7 | 2008 - Schiffahrt und Technik
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hinreichend, einen Ausbau für Großmotorgüterschiffe für überfl üssig.<br />
Sie verkennen hierbei einen (von ihnen selbst an anderer Stelle<br />
des Gutachtens festgestellten) europaweiten Trend zum GMS, eine<br />
nur noch begrenzte, laufend abnehmende, nicht mehr durch Neubauten<br />
gestützte Verfügbarkeit kleinerer Tonnage <strong>und</strong> insbesondere<br />
die von der Schifffahrtspraxis zunehmend realisierte Notwendigkeit,<br />
ihre Flotten, mit Blick auf bestmögliche Wettbewerbsfähigkeit,<br />
Beschäftigungschancen <strong>und</strong> Kapazitätsauslastung, großräumig <strong>und</strong><br />
überregional, insbesondere auch grenzüberschreitend einzusetzen<br />
<strong>und</strong> sich nicht auf eng abgegrenzte „Inseln“ zu beschränken.<br />
■■■ Fazit. ■ Nach allen vorangehenden Erwägungen entsteht<br />
der Eindruck, dass die Gutachter der komplexen Problematik der<br />
Wirtschaftsentwicklung in Berlin/Brandenburg nicht hinreichend<br />
gerecht werden. Schlussfolgerungen im Hinblick auf Ausbaubedarf<br />
sind deutlich negativer als die, wenn auch unvollständige, Gütermarktanalyse.<br />
Empfehlungen zu Schiffsgrößen <strong>und</strong> Verkehrsregelungen<br />
(Richtungsverkehre) sind unrealistisch <strong>und</strong> praxisfremd. Das<br />
Gutachten erscheint daher keinesfalls geeignet, den planmäßigen<br />
Ausbau der Wasserwege in dieser Region in Frage zu stellen. Vielmehr<br />
ist hier festzustellen, dass die vorgesehenen Steuergelder sinnvoll<br />
<strong>und</strong> zukunftsweisend angelegt sind. In diesem Zusammenhang<br />
ist auch darauf hinzuweisen, dass im Falle des Sacrow-Paretzer Ka-<br />
Verkehrswissenschaft ade<br />
Neu in der Auseinandersetzung mit dem BUND ist seit einiger Zeit,<br />
dass sich dieser seine Wasserstraßen-Verhinderungs-Politik mit<br />
wissenschaftlichen Gutachten untermauern lässt. Wie das jüngste<br />
Gutachten der TU Hamburg-Harburg zeigt, ist diesen angeblichen<br />
Expertisen eines gemein: Sie verdienen weder die Qualifi zierung<br />
„wissenschaftlich“ noch bilden sie auch nur annähernd die wirklichen<br />
Verhältnisse ab. Stattdessen enthalten sie vom Auftraggeber<br />
vorgegebene Ergebnisse <strong>und</strong> sind insofern Gefälligkeitsgutachten,<br />
denn für andere Auftraggeber behauptet Frau Professorin auch<br />
gerne mal das Gegenteil. Das vorliegende „Schlechtachten“ macht<br />
darüber hinaus eines deutlich: Seriöse verkehrswissenschaftliche<br />
Forschung ist in Deutschland abhanden gekommen. Prof. Dr. Gerd<br />
Aberle wies anlässlich seiner Emeritierung im vergangenen Jahr bereits<br />
daraufhin, dass „künftig verkehrswissenschaftliche Forschung<br />
nur noch an Fachhochschulen betrieben werde“. Die einst renommierten<br />
verkehrswissenschaftlichen Lehrstühle an den Universitäten<br />
Köln/Prof. Willecke, Münster/Prof. Seidenfus oder Hamburg/<br />
Prof. Jürgensen wurden nach deren Emeritierung mit Ökonomen<br />
besetzt, die die Tradition ihrer Vorgänger nicht fortsetzten <strong>und</strong> sich<br />
anderen Forschungsgebieten zuwandten. Dies setzt sich fort im<br />
Logistik-Kongress-Zirkus der B<strong>und</strong>esvereinigung Logistik (BVL), wo<br />
man seit Jahren die thematische Beschäftigung mit aktuellen Themen<br />
der Verkehrsträger oder der Infrastrukturpolitik vermisst. Auch<br />
insofern ist es nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass die existenziellen Gr<strong>und</strong>satzprobleme<br />
der Verkehrsunternehmen von der Politik nur unzureichend<br />
wahrgenommen werden <strong>und</strong> man sich dort viel lieber in<br />
der Wachstums- <strong>und</strong> Beschäftigungs-Sonne der Logistikbranche<br />
spiegelt. Die Verkehrsunternehmen, deren Verbände <strong>und</strong> die Verkehrspolitik<br />
brauchen dringend eine Renaissance der verkehrswissenschaftlichen<br />
Forschung. Eigentlich eine schöne Aufgabe für die<br />
gerade 100 Jahre alt gewordene Deutsche Verkehrs-Wissenschaftliche<br />
Gesellschaft (DVWG). Mit Kürzungen der Haushaltsmittel für<br />
deren lobenswerte Arbeit - wie jüngst erfolgt - kann dieses Ziel allerdings<br />
nicht erreicht werden. ■ Hans-Wilhelm Dünner<br />
7|<strong>2008</strong><br />
Sakrow-Paretzer Kanal, heutiger Zustand, Breite ca. 50 m, Ausbauziel 55 m<br />
| Bild: Linde<br />
nals eine Gr<strong>und</strong>instandsetzung zur Sicherung seiner weiteren einwandfreien<br />
Nutzbarkeit ohnehin dringend ansteht. Hierfür werden<br />
mindestens etwa 80 % der vorgesehenen Ausbaukosten benötigt,<br />
so dass es auch aus dieser Sicht nur nahe liegend wäre, nicht nur<br />
den Stand zu halten, sondern eine angemessene, langfristig wirksame<br />
Steigerung der Leistungsfähigkeit zu erreichen.<br />
■ Horst Linde (ehem. Prof. - TU Berlin /<br />
Institut für Land- <strong>und</strong> Seeverkehr)<br />
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