der WirTschAfTsführer - Richard Boorberg Verlag
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14 PRaxIS<br />
Der Wirtschaftsführer 1.2013<br />
www.fotolia.com © Alexandr Mitiuc<br />
Hier hilft nur eins: Knowledge-Management – <strong>der</strong> „organisierte, systematische<br />
und kontrollierte Umgang mit <strong>der</strong> Ressource Wissen“.<br />
man unter Wissensmanagement den „organisierten,<br />
systematischen und kontrollierten<br />
Umgang mit <strong>der</strong> Ressource Wissen“<br />
1 verstehen.<br />
Knowledge Management ist vom sogenannten<br />
Informationsmanagement zu unterscheiden.<br />
Information ist nicht gleich<br />
Wissen, Information ist vielmehr die<br />
Voraussetzung für die Generierung von<br />
Wissen. Ein Beispiel: Die Aussage, dass<br />
die Außentemperatur –20° C beträgt, ist<br />
lediglich eine Information. Erst die Erfahrung<br />
sagt uns, dass es bei dieser Temperatur<br />
sehr kalt ist und man sich warm<br />
anziehen sollte. Wissen ist also kontextbezogene<br />
Information, die man durch<br />
Lernprozesse erlangt.<br />
Informationsmanagement beschäftigt<br />
sich demzufolge mit <strong>der</strong> Ermittlung und<br />
Bereitstellung bedarfsgerechter Informationen<br />
mithilfe von Informationssystemen.<br />
Wissensmanagement dagegen<br />
mit <strong>der</strong> Bereitstellung, Verteilung und<br />
Nutzung von Wissen, also von Erfahrungen,<br />
Kenntnissen und Fähigkeiten <strong>der</strong><br />
Mitarbeiter. 2 Dass die Grenzen zwischen<br />
den beiden Disziplinen oft verschwimmen<br />
bzw. sich überschneiden, liegt auf<br />
<strong>der</strong> Hand. Informationsmanagement wird<br />
daher auch oft als ein Teilbereich des<br />
Wissensmanagements verstanden. 3<br />
Gerade in sogenannten „wissensintensiven“<br />
Berufen, zu denen <strong>der</strong> Anwaltsberuf<br />
unzweifelhaft gehört, ist Wissensmanagement<br />
von immenser Bedeutung. Schafft<br />
es eine Kanzlei, ihr „Wissen“ systematisch<br />
und kontinuierlich zu sammeln, zu<br />
organisieren und zu verteilen, lassen sich<br />
daraus wesentliche Wettbewerbsvorteile<br />
ableiten. Ziel muss es sein, eine aktuelle,<br />
vollständige, umfassende und einfach zu<br />
handhabende Wissenssammlung zur Verfügung<br />
zu stellen. Und das ist gar nicht<br />
so einfach, wie es auf den ersten Blick<br />
scheinen mag.<br />
Vorteile des Knowledge managements<br />
Die Vorteile eines funktionierenden<br />
Knowledge Managements sind eigentlich<br />
offensichtlich. Warum sollte das Rad<br />
denn auch jedes Mal neu erfunden werden?<br />
Kann man auf bereits Vorhandenes<br />
zurückgreifen, zum Beispiel ein Vertragsmuster<br />
o<strong>der</strong> eine Schriftsatzvorlage, so<br />
führt dies zu erheblichen Effizienzsteigerungen.<br />
Werden bewährte Vorgehensweisen<br />
vereinheitlicht und systematisiert<br />
sowie zentral archiviert und zugänglich<br />
gemacht, können Mandate bei gleichbleibend<br />
hoher Qualität zügiger bearbeitet<br />
werden.<br />
Aber auch Gutachten, Vermerke und<br />
sonstige Dokumente, die in <strong>der</strong> Beratung<br />
entstanden sind, sollten systematisch<br />
gesammelt werden. Kann ein Anwalt für<br />
die Beantwortung einer Rechtsfrage auf<br />
das frühere Gutachten eines Kollegen zurückgreifen,<br />
erleichtert das seine Arbeit<br />
erheblich.<br />
Eine gute Know-how-Sammlung unterstützt<br />
zudem die Einarbeitung neuer und<br />
unerfahrener Kollegen in ihr Rechtsgebiet.<br />
Nicht zuletzt ist Wissensmanagement<br />
aber auch eine Möglichkeit, dem<br />
Know-how-Verlust durch ausscheidende<br />
Mitarbeiter entgegenzuwirken.<br />
Im Ergebnis generiert ein erfolgreiches<br />
Wissensmanagement zum einen Kostenvorteile<br />
für die Kanzlei und trägt zum an<strong>der</strong>en<br />
zur Gewinnung und Bindung von<br />
Mandanten, aber auch von qualifizierten<br />
Mitarbeitern bei.<br />
die tägliche arbeit<br />
Jedes Rechtsgebiet stellt an<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Organisation und<br />
Gestaltung des Wissensmanagements.<br />
Während für Gesellschaftsrechtler die<br />
Erstellung, Sammlung und Pflege von<br />
Musterverträgen essentiell ist, steht für<br />
die Mitglie<strong>der</strong> meines Teams die Sammlung<br />
von Beispieldokumenten, z. B. von<br />
Fusionskontrollanmeldungen, und das<br />
Bereitstellen von Dokumentvorlagen im<br />
Vor<strong>der</strong>grund.<br />
Um die notwendigen Dokumente an einem<br />
zentralen Ort zur Verfügung stellen<br />
zu können, verfügt die Kanzlei über eine<br />
Knowledge Management Datenbank. Je<strong>der</strong><br />
Practice Area kann hier ein eigener<br />
Bereich zugeteilt werden. Die inhaltliche<br />
Konzeption <strong>der</strong> Datenbank für meine<br />
Practice Area war zu Beginn meiner<br />
Tätigkeit meine vordringlichste Aufgabe.<br />
Der Aufbau <strong>der</strong> Datenbank musste im<br />
Hinblick auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> Anwälte<br />
entwickelt werden. Dabei war es wichtig,<br />
eine Struktur zu finden, die das Auffinden<br />
<strong>der</strong> Dokumente möglichst einfach<br />
macht. Mittlerweile geht es in erster<br />
Linie darum, die Datenbank mit Inhalten<br />
zu füllen.<br />
Hier liegt auch die größte Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />
Knowledge Management ist ein<br />
„Nebengeschäft“. Die Anwälte, die durch<br />
die Mandatsarbeit sehr stark gebunden<br />
sind, nehmen das Knowledge Management<br />
häufig nur am Rande wahr. Zwar<br />
ist die Bedeutung eines erfolgreichen<br />
Knowledge Managements für die Wettbe-