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20 Jahre VW Sachsen - AufgeHorcht

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Editorial<br />

Weichenstellung<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Am 17. Februar <strong>20</strong>11 wurde in einer feierlichen Veranstaltung im August Horch<br />

Museum der Nachbau des Auto Union-Rennwagens Typ C an exponierter Stelle<br />

der Dauerausstellung übergeben. In einem außergewöhnlichen Gemeinschaftswerk<br />

ist es unter Regie des Fördervereins in Zusammenarbeit mit 44<br />

Unternehmen und Institutionen sowie 31 ehrenamtlich mitwirkenden Personen in<br />

siebenjähriger Arbeit gelungen, den wohl historisch spektakulärsten der<br />

„Silberpfeile“ der Auto Union wiedererstehen zu lassen und der Öffentlichkeit dauerhaft<br />

zugängig zu machen. Die Veranstaltung stand folglich im Zeichen der<br />

Danksagung an die Mitwirkenden, die in einer Übersicht in dieser Ausgabe von<br />

„<strong>AufgeHorcht</strong>“ eine weitere öffentliche Würdigung erfahren sollen. Mit der Übergabe<br />

des Rennwagens Typ C an das Museum ist dieses Projekt offiziell abgeschlossen.<br />

Jetzt nehmen Pläne zur Erweiterung des August Horch Museums Gestalt an. Wie<br />

schon bei Umbau und Neugestaltung bis zum Jahr <strong>20</strong>04 ist es erneut die Audi AG,<br />

die an den Wurzeln ihrer Herkunft eine großartige finanzielle Unterstützung zur<br />

Erweiterung zugesagt hat. Eine außerordentliche Referenz für das Museum und die Stadt<br />

Zwickau. Die derzeit genutzte Fläche des Museums beträgt ca. 3000 Quadratmeter. Der Plan<br />

der Erweiterung sieht den Zugewinn einer etwa 6500 Quadratmeter großen Grundstücksfläche<br />

in angrenzender Nachbarschaft vor, von der ca. 3000 Quadratmeter als Ausstellungsfläche nutzbar<br />

würden – eine Verdoppelung der heutigen Fläche. Das verdeutlicht gleichermaßen die<br />

Größenordnung der damit verbundenen Herausforderungen an die Bauumfänge, an das künftige<br />

Ausstellungsprofil und seiner Gestaltung sowie die daraus erwachsenden Aufgaben für alle an der<br />

Realisierung Beteiligten. Am 24. März <strong>20</strong>11 gab der Stadtrat von Zwickau einmütig seine<br />

Zustimmung zur Realisierung dieses Vorhabens. Der Förderverein des August Horch Museums<br />

wird das Projekt mit den ihm gegebenen Möglichkeiten tatkräftig unterstützen.<br />

Nach Bekanntwerden der Erweiterungspläne im Präsidium des Fördervereins unterbreitete<br />

Rainer Mosig, Leiter des gerade vollendeten Typ C-Projektes den Vorschlag, die Idee von Bernd<br />

Göpfert – alias „August Horch“ – aus dem Jahr <strong>20</strong>06 aufzugreifen und einen detailgetreuen fahrfähigen<br />

Nachbau des „HORCH 14-17 PS Tonneau“ von 1904 zu realisieren. Zu diesem möglichen<br />

neuen Projekt haben bereits Akteure des Rennwagen-Nachbaus ihre Bereitschaft zur<br />

Mitarbeit signalisiert. Mit der Replika des HORCH 14-17 PS würde jenes Fahrzeug wiedererstehen,<br />

das dem Beginn des Automobilbaus in Zwickau und dem Wirken von August Horch ab 1904<br />

historisch ein würdiges und attraktives Denkmal setzt.<br />

Weitere Ziele des Fördervereins sind die Erstellung eines virtuellen Modells für das Trabant-<br />

Nachfolgefahrzeug P 603 und die Rückführung der funktionsfähigen Trabant-Kunststoff-<br />

Fertigungsanlage in das Museum.<br />

Diese Ausgabe von „<strong>AufgeHorcht</strong>“ hebt in ausgewählten Beiträgen das Jubiläum „125 <strong>Jahre</strong><br />

Automobil“ hervor. Neben den Automobilpionieren Carl Benz, Gottlieb Daimler, Wilhelm<br />

Maybach und August Horch stehen dabei die oft vergessenen Männer der ersten Stunde mit<br />

ihren Fahrzeugen im Mittelpunkt. Eine diesem Thema gewidmete Sonderausstellung ist seit Ende<br />

März <strong>20</strong>11 im August Horch Museum zu sehen.<br />

Dr. Rainer Albrecht<br />

Gemeinnütziger Förderverein August Horch Museum Zwickau e.V.<br />

01/<strong>20</strong>11 3


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Aus dem Inhalt<br />

Internationales Trabant-Fahrer-Treffen lebt wieder auf 6<br />

Horch Museum fördert wichtige Etappe<br />

der Zwickauer Automobilbaugeschichte<br />

Der Neue in der Ausstellung 7<br />

Eleganter Horch 430 ist einzig<br />

noch existierender Wagen dieser Modellreihe<br />

Neue Heimat in der alten Heimat 8<br />

Einzigartige DKW-Sammlung von<br />

Jörgen Skafte Rasmussen<br />

als Dauerleihgabe im Industriemuseum Chemnitz<br />

Vom Porsche bis zum<br />

<strong>VW</strong>-Bus alles kreativer Eigenbau 9<br />

Museum für Sächsische Fahrzeuge Chemnitz<br />

zeigt Sonderschau zu DDR-Pkw-Umbauten<br />

Gibt es schon brauchbare Wagen mit Motoren? 14–15<br />

Wie August Horch zu Carl Benz kam<br />

Ein großes Dankeschön<br />

an alle Helfer, Förderer und Sponsoren 16–19<br />

Mit vielfältiger Unterstützung<br />

kam der Silberpfeil Typ C wieder zurück nach Zwickau<br />

Geben und Nehmen für die Region <strong>20</strong>–21<br />

BORSIG ZM Meerane unterstützte<br />

Typ C-Nachbau für das Horch Museum<br />

4<br />

01/<strong>20</strong>11


Das Sammlerstück<br />

DKW Front Rennwagen<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Silberpfeil-Triumpf in Übersee 27–31<br />

Aus dem Tagebuch eines Rennmechanikers<br />

der Auto Union – Teil 11 und Schluss<br />

Vielfalt bestimmt die automobile Zukunft 32–35<br />

Antriebs- und Energiemanagementkonzepte<br />

für verschiedene Szenarien gefragt<br />

Was gibt es denn noch zu VERSUCHen? 36–37<br />

Ein „Autoleben“ im Zeitraffer – Versuchsaufgaben in der<br />

Fahrzeugentwicklung gestern und heute<br />

Mit Vorsprung durchgestartet und in der Erfolgsspur geblieben 38–39<br />

Horch Museum würdigte mit „<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>VW</strong> <strong>Sachsen</strong>“<br />

die „einzig lebende Marke“ in der Schau<br />

Awtowelo 650 zurück in Chemnitz 40<br />

Restauriertes Rolling Chassis im Industriemuseum<br />

Vom aerodynamisch optimalen Steilheck<br />

und dem Konzept des „Miteinander“ 41<br />

„OST-FORM“ – Vortrag von<br />

Prof. Clauss Dietel zu Fahrzeugformen in der DDR<br />

Ein Leben für den Karosseriekunststoff 44–45<br />

Der Erfinder der Trabant-Verkleidung wurde 90<br />

01/<strong>20</strong>11 5


6<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Das Internationale<br />

Trabant-Fahrer-Treffen lebt wieder auf<br />

Horch Museum fördert wichtige Etappe der Zwickauer Automobilbaugeschichte<br />

Veranstaltung vom 24. bis 26. Juni <strong>20</strong>11 auf dem Platz der Völkerfreundschaft<br />

Das August Horch Museum lässt das<br />

Internationale Trabant-Fahrer-Treffen<br />

(ITT) wieder aufleben. Mit Unterstützung<br />

der Zwickauer Vereine Intertrab<br />

e. V., MC Zwickau e. V. und<br />

Motorsport <strong>Sachsen</strong> Zwickau e. V. führt<br />

es diese für Zwickau und den Trabant<br />

wichtige Veranstaltung, die <strong>20</strong>10 abgesagt<br />

wurde, ab diesem Jahr wieder<br />

durch. Termin ist das Wochenende vom<br />

24. bis 26. Juni <strong>20</strong>11. Die Schirmherrschaft<br />

übernimmt die Zwickauer<br />

Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß.<br />

Eine Einladung mit Ausschreibung ist an<br />

über 400 Clubs versendet worden.<br />

Der Trabant als ein in Zwickau produziertes<br />

Fahrzeug besitzt weltweiten<br />

Bekanntheitsgrad. Das Horch Museum<br />

ist angetreten, das automobile Erbe der<br />

Region zu bewahren und sieht es<br />

deshalb als seine Aufgabe, neben den<br />

anderen Marken der Zwickauer<br />

01/<strong>20</strong>11<br />

Automobilbaugeschichte auch den<br />

Trabant zu fördern.<br />

Allerdings soll sich der Charakter des<br />

Treffens ändern. Das wird schon<br />

daran deutlich, dass das 16. ITT <strong>20</strong>11<br />

vom Flugplatz auf den Platz der<br />

Völkerfreundschaft umziehen wird.<br />

Neben Spaß, Unterhaltung und<br />

Gemeinschaftserlebnis für die Teilnehmer<br />

soll der Trabant als echter Oldtimer<br />

in den Mittelpunkt gestellt werden.<br />

Entsprechend wird die Programmgestaltung<br />

sein, die natürlich auch einen<br />

Wettbewerb in verschiedenen Kategorien<br />

für die Trabis beinhaltet.<br />

Campingmöglichkeiten bestehen in<br />

begrenzter Anzahl auf der Rosenwiese<br />

gleich neben dem Platz der Völkerfreundschaft<br />

in Zwickau. Für Trabis mit<br />

Dachzelt, Wohnanhänger und Wohnmobile<br />

steht eine Fläche auf dem Platz<br />

der Völkerfreundschaft zur Verfügung.<br />

Im Juni <strong>20</strong>11 gibt es nach einjähriger Unterbrechung<br />

wieder das Trabi-Treffen in Zwickau, auch mit einem<br />

Corso durch die Innenstadt.<br />

Fotos: Horch Museum<br />

Hotels der verschiedenen Kategorien<br />

können über die zentrale Zimmervermittlung<br />

der Tourist Information<br />

Zwickau (www.zwickautourist.de) oder<br />

direkt bei den Hotels gebucht werden.<br />

Anmeldeschluss ist der 31. Mai <strong>20</strong>11.<br />

Die Teilnehmergebühr beträgt 12 Euro<br />

pro Person. Darin enthalten sind ein<br />

Begrüßungsgeschenk sowie der unentgeltliche<br />

Besuch des August Horch<br />

Museums und der Ausstellung von<br />

Intertrab. Zu diesem Zweck wird ein<br />

kostenloser Shuttlebus vom Platz der<br />

Völkerfreundschaft zu den Museen<br />

eingesetzt werden.<br />

PM<br />

Ausschreibung und<br />

weitere Informationen unter:<br />

www.horch-museum.de


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Der Neue in der Ausstellung<br />

Eleganter Horch 430 ist einzig noch existierender Wagen dieser Modellreihe<br />

Seit Ende <strong>20</strong>10 bereichert<br />

ein weiteres automobiles<br />

Schmuckstück<br />

die Ausstellung im August<br />

Horch Museum Zwickau.<br />

Auf dem Messestand<br />

der 1930er <strong>Jahre</strong> wird<br />

der hell- und mittelgrau<br />

lackierte, elegante Horch<br />

430 aus dem Jahr 1932<br />

präsentiert. Nach dreijährigerRestaurationszeit<br />

steht dieser bequeme,<br />

solide und repräsentative<br />

Geschäfts- und<br />

Familienwagen aus der<br />

Zeit vor der Auto Union-<br />

Gründung zum Bestaunen<br />

parat.<br />

Mit dem Übergang der<br />

Triebwerksentwicklung<br />

von Paul Daimler auf Fritz Fiedler entstand auch eine neue<br />

Motorengeneration, die erstmals in der Modellreihe 400 ab<br />

dem Typ 410 zur Auslieferung kam. Zugleich zwang die Welt-<br />

Der Horch 430 ist neu in der Ausstellung des Zwickauer Museums.<br />

Foto: Horch Museum<br />

wirtschaftskrise zu drastischen<br />

Sparmaßnahmen.<br />

Die künftige Strategie<br />

prägte eine starke Auffächerung<br />

des Produktionsprogrammes<br />

durch<br />

unterschiedliche Radstände<br />

und Motorgrößen.<br />

Auf diese Weise<br />

war aus einem Grundtyp<br />

eine Modellreihe geworden,<br />

woraus der Käufer<br />

Untertypen mit zwei<br />

Radständen und vier Motoren<br />

wählen konnte.<br />

Bereits im September<br />

1931 erschien ein 3-Litermodell<br />

mit 8 Zylindern<br />

und drei Aufbauten von<br />

Horch, Baur und Deutsch<br />

mit deutlich geringeren<br />

Steuer- und Unterhaltungskosten. Die auch in Details aufwändig<br />

restaurierte Limousine ist der einzige noch existierende<br />

Wagen dieser Modellreihe.<br />

01/<strong>20</strong>11 7


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Neue Heimat in der alten Heimat<br />

Einzigartige DKW-Sammlung von Jörgen Skafte Rasmussen<br />

als Dauerleihgabe im Industriemuseum Chemnitz<br />

Seit dem 23. Oktober <strong>20</strong>10 hat die einzigartige DKW-Automobilsammlung von Jörgen Skafte Rasmussen, Enkel des<br />

gleichnamigen DKW-Gründers, eine neue Heimat gefunden. Und zwar in der alten Heimat. Die wertvollen Oldtimer<br />

sind zurück in <strong>Sachsen</strong> und bereichern als Dauerleihgabe die Ausstellung des Industriemuseums Chemnitz.<br />

Der Enkel und die DKW. Jörgen Skafte Rasmussen hat die Autoleidenschaft<br />

von seinem berühmten gleichnamigen Großvater geerbt. Im<br />

Industriemuseum Chemnitz haben die sächsischen Fahrzeuge einen<br />

würdigen Platz gefunden.<br />

Fotos: Frank Reichel<br />

Das Sesselrad Golem.<br />

Großes Foto:<br />

Blick in die Ausstellung.<br />

8<br />

01/<strong>20</strong>11<br />

Der Leihgeber ließ es sich nicht nehmen, mit seiner Frau<br />

Helga von Frankfurt am Main selbst zur Ausstellungseröffnung<br />

nach Chemnitz zu kommen. Er fühle sich sehr wohl, die Fahrzeuge<br />

an diesem öffentlichen Ort zu wissen. Es habe noch<br />

einen anderen Bewerber gegeben, doch dort wären die Autos<br />

im Depot verschwunden und nur zu bestimmten Anlässen<br />

gezeigt worden, verriet er. Dass er die Sammlung überhaupt<br />

weggebe, habe mit seinem Alter zu tun, so der über 70-<br />

Jährige, und auch ein Stück weit mit seiner Tochter, die nicht<br />

so sehr interessiert sei, sich um die Sammlung zu kümmern.<br />

Das kann sich ändern, wenn der dreijährige Enkel seine Liebe<br />

für die Oldies entdeckt. Er erbt in <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n die komplette<br />

Sammlung und entscheidet dann, was damit wird.<br />

Doch bis dahin bleibt Muse zum Betrachten und Bestaunen.<br />

18 Pkw und Lieferwagen sowie diverse Motoren hat Jörgen<br />

Skafte Rasmussen mit nach Chemnitz gebracht. Darunter<br />

befindet sich ein Slaby-Beringer-Elektrowagen von 19<strong>20</strong>. Er<br />

gilt als das einzige noch erhaltene Modell dieses Typs. Der<br />

erste serienmäßig produzierte Frontantrieb DKW F1, eine<br />

Roadster-Einzelanfertigung für Rasmussens Onkel Hans auf<br />

F2-Fahrgestell, ein F5-Luxus-Cabrio sowie der Schweizer<br />

Lizenzbau des DKW F8 namens Holka F8 sind weitere von<br />

vielen Schmuckstücken. Auch die von Rasmussen produzierten<br />

Framo-Lieferwagen sind vertreten. Das Porträt des DKW-<br />

Gründers und Unternehmers Rasmussen runden DKW-<br />

Motorräder, DKW-Kühlschränke, DKW-Werbefilme und weitere<br />

Unterlagen aus der Produktion ab. Ina Reichel


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Motorradsammlung erstrahlt in neuem Glanz<br />

Augustusburger Motorradmuseum nach umfangreicher Rekonstruktion wiedereröffnet<br />

Blick auf einige Exponate des Museums.<br />

Nach umfangreichen Umbau- und Rekonstruktionsmaßnahmen<br />

über drei <strong>Jahre</strong> öffnete das Motorradmuseum<br />

Augustusburg am 22. Januar dieses <strong>Jahre</strong>s in den ehemaligen<br />

Räumen der Schlossküche wieder seine Türen. Eine größere<br />

Ausstellungsfläche, zusätzliche thematische Inhalte und modernste<br />

Ausstellungstechnik locken die Besucher.<br />

Die Ausstellung gehört zu den umfangreichsten Zweiradsammlungen<br />

Europas. Ihre Schwerpunkte liegen in der Motorradgeschichte,<br />

dem Motorradsport und dem Zschopauer<br />

Motorradbau. Auf 1<strong>20</strong>0 Quadratmetern wird anhand von 175<br />

interessanten Exponaten die technische Entwicklung des<br />

Motorrades von 1885 bis heute eindrucksvoll veranschau-<br />

licht. Fast alle bedeutenden Konstruktionen sind im Original<br />

vorhanden. Darunter befinden sich viele Unikate, wie eine<br />

Hildebrand & Wolfmüller (erstes Serienmotorrad, 1894),<br />

zwei Megola mit Fünfzylinder Sternmotor (1922) und zwei<br />

Böhmerland (längstes Serienmotorrad, 1928).<br />

Mit dem größten Bestand an DKW- und MZ-Exponaten in der<br />

Welt würdigt die Schau insbesondere die großen Leistungen<br />

der Zschopauer Motorradbauer.<br />

Das Motorradmuseum ist mit rund sieben Millionen<br />

Besuchern zwischen 1961 und <strong>20</strong>10 eines der erfolgreichsten<br />

Technikmuseen <strong>Sachsen</strong>s.<br />

www.die-sehenswerten-drei.de<br />

01/<strong>20</strong>11 9


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Vom Porsche bis<br />

zum <strong>VW</strong>-Bus alles kreativer Eigenbau<br />

Museum für Sächsische Fahrzeuge Chemnitz zeigt Sonderschau zu DDR-Pkw-Umbauten<br />

Das Museum für Sächsische Fahrzeuge in Chemnitz weiß mit seinen Sonderausstellungen immer wieder zu überraschen.<br />

Nach der Schau „Sowjetische Motorräder – zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ zeigt es noch bis<br />

30. Juni <strong>20</strong>11 „Marke Eigenbau II – DDR-Pkw-Umbauten“. Dem Team um Dirk Schmerschneider ist es erneut<br />

gelungen, eine kleine, aber außergewöhnliche Exposition auf die Räder zu stellen.<br />

Foto rechts: Echt <strong>VW</strong> sind hier nur Motor,<br />

Fahrgestell und Lampen. Die Karosserie ist Eigenbau.<br />

Grundgerüst und Boden bestehen aus Holz.<br />

Die Zahl Zwei im Ausstellungstitel erinnert<br />

daran, dass es bereits am alten<br />

Museumsstandort im Wasserschloss<br />

Klaffenbach eine Schau zu DDR-Motorradumbauten<br />

gab. Diese fiel in den<br />

Augusttagen des <strong>Jahre</strong>s <strong>20</strong>02 leider dem<br />

Jahrhunderthochwasser in <strong>Sachsen</strong> zum<br />

Opfer.<br />

Die aktuelle Ausstellung widmet sich<br />

Pkw, die auf Namen wie „Der Hans“<br />

oder „Der Schmoz“ getauft wurden und<br />

damit wahrscheinlich ihre Erbauer meinen.<br />

Im Falle des „Hans“, der auf einem<br />

<strong>VW</strong>-Kübel-Fahrgestell ruht und von der<br />

Front her an einen 356er Porsche erinnert,<br />

lässt sich das leider nicht mehr<br />

nachvollziehen. Der Erbauer ist unbekannt.<br />

Beim „Schmoz“ weiß man, dass<br />

es sich um einen Eigenbau von Rudolf<br />

10<br />

01/<strong>20</strong>11<br />

Schmoz aus Roßlau handelt, einem Mann,<br />

der aus dem Segelflugzeugbau kam und<br />

Käfer-Kotflügel bauen konnte. Mit dem<br />

Wagen scheint er sich den Traum von einem<br />

Sportwagen im italienischen Design<br />

erfüllt zu haben. Fahrgestell und Motor<br />

sind von <strong>VW</strong>, Lampen von Skoda und<br />

Dacia, Türgriffe und Blinklichter von Lada.<br />

Ein Sammelsurium, das an vielen Fahrzeugen<br />

zu finden ist und dem markentreuen<br />

Oldtimerliebhaber wahrscheinlich Schauer<br />

über den Rücken treibt. Es steht aber für<br />

die Kreativität, den Erfindungsreichtum<br />

und die Besessenheit der vielen DDR-<br />

Bastler und -Tüftler, die sich aus dem<br />

Mangel heraus „ihr“ Auto bauten. Das<br />

Thema zieht nicht nur ausgemachte<br />

Autofans an, denn mit dem Mangel zu<br />

leben, galt eigentlich für jeden Bereich in<br />

der DDR. „Wir scheinen damit einen Nerv<br />

getroffen zu haben. Es kommen deutlich<br />

mehr Besucher als bei anderen Sonderschauen“,<br />

sagt Museumschef Dirk<br />

Schmerschneider.<br />

Es fällt auf, dass alle Fahrzeuge auf einem<br />

Käfer- oder Kübelgestell von <strong>VW</strong> aufbauen.<br />

Ob Zufall oder nicht, lässt sich<br />

nur mutmaßen. Wahrscheinlich wurden<br />

Wehrmachtskübel dafür ausgeschlachtet.<br />

Foto links: Der von Prof. Dieter Millner gebaute<br />

Porsche besaß u. a. einen Gitterrohrrahmen<br />

zum Insassenschutz.<br />

In den 1950er und 1960er <strong>Jahre</strong>n gab es<br />

außerdem relativ viele <strong>VW</strong>-Käfer im<br />

DDR-Straßenbild. Eine Aufnahme vom<br />

Berliner Alexanderplatz zeugt davon.<br />

Ein echter Höhepunkt der Ausstellung ist<br />

der silbergraue Millner-Porsche, in fünf <strong>Jahre</strong>n<br />

gebaut von Professor Dieter Millner<br />

aus Chemnitz. Seine Motivation: Er brauchte<br />

ein schnelles, günstiges und sicheres<br />

Auto, um mobil für viele Dienstreisen zu<br />

sein. Für die Sicherheit sorgte ein Gitterrohrrahmen.<br />

Damit lief ein Zusammenstoß<br />

mit einer Kuh sehr glimpflich ab.<br />

Weder ihr noch den Insassen ist bei dem<br />

Unfall etwas passiert. Das Auto musste<br />

eine kaputte Scheibe und einen kleinen<br />

Riss in der Karosserie verkraften.<br />

Sehenswert ist ebenso ein <strong>VW</strong>-Bus mit<br />

komplett selbstgebauter Karosserie.<br />

Grundgerüst und Boden bestehen aus<br />

Holz. Die Außenflächen sind mit Blech<br />

beplankt. Lenkrad und Felgen stammen<br />

von verschiedenen Wartburg-Modellen.<br />

Text und Fotos: Ina Reichel


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Der Wettlauf der Antriebe ist ein alter Hut<br />

August Horch Museum würdigt mit 1. Automobilhistorischem<br />

Kolloquium und einer Sonderausstellung 125 <strong>Jahre</strong> Automobilbau<br />

Dass der Benz-Patent-Motorwagen<br />

Nr. 1 von 1886 nicht der erste Selbstfahrer<br />

war, gilt als unbestritten.<br />

Dass mit ihm das automobile Zeitalter<br />

begann, ebenso. Auf dem 1.<br />

Automobilhistorischen Kolloquium<br />

im August Horch Museum Zwickau<br />

am 25. März begaben sich Historiker<br />

auf eine höchst interessante und<br />

unterhaltsame Reise ins automobile<br />

Geschehen vor, während und nach<br />

Benz, Daimler, Maybach und Horch.<br />

Tagungsleiter Prof. Dr. Peter Kirchberg<br />

erinnerte an den nahezu vergessenen<br />

Wiener Mechaniker Siegfried Marcus,<br />

der bereits 1875 mit einer eigenen<br />

Konstruktion gefahren sein soll.<br />

Tatsächlich tauchte dieser Wagen erst<br />

1898 bei einer Ausstellung in Wien auf.<br />

Beweise für eine frühere Fahrt wurden<br />

bis heute nicht gefunden. Ähnlich erging<br />

es dem Erzgebirger Louis Tuchscherer,<br />

Daimler-Stahlradwagen von 1889. Der Wagen des Wiener Mechanikers Siegfried<br />

Marcus, dessen Bau auf 1888/89 datiert wird.<br />

Ob er, wie in einigen Quellen behauptet wird,<br />

bereits 1875 fuhr, gilt nicht als belegt.<br />

dem 1880 erste Fahrten in Chemnitz<br />

mit einem Kraftfahrzeug zugeschrieben<br />

werden, angetrieben von einem<br />

Zweitaktmotor. Er soll auch Carl Benz<br />

zum Einsatz des Zweitaktmotors inspi-<br />

riert haben. Es gibt zwar Abbildungen<br />

von Tuchscherers „Kutsche ohne<br />

Pferde“, aber keine verlässlichen zeitgenössischen<br />

Quellen, mit denen sich<br />

eine exakte historische Einordnung vor-<br />

Blick in die Sonderausstellung zu den Pionieren<br />

der Kraftfahrt mit einem Nachbau des Benz-<br />

Patent-Motorwagens Nr. 1 auf dem Podest.<br />

nehmen ließe. Die Leistungen von<br />

Marcus, Tuchscherer & Co. sind mangels<br />

bestätigten Wissens in den Hintergrund<br />

gerückt. Ihnen wohnt im Gegensatz zum<br />

Schaffen von Benz, Daimler, Maybach<br />

und Horch keine Nachhaltigkeit inne.<br />

Deshalb ist es umso verdienstvoller, dass<br />

sich das Kolloquium hauptsächlich diesen<br />

vergessenen Pionieren der ersten<br />

Stunde zuwandte, die lange vor 1886<br />

zuerst Dampf, dann Strom sowie später<br />

Benzin und Diesel als Treibstoffe nutzten.<br />

Um 1900, so Prof. Kirchberg, war<br />

keineswegs klar, dass der Verbrennungsmotor<br />

zum Favoriten avancieren werde.<br />

Doch zehn <strong>Jahre</strong> später hatte er sich<br />

durchgesetzt. Der Anlasser, der das<br />

Ankurbeln ersetzte, und günstiges Öl<br />

sorgten wesentlich für den Durchbruch.<br />

Der erste bezeugte selbstbewegte<br />

Wagen wurde bereits vor knapp 250<br />

01/<strong>20</strong>11 11


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Der Stanley fährt und hinterlässt nur eine Wolke reinen Wasserdampfs.<br />

<strong>Jahre</strong>n in Fahrt gebracht und geht auf<br />

Nicolas-Joseph Cugnot zurück. Daran<br />

erinnerten die Automobilhistoriker<br />

Dr. Harry Niemann und Erik Eckermann.<br />

Cugnot erhielt vom französischen<br />

Kriegsministerium den Auftrag, ein<br />

Transportmittel für die Artillerie zu<br />

entwickeln. Dieser Dampfwagen wurde<br />

1769 in Paris vorgestellt. Das Gefährt<br />

hatte zwei Zylinder, deren<br />

Kolbenstangen das Vorderrad über eine<br />

Art Freilaufgetriebe drehten. Der<br />

Wagen erreichte verschiedenen<br />

Angaben zufolge eine Geschwindigkeit<br />

zwischen 3 und 4,5 km/h. Er war jedoch<br />

wegen des hohen Gewichtes des über<br />

der Vorderachse hängenden Wasserkessels<br />

nur schwer zu lenken und<br />

beendete eine seiner ersten Vorführfahrten<br />

in einer Kasernenmauer.<br />

1813 hat sich ein von Isaac de Rivaz<br />

geschaffener Wagen mit Wasserstoffmotor<br />

in Bocksprüngen vorwärts<br />

bewegt. Der Effekt entstand, weil jede<br />

Zündung einzeln von Hand ausgelöst<br />

werden musste. Auf 1881 datiert ist das<br />

erste praxisreife Elektroauto mit wiederaufladbarer<br />

Batterie, dass Gustave<br />

Trouvé als dreirädriges Mobil auf der<br />

Internationalen Elektrizitätsausstellung<br />

in Paris zeigte. Viele Tüftler und Bastler<br />

12<br />

01/<strong>20</strong>11<br />

haben mit ihren Konstruktionen und<br />

Erfindungen den Weg zum heutigen<br />

Auto geebnet und vorbereitet, aber der<br />

entscheidende Schritt blieb zwei<br />

Deutschen vorbehalten – Carl Benz und<br />

Gottlieb Daimler. Unabhängig voneinander<br />

bauten sie in Mannheim und Bad<br />

Canstatt die ersten Fahrzeuge mit<br />

Benzinmotor, die den Kriterien entsprachen,<br />

nach denen ein Automobil<br />

definiert und bewertet wurde. Gottlieb<br />

Daimler und sein Chefkonstrukteur<br />

Wilhelm Maybach arbeiteten vor allem<br />

an einem leistungsfähigen Motor. Die<br />

erste Schöpfung der beiden war 1885<br />

ein Motorrad (Daimler Reitwagen),<br />

angetrieben von einem Einzylinder-<br />

Viertakt-Verbrennungsmotor, der “Standuhr“.<br />

Ihr Verdienst ist es vor allem, den<br />

Viertakt-Ottomotor für die automobile<br />

Verwendung miniaturisiert zu haben.<br />

Als Geburtsstunde des wirklichen Automobils<br />

gilt der 29. Januar 1886, als Carl<br />

Benz das Reichspatent Nr. 37 435 für<br />

seinen Motorwagen einreichte. Die<br />

technische Eigenständigkeit des Benz<br />

Patent Motorwagens Nr. 1 machte ihn<br />

zum ersten „Auto“ der Welt. Andere<br />

Erfinder haben lediglich einen Verbrennungsmotor<br />

in ein vorhandenes Kutschenfahrgestell<br />

eingebaut. Benz hin-<br />

gegen war sich bewusst, dass ein<br />

solches Gefährt anderen technischen<br />

Gesetzen folgt als eine Pferdekutsche<br />

und hat die Konstruktion dementsprechend<br />

angepasst. Bereits 1893<br />

folgte der vierrädrige „Benz Victoria“,<br />

der eine Reihe von Innovationen<br />

aufwies, darunter die Achsschenkellenkung.<br />

Das moderne Automobil war<br />

geboren. Der „Benz Velo“, der zwischen<br />

1893 und 1900 in 1<strong>20</strong>0 Exemplaren<br />

gebaut wurde, gilt als erstes Serienfahrzeug.<br />

Dessen Fertigung erfolgte<br />

unter Leitung von August Horch.<br />

Einen Exkurs in die Geschichte des<br />

Elektroantriebs bei Audi unternahm Ralf<br />

Friese von der Audi Tradition. Diese<br />

begann mit dem Slaby-Beringer Elektrowagen<br />

(SB) von 1919. DKW-Gründer<br />

Jörgen Skafte Rasmussen begeisterte<br />

sich für dieses Mobil, kam durch einen<br />

nicht zufriedenstellend realisierten<br />

Auftrag über die Lieferung von 100 SB-<br />

Wagen zu einer Beteiligung und verkaufte<br />

ab 19<strong>20</strong> SB-Wagen mit DKW-Elektromotor<br />

vorwiegend nach Japan. Inflationsbedingt<br />

stand es trotz des exoti-<br />

schen Exportgeschäfts finanziell schlecht<br />

um die Firma. Nach einem verheerenden<br />

Erdbeben in Japan 1923, dem eine<br />

größere Lieferung von Fahrzeugen und


Ein Blick unter die „Dampfhaube” des Stanley. Heiner Rössler erläutert das Funktionsprinzip.<br />

Pioniere der Kraftfahrt<br />

Im Zeichen des 125-jährigen Automobilbaujubiläums<br />

steht die bis<br />

23. Oktober <strong>20</strong>11 laufende Sonderausstellung<br />

des Horch Museums. Zu<br />

sehen sind acht seltene Fahrzeuge<br />

aus der Jahrhundertwendezeit, wie<br />

der Benz-Patent-Motorwagen Nr. 1<br />

von 1886, der Patent Motorwagen<br />

Benz „Victoria“ von 1896, der<br />

Daimler Stahlradwagen von 1889,<br />

der Leon Bollee Voiturette von 1896,<br />

der Lutzmann-Patent-Motorwagen<br />

Nr. 3 Pfeil von 1896, der Marcus-<br />

Wagen von 1888/89, sowie der<br />

Panhard & Levassor Phaeton-Tonneau<br />

von 1894 und viele kleinere<br />

Exponate.<br />

der japanische Importeur zum Opfer fielen,<br />

brach das Geschäft weg. 1924 wurde<br />

die Produktion stillgelegt. Zwischen<br />

1926 und 1928 entstanden etwa 500<br />

Elektrowagen auf DKW P15-Basis, als<br />

Kleinkraftkutschen für die Stadt. Ab<br />

1954 wurde an dieses Konzept mit dem<br />

F89 Lieferwagen angeknüpft. Der<br />

Schnelllaster wurde zwischen 1956 und<br />

1961 etwas 100 Mal gebaut und war u. a.<br />

auf Nordseeinseln sowie für Energieversorger<br />

unterwegs. 1975/76 wurde<br />

ein Audi 100 zum Elektrofahrzeug<br />

umgebaut. Eine Serie scheiterte an den<br />

Kosten. Nach rein elektrischen Versuchen<br />

kam 1989 mit dem Audi duo ein<br />

Hybrid, der bis 1997 über den duo 2 bis<br />

zum duo 3 auf Basis des A4 Avant mit<br />

TDI- und Elektromotor fortentwickelt<br />

wurde.<br />

Die aktuellen Audi-Wege zu nachhaltiger<br />

Mobilität stellte Stefan Keller, Leiter<br />

Strategie und Unternehmensentwicklung<br />

Elektromobilität, vor. Diese<br />

werden bestimmt von der weiteren<br />

Verbesserung der Verbrennungsmotoren,<br />

von Biokraftstoffen, Hybridisierung<br />

und dem Elektromobilitätskonzept<br />

e-tron. Mit dem neuen A1<br />

werden dazu u. a. Flottenversuche<br />

gefahren.<br />

Die Entwicklung der Kfz-Elektronik<br />

beleuchtete Prof. Dr. Matthias Richter<br />

von der Westsächsischen Hochschule<br />

Zwickau. Obwohl Lampen und weitere<br />

elektrische Elemente bereits früh am<br />

Auto zu finden waren, hielt die<br />

Elektronik ab den 1950er <strong>Jahre</strong>n<br />

verstärkt Einzug. Ein Meilenstein war die<br />

Nutzung von Mikroprozessoren. Heute<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

werden rund 90 Prozent der<br />

Innovationen am Kfz durch die Software<br />

bestimmt.<br />

Einen Höhepunkt zum Schluss des<br />

Kolloquiums präsentierte Heiner<br />

Rössler vom Automuseum Melle. Er<br />

führte die Teilnehmer mit einem<br />

Streifzug durch die Geschichte deutscher<br />

Dampfautomobile wieder an den<br />

Ausgangspunkt der selbstbewegten<br />

Wagen zurück und präsentierte einen<br />

Stanley 735 B von 1919. Das Dampfauto<br />

ist voll fahrfähig, was Heiner Rössler auf<br />

dem Museumshof unter Beweis stellte.<br />

Nach der Devise „Um Dinge für die<br />

Zukunft zu erhalten, sollte man sie<br />

benutzen“ zeigt das Museum in Melle<br />

bei Osnabrück nicht nur fahrbereite<br />

Fahrzeuge in wechselnden Ausstellungen,<br />

sondern veranstaltet jährlich<br />

die Deutsche Dampfautomobiltour, bei<br />

der in fünf Tagen täglich rund 100<br />

Kilometer mit diesen Oldtimern zurückgelegt<br />

werden. Mittlerweile kommen<br />

die Dampfautofahrer aus ganz Europa.<br />

Text und Fotos:<br />

Ina Reichel<br />

01/<strong>20</strong>11 13


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

„Gibt es schon brauchbare<br />

Wagen mit Motoren?“<br />

Wie August Horch mit dieser „entscheidenden Frage<br />

meiner ganzen Zukunft“ zu Carl Benz kam<br />

Mit August Horch stieg <strong>Sachsen</strong> zu einem der bedeutendsten Zentren des<br />

Automobilbaus empor. Wie der Kfz-Pionier selbst den Weg vom<br />

Schmiedegesellen zum Autoindustriellen erlebte, schilderte er 1937 in<br />

seiner Autobiographie „Ich baute Autos!“. Nachfolgend die Episode, wie<br />

Horch zu Carl Benz nach Mannheim kam.<br />

Es kam ein ereignisreicher Tag für mich,<br />

der die Wende brachte. Um die Mitte<br />

des <strong>Jahre</strong>s 1896 wurde in einer Leipziger<br />

Zeitung bekanntgemacht, dass am nächsten<br />

Sonntag auf der Rennbahn ein<br />

Motorrad der Firma Hildebrand und<br />

Wolfmüller vorgeführt werden würde.<br />

Hildebrand machte bereits 1889 die<br />

ersten Versuche in Gemeinschaft mit<br />

seinem Bruder, eine kleine Dampfmaschine<br />

in ein Niederrad einzukonstruieren.<br />

Das gelang ihm aber wohl<br />

nicht richtig. Er hat dann 1892 mit<br />

Wolfmüller und seinem Assistenten<br />

Geisenhof einen Zweitakt-Benzinmotor<br />

in ein Zweirad eingebaut; aber erst im<br />

<strong>Jahre</strong> 1893 hatte er den ersten<br />

Viertaktmotor fertig, und diesen baute<br />

er dann in ein extra gebautes Fahrradgestell<br />

ein.<br />

Diese Type ist auch diejenige gewesen,<br />

die ich in Leipzig gesehen hatte. Sie ließen<br />

sich den von ihnen erfundenen<br />

Namen „Motorrad“ schützen, bauten<br />

solche Maschinen, hatten 1894 schon<br />

tausend Arbeiter... und dann gerieten sie<br />

unter die unaufhaltsam weiterrollenden<br />

Räder der Technik: der Dion-Bouton-<br />

Motor überflügelte ihre Erzeugnisse,<br />

und sie mussten die Fabrikation einstellen.<br />

Nun, ich brannte natürlich wieder einmal<br />

lichterloh vor Neugierde und ging<br />

am nächsten Sonntag auf die Rennbahn,<br />

um mir die neue Sache anzusehen. Ich<br />

14<br />

01/<strong>20</strong>11<br />

war verblüfft über dieses technisch<br />

großartig und sehr praktisch gebaute<br />

Motorrad.<br />

Ich wanderte ruhelos um die Maschinen<br />

herum, und dann ging ich zu den<br />

Herren, die sie vorgeführt hatten, und<br />

erkundigte mich, ob auch schon brauchbare<br />

Wagen mit Motoren gebaut würden.<br />

Ich wusste nicht, dass ich die entscheidende<br />

Frage meiner ganzen<br />

Zukunft damit gestellt hatte. Ja, sagten<br />

sie, natürlich, die Firma Benz & Co. in<br />

Mannheim bauten solche Wagen. Sie<br />

fügten aber lachend hinzu, der Sache sei<br />

noch nicht zu trauen, es steckte alles<br />

noch in allerersten Anfängen, man wüsste<br />

noch nicht, ob etwas Rechtes daraus<br />

werden könne, und jedenfalls hätte man<br />

von zuverlässigen Fahrten mit diesen<br />

Wagen weit und breit noch nichts<br />

gehört. – Ich ging, in tiefes Nachdenken<br />

versunken, nach Hause. Und als ich<br />

daheim war, setzte ich mich hin und<br />

schrieb an die Firma Benz & Co. nach<br />

Mannheim einen langen Brief. Darin<br />

berichtete ich, was ich bisher im Leben<br />

gemacht hatte, dass ich im Bau von<br />

Explosionsmotoren Erfahrung hätte,<br />

und sprach die Bitte aus, sich meine<br />

Anschrift für den Fall zu merken, dass sie<br />

einen Herrn für den Betrieb im<br />

Motorenwagenbau nötig hätten.<br />

Umgehend erhielt ich Antwort von der<br />

Firma Benz und zwar schrieb sie mir,<br />

dass sie nicht abgeneigt wäre, mich zu<br />

Die Autobiographie von August Horch ist unter<br />

anderem im Horch Museum in Zwickau<br />

erhältlich.<br />

engagieren. Darauf antwortete ich, dass<br />

ich die Stelle annehme und nun kam eine<br />

Depesche von der Firma, dass sie mich<br />

engagieren und baten mich, möglichst<br />

die Stellung anzutreten. Ich eilte zu meinen<br />

Chefs. Legte die Depesche auf den<br />

Tisch. Dann begann eine etwas stürmische<br />

Auseinandersetzung. Ich beendete<br />

sie mit der Bemerkung, es hätte keinen<br />

Zweck, mich festzuhalten, weil ich entschlossen<br />

sei, das Mannheimer Angebot<br />

anzunehmen. So haben sie mich dann<br />

Anfang Juni freigegeben. Ich fuhr wie ein<br />

geschwellter Viermaster stolz nach<br />

Mannheim.<br />

Als ich mich bei Herrn Benz meldete,<br />

teilte er mir mit, ich sei zunächst<br />

Assistent vom Betriebsleiter im Motorenbau.<br />

Ich wurde dem Betriebsleiter<br />

vorgestellt und empfing von ihm meine<br />

ersten Anweisungen. Die Fabrik von<br />

Benz und Co. war damals wahrhaftig<br />

nicht groß. Sie lag an der Waldhofstraße<br />

in der Neckarvorstadt. Da war zunächst<br />

ein kleines Bürogebäude, unten waren<br />

vier Zimmer, und oben wohnte Herr<br />

Benz mit seiner Familie.


Hinter dem Haus waren die Räume, in<br />

denen die Automobile gebaut wurden.<br />

Im Erdgeschoss stellte man die Motoren<br />

her, und im ersten Stock waren die<br />

Werkzeugmaschinen aufgestellt.<br />

In einem anderen kleinen Gebäude wurden<br />

die kleinen Velo-Wagen montiert.<br />

Links im Gelände, abgetrennt, war noch<br />

Platz für den stationären Gasmotorenbau.<br />

Dieser war aber schon ziemlich<br />

bedeutend. Es waren, als ich hinkam, im<br />

Wagenbau ungefähr siebzig Mann beschäftigt.<br />

Es wurden schon viele kleine<br />

Wagen gebaut, sie wurden „Velo“<br />

genannt.<br />

Schon am ersten Tage passierte mir<br />

etwas sehr Eigenartiges. In der Mittagsstunde<br />

fiel mir ein, daß ich mir doch einmal<br />

den Betrieb im Motorenwagenbau<br />

ansehen könnte. Ich ging an das Tor,<br />

drückte auf den Griff, und siehe da, es<br />

war verschlossen. Ich klopfte, die Tür<br />

ging etwas auf und ein Mann erschien im<br />

Spalt der Tür. Der Mann frug mich mit<br />

misstrauischem Gesicht was ich wollte.<br />

Ich antwortete: „Sie sind wohl hier<br />

Meister?“ „Jawohl, ich bin Meister<br />

Spittler.“ – „Schließen sie denn immer<br />

hier zu?“ sagte ich. „Kann ich mir den<br />

Betrieb einmal ansehen?“ Meister<br />

Spittler musterte mich wie einen<br />

Einbrecher. Dann zog er missbilligend<br />

die Augenbrauen hoch und sagte kurz,<br />

daran sei nicht zu denken. Erst müsse<br />

Herr Benz seine Erlaubnis dazu geben.<br />

Ich war vollkommen verdutzt. „Aber<br />

hören sie doch Herr Spittler... ich bin<br />

doch hier in der Firma angestellt! Und<br />

vielleicht bin ich über kurz oder<br />

lang...sogar Ihr Vorgesetzter!“ Ich sah,<br />

wie es in Meister Spittlers Gesicht zu<br />

wühlen begann, anscheinend war er dieser<br />

Lage doch nicht ganz gewachsen.<br />

Schließlich, nach einiger Überlegung<br />

rang er sich zu einem schweren<br />

Entschluss durch. „Also komme sie<br />

rein“, knurrte er, „aber weiter geht mich<br />

die Sach nichts an. Die Folge müsse Sie<br />

allein auf sich nehme.“ Ich habe Herr<br />

Spittler das fest versprochen und durfte<br />

jetzt eintreten. Und weil es mir im<br />

Leben immer so gegangen ist, dass ich<br />

Räume, die für gewöhnliche Sterbliche<br />

sonst unzugänglich waren, immer mit<br />

einer ebenso großen respektvollen<br />

Scheu wie schweigenden Andacht betrat,<br />

so ging ich auch jetzt durch die<br />

geheiligten Stätten des Motorwagenbaus<br />

innerlich absolut und äußerlich beinahe<br />

auf Zehenspitzen. Dazu kam, dass ich<br />

zum erstenmal eine Anlage sehen durfte,<br />

in der die höchsten technischen<br />

Träume für mich verwirklicht wurden.<br />

Trotz seiner Großzügigkeit, mit der er<br />

mich eingelassen hatte, ließ mich Herr<br />

Spittler nicht aus den Augen und nicht<br />

von seiner Seite. Aber es dauerte nicht<br />

lange, da tauchte, veranlasst durch<br />

meine wahrscheinlich sehr ehrfürchtigen<br />

Fragen, ein Schimmer des Vertrauens in<br />

seinem verschlossenen Gesicht auf. Er<br />

begann lebhafter zu werden und zeigte<br />

mir den Motoren- und Getriebebau. Ich<br />

konnte sehen, wie die Aggregate in die<br />

Wagen eingebaut wurden und ich<br />

erkannte bald, dass die Firma Benz alles,<br />

was sie brauchte, selber herstellte. Von<br />

den Arbeitern, die ich hier am Werke<br />

sah, erhielt ich einen geradezu großartigen<br />

Eindruck. Sie bildeten eine Auslese<br />

dessen, was ich bisher an Spezialarbeitern<br />

erlebt hatte, es waren lauter außerordentlich<br />

intelligente Leute. Über eine<br />

Stunde wanderte ich umher, und je länger<br />

ich verweilte, je genauer ich erkannte,<br />

was hier im Werden war, desto stolzer<br />

wurde ich auf meine neue Firma,<br />

und desto zuversichtlicher war ich. Es<br />

erschien mir nicht im geringsten mehr<br />

zweifelhaft, dass ich einmal gerade hier,<br />

in diesen geheimnisvollen Werkstätten<br />

mitarbeiten würde. Ich reckte mich<br />

unwillkürlich um sämtliche Zentimeter,<br />

deren ich fähig war, in die Höhe. Der<br />

Gedanke kam mir, das durfte hier mein<br />

Aufstieg in meinem Leben bedeuten.<br />

Und als das Tor sich wieder hinter mir<br />

schloss, ging ich hoch aufgerichtet und<br />

angefüllt von Ehrgeiz, Energie und<br />

Zukunftsfreude weiter...und prallte auf<br />

Papa Benz.<br />

„Wo komme Sie denn her? Was habe Sie<br />

denn da drinne gemacht?“ „Ich habe mir<br />

den Betrieb angesehen, Herr Benz,<br />

schließlich...“ „Was schließlich!“ fuhr mir<br />

Papa Benz über den Mund. „Schließlich<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

habe Sie sich da drinne gar nix anzusehe.<br />

Lasse Sie das gefälligst in Zukunft sei und<br />

warte Sie ab, bis Sie dazu gerufe werde!“<br />

Ich habe mir diesen Anpfiff gemerkt.<br />

Niemals mehr bin ich in den Wagenbau<br />

gegangen. Und wenn einmal ein Wagen<br />

im Hof stand, bin ich, ohne überhaupt<br />

hinzusehen, an ihm vorbeistolziert, als<br />

wäre er aus Luft. Das dauerte ungefähr<br />

vier Monate. Während dieser Zeit lernte<br />

ich den sehr fortgeschrittenen Gasmotorenbau<br />

bei Benz gründlich kennen.<br />

Eines Tages wurde ich ins Chefbüro<br />

gerufen. Dort saßen Herr Benz und<br />

seine beiden Teilhaber, die Herrn Ganß<br />

und von Fischer. Papa Benz sah mich<br />

ruhig an, dann sagte er kurz „So... von<br />

morge ab übernehme Sie den Betrieb<br />

von dem Motorenwagenbau!“ Ich muss<br />

gestehen, dass ich etwas erstaut war.<br />

„Herr Benz...das ist ja heiter! Jetzt soll<br />

ich auf einmal den Betrieb übernehmen<br />

und habe keine Ahnung davon! Sie selber<br />

haben mir verboten, den Betrieb<br />

überhaupt anzusehen, und ich habe<br />

mich auch nicht mehr darum gekümmert.<br />

Ich habe im Gegenteil alles<br />

vermieden, um auch nur eine Kleinigkeit<br />

vom Wagenbau zu lernen... das ist ja<br />

heiter...“<br />

Papa Benz fuhr auf: „Was soll denn da<br />

heiter sein, möchte ich wisse! Ich hab Sie<br />

die ganze Zeit beobachtet, Herr Horch!<br />

Und ich bin der Meinung, dass Sie den<br />

Betrieb übernehme werde! Und wenn<br />

Sie meine, Sie verstehe noch nicht genug<br />

davon, dann bin ich noch da, um Sie zu<br />

instruiere! Sage Sie mir lieber, wer jetzt<br />

bei den Gasmotore Ihre Stelle übernehme<br />

kann, wisse Sie jemand?“ Ich erinnerte<br />

mich sofort an Herrmann Lange<br />

bei Grob & Co. in Leipzig. Nach fünf<br />

Wochen schon traf Herr Lange in<br />

Mannheim ein, und er bewährte sich im<br />

Laufe der Zeit so, dass Papa Benz mir<br />

später sagte: „Für den Mann bin ich Ihne<br />

dankbar. Einen tüchtigeren Ingenieur<br />

habe ich selten gehabt.“<br />

Auszug aus:<br />

August Horch. Ich baute Autos!<br />

Ausgabe <strong>20</strong>03.<br />

Herausgeber: August Horch<br />

MuseumZwickau gGmbH<br />

01/<strong>20</strong>11 15


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Ein großes Dankeschön<br />

an alle Helfer, Förderer und Sponsoren<br />

Mit vielfältiger Unterstützung kam der Silberpfeil Typ C wieder zurück nach Zwickau<br />

Projektleiter Rainer Mosig erhielt für sein Engagement die Ehrennadel der Auto Union-Rennabteilung.<br />

Seit dem 17. Februar <strong>20</strong>11 hat das August Horch Museum Zwickau eine wesentliche Lücke bei der Präsentation<br />

sächsischer Fahrzeuggeschichte geschlossen. An exponierter Stelle thront der legendäre Auto Union-Rennwagen<br />

Typ C von 1936 in der Dauerausstellung. Dieser vom Förderverein des Museums initiierte originalgetreue<br />

Nachbau war nur möglich, weil ein Team ehrenamtlicher automobilerfahrener Enthusiasten in sieben <strong>Jahre</strong>n<br />

nicht locker ließ und das Fahrzeug auf die Räder stellte.<br />

Die Ersten, die das Meisterwerk sächsischer<br />

Automobilbaukunst in Augenschein<br />

nehmen konnten, waren die zahlreichen<br />

Helfer, Förderer und Sponsoren des<br />

anspruchsvollen Projekts. Ihnen gebührt<br />

ein großes Dankeschön, allen voran<br />

Projektleiter Rainer Mosig, der mit seinem<br />

Team erfahrener Automobilbauer und<br />

junger Ingenieurstudenten immer wieder<br />

Mittel und Wege fand, um scheinbar<br />

unüberwindliche Hürden zu nehmen.<br />

Besonders engagiert haben sich die<br />

Zwickauer Fahrzeugentwickler FES<br />

GmbH Fahrzeug-Entwicklung <strong>Sachsen</strong><br />

16<br />

01/<strong>20</strong>11<br />

und Auto-Entwicklungsring <strong>Sachsen</strong><br />

GmbH. Deren Unterstützung von der<br />

Konstruktion bis zum Bau hat wesentlich<br />

zum Gelingen beigetragen. Ihnen sowie<br />

allen weiteren Partnern des Rennwagen-<br />

Nachbaus sagte Museumsdirektor Rudolf<br />

Vollnhals herzlichen Dank. Die Zwickauer<br />

hätten nicht verlernt, Spitzenleistungen<br />

zu erbringen so wie ihre Vorfahren in<br />

den 1930er <strong>Jahre</strong>n, betonte er.<br />

Dr. Rainer Albrecht, zum damaligen<br />

Zeitpunkt Präsident des Museums-<br />

Fördervereins, übergab den Rennwagen<br />

offiziell als Dauerleihgabe des Vereins an<br />

Das Meisterstück ist enthüllt.<br />

das Museum. Er erinnerte an die glorreiche<br />

Geschichte der in Zwickau gebauten Silberpfeile,<br />

die in den 1930er <strong>Jahre</strong>n auf den<br />

Rennstrecken der Welt führend waren.<br />

Vor allem der Typ C von 1936 gehörte<br />

zu den erfolgreichsten Fahrzeugen jener<br />

Epoche. Mit ihm gewann die Auto Union<br />

drei der fünf Großen Preise, die Hälfte<br />

der Rundstreckenrennen und alle Bergrennen,<br />

an denen sich das Unternehmen<br />

in der Saison beteiligte. Da ein solcher<br />

Wagen bei der Museumsneueröffnung<br />

<strong>20</strong>04 nicht für die Ausstellung zur Verfügung<br />

stand, ohne ihn aber die Ge-


schichte des Zwickauer Automobilbaus<br />

unvollständig bleibt, hat der Förderverein<br />

dieses ehrgeizige Vorhaben gestartet.<br />

Projektleiter Rainer Mosig war sich von<br />

Anbeginn sicher, dass es möglich ist, an<br />

der Wiege jener herausragenden Rennfahrzeuge<br />

den Boliden wieder entstehen<br />

zu lassen. „Was unsere Vorfahren schafften,<br />

wird uns auch heute gelingen“, so<br />

seine feste Überzeugung. In Kurzfassung<br />

rekapitulierte er den komplizierten<br />

Nachbau, der bei Punkt Null begann.<br />

Weder verwertbare technische Unterlagen<br />

noch ein Fahrzeug als Demontageobjekt<br />

waren vorhanden. Ein von Audi<br />

leihweise zur Vermessung zur Verfügung<br />

gestellter Typ C, die Besichtigung eines<br />

weitgehend original erhaltenen Fahr-<br />

zeugs im Deutschen Museum München,<br />

ein Klopfmodell sowie Beiträge in Fachbüchern<br />

und historische Fotografien<br />

bildeten die Ausgangsbasis für eine<br />

Dank an die vielen Helfer, Förderer und Sponsoren...<br />

Nachkonstruktion in 2D und 3D. Diese<br />

gewaltige Leistung lässt sich für<br />

Außenstehende kaum ermessen: Bisher<br />

ist kein vergleichbares Projekt bekannt,<br />

bei dem ein Fahrzeug auf dem technischen<br />

Stand der 1930er <strong>Jahre</strong> mit modernen<br />

Konstruktionsmethoden erfasst<br />

und dokumentiert wurde.<br />

Zum 75. <strong>Jahre</strong>stag der Gründung der<br />

Auto Union am 29. Juni <strong>20</strong>07 konnte<br />

der Nachbau in seiner ersten Baustufe<br />

der Öffentlichkeit vorgestellt werden.<br />

Er bildete einen Höhepunkt in der Sonderausstellung<br />

„Rennen, Siege und<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Rekorde“ im August Horch Museum.<br />

Zu diesem Zeitpunkt waren die Karosserie<br />

mit Chassisrahmen, Cockpit mit<br />

Instrumententafel und Sitz, Lenksäule<br />

sowie Wasser- und Ölkühler entstanden.<br />

Die zwischenzeitliche Ausstellung auf<br />

einem Hilfsgestell ermöglichte die Weiterführung<br />

durch Montage des Fahrwerkes<br />

in einer zweiten Baustufe. Diese<br />

umfasste Konstruktion, Bau und Montage<br />

des Fahrwerkes mit Vorder- und<br />

Hinterachse, Lenk- und Bremssystem,<br />

äußerer Getriebeschaltung, Gas- und<br />

Kupplungsbetätigung, Kraftstoff-, Wasserund<br />

Ölkühlsystem. 465 mechanisch zu<br />

bearbeitende Teilen, davon 38 Gussteile<br />

mit 18 Gießformen, sowie 1517 Norm-<br />

01/<strong>20</strong>11 17


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

und Kaufteile waren für die Bewältigung<br />

dieser Etappe notwendig.<br />

Eine ursprünglich angedachte Weiterführung<br />

des Projektes mit dem Bau eines<br />

Triebwerkes für den Fahreinsatz wird<br />

nicht erfolgen, weil die erforderlichen<br />

Mittel in Höhe von mindestens 1,2<br />

Millionen Euro nicht gesichert werden<br />

können und auch der finanzielle Aufwand<br />

für jeden Fahreinsatz in Höhe von<br />

50.000 bis 80.000 Euro vom August<br />

Horch Museum nicht abzudecken ist.<br />

Damit kann kein Effekt aus dem Nutzen<br />

zum Aufwand abgeleitet werden.<br />

In der Dauerausstellung des Museums<br />

wird jedoch der erste gefertigte 16-<br />

Zylinder-Rennmotor vom Typ A gezeigt,<br />

der in seinem Aufbau und seiner Form<br />

dem Aggregat des Typ C entspricht. Er<br />

veranschaulicht eindrucksvoll, aus welchem<br />

Antriebssatz die Fahrzeuge ihre<br />

Leistung bezogen.<br />

Den Motorensound müssen die Fans<br />

dennoch nicht missen. Die Enthüllung des<br />

Nachbaus durch Rainer Mosig, Dr. Rainer<br />

Albrecht und die Zwickauer Oberbürgermeisterin<br />

Dr. Pia Findeiß offenbarte nicht<br />

nur einen optischen, sondern auch einen<br />

akustischen Leckerbissen. Denn Technik<br />

macht das Anlassen, Losfahren, Wegfahren<br />

und Wiederkommen mit dem 16-<br />

Zylinder-Rennmotor für die Ohren erlebbar.<br />

Ina Reichel<br />

18<br />

01/<strong>20</strong>11<br />

Wie ein Rennwagen-Nachbau Gestalt annimmt...<br />

Ehrenamtliche Helfer für das Projekt<br />

Nachbau Rennwagen Auto Union Typ C<br />

Dr.-Ing. Rainer Albrecht<br />

Rolf Alscher<br />

Lutz Böhme<br />

Jens Conrad<br />

Dr.-Ing. Bernd Czekalla<br />

Heinz Dräger<br />

Rene Drechsel<br />

Rainer Fickert<br />

Friedhold Günther<br />

Daniel Kessler<br />

Christian Kühn<br />

Dr.-Ing. Wolfram Melzer<br />

Falk Michel<br />

Rainer Mosig<br />

Jochen Müller<br />

Wolfgang Neef<br />

Dr.-Ing. Klaus Pischel<br />

Jürgen Pönisch<br />

Klaus Riedel<br />

Kurt Schmidt<br />

Tino Schmidt<br />

Bernd Schob<br />

Roland Schulze<br />

Werner Seidel<br />

Walter Siepmann<br />

Bernd Simon<br />

Klaus Striese<br />

Daniel Thorand<br />

Jens Winkler<br />

Bernd Wirker<br />

Mario Zschiegner<br />

Förderverein August Horch Museum<br />

Förderverein August Horch Museum<br />

FES GmbH<br />

Auto-Entwicklungsring GmbH<br />

Projektteam<br />

Projektteam<br />

WHZ, Praktikant<br />

Projektteam<br />

Projektteam<br />

WHZ, Praktikant<br />

WHZ, Praktikant<br />

Förderverein August Horch Museum<br />

Gießerei-Ingenieur<br />

Projektleiter<br />

Projektteam<br />

Förderverein August Horch Museum<br />

Projektteam<br />

Förderverein August Horch Museum<br />

Projektteam<br />

Förderverein August Horch Museum<br />

WHZ, Praktikant<br />

WHZ, Praktikant<br />

Förderverein August Horch Museum<br />

Förderverein August Horch Museum<br />

Förderverein Industriemuseum Chemnitz<br />

Projektteam<br />

Projektteam<br />

WHZ, Praktikant<br />

Auto-Entwicklungsring GmbH<br />

Auto-Entwicklungsring GmbH<br />

WHZ, Praktikant


Sponsorenleistungen für den Nachbau des Auto Union-Rennwagens Typ C<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Firma Leistungsumfang<br />

ADAC <strong>Sachsen</strong> Geldspenden<br />

AMR-Hydraulik Zwickau Beratung und Bereitstellung von Komponenten für Brems-,<br />

Öl-, Wasser- und Kraftstoffkreisläufe<br />

ATC Autotechnik-Center GmbH Glauchau Lackierung der Karosserie und diverser Einzelteile<br />

Audi AG/Audi Tradition Ingolstadt Bereitstellung eines Rennwagennachbaus Typ C,<br />

einer Klopfmodelllehre und Daten<br />

der Triebwerkskonstruktion<br />

Auto-Entwicklungsring <strong>Sachsen</strong> GmbH Zwickau Projekt- und Konstruktionsunterstützung;<br />

FES GmbH Fahrzeug-Entwicklung <strong>Sachsen</strong> Chassis-Rahmen, Cockpit sowie Dokumentation<br />

Autohaus Müller GmbH Zwickau Fertigung und Montage von Karosserie,<br />

Autolackiererei/Oldtimer-Restauration Lackierarbeiten<br />

Frank Riedel, Kirchberg, OT Cunersdorf Oberflächenbeschichtungen<br />

AWEBA Aue Bearbeitung von Schaltgehäuse und -kulisse<br />

für äußere Getriebeschaltung<br />

BIC Zwickau GmbH Laserzentrum Teilefertigung<br />

Borsig ZM COMPRESSION GmbH Meerane Teile für Fahrwerk, Normteilebereitstellung<br />

Bremsen-Schnütgen, Gaimersburg Lieferung von Haupt- und Radbremszylindern<br />

bsw Bildungswerk der sächsischen Wirtschaft gGmbH, Kleinteilefertigung für Fahrwerk<br />

Werdau<br />

Eurocom Systems KG, Gottmadingen Fertigung von Gießmodellen, Gussteilen<br />

und deren mechanische Bearbeitung<br />

FAW Ausbildungszentrum Zwickau Mechanische Fertigung von Fahrzeugteilen<br />

H&T Produktions Technologie Crimmitschau Fertigung der Radnabendeckel für die Hinterachse<br />

IAV Chemnitz Herstellung diverser Fahrwerksteile<br />

IHK Zwickau Geldspende<br />

Indikar Individual Karosseriebau GmbH, Wilkau-Haßlau Bereitstellung von Fahrwerksteilen<br />

KOKI Technik Transmission Systems Geldspende und mechanische Fertigung<br />

GmbH Niederwürschnitz von Fahrwerksteilen<br />

Lackiererei Vogel Karosseriefachbetrieb Zwickau Lackierarbeiten<br />

Maschinenbau Thomas Hofmann Drebach Herstellung der Hypogloboidschnecke für Lenkgetriebe<br />

und Kerbschiebeverzahnungen für Hinterachse<br />

Meeraner Dampfkesselbau GmbH Biegen der Chassisrohre<br />

Metallverarbeitung Tröger Bernsdorf Metalldrückarbeiten, Deckelfertigung und Verchromung<br />

Metallveredlung GmbH Bernsdorf Verchromung von Karosserie- und Fahrwerksteilen<br />

Mittelsächsische Kunststoff- und Metallveredlung Verchromung von Karosserie- und Fahrwerksteilen<br />

GmbH Oberlungwitz<br />

M-K-B Misselbeck Konstruktions- und Betriebs- CNC–Fräsarbeiten an Fahrwerksteilen<br />

Mittelbau GmbH & Co. KG Zwickau<br />

pro-beam AG & Co. KGaA Neukirchen Kathodenstrahlschweißen der Hinterachsstützrohre<br />

SAM GmbH Metallveredlung Glauchau Oberflächenbeschichtungen<br />

Scherdel Marienberg GmbH Herstellung diverser Flächenfedern<br />

Sattlerei Dietrich Werdau Sitzpolsterung und Lenkradummantelung<br />

Schmiede Trültzsch Mülsen, OT Ortmannsdorf Fertigung von Schmiedeteilen für Schaltung und Drehstäbe<br />

Schnellecke Group <strong>Sachsen</strong> Geldspende<br />

Scholz Recycling Zwickau Geldspende<br />

Siebenwurst Werkzeugbau Zwickau Mechanische Fertigung von Fahrwerksteilen<br />

SIEMENS Professional Education Chemnitz Mechanische Fertigung von Fahrwerksteilen<br />

Sparkasse Zwickau Geldspende<br />

Technische Restaurationen Werner Zinke GmbH Zwönitz Fertigung der Instrumente, des Öl- und Wasserkühlers<br />

Theo Förch GmbH & Co. KG Zwickau Geldspende<br />

Volkswagen Bildungsinstitut GmbH Anfertigung diverser Kleinteile<br />

<strong>VW</strong> <strong>Sachsen</strong> GmbH Zwickau Vermittlung zur Fertigung von Fahrwerksteilen<br />

Werkzeug Adler Werdau Bereitstellung von Normteilen und Werkzeugen<br />

Westsächsische Hochschule Zwickau; Praktikumstätigkeit bei Auto-Entwicklungsring <strong>Sachsen</strong><br />

Fachbereiche Kfz-Technik; Fertigung/Technologie und Teilefertigung<br />

ZIS Industrietechnik GmbH Meerane Lieferung der Chassisrohre<br />

Zwickauer Energieversorgung GmbH Geldspende<br />

01/<strong>20</strong>11 19


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Geben und Nehmen für die Region<br />

BORSIG ZM Meerane unterstützte Typ C-Nachbau für das Horch Museum<br />

Blick auf das Gelände von BORSIG ZM in Meerane. Foto: BORSIG ZM<br />

Dass ein originalgetreuer Nachbau des Auto Union-Rennwagens Typ C heute einen festen Platz in der<br />

Dauerausstellung des August Horch Museums Zwickau inne hat, war nur möglich dank der breiten<br />

Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer und die Wirtschaft für dieses ehrgeizige Projekt. Zu den Firmen, die<br />

mit materiellen und finanziellen Leistungen aktiv wurden, gehört die BORSIG ZM Compression GmbH Meerane.<br />

Innovation und Tradition, betriebswirtschaftlicher Erfolg und Engagement über Unternehmensgrenzen hinaus<br />

sind hier keine Gegensätze, sondern bedingen einander.<br />

Bereits von der Autobahn A4 weist<br />

der blau-grüne Schriftzug BORSIG ZM<br />

den Weg zum Unternehmen im<br />

Gewerbegebiet Meerane. BORSIG<br />

steht für die Verankerung in der auf<br />

das Jahr 1837 zurückgehenden gleichnamigen<br />

Berliner Firmengruppe, die<br />

anfangs Dampfloks baute und sich<br />

später auf Kolben- und Turboverdichter<br />

sowie komplette Anlagen für die chemi-<br />

<strong>20</strong><br />

01/<strong>20</strong>11<br />

sche Industrie konzentrierte. ZM ist<br />

das Kürzel für die 1842 gegründete<br />

Zwickauer Maschinenfabrik, die für<br />

den Steinkohlenbergbau in der Region<br />

Dampfmaschinen und Pumpen produzierte.<br />

Sie wurde <strong>20</strong>04 von der<br />

BORSIG-Gruppe übernommen, die<br />

seit <strong>20</strong>08 selbst wiederum zur KNM<br />

Group Malaysia gehört. BORSIG ZM<br />

konstruiert, projektiert und fertigt<br />

Kolben- und Turboverdichter für die<br />

Großchemie und nimmt die Anlagen<br />

direkt beim Kunden in Betrieb.<br />

<strong>20</strong>06 hat das Unternehmen seinen Sitz<br />

von Zwickau nach Meerane verlegt<br />

und im Gewerbegebiet neu gebaut.<br />

Mittlerweile sind schon mehrere<br />

Erweiterungen erfolgt. „Wir fühlen<br />

uns sehr wohl hier, denn wir erhalten<br />

eine ausgezeichnete, unbürokratische


Kolbenverdichter für eine Mineralölraffinerie.<br />

Foto: BORSIG ZM<br />

Turboverdichter von BORSIG ZM Meerane.<br />

Foto: BORSIG ZM<br />

Unterstützung durch die Kommune<br />

und können von einer sehr guten<br />

Infrastruktur profitieren. Deshalb<br />

geben wir auch gern etwas an die<br />

Region zurück“, betont Geschäftsführer<br />

Joachim Schulz und verweist<br />

auf verschiedene Engagements, u. a.<br />

für das Kinderheim in Meerane, für<br />

den Eishockeysport in Crimmitschau<br />

und eben auch für das Rennwagen-<br />

Projekt des Fördervereins vom Horch<br />

Museum Zwickau.<br />

Über Roland Müller, Handlungsbevollmächtigter<br />

Einkauf bei BORSIG<br />

ZM und langjähriger „<strong>Sachsen</strong>ringer“,<br />

kam der Kontakt zum Projektteam<br />

zustande. „Wir haben uns vor Ort<br />

deren Arbeit angeschaut und waren<br />

sehr angetan von dem unglaublichen<br />

Enthusiasmus und dem Können der<br />

ehrenamtlichen Akteure, ein Kulturgut<br />

der Region wieder entstehen zu lassen.<br />

Da haben wir gern auch unseren<br />

Teil zum Gelingen beigetragen“, sagen<br />

Joachim Schulz und Roland Müller.<br />

Dieser Teil war nicht unbeträchtlich.<br />

In der modernen mechanischen Bearbeitung<br />

sind beispielsweise Bremstrommeln,<br />

Trägerplatten für Achskörper<br />

und weitere Fahrwerksteile entstanden.<br />

Auch mit weiteren Materialien<br />

leistete BORSIG ZM Unterstützung.<br />

Die Elemente für den Typ C waren<br />

sicher mit Abstand die kleinsten, die<br />

jemals die Hallen in Meerane verlassen<br />

haben. Denn statt in Kilogramm und<br />

Zentimeter wird im Tagesgeschäft<br />

meist in Tonnen und Metern gemessen.<br />

Die Kolben- und Turboverdichter<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

kommen zumeist in großen Erdöl und<br />

Erdgas verarbeitenden Chemieanlagen<br />

zum Einsatz. Sie sind in Leuna genauso<br />

zu finden wie im Mittleren und Nahen<br />

Osten sowie in den ehemaligen GUS-<br />

Staaten. Die Exportquote liegt bei fast<br />

Ein Dankeschön von Rennwagen-Projektleiter<br />

Rainer Mosig (r.) an Roland Müller für die<br />

Projektunterstützung durch die BORSIG ZM<br />

Compression GmbH Meerane.<br />

Foto: Frank Reichel<br />

90 Prozent. „Wir sind einer von wenigen<br />

Herstellern weltweit, die sowohl<br />

Kolben- als auch Turboverdichter<br />

produzieren. Diese Alleinstellung am<br />

Markt bauen wir aus, indem wir<br />

unsere Produkte kontinuierlich weiterentwickeln<br />

und immer leistungsfähiger<br />

gestalten. Eine höhere Verdichtung<br />

trägt bei, Ressourcen wie Erdgas besser<br />

zu nutzen. Bei der Intensivierung<br />

chemischer Prozesse gibt es noch viel<br />

für uns zu tun“, so Geschäftsführer<br />

Joachim Schulz.<br />

Das sehen auch die Kunden von<br />

BORSIG ZM so, denn das Unter-<br />

Gute Partnerschaft zwischen Wirtschaft und<br />

Kommune: Prof. Dr. Lothar Ungerer, Bürgermeister<br />

von Meerane, mit Konrad Nassauer,<br />

Geschäftsführer der BORSIG GmbH Berlin,<br />

und Joachim Schulz, Geschäftsführer der<br />

BORSIG ZM Compression GmbH Meerane<br />

(v. l.).<br />

Foto: Kathrin Buschmann<br />

nehmen kann auf einen guten<br />

Auftragsvorlauf verweisen. Damit ist<br />

viel Perspektive für die rund 150<br />

Mitarbeiter sowie aktuell neun<br />

Auszubildenden in Meerane verbunden.<br />

Und auch die Region kann<br />

weiter auf das Engagement von<br />

BORSIG ZM bauen.<br />

Ina Reichel<br />

01/<strong>20</strong>11 21


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Rollende<br />

Werbung<br />

<strong>Sachsen</strong>trans unterstützt<br />

Horch Museum<br />

Museumsdirektor Rudolf Vollnhals (l.) bedankt<br />

sich bei <strong>Sachsen</strong>trans-Geschäftsführer<br />

Klaus Werner für diese besondere Werbung.<br />

Foto: Horch Museum<br />

Die <strong>Sachsen</strong>trans Spedition und Logistik<br />

GmbH unterstützt das Horch<br />

Museum auf sehr augenfällige Weise.<br />

Das Unternehmen der Schnellecke<br />

Gruppe hat drei Megatrailer mit großflächiger<br />

Werbung für das Museum<br />

versehen. Die Fahrzeuge sind auf deutschen<br />

Autobahnen und Fernstraßen<br />

sowie in weiteren europäischen Ländern<br />

unterwegs. <strong>Sachsen</strong>trans-Geschäftsführer<br />

Klaus Werner verbindet<br />

mit diesem Fahrzeugeinsatz deutlich<br />

emotionale Bezüge: „Nicht zuletzt wird<br />

damit auf die beeindruckende, über<br />

100-jährige Tradition des sächsischen<br />

Automobilbaus aufmerksam gemacht.<br />

Gleichzeitig ergibt sich ein eindrucksvoller<br />

Bezug zur Gegenwart in der<br />

Region, wo der Automobilbau inzwischen<br />

wieder voll etabliert ist.“<br />

22<br />

01/<strong>20</strong>11<br />

Im Zeichen<br />

von 125 <strong>Jahre</strong>n Mobilität<br />

Fünfte Auflage der Chemnitzer<br />

Oldtimer Messe am 10. und 11. September <strong>20</strong>11<br />

„125 <strong>Jahre</strong> Mobilität“ stehen im Mittelpunkt<br />

der fünften Chemnitzer Oldtimer<br />

Messe, die am 10. und 11. September<br />

dieses <strong>Jahre</strong>s in der Messe Chemnitz<br />

stattfindet. Dazu zeigt das Autohaus<br />

Schloz & Wöllenstein einen Querschnitt<br />

von Mercedes-Benz-Fahrzeugen verschiedener<br />

Epochen. Eine Sonderschau<br />

lädt in ein spezielles Kino ein, in dem<br />

Autos die Filmstars sind. Auf dem Außengelände<br />

werden Fahrzeuge bewegt.<br />

Die Starter im Jugendkart ermitteln den<br />

Pokalgewinner der Chemnitzer Oldtimer<br />

Messe. Darüber hinaus gibt es jede<br />

Menge historischer Automobile, Motorund<br />

Fahrräder nebst Modellfahrzeugen,<br />

Accessoires und Literatur. Auch der<br />

Teilemarkt steht wieder auf dem<br />

Programm.<br />

Interessenten, die von weiter her zur<br />

Oldtimer Messe kommen, können den<br />

Besuch mit einem Wochenendaufenthalt<br />

in Chemnitz verbinden und von<br />

einem attraktiven Reisepaket profitieren.<br />

Dazu gehören eine Übernachtung<br />

im 4-Sterne-Hotel Chemnitzer Hof mit<br />

3-Gang-Abendmenü, der Tageseintritt<br />

zur Oldtimer Messe sowie der Eintritt<br />

in die nahe gelegenen technikhistorischen<br />

Einrichtungen Sächsisches Industriemuseum<br />

und Museum für Sächsische<br />

Fahrzeuge.<br />

Mehr Informationen für interessierte<br />

Aussteller und Besucher unter:<br />

www.oldtimermesse-chemnitz.de<br />

Zweite Historic Rallye Erzgebirge<br />

Eine Woche vor der Messe, am 2. und<br />

3. September <strong>20</strong>11, gibt es die zweite<br />

Historic Rallye Erzgebirge mit sportlichem<br />

und touristischem Teil. Start und<br />

Ziel für jede Tagesetappe sowie das<br />

Fahrlager befinden sich in der Messe<br />

Chemnitz.<br />

Mehr Informationen, Nennformulare<br />

und Ausschreibung unter:<br />

www.historic-rallye-erzgebirge.de<br />

Eine Schau von Fahrzeugen, die in den 1940er bzw. 1950er <strong>Jahre</strong>n in der Sowjetischen Besatzungszone<br />

bzw. der DDR gebaut wurden, gehörte zu den Höhepunkten der Chemnitzer Oldtimer<br />

Messe <strong>20</strong>10. Ein besonderes Schmuckstück war der Wartburg Sport im Vordergrund. Rund 6500<br />

Gäste besuchten die Vorjahresveranstaltung, bei der 160 Raritäten auf vier und zwei Rädern zu<br />

sehen waren. Foto: Frank Reichel


✃<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

01/<strong>20</strong>11


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

01/<strong>20</strong>10 ✁


✃<br />

DKW Front Rennwagen<br />

Baujahr 1931<br />

Gesamtfahrzeug<br />

Technische Beschreibung<br />

Bauart: Monoposto-Rennwagen in Rahmenbauweise<br />

Antrieb: Frontantrieb durch quer im Fahrzeugbug hinter der<br />

Vorderachse eingebauten 2-Zylinder 2-Taktmotor und<br />

Schaltgetriebe mit angebautem Stirnraddifferential<br />

Karosserie: Monoposto-Rennwagen-Karosserie<br />

Hersteller Firma Hornig Meerane<br />

Abmessung und Gewicht:<br />

Radstand: 2100 mm<br />

Spurweite vorn: 1100 mm<br />

Spurweite hinten: 1100 mm<br />

Gesamtlänge: 3140 mm<br />

Gesamtbreite: 1250 mm<br />

Gesamthöhe: 1080 mm<br />

Leergewicht: 390 kg<br />

Bereifung: 3.50 x 19<br />

Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h<br />

Kraftstoffverbrauch: 12–15 l/100 km<br />

Triebwerk<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Motor:<br />

Bauart: wassergekühlter 2-Zylinder-Reihenmotor<br />

Arbeitsverfahren: 2-Takt-Ottomotor mit doppelt wirkender Ladepumpe<br />

unterhalb des Kurbelgehäuses<br />

Bohrung: 68 mm<br />

Hub: 68 mm<br />

Hubraum: 494 cm³<br />

max. Leistung: 36 PS bei 5500 U/min<br />

Schmierung: Frischölschmierung durch Öl-Kraftstoffgemisch 1:<strong>20</strong><br />

Kühlung: Wasserumlaufkühlung (Thermosyphon)<br />

Anordnung des Kühlers: über der Vorderachse<br />

Kupplung: Mehrscheibenkupplung im Ölbad<br />

Getriebe und Ausgleichgetriebe: Blockgetriebe mit angebautem Stirnraddifferential, drei Vorwärtsgänge<br />

Schaltung: Krückstockschaltung in Mitte Armaturenbrett<br />

Kraftübertragung zum Getriebe: über Zahnräder<br />

01/<strong>20</strong>11


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Elektrische Anlage<br />

Zündung: Batteriezündung<br />

Bordspannung: 6 Volt<br />

Lichtmaschine: Dynastartanlage<br />

Anlasser: Dynastartanlage<br />

Batterie: Anordnung im Motorraum rechts vor der Stirnwand<br />

Fahrgestell<br />

Vorderachse: Einzelradaufhängung an zwei übereinander angeordneten<br />

Querblattfedern, ohne Stoßdämpfer<br />

Radantrieb: über Gelenkwellen mit inneren Hardy-Scheiben<br />

und äußeren Tracta-Gelenken<br />

Lenkung: Schneckenlenkgetriebe hinter der<br />

Vorderachse am Rahmenquerträger befestigt<br />

Hinterachse: Einzelradaufhängung an zwei übereinander angeordneten<br />

Querblattfedern, ohne Stoßdämpfer<br />

Rahmen: Rahmen aus zwei eng beisammenliegenden U-Profillängsträgern<br />

durch angenietete Flacheisen verbunden<br />

Bremsen:<br />

Bauart: Innenbackentrommelbremse<br />

Fußbremse: mechanische Vierradbremse mit Seilzugbetätigung<br />

Handbremse: mechanisch mittels Seilzug auf die Hinterräder wirkend<br />

Kraftstoffbehälter:<br />

Anordnung: im Motorraum auf Stirnwandvorbau<br />

Inhalt: ca. 30 Liter<br />

Hintergründe zur Entstehung des Fahrzeuges<br />

Zur internationalen Automobilausstellung im Februar 1931 in Berlin stellten die Zschopauer Motorenwerke mit<br />

dem DKW Front F1 das damals mit 1685 Reichsmark preiswerteste deutsche Auto vor.<br />

Die technische Neuerunge dieses Pkw war der erstmals in Großserie gebaute Frontantrieb, der damit den<br />

Siegeszug des Frontantriebes im Pkw-Bau einleitete.<br />

Um die Leistungsfähigkeit dieses kleinen Pkw zusätzlich unter Beweis zu stellen, wurden fünf Fahrgestelle mit<br />

Monoposto-Rennwagen-Karosserien ausgerüstet, die von der Firma Hornig Meerane gefertigt wurden. Der erste<br />

Renneinsatz erfolgte im Juni 1931 beim Eifelrennen auf dem Nürburgring. Später sah man diese Rennwagen auch<br />

zu den damals beliebten Bergrennen, so zum Beispiel am Kesselberg, am Schauinsland/Freiburg und anderen.<br />

Die wichtigsten Rennfahrer im DKW F1 waren Gerhard Macher, Toni Bauhofer, Hans Simons, Walter Oestreicher,<br />

Fritz Theißen, Gustav Meinz und Kurt May.<br />

Mit der Neuorientierung des deutschen Motorsports nach 1933 verlegte sich DKW mit den 2-Takt-Automobilen<br />

verstärkt auf Zuverlässigkeits- und Geländesport, sodass eine Weiterentwicklung der Monoposti nicht erfolgte.<br />

Quellen:<br />

Technische Daten und Beschreibungen aus Unterlagen des Automobilmuseums August Horch Zwickau und von Audi Tradition Ingolstadt<br />

Fotos: FES GmbH vom Austellungsfahrzeug des Automobilmuseums August Horch in Zwickau<br />

Zusammenstellung: Dipl. Ing. K.-H. Brückner, Förderverein August Horch Museum Zwickau e. V.<br />

01/<strong>20</strong>11<br />


Silberpfeil-Triumpf<br />

in Übersee<br />

Rund 1.500.000 Mark hatte der Vorstand der Auto-Union<br />

für das Rennjahr 1937 genehmigt. Zehn neue Rennwagen für<br />

680.000 Mark sollten gebaut werden. Vier Trainingswagen und<br />

Bergwagen aus alten Beständen kosteten 98.000 Mark. Ersatzteile,<br />

Reparaturen, Versuche, Spezialwerkzeuge und Vorrichtungen<br />

304.000 Mark, Löhne und Gehälter 160.000 Mark.<br />

Fast auf allen Rennstrecken der Welt hatten die starken Super-<br />

Rennwagen der beiden größten deutschen Autounternehmen<br />

(Auto Union und Mercedes-Benz – Anm. d. Red.) drei <strong>Jahre</strong> lang<br />

die ersten Preise gewonnen, nun sollten dem sensationslüsternen<br />

amerikanischen Publikum die brüllenden Silberleiber mit<br />

den 500-PS-Motoren vorgeführt werden. Der „Vanderbilt-<br />

Pokal“ in den USA lockte.<br />

Viele Beratungen gingen diesem Rennen voraus. In Berlin fand<br />

im April 1937 in Anwesenheit des NSKK-Stabführers von Bayer-<br />

Teil 11<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Aus dem Tagebuch<br />

eines Rennmechanikers der Auto Union<br />

und Schluss<br />

Rudolf Friedrich hat als Rennmechaniker der Auto Union die großen Erfolge der Silberpfeile in den 1930er <strong>Jahre</strong>n<br />

miterlebt und genauso die Schattenseiten des Rennsports kennengelernt. In der Betriebszeitung des ehemaligen<br />

VEB <strong>Sachsen</strong>ring Zwickau berichtete er Ende der 1950er <strong>Jahre</strong> über seine Zeit an der Seite von Stuck,<br />

Rosemeyer & Co. „<strong>AufgeHorcht</strong>“ veröffentlicht Auszüge aus diesem hochinteressanten Tatsachenbericht in der<br />

Serie „Aus dem Tagebuch eines Rennmechanikers der Auto Union“. Der elfte Teil greift das Geschehen zum<br />

Vanderbilt-Cup in den USA 1937 auf. Damit endet diese Serie. Die Redaktion bedankt sich herzlich bei Jürgen<br />

Pönisch, der aus seinem Archiv Fotos für die Illustration der Serie zur Verfügung stellte.<br />

Mit dem Schnelldampfer „Bremen“, hier am Columbuskai<br />

in Bremerhaven, ging es zum Vanderbilt-Cup nach Amerika.<br />

Ehrenberg (NSKK = Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps –<br />

Anm. d. Red.), den beiden Rennleitern Dr. Feuereisen und<br />

Neubauer sowie eines Dolmetschers eine Verhandlung statt.<br />

Rennleiter Dr. Feuereisen legte in dieser Verhandlung Wert<br />

darauf, dass mit den Amerikanern geklärt werden müsse, ob<br />

gegen die deutsche Rennmannschaft Unfreundlichkeiten zu erwarten<br />

wären und ob die amerikanischen Veranstalter die Garantie<br />

übernehmen würden, dass die Deutschen nicht in Schmutz<br />

gezogen würden, ob es weiterhin in ihrer Macht stünde, eine<br />

Hetze gegen die Deutschen, soweit sie nicht jüdischer Abstammung<br />

wären, zu verhindern und ob sie gute Aufnahme<br />

finden würden. Man hatte also Angst vor einer Provokation des<br />

amerikanischen Publikums gegen die deutschen Faschisten.<br />

Die amerikanischen Veranstalter zahlten auch kein festes<br />

Startgeld, wie es in Europa üblich war, erklärten sich aber<br />

bereit, jeder deutschen Firma 10.000 Dollar Garantie zu zahlen,<br />

die aber auf die Preise angerechnet wurden.<br />

Mit der „Bremen“ zum Vanderbilt-Cup<br />

Und wieder fuhr eines der modernsten und schnellsten Schiffe<br />

der Welt, die 51.660 Brutto-Register-Tonnen große, mit<br />

125.000-PS-Maschinenstärke ausgerüstete „Bremen“ unter den<br />

Klängen der Bordkapelle mit dem Lied: „Muss i denn, muss i<br />

denn ...“ aus dem Bremer Freihafen. Mit 29 Knoten (53,6 km)<br />

Geschwindigkeit in der Stunde, trug das 217 Meter lange Schiff<br />

die beiden deutschen Rennmannschaften mit vier Rennwagen<br />

und 2500 Liter Rennkraftstoff über den Atlantischen Ozean<br />

zum großen „Vanderbilt Cup“ nach Amerika.<br />

Am 22. Juni, 12 Uhr, hatte die „Bremen“ das offene Meer<br />

erreicht, und die Rennmechaniker begannen das stolze weiße,<br />

von deutschen Werftarbeitern erbaute Luxusschiff zu besichtigen.<br />

01/<strong>20</strong>11 27


28<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Alfred Neubauer, Richard Seaman, Bernd Rosemeyer, Elly<br />

Beinhorn, Commodore Ahrens (Kapitän der „Bremen“), Ernst von<br />

Delius, Dr. Karl Feuereisen im Salon der „Bremen“ bei der Überfahrt<br />

nach New York.<br />

Dr. Karl Feuereisen, Ernst von Delius, Robert Eberan, Elly<br />

Beinhorn und Bernd Rosemeyer im Schwimmbad der „Bremen“.<br />

Ernst von Delius, Bernd Rosemeyer, Elly Beinhorn, Richard Seaman,<br />

Rudolf Caracciola und Alfred Neubauer an Bord der „Bremen“ .<br />

01/<strong>20</strong>11<br />

Schon nach einigen Stunden waren unsere Rennfahrer und wir<br />

Rennmechaniker die Sensation an Bord der „Bremen“, und<br />

viele der Passagiere knüpften mit uns die freundschaftlichsten<br />

Gespräche an. Die Helden an Bord der „Bremen“ waren<br />

Rosemeyer und Caracciola, beide mit ihren Frauen. Kino,<br />

Schwimmbad, Schießbude, Gymnastikraum und vieles andere<br />

war auf dem Schiff. Nach dem Abendessen wurde Billard<br />

gespielt, und um Mitternacht tanzten die Rennfahrer mit ihren<br />

Frauen auf dem Sonnendeck.<br />

Am 28. Juni morgens, am sechsten Tag der Seefahrt, tauchten<br />

in der Ferne aus dem Morgennebel die gigantischen Wolkenkratzer<br />

Neuyorks auf. Schemenhaft ragten diese Steinklötze<br />

wie Schatten in den Himmel. Das Schiff näherte sich der USA-<br />

Küste. Langsam führ die „Bremen“ Long Island entlang. Die<br />

ersten Hochhäuser des weltbekannten Vergnügungsparkes<br />

von Coney Island tauchten auf.<br />

Dann stoppte die „Bremen“. Ein Lotse kam an Bord und mit<br />

ihm einige Dutzend Sportreporter und Fotografen. Wie die<br />

Wilden fielen sie über Rosemeyer und Elly Beinhorn her. Jeder<br />

Reporter wollte seiner Zeitung das erste Interview mit<br />

Rosemeyer bringen.<br />

Während die „Bremen“ im Neuyorker Hafen einlief und Rosemeyer<br />

sich vor Fotografen auf dem Schiff kaum retten konnte, schaukelte<br />

der italienische Rennfahrer Nuvolari auf der „Normandie“ noch<br />

auf dem Ozean und erhielt einen für ihn erschütternden Funkspruch.<br />

Sein Sohn war in der Heimat an einem längeren schweren<br />

Herzleiden gestorben. Und unter dieser psychischen Belastung<br />

sollte er einen im Vorjahr gewonnenen Vanderbilt-Pokal verteidigen.<br />

Als unsere Rennwagen mit großen Kränen von der „Bremen“<br />

heruntergeholt wurden, staunten selbst die Amerikaner im<br />

Hafen. Rosemeyer musste wohl hundertmal fotografiert worden<br />

sein, bevor er den ersten Fuß auf amerikanischen Boden<br />

setzte. Und nun hatte unser verrückter Bernd Rosemeyer –<br />

wie immer – nichts Eiligeres im Kopf, als mit Dr. Feuereisen<br />

und Ernst Delius sofort hinaus zur Roosevelt-Bahn zu rasen<br />

und die Rennstrecke abzufahren.<br />

Enge Kurven, lange Wagen, finstere Gesichter<br />

Als sie die Bahn im Privatwagen langsam abfuhren, wurde<br />

Rosemeyers Gesicht immer länger und finsterer. Von Kurve zu<br />

Kurve begann er an einem Sieg zu zweifeln. Die Roosevelt-<br />

Bahn war eine einfache, auf flachem Feld angelegte, kurvenreiche,<br />

schmale Straße, die rechts und links mit einer 30 cm<br />

hohen Bretterwand versehen war. Es war unmöglich, eine<br />

Training zum Vanderbilt-Cup auf dem<br />

Roosevelt Raceway in Long Island.


Kurve und den Grad ihrer Krümmung zu erkennen oder einen<br />

Anhaltspunkt zum Bremsen zu finden. Keine Kurve war da, die der<br />

Fahrer, wie auf dem Nürburgring, schnell und zügig durchfahren<br />

konnte. Im Gegenteil, die Kurven waren so eng, dass die Fahrer<br />

zu kämpfen hatten, unsere langen Wagen einigermaßen schnell<br />

hindurchzubringen. Und dazu kann noch, dass die Fahrer im<br />

Rennen beliebig rechts oder links überholen durften.<br />

Wenn man die Roosevelt-Rennbahn betrachtete, konnte man<br />

feststellen, dass sie den kurzen amerikanischen Rennwagen,<br />

die sich die Fahrer zum Teil selbst bauten, angepasst war.<br />

Unsere längeren Rennwagen waren für die engen Kurven<br />

weniger geeignet.<br />

Rosemeyer fuhr nun mit einer Versessenheit, unter Anwendung<br />

seiner bewährten Kurventechnik, bis er einen neuen Streckenrekord<br />

aufstellte. Als die deutschen Rennwagen auf den beiden<br />

einzigen Geraden von einem Kilometer Länge 260 Kilometer<br />

fuhren, staunten die Amerikaner. Als sie aber nach dem<br />

Training davon hörten, dass Rosemeyer auf den europäischen<br />

Rennstrecken 395 Kilometer fuhr, blieb selbst den abgebrühten<br />

Amerikanern der Mund offen. Rundenzeiten, die amerikanische<br />

Rennfahrer durch wochenlanges Training herausholten, fuhren<br />

Rosemeyer und Caracciola schon am zweiten Trainingstag.<br />

Kein Start bei Regen<br />

Für die deutsche Rennmannschaft war vieles neu an diesem<br />

amerikanischen Rennen, das die Besitzer der „Roosevelt<br />

Raceway“ veranstalteten und auch die Einnahmen kassierten.<br />

So wie Platz war und die Fahrer Lust hatten, konnten sie<br />

rechts oder links überholen. Jeder Rennfahrer musste zwar<br />

vor dem Rennen dreimal drei aufeinanderfolgende Qualifikationsrunden<br />

fahren, zu denen er besonders gestartet war, und<br />

worauf er seinen Startplatz erhielt. Für jeden Fahrer wurde<br />

ein Rundenzähler eingestellt, der auf seinem Rücken die<br />

Startnummer eines Fahrers trug. Regnete es am Start oder<br />

fing es an zu regnen, so wurde das Rennen abgesagt oder<br />

abgebrochen, was es in Europa nicht gab.<br />

Da kommt doch Rosemeyer mit seinem grünen Hut und einer<br />

Feder darauf, in kurzen Hosen mit Trachtenhosenträgern und<br />

weißen Wadenstrümpfen, quietschvergnügt einen Schlager<br />

pfeifend, zum Training. Großes Aufsehen unter den<br />

Neugierigen, die hinausgewandert waren zur Rennstrecke.<br />

Hunderte Kameras wurden hochgerissen, eingestellt, und<br />

ohne Rücksicht auf die Zuschauer begann eine wilde<br />

Knipserei. In solch einer Aufmachung hatten die Amerikaner<br />

Bernd Rosemeyer auf dem Roosevelt Raceway.<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

von dem berühmten, jungen Rennfahrer Bernd Rosemeyer<br />

noch kein Foto gesehen. Neben der Boxe standen vier platinund<br />

wasserstoffblonde Girls und verdrehten sich fast die Hälse<br />

nach Rosemeyer. So wurde auch ein Foto – neben vielen anderen<br />

von Rosemeyer und Caracciola – in einer Zeitung groß<br />

abgebildet. Rosemeyer wurde über Nacht zum Liebling des<br />

amerikanischen Publikums.<br />

Heiße Julihitze lag über Neuyork. Die Rennmannschaft hatte<br />

kaum Zeit, sich die 7-Millionen-Weltstadt, mit den neun<br />

Wolkenkratzern von <strong>20</strong>8 bis 380 Metern Höhe, anzusehen.<br />

Frühzeitig fuhren die Mechaniker an Hunderten Wolkenkratzern<br />

vorbei nach der 30 Kilometer entfernten<br />

Rennstrecke. Den ganzen Tag ließen die riesigen Steingiganten<br />

keinen Sonnenstrahl auf die Straßen fallen. Spät nachmittags<br />

kam dann die Rennmannschaft in die Werkstatt zurück, und es<br />

gab noch sehr viel Arbeit. Weil die Amerikaner sonntags alle<br />

auf Wochenendfahrt waren, wurde das Rennen am Sonnabend<br />

gestartet.<br />

Am 3. Juli, 13 Uhr, standen 32 Rennwagen am Start. Die ganze<br />

Rennstrecke und die Tribünen waren voller Zuschauer. Es fehlten<br />

nur noch einige Minuten bis zum Start. Die Motoren liefen<br />

abwechselnd auf vollen Touren. Da fielen die ersten<br />

Regentropfen, und immer stärker wurde der Regen.<br />

Rennleiter und Organisatoren traten zusammen, und es<br />

wurde mit den amerikanischen Veranstaltern hin und her<br />

geredet. Dann gaben die Lautsprecher bekannt, dass das<br />

Rennen auf Montag verlegt wird. Rings um den Startplatz<br />

wurde nun gepfiffen und gejohlt. Rowdys schossen<br />

Schreckschüsse und Handraketen in die Luft. Wieso die<br />

Amerikaner als Zuschauer Schreckschusspistolen und<br />

Handraketen mitführten, war uns Europäern unerklärlich.<br />

Typisch amerikanisch, immer Sensation. Die Rennfahrer stiegen<br />

nun wieder aus ihren Rennwagen, und die Mechaniker<br />

schoben die Rennwagen zurück in die Boxen. Unsere<br />

Rennfahrer waren einesteils froh, denn die amerikanischen<br />

Wagen hatten keine gesommerten Reifen zur Verfügung, und<br />

das hätte den deutschen Fahrern, die gesommerte Reifen mitführten,<br />

bei regennasser Bahn gefährlich werden können.<br />

Durch die Verlegung des Rennens wurde der Abreisetermin<br />

der beiden deutschen Rennmannschaften sehr knapp. Die<br />

ganze Rennexpedition musste spätestens am 7. Juli mit dem<br />

Dampfer „Europa“ Neuyork verlassen. Am 13. Juli sollte die<br />

„Europa“ in Bremerhaven einlaufen, und acht Tage danach<br />

musste die Rennmannschaft wieder zum Nürburgring fahren.<br />

Der „Große Preis von Deutschland“ sollte am 25. Juli mit acht<br />

deutschen Rennwagen ausgetragen werden.<br />

01/<strong>20</strong>11 29


30<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Der Kampf um den silbernen Riesenpokal<br />

Der „Vanderbilt Cup“ war ein 1,10 Meter großer Silberpokal<br />

und ein Wanderpreis. Um ihn endgültig zu besitzen, musste er<br />

dreimal gewonnen werden. Jeder einzelne Sieger erhielt<br />

davon eine Nachbildung in 35 Zentimeter Größe und <strong>20</strong>.000<br />

Doller. 1936 trug ihn der Italiener Nuvolari nach Europa.<br />

1937 wurde der Kampf um den Wanderpreis unter 31<br />

Rennfahrer auf der 5,3 km Rennstrecke über 90 Runden – 480<br />

km, in Long Island vor New York ausgetragen. Beim zweiten<br />

Start fielen wieder einige Regentropfen, als die Rennmechaniker<br />

die Rennwagen an den Start schoben, und wir hatten<br />

Bedenken, dass das Rennen wieder abgesagt würde. Elf<br />

Reihen zu je drei Rennwagen standen auf dem Startplatz. Die<br />

sechs Europäer, als die schnellsten im Training, standen in den<br />

vordersten Reihen.<br />

13.28 Uhr. Der Lärm der Zuschauer auf den drei Haupttribünen<br />

vor den beiden Geraden wurde von dem Brüllen,<br />

Heulen und Brummen der Rennmotoren mit den Kompressoren<br />

übertönt. In letzter Minute rannten noch einige<br />

Mechaniker zur Seite, und mit höchster Konzentration aller<br />

Nerven saßen die Fahrer startbereit am Steuer, den Gashebel<br />

durchzudrücken.<br />

Bernd Rosemeyer mit Pokal nach der Siegerehrung<br />

zum Vanderbilt-Cup am 3. Juli 1937.<br />

01/<strong>20</strong>11<br />

Da schossen auch schon die ersten Fahrer wie ein Rudel<br />

Windhunde in die erste Kurve hinein.<br />

Auf dieser Rennbahn konnte man die Fahrer vom Start weg<br />

während des ganzen Rennens sehen. Rosemeyer führte vor<br />

Caracciola die ersten beiden Runden. In der dritten Runde<br />

hing sich Rosemeyer an Caracciolas Hinterrad. Als er ihm aber<br />

zu langsam fuhr, schoss Rosemeyer in der zehnten Runde an<br />

Caracciola vorbei und davon. Einige Runden danach hatte er<br />

schon acht Sekunden Vorsprung. Jetzt begann Caracciola,<br />

Rosemeyer nachzujagen, der Kompressor seines Motors heulte<br />

auf und wurde in der 17. Runde sauer. Wieder ging einer<br />

der dramatischen Zweikämpfe zwischen Rosemeyer und<br />

Caracciola zugunsten des „blonden Boys“ aus.<br />

Stichflammen aus Nuvolaris Wagen<br />

Kaum war dieser Zweikampf zu Ende, gab es eine neue<br />

Sensation. Stichflammen schossen aus Nuvolaris Rennwagen.<br />

Auf den Tribünen ging ein wildes Schreien los und alle Augen<br />

waren nur noch auf den hell brennenden Rennwagen von<br />

Nuvolari gerichtet. Wenn bloß nicht der Benzintank platzte –<br />

das hätte eine Katastrophe gegeben. Der rote Teufel aus<br />

Modena – einige europäische Zuschauer nannten Nuvolari so,


wegen der roten Lederweste und der roten Kopfhaube, die er<br />

bei vielen Rennen trug und weil er oft einer der todesmutigsten<br />

Fahrer war – kletterte bei noch 80 km Geschwindigkeit<br />

aus seinem engen Sitz. Um die anderen Fahrer auf der<br />

Rennstrecke nicht zu gefährden, steuerte er stehend und geistesgegenwärtig<br />

den brennenden Rennwagen aus der Bahn auf<br />

eine seitlich gelegene Wiese. Er sprang erst ab, als der Wagen<br />

stand. Das war der Sportskamerad und allen Gefahren<br />

gewachsene, italienische Rennfahrer Tazio Nuvolari. Er sah<br />

nicht nur sein Leben in Gefahr, sondern auch das der anderen<br />

Rennfahrer. Zwei der aussichtsreichsten Pokalanwärter waren<br />

nun nicht mehr im Rennen. Rosemeyer führte mit 38<br />

Sekunden vor dem letzten Mercedesfahrer Seaman und dem<br />

stärksten Amerikaner Mays auf einem italienischen Alfa<br />

Romeo. Doch schon in der 38. Runde musste Rosemeyer<br />

tanken und Reifenwechseln. Wie in Tripolis trat auch in New<br />

York ein unvorhergesehener, hoher Benzinverbrauch auf. Nun<br />

traten die Rennmechaniker in Aktion. <strong>20</strong>0 Liter Kraftstoff und<br />

zwei Hinterräder wurden in 28,6 Sekunden getankt und<br />

gewechselt. Vielen Amerikanern stand der Mund noch offen,<br />

als der Rennwagen schon weg war. Ein lang anhaltender und<br />

starker Beifall, wie noch nie, rauschte zu unserer Box herüber.<br />

So eine Blitzaktion an einem Rennwagen hatten die<br />

Amerikaner noch nicht gesehen. Bravo, bravo riefen einige<br />

Deutschsprechende immer wieder zu uns herüber.<br />

Mit Falschinformationen zum Sieg<br />

Sechs Runden lang lag nun Seaman an der Spitze, musste aber<br />

in der 45. Runde auch tanken. Seaman fuhr also sieben Runden<br />

mehr mit seinem Kraftstoff als Rosemeyer. Für unsere Rennleitung<br />

stand nun fest, dass Seman auch die zweite Hälfte des<br />

Rennens ohne zu tanken durchfahren würde, während<br />

Rosemeyer ein zweites Mal tanken musste. Aus diesem<br />

Grunde erhielt nun Rosemeyer von der Boxe aus<br />

falsche, zu kurze Abstandszeiten zu Seaman. Damit sein<br />

Vorsprung zu einem zweiten Tanken reichen würde, sollte er<br />

schneller fahren.<br />

Trotzdem seine Kupplung rutschte, drehte er auf und<br />

erhöhte seinen Vorsprung auf 31 Sekunden. In der 79. Runde<br />

hatte er schon einige Wagen überrundet und kam an die Box<br />

gerollt zum Auftanken. In der 80. Runde hatte er bereits<br />

wieder 11 Sekunden vor Seaman und eine Runde vor Mays.<br />

Doch wir hatten Rosemeyer umsonst gejagt. In der vorletzten<br />

Runde blieb eingangs der Zielgeraden dem Mercedesfahrer<br />

Seaman der Motor stehen und er kam gerade noch rollend bis<br />

zur Box zum Auftanken. Anscheinend war ihm der Tank beim<br />

ersten Auftanken nicht voll gefüllt worden. Eine Runde noch<br />

und Rosemeyer war der Sieger um den „Vanderbilt Cup“. Mit<br />

51 Sekunden Vorsprung gewann er das Rennen vor Seaman<br />

und Mays. Mit 132,8 km Durchschnitt gewann Rosemeyer<br />

zum ersten Mal diesen Pokal. Er hatte dabei 7<strong>20</strong> Kurven<br />

durchfahren und 560mal die Bremse getreten. Seine Hände<br />

wiesen einige Blasen auf und sein Körper hatte fünf Pfund<br />

abgenommen. Von den 91 Runden führte er allein 76 Runden<br />

und holte sich 14 Rundenprämien von je <strong>20</strong> bis 100 Dollar<br />

sowie eine Armbanduhr.<br />

Nach dem Rennen musste er mit seinem Rennwagen hinter<br />

der Großtribüne A in einem mit Draht abgesperrten Raum<br />

fahren. Dort wurde er von der Presse empfangen und ausgequetscht.<br />

Was sich dort um den abgekämpften Rosemeyer<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

abspielte, war toll. Fotografen und Reporter stürmten auf ihn<br />

ein und riefen wild durcheinander: „Schauen Sie hierher. Nein,<br />

bitte dorthin. Lächeln Sie, lächeln, mehr lächeln, bitte.“ Alle<br />

Sekunden zuckte ein Blitz in sein vom Rennen verdrecktes<br />

Gesicht.<br />

Als später die Hinterachse mit Getriebe vom Motor des<br />

Rennwagens gelöst wurde, kam der Kupplungsbelag in mehreren<br />

Stücken gefallen. Rosemeyer hätte dieses Rennen keine<br />

Runde länger fahren können.<br />

Geselliges Beisammensein an Bord der „Bremen“.<br />

Empfang von Rudolf Hasse, Dr. Karl Feuereisen,<br />

Bernd Rosemeyer und Ernst von Delius am 13. Juli<br />

1937 am Bahnhof Zoo in Berlin.<br />

Fotos: Archiv Jürgen Pönisch<br />

Empfang der Auto Union Mannschaft (Ernst von Delius,<br />

Bernd Rosemeyer, Dr. Karl Feuereisen, August Jacob) am<br />

13. Juli 1937 in Bremerhaven.<br />

01/<strong>20</strong>11 31


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Vielfalt bestimmt die automobile Zukunft<br />

Antriebs- und Energiemanagementkonzepte für verschiedene Szenarien gefragt<br />

Was treibt das Auto von morgen an? Welche Szenarien<br />

werden die Mobilität der Zukunft prägen? Antworten<br />

auf diese Fragen gibt in diesem Beitrag der ausgewiesene<br />

Motorenexperte Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c.<br />

Cornel Stan von der Westsächsischen Hochschule<br />

Zwickau. Professor Stan ist Vorstand des Forschungsund<br />

Transferzentrums an der Hochschule. Er lehrt<br />

Technische Thermodynamik, Verbrennungsmotoren<br />

und Alternative Antriebssysteme in Zwickau sowie an<br />

den Universitäten Paris, Pisa, Perugia, Kronstadt/<br />

Rumänien und Berkeley/USA. Die Forschungsgebiete<br />

umfassen die Kraftfahrzeug-Antriebssysteme, die Direkteinspritzverfahren,<br />

die Simulation thermodynamischer<br />

Vorgänge, die Verbrennungsprozesse, die alternativen Kraftstoffe<br />

und das Energiemanagement im Kraftfahrzeug.<br />

Die Anzahl der Mega-Metropolen mit mehr als zehn Millionen<br />

Einwohnern – derzeit sind es weltweit <strong>20</strong> – nimmt rasant zu.<br />

Die Polarisierung der Mobilität in solchem Ausmaß führt zur<br />

untragbaren Zunahme der Verkehrsdichte, aber auch der<br />

lokalen Konzentrationswerte der Abgasprodukte aus Verbrennungsmotoren<br />

– Kohlendioxid, Schadstoffe, Partikel – und<br />

nicht zuletzt der Geräuschemission. Die Elektromobilität –<br />

kompakte, dynamische geräuschlose Wagen ohne lokale<br />

Emissionen – stellt aus dieser Perspektive ein ideales Szenario<br />

dar. Und noch mehr: die Integration der Antriebs-Elektromotoren<br />

in die Räder – die gegenwärtig in Prototypfahrzeugen<br />

Einzug findet – nach dem sie bereits 1889 von Ferdinand<br />

Porsche realisiert wurde – könnte die Fahrkinematik und<br />

-dynamik und daraus folgend den Verkehrsfluss in Städten<br />

revolutionieren: Jedes Rad als intelligenter Roboter mit unbegrenzter<br />

Richtungsfreiheit trägt zu neuen Bewegungsformen<br />

des Automobils bei – seitliches Parken, Drehen um die Achse,<br />

Kurvenfahrt mit anpassungsfähiger Vierradlenkung.<br />

Der Lohner-Porsche mit in den Vorderrädern integrierten Elektromotoren<br />

erregte Aufmerksamkeit zur Weltausstellung 1900 in Paris.<br />

Foto: Porsche<br />

32<br />

01/<strong>20</strong>11<br />

Elektrofahrzeug mit integrierten Radnabenmotoren.<br />

Noch fehlt die ausreichende<br />

Elektroenergie an Bord<br />

Das grundsätzliche Problem dieses Szenarios ist die Verfügbarkeit<br />

ausreichender elektrischer Energie an Bord. Der elektrische Antrieb<br />

mit gespeicherter Elektroenergie (Batterien und Supercaps) oder<br />

der an Bord aus Wasserstoff umgewandelten Energie (Brennstoffzellen)<br />

werden in nationalen Entwicklungsprogrammen intensiv<br />

verfolgt. Die um Größenordnungen geringere Energiedichte<br />

(Wh/kg) in Batterien und in Wasserstofftanks im Vergleich zu jener<br />

von Benzin oder Dieselkraftstoff, aber auch die Systemkomplexität<br />

und -zuverlässigkeit begrenzen erheblich die Reichweite und führen<br />

andererseits zu unannehmbaren Kosten, Gewicht und<br />

Volumen des Energiespeichers. Das Problem der Kohlendioxidemission<br />

wird bei der Speicherung von Elektroenergie<br />

oder von Wasserstoff an Bord eines Automobils nicht gelöst,<br />

sondern nur verschoben – Elektroenergie entsteht weltweit<br />

überwiegend in Kohlekraftwerken (in den USA, in Frankreich,<br />

Japan zum größten Teil in Kernkraftwerken), Wasserstoff wird<br />

– bis auf Pilotprojekte – aus Erdgas produziert, in beiden<br />

Fällen entsteht Kohlendioxid am Produktionsort.<br />

Die Polarisierung idealer Szenarien um den (Elektro)Antrieb selbst<br />

führt andererseits sehr oft zur Betrachtung des eigentlichen<br />

Automobils als eine Struktur um den Antrieb herum, die in Bezug<br />

auf diesen optimiert werden soll – also klein, leicht, kompakt. Die<br />

Energiedichte der derzeit fortschrittlichsten Batterien beträgt<br />

100 Wh/kg: die Energie in einer Lithium-Ionen-Batterie von<br />

100 Kilogramm entspricht jener, die ein Liter Dieselkraftstoff<br />

beinhaltet. Die Folgen: ein leichtes, sehr kompaktes Fahrzeug mit<br />

großer und schwerer Batterie, dennoch geringe Reichweite.<br />

Sicherheit, Komfort, Heizung und Klimatisierung bleiben dabei<br />

offene Probleme. Statistische Argumente über weltweit durchschnittliche<br />

Tagesfahrleistungen unter 50 Kilometer, deren Schlussfolgerung<br />

ein kompakter Universalwagen ist, gehen an der Realität


Energieform Elektroenergie aus<br />

Kraftwerken Wind-/<br />

Photovoltanische<br />

Anlagen<br />

Energiespeicherung<br />

oder<br />

Energieumwandlung<br />

in<br />

Elektroenergie<br />

Wasserstoff,<br />

Kohlenwasserstoffe,<br />

(Alkohole, Pflanzenöle)<br />

Batterie Brennstoffzelle Wärmekraft-Maschine<br />

in stationärem Betrieb<br />

als Stromgenerator<br />

(Otto, Diesel, Wankel,<br />

Stirling, Gasturbine)<br />

+ Generator<br />

vorbei: ein Einheitswagen mit Einheitsantrieb würde den natürlichen,<br />

wirtschaftlichen, technischen und sozialen Umgebungsbedingungen<br />

widersprechen. Die automobile Zukunft ist Vielfalt<br />

auf modularer Basis – von der Kompaktklasse zur Oberklasse,<br />

vom preiswerten PickUp in Indien zum Luxus-Elektromobil für<br />

Null-Emission-Zonen in Berlin und London, von Sport Utility<br />

Vehicle (SUV), Limousine, Coupé und Kombi zum Cabriolet.<br />

Diese Vielfalt spiegelt sich in geeigneten Energiemanagementkonzepten<br />

wider, wobei neben dem eigentlichen Antrieb auch die<br />

Energieversorgung an Bord – für Klima-, Heizungs-, Sicherheits-,<br />

Komfort- und Kommunikationssysteme – abzusichern ist.<br />

Zahlreiche Entwicklungsszenarien der Automobilhersteller<br />

weltweit sind zum Teil kontrovers: Hybridantriebe auf Basis von<br />

Benzinmotoren (wegen Marktakzeptanz in USA oder Japan) zeigen<br />

keine Vorteile gegenüber modernen Dieselmotoren, insbesondere<br />

im europäischem Fahrzyklus, auf der Autobahn sind sie<br />

eindeutig im Nachteil. Ein Diesel-Hybrid ist keine Verbesserung<br />

per se – aufgrund der ähnlichen Drehmomentcharakteristika<br />

des Diesels und des Elektromotors. Die doppelte Aufladung<br />

des Dieselmotors (Kompressor mit Elektromotorantrieb und Turboaufladung)<br />

erscheint technisch und wirtschaftlich als vorteilhafter.<br />

Die Brennstoffzelle mit Wasserstoff erlebt derzeit eine wahre<br />

Renaissance, genau wie die Batterie. Wasserstoff im Kolben- oder<br />

Wankelmotor wiederum bleibt ein sehr aktuelles Thema, genau<br />

wie Alkohole, pflanzliche Öle und Autogas. Das zeigt keineswegs<br />

Konzeptlosigkeit oder Unsicherheit, vielmehr ist die Tendenz<br />

erkennbar, den Antrieb bzw. das Energiemanagement an Bord an<br />

die Vielfalt zukünftiger Automobile technisch und wirtschaftlich<br />

anzupassen. Mehr noch, die Konzepte polarisieren sich nach Energieträgern,<br />

Energiewandlern und Energiespeichern sowie Antriebsart.<br />

Daraus sind vielfältige Kombinationen ableitbar. Wesentliche<br />

Kolbenmotor als<br />

Stromgenerator<br />

(Otto-/Diesel)<br />

+ Generator<br />

Antrieb Elektromotor(-en) Elektromotor(-en) Elektromotor(-en) Elektromotor(-en)<br />

+ Kolbenmotor<br />

Antriebsszenarien für zukünftige Automobile.<br />

Zum Teil kontroverse Entwicklungsszenarien<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Brennstoffzelle<br />

(gleicher Kraftstoff<br />

wie Antriebsmotor)<br />

Kolbenmotor<br />

(elektrische Steuerung<br />

von Ventiltrieb,<br />

Einspritzung, Wasserpumpe,<br />

Lüfter)<br />

Antriebsszenarien, die derzeit intensiv untersucht werden, sind in<br />

obenstehender Tabelle zusammengefasst.<br />

Das Potenzial der Wärmekraftmaschinen als Antrieb, aber auch<br />

als Stromgenerator lässt nicht erwarten, dass in den nächsten Jahrzehnten<br />

ihre eindeutige Dominanz in Antriebssystemen in Automobilen<br />

von Elektromotoren im Zusammenspiel mit Batterien<br />

oder Brennstoffzellen relativiert werden kann. Dafür sprechen<br />

Vorteile bezüglich Energieverbrauch, gesamte Schadstoffemission,<br />

technische Komplexität, Abmessungen, Gewicht, bei der Betrachtung<br />

von der Energiequelle bis zum Rad des Fahrzeugs.<br />

Konvergenz von Otto- und Dieselmotoren<br />

Die konsequente Verbesserung der thermodynamischen Prozesse<br />

in Verbrennungsmotoren – von Ladungswechsel, Gemischbildung<br />

und Verbrennung bis zur Wärmeübertragung – lassen eine weitere<br />

Senkung des spezifischen Kraftstoffverbrauchs um mehr als 30<br />

Prozent zu. Die Schadstoffemssion wird durch Prozessgestaltung,<br />

katalitische Nachbehandlung und Einsatz neuer Kraftstoffe<br />

beachtlich gesenkt.<br />

Die zukünftigen Kolbenmotoren werden durch folgende Funktionen<br />

geprägt sein: vollvariable Ventilsteuerung, doppelte Aufladung,<br />

Kraftstoffdirekteinspritzung, kontrollierte Selbstzündung, Management<br />

der Kühlung. Durch Plattformlösungen bezüglich Ladungswechsel<br />

(Aufladesysteme, Ventilsteuerung), Kraftstoffzufuhr<br />

(Direkteinspritzsysteme), Gemischbildung im Brennraum (Mehrfacheinspritzung)<br />

und Verbrennung (kontrollierte Selbstzündung)<br />

wird es teilweise zu einer Konvergenz von Otto- und Dieselmotoren<br />

kommen, insbesondere für den Einsatz in Mittelklassewagen.<br />

Ein solcher Motor mit 3 bis 4 Zylindern bei einem Hubraum<br />

von 0,8–1,4 dm³ wird bei Fahrzeug-Teillast in seinem Volllastbereich<br />

arbeiten, um stets einen hohen Wirkungsgrad zu erreichen.<br />

Bei hoher Leistungsanforderung des Fahrzeugs wird mittels<br />

zuschaltbarer Aufladesysteme (elektrisch angetriebener<br />

01/<strong>20</strong>11 33


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Übersicht der Antriebssysteme, Energiespeicherformen und Energieumwandlungskonzepte<br />

für Fahrzeugantriebe.<br />

Funktionsmodule eines Verbrennungsmotors mit Aktivierungsenergie<br />

von einer stationär arbeitenden Brennstoffzelle an Bord (gleicher<br />

Kraftstoff für Verbrennungsmotor und Brennstoffzelle).<br />

Range Extender: Citroen Saxo Dynavolt mit Elektroantrieb und<br />

Zweitaktmotor mit Direkteinspritzung als Stromgenerator.<br />

34<br />

01/<strong>20</strong>11<br />

Kompressor und zusätzliche Turboaufladung) die Ladung mit Luft-/<br />

Kraftstoffgemisch erhöht, wodurch die Leistung zunimmt.<br />

Grundsätzliche Unterschiede zwischen Otto- und Dieselmotoren,<br />

insbesondere der Drehmomentverlauf und der Herstellungspreis,<br />

werden jedoch eine allgemeine Verschmelzung<br />

dämpfen: für kompakte, preiswerte Automobile haben kleine,<br />

effiziente Ottomotoren eindeutig Vorteile, für leistungsstarke<br />

Oberklassewagen sind Dieselmotoren die bessere Alternative.<br />

Zwischen Konkurrenz und Partnerschaft<br />

Der Hybridantrieb mittels Elektro- und Kolbenmotor wird seit<br />

Ende der 1990er <strong>Jahre</strong> von Toyota erfolgreich produziert. Diese<br />

Antriebsform war zuvor bei AUDI bereits in Serienproduktion<br />

(A4 duo – 1997) nachdem alternative Antriebskonzepte<br />

(AUDI 100 duo – 1989; AUDI 100 duo – 1991) erprobt wurden.<br />

Der prinzipielle Vorteil solcher Lösungen besteht in der günstigen<br />

Kombination des Drehmomentverlaufes eines Elektromotors<br />

(mit dem Maximum im niedrigen Drehzahlbereich,<br />

von der Drehzahl Null an) mit jenem eines Kolbenmotors (mit dem<br />

Maximum im höheren Drehzahlbereich). Dieser Vorteil kommt<br />

insbesondere beim Anfahren bzw. bei niedrigen Geschwindigkeiten<br />

zum Tragen. Zwei günstige Einsatzgebiete sind demzufolge<br />

schwere Fahrzeuge bzw. Fahrzeuge im Stadtverkehr. Es wurden<br />

bereits unterschiedliche Varianten zur Kombination beider<br />

Antriebe realisiert.Ein anderes Konzept geht davon aus, dass<br />

beide Antriebsanteile nicht mechanisch angekoppelt sein müssen:<br />

der Verbrennungsmotor treibt beispielsweise die Vorderachse<br />

des Fahrzeuges an, der Elektromotor die Hinterachse (Lexus<br />

RX 400 h, Citroen – wie bei AUDI 100 – 1989).<br />

Statt der Kombination des Antriebs-Verbrennungsmotors mit<br />

Antriebs-Elektromotor(en) kann jedoch ein alleiniger Antriebs-<br />

Verbrennungsmotor eingesetzt werden, der je nach Drehmomentbedarf<br />

ein- oder zweimal aufgeladen wird, beispielsweise<br />

mittels Kompressor und Turboaufladung. Der Kompressor kann<br />

dabei günstigerweise elektrisch angetrieben werden, wobei<br />

ein solcher Elektromotor weitaus kompakter und preiswerter<br />

als ein Antriebs-Elektromotor ist. Im niedrigen Lastbereich<br />

des Fahrzeugs arbeitet der kompakte Verbrennungsmotor bei<br />

seiner Volllast, damit bei optimalem Wirkungsgrad, d. h. mit<br />

niedrigem spezifischem Kraftstoffverbrauch. Im höheren<br />

Lastbereich des Fahrzeugs arbeitet der Verbrennungsmotor<br />

nach wie vor in seinem Volllastbereich, jedoch bei zugeschalteter<br />

Aufladung mit mehr Gemischmasse (was einem Motor<br />

mit größerem Hubvolumen gleich kommt). Dadurch funktioniert<br />

der Motor stets in seinem effizientesten Betriebsbereich.<br />

Die Erweiterung der letzt erwähnten Lösung mit einer stationär<br />

arbeitenden Brennstoffzelle (APU – Auxiliary Power Unit)<br />

auf Basis des gleichen Kraftstoffes an Bord wie für einen<br />

Kolbenmotor zur Absicherung der elektrischen Funktionen<br />

nicht nur des Fahrzeugs, sondern auch des Kolbenmotors<br />

selbst, ist ein weiterer Schritt zur deutlichen Verbesserung der<br />

Gesamtenergiebilanz an Bord.<br />

Die Funktion einer Wärmekraftmaschine als Stromgenerator<br />

ist dadurch gekennzeichnet, dass der Last- und Drehzahlbereich<br />

gegenüber einem Antriebsmotor extrem eingegrenzt<br />

ist. Dadurch kann der Verbrennungsprozess nahezu optimal<br />

gestaltet werden – wodurch Verbrauch und Emissionen weitaus<br />

unter denen eines Antriebsmotors sind.<br />

Bereits vor zwölf <strong>Jahre</strong>n wurden bei PSA Prototypfahrzeuge<br />

(Citroen Saxo) innerhalb eines Forschungsprojektes mit dem


Forschungs- und Transferzentrum e. V. an der Westsächsischen<br />

Hochschule Zwickau auf Basis eines neu entwickelten<br />

Boxer-Zweizylinder-Zweitaktmotors mit Benzindirekteinspritzung<br />

als Stromgenerator (10 kW bei 6000 U/min, Motormasse 8 kg,<br />

Motorabmessungen 35x25x25 cm) entwickelt. Der Benzinverbrauch<br />

von 2,4l/100 km im Stadtzyklus und die Reichweite<br />

von 4<strong>20</strong> Kilometer mit einem 15-Liter-Benzin-Tank empfehlen<br />

eine solche Lösung.<br />

Der Chevrolet Volt, der vor dem Serienstart steht, verfügt in<br />

ähnlicher Weise für den Antrieb über einen Elektromotor von<br />

1<strong>20</strong> kW/3<strong>20</strong> Nm und nutzt als Stromgenerator bei einer Leistung<br />

von 53 kW einen 3-Zylinder-Ottomotor mit Benzindirekteinspritzung<br />

und Turboaufladung. Renault hat bereits vor einem<br />

Jahrzehnt Prototypfahrzeuge mit Elektromotorantrieb mit<br />

Gasturbine als Stromgenerator erfolgreich erprobt. Mazda<br />

kündigte eine weitere Variante innerhalb des Konzeptes<br />

Elektroantrieb und Stromerzeugung an Bord mittels<br />

Wärmekraftmaschine an: Die Wärmekraftmaschine besteht in<br />

diesem Fall aus einem Wankelmotor mit Wasserstoffeinspritzung.<br />

Bei weitgehend stationärem Betrieb treten die<br />

Nachteile des Wankel-Verfahrens im Zusammenhang mit<br />

Ladungswechsel, Gemischbildung und Verbrennung bei einem<br />

stark gespreizten Drehzahlbereich nicht auf.<br />

Was treibt uns morgen an?<br />

Universallösung oder Vielfalt?<br />

Oberklassewagen, SUV: In Anbetracht der Fahrzeugmasse, der<br />

Fahrzeugeigenschaften und der repräsentativen Fahrprofile in<br />

dieser Klasse erscheinen dafür Voll-Hybrid-Lösungen bestehend<br />

aus einem Kolbenmotor und ein/zwei Elektromotoren als vorteilhaft.<br />

Mehr Gewicht und mehr Kosten (4000 bis 8000 Euro<br />

im Vergleich mit dem Antrieb mittels alleinigen Kolbenmotor)<br />

wird durch den Fahrzeuggesamtpreis in dieser Klasse relativiert.<br />

Mittelklassewagen: Kompakte Kolbenmotoren (3 Zylinder,<br />

etwa 1 Liter Hubraum) nach kombinierten Otto-/Dieselverfahren<br />

als Antrieb, mit stufenweise zuschaltbarer Aufladung,<br />

mit einem Stromgenerator auf Basis einer Brennstoffzelle – wobei<br />

Kolbenmotor und Brennstoffzelle von einem pflanzlichen Kraftstoff<br />

angetrieben werden – haben eindeutige Vorteile gegenüber<br />

anderer Lösungen für diese Fahrzeugklasse.<br />

Kompakte Stadtwagen: Reiner Elektromotorantrieb mittels<br />

Radnabenmotoren, Batterien mit hoher Energiedichte (Lithium-<br />

Ionen, Zink-Luft). Für Stadtverkehr, in Anbetracht der dringend<br />

erforderlichen Null-Emission von Kohlendioxid, Partikel, Schadstoffe<br />

und Lärm, bei einer moderaten Reichweite, ist diese Lösung<br />

unumgänglich, trotz des erheblichen Preises. Die Zunahme<br />

der Reichweite, aber auch die Abnahme der Batteriemasse,<br />

-abmessungen und Kosten durch eine stationär, als Stromgenerator<br />

arbeitende Wärmekraftmaschine (Wankel-, Stirling-,<br />

Zweitaktmotor oder Gasturbine) außerhalb der Null-Emission-<br />

Zonen hat als vorteilhaftes Konzept eine beachtliche Zukunft.<br />

Fazit: Die Vielfalt der zukünftigen Automobile bedingt die<br />

Diversifizierung ihrer Antriebe, deren modulare Auslegung,<br />

aber auch deren verknüpfte Funktion.<br />

Prof. Dr. Cornel Stan<br />

Zum Thema „Das Automobil der Zukunft – strategische<br />

Entwicklung zwischen Fahrzeugfunktionen, alternativen<br />

Antrieben, Fahreranpassung und globalisierter<br />

Auslegung“ spricht Prof. Cornel Stan am 1. Dezember<br />

<strong>20</strong>11, 16.30 Uhr im Vortragssaal des Horch Museums.<br />

Strong Hybrid.<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Antrieb durch Verbrennungsmotor, Elektroenergie an Bord mittels<br />

Brennstoffzelle.<br />

Elektroantrieb mittels Wärmekraftmaschine (Otto-, Diesel-, Stirlingoder<br />

Joule-Kreisprozess).<br />

01/<strong>20</strong>11 35


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Was gibt es denn noch zu VERSUCHen?<br />

Ein „Autoleben“ im Zeitraffer – Versuchsaufgaben<br />

in der Fahrzeugentwicklung gestern und heute<br />

Im Entwicklungsprozess eines Fahrzeuges steht der Versuch hinter Design, Konstruktion und Prototypenbau an<br />

letzter Stelle (was natürlich keinerlei Wertung darstellt). Dementsprechend wird der Entwicklungsabschnitt<br />

Versuch auch als Absicherung bezeichnet.<br />

Außenstehende fragen sich sicherlich<br />

manchmal: Was gibt es denn noch zu<br />

versuchen? Das Auto existiert seit mehr<br />

als 100 <strong>Jahre</strong>n!<br />

Prinzipiell soll durch die Versuche ein<br />

„Autoleben“ nachvollzogen werden.<br />

Alle Einflüsse und Belastungen, die ein<br />

Fahrzeug während seiner Nutzungsdauer<br />

überstehen muss, werden während<br />

der Entwicklung im Zeitraffer bestmöglich<br />

nachgestellt. Ziel ist natürlich ein<br />

über die Lebensdauer funktionierendes<br />

Auto und damit zufriedene Kunden.<br />

Bereits aus dem meist weltweiten<br />

Einsatz der Fahrzeuge ergibt sich ein<br />

breites Spektrum an Anforderungen<br />

durch verschiedenste Klimabedingungen<br />

und Fahrbahnverhältnisse bzw. -zustände<br />

in den einzelnen Ländern. Diese Anforderungen<br />

werden größtenteils anhand<br />

spezifischer Erprobungsvorschriften der<br />

einzelnen Automobilhersteller überprüft.<br />

Ein weiterer Bestandteil der Erprobung<br />

ist der Nachweis der Erfüllung gesetzlicher<br />

Vorgaben und Regelungen, deren<br />

Hauptinhalt die Themen Sicherheit und<br />

Umwelt darstellen. Da keine weltweit<br />

einheitlichen Standards vorliegen, gibt es<br />

auch hier eine Vielzahl durchzuführender<br />

Versuche, z. B. in den Bereichen<br />

Crash, Fußgängerschutz oder Abgasuntersuchungen.<br />

Ein dritter und nicht zu unterschätzender<br />

Grund Versuche durchzuführen, ist<br />

das ständige Streben nach Neuentwicklungen<br />

und Verbesserungen. Egal,<br />

ob neue Antriebssysteme, Materialien,<br />

Fügeverbindungen (z. B. Kleben statt<br />

Schweißen), Funktionsprinzipien, Herstellungsverfahren<br />

oder auch Materialeinsparungen<br />

– alle Neuerungen müssen<br />

die entsprechenden Vorgaben erfüllen.<br />

So werden im Entwicklungsprozess<br />

eines Autos mehrere Baustufen bzw.<br />

Schleifen durchlaufen, um am Ende ein<br />

optimales Fahrzeug auf den Markt zu<br />

bringen.<br />

Besteht ein Bauteil in einer Baustufe<br />

36<br />

01/<strong>20</strong>11<br />

eine Prüfung nicht, ist es die Aufgabe der<br />

Versuchsmitarbeiter, die Ursache zu<br />

finden und zu analysieren, um den<br />

Konstrukteuren entsprechende Optimierungsmaßnahmen<br />

vorzuschlagen. In<br />

den letzten Schleifen werden dann<br />

Fahrzeuge erprobt, die schon unter den<br />

künftigen Serienbedingungen gefertigt<br />

wurden, um auch fertigungs- und mon-<br />

tagebedingte Fehlereinflüsse zu prüfen<br />

und erforderlichenfalls abzustellen.<br />

Im Bereich Karosserie liegen die Erprobungsschwerpunkte<br />

bei der Dauer- und<br />

Betriebsfestigkeit sowie statischen Steifigkeit<br />

und dynamischen Festigkeit.<br />

Dabei ist nicht nur die Karosserie an sich<br />

von Interesse, sondern auch Türen und<br />

Klappen (Front-, Heck- oder Tank-)<br />

sowie Kotflügel.<br />

Bei der Dauer- und Betriebsfestigkeit<br />

werden z. B. die Türen und Klappen<br />

oder auch Schlösser, Schiebedächer,<br />

Fensterheber etc. durch entsprechende<br />

Prüfstände tausende Mal geöffnet und<br />

geschlossen. Gegenüber der Vergangenheit,<br />

wo diese Versuche nur bei<br />

Raumtemperatur (23°C) stattfanden,<br />

werden diese sogenannten Dauerläufe<br />

mittlerweile bei unterschiedlichsten<br />

Temperatur- und Feuchtebedingungen<br />

in Klimakammern durchgeführt. Damit<br />

wird einerseits natürlich die Sicherheit<br />

Prüfung der Torsionssteifigkeit (Verdrehung) bei der Trabant-Karosserie.<br />

Foto: Archiv FES GmbH<br />

gegenüber Bauteilversagen im Einsatz in<br />

der gesamten Welt verringert und andererseits<br />

dem immer größer werdenden<br />

Anteil an Kunststoffen im Automobilbau<br />

Rechnung getragen – Kunststoffe sind<br />

nun mal anfälliger auf Temperaturänderungen<br />

als Stahl.<br />

Auf dem Gebiet der statischen Steifigkeit<br />

werden von Karosserien oder Komponenten<br />

Biege-, Torsions- und Flächensteifigkeiten<br />

ermittelt. Warum? So führt<br />

z. B. Fahren in unebenen Geländen auch<br />

zu Verformungen der Karosserie, die<br />

natürlich nur so gering sein sollten, dass


eispielsweise jederzeit ein problemloses<br />

Öffnen der Türen möglich ist.<br />

Diesen Belastungen werden Karosserien<br />

statisch im Versuch ausgesetzt und die<br />

Verformungen (Verdrehungen) messtechnisch<br />

ermittelt. Schon die Trabant-<br />

Karosserie wurde in den 1970er <strong>Jahre</strong>n<br />

dieser Prozedur unterzogen. Im Unterschied<br />

zu damals ist allerdings durch den<br />

Fortschritt in der Messtechnik der Aufwand<br />

wesentlich verringert worden.<br />

Mussten damals die analogen Messuhren<br />

der über 60 Messstellen abgelesen<br />

werden, erfolgt die Messung jetzt per<br />

„Knopfdruck“ mittels verschiedenster<br />

Wegmesstechnik, beispielsweise mit<br />

Laserdistanz-Sensoren.<br />

Auch bei der Ermittlung von Flächensteifigkeiten<br />

hat im Vergleich zu den<br />

1990er <strong>Jahre</strong>n moderne Messtechnik<br />

Einzug gehalten. Eine gewisse Flächensteifigkeit<br />

vermittelt dem Kunden spür-<br />

bare Solidität, wenn z. B. durch Polieren<br />

oder vielleicht auch Schieben des Fahrzeuges<br />

keine Beule entsteht. Wurde<br />

noch vor 15 <strong>Jahre</strong>n dafür ein Gewicht<br />

auf die entsprechende Messstelle aufgelegt<br />

und danach mittels Messuhr die<br />

bleibende Verformung gemessen, steht<br />

bei der FES GmbH Fahrzeug-Entwicklung<br />

<strong>Sachsen</strong> heute dafür eine Beulsteifigkeitsprüfvorrichtung<br />

zur Verfügung.<br />

Mittels dieser Vorrichtung ist man in der<br />

Lage, kontinuierlich aufgebrachte Kraft<br />

und entstandene Verformung (elastisch<br />

oder bleibend) aufzuzeichnen und somit<br />

wesentlich konkretere Aussagen über<br />

die Steifigkeit der Fläche zu treffen.<br />

Bei der dynamischen Festigkeit werden<br />

einzelne Bauteile bis hin zu gesamten<br />

Fahrzeugen Schwingungsbelastungen ausgesetzt<br />

und auf Schadenfreiheit (Risse,<br />

Brüche o. ä.) untersucht. Im Gegensatz<br />

zur Vergangenheit werden auch hier<br />

immer mehr Versuche mit verschiedenen<br />

Temperatur- oder Feuchtebedingungen<br />

sowie dem Einsatz von korrosiven<br />

Medien (z. B. Salzlauge) gekoppelt.<br />

In den letzten <strong>Jahre</strong>n hat sich verstärkt<br />

die Berechnung und Computersimulation<br />

als zweites Standbein der Absicherung,<br />

neben dem (Hardware-)Versuch,<br />

herausgebildet. Besonders im Bereich<br />

der statischen Belastungen sind wesentliche<br />

Fortschritte erzielt worden, sodass<br />

einige Versuche nicht mehr in jeder<br />

Baustufe der Fahrzeugentwicklung<br />

durchgeführt werden müssen. Vor dem<br />

Beulsteifigkeitsprüfvorrichtung auf dem Messe-Stand der FES GmbH bei der Testing Expo in<br />

Stuttgart.<br />

Foto: FES GmbH<br />

Hintergrund immer kürzer werdender<br />

Entwicklungszeiten und doch z. T. großen<br />

Aufwandes (zeitlich und monetär)<br />

für die Versuche wird diese Entwicklung<br />

weiter in alle Bereiche der „altehrwürdigen“<br />

Versuchsdurchführung eindringen.<br />

Vielleicht heißt es irgendwann: Was gibt<br />

es denn noch zu VERSUCHen?<br />

Ronald Preussler<br />

Versuch – Teamleiter<br />

Karosserie/Exterieur<br />

FES GmbH Fahrzeug-Entwicklung <strong>Sachsen</strong>/<br />

Auto-Entwicklungsring <strong>Sachsen</strong> GmbH<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

01/<strong>20</strong>11 37


Mit Vorsprung durchgestartet<br />

und in der Erfolgsspur geblieben<br />

Horch Museum würdigte mit<br />

„<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>VW</strong> <strong>Sachsen</strong>“ die „einzig lebende Marke“ in der Schau<br />

Der „einzig lebenden Marke“ im August Horch Museum, so dessen Direktor Rudolf Vollnhals, widmete die<br />

Einrichtung von Dezember <strong>20</strong>10 bis März <strong>20</strong>11 eine Sonderschau. Der Anlass dafür war mehr als gerechtfertigt:<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> Volkswagen in <strong>Sachsen</strong>. Traditionell steht vor solchen Ausstellungseröffnungen eine Einführung. Für<br />

diesen besonderen Anlass waren besondere Gesprächspartner zu einer Podiumsdiskussion gekommen: Prof. Dr.<br />

Carl H. Hahn, der das <strong>VW</strong>-Engagement in <strong>Sachsen</strong> begründete, Dr. Gerd G. Heuß, der die Standorte in Zwickau<br />

und Chemnitz aufbaute, und Hans-Joachim Rothenpieler, der die Zukunft für <strong>VW</strong> Zwickau, Chemnitz und jetzt<br />

auch Dresden gestaltet. Moderiert wurde die Runde von Automobilhistoriker Prof. Dr. Peter Kirchberg.<br />

Würde die sächsische Autotradition reichen,<br />

um 1990 hier völlig neu durchzustarten?<br />

Mit dieser Frage eröffnete<br />

Prof. Kirchberg die Diskussion. Für den<br />

gebürtigen <strong>Sachsen</strong> Prof. Hahn leitet<br />

sich die Antwort bereits aus seiner Zeit<br />

38<br />

01/<strong>20</strong>11<br />

als Lehrling bzw. Hilfskraft bei der Auto<br />

Union Anfang der 1940er <strong>Jahre</strong> ab. „Ich<br />

habe das Pflichtbewusstsein der Menschen<br />

in der Region kennengelernt. Dieser<br />

Eindruck begleitet mich mein ganzes<br />

Leben lang.“ Als er zur Wende als <strong>VW</strong>-<br />

Blick in die Sonderausstellung „<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>VW</strong> <strong>Sachsen</strong>“. Auf dem Podest ein Golf II, das erste<br />

Golf-Modell, das in Zwickau gefertigt wurde.<br />

Vorstandsvorsitzender die Entscheidung<br />

für das Engagement in <strong>Sachsen</strong> fällte,<br />

gab es bereits Erfahrungen durch die<br />

Zusammenarbeit im Alpha-Motoren-<br />

Projekt mit Barkas Chemnitz in den<br />

1980er <strong>Jahre</strong>n. „Wir glaubten damals<br />

Prof. Carl Hahn (r.), Dr. Gerd Heuß (l.) und<br />

Hans-Joachim Rothenpieler (2. v. l.) mit dem<br />

letzten Horch-Lehrling Edgar Friedrich vor


zwar nicht an eine nahe Wiedervereinigung,<br />

aber wir wollten den Fuß in der<br />

Tür haben, wenn sich im COMECON<br />

(RGW – die Redaktion) etwas ändert. In<br />

dem Projekt dauerte zwar alles länger<br />

als geplant, aber wir konnten zur Wende<br />

einen fliegenden Start hinlegen, hatten<br />

Motoren und Vorsprung vor anderen.“<br />

Auch in Zwickau gab es keinen Abbruch<br />

der Fertigung. Im neuen <strong>Sachsen</strong>ring-<br />

Werk in Mosel lief am 21. Mai 1990 der<br />

erste <strong>VW</strong> Polo aus <strong>Sachsen</strong> vom Band,<br />

noch mit dem Trabant 1.1.1991 begann<br />

das Golf-Zeitalter.<br />

Für Dr. Gerd G. Heuß, von 1991 bis<br />

<strong>20</strong>00 Geschäftsführer der <strong>VW</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

GmbH, war der Aufbau einer modernen<br />

Fahrzeug- und Motorenfertigung eine<br />

Riesenherausforderung. „Von Anfang an<br />

herrschte eine große Offenheit, eine<br />

Herzlichkeit und ein großes Ziel – das<br />

Projekt unbedingt zum Erfolg führen.<br />

Das galt nicht nur für die exzellente<br />

Mannschaft im Werk, sondern auch für<br />

die Zusammenarbeit mit den Behörden<br />

beim Ausbau der Infrastruktur. Vieles<br />

von dem, was damals ging, trauen sich<br />

Regierende heute nicht mehr“, so Heuß.<br />

Entstanden sind leistungsfähige fahr-<br />

einem Bentley, dessen Karosserie ebenfalls in<br />

Zwickau gefertigt wird.<br />

Fotos: Frank Reichel<br />

zeug- und motorenbauende Werke in<br />

<strong>Sachsen</strong>, welche die Konzernspitze mitbestimmen.<br />

Hans-Joachim Rothenpieler,<br />

seit September <strong>20</strong>10 Chef von <strong>VW</strong><br />

<strong>Sachsen</strong>, führt diese Erfolgsgeschichte<br />

mit den aktuell rund 7500 Mitarbeitern<br />

mit forciertem Tempo fort. Nach der<br />

Rekordfertigung von rund 250.000<br />

Fahrzeugen <strong>20</strong>10, kann diese Zahl bis<br />

auf 300.000 gesteigert werden. Neben<br />

Golf und Passat könne er sich ein weiteres<br />

großes Projekt vorstellen, so<br />

Rothenpieler. Was im Dezember <strong>20</strong>10<br />

noch Zukunftsmusik war, ist im April<br />

<strong>20</strong>11 bereits Realität: <strong>VW</strong> Zwickau hat<br />

den Zuschlag für ein drittes Modell<br />

erhalten – den Golf Variant. Auch für<br />

den Phaeton- und Bentley-Karosseriebau<br />

wird <strong>20</strong>11 weiteres Wachstum erwartet.<br />

Das Motorenwerk in Chemnitz,<br />

bekannt für bestes Anlaufmanagement<br />

im Konzern und „Fabrik des <strong>Jahre</strong>s<br />

<strong>20</strong>09“, bereitet sich darauf vor, auch<br />

den Serienanlauf der nächsten Generation<br />

der Vierzylinder-Ottomotoren<br />

zum Erfolg zu führen.<br />

Ina Reichel<br />

Junge Leute für<br />

betagte Autos begeistern<br />

Dr. Bernd Czekalla (l.) überreichte Rudolf<br />

Vollnhals einen Scheck in Höhe von 500 Euro.<br />

Der Golf II in der Sonderschau war ein<br />

in Zwickau/Mosel produziertes Sondermodell<br />

„Function“ aus dem Jahr<br />

1992. Der langjährige <strong>VW</strong> <strong>Sachsen</strong>-Mitarbeiter<br />

Dr. Bernd Czekalla hat ihn gemeinsam<br />

mit Auszubildenden für die<br />

Ausstellung aufbereitet. Um solche Aktivitäten<br />

evtl. mit Fahrzeugen aus dem<br />

Museumsfundus fortzuführen, überreichte<br />

er an Direktor Rudolf Vollnhals<br />

einen Scheck in Höhe von 500 Euro.<br />

Drei Protagonisten für <strong>VW</strong> <strong>Sachsen</strong>: Prof. Dr. Carl H. Hahn (M.) legte den Grundstein für das<br />

<strong>VW</strong>-Engagment, Dr. Gerd G. Heuß (r.) baute die Standorte auf und Hans-Joachim Rothenpieler<br />

gestaltet die Zukunft.<br />

01/<strong>20</strong>11 39


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Awtowelo 650 zurück in Chemnitz<br />

Restauriertes Rolling Chassis im Industriemuseum<br />

Seit Ende März kann das Industriemuseum Chemnitz ein weiteres seltenes Exponat sächsischer<br />

Automobilbaukunst zeigen. Der Rennwagen Awtowelo 650 kehrte als Rolling Chassis zurück nach Hause. Ganze<br />

zwei Stück sind davon zwischen 1948 und 1952 im Automobiltechnischen Büro Chemnitz im Gebäude der ehemaligen<br />

Zentralen Versuchsanstalt der Auto Union an der Kauffahrtei gebaut worden.<br />

Auftraggeber für die Rennwagen war das sowjetische Kombinat<br />

Awtowelo, dass sich hauptsächlich aus dem Automobilwerk<br />

Eisenach sowie der Jagdwaffenschmiede Suhl zusammensetzte<br />

und auch das Büro in Chemnitz unterhielt. Um den<br />

Awtowelo 650 ranken sich manche Legenden. So vermutete<br />

man in ihm Fragmente des letzten Auto Union-Silberpfeils Typ<br />

E. Dem sei nicht so, stellte Eberhard Kreßner vom Förderverein<br />

des Industriemuseums klar, der Geschichte und Restauration<br />

des Fahrzeugs aufzeigte. Im Frühjahr 1952 mussten die<br />

Wagen relativ überstürzt für den Transport in die Sowjetunion<br />

vorbereitet werden. Dort sollten sie unter dem Namen Sokol<br />

(Falke) Rennen bestreiten, kamen aber nie so richtig zum Laufen,<br />

weil den dortigen Akteuren wohl die richtige Treibstoffmischung<br />

nicht gelang. Also wurden die Wagen, für die sich<br />

auch Stalin-Sohn Wassilij interessiert hatte, wieder zerlegt und<br />

nach Berlin geschickt. Die Verbindung zu den Entwicklern in<br />

Chemnitz schien nicht bekannt zu sein, denn es gab keine<br />

Das Rolling Chassis des Awtowelo 650<br />

hat seinen Platz in der Dauerausstellung<br />

des Industriemuseums Chemnitz<br />

gefunden.<br />

40<br />

01/<strong>20</strong>11<br />

Berührung mehr zwischen ihnen und den Fahrzeugen. Die<br />

Wagen kamen zum Rennkollektiv Johannisthal und wurden<br />

nach dessen Auflösung im November 1952 vom Automobilwerk<br />

Eisenach übernommen.<br />

Einen Auftritt erlebten sie noch in dem DEFA-Streifen „Rivalen<br />

am Steuer“ von 1957. Mit Auflösung des Eisenacher<br />

Rennstalls kamen die Wagen, die während der Dreharbeiten<br />

wohl ihre Karosserien eingebüßt hatten, als Rolling<br />

Chassis an die TU Dresden bzw. an die heutige Westsächsische<br />

Hochschule Zwickau (WHZ). Während das Chassis<br />

aus Zwickau lange Zeit verschwand und als Awtowelo mit<br />

vier Ringen im englischen Rennsportmuseum Donington<br />

wieder auftauchte, blieben Fragmente in Dresden erhalten.<br />

Diese Teile wiederum bildeten die Grundlage für die Restauration.<br />

Entstehen sollte ein Rolling Chassis in dem Zustand,<br />

in dem es die TU Dresden aus Eisenach übernommen<br />

hatte.<br />

Nach rund dreijähriger Arbeit haben die Partner Industriemuseum<br />

Chemnitz und dessen Förderverein, TU Dresden<br />

sowie WHZ mit Unterstützung der IAV Chemnitz und weiteren<br />

Firmen dieses Ziel geschafft. Studenten der WHZ<br />

haben Chassis und Karosserie digital rekonstruiert sowie<br />

mittels 3D-Drucker ein Modell im Maßstab 1:24 erstellt.<br />

Nicht mehr vorhandene Teile wurden mit CNC- und<br />

Rapid-Prototyping-Verfahren nachgefertigt.<br />

Ina Reichel


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Vom aerodynamisch optimalen Steilheck<br />

und dem Konzept des „Miteinander“<br />

„OST-FORM“–Vortrag von<br />

Prof. Clauss Dietel zu Fahrzeugformen in der DDR<br />

Fahrzeugformen in der DDR sind meist mit dem Namen Prof. Clauss<br />

Dietel verbunden. Über „OST-FORM“ sprach der Kfz-Techniker und<br />

Formgestalter Anfang November <strong>20</strong>10 im Horch Museum Zwickau.<br />

Zu Beginn seiner Berufstätigkeit Anfang<br />

der 1960er <strong>Jahre</strong> im Zentrum Entwicklung<br />

und Konstruktion für den Fahrzeugbau<br />

Karl-Marx-Stadt sei die Arbeit an den<br />

Maßstäben der Auto Union gemessen<br />

worden. Die F-Reihe von DKW war nach<br />

dem Krieg Anreger für den Fahrzeugbau<br />

in vielen Ländern Europas. Das, so Dietel,<br />

„perfekt gestaltete“ Motorrad RT 125<br />

wurde über 50 Mal kopiert und begründete<br />

den Zweiradbau bei Yamaha in Japan.<br />

Als „plastisch hervorragend ausgebildete<br />

Form“ bewertete er den Horch<br />

930S, der zwischen 1938 und 1948 in nur<br />

wenigen Exemplaren hergestellt wurde.<br />

Das erste Fahrzeug mit Ostidentität sei<br />

der BMW 340 aus Eisenach gewesen. Danach<br />

folgte der <strong>Sachsen</strong>ring P 240, der<br />

unter Mitwirkung des Auto Union-Gestalters<br />

Günther Mickwausch entstand. Die<br />

erste Duroplastkarosserie des P70 und<br />

vor allem der P50 seien damals durchaus<br />

auf der Höhe europäischer Maßstäbe gewesen.<br />

Das Prädikat „aerodynamisch optimal“<br />

gab Dietel dem Wartburg 311 Camping<br />

mit Steilheck, eine Ausführung der<br />

Karosseriewerke Dresden.<br />

Dietel selbst stieg 1961 in seiner Diplomphase<br />

mit Steil-, Voll- und Stufenheckstudien<br />

in die Fahrzeuggestaltung ein. 1962<br />

wurde aus dem Stufenheck-Diplommodell<br />

der Grundentwurf für den Wartburg.<br />

Es folgten 1963 Arbeiten an einem neuen<br />

Lkw, der nie gebaut wurde, sowie von<br />

1964 bis 1968 an einem der wichtigsten<br />

Projekte für die DDR-Pkw-Industrie: dem<br />

P 603. Der Grundentwurf kam von Lothar<br />

Sachse. Modifikationen und Innenraumgestaltung<br />

leisteten Clauss Dietel und<br />

Lutz Rudolph. Der P 603 sollte den Trabant<br />

601 ablösen. Dazu kam es jedoch<br />

nicht, genauso wenig wie zur Einführung<br />

weiter folgender Entwicklungen wie dem<br />

RGW-Auto P 760 oder dem Trabant P 610,<br />

der als Steilheck beste cw-Werte im Windkanal<br />

erzielte. Mit dem P 601 WII wurde<br />

1981/82 versucht, eine Karosserie für<br />

den Übergang zum 4-Takt-Motor zu etablieren.<br />

Als 1984 die Entscheidung fiel,<br />

die neue Motorisierung unter die alte Hülle<br />

zu packen, beendete Clauss Dietel die<br />

Zusammenarbeit mit <strong>Sachsen</strong>ring. Er ar-<br />

Prof. Clauss Dietel in der ihm gewidmeten<br />

Ausstellung „Fahrzeugformen ab<br />

1961“, die Ende <strong>20</strong>04/Anfang <strong>20</strong>05 im<br />

Industriemuseum Chemnitz stattfand.<br />

Foto: Archiv Reichel<br />

beitete weiter für den Lkw L60, für Simson-Mopeds<br />

und MZ-Motorräder sowie<br />

für Robur-Busse und -Lkw.<br />

Dem heutigen Konzept des Wegwerfens,<br />

der Aggressivität des Gegeneinanders<br />

stellt er die Mobilität des Miteinanders<br />

gegenüber. Eine Vision dazu offenbart<br />

die von Prof. Dietel betreute Diplomarbeit<br />

„Der Miteinander“ von Jens Lehmann.<br />

In dem für vier Personen konzipierten<br />

Fahrzeug wird die Position des Fahrzeugführers<br />

neu gemischt. Er kann das Fahrzeug<br />

von hinten aus einer aufrechten, fast<br />

stehenden Haltung steuern und hat seine<br />

Passagiere im Blick. Das 2,10 Meter<br />

hoch gebaute Elektroauto gestattet ein<br />

bequemes Ein- und Aussteigen. Der modulare<br />

Aufbau ermöglicht es außerdem,<br />

immer nur die „Bausätze“ mit zu haben,<br />

die auch gebraucht werden. So kann die<br />

Kofferbox je nach Bedarf mitgeführt oder<br />

entfernt werden. Der „Miteinander“ soll<br />

Beifahrerkomfort und Fahrerdynamik erhöhen<br />

und so zu einer beweglichen<br />

Fahralternative der Zukunft werden.<br />

IR<br />

01/<strong>20</strong>11 41


42<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Oldtimertermine <strong>20</strong>11<br />

Messen<br />

10. bis 11. September:<br />

5. Chemnitzer Oldtimer Messe,<br />

Chemnitz,<br />

www.oldtimermesse-chemnitz.de<br />

16. bis 17. Oktober:<br />

Oldtema, Halle/Saale, www.oldtema.de<br />

26. November bis 4. Dezember:<br />

Motor Show, Essen, www.siha.de<br />

Teilemärkte<br />

8. Mai:<br />

Veteranen- und Teilemarkt,<br />

Oschatz, Tel.: 03435 6<strong>20</strong>493<br />

40. Teilemarkt am Fahrerlager,<br />

Schleiz, www.schleizer-dreieck.de<br />

11. bis 13. Juni:<br />

Teilebasar zum <strong>20</strong>. Kfz-Vetera,<br />

Strahwalde,<br />

www.oldtimertreffen-strahwalde.de<br />

11. September:<br />

Oldtimer-Teilemarkt, Torgau,<br />

Tel.: 03421 774685<br />

25. September:<br />

Veteranen- und Teilemarkt, Oschatz,<br />

Tel.: 03435 6<strong>20</strong>493<br />

8. Oktober:<br />

Herbstteilemarkt, Stolpen,<br />

Tel.: 035975 80746<br />

Herbst Oldtimer-/Teilemarkt,<br />

Reichenbach,<br />

www.oldtimerclub-reichenbach.de<br />

15. bis 16. Oktober:<br />

Oldtema Teilemarkt, Halle,<br />

www.oldtema.de<br />

30. Oktober:<br />

Teilemarkt am Flugplatz, Greiz,<br />

Tel.: 03661 673801<br />

Veranstaltungen<br />

6. bis 8. Mai:<br />

5. Treffen historischer<br />

Militärfahrzeuge, Auerbach,<br />

www.manöver-frühauf.de<br />

7. bis 8. Mai:<br />

Oldtimer- und Ostfahrzeug-Treffen,<br />

Schleizer Dreieck, Tel.: 03663 40061<br />

8. Mai:<br />

Old- und Youngtimerausfahrt,<br />

Flöha, www.mc-floeha.de<br />

Schwanen Klassik, Zwickau,<br />

www.fh-zwickau.de<br />

Oldieausfahrt durchs Zschopautal,<br />

Flöha, www.mc-floeha.de<br />

14. bis 15. Mai:<br />

12. IFA Fahrzeugfestival,<br />

Auerbach Rebesgrün,<br />

www.vogtland-ifa.de<br />

15. Mai:<br />

11. Via Regia Classic, Markranstädt,<br />

www.oldtimerverein.de<br />

01/<strong>20</strong>11<br />

<strong>20</strong>. bis 22. Mai:<br />

Präsentationslauf historischer<br />

Rennfahrzeuge, Käbschütztal,<br />

www.bernds-mopedladen.de<br />

21. Mai:<br />

21. Internationale Hatz auf die Katz,<br />

Saalfeld, www.originalhatz.de<br />

22. Mai:<br />

22. ADAC Fahrertreffen für Oldtimer<br />

und historische Renn- und<br />

Sportfahrzeuge, Greiz,<br />

Tel.: 03661 41216<br />

13. Prinz-Heinrich-Oldtimerausfahrt,<br />

Pausa, Tel.: 037432 <strong>20</strong>607<br />

29. Mai:<br />

26. Oldtimerausfahrt, Greiz,<br />

www.oldtimerfreundegreiz.de<br />

4. Juni:<br />

Kirchberg Classics, Kirchberg,<br />

www.kirchberg-classics.de<br />

11. bis 13. Juni:<br />

Oberlausitzer Kfz-Veteranentreffen,<br />

Strahwalde,<br />

www.oldtimertreffen-strahwalde.de<br />

10. bis 13. Juni:<br />

Phänomen/Robur <strong>Jahre</strong>streffen,<br />

Strahwalde,<br />

www.oldtimertreffen-strahwalde.de<br />

11. Juni:<br />

14. Pöhlberg Preis, Annaberg-Buchholz,<br />

www.amc-annaberg.de<br />

16. bis 18. Juni:<br />

3. European Auto Classic, Leipzig,<br />

www.leipzig-classic.de<br />

17. bis 18. Juni:<br />

13. Oldtimertreffen-Ausfahrt,<br />

Brand Erbisdorf, Tel.: 037322 32410<br />

18. Juni:<br />

<strong>Sachsen</strong>erlebnistour <strong>20</strong>11, Chemnitz,<br />

www.chemnitzer-oldtimerclub.de<br />

23. bis 26. Juni:<br />

23. Dresdener Veteranenfahrt,<br />

Dresden, www.mvd-ev.de<br />

24. bis 26. Juni:<br />

16. Internationales Trabifahrertreffen,<br />

Zwickau, www.horch-museum.de<br />

26. Juni:<br />

Veteranenrallye, Oschatz,<br />

Tel.: 03435 6<strong>20</strong>493<br />

3. Juli:<br />

30. Oldtimerfahrt Thüringen Holzland,<br />

Hermsdorf,<br />

www.mc-hermsdorfer-kreuz.de<br />

7. bis 10. Juli:<br />

9. Alpenfahrt Dresden und Erzgebirge,<br />

Dresden-Pillnitz, Tel.: 08152 999173<br />

9. Juli:<br />

24. Oldietreffen des MC Greiz, Greiz,<br />

www.oldtimerfreundegreiz.de<br />

24. Juli:<br />

1. August Horch Klassik, Zwickau,<br />

www.horch-museum.de<br />

5. August:<br />

Bergrennen, Lückendorf,<br />

www.mc-robur-zittau.de<br />

5. bis 7. August:<br />

5. Ezgebirgs Classic und SommerOldies,<br />

Zwönitz, www.sommeroldies.de<br />

6. August:<br />

21. Internationales Oldtimertreffen,<br />

Stolpen, Tel.: 035975 80746<br />

7. bis 11. August:<br />

Schlösser, Berge und Porzellan<br />

Oldietour, Dresden,<br />

www.classic-event-organisation.eu<br />

13. August:<br />

18. Oldietreffen, Münchenbernsdorf,<br />

Tel.: 036604 80484<br />

14. August:<br />

Oldtimertreffen mit Ausfahrt,<br />

Kohren-Sahlis, Tel.: 034344 62622<br />

<strong>20</strong>. bis 21. August:<br />

ADMV Classic Cup, Reinsdorf,<br />

www.mc-zwickau.de<br />

19. bis 21. August:<br />

12. Saalfelder Feengrotten-Classics,<br />

Saalfeld, www.hatz-auf-die-katz.de<br />

27. August:<br />

Oldtimerausfahrt, Zeulenroda,<br />

www.ocz-online.de<br />

27. bis 28. August:<br />

6. Treffen für RT125 Fahrer,<br />

Dorfchemnitz, Tel.: 0172 9539<strong>20</strong>6<br />

2. bis 3. September:<br />

Historic Rallye Erzgebirge, Chemnitz,<br />

www.historic-rallye-erzgebirge.de<br />

3. bis 4. September:<br />

13. OMMA OstMobile Meeting,<br />

Magdeburg,<br />

www.ifa-freunde-sachsen-anhalt-ev.de<br />

9. bis 11. September:<br />

13. Reichwalder P2M und P3 Treffen,<br />

www.allradgraupner.de<br />

10. September:<br />

3. DKW Motorradtreffen, Greiz,<br />

www.oldtimerfreundegreiz.de<br />

24. bis 25. September:<br />

5. Bergpreis Mühlwald, Reichenbach,<br />

www.oldtimerclub-reichenbach.de<br />

24. bis 25. September:<br />

8. Saalburger Euregio-Egrensis-Classic,<br />

Saalburg, www.adam-iese.classic.de<br />

4. bis 6. September:<br />

12. Internationales Millitärfahrzeug<br />

Treffen, Reichwalde,<br />

www.allradgraupner.de<br />

Änderungen vorbehalten! Alle<br />

Angaben ohne Gewähr!


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Förderverein zieht eindrucksvolle Bilanz für <strong>20</strong>10<br />

Mitgliederversammlung wählte neues Präsidium mit Frank Weidenmüller an der Spitze<br />

Eine eindrucksvolle Bilanz für das Geschäftsjahr<br />

<strong>20</strong>10 konnte der amtierende<br />

Geschäftsführer des Gemeinnützigen Fördervereins<br />

August Horch Museum Zwickau<br />

e. V., Dr. Bernd Czekalla, zur Mitgliederversammlung<br />

am 16. April <strong>20</strong>11 ziehen.<br />

Höhepunkt war zweifellos die Fertigstellung<br />

des Rennwagen-Nachbaus<br />

Auto Union Typ C von 1936, der seit Februar<br />

<strong>20</strong>11 einen repräsentativen Platz in<br />

der Dauerausstellung gefunden hat. Für<br />

die weitere Bereicherung der Rennsportgeschichte<br />

sorgen die Original-Fahrerlizenzen<br />

von Hans Stuck und Achille<br />

Varzi, die Dr. Czekalla an Museumsdirektor<br />

Rudolf Vollnhals übergab. In den<br />

Arbeitsgruppen des Vereins wurden die<br />

Digitalisierung historischer Filmaufnahmen<br />

und die Dokumentierung des aktuellen<br />

Geschehens fortgesetzt, ebenso<br />

die Befragung von Zeitzeugen des westsächsischen<br />

Automobilbaus. Letztere<br />

Dokumente werden mit der Westsächsischen<br />

Hochschule für eine Online-<br />

Präsentation aufbereitet.<br />

Rudolf Vollnhals informierte über die Erweiterungspläne<br />

für das Museum. Mehr<br />

Platz für Sonderausstellungen, für die<br />

Rennsporthistorie, für die Geschichte des<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

Donnerstag, 5. Mai <strong>20</strong>11, 16.30 Uhr<br />

Vortrag zum Thema: Logistik in der Automobilindustrie<br />

Vortragender: Prof. Dr. Gerhard Sommerer, TU Dresden<br />

August Horch Museum Zwickau, Audistraße 7, Vortragssaal<br />

Donnerstag, 9. Juni <strong>20</strong>11, 16.30 Uhr<br />

Besichtigung moderner Lehreinrichtungen und<br />

Forschungslabore der Fakultät Wirtschaftswissenschaften<br />

Erläuterungen: Prof. Dr. Tobias Teich<br />

Westsächsische Hochschule Zwickau, Campus Scheffelberg<br />

Freitag, 30. September <strong>20</strong>11<br />

Exkursion für Motorradfans und Bierliebhaber<br />

Besuch des Renaissanceschlosses Augustusburg und<br />

der Traditionsbrauerei Einsiedel<br />

Abfahrt gegen 8.00 Uhr, Rückkehr gegen 18.00Uhr<br />

Kostenbeitrag 48,00 Euro pro Person (Bustransfer, Kombiticket<br />

für Museen, geführter Rundgang, Brauereibesichtigung mit<br />

Verkostung und Sammlerglas, Brotzeit mit Kesselgulasch und<br />

Brauereiplatte)<br />

Nähere Auskünfte zum zeitlichen Ablauf und Teilnahmeregistrierung<br />

in der Geschäftsstelle des Fördervereins:<br />

dienstag und donnerstags, jeweils 9.00 bis 11.00 Uhr unter<br />

Tel./Fax 0375-2706587<br />

Trabant sowie für die „lebende Marke“<br />

Volkswagen heißen hier die Prämissen.<br />

Der Förderverein, der dank der Anstrengungen<br />

in der Mitgliederwerbung seit<br />

Ende <strong>20</strong>09 auf <strong>20</strong>0 natürliche und 89<br />

juristische Personen angewachsen ist,<br />

wählte ein neues Präsidium mit den<br />

Mitgliedern Dr. Rainer Albrecht, Prof.<br />

Dr. Joachim Böhme, Karl-Heinz<br />

Brückner, Dr. Bernd Czekalla, Winfried<br />

Krämer, Dr. Wolfram Melzer, Wolfgang<br />

Neef, Dr. Werner Reichelt, Kurt<br />

Schmidt, Roland Schulze, Rudolf<br />

Vollnhals und Frank Weidenmüller. Zum<br />

neuen Präsidenten wurde Frank Weidenmüller<br />

gewählt. Der bisherige Präsident<br />

Dr. Rainer Albrecht erhielt für seine Verdienste<br />

die Ehrenmitgliedschaft des Vereins.<br />

Aus dem Präsidium auf eigenem<br />

Wunsch ausgeschieden sind Rolf Alscher,<br />

Rainer Mosig, Werner Seidel und Dr.<br />

Winfried Sonntag. Der Verein dankt<br />

ihnen allen herzlich für ihre langjährige<br />

aktive Mitarbeit.<br />

Neben weiteren Satzungsänderungen<br />

beschloss die Mitgliederversammlung,<br />

dass der Verein seinen Namen in „Gemeinnütziger<br />

Förderverein August Horch<br />

Museum Zwickau e. V.“ ändert.<br />

Gemeinnütziger Förderverein August Horch Museum Zwickau e. V.<br />

Dr. Bernd Czekalla (l.) überreicht Rudolf<br />

Vollnhals die Original-Fahrerlizenzen von<br />

Hans Stuck und Achille Varzi.<br />

Frank Weidenmüller ist neuer Präsident des<br />

Fördervereins August Horch Museum<br />

Zwickau. Fotos: Frank Reichel<br />

Veranstaltungen <strong>20</strong>11<br />

Donnerstag, 13. Oktober <strong>20</strong>11, 16.30 Uhr<br />

Besichtigung moderner Lehreinrichtungen und<br />

Forschungslabore der Fakultät Elektrotechnik der<br />

Westsächsischen Hochschule Zwickau<br />

– Das neue EMV-Zentrum für Fahrzeugtechnik –<br />

Erläuterungen: Prof. Dr. Matthias Richter<br />

Westsächsische Hochschule Zwickau, Campus Schneeberger<br />

Straße<br />

Donnerstag, 3. November <strong>20</strong>11,16.30 Uhr<br />

Vortrag zum Thema: Auf den Spuren elektromobiler<br />

Straßenfahrzeuge<br />

Vortragender: Prof. Dr. Heinz Fritzsch, Zwickau<br />

August-Horch-Museum Zwickau, Audistraße 7, Vortragssaal<br />

Donnerstag, 1. Dezember <strong>20</strong>11, 16.30 Uhr<br />

Vortrag zum Thema: Das Automobil der Zukunft – strategische<br />

Entwicklung zwischen Fahrzeugfunktionen, alternativen<br />

Antrieben, Fahreranpassung und globalisierter Auslegung<br />

Vortragender:<br />

Prof. Dr.-Ing. habil Prof. E.h. Dr. h.c. Cornel Stan, Zwickau<br />

August-Horch-Museum Zwickau, Audistraße 7, Vortragssaal<br />

Änderungen vorbehalten!<br />

01/<strong>20</strong>11 43


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Ein Leben für den Karosseriekunststoff<br />

Der Erfinder der Trabant-Verkleidung wurde 90<br />

Der langjährige Leiter der Kunststoffentwicklung<br />

im Werk III des VEB<br />

<strong>Sachsen</strong>ring, Dipl.-Ing. Wolfgang Barthel,<br />

feierte am 4. April dieses <strong>Jahre</strong>s seinen<br />

90. Geburtstag.<br />

Wolfgang Barthel studierte noch vor<br />

dem Krieg Flugzeugbau und nach dem<br />

Krieg Maschinenbau in der damaligen<br />

Ingenieurschule in Chemnitz. Arbeit<br />

fand er in der Zentrale des Fahrzeug-<br />

Der nie gebaute Trabant P 603 mit Kunststoffverkleidung.<br />

baues in Chemnitz und kam bald in die<br />

vom damaligen Hauptverwaltungsleiter<br />

Obering. Kurt Lang gebildete Kunststoffentwicklung.<br />

Leiter dieser Abteilung<br />

war Ing. Wilhelm Ladewig.<br />

Der Automobilbau der DDR brauchte<br />

dringend einen aus eigenen Rohstoffen<br />

herstellbaren Karosseriebaustoff. Karosseriefeinblech<br />

gab es in der DDR nicht.<br />

Die früheren Herstellerwerke lagen im<br />

Westen Deutschlands und das Embargo<br />

Amerikas verbot die Lieferung in den<br />

Osten. In ersten Versuchen kombinierte<br />

Wolfgang Barthel Folien aus Hart-PVC<br />

mit einer Gewebeverstärkung zur Verbesserung<br />

der Festigkeit und Wärmestabilität.<br />

Eine F8-Karosserie wurde mit<br />

diesem Werkstoff gebaut. Man erkannte<br />

schnell die Grenzen dieses Verfahrens.<br />

Durch Hauptverwaltungsleiter Kurt Lang<br />

kam es zu weiteren Versuchen in der<br />

44<br />

01/<strong>20</strong>11<br />

Hartpappenfabrik in Polenz. An Holzschliff<br />

für die Papierherstellung lagerte<br />

Wolfgang Barthel im Nassverfahren 50<br />

Prozent PVC-Emulsion an, saugte Vorkörper<br />

in Siebformen ab und verpresste<br />

diese nach dem Trocknen. Ein weiteres<br />

Erprobungsfahrzeug, ein F9-Kabrio, entstand.<br />

Zur Überführung der Entwicklungsergebnisse<br />

in eine mögliche Serienferti-<br />

gung wurde die Kunststoffentwicklungsabteilung<br />

von Chemnitz in das Werk II<br />

von Audi Zwickau verlegt. Bereits ab<br />

1953 wurden dort, mit dem von Wolfgang<br />

Barthel entwickelten Werkstoff,<br />

Motorhauben für den Pkw F8 sowie<br />

Türen und Rückwandplatten für das<br />

Fahrerhaus des H3A produziert. Dies<br />

führte zu ersten Einsparungen von<br />

Tiefziehblech und brachte wertvolle<br />

Erfahrungen für die Serienproduktion.<br />

Ziel des Initiators der Kunststoffkarosserie,<br />

Obering. Kurt Lang, war jedoch<br />

die Anwendung des neuen Werkstoffes<br />

an dem in der Zwischenzeit von Horch<br />

Zwickau nach Eisenach verlagerten Pkw<br />

F9. Die Karosserieform erwies sich jedoch<br />

als ungeeignet für die Montage von<br />

Kunststoffteilen. Er setzte schließlich die<br />

Entwicklung eines speziell für die Montage<br />

von Kunststoffverkleidungsteilen<br />

Wolfgang Barthel Anfang dieses <strong>Jahre</strong>s.<br />

gestalteten Kleinwagens durch. So entstand<br />

im Forschungswerk des Fahrzeugbaues<br />

in Chemnitz die Urform des<br />

P50. Zum schnelleren Produktionsanlauf<br />

der Kunststoffkarosserie kam es mit den<br />

gleichen Kunststoffteilen und dem F8-<br />

Fahrwerk zum P70.<br />

In dieser Zeit wurde erkannt, dass der<br />

im Nassverfahren produzierte PVC-<br />

Kunststoff für eine Großproduktion von<br />

Pkw-Karosserien nicht ausreicht. Noch<br />

vor dem Anlauf des P70 entwickelte<br />

Wolfgang Barthel ein Trockenverfahren<br />

mit Textilfaservliesen auf üblichen Textilverarbeitungsmaschinen<br />

und einem aushärtbaren,<br />

also duroplastischen Kunstharzpulver.<br />

Das Kunstharz wurde anfangs<br />

auf der Pelztrommel der Krempelmaschine<br />

auf das Vlies gerieselt. Etwa<br />

100 Vlieslagen führten nach dem Pressvorgang<br />

zu drei Millimeter Werkstoffdicke.<br />

Mit diesem neuen Werkstoff begann am<br />

1. Juli 1955 die Serienproduktion des P70.<br />

Die Karosserie wurde im Karosseriewerk<br />

Dresden gebaut und im Werk Audi<br />

Zwickau mit Fahrwerk und Motor komplettiert.<br />

Auf der Herbstmesse 1955 in<br />

Leipzig war der P70 mit seiner serienmäßig<br />

produzierten Kunststoffkarosserie<br />

die Sensation. Es gab schon vorher<br />

Kunststoffteile an einzelnen Fahrzeugen,<br />

aber die komplette Karosserie in Serienfertigung<br />

war neu. Ende 1955 waren<br />

bereits über <strong>20</strong>00 P70 mit der neuen<br />

Kunststoffkarosserie produziert. Das<br />

Vormaterial für die Kunststoffteile wurde<br />

anfangs nach der von Wolfgang Barthel<br />

entwickelten Technologie mit<br />

Krempelmaschine, Pelztrommel und<br />

Streuvorrichtung produziert. Teilweise<br />

erfolgte das in einem Textilbetrieb. Mit


<strong>AufgeHorcht</strong><br />

Trabant-Gerippe mit zu montierenden Pressteilen aus Kunststoff. Fotos: Archiv Dr. Winfried Sonntag/Wolfgang Barthel<br />

dem Anlauf des P50, dem späteren<br />

Trabant, wurde das Vormaterial auf den<br />

in der Zwischenzeit von Wolfgang<br />

Barthel entwickelten Vliesstraßen im<br />

Werk Audi Zwickau, später <strong>Sachsen</strong>ring,<br />

hergestellt. Mit Legerarmen wurde das<br />

mit dem Phenolharz berieselte Faservlies<br />

auf einem Transportband abgelegt.<br />

Fünf Krempelmaschinen und Leger<br />

bilden eine Vliesstraße. Dazu gehört<br />

noch ein Kalander zur Verdichtung der<br />

Vlieslagen und eine automatische Zuschneideanlage.<br />

Viele Veränderungen und Entwicklungsschritte<br />

waren in der Anfangsphase der<br />

Kunststoffkarosserie noch notwendig.<br />

Das Kunstharz musste an die Bedingungen<br />

der Weiterverarbeitung und Lackierbarkeit<br />

angepasst werden. Daraus entstanden<br />

spezielle Transportprobleme für<br />

das sinternde, zur optimalen Verarbeitung<br />

vorkondensierte Kunstharz. Auch<br />

für die Presstechnik und die Montage<br />

kamen von Wolfgang Barthel patentierte<br />

Lösungen. Viele Patente im In- und Ausland<br />

sind das Ergebnis seiner Arbeit. Er<br />

war auch nach dem Weggang von Ing.<br />

Ladewig ab 1956 Leiter der Kunststoffentwicklungsabteilung<br />

in Zwickau. Viele<br />

Aufgaben für den Industriezweig füllen<br />

sein reiches Arbeitsleben. So war er von<br />

1964 bis 1977 Plastverantwortlicher der<br />

VVB Automobilbau und weiter in der<br />

Funktion bis 1987 im Kombinat Personenkraftwagen.<br />

Leider kamen die für die Weiterentwicklung<br />

des Trabant zum P603 vorgesehenen<br />

technologischen Verbesserungen<br />

der Kunststoffteilefertigung, wie<br />

gekapselte Vliesstraße zur Reduzierung<br />

der Staubbildung und der automatische<br />

Fertigungsablauf in der Vormaterialbildung<br />

und Presstechnik, nicht mehr zum<br />

Anlauf. SED-Wirtschaftssekretär Mittag<br />

hatte die Weiterentwicklung zum P603<br />

verboten. Dadurch musste der P601<br />

über 27 <strong>Jahre</strong>, äußerlich unverändert,<br />

gebaut werden.<br />

Großes Interesse bestand auch im<br />

Ausland an den Verfahren zur Kunststoffteileherstellung<br />

und Verarbeitung.<br />

Firmen in England, in den USA und Japan<br />

zeigten Interesse. Mit der englischen<br />

Firma Formica kam es zum Lizenzvertrag.<br />

Enge Verbindungen bestanden<br />

auch zu dem Automobilentwicklungswerk<br />

NAMI in Moskau.<br />

Mit dem Abbruch des Trabant P603 endete<br />

1968 die Weiterentwicklung der<br />

Kunststoffkarosserie. Nur noch Verbes-<br />

serungen im Fertigungsablauf wurden<br />

bearbeitet und eingeführt. In dieser Zeit<br />

entwickelte Wolfgang Barthel neuartige<br />

wartungsfreie Gleitlager bis zur Serienreife.<br />

Diese Fertigung wurde später von<br />

dem dafür zuständigen Produktionsbetrieb<br />

in Spremberg übernommen.<br />

Wolfgang Barthel erhielt für seine Arbeit<br />

viele Auszeichnungen und Ehrungen.<br />

1953 wurde er mit dem Kunststoffkarosserie-EntwicklungsteamNationalpreisträger<br />

der DDR, 1976 Verdienter<br />

Erfinder, 1981 Verdienter Aktivist. 1984<br />

erhielt er den Orden Banner der Arbeit.<br />

Aus Anlass des 50. <strong>Jahre</strong>stages des Trabantanlaufes<br />

konnte er sich <strong>20</strong>07, mit<br />

den Vätern des Trabant, in das Goldene<br />

Ehrenbuch der Stadt Zwickau eintragen.<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Barthel hat sich für<br />

den Automobilbau in der DDR verdient<br />

gemacht. Wir wünschen ihm Gesundheit<br />

und noch viele schöne <strong>Jahre</strong> mit<br />

seiner lieben Frau Margret.<br />

Dr. Werner Reichelt<br />

Förderverein des<br />

August Horch Museums Zwickau<br />

01/<strong>20</strong>11 45


46<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

01/<strong>20</strong>11<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Gemeinnütziger Förderverein<br />

August Horch Museum Zwickau e.V.<br />

Audistraße 7<br />

08058 Zwickau<br />

Redaktion<br />

Ina Reichel, Freie Journalistin, Chemnitz<br />

Anzeigenaquise, Layout, Satz<br />

Marketingagentur Reichel<br />

Kleinolbersdorfer Straße 6, 09127 Chemnitz<br />

Tel. 0371-7743510, Fax: 0371-7743511<br />

E-Mail: mareichel@ma-reichel.de<br />

Druck<br />

Druckerei Willy Gröer GmbH & Co.KG,<br />

Chemnitz<br />

Redaktionsschluss dieser Ausgabe:<br />

16. April <strong>20</strong>11<br />

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für Autofreunde<br />

Verschenken Sie Auto-Feeling der besonderen<br />

Art mit einem „<strong>AufgeHorcht</strong>“-Abo-Gutschein.<br />

Information unter Tel. 0371-7743510.

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