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HAGEL Magazin 1215

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Dein Album erschien im Mai 2015, es „Ehrlicherweise<br />

heißt „Crystal Sky“ und seit dem 21.<br />

Oktober bist du damit auch auf<br />

Deutschland-Tour. Was ist für dich kristallklar?<br />

Bist du jemand der Schwarz und Weiß<br />

sieht, feste und einfache Meinungen zu etwas<br />

hat, oder siehst du die Grau-Stufen und die<br />

Komplexität der Dinge? Es ist unterschiedlich.<br />

In einigen Dingen bin ich ganz klar und auch<br />

sehr radikal, aber ich glaube trotzdem, dass ich<br />

sehr tolerant bin und deshalb doch ziemlich viel<br />

Grau sehe. Ich versuche, Dinge immer von verschiedenen<br />

Seiten zu beleuchten und weniger<br />

in Schubladen zu denken. Ich will also lieber<br />

Grau sehen, als Schwarz-Weiß. // Und was sind<br />

die Dinge, die du dann mal Schwarz-Weiß<br />

siehst? Das sind meist spontane Situationen,<br />

Gefühle die ich in bestimmten Momenten habe<br />

und dann auf etwas Lust habe, oder eben überhaupt<br />

nicht. Und dann bin ich<br />

„Ich will lieber Grau<br />

davon auch nicht abzubringen. //<br />

Du machst eigentlich einen sehen, als Schwarz-Weiß.“<br />

recht selbstbewussten Eindruck,<br />

meinst aber, dass du beim Songwriting<br />

zu deinem neuen Album mit lauter Profis am<br />

Anfang erst unsicher warst und lernen musstest,<br />

für dich und deine Ideen einzustehen.<br />

Bist du generell unsicher? Es ist witzig: Man<br />

wirkt automatisch selbstbewusst, wenn man<br />

laut ist. Und mir fällt es auf jeden Fall nicht<br />

schwer, laut zu sein. Das heißt aber nicht, dass<br />

ich von Grund auf super selbstbewusst bin. Ich<br />

habe viele Situationen, in denen ich mich unsicher<br />

fühle. Ich musste über die Jahre mehr lernen,<br />

für mich einzustehen und auch mein<br />

Selbstwertgefühl zu steigern. Man sollte sein<br />

eigenes Licht nicht zu sehr unter den Scheffel<br />

stellen: Ich weiß eigentlich, dass ich etwas<br />

kann, aber ich traue mich nicht. Dann sage ich<br />

mir: „Lena, du brauchst jetzt nicht so zu tun, als<br />

ob du das nicht kannst.“ Die Sache ist, dass man<br />

oft schief angeguckt wird, wenn man sagt:<br />

denke ich, dass ich die Beste<br />

darin bin“. Aber ich finde, man darf das machen.<br />

Wenn man sich mehr traut und sicherer in dem<br />

ist, was man ist, wird das Leben auch leichter.<br />

Ich hoffe, dass ich das meinen Kindern irgendwann<br />

mal vermitteln kann. Sie sollen sich, so<br />

wie sie sind, sicher fühlen. Egal was sie anhaben<br />

oder mögen. // In Büchern und Filmen<br />

suchst du immer nach Leuten, mit denen du<br />

dich identifizieren kannst. Was meinst du,<br />

wer sind die Leute, die sich mit dir identifizieren<br />

können, was macht dich aus? Jede öffentliche<br />

Person dient irgendwo dem Zweck,<br />

dass man sich mit ihr identifiziert, vergleicht<br />

oder sich sagt „genauso will ich nicht sein“. Ich<br />

glaube schon, dass ich jemand bin, der dafür<br />

steht, dass man mal den Mund aufmachen und<br />

sagen kann, was man denkt. Ich bin keine Marionette,<br />

die das macht, was von ihr erwartet<br />

wird. Ich bin auch ziemlich normal<br />

geblieben, also glaube ich,<br />

dass Mädchen sich mit mir ganz<br />

gut identifizieren können. Bei<br />

„The Voice Kids“ habe ich zum Beispiel immer<br />

das Gefühl, die große Schwester zu sein. // Dein<br />

Durchbruch kam 2010 durch die Stefan-Raab-<br />

Show „Unser Star für Oslo“, die du gewonnen<br />

hast und später hast du tatsächlich auch noch<br />

als zweite Deutsche nach über 20 Jahren den<br />

ersten Platz beim Eurovision Songcontest gemacht.<br />

Das war der endgültige Schub für die<br />

„Lena-Manie“ in Deutschland. Heute hast du<br />

bereits in der deutschen Jury für den ESC gesessen<br />

und auch bei The Voice Kids saßt du im<br />

Jury-Stuhl. Früher wurdest du bewertet, heute<br />

bewertest du. Wie ist es für dich, nun auf<br />

der anderen Seite zu sitzen? Es ist schon interessant<br />

die andere Seite kennenzulernen, aber<br />

in der Jury des ESC’s bewertet man die Leute<br />

nicht direkt, wie bei „The Voice Kids“. Bei letzterem<br />

auch nicht wirklich, denn es ist mehr ein<br />

Spaß, als alles Andere. Wir müssen in der Kom-<br />

munikation mit den Kindern versuchen, es eher<br />

als Spiel darzustellen, in dem es nicht um Gewinnen<br />

oder Verlieren geht. Es geht um den<br />

Spaß an der Sache, um das Singen. 95 Prozent<br />

der Kinder verstehen das. Um das zu schaffen,<br />

sitzen wir viel mit Psychologen zusammen, die<br />

uns Tipps geben, wie wir am besten mit den<br />

Kindern umgehen und eben nicht bewerten.<br />

Wir versuchen eher die Situation zu feiern, als<br />

einem Kind zu sagen, dass es aus den und den<br />

Gründen nicht weiterkommt. // „Bewerten“,<br />

das ist ein schwieriges Wort. Auch wenn du<br />

nicht mehr als Kandidatin in Casting-Shows<br />

sitzt, hat man das Gefühl, dass die Leute dich<br />

trotzdem werten, jeder hat eine Meinung zu<br />

dir. Wie gehst du damit um? Manchmal ist es<br />

anstrengend. Beim Betreten eines Raumes mit<br />

vielen Leuten habe ich eine Zeit lang immer das<br />

Gefühl gehabt, ich muss mich beweisen, erst<br />

mal zeigen, wer ich bin. Und dass man oft auch<br />

Leute vom Gegenteil überzeugen muss, die ersten<br />

zwei Stunden wahnsinnig gute Laune haben<br />

muss, damit alle glauben, dass man eigentlich<br />

eine ganz nette Person ist. Aber am Ende ist<br />

es eine Berufskrankheit: Sobald man in der Öffentlichkeit<br />

steht, hat jeder eine Meinung zu dir.<br />

// Was hältst du generell davon, Leute oder<br />

etwas zu bewerten? Bist du vorurteilsfrei?<br />

Nein, in meinem Privatleben habe ich schon<br />

Vorurteile, die hat wohl jeder. Aber ich versuche<br />

es einzugrenzen. Ich finde es ganz schrecklich,<br />

wenn man in der Öffentlichkeit lästert. Ich<br />

bin der größte Konsument von Trash, ich kaufe<br />

mir auch viele Klatschblätter, aber als Person<br />

des öffentlichen Lebens ist man auf keinen Fall<br />

dazu verpflichtet, immer eine Meinung zu haben<br />

und sich zu allem zu äußern. Wenn mich<br />

jemand auf dem roten Teppich fragt, was ich<br />

von dem neuesten Instagram-Foto von Heidi<br />

Klum und Vito Schnabel halte, dann drehe ich<br />

mich sofort um. // Was ist das größte, falsche<br />

Vorurteil, was Leute von dir haben? Dass ich<br />

Bluse von<br />

Dorothee Schumacher //<br />

Rock von<br />

Iris von Arnim //<br />

Mantel von<br />

Marc Cain //<br />

Ring von<br />

Stilnest //<br />

INTERVIEW<br />

Hosenanzug von The Kooples //<br />

Schuhe von Jimmy Choo //<br />

20 TEASER-MAGAZINE.COM <strong>HAGEL</strong> EDITION 12/2015<br />

<strong>HAGEL</strong> EDITION 12/2015 TEASER-MAGAZINE.COM 21

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