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HAGEL Magazin 1215

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INTERVIEW<br />

INTERVIEW<br />

Lederkleid von Tigha //<br />

Schmuck von<br />

Art Youth Society //<br />

Schuhe von<br />

Jamie Wei Huang //<br />

aber umentscheiden dürfen. Deshalb versuche<br />

ich auch weniger beharrlich in meiner Meinung<br />

zu sein und davon abzusehen, andere Leute zu<br />

überzeugen. Ich mag es auch nicht, wenn Leute<br />

das bei mir versuchen. Im Grunde finde ich es<br />

aber ganz gut, dass ich immer auf mein Gefühl<br />

höre, auch wenn sich das ändern kann: An anderen<br />

Tagen darf man andere Sichtweisen auf<br />

Dinge haben. Deshalb bin ich auch nicht nachtragend.<br />

Andere Leute nehmen Dinge viel ernster<br />

als ich. // Und wenn du mal etwas ernst<br />

nimmst, fluchst du dann viel? Oder machst du<br />

Dinge still und heimlich mit dir selbst aus?<br />

Ersteres, das aber auch nicht so radikal. Wenn<br />

mich etwas stört, stört es mich auch richtig. Das<br />

kommuniziere ich dann, aber nach einer halben<br />

Stunde ist es auch wieder vergessen. // Machst<br />

du da auch Unterschiede, was die private und<br />

die öffentliche Lena angeht? Oder bist du immer<br />

dieselbe? Ich schaue extrem, was ich der<br />

Öffentlichkeit preisgebe. Ich verstelle mich<br />

nicht von meiner Person her, aber ich passe auf<br />

jeden Fall darauf auf, was ich sage und was<br />

nicht. Und natürlich auch, was ich Social-Media-mäßig<br />

fotografiere oder lieber raus lasse. //<br />

Wie sieht es momentan mit dir und der Öffentlichkeit<br />

aus? Kurz nach deinem ESC-Sieg<br />

vor fünf Jahren bist du für drei Monate in ein<br />

Hotel nach Köln gezogen, weil du nicht wolltest,<br />

dass die Leute wissen, wo du wohnst. Wie<br />

ist das heute? Die Aufmerksamkeit ist nicht<br />

mehr so groß wie zu ESC-Zeiten, deshalb ist<br />

auch alles nicht mehr so brisant. Ich selbst lasse<br />

mich auch nicht mehr so stressen. Es ist ok,<br />

dass Fans ein Teil meines Lebens sind und an<br />

bestimmten Dingen lasse ich sie auch gern teilhaben,<br />

gewähre ihnen sogar viele Einblicke,<br />

aber bei gewissen Sachen ist eine Grenze erreicht:<br />

Ich finde es absolut nicht witzig, wenn<br />

jemand vor meinem Haus steht – das ist unmöglich<br />

und da werde ich auch zum Biest. Es ist ein<br />

absoluter Eingriff in die Privatsphäre. Aber ich<br />

glaube, dass man einigen Leuten nett sagen<br />

kann, dass man sich damit unwohl fühlt. Die<br />

Menschen verstehen das dann total. Ich habe<br />

keine Bodyguards um mich herum, aber ich<br />

passe schon selbst auf, wo ich hingehe. Ich will<br />

mich mit Sicherheitspersonal auch nicht beschneiden:<br />

Das engt ein, verändert den Alltag.<br />

Ich bin nun mal ein Anfang 20-jähriges Mädchen,<br />

ich will nicht in einem großen, eingezäunten<br />

Haus mit Privatweg und einem Tor davor<br />

wohnen. Das bin ich nicht. Wenn mein Leben<br />

jetzt beinhaltet, dass ich alle zwei Jahre umziehen<br />

muss, weil zu viele Leute wissen, wo ich<br />

wohne, dann ist das halt so. // Du bist bei deinem<br />

aktuellen Album maßgeblich am Songwriting<br />

beteiligt gewesen. Bist du dann sehr<br />

autobiografisch mit dem, was du in deine Lieder<br />

legst? Oder ist dir das zu privat? Ich bin<br />

vielleicht zu zehn oder zwanzig Prozent autobiografisch.<br />

Ansonsten versuche ich mit Gefühlen<br />

und Situationen zu arbeiten, die so passieren:<br />

Vor mir auf der Straße geht jemand und<br />

bremst mich aus, weil er so verdammt langsam<br />

ist. Das macht mich wahnsinnig und ich denke<br />

dann an andere Situationen im Leben, in denen<br />

man ausgebremst wird. Über so etwas kann<br />

man zum Beispiel einen Song schreiben. Oder<br />

über das Glücksgefühl, das man hat, wenn man<br />

bei guter Musik und Sonne im Gesicht im Auto<br />

sitzt – solche Gefühle versuche ich mir immer<br />

zu merken. // Wie viel sollte man mit der Öffentlichkeit<br />

teilen und wann sollte man einen<br />

Schlusspunkt finden? Meine Philosophie ist:<br />

Mehr erzählen geht immer, aber im Nachhinein<br />

weniger sagen, geht halt nicht. Und wenn etwas<br />

erst mal draußen ist, ist es draußen für immer.<br />

Ich bereue eigentlich nichts, aber das würde ich<br />

schon bedauern. Es ist ja auch nicht so, dass ich<br />

über nichts spreche. Man kann mit mir über alles<br />

reden, nur nicht über meine private Geschichte<br />

und mein Umfeld, weil ich nicht finde,<br />

dass es etwas mit meinem Beruf zu tun hat. Ich<br />

Mantel von<br />

Marc Cain //<br />

würde mich mehr verpflichtet fühlen, über<br />

mein persönliches Leben zu sprechen, wenn ich<br />

eine Kolumnistin wäre, die Lebenserfahrungen<br />

mit Lesern teilt. // „Je ne regrette rien“ hast du<br />

dir auf deinen Fuß tätowieren lassen. Das Zitat<br />

von Édith Piaf hat allerdings nicht viel mit<br />

deiner Vergangenheit, sondern mit deiner<br />

Zukunft zu tun – eine Beruhigung für dich,<br />

das alles schon einen Sinn ergeben und gut<br />

werden wird. Gibt es trotzdem etwas, das du<br />

vielleicht nicht direkt bereust, aber gern anders<br />

gemacht hättest? Nein, denn hätte ich<br />

nichts gemacht, was ich im Nachhinein vielleicht<br />

nicht gut gefunden hätte, hätte ich aus der<br />

Sache auch nicht gelernt und hätte den Fehler<br />

nur zu einem anderen Zeitpunkt in meinem Leben<br />

gemacht. Man macht Fehler schon, um aus<br />

ihnen zu lernen. Und man war auch nur so<br />

dumm, ihn zu machen, weil man ihn eben vorher<br />

noch nie gemacht hat. T<br />

24 TEASER-MAGAZINE.COM <strong>HAGEL</strong> EDITION 12/2015 <strong>HAGEL</strong> EDITION 12/2015 TEASER-MAGAZINE.COM 25<br />

Rock und Oberteil<br />

von Replay //

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