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Untersuchung

Die deutsche Bevölkerung gilt als risikoavers und sicherheitsorientiert. Als Indizien werden vor allem das ausgeprägte Bedürfnis nach einer umfassenden sozialen Absicherung angeführt, die Abneigung gegen spekulative Anlageformen und die Haltung zu Innovationen und wissenschaftlichem Fortschritt. Um zu prüfen, wieweit diese Einschätzung auch heute zutrifft, beauftragte der Bundesverband deutscher Banken e.V. das Institut für Demoskopie Allensbach mit einer Analyse der Risikobereitschaft und des Sicherheitsbedürfnisses der Bürger, ihrer Haltung zu staatlicher Regulierung und Selbstbestimmung und ihren Präferenzen bei der Geldanlage.

Die deutsche Bevölkerung gilt als risikoavers und sicherheitsorientiert. Als Indizien werden vor allem das ausgeprägte Bedürfnis nach einer umfassenden sozialen Absicherung angeführt, die Abneigung gegen spekulative Anlageformen und die Haltung zu Innovationen und wissenschaftlichem Fortschritt. Um zu prüfen, wieweit diese Einschätzung auch heute zutrifft, beauftragte der Bundesverband deutscher Banken e.V. das Institut für Demoskopie Allensbach mit einer Analyse der Risikobereitschaft und des Sicherheitsbedürfnisses der Bürger, ihrer Haltung zu staatlicher Regulierung und Selbstbestimmung und ihren Präferenzen bei der Geldanlage.

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I N S T I T U T F Ü R D E M O S K O P I E A L L E N S B A C H<br />

Zwischen Sicherheitsbedürfnis<br />

und Risikobereitschaft<br />

Eine <strong>Untersuchung</strong> im Auftrag<br />

des Bundesverbandes deutscher Banken<br />

Veröffentlichung dieser Daten, ganz oder teilweise, nur mit vollständiger Quellenangabe !


I N H A L T<br />

Seite<br />

VORBEMERKUNG .............................................................................................1<br />

AMBIVALENTES VERHÄLTNIS ZUR RISIKOBEREITSCHAFT .................2<br />

Risikoakzeptanz und Innovationsklima ........................................................13<br />

Bei Finanzanlagen ausgeprägte Risikoaversion............................................22<br />

UMFASSENDES SICHERHEITSBEDÜRFNIS ...............................................26<br />

DIFFERENZIERTE BEWERTUNG STAATLICHER REGULIERUNG ........32


VORBEMERKUNG<br />

Die deutsche Bevölkerung gilt als risikoavers und sicherheitsorientiert. Als Indizien<br />

werden vor allem das ausgeprägte Bedürfnis nach einer umfassenden sozialen<br />

Absicherung angeführt, die Abneigung gegen spekulative Anlageformen und die<br />

Haltung zu Innovationen und wissenschaftlichem Fortschritt. Um zu prüfen, wieweit<br />

diese Einschätzung auch heute zutrifft, beauftragte der Bundesverband deutscher<br />

Banken e.V. das Institut für Demoskopie Allensbach mit einer Analyse der<br />

Risikobereitschaft und des Sicherheitsbedürfnisses der Bürger, ihrer Haltung zu<br />

staatlicher Regulierung und Selbstbestimmung und ihren Präferenzen bei der<br />

Geldanlage.<br />

Die <strong>Untersuchung</strong> stützt sich auf 1.504 Interviews mit einem repräsentativen<br />

Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahre. Die Interviews wurden zwischen Ende<br />

Oktober und Anfang November 2015 durchgeführt.<br />

Allensbach am Bodensee,<br />

am 16. November 2015<br />

INSTITUT FÜR DEMOSKOPIE ALLENSBACH<br />

- 1 -


AMBIVALENTES VERHÄLTNIS ZUR RISIKOBEREITSCHAFT<br />

Die Bevölkerung assoziiert Risiken mit Gefahren und entsprechend Risikofreude mit<br />

der Neigung, sich Gefahren auszusetzen. Rein rational ist den meisten durchaus<br />

bewusst, dass Risikobereitschaft für eine Gesellschaft wichtig ist. Immerhin 57<br />

Prozent der Bürger halten Risikobereitschaft für eine Gesellschaft für wichtig, nur 28<br />

Prozent für weniger oder überhaupt nicht wichtig. Der Anteil der Bevölkerung, der<br />

Risikobereitschaft eine hohe gesellschaftliche Bedeutung beimisst, ist jedoch gering:<br />

Lediglich jeder Achte stuft Risikobereitschaft für die Entwicklung einer Gesellschaft<br />

als sehr wichtig ein. Dabei gibt es interessanterweise nur marginale Unterschiede<br />

zwischen den Generationen und West- und Ostdeutschland; noch am ehesten<br />

unterscheiden sich die Einschätzungen in den verschiedenen sozialen Sichten: Die<br />

höheren Einkommensschichten messen Risikobereitschaft signifikant größere<br />

Bedeutung bei als Personen aus Haushalten mit unterdurchschnittlichen Einkommen.<br />

Durchgängig gilt allerdings, dass nur eine kleine Minderheit Risikobereitschaft eine<br />

sehr große Bedeutung für die gesellschaftliche Entwicklung beimisst.<br />

Schaubild 1<br />

Gesellschaftliche Bedeutung von<br />

Risikobereitschaft<br />

Frage: "Eine Frage zum Thema Risikobereitschaft, also dem Mut, auch mal ein Risiko einzugehen<br />

oder eine riskante Entscheidung zu treffen: Für wie wichtig halten Sie Risikobereitschaft<br />

ganz allgemein für eine Gesellschaft?"<br />

Unentschieden,<br />

keine Angabe<br />

Sehr wichtig<br />

Gar nicht wichtig<br />

4<br />

15<br />

12 %<br />

Eher nicht<br />

so wichtig<br />

24<br />

45<br />

Eher wichtig<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11047 (2015)<br />

© IfD-Allensbach<br />

- 2 -


Mehr als im gesellschaftlichen Kontext ist den Bürgern in Bezug auf die Wirtschaft<br />

bewusst, dass es ohne Risikobereitschaft eigentlich nicht geht. 66 Prozent sind<br />

überzeugt, dass Unternehmer risikobereit sein müssen, um Erfolg zu haben, lediglich<br />

knapp jeder Fünfte hält unternehmerischen Erfolg auch ohne Risikobereitschaft für<br />

möglich. Auch diese Einschätzung ist in den höheren Schichten weiter verbreitet als<br />

in den unteren sozialen Schichten.<br />

Schaubild 2<br />

Unternehmer müssen risikobereit sein<br />

Frage: "Glauben Sie, dass Unternehmer risikobereit sein müssen, um Erfolg zu haben, oder<br />

glauben Sie das nicht, können Unternehmer auch ohne Risikobereitschaft erfolgreich<br />

sein?"<br />

Unentschieden,<br />

keine Angabe<br />

15<br />

Geht auch ohne<br />

Risikobereitschaft<br />

19 Müssen risikobereit<br />

66 %<br />

sein<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11047 (2015)<br />

© IfD-Allensbach<br />

Dabei geht die Bevölkerung allerdings davon aus, dass es in den verschiedenen<br />

Branchen eine sehr unterschiedlich ausgeprägte Risikobereitschaft gibt. Die<br />

Vorstellungen sind dabei in hohem Maße davon bestimmt, ob eine Branche generell<br />

mit Risiken assoziiert wird oder nicht. Branchen, die mit großen Risiken assoziiert<br />

werden, sind vor allem die Banken sowie Unternehmen, die sich mit Pharmazie,<br />

Gentechnologie oder Luft- und Raumfahrt beschäftigen. Bei diesen Branchen geht<br />

- 3 -


die Bevölkerung auch davon aus, dass es dort eine Risikobereitschaft gibt. Das gilt<br />

insbesondere für die Banken, mit denen 52 Prozent der Bevölkerung eine hohe<br />

Risikobereitschaft assoziieren, mit einigem Abstand gefolgt von Unternehmen, die<br />

auf dem Gebiet der Gentechnologie arbeiten (40 Prozent), der pharmazeutischen<br />

Industrie (35 Prozent) und der Luft- und Raumfahrtindustrie (34 Prozent).<br />

Als Branchen, in denen Risikobereitschaft eher die Ausnahme ist, gelten dagegen der<br />

Maschinenbau, der Handel, die Computerhersteller und Softwareunternehmen, die<br />

Bauwirtschaft und die Nahrungs- und Genussmittelindustrie.<br />

- 4 -


Branchen mit hoher Risikobereitschaft<br />

und hohem Risikopotential<br />

Schaubild 3<br />

Banken<br />

Gentechnologie<br />

Pharmazeutische Industrie<br />

Luft- und Raumfahrtindustrie<br />

Chemische Industrie<br />

Autohersteller<br />

Internetunternehmer<br />

Versicherungen<br />

Energieversorger<br />

Softwareunternehmen<br />

Nahrungs- und Genussmittelhersteller<br />

Bauwirtschaft<br />

Computerhersteller<br />

Handel (Groß- und Einzelhandelsunternehmen)<br />

Maschinenbauindustrie<br />

In diesen Branchen<br />

gibt es eine große<br />

Risikobereitschaft<br />

52 %<br />

40<br />

35<br />

34<br />

32<br />

27<br />

27<br />

23<br />

20<br />

19<br />

19<br />

17<br />

16<br />

11<br />

9<br />

In diesen Branchen<br />

sind die Risiken für<br />

Unternehmen besonders<br />

groß<br />

34<br />

36<br />

34<br />

32<br />

36<br />

26<br />

24<br />

21<br />

25<br />

18<br />

18<br />

30<br />

16<br />

21<br />

12<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11047 (2015)<br />

© IfD-Allensbach<br />

- 5 -


Die Überzeugung der Mehrheit, dass Risikobereitschaft insbesondere in der<br />

Wirtschaft, aber auch in der Gesellschaft wichtig ist, führt keineswegs dazu, dass<br />

Risikobereitschaft als erstrebenswert anerkannt wird. Wenn die Bevölkerung<br />

auflistet, was sie im Leben wichtig und für erstrebenswert hält, rangieren<br />

Sicherheitsaspekte weit vorne, während Risikobereitschaft auf dem letzten Rang<br />

liegt. Drei Viertel der Bevölkerung halten es für besonders wichtig, finanziell gut<br />

abgesichert zu sein, gut zwei Drittel bewerten die Sicherheit des Arbeitsplatzes<br />

ähnlich hoch. Dies ist nicht gleichzusetzen mit dem Streben nach Wohlstand: Ein<br />

hohes Einkommen und materieller Wohlstand wird von der Bevölkerung weitaus<br />

geringer geschätzt als das Ziel, materiell abgesichert zu sein und hier keinen Risiken<br />

ausgesetzt zu sein. Während drei Viertel auf eine finanzielle Absicherung großen<br />

Wert legen, hält nur jeder Dritte ein hohes Einkommen und materiellen Wohlstand<br />

für besonders wichtig. Risikobereitschaft halten ganze 9 Prozent für erstrebenswert.<br />

Besonders gering geschätzt wird Risikobereitschaft von der älteren Generation. Von<br />

den 60-Jährigen und Älteren halten nur 5 Prozent Risikobereitschaft für wichtig und<br />

erstrebenswert, von ihren Enkeln, den Unter-30-Jährigen, jedoch auch nur 12<br />

Prozent.<br />

- 6 -


Schaubild 4<br />

Was im Leben wichtig ist<br />

Frage:<br />

"Hier auf dieser Liste steht einiges, was man im Leben wichtig und<br />

erstrebenswert finden kann. Könnten Sie mir bitte alles angeben,<br />

was Sie für ganz besonders wichtig halten?"<br />

Gute Freunde haben, enge Beziehungen zu anderen<br />

Menschen<br />

Eine glückliche Partnerschaft<br />

Finanziell abgesichert sein<br />

Ein sicherer Arbeitsplatz<br />

Soziale Gerechtigkeit<br />

Gute, vielseitige Bildung<br />

Unabhängigkeit, sein Leben weitgehend selbst<br />

bestimmen können<br />

Kinder haben<br />

Erfolg im Beruf<br />

Viel Spaß haben, das Leben genießen<br />

Menschen helfen, die in Not geraten<br />

Immer Neues lernen<br />

Die Welt, andere Länder und Kulturen kennenlernen<br />

Naturerfahrungen, viel in der Natur sein<br />

Ein abwechslungsreiches Leben, immer neue<br />

Erfahrungen machen<br />

Hohes Einkommen, materieller Wohlstand<br />

Sozialer Aufstieg<br />

Viel leisten<br />

Kreativ sein<br />

Starke Erlebnisse haben, Abenteuer, Spannung<br />

Aktive Teilnahme am politischen Leben, politisch<br />

aktiv sein<br />

Risikobereitschaft<br />

84<br />

78<br />

76<br />

68<br />

67<br />

65<br />

62<br />

61<br />

50<br />

49<br />

48<br />

44<br />

37<br />

36<br />

35<br />

34<br />

33<br />

27<br />

27<br />

24<br />

11<br />

9<br />

%<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11047 (2015)<br />

© IfD-Allensbach<br />

- 7 -


Ein Test der spontanen emotionalen Reaktionen auf Schlüsselbegriffe zeigt, dass die<br />

Abneigung gegen den bloßen Begriff Risiko groß ist und im Zeitverlauf signifikant<br />

gewachsen ist. Auf viele Schlüsselbegriffe reagiert die Bevölkerung mit spontaner<br />

Sympathie. Das gilt besonders auch für Sicherheit, ein Begriff, den 93 Prozent der<br />

Bürger spontan als sympathisch einstufen, aber auch für Fortschritt, Forschung,<br />

Wissenschaft, Technik, Innovation, Wettbewerb, Marktwirtschaft und Unternehmer.<br />

75 Prozent der Bürger reagieren mit spontaner Sympathie auf den Schlüsselbegriff<br />

Innovation, knapp zwei Drittel auch auf den Begriff Wettbewerb, 63 Prozent auf den<br />

Begriff Unternehmer. Auch unternehmerische Freiheit, Hightech und Industrie sind<br />

überwiegend sympathiegeladene Begriffe.<br />

Ganz anders reagiert die Bevölkerung jedoch auf den Begriff unternehmerisches<br />

Risiko. Obwohl die große Mehrheit überzeugt ist, dass unternehmerischer Erfolg<br />

ohne Risikobereitschaft nicht möglich ist, reagiert die Mehrheit auf den<br />

Schlüsselbegriff unternehmerisches Risiko mit Abneigung. Noch ausgeprägter gilt<br />

dies für die Begriffe Risiko allgemein, Manager, Aktien und Gentechnologie. 80<br />

Prozent der Bevölkerung reagieren mit spontaner Abneigung auf den Begriff<br />

Gentechnologie – schon dies ist eine Warnung, die positive Reaktion auf die Begriffe<br />

Forschung, Wissenschaft und Innovation generell als Innovationsoffenheit zu<br />

interpretieren. Einigen Forschungsfeldern steht die Bevölkerung mit ausgeprägter<br />

Skepsis gegenüber, eine Skepsis, die auch die Rahmenbedingungen für Wissenschaft<br />

und Wirtschaft durchaus beeinflusst. Interessant ist auch die spontane Aversion<br />

gegenüber dem Begriff Regulierung; gleichzeitig ist der Begriff Sozialstaat jedoch<br />

weit überwiegend positiv besetzt, und viele <strong>Untersuchung</strong>en belegen, dass die<br />

Bevölkerung sich einer verstärkten Regulierung in der Regel dann nicht<br />

entgegenstellt, wenn sie mit einem tatsächlich oder vermeintlich guten Zweck<br />

begründet wird.<br />

- 8 -


Schaubild 5<br />

Spontane emotionale Reaktion auf<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Frage: "Auf diesen Karten stehen verschiedene Wörter. Bei diesen Wörtern kann<br />

man ja verschieden fühlen, ob sie einem sympathisch sind oder nicht<br />

sympathisch. Könnten Sie bitte diese Karten einmal hier auf das Blatt<br />

verteilen, je nachdem, wie Sie das fühlen?" (Kartenspiel- und<br />

Bildblattvorlage)<br />

Unsympathisch<br />

1<br />

5<br />

5<br />

7<br />

8<br />

11<br />

15<br />

20<br />

27<br />

27<br />

24<br />

26<br />

27<br />

30<br />

38<br />

53<br />

60<br />

63<br />

61<br />

62<br />

80<br />

Made in Germany<br />

Sicherheit<br />

Fortschritt<br />

Wissenschaft<br />

Forschung<br />

Technik<br />

Innovation<br />

Sozialstaat<br />

Wettbewerb<br />

Marktwirtschaft<br />

Unternehmer<br />

Unternehmerische Freiheit<br />

Hightech<br />

Industrie<br />

Nanotechnologie<br />

Unternehmerisches Risiko<br />

Risiko<br />

Manager<br />

Aktien<br />

Regulierung<br />

Gentechnologie<br />

Sympathisch<br />

96<br />

93<br />

91<br />

89<br />

88<br />

82<br />

75<br />

71<br />

64<br />

63<br />

63<br />

61<br />

60<br />

59<br />

39<br />

31<br />

29<br />

27<br />

26<br />

24<br />

11<br />

%<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11047 (2015)<br />

© IfD-Allensbach<br />

- 9 -


Die Veränderung der spontanen emotionalen Reaktionen auf den Begriff Risiko zeigt<br />

der Langzeittrend von den frühen 90er Jahren an. Damals reagierten lediglich 43<br />

Prozent der Bevölkerung mit spontaner Antipathie auf den Begriff Risiko, Ende der<br />

90er Jahre bereits 50 Prozent, jetzt 60 Prozent.<br />

Schaubild 6<br />

Wachsende Aversionen gegen den Schlüsselbegriff<br />

Risiko<br />

Es finden den Begriff “Risiko” unsympathisch -<br />

43%<br />

46<br />

50<br />

55<br />

60<br />

1993<br />

1995<br />

1999<br />

2003<br />

2015<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen, zuletzt 11047<br />

© IfD-Allensbach<br />

Die wachsende Aversion gegen den bloßen Begriff „Risiko“ mag auch damit zu tun<br />

haben, dass die Bevölkerung in den letzten zwei Jahrzehnten mit erheblichen Risiken<br />

konfrontiert war und ist. Am Beginn des vergangenen Jahrzehnts stand die<br />

Bevölkerung ganz unter dem Eindruck der mehrjährigen Wachstumsschwäche der<br />

deutschen Wirtschaft und der kontinuierlich steigenden Arbeitslosigkeit, wenige<br />

Jahre später folgte die Wirtschafts- und Finanzmarktkrise und ab 2011 die Eskalation<br />

in der Euro-Zone. Das Börsengeschehen spiegelte diese Risiken, insbesondere auch<br />

im Gefolge des Platzens der New Economy-Blase und später während der<br />

Wirtschafts- und Finanzmarktkrise.<br />

- 10 -


Zurzeit steht die Bevölkerung ganz unter dem Eindruck des Zustroms an<br />

Flüchtlingen und der wachsenden Gefahr terroristischer Anschläge. 61 Prozent der<br />

Bevölkerung sehen in der großen Zahl der Flüchtlinge, die nach Deutschland<br />

kommen, eine der größten Risiken für das Land, gefolgt von der Sorge, dass radikale<br />

und terroristische Gruppierungen an Bedeutung gewinnen. Auch die wirtschaftliche<br />

Lage in der Euro-Zone gilt nach wie vor in der Hälfte der Bevölkerung als besonders<br />

großes Risiko, weitaus mehr als die Gefahr einer neuen Finanzmarktkrise. Ein<br />

Spezifikum der deutschen Mentalität ist die Besorgnis über wachsende soziale<br />

Unterschiede. 52 Prozent der Bevölkerung rechnen zu den größten Gefahren, denen<br />

Deutschland künftig ausgesetzt ist, die wachsenden sozialen Unterschiede. Dies ist<br />

keine neue Besorgnis, sondern spielt schon seit Jahren und sogar Jahrzehnten in den<br />

Befürchtungen der Bevölkerung eine große Rolle. Die deutsche Bevölkerung ist<br />

mehr als andere Nationen darauf ausgerichtet, das Land zusammen zu halten,<br />

insbesondere auch die sozialen Schichten.<br />

Ein Sorgenpunkt, der in den letzten Jahren deutlich zurückgetreten ist, ist die<br />

Staatsverschuldung. Vor wenigen Jahren sah noch die große Mehrheit der<br />

Bevölkerung in der hohen Staatsverschuldung ein großes Risiko für die Entwicklung<br />

des Landes. Mit dem Erreichen der schwarzen Null bei der Neuverschuldung hat sich<br />

in der Bevölkerung zunehmend die Meinung durchgesetzt, dass die absolute Höhe<br />

der Staatsverschuldung kein großes Problem darstellt, solange es gelingt, die<br />

Neuverschuldung zu begrenzen. Die niedrigen Zinsen tragen erheblich zur<br />

Begrenzung der Neuverschuldung bei. Sie nutzen den Staaten, schaden aber den<br />

Anlegern und Teilen der Wirtschaft. Es ist bemerkenswert, wie wenig die niedrigen<br />

Zinsen von der Bevölkerung als Gefahr eingestuft werden. Lediglich 13 Prozent<br />

sehen in den niedrigen Zinsen ein Risiko für die weitere Entwicklung des Landes.<br />

Noch niedriger rangiert in dem Sorgenkatalog lediglich die Furcht vor Engpässen in<br />

der Energieversorgung.<br />

- 11 -


Schaubild 7<br />

Risiken für die Zukunft Deutschlands<br />

Frage:<br />

"Was meinen Sie: Was sind in den nächsten 10 Jahren große<br />

Risiken für die weitere Entwicklung Deutschlands, wo sehen Sie<br />

da vor allem Gefahren?" (Listenvorlage)<br />

Die vielen Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen<br />

Radikale und terroristische Gruppierungen<br />

Dass die Unterschiede zwischen Arm und Reich immer<br />

größer werden<br />

Die Wirtschaftslage in der Euro-Zone<br />

Dass der islamische Einfluss zu groß wird<br />

Steigender Rechtsextremismus<br />

Die demografische Entwicklung, also dass es immer mehr<br />

Ältere und immer weniger Jüngere gibt<br />

Die Mängel in unserem Bildungssystem<br />

Dass es zu einer neuen Finanzkrise kommt<br />

Die hohe Staatsverschuldung<br />

Der Fachkräftemangel in einigen Branchen<br />

Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit<br />

Zu hohe Steuern<br />

Die Klimaerwärmung<br />

Dass Reformen nicht schnell genug vorankommen<br />

Steigender Linksextremismus<br />

Die niedrigen Zinsen<br />

Engpässe in der Energieversorgung<br />

61<br />

55<br />

52<br />

50<br />

49<br />

47<br />

46<br />

35<br />

34<br />

33<br />

32<br />

29<br />

28<br />

27<br />

22<br />

15<br />

13<br />

10<br />

%<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11047 (2015)<br />

© IfD-Allensbach<br />

- 12 -


Risikoakzeptanz und Innovationsklima<br />

Die ambivalente Haltung zu Risiken ist jedoch nicht nur das Ergebnis der<br />

Konfrontation mit Risiken, sondern hängt auch mit einem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis<br />

zusammen. Dies prägt teilweise auch die Haltung zu Innovationen und<br />

dem wissenschaftlichen Fortschritt. Grundsätzlich nimmt die Mehrheit zu wissenschaftlichem<br />

Fortschritt allgemein eine aufgeschlossene oder zumindest neutrale<br />

Haltung ein. So sind 40 Prozent der Bevölkerung überzeugt, dass der<br />

wissenschaftliche Fortschritt dazu beiträgt, das Leben der Menschen einfacher zu<br />

machen, während 22 Prozent dagegen halten, dass der wissenschaftliche Fortschritt<br />

das Leben für die Menschen schwieriger und mühsamer macht. Ebenfalls 22 Prozent<br />

gehen davon aus, dass der wissenschaftliche Fortschritt in dieser Hinsicht neutral ist.<br />

Diese Einschätzung hängt in hohem Maße davon ab, ob wissenschaftlicher<br />

Fortschritt primär mit einer Vermehrung von Sicherheit oder mit mehr Risiken in<br />

Verbindung gebracht wird. Diejenigen, die davon ausgehen, dass der<br />

wissenschaftliche Fortschritt zu mehr Sicherheit führt, sind mit überwältigender<br />

Mehrheit überzeugt, dass die Wissenschaft das Leben für die Menschen immer<br />

einfacher gestaltet. Völlig anders wird dies von denjenigen gesehen, die<br />

wissenschaftlichen Fortschritt primär mit einer Vermehrung von Risiken assoziieren.<br />

Von ihnen sind nur 23 Prozent überzeugt, dass der wissenschaftliche Fortschritt das<br />

Leben erleichtert, während 44 Prozent wissenschaftlichen Fortschritt mit einer<br />

Vermehrung von Komplikationen, Unübersichtlichkeit und Erschwernis verbinden.<br />

- 13 -


Schaubild 8<br />

Folgen des wissenschaftlichen Fortschritts für das<br />

Alltagsleben<br />

Frage:<br />

"Glauben Sie, dass der wissenschaftliche Fortschritt das Leben für die Menschen immer<br />

einfacher oder immer schwieriger macht?"<br />

Bevölkerung<br />

insgesamt<br />

%<br />

Wissenschaftlicher Fortschritt<br />

bringt mehr –<br />

Sicherheit Riskiken<br />

%<br />

%<br />

Immer einfacher<br />

40<br />

77<br />

23<br />

Immer schwieriger<br />

22<br />

5<br />

44<br />

Bleibt gleich<br />

22<br />

11<br />

22<br />

Weiß nicht<br />

16<br />

7<br />

11<br />

100<br />

100<br />

100<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11047 (2015)<br />

© IfD-Allensbach<br />

Der Anteil der Bevölkerung, der wissenschaftlichen Fortschritt mit einer<br />

Vermehrung von Sicherheit verbindet, macht jedoch nur eine Minderheit aus. Gerade<br />

einmal 22 Prozent assoziieren den wissenschaftlichen Fortschritt mit mehr<br />

Sicherheit, dagegen 36 Prozent mit einer Vermehrung von Risiken. Ein erheblicher<br />

Anteil enthält sich der Stimme, da – wie an späterer Stelle dokumentiert wird – das<br />

Urteil völlig unterschiedlich ausfällt, je nachdem, welches Wissenschaftsgebiet zur<br />

Diskussion steht. Lediglich in der jungen Generation hält sich die Einschätzung von<br />

wissenschaftlichem Fortschritt mit einer Vermehrung von Risiken die Waage mit der<br />

Einschätzung, dass wissenschaftlicher Fortschritt vor allem die Risiken vermehrt. In<br />

der älteren Generation überwiegt klar die Assoziation mit einer Vermehrung von<br />

Risiken.<br />

- 14 -


Schaubild 9<br />

Wissenschaftlicher Fortschritt wird eher risikobehaftet<br />

gesehen<br />

Frage: "Und glauben Sie, dass der wissenschaftliche Fortschritt mehr Sicherheit oder mehr<br />

Risiko bringt?"<br />

22 %<br />

Mehr Sicherheit<br />

Unentschieden<br />

42<br />

36<br />

Mehr Risiko<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11047 (2015)<br />

© IfD-Allensbach<br />

Die Frage, wieweit zugunsten des wissenschaftlichen Fortschritts auch Risiken in<br />

Kauf genommen werden sollten, zeigt weit verbreitet Risikoaversion. Zwar plädieren<br />

41 Prozent der Bevölkerung dafür, bei der Forschung und Erprobung von<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen, Risiken in Kauf zu nehmen – auch mit dem<br />

Argument, dass Risiken nie ganz auszuschließen sind. 44 Prozent vertreten jedoch<br />

die Gegenposition und votieren dafür, auf wissenschaftlichen Fortschritt zu<br />

verzichten, wenn damit auch nur ein geringes Risiko für den Menschen verbunden<br />

ist. Die Einstellungen haben sich in den letzten Jahren hier nur graduell verschoben,<br />

und zwar in Richtung der Risikoaversion. 2010 plädierten noch 44 Prozent für eine<br />

begrenzte Risikobereitschaft, aktuell 41 Prozent. Gegenläufig ist der Anteil, der<br />

gegen jeglichen risikobehafteten wissenschaftlichen Fortschritt votiert, von 42 auf 44<br />

Prozent gestiegen.<br />

- 15 -


Schaubild 10<br />

Bei Risiken Begrenzung der Forschung?<br />

Frage:<br />

"Hier unterhalten sich zwei über 'wissenschaftlichen Fortschritt'. Welche(r) von beiden sagt<br />

eher das, was auch Sie denken, der/die Obere oder der/die Untere?" (Bildblattvorlage)<br />

Der/die Obere:<br />

Meiner Meinung nach müssen wir bereit sein, bestimmte Risiken<br />

bei der Erprobung von wissenschaftlichen Entwicklungen in<br />

Kauf zu nehmen; Risiken sind nie ganz auszuschließen.<br />

2010 2015<br />

%<br />

%<br />

44 41<br />

Der/die Untere:<br />

Das sehe ich anders. Wenn es auch nur ein geringes Risiko<br />

für den Menschen gibt, dann sollte man auf wissenschaftlichen<br />

Fortschritt lieber verzichten.<br />

Unentschieden<br />

42<br />

14<br />

100<br />

44<br />

15<br />

100<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10057, 11047<br />

© IfD-Allensbach<br />

Die weibliche Bevölkerung ist in diesem Bereich weitaus stärker risikoavers als die<br />

männliche. So plädieren 38 Prozent der Männer, aber 50 Prozent der Frauen für den<br />

Verzicht auf Forschung und Innovationen, die mit einem auch nur begrenzten Risiko<br />

für den Menschen verbunden sind.<br />

- 16 -


Schaubild 11<br />

Stärkere Risikoaversion von Frauen<br />

Frage:<br />

"Hier unterhalten sich zwei über 'wissenschaftlichen Fortschritt'. Welche(r) von beiden sagt<br />

eher das, was auch Sie denken, der/die Obere oder der/die Untere?" (Bildblattvorlage)<br />

Bevölkerung<br />

insgesamt<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Der/die Obere:<br />

Meiner Meinung nach müssen wir bereit sein, bestimmte Risiken<br />

bei der Erprobung von wissenschaftlichen Entwicklungen in<br />

Kauf zu nehmen; Risiken sind nie ganz auszuschließen.<br />

%<br />

41<br />

%<br />

47<br />

%<br />

34<br />

Der/die Untere:<br />

Das sehe ich anders. Wenn es auch nur ein geringes Risiko<br />

für den Menschen gibt, dann sollte man auf wissenschaftlichen<br />

Fortschritt lieber verzichten.<br />

44<br />

38<br />

50<br />

Unentschieden<br />

15<br />

15<br />

16<br />

100<br />

100<br />

100<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11047 (2015)<br />

© IfD-Allensbach<br />

Noch größere Unterschiede finden sich hier zwischen den Generationen. In der<br />

jungen Generation und auch noch begrenzt bei den 30- bis 44-Jährigen überwiegt das<br />

Plädoyer, bei der Forschung und bei Innovationen zumindest begrenzte Risiken in<br />

Kauf zu nehmen. Ganz anders ist die Stimmungslage bei 45- bis 59-Jährigen und<br />

insbesondere in der älteren Generation. Von den 60-Jährigen und Älteren sprechen<br />

sich 51 Prozent dafür aus, auf Entwicklungen und Forschungen zu verzichten, wenn<br />

sie mit Risiken verbunden sind.<br />

- 17 -


Schaubild 12<br />

Dissenz zwischen den Generationen<br />

Frage:<br />

"Hier unterhalten sich zwei über 'wissenschaftlichen Fortschritt'. Welche(r) von beiden sagt<br />

eher das, was auch Sie denken, der/die Obere oder der/die Untere?" (Bildblattvorlage)<br />

Der/die Obere:<br />

Meiner Meinung nach müssen wir bereit sein,<br />

bestimmte Risiken bei der Erprobung von<br />

wissenschaftlichen Entwicklungen in Kauf zu<br />

nehmen; Risiken sind nie ganz auszuschließen.<br />

48%<br />

44<br />

46<br />

51<br />

Der/die Untere:<br />

Das sehe ich anders. Wenn es auch nur ein<br />

geringes Risiko für den Menschen gibt, dann<br />

sollte man auf wissenschaftlichen Fortschritt<br />

lieber verzichten.<br />

34<br />

39<br />

39<br />

35<br />

16-29<br />

Jahre<br />

30-44<br />

Jahre<br />

45-59<br />

Jahre<br />

60 Jahre<br />

und älter<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11047 (2015)<br />

© IfD-Allensbach<br />

Interessant ist auch der Unterschied zwischen denjenigen, die wissenschaftlichen<br />

Fortschritt primär mit mehr Sicherheit assoziieren und denjenigen, die davon<br />

ausgehen, dass wissenschaftlicher Fortschritt vor allem Risiken vermehrt. Die zweite<br />

Gruppe spricht sich mehrheitlich für den Verzicht auf Forschungs- und<br />

Entwicklungsarbeiten aus, die auch nur begrenzt risikobehaftet sind, während<br />

diejenigen, die wissenschaftlichen Fortschritt mit einer Vermehrung von Sicherheit<br />

assoziieren, mit großer Mehrheit für eine zumindest begrenzte Akzeptanz von<br />

Risiken plädieren.<br />

Die Haltung der Bevölkerung zu einzelnen Forschungsgebieten differiert jedoch<br />

erheblich und hängt in hohem Maße davon ab, ob sie sich auf dem jeweiligen Gebiet<br />

von dem wissenschaftlichen Fortschritt einen gravierenden Nutzen verspricht. Das ist<br />

insbesondere bei der medizinischen Forschung der Fall, aber durchaus auch bei der<br />

Erforschung regenerativer Energien und der Klimaforschung und bei der<br />

- 18 -


wissenschaftlichen Analyse eines sicheren Endlagers für Atommüll. Auf diesen<br />

Feldern hofft die Bevölkerung auf rasche Fortschritte. Das gilt insbesondere in der<br />

Krebsforschung und in der Erforschung neuer Mittel gegen Alterskrankheiten und<br />

bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen AIDS. Zwischen 70 und über 90<br />

Prozent der Bevölkerung hoffen, dass auf diesen Gebieten rasche Fortschritte<br />

gemacht werden. Ähnlich groß ist der Anteil der Bürger, die hoffen, dass bei der<br />

Suche nach einem sicheren Endlager für Atommüll rasche Fortschritte gemacht<br />

werden wie auch bei der Erforschung regenerativer Energien und bei der<br />

Erforschung des Klimawandels. Auch die Elektromobilität zählt zu den Forschungsund<br />

Entwicklungsgebieten, bei denen die Mehrheit der Bevölkerung auf rasche<br />

Fortschritte hofft.<br />

Forschungsgebiete, bei denen die Mehrheit auf<br />

rasche Fortschritte hofft<br />

Frage:<br />

In der Krebsforschung, bei der Entwicklung neuer Medikamente gegen Krebs<br />

Bei der Erforschung neuer Mittel gegen Alterskrankheiten wie Arthrose, Osteoporose,<br />

Alzheimer usw.<br />

Bei der Suche nach einem sicheren Endlager für Atommüll<br />

Dass man einen Impfstoff gegen AIDS entwickelt<br />

Bei der Erforschung der Erderwärmung, des Klimawandels<br />

Schaubild 13<br />

"Hier auf diesen Karten stehen verschiedene Forschungsgebiete. Bei welchen davon ist es Ihnen<br />

wichtig, dass da rasche Fortschritte gemacht werden?"<br />

Bevölkerung<br />

insgesamt<br />

%<br />

Bei der Erforschung erneuerbarer Energien, wie erneuerbare Energien besser und<br />

effizienter genutzt werden können<br />

Dass man Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Vulkanausbrüche besser<br />

vorhersagen kann<br />

Im Bereich Energieeffizienz, also z.B., dass Maschinen, Lampen oder Haushaltsgeräte<br />

weniger Strom verbrauchen<br />

Bei der Entwicklung von Elektroautos<br />

91<br />

87<br />

76<br />

75<br />

70<br />

70<br />

68<br />

65<br />

58<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11047 (2015)<br />

© IfD-Allensbach<br />

Weitaus weniger verspricht sich die Bevölkerung dagegen von dem Beitrag der<br />

Gentechnologie zur Heilung bislang nicht heilbarer Krankheiten, von der<br />

- 19 -


Embryonenforschung, aber auch von der Digitalisierung, der Nanotechnologie und<br />

dem autonomen Fahren. Das Potential der Gentechnologie, zur Heilung bislang nicht<br />

heilbarer Krankheiten beizutragen, bringt nur 41 Prozent der Bevölkerung dazu, hier<br />

auf rasche Fortschritte zu hoffen. Gleichzeitig ist die Haltung zum Einsatz der<br />

Gentechnologie in der medizinischen Forschung wesentlicher aufgeschlossener als<br />

die Haltung gegenüber der grünen Gentechnologie. Nur 18 Prozent hoffen darauf,<br />

dass es mit Hilfe der Biotechnologie gelingt, vermehrt gegen Schädlinge und<br />

Kranheiten resistente Obst- und Gemüsesorten zu züchten.<br />

In Bezug auf die Digitalisierung hoffen 39 Prozent auf rasche Fortschritte, in Bezug<br />

auf die Nanotechnologie 23 Prozent und in Bezug auf das autonome Fahren gerade<br />

einmal 8 Prozent. Viele halten auf diesen Gebieten die Forschung für nicht so<br />

vordringlich. In Bezug auf das autonome Fahren plädieren jedoch sogar 39 Prozent<br />

dafür, die Forschung ganz zu stoppen.<br />

Schaubild 14<br />

Forschungsfelder, die aus Sicht der Bevölkerung<br />

weniger wichtig sind<br />

Frage: "Hier auf diesen Karten stehen verschiedene Forschungsgebiete. Bei welchen davon ist es Ihnen<br />

wichtig, dass da rasche Fortschritte gemacht werden?"<br />

Dass die Gentechnik zur Heilung bislang unheilbarer Krankheiten eingesetzt<br />

werden kann<br />

Bei der Digitalisierung in Industrie und Wirtschaft, dass Computer und Internet in<br />

Industrie und Wirtschaft eine immer größere Rolle spielen<br />

Forschungen an Embryonen, um bisher unheilbare Krankheiten heilen zu können<br />

In der Nanotechnologie, also bei der Erforschung der Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten<br />

von winzig kleinen Teilchen<br />

Dass es mit Hilfe der Biotechnologie Obst- und Gemüsesorten gibt, die resistent<br />

gegen Schädlinge und Krankheiten sind<br />

Bei der Entwicklung von selbstfahrenden Autos<br />

Dass die Erbanlagen beeinflusst werden, um die Intelligenz von Menschen zu<br />

erhöhen<br />

Bevölkerung<br />

insgesamt<br />

%<br />

41<br />

39<br />

31<br />

23<br />

18<br />

8<br />

5<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11047 (2015)<br />

© IfD-Allensbach<br />

- 20 -


<strong>Untersuchung</strong>en zur Wissenschaftskommunikation belegen, dass die Akzeptanz von<br />

Forschungsfeldern und die Einschätzung ihrer Bedeutung in hohem Maße davon<br />

abhängen, wie weit den Bürgern ein nachvollziehbarer Nutzen kommuniziert wird. 1<br />

In Bezug auf das Innovationsklima in Deutschland sind weite Teile der Bevölkerung<br />

unsicher oder skeptisch. Lediglich 38 Prozent sind überzeugt, dass Deutschland<br />

ausreichend innovativ ist und auch der technische Fortschritt rasch genug<br />

vorangetrieben wird. 32 Prozent halten das Innovationstempo in Deutschland für zu<br />

langsam, lediglich 3 Prozent für zu schnell.<br />

Schaubild 15<br />

Einschätzung des Innovationsklimas<br />

Frage: "Wie ist Ihr Eindruck: Ist Deutschland ausreichend innovativ, geht es also mit dem<br />

technischen Fortschritt in Deutschland schnell genug, oder entwickelt sich der<br />

technische Fortschritt Ihrer Meinung nach zu langsam, oder zu schnell?"<br />

Unentschieden,<br />

keine Angabe<br />

27<br />

38 %<br />

Schnell genug<br />

Zu schnell<br />

3<br />

32<br />

Zu langsam<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11047 (2015)<br />

© IfD-Allensbach<br />

1 Vgl. dazu Hacker, Jörg; Köcher, Renate (Hg.): Die Synthetische Biologie in der<br />

öffentlichen Meinungsbildung. Überlegungen im Kontext der wissenschaftsbasierten<br />

Beratung von Politik und Öffentlichkeit (Leopoldina Diskussion, Nr. 3).<br />

Halle (Saale): Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina 2014.<br />

- 21 -


Bei Finanzanlagen ausgeprägte Risikoaversion<br />

Häufig wird die Risikoaversion an ihrem Anlageverhalten festgemacht, dem im<br />

Vergleich zu vielen anderen Ländern, insbesondere zum angelsächsischen Raum,<br />

niedrigen Anteil an Aktionären. Nach wie vor hat nur eine Minderheit überhaupt<br />

jemals Erfahrungen mit Aktien oder Anteilen an Aktienfonds gesammelt. 20 Prozent<br />

der Bevölkerung besitzen zurzeit Aktien oder Fondsanteile, 17 Prozent waren früher<br />

einmal Aktionäre bzw. Aktienfondsbesitzer. Knapp zwei Drittel der deutschen<br />

Bevölkerung haben keinerlei Erfahrungen mit Aktien. Zwar ist dieser Anteil<br />

langfristig gesunken, Ende der 90er Jahre gaben noch 77 Prozent der Bevölkerung<br />

an, dass sie noch nie Aktien oder Aktienfondsanteile besessen haben. Die Phase, in<br />

der viele Mut fassten, mit Aktien Erfahrungen zu sammeln, war jedoch<br />

unglücklicherweise der Zeitraum zwischen 2000 und 2002, also die Phase, in der<br />

sich die New Economy-Blase entwickelte und anschließend platzte. Zwischen dem<br />

Ende der 90er Jahre und Ende 2001 verdoppelte sich der Anteil der Besitzer von<br />

Aktien und Aktienfonds annähernd von 16 auf 30 Prozent. Die Ernüchterung nach<br />

dem Platzen der New Economy-Blase führte dann wieder zu einem fast<br />

kontinuierlichen Rückgang der Aktionäre auf heute 20 Prozent. Diejenigen, die heute<br />

keine Aktien (mehr) besitzen, haben in der Regel auch keine Meinung, es mit dieser<br />

Anlageform zu versuchen. Lediglich 12 Prozent derjenigen, die keine Aktien<br />

besitzen, würde es reizen, Geld in Aktien anzulegen. Im Jahr 2000 lag dieser Anteil<br />

bei 29 Prozent und ging danach kontinuierlich zurück; 2008 wurde mit gerade einmal<br />

9 Prozent Interessierten der Tiefpunkt erreicht.<br />

Auch die heutigen Aktienbesitzer haben nie mehr eine Begeisterung für diese<br />

Anlageform entwickelt wie im Jahr 2000. Damals reizte es zwei Drittel der Besitzer<br />

von Aktien und Aktienfondsanteilen, vermehrt Geld in Aktien anzulegen; bis 2002<br />

sackte dieser Anteil auf 27 Prozent, im Jahr 2008, unter dem Eindruck der<br />

Wirtschafts- und Finanzmarktkrise, auf 19 Prozent. Aktuell finden es immerhin<br />

wieder knapp vier von zehn Aktionären reizvoll, vermehrt in Unternehmensanteile<br />

zu investieren.<br />

- 22 -


Schaubild 16<br />

Zur Attraktivität von Aktien<br />

Frage: "Würde es Sie reizen, (mehr) Geld in Aktien anzulegen, oder kommt das für Sie nicht<br />

in Frage?"<br />

(Mehr) in Aktien zu investieren, würde reizen –<br />

57 %<br />

64<br />

27 29<br />

38<br />

16<br />

39<br />

27<br />

10 13<br />

19<br />

9<br />

41<br />

27<br />

39<br />

10 12 12<br />

Aktien(fonds)-<br />

Besitzer<br />

Personen ohne<br />

Aktienbsitz<br />

1997<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2007<br />

2008<br />

2012<br />

2013<br />

2015<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen, zuletzt 11047<br />

© IfD-Allensbach<br />

Die Grundhaltung der großen Mehrheit ist in Bezug auf Geldanlagen von<br />

ausgeprägter Sicherheitsorientierung bestimmt. 69 Prozent ist möglichst hohe<br />

Sicherheit wichtiger als eine möglichst hohe Rendite. Lediglich 11 Prozent bewerten<br />

die Renditechancen höher als die Sicherheit. Die Besitzer von Aktien und<br />

Aktienfondsanteilen unterscheiden sich hier nur marginal von dem Durchschnitt der<br />

Bevölkerung.<br />

- 23 -


Schaubild 17<br />

Sicherheit vor Rendite<br />

Frage:<br />

"Wenn man Geld anlegt, dann möchte man ja sowohl eine möglichst hohe Rendite, also hohe<br />

Gewinne erreichen, als auch eine möglichst große Sicherheit haben, so dass man das Geld<br />

später auch in der erwarteten Höhe bekommt. Beides kann man nicht immer im gleichen<br />

Maße erreichen. Jetzt einmal unabhängig davon, ob Sie selbst Geld angelegt haben oder<br />

nicht, was wäre Ihnen persönlich bei einer Geldanlage wichtiger: eine möglichst hohe<br />

Rendite, oder eine möglichst hohe Sicherheit?"<br />

Bevölkerung<br />

insgesamt<br />

%<br />

Aktien-<br />

(Fonds-) Besitzer<br />

%<br />

Möglichst hohe Rendite<br />

11<br />

15<br />

Möglichst große Sicherheit<br />

69<br />

65<br />

Unentschieden, keine Angabe<br />

20<br />

20<br />

100<br />

100<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11047 (2015)<br />

© IfD-Allensbach<br />

Es ist bedauerlich, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung in der Phase der New<br />

Economy-Blase mit einer Begeisterung für Aktien infiziert wurde. Die darauf<br />

folgende Ernüchterung begrenzt für lange Zeit die Chancen, einen höheren Anteil der<br />

Bürger für Aktien zu gewinnen – selbst in einem anhaltenden Niedrigzinsumfeld.<br />

Wie anders das Klima gegenüber Aktien im Jahr 2000 war, zeigt die spontane<br />

Reaktion der Bevölkerung auf den Begriff „Aktien“. 2000 reagierten 61 Prozent der<br />

Bevölkerung auf den Begriff positiv, nur 26 Prozent mit Antipathie. Heute ist die<br />

Reaktion praktisch spiegelverkehrt: Über 60 Prozent reagieren mit spontaner<br />

Antipathie, nur jeder Vierte positiv.<br />

- 24 -


Schaubild 18<br />

Völlig andere emotionale Reaktion<br />

Es empfinden den Begriff “Aktien” als -<br />

61 %<br />

61<br />

unsympathisch<br />

26 26<br />

sympathisch<br />

2000<br />

2015<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen 6099, 11047<br />

© IfD-Allensbach<br />

- 25 -


UMFASSENDES SICHERHEITSBEDÜRFNIS<br />

Eine zentrale Quelle des Sicherheitsgefühls der Bürger ist der Sozialstaat. Er wird als<br />

Garant ihrer materiellen Absicherung gesehen, gerade in kritischen Lebenslagen wie<br />

Krankheit, Arbeitslosigkeit oder im Alter. Gerade eine gute Absicherung für den<br />

Krankheitsfall und für das Alter ist der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung<br />

außerordentlich wichtig. Gebeten, die Sicherheiten zu benennen, die persönlich am<br />

wichtigsten sind, nennen 80 Prozent eine gute Absicherung im Krankheitsfall, 76<br />

Prozent eine gute Absicherung für das Alter, weitere 69 Prozent nennen den Fall der<br />

Pflegebedürftigkeit. Auch die Garantie von innerer Sicherheit in all ihren Facetten ist<br />

der Mehrheit außerordentlich wichtig wie auch Rechtssicherheit, die Sicherheit von<br />

Arbeitsplätzen und der beruflichen Zukunft der eigenen Kinder sowie die Sicherheit<br />

vor Datenmissbrauch. Das Sicherheitsbedürfnis der Bürger ist umfassend und der<br />

Staat spielt als Garant von Sicherheit eine entscheidende Rolle in diesen<br />

Vorstellungen.<br />

- 26 -


Schaubild 19<br />

Umfassendes Sicherheitsbedürfnis<br />

Frage:<br />

"Im Leben kann es einem ja in verschiedenen Bereichen wichtig<br />

sein, Sicherheit zu haben. Welche Sicherheiten von dieser Liste<br />

sind Ihnen am wichtigsten?" (Listenvorlage)<br />

Gute Absicherung im Krankheitsfall, gute ärztliche<br />

Versorgung<br />

Gute Absicherung fürs Alter<br />

Ein sicheres familiäres Umfeld, auf das ich mich<br />

verlassen kann<br />

Gute Absicherung bei Pflegebedürftigkeit<br />

Sicherheit der Ersparnisse, des Vermögens<br />

Rechtssicherheit, dass ich mich auf die Gesetze<br />

in Deutschland verlassen kann<br />

Sichere berufliche Zukunft der Kinder<br />

Sicherheit vor Gewaltverbrechen<br />

Sicherheit vor sozialem Abstieg<br />

Sicherheit vor Einbrüchen<br />

Sicherheit vor terroristischen Anschlägen<br />

Sicherer Arbeitsplatz<br />

Gute Absicherung nach Unfällen<br />

Datensicherheit, Sicherheit der persönlichen Daten<br />

Gute Absicherung bei Arbeitslosigkeit<br />

Gute Absicherung bei Berufsunfähigkeit<br />

Finanzielle Absicherung gegen Schäden durch<br />

Diebstahl, Brände, Naturkatastrophen<br />

Militärische bzw. außenpolitische Sicherheit<br />

Gesicherte berufliche Zukunft durch eine gute<br />

Ausbildung<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11047 (2015)<br />

Bevölkerung<br />

insgesamt<br />

80<br />

76<br />

71<br />

69<br />

65<br />

63<br />

61<br />

59<br />

57<br />

55<br />

55<br />

55<br />

53<br />

53<br />

51<br />

48<br />

46<br />

45<br />

38<br />

%<br />

16- bis 29-<br />

Jährige<br />

75<br />

66<br />

63<br />

53<br />

57<br />

60<br />

44<br />

55<br />

55<br />

46<br />

58<br />

70<br />

52<br />

58<br />

60<br />

61<br />

41<br />

43<br />

57<br />

© IfD-Allensbach<br />

- 27 -


Setzt man scharfkantig die Leitbilder des fürsorglichen und des zurückhaltenden<br />

Staates gegeneinander, sind die Präferenzen der deutschen Bevölkerung völlig<br />

eindeutig. Zwei Drittel favorisieren einen Staat, der sich stark um seine Bürger<br />

kümmert und sie umfassend absichert und darüber hinaus in die Wirtschaft eingreift,<br />

wenn es dort Schwierigkeiten gibt. Das Leitbild des zurückhaltenden Staates, der auf<br />

Eingriffe in die Wirtschaft weitgehend verzichtet und für die Bürger nur die<br />

notwendigsten Absicherungen vornimmt, favorisieren gerade einmal 18 Prozent. Die<br />

Trendanalyse zeigt, dass dieses Leitbild über die letzten anderthalb Jahrzehnte noch<br />

schwächer geworden ist. 2002 favorisierten noch 26 Prozent der Bevölkerung das<br />

Leitbild des zurückhaltenden Staates, 2011 noch 21 Prozent, jetzt ganze 18 Prozent.<br />

Schaubild 20<br />

Präferenz für den fürsorglichen Staat<br />

Frage:<br />

"Wenn Sie einmal zwei verschiedene Staaten miteinander vergleichen, und zwar einmal einen<br />

Staat, der sich sehr stark um seine Bürger kümmert, sie umfassend absichert und auch in die<br />

Wirtschaft eingreift, sobald es Schwierigkeiten gibt, und auf der anderen Seite einen Staat, der<br />

sich aus der Wirtschaft weitgehend heraushält und auch für die Bürger nur die notwendigsten<br />

Absicherungen übernimmt. In welchem dieser beiden Staaten würden Sie lieber leben?"<br />

(Bildblattvorlage)<br />

Staat 1:<br />

Der Staat kümmert sich sehr stark um seine Bürger und sichert<br />

sie umfassend ab. Sobald es mit der Wirtschaft Schwierigkeiten<br />

gibt, greift der Staat dort ein.<br />

2002 2011 2015<br />

% % %<br />

61 67 65<br />

Staat 2:<br />

Der Staat hält sich aus der Wirtschaft weitgehend heraus und<br />

übernimmt für die Bürger nur die notwendigsten Absicherungen.<br />

26<br />

21<br />

18<br />

Unentschieden<br />

13<br />

12<br />

17<br />

100<br />

100<br />

100<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen 7022, 10077, 11047<br />

© IfD-Allensbach<br />

- 28 -


Die ostdeutsche Bevölkerung plädiert noch mehr als die westdeutsche für das Modell<br />

des fürsorglichen Staates. 62 Prozent der westdeutschen, aber 77 Prozent der<br />

ostdeutschen Bevölkerung möchten lieber in einem Land leben, in dem der Staat<br />

seine Bürger umfassend absichert und in schwierigen Situationen in die Wirtschaft<br />

eingreift. Die Generationen unterscheiden sich hier dagegen interessanterweise<br />

kaum. Die junge Generation tendiert lediglich überdurchschnittlich dazu, sich hier<br />

der Stimme zu enthalten. Die Meinungsverteilung ist jedoch auch in der jungen<br />

Generation völlig eindeutig: 62 Prozent der Unter-30-Jährigen favorisieren das<br />

Modell des fürsorglichen Staates, lediglich 13 Prozent das Modell des zurückhaltenden<br />

Staates.<br />

Wenn die soziale Sicherheit allerdings so stark ausgebaut wird, dass sie durch<br />

Regulierung und Abgaben die persönliche Freiheit vermindert, hält die Mehrheit<br />

diesen Preis für zu hoch. 52 Prozent halten es für wichtig, dass die soziale Sicherheit<br />

nicht so weit ausgebaut wird, dass die Freiheitsspielräume der Bevölkerung, seien sie<br />

materiell oder immateriell, massiv tangiert werden. Nur eine Minderheit, aber<br />

immerhin knapp ein Drittel der Bevölkerung, wäre bereit, Einschränkungen ihrer<br />

persönlichen Freiheit hinzunehmen, wenn dafür das Netz der sozialen Sicherheit so<br />

weit wie möglich ausgebaut wird. An dieser Grundhaltung hat sich über die letzten<br />

anderthalb Jahrzehnte praktisch nichts verändert.<br />

- 29 -


Schaubild 21<br />

Nicht um den Preis persönlicher Freiheit<br />

Frage:<br />

"Hier unterhalten sich zwei darüber, was letzten Endes wohl wichtiger ist, die soziale<br />

Sicherheit oder die persönliche Freiheit. Wer von beiden sagt eher das, was auch Sie<br />

denken, der Obere oder der Untere?" (Bildblattvorlage)<br />

Der Obere:<br />

Ich finde die soziale Sicherheit, also dass man in Notfällen, bei<br />

Krankheit und im Alter finanziell gut versorgt ist, und die persönliche<br />

Freiheit beide wichtig. Aber die soziale Sicherheit soll nicht<br />

so weit ausgebaut und verbessert werden, dass den Einzelnen<br />

durch die Vorschriften und Abzüge immer weniger persönliche<br />

Freiheit bleibt.<br />

2000 2015<br />

%<br />

%<br />

52 52<br />

Der Untere:<br />

Ich finde, soziale Sicherheit und persönliche Freiheit sind beide<br />

wichtig. Aber mir kommt es mehr darauf an, dass das Netz der<br />

sozialen Sicherheit so weit wie möglich ausgebaut wird, damit<br />

man in Notfällen gut versorgt ist. Dabei würde ich es in Kauf<br />

nehmen, wenn die persönliche Freiheit dadurch stärker eingeschränkt<br />

wird.<br />

Unentschieden<br />

31<br />

17<br />

100<br />

32<br />

16<br />

100<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen 6091, 11047<br />

© IfD-Allensbach<br />

Auch hier treten auffallende Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland auf.<br />

In Westdeutschland sind 28 Prozent, in Ostdeutschland jedoch 49 Prozent bereit,<br />

eine Einschränkung persönlicher Freiheitsrechte hinzunehmen, wenn dafür der<br />

Sozialstaat soweit wie nur möglich ausgebaut wird.<br />

Die Sensibilität gegenüber staatlicher Regulierung ist in den letzten Jahren<br />

tendenziell angestiegen. So hat sich seit 2012 der Anteil der Bevölkerung, der den<br />

Eindruck hat, dass der Staat immer mehr regelt und immer stärker in die persönliche<br />

Freiheit der Bürger eingreift, von 43 auf 47 Prozent erhöht. Der Anteil, der hier<br />

dagegen hält und kein Ausgreifen des Staates wahrnimmt, ist von 39 auf 34 Prozent<br />

zurückgegangen.<br />

- 30 -


Schaubild 22<br />

Eindruck zunehmender Regulierung<br />

Frage: "Wenn Sie einmal an die letzten Jahre denken: Haben Sie den Eindruck, dass der Staat<br />

immer mehr regelt, immer stärker in die persönliche Freiheit der Bürger eingreift, oder<br />

haben Sie nicht diesen Eindruck?"<br />

43%<br />

47<br />

Staat regelt immer mehr<br />

39<br />

34<br />

Habe nicht diesen Eindruck<br />

2012 2015<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10092, 11047<br />

© IfD-Allensbach<br />

Trotz dieser wachsenden Sensibilisierung für das Ausgreifen des Staates ist häufig zu<br />

beobachten, dass staatliche Eingriffe toleriert oder sogar befürwortet werden, wenn<br />

sie nur einem tatsächlichen oder vermeintlichen guten Zweck dienen. Dies belegen<br />

die Vorstellungen der Bürger, wo sich der Staat einschalten sollte, und vor allem, wo<br />

er vermehrt regulieren sollte.<br />

- 31 -


DIFFERENZIERTE BEWERTUNG STAATLICHER REGULIERUNG<br />

Nach den Vorstellungen der Bevölkerung von der „richtigen“ Aufgabenteilung<br />

zwischen Staat und Bürgern gibt es wenige Felder, auf denen sich der Staat ihrer<br />

Meinung nach nicht engagieren sollte, aber auch wenige, bei denen primär der Staat<br />

in der Pflicht gesehen wird. Dazu zählen vor allem die Verkehrssicherheit, die<br />

Absicherung für den Fall der Arbeitslosigkeit und die Absicherung von Schäden, die<br />

durch Naturkatastrophen entstehen. Dagegen wird die Absicherung für den Fall der<br />

Pflegebedürftigkeit, und vor allem die Betreuung pflegebedürftiger Familienangehöriger<br />

von der Mehrheit als gemeinsame Aufgabe von Staat und Bürgern<br />

gesehen. Auch die finanzielle Absicherung des Alters, die Absicherung bei<br />

Krankheit, die Organisation von Kinderbetreuung und der Schutz der Umwelt gelten<br />

in hohem Maße als Aufgaben, die Staat und Bürger gemeinsam bewältigen sollten.<br />

- 32 -


Schaubild 23<br />

Vorstellungen von der richtigen Aufgabenteilung<br />

zwischen Bürgern und Staat<br />

Frage: "Man kann ja ganz verschiedener Meinung sein, um welche Aufgaben<br />

sich vor allem der Staat kümmern sollte, und um welche Aufgaben sich<br />

vor allem jeder Bürger selbst kümmern sollte. Wenn Sie sich jetzt diese<br />

Karten einmal ansehen und auf dieses Blatt verteilen: Worum sollte sich<br />

Ihrer Meinung nach vor allem der Staat kümmern, worum sollte sich vor<br />

allem jeder Bürger selbst kümmern, und worum sollten sich Staat und<br />

Bürger gemeinsam kümmern?" (Kartenspiel- und Bildblattvorlage)<br />

Bürger und Staat<br />

gemeinsam<br />

28<br />

30<br />

30<br />

53<br />

39<br />

53<br />

48<br />

47<br />

36<br />

51<br />

38<br />

63<br />

36<br />

17<br />

Verkehrssicherheit<br />

Absicherung bei Arbeitslosigkeit<br />

Absicherung gegen Schäden durch<br />

Naturkatastrophen<br />

Naturschutz, Umweltschutz<br />

Datensicherheit, Sicherheit der<br />

persönlichen Daten<br />

Absicherung bei Pflegebedürftigkeit<br />

Absicherung bei Krankheit<br />

Kinderbetreuung<br />

Brandschutz<br />

Finanzielle Absicherung für das Alter<br />

Absicherung bei Berufsunfähigkeit<br />

Betreuung pflegebedürftiger<br />

Familienangehöriger<br />

Schutz vor Einbrüchen und Diebstahl<br />

Gesunde Ernährung<br />

Vor allem der Staat<br />

65<br />

61<br />

55<br />

42<br />

42<br />

33<br />

31<br />

31<br />

30<br />

29<br />

27<br />

17<br />

13<br />

1<br />

%<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11047 (2015)<br />

© IfD-Allensbach<br />

- 33 -


Diese Vorstellungen von der idealen Aufgabenteilung zwischen Bürgern und Staat<br />

sagen noch nichts darüber aus, wie diese Aufgabenteilung genau aussehen soll und<br />

wie stark der Staat mit Regulierung in den einzelnen Bereichen eingreifen soll. Die<br />

Bürger haben zwar zunehmend den Eindruck, dass der Staat immer mehr ausgreift<br />

und immer stärker durch Regulierung Freiheitsspielräume einengt. Gleichzeitig ist<br />

die Bereitschaft, in bestimmten Bereichen mehr Regulierung zu fordern, jedoch<br />

durchaus groß. Dass die überwältigende Mehrheit der Bürger mehr Regulierung im<br />

Bereich der Zuwanderung nach Deutschland fordert, kann angesichts der<br />

Beunruhigung der Mehrheit über die Entwicklung des Flüchtlingszustroms kaum<br />

verwundern. Zurzeit hat die Mehrheit hier den Eindruck, dass der Staat die Kontrolle<br />

über die Entwicklung verloren hat. Entsprechend fordert die überwältigende<br />

Mehrheit, 81 Prozent der Bevölkerung, eine stärkere Regulierung in diesem Feld.<br />

Die große Mehrheit sieht jedoch gleichzeitig noch andere Bereiche, in denen sie<br />

mehr staatliche Vorgaben wünscht. Dies sind vor allem die Felder<br />

Lebensmittelsicherheit, Bankenregulierung, eine Zensur von Inhalten im Internet, die<br />

Zulassung von Medikamenten und Arbeitsschutzmaßnahmen. In all diesen Bereichen<br />

fordert mindestens die absolute Mehrheit der Bevölkerung mehr staatliche<br />

Regulierung. In Bezug auf Lebensmittelsicherheit erheben 75 Prozent diese<br />

Forderung, in Bezug auf die Regulierung von Banken und Finanzmärkten 72<br />

Prozent, in Bezug auf die Zensur bestimmter Internetinhalte 62 Prozent. Bei den<br />

Arbeitsschutzmaßnahmen halten 50 Prozent mehr staatliche Regulierung für<br />

angebracht, während nur 23 Prozent weniger Vorgaben wünschen.<br />

Auch in Bezug auf den Umgang mit weichen Drogen, den Ausbau erneuerbarer<br />

Energien und bei der Festlegung von Löhnen und Gehältern überwiegt die Forderung<br />

nach mehr staatlicher Regulierung deutlich gegenüber Forderungen, die staatliche<br />

Einflussnahme hier eher zurückzufahren. Es gibt durchaus auch Bereiche, in denen<br />

die Bürger mehr Zurückhaltung des Staates fordern. Das gilt vor allem für<br />

Werbeverbote, die Vorgaben für die Energieeffizienz von Häusern, für<br />

Ladenöffnungszeiten und auch für die Straßenverkehrsregelungen – obwohl die<br />

große Mehrheit der Bevölkerung gerade die Verkehrssicherheit dem<br />

Verantwortungsbereich des Staates zuordnet. Trotzdem haben 53 Prozent den<br />

Eindruck, dass der Staat hier mittlerweile zu viel regelt, während nur 20 Prozent eine<br />

Ausweitung der staatlichen Vorgaben fordern. In Bezug auf Ladenöffnungszeiten<br />

wünschen sich 60 Prozent der Bevölkerung weniger staatliche Einflussnahme, in<br />

Bezug auf Werbeverbote 40 Prozent; 28 Prozent unterstützen dagegen eine<br />

Ausweitung der staatlichen Regulierung im Bereich der Werbung.<br />

- 34 -


Schaubild 24<br />

Mehr oder weniger staatliche Regulierung?<br />

Frage: "Man kann ja unterschiedlicher Meinung sein, wo der Staat stärker als<br />

bisher eingreifen und mehr Regeln und Vorgaben festlegen sollte, und<br />

wo der Staat heute vielleicht zu viel regelt und zu viele Vorgaben macht.<br />

Wie sehen Sie das für die Punkte auf diesen Karten hier, wo sollte der<br />

Staat mehr Regeln und Vorgaben festlegen, und wo regelt der Staat<br />

schon eher zuviel und macht zu viele Vorgaben?" (Kartenspiel- und<br />

Bildblattvorlage)<br />

Weniger Vorgaben<br />

10<br />

14<br />

13<br />

19<br />

19<br />

23<br />

30<br />

27<br />

Wenn es um Zuwanderung<br />

geht<br />

Lebensmittelsicherheit<br />

Regulierung von Banken<br />

und Finanzmarkt<br />

Was im Internet verboten ist<br />

Vorgaben für die Zulassung von<br />

Medikamenten<br />

Arbeitsschutzmaßnahmen<br />

Umgang mit weichen Drogen<br />

Ausbau erneuerbarer Energien<br />

Mehr Vorgaben<br />

81<br />

75<br />

72<br />

62<br />

57<br />

50<br />

50<br />

49<br />

%<br />

30<br />

30<br />

37<br />

40<br />

Bei der Festlegung von Löhnen<br />

und Gehältern<br />

Welche Filme, Bücher oder Computerspiele<br />

in Deutschland<br />

verboten werden<br />

Staatliche Vorgaben für die<br />

Wirtschaft<br />

Wofür und wie Werbung<br />

gemacht werden darf<br />

40<br />

39<br />

35<br />

28<br />

47<br />

53<br />

60<br />

Energieeffizienz von Häusern<br />

Straßenverkehrsregeln<br />

Ladenöffnungszeiten<br />

24<br />

20<br />

16<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11047 (2015)<br />

© IfD-Allensbach<br />

- 35 -


Die Ergebnisse zeigen, dass die Bürger durchaus in vielen Bereichen bereit sind, eine<br />

Ausweitung der staatlichen Regulierung zu akzeptieren. Allerdings zeigt die<br />

Trendanalyse, dass Forderungen nach einer Ausweitung der staatlichen Regulierung<br />

in mehreren Bereichen signifikant zurückgegangen sind. Das gilt sowohl für die<br />

Regelung der Energieeffizienz von Häusern wie für die Medikamentenzulassung, vor<br />

allem jedoch auch die Bereiche Lebensmittelsicherheit und Festlegung von Löhnen<br />

und Gehältern. Vor zwei Jahren plädierten noch 57 Prozent der Bürger dafür, dass<br />

der Staat sich verstärkt in die Festlegung von Löhnen und Gehältern einschalten<br />

sollte, jetzt 40 Prozent. Im selben Zeitraum sind Forderungen nach mehr staatlicher<br />

Regulierung im Bereich Lebensmittelsicherheit von 85 auf 75 Prozent zurückgegangen,<br />

bei staatlichen Vorgaben für die Energieeffizienz von Häusern von 33 auf<br />

24 Prozent.<br />

Dieses Muster wird allerdings von dem Thema Zuwanderung zurzeit durchbrochen.<br />

Schon 2013 forderten zwar zwei Drittel der Bevölkerung mehr staatliche Vorgaben<br />

für die Regelung der Zuwanderung, jetzt sind es jedoch 81 Prozent. Der Ruf nach<br />

staatlicher Regulierung unterscheidet sich hier in West- und Ostdeutschland nur<br />

begrenzt. Überdurchschnittlich fordert die ostdeutsche Bevölkerung mehr staatliche<br />

Regulierung im Bereich der Zuwanderung, bei den Vorgaben für Lebensmittelsicherheit,<br />

bei der Festlegung von Löhnen und Gehältern und der inhaltlichen Zensur<br />

von Filmen, Büchern oder Computerspielen.<br />

- 36 -


Schaubild 25<br />

Der Ruf nach mehr Staat wird in der Zuwanderungspolitik<br />

lauter, in anderen Bereichen leiser<br />

Frage: "Man kann ja unterschiedlicher Meinung sein, wo der Staat stärker als bisher eingreifen<br />

und mehr Regeln und Vorgaben festlegen sollte, und wo der Staat heute vielleicht zu<br />

viel regelt und zu viele Vorgaben macht. Wie sehen Sie das?"<br />

Hier sollte der Staat mehr Regeln und Vorgaben machen<br />

85%<br />

65<br />

63<br />

57<br />

81 Wenn es um Zuwanderung geht<br />

75 Wenn es um Lebensmittelsicherheit geht<br />

57<br />

Wenn es um Vorgaben für die Zulassung<br />

von Medikamenten geht<br />

33<br />

2013<br />

2015<br />

40<br />

24<br />

Bei der Festlegung von Löhnen und Gehältern<br />

Wenn es um die Energieeffizienz in den<br />

Häusern geht<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen 11017, 11047<br />

© IfD-Allensbach<br />

In Bezug auf staatliche Eingriffe in die Wirtschaft ist das Meinungsbild ambivalent.<br />

20 Prozent der Bevölkerung wünschen sich, dass der Staat sich stärker als bisher in<br />

die Wirtschaft einschaltet, während 26 Prozent mehr Zurückhaltung favorisieren; 34<br />

Prozent haben den Eindruck, dass die derzeitige staatliche Regulierung angemessen<br />

ist.<br />

- 37 -


Schaubild 26<br />

Mehr Eingriffe in die Wirtschaft?<br />

Frage: "Wie sehen Sie das für die Wirtschaft: Finden Sie es besser, wenn der Staat sich stärker<br />

in die Wirtschaft einschaltet als bisher, oder wenn er sich weniger stark in die Wirtschaft<br />

einschaltet?"<br />

Unentschieden,<br />

keine Angabe<br />

20<br />

20 %<br />

Stärker einschaltet<br />

So wie bisher 34<br />

26<br />

Weniger stark<br />

einschaltet<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11047 (2015)<br />

© IfD-Allensbach<br />

Die Trendanalyse zeigt jedoch, dass auch staatliche Eingriffe in die Wirtschaft<br />

weniger favorisiert werden als noch vor einigen Jahren. 2011 plädierten noch 39<br />

Prozent der Bevölkerung in diesem Bereich für mehr staatliche Interventionen, 2013<br />

33 Prozent, jetzt nur noch 20 Prozent. Die Forderung, dass der Staat sich weniger in<br />

die Wirtschaft einschalten sollte, ist gegenläufig angestiegen, aber nicht annähernd<br />

so dynamisch, wie sich die Gegenposition verändert hat. 2011 forderten 20 Prozent<br />

der Bevölkerung mehr Zurückhaltung des Staates gegenüber der Wirtschaft, aktuell<br />

26 Prozent.<br />

- 38 -


Schaubild 27<br />

Der Ruf nach staatlichen Eingriffen in die<br />

Wirtschaft wird schwächer<br />

Frage: "Finden Sie es besser, wenn der Staat sich stärker in die Wirtschaft einschaltet als bisher,<br />

oder wenn er sich weniger stark in die Wirtschaft einschaltet?"<br />

39 %<br />

33<br />

26<br />

Weniger stark<br />

20<br />

24<br />

20<br />

Stärker<br />

2011<br />

2013<br />

2015<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen, zuletzt 11047<br />

© IfD-Allensbach<br />

Der deutliche Rückgang der Forderung nach mehr staatlichen Eingriffen in die<br />

Wirtschaft hat in hohem Maße auch mit der robusten Verfassung der deutschen<br />

Wirtschaft und der kontinuierlichen Besserung der Situation auf dem Arbeitsmarkt<br />

und der Entwicklung der Löhne und Gehälter zu tun. Sowohl in der Phase der<br />

Wachstumsschwäche am Beginn des vergangenen Jahrzehnts wie während der<br />

Wirtschafts- und Finanzmarktkrise nahmen Forderungen nach mehr staatlichen<br />

Eingriffen in die Wirtschaft deutlich zu. Die Haltung zu staatlicher Regulierung<br />

hängt damit – wie auch die Haltung zu der sozialen Marktwirtschaft – in beträchtlichem<br />

Umfang von der konjunkturellen Entwicklung ab.<br />

- 39 -

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