7 | 2008 - Schiffahrt und Technik
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SCHIFFFAHRT & PRAXIS<br />
Interview mit Johannes Bruns, Vorstand Ostfriesische Volksbank eG, Leer<br />
SUT<br />
Interview<br />
■ SUT: Sind Anleger <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en ihrer Bank aus den Bereichen<br />
Schifffahrt <strong>und</strong> Häfen von der Finanzmarktkrise betroffen?<br />
■ Bruns: Auf internationaler Ebene wird die Finanzwelt von heftigen<br />
Turbolenzen erschüttert <strong>und</strong> die Bankenlandschaft befi ndet<br />
sich in einem tiefgreifenden Umbruch. Das Vertrauen der K<strong>und</strong>en<br />
in die Sicherheit ihrer Einlagen ist ein hohes Gut geworden. Das<br />
angelsächsische Vorgehen, Forderungen zur Entlastung der eigenen<br />
Bilanzen zu verkaufen, entspricht nicht unserer genossenschaftlich<br />
geprägten Strategie. Wir refi nanzieren uns im Wesentlichen durch<br />
die Einlagen unserer K<strong>und</strong>en, die wiederum ihr Geld vor Ort investieren,<br />
also im heimischen Markt, den sie kennen. Schon dadurch<br />
gelten die Volksbanken <strong>und</strong> Raiffeisenbanken als stabile Säule der<br />
Finanzwirtschaft.<br />
Wir sind natürlich auch Mitglied in der Sicherungseinrichtung des<br />
B<strong>und</strong>esverbandes der Deutschen Volksbanken <strong>und</strong> Raiffeisenbanken,<br />
die in den 30-er Jahren als Folge der Weltwirtschaftskrise gegründet<br />
wurde. Insoweit sind alle K<strong>und</strong>eneinlagen <strong>und</strong> Inhaberschuldverschreibungen<br />
unserer Gruppe zu 100 % <strong>und</strong> ohne betragliche Begrenzung<br />
geschützt, unabhängig von dem kürzlich beschlossenen<br />
staatlichen Rettungspaket. Aktuell profi tieren wir von dem starken<br />
Sicherheitsbedürfnis der K<strong>und</strong>en durch verstärkte Einlagenzufl üsse,<br />
aber auch durch den erhöhten Beratungsbedarf.<br />
■ SUT: Bei einigen Banken wird über Schwierigkeiten in der Kreditvergabe<br />
an gewerbliche K<strong>und</strong>en berichtet. Müssen K<strong>und</strong>en der OVB<br />
oder der Bank für <strong>Schiffahrt</strong> mit Kürzungen ihrer Kreditlinie oder mit<br />
der Kündigung von laufenden Finanzierungsverträgen rechnen?<br />
■ Bruns: Es zeichnet sich ab, dass die Finanzmarktkrise nicht ohne<br />
Auswirkung auf die konjunkturelle Situation bleibt. Gr<strong>und</strong>sätzlich betreffen<br />
die Probleme auf den Finanzmärkten jedoch überwiegend das<br />
Geschäft zwischen den Banken <strong>und</strong> nicht der privaten Anleger. Insoweit<br />
gibt es für unsere Kreditnehmer keine wesentlichen Änderungen<br />
- weder in der Konsum- noch in der Investitionsfi nanzierung.<br />
Die weltweite Finanzmarktkrise macht überall Schlagzeilen.<br />
Welche Auswirkungen hat dies auf die Finanzierung<br />
des Binnenschifffahrtsgewerbes? SUT-Herausgeber Hans-<br />
Wilhelm Dünner sprach mit Johannes Bruns, Vorstand<br />
der Ostfriesischen Volksbank eG, Leer <strong>und</strong> deren Filiale<br />
Bank für <strong>Schiffahrt</strong>, Hannover.<br />
Sind auch in Zukunft verlässliche Partner des Binnenschifffahrtsgewerbes:<br />
Johannes Bruns (r.), Vorstand der Ostfriesischen Volksbank eG, Leer (OVB)<br />
<strong>und</strong> Ralf Stut (l.), Prokurist <strong>und</strong> Filialleiter der Bank für <strong>Schiffahrt</strong> (BFS) in<br />
Hannover | Bild: Dünner<br />
Verlässliche Partner der<br />
Binnenschifffahrt<br />
Unseren K<strong>und</strong>en stehen wir auch weiterhin mit Krediten zu fairen<br />
Marktkonditionen bzw. mit der Vermittlung von Förderkrediten der KfW<br />
zur Verfügung; eine Kürzung von Kreditlinien oder Kündigung von Finanzierungsverträgen<br />
aus Anlass der Finanzmarktkrise steht nicht an.<br />
Dass bei Investitionen überlegt wird, welche Kosten entstehen, welche<br />
Erträge generiert werden können <strong>und</strong> wie die Zukunftsperspektiven in<br />
der jeweiligen Branche sind, ist nicht der Finanzmarktkrise geschuldet,<br />
sondern generell notwendige betriebswirtschaftliche Überlegung.<br />
■ SUT: Das deutsche Binnenschifffahrtsgewerbe steht vor weiteren<br />
Herausforderungen bei der Erneuerung der Schiffsfl otte. Sehen Sie<br />
künftig Erschwernisse bei der Finanzierung von Schiffsneubauten<br />
<strong>und</strong> Modernisierungen?<br />
■ Bruns: Wir haben in diesem Jahr in den ersten 9 Monaten in<br />
der Ostfriesischen Volksbank Kredite im Volumen von über 290 Mio.<br />
Euro zugesagt, Anteile, die wir an die DZ BANK als Konsortialpartner<br />
in beträchtlichem Volumen weitergeleitet haben, nicht mitgerechnet.<br />
Dabei wurden auch hohe Investitionen in den Bereichen<br />
der See- <strong>und</strong> Binnenschiffahrt begleitet. Die Bank für <strong>Schiffahrt</strong> ist<br />
dabei als Spezialfi nanzierer für die Binnenschiffahrt ein wichtiger<br />
Partner der Partikuliere, Befrachter <strong>und</strong> Reeder. Wir werden auch<br />
zukünftig Investitionen in die notwendige Erneuerung der Flotte<br />
begleiten, sei es bei Neubauten oder Umbauten.<br />
Dabei sehen wir kein Problem in der Refi nanzierung. Neben dem guten<br />
Wachstum der K<strong>und</strong>eneinlagen in den letzten Jahren, dies gilt<br />
auch für die aktuelle Situation, steht uns mit unserer Zentralbank,<br />
der DZ BANK AG, ein verlässlicher Partner für eventuelle Refi nanzierungen<br />
bzw. Konsortialkredite zur Verfügung.<br />
Von der ökonomischen <strong>und</strong> ökologischen Wettbewerbsfähigkeit der<br />
Binnenschiffe sind wir überzeugt - von der Förderungswürdigkeit<br />
damit auch. Wir sehen uns daher nicht nur in der Verpfl ichtung als<br />
Finanzierer, sondern auch als Berater. Fragen z.B. der Sicherstellung<br />
der Abwicklung von Neubauten im Ausland begleiten wir ebenso<br />
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