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Einführung in die ZfP-Verfahren zur Überprüfung von Schweißverbindungen

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Johann Pöppl, Ralf Holste<strong>in</strong>, Gerhard Stremmer,<br />

Gunnar Morgenstern, Ivan Keser und Sven Rühe<br />

Band 5<br />

<strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>ZfP</strong>-<strong>Verfahren</strong> <strong>zur</strong><br />

<strong>Überprüfung</strong> <strong>von</strong> Schweißverb<strong>in</strong>dungen<br />

Die ungekürzten Orig<strong>in</strong>almanuskripte aus der Fachzeitschrift „DER PRAKTIKER“


Die Deutsche Nationalbibliothek<br />

»Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek«<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet <strong>die</strong>se Publikation <strong>in</strong> der Deutschen Nationalbibliografie;<br />

detaillierte bibliografische Daten s<strong>in</strong>d im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.<br />

DER PRAKTIKER Wissen kompakt<br />

Band 5 <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>ZfP</strong>-<strong>Verfahren</strong> <strong>zur</strong> <strong>Überprüfung</strong> <strong>von</strong> Schweißverb<strong>in</strong>dungen<br />

ISBN 978-3-945023-61-7<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

© DVS Media GmbH, Düsseldorf 2016<br />

Druck: Digital Pr<strong>in</strong>t Group O. Schimek GmbH, Nürnberg


1. <strong>Verfahren</strong> und ihre E<strong>in</strong>satzgebiete:<br />

Zerstörungsfreie Prüfung <strong>von</strong> Schweißverb<strong>in</strong>dungen<br />

Für <strong>die</strong> zerstörungsfreie Prüfung <strong>von</strong> Schweißverb<strong>in</strong>dungen steht <strong>die</strong> Sichtprüfung<br />

durch den Schweißer an erster Stelle. Für weitergehende Untersuchungen gibt es moderne<br />

Methoden der Oberflächenrissprüfung und der Prüfung des Nahtvolumens. Zerstörungsfreie<br />

Prüfungen treffen aber nur dann zuverlässige Aussagen, wenn das organisatorische<br />

Umfeld stimmt, <strong>die</strong> passende Prüftechnik ausgewählt wurde, <strong>die</strong> E<strong>in</strong>satzfaktoren<br />

bekannt s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong> <strong>in</strong>formierter, motivierter und erfahrener Prüfer zum E<strong>in</strong>satz kommt.<br />

Der vorliegende Übersichtsbeitrag bildet den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Beitragsserie zu <strong>die</strong>sem<br />

Thema.<br />

Das zerstörungsfreie Prüfen <strong>von</strong> Schweißverb<strong>in</strong>dungen ist so alt wie das Schweißen<br />

selbst. E<strong>in</strong> Schweißer prüft <strong>in</strong> der Regel ständig <strong>die</strong> Qualität se<strong>in</strong>er Arbeit, <strong>in</strong>dem er <strong>die</strong><br />

Form und Oberflächenbeschaffenheit der Naht betrachtet. Darüber h<strong>in</strong>aus verraten ihm<br />

<strong>die</strong> Farbe der Naht und der Wärmee<strong>in</strong>flusszone viel darüber, ob der Schweißprozess wie<br />

gewünscht abgelaufen ist. Diese alltäglichen Tätigkeiten s<strong>in</strong>d ohne Zweifel <strong>die</strong> wichtigsten<br />

Prüfungen <strong>von</strong> Schweißverb<strong>in</strong>dungen.<br />

Aber <strong>in</strong> manchen Fällen reichen <strong>die</strong>se Prüfungen nicht aus, um <strong>die</strong> Qualität und Dauerhaftigkeit<br />

der Schweißverb<strong>in</strong>dung zu ermitteln. Sei es, dass der Auftraggeber e<strong>in</strong>e weitergehende<br />

Untersuchung und Dokumentation wünscht oder dass Gesetze, Verordnungen<br />

und Regelwerke <strong>die</strong>s fordern, da e<strong>in</strong> Versagen der Verb<strong>in</strong>dung weitreichende Folgen für<br />

Mensch und Umwelt haben könnte.<br />

Sichtprüfung an erster Stelle<br />

Die Spezialisten der zerstörungsfreien Prüfung haben e<strong>in</strong>e ganze Palette <strong>von</strong> Prüfverfahren<br />

<strong>zur</strong> Verfügung, um weitergehende Aussagen zu treffen. Auch hier steht an erster Stelle<br />

und vor jedem E<strong>in</strong>satz anderer Techniken wieder <strong>die</strong> Sichtprüfung, auch wenn <strong>die</strong>se <strong>in</strong><br />

Systematik, Dokumentation und E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Hilfsmitteln oft über das h<strong>in</strong>ausgeht, was der<br />

Schweißer üblicherweise betreibt. Das beg<strong>in</strong>nt mit dem Aufstellen e<strong>in</strong>er Prüfanweisung,<br />

<strong>die</strong> den Prüfbereich e<strong>in</strong>grenzt, e<strong>in</strong>er genauen Def<strong>in</strong>ition der geforderten Gütestufe, e<strong>in</strong>er<br />

Auflistung der möglichen Fehlerarten bis h<strong>in</strong> zum Festlegen der notwendigen Betrachtungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

und e<strong>in</strong>zusetzenden Prüfmittel, wie Lupen, Leuchten und Lehren. Ziel<br />

<strong>die</strong>ser Prüfanweisung ist es, e<strong>in</strong>e reproduzierbare Prüfung sicherzustellen, <strong>die</strong> mit e<strong>in</strong>er<br />

ordentlichen Dokumentation endet.<br />

Erst wenn <strong>die</strong>se Sichtprüfung ohne ernsthaften Befund abgeschlossen ist, kann man über<br />

den E<strong>in</strong>satz weiterer Prüfverfahren nachdenken. Die Wahl des Prüfverfahrens hängt jetzt<br />

4


vom geforderten Untersuchungsbereich ab: Soll das Innere der Naht untersucht werden,<br />

kommen <strong>in</strong> der Regel <strong>die</strong> <strong>Verfahren</strong> Ultraschallprüfung und Durchstrahlungsprüfung zum<br />

E<strong>in</strong>satz. Sollen <strong>die</strong> Oberfläche und oberflächennahe Bereiche der Naht und des umgebenden<br />

Werkstoffs untersucht werden, so kommt <strong>die</strong> Farbe<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gprüfung, <strong>die</strong> Magnetpulverprüfung<br />

oder <strong>die</strong> Wirbelstromprüfung <strong>in</strong> Betracht.<br />

Jedes Prüfverfahren hat dabei Vor- und Nachteile bezogen auf den zu detektierenden<br />

Fehler und den zu betreibenden Prüfaufwand. Die im Folgenden dargestellten Überlegungen<br />

zu den Vor- und Nachteilen der <strong>Verfahren</strong> erheben ke<strong>in</strong>esfalls den Anspruch der<br />

Vollständigkeit oder Ausschließlichkeit, sondern sollen eher e<strong>in</strong>en groben Überblick ermöglichen.<br />

An Fehlerart und -ausrichtung orientieren<br />

Grundbed<strong>in</strong>gung für den E<strong>in</strong>satz der Durchstrahlungsprüfung ist der gute Zugang zum<br />

Prüfobjekt, sodass an der e<strong>in</strong>en Seite e<strong>in</strong> Film oder Detektor angebracht werden kann, an<br />

der gegenüberliegenden Seite <strong>die</strong> Strahlenquelle Aufstellung f<strong>in</strong>det. Zudem müssen sich<br />

während der Prüfung alle anwesenden Personen aus dem Gefahrenbereich der Strahlungsquelle<br />

entfernen, was zu Unterbrechungen im üblichen Betriebsablauf führen kann.<br />

E<strong>in</strong>e Vielzahl üblicher Fertigungsfehler an Schweißnähten, <strong>von</strong> Poren über E<strong>in</strong>schlüsse<br />

bis h<strong>in</strong> zu Rissen, lässt sich gut detektieren, sofern <strong>die</strong>se Fehler gut im Strahlengang<br />

zwischen Strahlungsquelle und Detektor liegen (Bild 1.1).<br />

Bild 1.1 Röntgenaufnahme e<strong>in</strong>er<br />

Schweißnaht mit Unregelmäßigkeiten<br />

(Porennest)<br />

E<strong>in</strong>e sehr gute Alternative stellt <strong>die</strong> Ultraschallprüfung dar. Hier entfällt <strong>die</strong> E<strong>in</strong>schränkung<br />

des Strahlenschutzes und oft <strong>die</strong> der beidseitigen Zugänglichkeit. Im Vergleich <strong>zur</strong><br />

Durchstrahlungsprüfung ist <strong>in</strong> der Regel mit etwas längeren Prüfzeiten zu rechnen, wobei<br />

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moderne Prüftechniken wie Phased Array oder TOFD zu e<strong>in</strong>er deutlichen Beschleunigung<br />

führen können. Die Prüftechnik muss sich an der zu erwartenden Fehlerart und Fehlerausrichtung<br />

orientieren, um gute Prüfaussagen zu erhalten.<br />

Für <strong>die</strong> Untersuchung gut zugänglicher Nahtoberflächen auf verborgene Risse eignet sich<br />

<strong>die</strong> Farbe<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gprüfung. Während hier <strong>die</strong> Kosten der Prüfmittel überschaubar s<strong>in</strong>d, ist<br />

der Aufwand für <strong>die</strong> Re<strong>in</strong>igung der Nahtoberfläche vor und nach der Prüfung erheblich.<br />

Es werden Oberflächen benötigt, <strong>die</strong> frei <strong>von</strong> Farben, Fetten und Ölen s<strong>in</strong>d, zudem muss<br />

e<strong>in</strong> bestimmter Temperaturbereich e<strong>in</strong>gehalten werden. Zum E<strong>in</strong>satz fluoreszierender<br />

Prüfsysteme muss der Prüfbereich abgedunkelt werden. Die Farbe<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gprüfung kann<br />

bei überschaubaren Kosten und mit hoher Prüfempf<strong>in</strong>dlichkeit Risse detektieren, <strong>die</strong> <strong>zur</strong><br />

Oberfläche h<strong>in</strong> offen s<strong>in</strong>d.<br />

Bei ferromagnetischen Bauteilen kommt für <strong>die</strong> Oberflächenrissprüfung zusätzlich <strong>die</strong><br />

Magnetpulverprüfung <strong>in</strong> Betracht. Es können Fehler an der Oberfläche und knapp darunter<br />

nachgewiesen werden, <strong>die</strong> e<strong>in</strong> <strong>von</strong> außen e<strong>in</strong>gebrachtes Magnetfeld stören. Voraussetzung<br />

ist auch hier e<strong>in</strong>e gute Zugänglichkeit. Für <strong>die</strong> Magnetisierung stehen mobile<br />

Handjoche und Generatoren <strong>zur</strong> Verfügung. Bei fluoreszierenden Prüfsystemen muss<br />

e<strong>in</strong>e Abdunkelung erfolgen. Die Durchführung der Magnetpulverprüfung ist <strong>in</strong> der Regel<br />

deutlich weniger zeitaufwändig als <strong>die</strong> E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gprüfung.<br />

Mit der Wirbelstromprüfung steht e<strong>in</strong> weiteres modernes <strong>Verfahren</strong> <strong>zur</strong> Verfügung, um<br />

<strong>die</strong> Oberfläche <strong>von</strong> Schweißnähten zu untersuchen, wobei <strong>die</strong> Veränderungen kle<strong>in</strong>ster<br />

elektrischer Felder genutzt werden. Gegenüber der Farbe<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gprüfung oder der Magnetpulverprüfung<br />

werden hier ke<strong>in</strong>erlei chemische Hilfsstoffe verwendet, der mögliche<br />

Temperaturbereich bei der Prüfung ist deutlich erweitert und das <strong>Verfahren</strong> eignet sich gut<br />

bei beschränkten Zugänglichkeiten und mechanisierter Prüfung. Allerd<strong>in</strong>gs ist der gerätetechnische<br />

Aufwand hoch.<br />

Von welchen E<strong>in</strong>flüssen hängt <strong>die</strong> Zuverlässigkeit ab?<br />

Leider ist ke<strong>in</strong>es der aufgeführten Prüfverfahren geeignet, alle möglichen Schweißnahtfehler<br />

vollständig zu entdecken. Manche Fehler reflektieren <strong>die</strong> Ultraschallwellen fast<br />

nicht, andere erzeugen ke<strong>in</strong>e sichtbaren Schwärzungen im Durchstrahlungsbild und<br />

wieder andere nehmen ke<strong>in</strong>e Farbe<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gmittel auf. Glücklicherweise ergänzen sich <strong>die</strong><br />

Prüfverfahren <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Beziehung sehr gut, sodass <strong>die</strong> Komb<strong>in</strong>ation <strong>von</strong> <strong>Verfahren</strong> e<strong>in</strong>e<br />

sehr umfassende Prüfaussage ermöglicht. Natürlich erhöhen solche Komb<strong>in</strong>ationen den<br />

Aufwand für <strong>die</strong> Prüfungen erheblich und kommen nur bei Bauteilen mit besonderer Bedeutung<br />

zum E<strong>in</strong>satz.<br />

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Abschließend stellt sich <strong>die</strong> Frage, wie zuverlässig <strong>die</strong> Prüfaussagen <strong>in</strong> der zerstörungsfreien<br />

Prüfung generell s<strong>in</strong>d? Von welchen E<strong>in</strong>flüssen hängt <strong>die</strong> Zuverlässigkeit ab<br />

(Bild 1.2)? Im Fokus <strong>die</strong>ser Überlegungen stand lange Jahre <strong>die</strong> Prüftechnik, also das<br />

Prüfgerät selbst. Hier gelten physikalische Gesetze, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Prüfempf<strong>in</strong>dlichkeit und Zuverlässigkeit<br />

der Geräte begrenzen. Die Institute und Gerätehersteller arbeiten ständig an<br />

der Optimierung der Technik.<br />

Bild 1.2. E<strong>in</strong>flüsse auf <strong>die</strong> Zuverlässigkeit der Prüfaussagen <strong>in</strong> der<br />

zerstörungsfreien Prüfung (Bilder: DG<strong>ZfP</strong>)<br />

Es bee<strong>in</strong>flussen aber auch E<strong>in</strong>satzfaktoren <strong>die</strong> Prüfaussagen, so <strong>die</strong> Umgebungstemperatur,<br />

eventuelle Abnutzungen und Veränderungen der Sensoren sowie <strong>die</strong> Orientierung<br />

der Fehler zum Sensor. E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Faktor ist der Prüfer. Se<strong>in</strong>e Ausbildung,<br />

Erfahrung und Motivation s<strong>in</strong>d <strong>von</strong> großer Bedeutung, aber auch <strong>die</strong> Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen,<br />

Anleitung und E<strong>in</strong>weisung.<br />

Relativ neu <strong>in</strong> der Betrachtung ist das organisatorische Umfeld e<strong>in</strong>er zerstörungsfreien<br />

Prüfung. Welcher gesetzliche, normative und vertragliche Rahmen ist def<strong>in</strong>iert? Welche<br />

Informationen wurden vom Auftraggeber übermittelt? Wie sieht <strong>die</strong> Prüfanweisung aus?<br />

Wie wird <strong>die</strong> Prüfung vergütet? Das alles bee<strong>in</strong>flusst <strong>die</strong> Qualität und Durchführung der<br />

Prüfung ganz erheblich. Zu <strong>die</strong>sen und allen anderen Fragestellungen zum Thema zerstörungsfreie<br />

Prüfung steht <strong>die</strong> Deutsche Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfung (DG<strong>ZfP</strong>)<br />

mit weiterführenden Informationen <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Dr. Ralf Holste<strong>in</strong>, Geschäftsführer Ausbildung,<br />

DG<strong>ZfP</strong> Ausbildung und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g GmbH, Berl<strong>in</strong>, ho@dgzfp.de<br />

7


2. Grundlagen, Praxis, Stand der Technik:<br />

Durchstrahlungsprüfung an Schweißverb<strong>in</strong>dungen<br />

Die Durchstrahlungsprüfung zählt zu den Volumenverfahren. Mit <strong>die</strong>sem <strong>Verfahren</strong><br />

lässt sich das gesamte Volumen e<strong>in</strong>er Schweißnaht <strong>in</strong>klusive der Unregelmäßigkeiten auf<br />

e<strong>in</strong>em Röntgenfilm sichtbar machen. Der Beitrag beschreibt <strong>die</strong> technischen Grundlagen,<br />

den Arbeitsablauf, <strong>die</strong> Bewertungsgrundlagen und den Stand der Technik.<br />

Die Durchstrahlungsprüfung (Kürzel RT gemäß DIN EN ISO 9712) zählt wie <strong>die</strong> Ultraschallprüfung<br />

zu den Volumenverfahren. Mit ihrer Hilfe lässt sich das Innere e<strong>in</strong>er<br />

Schweißnaht abbilden, und somit lassen sich<br />

auch Unregelmäßigkeiten im Schweißgut oder<br />

im Grundwerkstoff nachweisen. Abhängig <strong>von</strong><br />

den Anforderungen an das Bauteil und den Vorgaben<br />

der Prüfanweisung wird e<strong>in</strong> „Prüfumfang“<br />

festgelegt. Beträgt er 100%, bedeutet es, dass<br />

alle Nähte (100%) zu prüfen s<strong>in</strong>d. Oft werden jedoch<br />

nur prozentual Stichproben geprüft. Werden<br />

dabei Fehler gefunden, wird der Prüfumfang entsprechend<br />

erweitert.<br />

Bild 2.1. Durchstrahlungsprüfung <strong>in</strong> der Vorfertigung<br />

Die Vorgehensweise für das Anfertigen e<strong>in</strong>er<br />

Durchstrahlungsaufnahme ist <strong>in</strong> der Norm DIN<br />

EN ISO 17636-1 beschrieben. Personen, <strong>die</strong><br />

derartige Aufnahmen erstellen, sollten e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destqualifikation<br />

als Prüfer der Stufe 1 nach DIN<br />

EN ISO 9712 nachweisen. Bei der normgerechten<br />

Durchstrahlungsprüfung wird zwischen zwei<br />

Prüfklassen mit unterschiedlichem Prüfaufwand<br />

unterschieden. Die Prüfklasse A gilt für e<strong>in</strong>fache<br />

und <strong>die</strong> Prüfklasse B für höhere Anforderungen.<br />

Bei besonders rissempf<strong>in</strong>dlichen Werkstoffen<br />

kann nach Vere<strong>in</strong>barung e<strong>in</strong>e höhere Qualität vere<strong>in</strong>bart werden. Die erforderliche<br />

Prüfklasse ist zwischen den Vertragspartnern vor Beg<strong>in</strong>n der Prüfungen zu vere<strong>in</strong>baren.<br />

Erfolgt <strong>die</strong> Bewertung der Prüfergebnisse nach der Norm EN ISO 5817, so ist <strong>die</strong><br />

Bewertungsgruppe B, C oder D festzulegen. Höhere Anforderungen an <strong>die</strong> Qualität der<br />

Schweißverb<strong>in</strong>dungen als nach der Bewertungsgruppe B fordern dann auch e<strong>in</strong>e höhere<br />

Anforderung an <strong>die</strong> Prüfklasse.<br />

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Verschiedene Aufnahmeanordnungen<br />

In der Prüfanweisung wird zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>e sogenannte Aufnahmeanordnung festgelegt<br />

(Lage des Prüfobjekts im Strahlengang zwischen Strahlenquelle und Film), <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e gute<br />

Nachweisbarkeit der zu erwartenden Unregelmäßigkeiten ermöglicht. Die Aufnahmeanordnung<br />

ist natürlich auch abhängig <strong>von</strong> der Zugänglichkeit des Prüfobjekts. Als Hilfestellung<br />

kann <strong>die</strong> DIN EN ISO 17636-1 <strong>die</strong>nen. In der Norm s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> verschiedenen Aufnahmeanordnungen<br />

übersichtlich <strong>in</strong> Skizzen dargestellt und nummeriert.<br />

Da bei den Durchstrahlungsaufnahmen auf Grund der Geometrie der Prüfobjekte e<strong>in</strong>e<br />

gewisse Verzerrung an den Rändern entstehen kann, wird nach festgelegten Bed<strong>in</strong>gungen<br />

e<strong>in</strong>e entsprechende Anzahl <strong>von</strong> Teilaufnahmen erstellt. E<strong>in</strong>e Ausnahme ist dabei <strong>die</strong><br />

sogenannte Zentralaufnahme bei Rohren oder Behältern, bei der <strong>die</strong> Strahlenquelle zentral<br />

im Innenraum angebracht ist und <strong>die</strong> Filme an der Außenseite des Prüfobjekts anliegen.<br />

Hier gibt es ke<strong>in</strong>erlei Verzerrungen, <strong>die</strong> Schwärzung ist im gesamten Prüfbereich<br />

gleich, und es ist nur e<strong>in</strong>e Aufnahme erforderlich.<br />

Wo immer es möglich ist, sollten <strong>die</strong> Durchstrahlungsprüfungen bereits <strong>in</strong> der Vorfertigung<br />

durchgeführt werden. Dabei gibt es mehrere Vorteile. Zum e<strong>in</strong>en ist <strong>die</strong> Zugänglichkeit<br />

ke<strong>in</strong> Problem, zum anderen wären im Falle <strong>von</strong> unzulässigen Befunden auch Reparaturen<br />

problemlos möglich. In Bild 2.1 wird wegen der großen Wanddicke des Bauteils<br />

<strong>die</strong> Durchstrahlungsprüfung mit dem energiereichen Radionuklid Ir 192 durchgeführt. Die<br />

Bauteilgeometrie lässt e<strong>in</strong>e Zentralaufnahme zu, was geometrische Verzerrungen vermeidet.<br />

E<strong>in</strong> Film für <strong>die</strong> Durchstrahlungsprüfung besteht aus mehreren Lagen. Auf e<strong>in</strong>er Trägerfolie<br />

s<strong>in</strong>d auf beiden Seiten Haftschichten und je e<strong>in</strong>e Schicht Silberbromidkörner aufgebracht.<br />

Abhängig <strong>von</strong> der sogenannten Filmklasse s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>se Körner unterschiedlich<br />

groß. Die E<strong>in</strong>teilung erfolgt <strong>in</strong> grob- und fe<strong>in</strong>körnige Filme. Das beidseitige Beschichten<br />

der Filme <strong>die</strong>nt e<strong>in</strong>er Verkürzung der Belichtungszeit, da Strahlung – im Gegensatz zum<br />

Licht bei der Fotografie – den Film durchdr<strong>in</strong>gt und somit mit den Schichten auf beiden<br />

Seiten <strong>in</strong> Reaktion tritt.<br />

E<strong>in</strong>e normgerechte Filmentwicklung ist unerlässlich. Die Klassifizierung <strong>von</strong> Filmsystemen<br />

ist <strong>in</strong> Teil 1 der DIN EN ISO 11699, und <strong>die</strong> Kontrollen <strong>zur</strong> Filmverarbeitung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

Teil 2 <strong>die</strong>ser Norm beschrieben.<br />

Für e<strong>in</strong>e optimale Schärfe e<strong>in</strong>er Aufnahme müssen M<strong>in</strong>destabstände e<strong>in</strong>gehalten werden,<br />

<strong>die</strong> man mit e<strong>in</strong>em Leiterdiagramm der DIN EN ISO 17636-1 ermittelt. Auffällig ist<br />

hier, dass <strong>die</strong> M<strong>in</strong>destabstände <strong>in</strong> der Prüfklasse B (hohe Prüfanforderung) doppelt so<br />

groß s<strong>in</strong>d wie <strong>in</strong> der Prüfklasse A.<br />

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Für e<strong>in</strong>e ausreichende Darstellung benötigt e<strong>in</strong> Film e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destschwärzung, <strong>die</strong> durch<br />

e<strong>in</strong>e berechnete Dosis Strahlung erzeugt wird. Diese Dosis wird aus der Strahlen<strong>in</strong>tensität<br />

der Röntgenröhre oder des Gammastrahlers ermittelt. Danach lässt sich mithilfe <strong>von</strong> Belichtungsdiagrammen<br />

oder Belichtungsschiebern <strong>die</strong> Belichtungszeit ermitteln.<br />

Nach der Entwicklung der Filme folgt <strong>die</strong> <strong>Überprüfung</strong> der normgerechten Erstellung der<br />

Aufnahmen. Dafür werden schon beim Anfertigen der Aufnahmen Bildgüteprüfkörper mit<br />

dünnen Drahtstegen oder Bohrungen auf das Prüfobjekt gelegt. Die Auswahl des entsprechenden<br />

Bildgüteprüfkörpers wird <strong>in</strong> den Teilen 1 bis 5 der DIN EN ISO 19232 beschrieben<br />

und richtet sich nach der Prüfklasse und der Aufnahmeanordnung. Je dünner<br />

der bei der Filmauswertung erkannte Draht des Bildgüteprüfkörpers ist, desto höher ist<br />

<strong>die</strong> Bildqualität.<br />

Bild 2.2. Filme, Speicherfolien und elektronische Matrixdetektoren <strong>in</strong> der Durchstrahlungsprüfung<br />

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Anschließend wird überprüft, ob der geplante Prüfbereich abgebildet wurde. Welche M<strong>in</strong>destschwärzung<br />

soll nach Norm erreicht werden, und welche liegt tatsächlich vor? In<br />

Abhängigkeit <strong>von</strong> der Prüfklasse beträgt <strong>die</strong> M<strong>in</strong>destschwärzung bei der Klasse A 2,0 und<br />

bei B 2,3, sollte aber 4,0 nicht überschreiten. Dies bedeutet, dass e<strong>in</strong> Prüfer e<strong>in</strong>e exakte<br />

Belichtungszeit wählen muss, wofür er e<strong>in</strong>e umfangreiche Ausbildung und Praxiserfahrung<br />

benötigt.<br />

Vorteile durch filmlose Radiografie<br />

Seit e<strong>in</strong>igen Jahren werden <strong>in</strong> der Durchstrahlungsprüfung sowohl Filme als auch Speicherfolien<br />

und elektronische Matrixdetektoren e<strong>in</strong>gesetzt (Bild 2.2). Die filmlose Radiografie<br />

hat den Vorteil, dass sehr viel ger<strong>in</strong>gere Belichtungszeiten notwendig s<strong>in</strong>d, <strong>die</strong><br />

Ergebnisse direkt digital verarbeitet werden können und e<strong>in</strong>e größere Dynamik beim abgebildeten<br />

Objektumfang sichtbar ist. Nachteile liegen <strong>in</strong> den hohen Kosten <strong>die</strong>ser Systeme<br />

und <strong>in</strong> der mangelnden Flexibilität der Folien bei schwierigen Bauteilgeometrien. In<br />

der mediz<strong>in</strong>ischen Diagnostik werden fast nur noch filmlose Systeme e<strong>in</strong>gesetzt, und es<br />

ist zu vermuten, dass sich <strong>die</strong>ser Trend auch <strong>in</strong> der zerstörungsfreien Prüfung fortsetzt.<br />

Zum Abschluss der Durchstrahlungsprüfung steht noch <strong>die</strong> Suche nach Unregelmäßigkeiten<br />

und Befunden <strong>in</strong> den Aufnahmen aus (Bild 2.3). Als Basis können hier <strong>die</strong> DIN EN<br />

ISO 17635, <strong>die</strong> EN ISO 6520-1 und <strong>die</strong> EN ISO 5817 <strong>die</strong>nen. So liegen beispielsweise<br />

nach dem Festlegen der Bewertungsgruppe <strong>von</strong> Unregelmäßigkeiten an Schweißverb<strong>in</strong>dungen<br />

durch <strong>die</strong> EN ISO 5817 <strong>die</strong> zulässigen Fehlerarten und deren Größe fest. Diese<br />

Norm kennt drei Qualitätsklassen: B, C und D, wobei B <strong>die</strong> höchsten Anforderungen abbildet.<br />

Nach EN ISO 5817 ist zuerst <strong>die</strong> Fehlerart zu ermitteln und danach <strong>die</strong> Größe und<br />

Häufigkeit. Abschließend trifft der verantwortliche Prüfer <strong>die</strong> Entscheidung, ob <strong>die</strong> Anforderungen<br />

an e<strong>in</strong> fehlerfreies Prüfobjekt erfüllt oder nicht erfüllt s<strong>in</strong>d.<br />

Bild 2.3. Teilaufnahme e<strong>in</strong>er Durchstrahlungsprüfung an e<strong>in</strong>er Rundschweißnaht mit Unregelmäßigkeiten <strong>in</strong> der<br />

Wurzel (Bilder: DG<strong>ZfP</strong>)<br />

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Bewertungen <strong>von</strong> Durchstrahlungsprüfungen dürfen ausschließlich Personen vornehmen,<br />

<strong>die</strong> e<strong>in</strong>e Qualifikation der Stufe 2 oder Stufe 3 nach DIN EN ISO 9712 besitzen<br />

oder als Filmauswerter qualifiziert s<strong>in</strong>d. Schon während der Ausbildung legt <strong>die</strong> DG<strong>ZfP</strong><br />

Ausbildung und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g GmbH großen Wert auf Praxisnähe, um das Prüfpersonal auf<br />

se<strong>in</strong>e verantwortungsvollen Aufgaben vorzubereiten. Nähere Informationen s<strong>in</strong>d unter folgendem<br />

L<strong>in</strong>k zu f<strong>in</strong>den: www.dgzfp.de/Kurse-und-Prüfungen.<br />

Nicht vom Stromnetz abhängig und leicht zu transportieren<br />

Wilhelm Conrad Röntgen hatte <strong>die</strong> Röntgenstrahlung am 8. November 1895 entdeckt, und<br />

sie trägt ihren Namen im deutschsprachigen sowie fast im gesamten mittel- und osteuropäischen<br />

Raum zu se<strong>in</strong>en Ehren. Die Möglichkeit, Unsichtbares sichtbar zu machen, war<br />

e<strong>in</strong> revolutionärer Fortschritt, nicht nur für <strong>die</strong> Mediz<strong>in</strong>, sondern auch für <strong>die</strong> zerstörungsfreie<br />

Werkstoffprüfung.<br />

Umgangssprachlich wird das <strong>Verfahren</strong> oft „Röntgen“ oder „Röntgenprüfung“ genannt,<br />

obwohl strenggenommen auch andere Strahlenquellen zum E<strong>in</strong>satz kommen, zum Beispiel<br />

elektromagnetische Wellen mit Energien zwischen 5 keV und mehreren 100 keV. In<br />

der Werkstoffprüfung kommen unter anderem Radionuklide zum E<strong>in</strong>satz. Das s<strong>in</strong>d natürliche<br />

Strahlenquellen, <strong>die</strong> elektromagnetische Wellen mit sehr hohen Energien aussenden.<br />

Zu den bekanntesten gehören <strong>die</strong> Nuklide Selen 75 mit e<strong>in</strong>er Energie <strong>von</strong> 300 bis 350<br />

keV, Iridium 192 mit 500 bis 600 keV sowie Cobalt 60 mit e<strong>in</strong>er Energie bis 2 MeV. Diese<br />

Quellen werden häufig auf Baustellen, im Anlagen- oder im Pipel<strong>in</strong>ebau e<strong>in</strong>gesetzt. Sie<br />

s<strong>in</strong>d nicht vom Stromnetz abhängig und leicht zum E<strong>in</strong>satzort zu transportieren.<br />

Der E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Röntgen- oder Gammastrahlen fordert e<strong>in</strong> hohes Maß an Verantwortung<br />

und entsprechende Strahlenschutzvorkehrungen. Die oft aufwendigen Schutzmaßnahmen<br />

s<strong>in</strong>d auch e<strong>in</strong> Grund, warum Durchstrahlungsprüfungen meistens nachts, wenn ke<strong>in</strong>e<br />

anderen Personen auf der Baustelle s<strong>in</strong>d, oder <strong>in</strong> eigens dafür ausgelegten Räumen<br />

durchgeführt werden. Für Mensch und Tier ist <strong>die</strong> ionisierende Strahlung sehr gefährlich<br />

und kann <strong>die</strong> Gesundheit erheblich schädigen. Personen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses <strong>Verfahren</strong> e<strong>in</strong>setzen,<br />

müssen e<strong>in</strong>e Ausbildung im Strahlenschutz nachweisen.<br />

Johann Pöppl, Market<strong>in</strong>g, Vertrieb, Regionalleiter,<br />

DG<strong>ZfP</strong> Ausbildung und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g GmbH, München, po@dgzfp.de<br />

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3. Impuls und Echo:<br />

Ultraschallprüfung an Schweißverb<strong>in</strong>dungen<br />

Die Ultraschallprüfung ist e<strong>in</strong>es der wichtigsten <strong>Verfahren</strong> im Bereich der zerstörungsfreien<br />

Werkstoffprüfung. Bei der Prüfung dr<strong>in</strong>gen Ultraschallwellen durch das gesamte<br />

Volumen der Schweißnaht. Durch Messen der Laufzeit der Schallwellen lässt sich anhand<br />

<strong>von</strong> Echos, <strong>die</strong> durch Reflektion an Grenzflächen entstehen, auf Fehler im Prüfgegenstand<br />

schließen. Der Beitrag beschreibt das Pr<strong>in</strong>zip, <strong>die</strong> unterschiedlichen Techniken und<br />

E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten sowie <strong>die</strong> entsprechende Normung.<br />

In der hochtechnisierten modernen Gesellschaft ist es <strong>von</strong> besonderer Bedeutung,<br />

Werkstofffehler <strong>in</strong> hoch beanspruchten und sicherheitsrelevanten Bauteilen zuverlässig<br />

nachzuweisen. Mithilfe der zerstörungsfreien Prüfung soll sichergestellt werden, dass e<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>bau bzw. e<strong>in</strong>e Verwendung <strong>von</strong> fehlerbehafteten Bauteilen vermieden wird. Zusätzlich<br />

<strong>die</strong>nen Revisionsprüfungen bei bereits <strong>in</strong> Betrieb bef<strong>in</strong>dlichen Anlagen dazu, betriebsbed<strong>in</strong>gte<br />

Fehler frühzeitig zu erkennen. Dies trägt <strong>in</strong> hohem Maße zum Vermeiden <strong>von</strong><br />

Störfällen und Unfällen <strong>in</strong> allen Bereichen des täglichen Lebens bei.<br />

E<strong>in</strong>es der wichtigsten Prüfverfahren im Bereich der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung ist<br />

<strong>die</strong> Ultraschallprüfung. Mit ihrer Hilfe können sowohl <strong>in</strong>nen liegende als auch <strong>zur</strong> Oberfläche<br />

e<strong>in</strong>es Prüfgegenstands geöffnete Fehlstellen nachgewiesen werden. Die Ultraschallprüfung<br />

f<strong>in</strong>det Anwendung beim Prüfen <strong>von</strong> Komponenten im Bereich <strong>von</strong> Schienenfahrzeugen,<br />

der Luft- und Raumfahrt, der Schifffahrts<strong>in</strong>dustrie, der Automobil<strong>in</strong>dustrie, aber<br />

auch im Anlagenbau, <strong>in</strong> der chemischen Industrie, <strong>in</strong> der Kraftwerkstechnik, im Rohrleitungsbau<br />

und <strong>in</strong> vielen anderen Bereichen. Prüfbar mit der Ultraschallprüfung s<strong>in</strong>d metallische<br />

Werkstoffe, Kunststoffe, Verbundwerkstoffe, aber auch Beton.<br />

Umwandlung <strong>von</strong> elektrischer <strong>in</strong> mechanische Energie<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip der Ultraschallprüfung beruht auf der Umwandlung <strong>von</strong> elektrischer Energie <strong>in</strong><br />

mechanische Energie und umgekehrt. E<strong>in</strong> piezoelektrischer Schw<strong>in</strong>ger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Prüfkopf<br />

wird über e<strong>in</strong>en elektrischen Impuls zu Schw<strong>in</strong>gungen angeregt. Der Prüfkopf wird durch<br />

e<strong>in</strong> geeignetes Koppelmittel an den Prüfgegenstand angekoppelt, und <strong>die</strong> Schw<strong>in</strong>gungen<br />

übertragen sich <strong>in</strong> Form <strong>von</strong> Ultraschallwellen auf den Prüfgegenstand. Die Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

der Schallwellen im Prüfgegenstand ist konstant. Die Laufzeit der Schallwelle im<br />

Prüfgegenstand ist dem <strong>zur</strong>ückgelegten Schallweg proportional. Im e<strong>in</strong>fachsten Fall kann<br />

also über e<strong>in</strong>e Messung der Laufzeit der Schallwelle im Prüfgegenstand <strong>die</strong> vorhandene<br />

Wanddicke bestimmt werden. Zur Anwendung kommt dabei <strong>die</strong> Impuls-Echo-Technik, bei<br />

der der Prüfkopf als Sender und als Empfänger arbeitet.<br />

13


Bild 3.1. Beispiel für e<strong>in</strong>e Wanddickenmessung<br />

Bild 3.2. Beispiel für den Nachweis e<strong>in</strong>er Fehlstelle im Prüfgegenstand<br />

In Bild 3.1 ist das Pr<strong>in</strong>zip der<br />

Impuls-Echo-Technik dargestellt.<br />

Die Schallwelle durchläuft<br />

den Prüfgegenstand,<br />

wird an der Rückwand reflektiert<br />

und gelangt <strong>zur</strong>ück zum<br />

Prüfkopf. Das vom Prüfkopf<br />

empfangene Signal wird auf<br />

dem Monitor des Ultraschallgeräts<br />

als Rückwandecho<br />

dargestellt. Über das Messen<br />

der Laufzeit lässt sich <strong>die</strong><br />

Dicke des Prüfgegenstands<br />

ermitteln. Der entsprechende<br />

Wert für <strong>die</strong> Wanddicke wird<br />

direkt als Messwert vom Gerät<br />

angezeigt.<br />

Bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e Fehlstelle<br />

im Prüfgegenstand, so kann<br />

<strong>die</strong> Schallwelle an <strong>die</strong>ser<br />

reflektiert werden und zum<br />

Prüfkopf <strong>zur</strong>ückgelangen. Da<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Fall der Schallweg<br />

zu <strong>die</strong>sem Reflektor kle<strong>in</strong>er<br />

ist als der Schallweg <strong>zur</strong><br />

Rückwand, ist <strong>die</strong> Laufzeit<br />

des Signals ger<strong>in</strong>ger. Über<br />

<strong>die</strong> Laufzeitmessung kann<br />

somit <strong>die</strong> Tiefenlage des Reflektors<br />

bestimmt werden.<br />

In Bild 3.2 ist der Nachweis<br />

e<strong>in</strong>er im Inneren des<br />

Prüfgegenstands liegenden<br />

Fehlstelle dargestellt. In den<br />

genannten Beispielen wurde<br />

jeweils e<strong>in</strong> Senkrechtprüfkopf<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Senkrechtprüfköpfe<br />

f<strong>in</strong>den vielfältige<br />

Anwendungen zum Fehlernachweis<br />

bei verschiedenartigen<br />

Guss- und Schmiedeteilen.<br />

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Bei der Prüfung <strong>von</strong> Schweißverb<strong>in</strong>dungen werden <strong>in</strong> der Regel W<strong>in</strong>kelprüfköpfe e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

In Bild 3.3 ist der Nachweis e<strong>in</strong>es Flankenb<strong>in</strong>defehlers <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schweißnaht mithilfe<br />

e<strong>in</strong>es W<strong>in</strong>kelprüfkopfs dargestellt. Um den Fehler sicher nachweisen zu können, muss<br />

<strong>die</strong> Schallwelle möglichst senkrecht auf den Fehler treffen. Bei e<strong>in</strong>em Flankenw<strong>in</strong>kel der<br />

Schweißnaht <strong>von</strong> 30° ist <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Fall <strong>die</strong> Prüfung mit e<strong>in</strong>em 60°-W<strong>in</strong>kelprüfkopf durchzuführen.<br />

Die Schallwelle wird am Fehler reflektiert, gelangt so <strong>zur</strong>ück zum Prüfkopf und<br />

wird auf dem Monitor des Prüfgeräts dargestellt. Über <strong>die</strong> Messung der Laufzeit kann wiederum<br />

<strong>die</strong> Lage des Reflektors im Bauteil bestimmt und als Messwert angezeigt werden.<br />

Bild 3.3. Beispiel für den Nachweis e<strong>in</strong>es Flankenb<strong>in</strong>defehlers<br />

Korrekte Interpretation <strong>von</strong> Normen und Regelwerken<br />

Die E<strong>in</strong>stellung der Prüfempf<strong>in</strong>dlichkeit sowie <strong>die</strong> Auswahl der e<strong>in</strong>zusetzenden Prüfköpfe<br />

und E<strong>in</strong>schallw<strong>in</strong>kel erfolgt auf der Grundlage der Vorgaben <strong>in</strong> den Normen für <strong>die</strong> Ultraschallprüfung<br />

<strong>von</strong> Schweißverb<strong>in</strong>dungen. Die korrekte Interpretation <strong>von</strong> Normen und<br />

Regelwerken ist für den <strong>ZfP</strong>-Prüfer <strong>von</strong> besonderer Bedeutung. Anhand der Vorgaben <strong>in</strong><br />

den Normen können abhängig <strong>von</strong> der Prüfaufgabe und den Anforderungen an den Prüfgegenstand<br />

<strong>die</strong> Prüftechnik, <strong>die</strong> Prüfempf<strong>in</strong>dlichkeit und damit auch <strong>die</strong> Registrier- und<br />

Zulässigkeitsgrenzen festgelegt werden. Alle für <strong>die</strong> Durchführung und das Ergebnis der<br />

Prüfung relevanten Angaben werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em entsprechenden Prüfbericht dokumentiert.<br />

Nur so ist e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige und reproduzierbare Prüfung sichergestellt.<br />

Um e<strong>in</strong>e normgerechte Schweißnahtprüfung durchführen zu können, muss zunächst e<strong>in</strong>e<br />

Bewertungsgruppe gemäß DIN EN ISO 5817 festgelegt werden. Abhängig <strong>von</strong> den Anforderungen,<br />

<strong>die</strong> an e<strong>in</strong>en Prüfgegenstand gestellt werden, unterscheidet man <strong>die</strong> Bewertungsgruppen<br />

B für hohe, C für mittlere und D für ger<strong>in</strong>ge Anforderungen.<br />

Als übergeordnetes Regelwerk für <strong>die</strong> Durchführung der Schweißnahtprüfung kommt <strong>die</strong><br />

DIN EN ISO 17635 <strong>zur</strong> Anwendung. In <strong>die</strong>ser Norm werden allgeme<strong>in</strong>e Regeln für <strong>die</strong><br />

Durchführung der Schweißnahtprüfung vorgegeben. Mithilfe der DIN EN ISO 17635 lässt<br />

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