HAGEL Magazin 1215

INTERVIEW
INTERVIEW
„
FASHION
POWERHOUSE
VON DEBORAH LANDSHUT
Im wahrsten Sinne des Wortes handelt es sich bei der BCBGMAXAZRIA-Gruppe,
der auch das französische Luxus-Label Hervé Léger zugehörig ist, um ein Fashion-Powerhouse.
Denn Dreh- und Angelpunkt des Modekonzerns und seiner
Inhaber, Designer und Eheleute Lubov und Max Azria, ist ihr Maison du Soleil
im kalifornischen Holmby Hills. Wir haben sie dort besucht.
Man muss aufpassen, dass man nicht
zu groß wird. Irgendwann waren wir
nur noch Produzenten und keine Designer
mehr.“ Lubov Azria ist die Frau von Modemacher
Max Azria, der vor gerade über 25
Jahren sein eigenes Label BCBGMAXAZRIA im
sonnigen Los Angeles gründete und seine Design-Assistentin
ein paar Jahre später zur Frau
nahm. Heute sitzt sie uns als Chief Creative Officer
des Modehauses gegenüber. BCBG steht für
„Bon Chic, Bon Genre“ und bedeutet übersetzt
soviel wie „Guter Stil, gute Attitüde“. Das Label
hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen auf der
ganzen Welt stilvoll, aber auch zu angemesse-
Fotos: © PR
Die Stars lieben das enge Bandage von Hervé Léger: Sängerin
Jennifer Lopez trägt die Kleider gern bei Auftritten und
Supermodels Erin Heatherton, Karlie Kloss und Behati Prinsloo
schmücken rote Teppiche in Hervé.
„Wir wollten, dass das Haus
einem Hotel ähnelt und
sich hier jeder zuhause fühlt.“
Lubov Azria
Lubov Azria ist seit 1991 im
Unternehmen ihres jetzigen
Mannes tätig. Sie soll seine
heimliche Muse sein.
nen Preisen einzukleiden. Währenddessen steht
die ursprünglich aus Paris stammende Marke
Hervé Léger, welche das Azria Paar 1998 kaufte
und in die Staaten holte, für einen Jet-Set-Luxus,
der exklusiv sein soll: „Um die Mode trotzdem
erschwinglicher zu machen, haben wir gute,
bessere und beste Preis-Punkte entwickelt“, erzählt
Azria. Schaut man sich
in einer der weltweit vertretenen
Hervé Léger Boutiquen
um, sieht man Kleider, die 800
Dollar kosten, neben denen,
die über das Fünffache wert
sind. Mittlerweile gibt es keinen
Hollywood-Körper, der
nicht vom Hervé-Bandage umschlungen (und
zusammengehalten) wird. Auch Lubov selbst
hat eine eigene Hervé-Léger-Garderobe, die jedes
einzelne Kleid aus jeder Kollektion beinhaltet.
Dass sie in ihrem 60-Zimmer großen Haus in
Los Angeles eine große Garderobe braucht, war
ihr bei fünf Töchtern (und einem Sohn, der wie
die beiden älteren Töchter aus Max‘ erster Ehe
stammen) schnell klar: „Der Kleiderschrank ist
das Zimmer, in dem wir uns am meisten aufhalten.“
Hier fühlt sie sich wie Cinderella, übrigens
ihr Lieblingsmärchen und in gewisser Weise
auch ihre eigene Geschichte.
Lubov kam in den Achtzigern mit ihren Eltern in
die Staaten. Das junge, 18-jährige Mädchen fand
sich eines Tages vor dem Fenster eines Kaufhauses
wieder. Sie entdeckte dort ein Kleid, was sie
in einen Laden leitete, in den sie sich sonst nie
reingetraut hätte: „Es war perfekt.
Ich schaute in den Spiegel,
drehte mich, tanzte – bis
ich das Preisschild sah. 3.000
Dollar. Im Jahre 1986. Mein
Auto hatte 1.600 Dollar gekostet.
Ich hatte das Gefühl,
ich bin nicht gut genug, dass
Leute wie ich keine Kleidung wie diese tragen.
Ich habe mir also die Tränen aus dem Gesicht
gewischt und mir geschworen, wenn ich jemals
eine Designerin werden sollte, werde ich
nie Kleidung machen, die so teuer ist. Ich werde
einer Frau nie das Gefühl geben, sie sei nicht
gut genug.“ Von diesem Moment an änderte sich
ihr Schicksal und die einstige Ballerina besuchte
schließlich eine Modeschule. Diese Geschichte
hat die heutige Business-Frau übrigens ganz
vergessen, bis sie anfing bei Max Azria zu ar-
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