7 | 2008 - Schiffahrt und Technik
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TITELTHEMA | TRANSPORT UND UMSCHLAG AN MAIN & DONAU<br />
Main-Donau-Kanal erreicht 15. Betriebsjahr<br />
Starker Kanal –<br />
schwacher Anschluss<br />
Am 25. September 1992 wurde der durchgehende Schiffsverkehr auf dem Main-Donau-Kanal aufgenommen. Nun ist<br />
er seit 15 vollen Kalenderjahren in Betrieb. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger erlangte er wirtschaftliche Bedeutung.<br />
Seine Leistungsfähigkeit könnte durch den Donauausbau zwischen Straubing <strong>und</strong> Vilshofen weiter gesteigert werden.<br />
Anstelle der 120-t-Schiffskapazität des Ludwig-Donau-Main-<br />
Kanals von 1846 ist der Main-Donau-Kanal für Großmotorschiffe<br />
mit bis zu 2.000 t Tragfähigkeit <strong>und</strong> Zweierschubverbände<br />
bis zu 3.500 t Tragfähigkeit auf 171 km Länge befahrbar.<br />
Er umfasst 16 Staustufen mit bis zu 24,67 m Hubhöhe, führt über<br />
sieben Kanalbrücken <strong>und</strong> gliedert sich in drei Abschnitte: die staugeregelte<br />
Regnitz ab der Mündung in den Main, den eigentlichen<br />
künstlichen Kanal von der Regnitz bis zur Altmühl <strong>und</strong> die staugeregelte<br />
Altmühl bis zur Mündung in die Donau in Kelheim.<br />
Die Nordstrecke des Kanals von Bamberg bis Nürnberg wurde bereits<br />
in den Jahren 1960 bis 1972 gebaut. Die Fertigstellung zwischen<br />
Nürnberg <strong>und</strong> Kelheim war von erheblicher Polemik begleitet. Anfang<br />
der 1980er Jahre wurde von der damaligen sozialliberalen B<strong>und</strong>esregierung<br />
das Bauvorhaben in Frage gestellt. Der damalige B<strong>und</strong>esverkehrsminister<br />
Volker Hauff (SPD) bezeichnete den Kanalbau als<br />
„das dümmste Projekt seit dem Turmbau zu Babel“. Bei einem Fertigstellungsgrad<br />
von 80 % wurden Überlegungen für eine „qualifi -<br />
zierte Beendigung“ angestellt. Diskussionen pro <strong>und</strong> contra nahmen<br />
in den Medien einen breiten Raum ein. Nach dem Regierungswechsel<br />
im Jahr 1982 beendete die neue CDU/CSU/FDP-Regierung die Unsicherheit<br />
<strong>und</strong> billigte den zügigen Weiterbau des Kanals. Dies war wesentlich<br />
dem damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef<br />
Strauss zu verdanken, der dessen Vollendung politisch durchboxte.<br />
Befürchtungen widerlegt<br />
Die Zweifel der Kanal-Skeptiker wurden zwischenzeitlich widerlegt. Im<br />
ersten Betriebsjahr erreichten die Gütertransporte zwischen dem Rheingebiet<br />
<strong>und</strong> der Donau bereits 2,43 Mio. t. Zum Jahrtausendwechsel erreichte<br />
das Verkehrsaufkommen des Kanals erstmals die prognostizierte<br />
Marke von 6 Mio. t. Auch im Jahr 2007 erfasste die Schleuse Kelheim<br />
MS BORIS der EURO BEVRACHTING Germany GmbH mit<br />
drei Schubleichtern auf der bayerischen Donau | Bild: EBG<br />
noch 5,51 Mio. t. Der Gütertransport auf der deutschen Donau verdreifachte<br />
sich seit der Kanaleröffnung zeitweise. Er betrug 2007 r<strong>und</strong><br />
7,47 Mio. t. Auch die Befürchtungen, die damals noch staatlichen Ostblockfl<br />
otten würden die privaten westlichen Schifffahrtsunternehmen<br />
überrollen, traten nicht ein. Der Flaggenanteil bei den Transportschiffen<br />
schwankte über die Jahre nur um wenige Prozent, im letzten Jahr passierten<br />
54,4 % deutsche, 24,2 % niederländische, 6,5 % belgische, 4,4 %<br />
ungarische, 4,1 % österreichische, 2,0 % slowakische <strong>und</strong> 4,4 % sonstige<br />
Schiffe die Schleuse Kelheim. Die größten Schwankungen seit der Eröffnung<br />
des Kanals verzeichnete dabei der niederländische (-11,8 %) <strong>und</strong><br />
deutsche (+8,4 %) Flaggenanteil.<br />
Alte <strong>und</strong> neue Häfen für Güter <strong>und</strong> Touristen<br />
Noch vor Eröffnung der Südstrecke des Kanals wurde in Roth eine<br />
Umschlagstelle für Schiffsgüter errichtet, die vom Hafen Nürnberg<br />
mitverwaltet wird. In Dietfurt entstand mit der Kanaleröffnung eine<br />
Umschlagstelle <strong>und</strong> in Riedenburg im Jahr 2001 eine weitere. Der Hafen<br />
Kelheim wurde mehrfach vergrößert. An der Donau entstand 1996<br />
ein völlig neuer Binnenhafen in Straubing, der heute Mittelpunkt eines<br />
rasch wachsenden Gewerbe- <strong>und</strong> Industriegebietes <strong>und</strong> trimodalen<br />
Güterverkehrszentrums ist. In Passau wurde der Hafen Schalding erweitert<br />
<strong>und</strong> wird derzeit zur trimodalen Schnittstelle aufgerüstet.<br />
Einen unerwarteten Boom gab es nach der Kanaleröffnung bei den<br />
Flusskreuzfahrten zwischen dem Rheingebiet <strong>und</strong> der Donau. In<br />
Passau wurden vor der Kanaleröffnung 170 Anlegevorgänge im Jahr<br />
registriert. Heute legen weit über tausendmal im Jahr Flusskreuzfahrtschiffe<br />
in Passau an. Außerhalb der Innenstadt wurde deshalb<br />
ein neuer Anleger für Kreuzfahrtschiffe errichtet. Auch die Städte<br />
auf der anderen Seite des Kanals profi tieren von der weißen Flotte,<br />
deren Schiffslänge inzwischen die 135 m erreicht hat.<br />
42 | 7|<strong>2008</strong>