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L'Américain - Zeitung Le Lac, Murten

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6<br />

Erfahrungen & Abenteuer eines Zuzüglers<br />

� Rolf Hubler wurde in Biel geboren und hat dort die Schulen besucht �<br />

Studium (Deutsch, Spanisch, Philosophie) in Basel, Bern und Salamanca (E)<br />

� Neben Biel, Basel und Salamanca hat er auch längere Zeit in New York<br />

City gelebt � Vor zwei Jahren ist er nach Chandossel gezogen und berichtet<br />

nun in loser Folge über die Erfahrungen, die er dabei gemacht hat und<br />

immer noch macht.<br />

Rolf Hubler, <strong>Le</strong> Chandon 17, 1583 Villarepos, www.scrive.ch, www.eloquence.ch<br />

Es ceet heftig<br />

Wenn ich vor zwei Jahren von Bern «nach Hause» wollte, hielt ich nach dem Grauholz<br />

bereits früh rechts. Eingefleischte Bieler wissen: Vorsicht am Grauholz! Dann kam<br />

Schönbühl, dann Lyss, dann diese enge enge Autostrasse, und dann Biel-Bienne,<br />

«The Bronx of Switzerland», wie viele meinen. Meine Heimat für Jahrzehnte. Jetzt<br />

nicht mehr. Jetzt ist es «nur» noch die Stadt, in der ich geboren wurde – – –<br />

Wenn ich jetzt von Bern «nach Hause» will, muss ich der Autobahn Richtung<br />

Lausanne-Genf folgen. Das erste Mal habe ich mich vor lauter Gewohnheit verfahren.<br />

Biel im Fleisch, eingebrannt. Musste dann «über Land» fahren. War froh, endlich das<br />

Ortsschild «<strong>Murten</strong>» zu sehen (ich habe kein GPS). Dahinter Faoug, le Pays Vaudois,<br />

das Amphitheater von Avenches. Und Chandossel. Meine neue Heimat – – –<br />

Ich bin vor zwei Jahren aus der Region Biel nach Chandossel gezogen. Ja, die Liebe.<br />

Chandossel-bei-Faoug-bei-<strong>Murten</strong>, 72 Einwohner, ein Moloch von einer Grossstadt.<br />

Kein Lädeli. Kein ÖV-Anschluss. Und keine Beiz. Nur Wälder, Bäche. Und Kühe – – –<br />

Wir haben ein «Testwohnen» veranstaltet. Ich war eingeladen zu einem Essen bei<br />

einem Molekularkoch in der Nähe von Bulle. Ich ass Melonen, die aussahen wie Himbeeren.<br />

Biss auf Kartoffeln, die nach Pfälzischen Rüebli schmeckten. Draussen schneite<br />

es aus allen Rohren. Frau Holle war den Sommer und Herbst über bei Kieser, Krafttraining.<br />

Jetzt musste sie die überschüssige Kraft loswerden und schoss übers gesunde<br />

Mass hinaus – zuviel Muskeln… Meine neue Heimat war eine von weissem Flaum überwucherte<br />

Geschmacksirritation. Die Häuser versanken unter dem Schnee, die Strassen<br />

gab es nicht mehr, die Füchse weiss, die Rehe weiss, Granges-Paccot, Courtepin, Wallenried,<br />

weisse Bojen auf einem weissen Blatt Papier – – – Gegen zwei Uhr morgens<br />

sah ich ein gelbes Licht schimmern im Weiss-in-Weiss. Jetzt bin ich zuhause, endlich<br />

– – – Im Ofen brannte ein Feuer. Brennholz aus den Wäldern um Chandossel. Die Dinge<br />

erhielten wieder Farbe, waren nicht mehr weiss. Die Pinsel von Frau Holle – – –<br />

Doch, hier könnte ich sein. Test bestanden.<br />

Im Mai dann der Umzug. Im Wonnemonat, Schneeglöggli, Kroküssli. Das Haus am<br />

Chandon-Bach, in Chandossel. Ich werde mich neu orientieren müssen. Wo kaufe ich<br />

ein? Wie heisst das Nachbardorf? Welche Hunde von welchen Nachbaren verhalten<br />

sich wie? So banale Dinge eben – – – Ich verstehe nicht, wieso der Kanton, in dem ich<br />

jetzt wohne, nicht Cribourg heisst. Um mich herum nichts wie Ortschaften mit C.<br />

Es ceet heftig. Chandossel. Clavaleyres. Courtepin. Courlevon. Courgevaux. Cormérod.<br />

Coussiberlé (wer um alles in der Welt hat so einen Namen in die Welt gesetzt –<br />

Gussibärli?). Cressier. Cordast. Da wirkt ein «Villarepos» oder ein «Wallenried» fast ein<br />

wenig wohltuend. Ich verliere mich in den lauter Ce’s. Weiss nicht mehr, welches<br />

welches und was was ist. Nein, das war gestern, das hier ist das andere. Nein, das ist<br />

nicht hier, das ist dort. Und wo fängt welcher Kanton an, wo hört welcher auf?<br />

Wir fahren zu den Tierärzten in der näheren Umgebung. Wir haben Tiere. Ich darf<br />

mich nicht verfahren, falls es einmal pressieren sollte. Ich fahre den Weg allein noch<br />

einmal ab. Die Wege. Ich finde die Tierärztin. Auf Anhieb. Ich will wissen, wo die Post<br />

ist. Der Bancomat. Das Coop. Ich lerne die Nachbarin kennen. Wir trinken Kaffee auf der<br />

Terrasse. Ich bin jetzt ein basaler Chandosseller. Ich kann überleben. Essen, Trinken,<br />

Müllabfuhrorganisation, Tierfutter. Es geht voran. Nach ein paar Wochen kenne ich einzelne<br />

Geschäfte in <strong>Murten</strong>, in Avenches. Das war doch hier, das mit den Nidelkuchen.<br />

Und hier haben wir die Uhr zum Reparieren gebracht. Es geht voran, es geht voran.<br />

Ich schaue mir eine von diesen Auswanderer-Sendungen auf einem von diesen<br />

privaten Fernsehsendern an. Wo die Auswanderer manchmal nicht mal wissen, welche<br />

Sprache in ihrer neuen Heimat gesprochen wird und wie die Währung heisst.<br />

Sorry guys, ich bin schon weiter. Ich bin schon mehr zuhause. Es gibt keine Beiz hier.<br />

Aber wartet nur, die werde ich auch noch finden. Und dann werde ich noch ein bisschen<br />

mehr zuhause sein. Ich werde mit dem Gemeindearbeiter sprechen und wissen,<br />

wieviele Kinder er hat und wie alt sie sind. Ich werde den Namen des Nachbarhundes<br />

kennen. Die Adresse des Schuhmachers. Zu den Ce’s werden A’s und B’s kommen.<br />

Bis hin zu Z’s. Wartet nur – – –<br />

Last News<br />

5 5 5 5 5 5 5 5 5<br />

➥ Ferme de la Sauge, Cudrefin<br />

6. 9. – 4. 10. 2012<br />

L’art en harmonie avec la nature<br />

� Deutscher Text: www.lelac.ch<br />

Comm. › Avis de dernière minute<br />

aux amateurs d’art et de nature:<br />

l’exposition <br />

dure encore jusqu’au<br />

dimanche 9 septembre, en plein<br />

air, au verger de la ferme de La<br />

Sauge à Cudrefin, près du paradis<br />

naturel de l’ASPO. 15 artistes<br />

renommés de la région présentent<br />

45 oeuvres dans divers matériaux,<br />

exécutions et techniques. L’exposition<br />

est organisée par l’association<br />

Mur des Arts de Mur/Vully. Avis<br />

aux amateurs – cette exposition<br />

remarquable est en parfaite harmonie<br />

avec la nature.<br />

➥ Exposition de peinture à la Galerie du Château d’Avenches<br />

Zivo et la poésie de l’infini…<br />

� Deutscher Text: www.lelac.ch<br />

Pierre Keller › <strong>Le</strong>s tableaux de Zivo<br />

(Zivoslav Ivanovic) sont sans<br />

contrainte de temps ni de lieu. Ils<br />

sont peuplés de sujets flous, transparents,<br />

frêles, suspendus dans des<br />

espaces intemporels, qui défient<br />

toute explication, tout commentaire,<br />

toute définition. Toute tentative<br />

de description et d’interprétation<br />

s’achemine vers le jargon de la<br />

réflexion intellectualiste. Pour ainsi<br />

dire, des tableaux sans paroles. «Et<br />

alors – qu’est-ce…?» Une question<br />

que peut se poser le spectateur, mais<br />

à laquelle il n’y a pas de réponse<br />

concluante. Ou peut-être simplement<br />

celle-ci: regarder le contenu<br />

du tableau tel que l’artiste l’a visualisé<br />

– sans idées préconçues, sans se<br />

poser de questions. S’adonner à la<br />

poésie de l’infini? Approcher ces<br />

Zivo (Zivoslav Ivanovic)<br />

Infos www.murdesarts.ch ou 079<br />

281 45 41. Finissage le 9 septembre<br />

(dès midi: chili con carne).<br />

‹<br />

univers infimes, ses propres pensées<br />

détachées de la réalité, et se laisser<br />

entraîner dans l’intemporel par la<br />

dynamique du mouvement? Vouloir<br />

aborder ces tableaux fascinants,<br />

percer leur secret et comprendre leur<br />

contenu est une démarche plutôt<br />

difficile. Et pourtant: dès le premier<br />

regard, ils obsèdent. <strong>Le</strong> spectateur<br />

est contraint de participer activement<br />

à l’action qui se déroule sur la<br />

toile et ce n’est qu’au prix de cette<br />

ouverture qu’il cernera les énergies<br />

qui ont poussé l’artiste à peindre.<br />

Zivo le dit lui-même: «Je ne sais pas<br />

d’où viennent ces images, mais je<br />

suis heureux de les avoir, d’exister<br />

par elles et de représenter cette existence.»<br />

<strong>Le</strong> spectateur actif et attentif<br />

rendra réelle cette existence à chaque<br />

regard. Une exposition remarquable<br />

à voir absolument, jusqu’au<br />

28 septembre. ‹

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