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reformleben - Ausgabe Nr. 3

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07|08 2015<br />

telalterlichen Menschen zufolge, war die ‘Krott’<br />

verantwortlich für Mißgeburten, sodass die<br />

Kröte zum Symbol einer kranken Gebärmutter<br />

wurde. Zum Schutz gegen Mißgeburten oder<br />

Heilung einer kranken Gebärmutter sollten<br />

Frauen Krötenkräuter (Löwenzahn, Kamille<br />

oder Nabelkraut) sammeln oder Krötenbilder<br />

in der Kirche opfern. Im ‘Contrafayt Kreüterbuch’<br />

des Mediziners und Botanikers Otto<br />

Brunfels (1488 –1534) ist weiterhin über die<br />

Kamille zu lesen :<br />

»Chamillenblümen getruncken / oder darinn<br />

gebadet / treibet den frawen ire zeit / die<br />

geburt / harn / und stein. [...] Getruncken [...]<br />

zerteilet die geschwulst des magens [...] Wunden<br />

und schaden damit geweschen heylet sye [...]«<br />

Das heißt, dass im Mittelalter Kamillenblütentee<br />

die Menstruation aber auch (vor allem<br />

in hohen Dosen) die Geburt auslösen, die<br />

Harnbildung fördern und bei Steinleiden helfen<br />

konnte. Die Therapie von Magengeschwür<br />

oder Wunden mit Kamille finden wir heute<br />

noch in der modernen Phytotherapie, ebenso<br />

die krampflösenden Eigenschaften bei Menstruationsbeschwerden.<br />

Im mitteleuropäischen Raum wird zumeist<br />

die ‘Echte Kamille’ verwendet, wohingegen<br />

in anderen Ländern oftmals die ‘Römische<br />

Kamille’ mit größeren Blütenköpfen zur Anwendung<br />

kommt. Die Blütenköpfe der echten<br />

Kamille haben – was sich gut als Unterscheidungsmerkmal<br />

eignet – im Gegensatz zur allergen<br />

wirkenden Hundskamille einen hohlen<br />

Blütenboden. Das ätherische Öl der Kamille<br />

beinhaltet Bisabolol und das dunkelblau gefärbte<br />

Chamazulen, das in der Pflanze zwar<br />

nur zu geringen Mengen vorkommt, aber mittels<br />

Wasserdampfdestillation aus der farblosen<br />

Vorstufe Matricin entsteht. Des Weiteren sind<br />

Flavonoide und Schleimstoffe vorhanden – erstere<br />

werden für die spasmolytische Wirkung<br />

verantwortlich gemacht. Chamazulen, Bisabolol<br />

und die Flavonoide haben entzündungshemmende<br />

Eigenschaften. Wie beim Johanniskraut<br />

gelten am Johannistag (24. Juni) gesammelte<br />

Kamillen als besonders heilkräftig. Die Kamille<br />

genießt daher ein hohes Ansehen im Volke,<br />

so heißt es in der Gegend von Neustadt am Rübenberge<br />

(Provinz Hannover): „Vör’n Kamillenkoppe<br />

mut’n de Mützen afnehmen“ – man<br />

müsse also vor der Kamille den Hut abnehmen.<br />

Kamille wirkt jedoch nicht nur entzündungshemmend<br />

sowie krampflösend und damit<br />

wundheilend und entblähend, sondern zudem<br />

antibakteriell, fungizid und schmerzstillend.<br />

Kamillentee wird bei akuten und chronischen<br />

Entzündungen der Magenschleimhaut angewendet<br />

und soll sogar bei Magengeschwür unterstützend<br />

wirksam sein. Des Weiteren kann<br />

Kamillentee bei Magen-Darm Beschwerden,<br />

Magenkrämpfen, Unterleibskrämpfen oder<br />

Schlafstörungen eingesetzt werden. Äußerlich<br />

eignet sich der Tee zum Gurgeln bei Mundund<br />

Rachenentzündungen, zu Spülungen oder<br />

Umschlägen bei schlecht heilenden Wunden<br />

und als Sitzbäder bei Reizungen im Anal- oder<br />

Vaginalbereich. Kamillendampfbäder lindern<br />

erkältungsbedingten Schnupfen.<br />

Die Pflanze darf allerdings nicht bei Augenentzündungen<br />

verwendet werden, da sie augenreizend<br />

ist und für Personen, die allergisch<br />

auf Korbblütler wie bspw. Arnika, Ringelblume,<br />

Wermut oder Sonnenblume reagieren, ist<br />

die Kamille als weiterer Vertreter der Korbblütler<br />

ebenfalls tabu. Da immer mehr Menschen<br />

auf Kamille allergisch reagieren wird diskutiert,<br />

ob der Anbau in Monokulturen, bei dem<br />

oftmals Pestizide zum Einsatz kommen, dafür<br />

verantwortlich ist. Es ist daher ratsam, Kamillenblütentee<br />

nur aus kontrolliert-biologischem<br />

Anbau über die Reformhäuser oder Apotheken<br />

zu beziehen.<br />

Dr. Caroline SeyfangApothekerin<br />

&<br />

Pharmaziehistorikerinwww.<br />

cs-pharmahis.de<br />

Die Echte Kamille<br />

wurde 1987 vom<br />

Verband Deutscher<br />

Drogisten zur<br />

Arzneipflanze des<br />

Jahres gewählt.<br />

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