der WirTschAfTsführer - Richard Boorberg Verlag

Stefanie Assmann
Kunst, Kultur und anwaltschaft
Die Kunst, Anwalt zu sein – Kunst, Kultur
und Anwaltschaft. Unter diesem Motto
stand der 63. Deutsche Anwaltstag (DAT),
der im Juni 2012 in München stattfand.
Auf den ersten Blick scheinen diese
Begriffe nicht unbedingt zusammenzupassen.
Diskussionen, Foren und Einzelveranstaltungen
zeigen jedoch viele
und interessante Ansatzpunkte zwischen
Kunst, Kultur und Anwaltschaft. Hierüber
sowie über aktuelle Themen rund um
den Anwaltsberuf diskutierten rund 1400
Anwältinnen und Anwälte in 23 Arbeitsgemein
schaften.
Redekunst/Streitkunst/
Verhandlungskunst
Die Aufgaben des Rechtsanwalts sind
vielfältig: Die Kenntnis des Rechts und
die Spezialisierung sind unerlässlich,
aber nicht ausreichend. Die sorgfältige
Aufbereitung der Tatsachen ist von
mindestens so großer Bedeutung wie
die Ausarbeitung rechtlicher Positionen.
Ob das geschliffene Plädoyer im Strafverfahren
oder die Zeugenbefragung im
Zivilprozess, dem Rechtsanwalt muss
es gelingen, weit über den juristischen
Inhalt hinaus Gericht, Gegner und Mandant
zu überzeugen. Im Rahmen eines
Praxisworkshops vermittelte Rechtsanwalt
Dr. Christian Duve die Grundsätze
anwaltlicher Verhandlungs- und Überzeugungskunst.
Er vertritt seit vielen
Jahren Unternehmen und Finanzinstitute
in wirtschaftrechtlichen Auseinandersetzungen
vor deutschen Gerichten und
internationalen Schiedsgerichten. Hier
seine 10 Tipps:
1. Stellen Sie sich auf die Adressaten
Ihrer Botschaft ein.
2. Bereiten Sie sich gründlich vor.
3. Stellen Sie sich auf Gegenargumente
ein.
4. Konzentrieren Sie sich auf die Knackpunkte.
5. Stellen Sie Ihre Beurteilung nicht als
eindeutig dar.
6. Begründen Sie, warum ein Ergebnis
zu Ihren Gunsten gerecht wäre.
7. Stellen Sie Ihre eigenen Argumente
dar, bevor Sie auf die Gegenargumente
eingehen.
8. Formulieren Sie klar und prägnant.
9. Stellen Sie Ihren Fall so einfach wie
möglich dar.
10. Legen Sie dar, was Sie erwarten.
Wer reden kann, hat schon gewonnen!
Für zehn Teilnehmer war der 63. Anwaltstag
besonders aufregend, da sie zu
den Finalisten des Redewettstreites gehörten.
Der vom Deutschen Anwaltverein
ins Leben gerufene Wettbewerb wird seit
vielen Jahren und immer am Rande des
DAT ausgerichtet. Er bietet jungen Kolleginnen
und Kollegen die Möglichkeit, ihre
Rhetorik und sich selbst zu präsentieren.
Für eine gelungene Präsentation gibt
es regelmäßig attraktive Gewinne. Zudem
kann der Sieger im Rahmen der Zentralveranstaltung
seinen Vortrag nochmals
präsentieren.
Wer reden kann, hat schon gewonnen!
So lautete regelmäßig die Aufforderung,
sich am DAT-Redewettstreit zu beteiligen.
Für den Wettstreit 2012 müsste der
Slogan ergänzt werden: Wer reimen kann,
hat schon gewonnen. Denn der Sieger,
Rechtsanwalt Dr. Sebastian Knott, trug seinen
Vortrag in Reimform vor. Die Drittplatzierte
in diesem Wettbewerb, Rechtsanwältin
Patricia Lotz, wird in der nächsten
Ausgabe des Wirtschaftsführers über ihre
Erfahrungen beim Wettstreit berichten.
forderungen an den gesetzgeber
Gleichzeitig wird der jährlich stattfindende
DAT dazu genutzt, um konkrete
Forderungen an den Gesetzgeber zu
richten. So erinnerte der Präsident des
Deutschen Anwaltvereins, Rechtsanwalt
Prof. Dr. Wolfgang Ewer, in seiner Eröffnungsansprache
nicht nur an den Beitrag
der Anwaltschaft bei der Rechtskultur,
sondern er formulierte auch Forderungen
an Politik und Gesetzgeber, z. B.:
– Höhere Anwaltsgebühren: Die Anpassung
der Vergütungstabellen im
Rechtsanwaltsvergütungsgesetz ist
notwendig, um mit den steigenden
Lebenshaltungskosten und der Lohnentwicklung
Schritt halten zu können.
Seit über 20 Jahren sind die Gebühren
der Rechtsanwälte konstant – hier gibt
es Nachholbedarf, so Ewer. Gute Beratung
erfordert gute Bezahlung, damit
der Anwaltsberuf nicht zur „brotlosen
Kunst“ wird.
– Outsourcing: auch in kleineren Kanzleien
mittlerweile Realität. Die Inanspruchnahme
Externer wirft jedoch
auch Fragen im Verhältnis zu den
anwaltlichen Kernpflichten, wie der
Verschwiegenheit, auf. Der DAV setzt
sich dafür ein, im Berufsrecht eine Befugnisnorm
zu schaffen. Es muss dem
Anwalt erlaubt sein, externe Dienstleister
auch dann in Anspruch zu nehmen,
wenn sie hierdurch möglicherweise
Zugang zu mandatsbezogenen
Informationen erhalten. Die Befugnis
muss aber an klare Voraussetzungen
geknüpft sein, so Ewer. ( Lesen Sie
zum Thema den Beitrag von Behnam
Sadough auf S. 58.)
Berufseinsteiger aufgepasst
naChlESE
Der Wirtschaftsführer 1.2013
Der Deutsche Anwaltstag bietet am Rande
des Anwaltstages auch immer ein
besonderes Programm für Erstteilnehmer
und Berufseinsteiger, für Referendare
und Studenten. Neben den Fachvorträgen
profitieren die jungen Teilnehmer
vom Austausch mit Kolleginnen und Kollegen
vielfach: Informationen aufsaugen,
Trends erkennen, Netzwerken und Kontakte
knüpfen.
Freuen Sie sich auf den Deutschen Anwaltstag
2013, der vom 6. bis 8. Juni
2013 in Düsseldorf stattfinden wird.
DAT Blog http://www.davblog.de/– mit
weiteren Stichworten, wie Kunstfehler/Kunstraub/Kunstfälschung/Kunst
als Kapitalanlage/Kunst im Nachlass/
Die Kunst, Anwältin und Mutter zu
sein … und Informationen rund um
den Deutschen Anwaltstag 2012.
Stefanie Assmann,
Rechtsanwältin,
Juristisches Lektorat,
Richard Boorberg Verlag,
Stuttgart
s.assmann@boorberg.de
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