielt er die Hauptrolle als Erich Honecker<br />

in einem Spielfilm. Die Dreharbeiten dauern bis Januar. Deshalb wird das<br />

Gastspiel Steimles im Landkreis Helmstedt verschoben und der Veranstaltungsort<br />

verlegt. Uwe Steimle kommt nun am 4. Mai 2016 ins Helmstedter Brunnentheater.<br />

Dass es in Steimles Programm ‚Heimatstunde‘ auch um Dresdner Christstollen<br />

geht, wird das Publikum vermutlich nicht stören. Bereits erworbene Eintrittskarten<br />

behalten ihre Gültigkeit. ::: bea :::<br />

::: Uwe Steimle, ‚Heimatstube‘, 4. Mai 2016, Brunnentheater, Helmstedt. :::<br />

::: Eintrittskarten unter der Ticket Hotline 0180 6050400,<br />

www.adticket.der oder in Helmstedt in der Buchhandlung Gröpern 5 und im<br />

Antiquariat Wandersleb, in der Info am Markt und der Konzertkasse Helmstedt<br />

sowie in Schöningen (Buchhandlung Baumert)<br />

und Königslutter (Buchhandlung Kolbe). :::<br />

Foto: Veranstaltung


RUBRIK WISSEN // 03.2011 xx.2011 // 67<br />

Lars M. Vollmering …,<br />

Als Wahlrheinländer betrachten Sie Ihre Heimat und „Ihren“ Fußballverein<br />

meist aus der Ferne. Was verbindet Sie mit Ihrer Heimatstadt Wolfsburg?<br />

::: Lars M. Vollmering zog 1997 nach Abitur am Albert-Schweitzer-Gymnasium<br />

und anschließendem Volontariat bei einer Wolfsburger Zeitung zum Studium<br />

nach Düsseldorf. Während seiner Laufbahn schrieb er für das Magazin Stern, arbeitete<br />

für die Unternehmenskommunikation der Bayer AG in Leverkusen und ist<br />

seit über zehn Jahren TV-Journalist bei der RTL Mediengruppe Deutschland in Köln.<br />

Vollmerings große Liebe sind von jeher die Musik und der Fußball. 2014 veröffentlichte<br />

er als Autor das Buch ‚111 Gründe, den VfL Wolfsburg zu lieben‘. Als glühender<br />

Anhänger der Grün-Weißen schreibt er regelmäßig den Blog ‚Wolfsgeheul - die Bundesliga<br />

aus Sicht eines Fans des VfL Wolfsburg‘. Auch einen Thriller unter dem Titel<br />

‚Gnadenschuss‘ hat Vollmering veröffentlicht. Zurzeit schreibt er an seinem zweiten<br />

Fußballbuch, das pünktlich zur Europameisterschaft im kommenden Jahr erscheinen<br />

wird: ‚111 Gründe, die Nationalmannschaft zu lieben.‘ :::<br />

Herbert Grönemeyer hat mal<br />

getextet: „Heimat ist kein Ort,<br />

Heimat ist ein Gefühl“. Und<br />

es ist jedes Mal ein schönes Gefühl,<br />

wenn ich die A 39 hinauffahre, um<br />

an der Ausfahrt zu meinem Heimatort<br />

Mörse abzubiegen. Vorbei an der<br />

St. Petri-Kirche wo ich im Proberaum<br />

des Gemeindehauses meine halbe Jugend<br />

verbracht habe als Bassist meiner<br />

Band ‚Escape My Fellow‘. Vor zwei<br />

Jahren hatten wir 20-jähriges Jubiläum<br />

und haben uns wieder getroffen.<br />

Es war wie in alten Zeiten. Ich habe<br />

darüber einen Dokumentarfilm gedreht<br />

und bei Youtube eingestellt.<br />

Um die Ecke der Kirche ist der alte<br />

Gutspark, wo wir als Halbstarke unser<br />

erstes Bier tranken und uns so frei<br />

fühlten, weil uns rundherum niemand<br />

störte. Einmal im Jahr ziehen meine<br />

Freunde und ich auf der traditionellen<br />

Vatertagstour hier vorbei, seit über 20<br />

Jahren dieselbe Route. Startpunkt ist<br />

immer noch mein Elternhaus ein paar<br />

Straßen weiter. Es gibt so vieles, was<br />

ich mit Wolfsburg verbinde und was<br />

immer noch zu meinen regelmäßigen<br />

Besuchen gehört: das Altstadtfest in<br />

Fallersleben und das Osterfeuer in<br />

Ehmen.<br />

Man merkt, die Verbundenheit mit<br />

Wolfsburg ist groß. Noch immer habe<br />

ich hier meinen zweiten Wohnsitz.<br />

Familie und viele Freunde sind noch<br />

dort. Entsprechend gibt es häufige<br />

Besuche, natürlich auch in der Volkswagen<br />

Arena. Als ich neulich auf dem<br />

Rasen stand und vor der Nordkurve<br />

mein Buch vorstellen durfte, ging ein<br />

Traum in Erfüllung. Der VfL liegt mir<br />

als Wahlrheinländer am Herzen, auch<br />

weil es da immer viel Gegenwind in<br />

Form zahlreicher Klischees gibt.<br />

Gleiches gilt auch für Wolfsburg.<br />

Neulich stand mal wieder in der Süddeutschen<br />

Zeitung so ein Schmarrn<br />

über mangelnde Wolfsburger Lebensqualität.<br />

Darüber ärgere ich mich<br />

dann. Denn aus der Ferne sehe ich ja,<br />

was sich in Wolfsburg getan hat. Als<br />

ich damals wegging, gab es die Autostadt<br />

noch nicht oder das neue Stadion.<br />

Ich hätte nie für möglich gehalten,<br />

dass man mal von Sandkamp bis<br />

Flechtorf im Stau stehen könnte. Wie<br />

viele Restaurants und Cafés über die<br />

Jahre dazugekommen sind oder dass<br />

mal bei mir um die Ecke im Kerksiek<br />

dieses riesige Baugebiet entsteht.<br />

Natürlich gab es Gründe, damals<br />

meine Heimatstadt zu verlassen: berufliche,<br />

persönliche. Aber ich habe<br />

es nie bereut, in Wolfsburg geboren<br />

und aufgewachsen zu sein. Klar, als<br />

Jugendlicher hätte man sich mehr<br />

‚kulturelles Leben‘ und ‚mehr Flair‘<br />

gewünscht. Mit dem Blick aus der Distanz<br />

kann ich aber sagen: Ich würde<br />

mir wünschen, wenn viele Wolfsburger<br />

mehr zu schätzen wüssten, was<br />

sie dort haben. Und wer weiß: vielleicht<br />

wird aus dem ‚Gefühl Heimat‘<br />

irgendwann auch bei mir wieder ein<br />

‚Ort‘. :::<br />

Wir brauchen Verstärkung.<br />

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Die * Tochtergesellschaften der Volkswagen Financial Services AG erbringen unter der gemeinsamen Geschäftsbezeichnung „Volkswagen Financial Services“ Bankleistungen (durch Volkswagen Bank<br />

GmbH), Leasingleistungen (durch Volkswagen Leasing GmbH), Versicherungsleistungen (durch Volkswagen Versicherung AG, Volkswagen Autoversicherung AG) und Mobilitätsleistungen (u. a. durch<br />

Volkswagen Leasing GmbH). Zusätzlich werden Versicherungsprodukte anderer Anbieter vermittelt.<br />

Das Regional-Journal für <strong>Südostniedersachsen</strong> <strong>Synergie</strong> 04.<strong>2015</strong>

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