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Karin Lührs- Kunert rät - St. Georg

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Foto: Beeck<br />

PRAXIS<br />

Präsentiert von<br />

Offizieller Ausrüster<br />

des deutschen<br />

Olympiade-Komitees<br />

für Reiterei.<br />

Die Trainerin<br />

<strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong><br />

Bevor sich die schleswig-holsteinische<br />

Ausbilderin ganz<br />

den Pferden widmete, saß sie<br />

lange in der <strong>St</strong>udierstube:<br />

<strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong> hat ein<br />

abgeschlossenes <strong>St</strong>udium für<br />

das Höhere Lehramt, unter<br />

anderem im Fach Sport und<br />

Religion. Während ihrer <strong>St</strong>udentenzeit<br />

bewies sie schon<br />

ihre Sattelfestigkeit: Sie war<br />

1989 Deutsche Hochschulmeisterin<br />

in der Dressur und<br />

1992 Hochschul-Weltmeisterin<br />

im Springen. Dennoch<br />

tauschte sie das Lehrerpult<br />

gegen die Reithalle und<br />

machte sich 1995 mit einem<br />

eigenen Betrieb in Neversdorf<br />

bei Bad Oldesloe selbstständig.<br />

Im Sattel ist die 40-<br />

Jährige bis Grand Prix erfolgreich.<br />

<strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong> leitet<br />

bundesweit Lehrgänge<br />

und Seminare, ist Mitglied<br />

der Prüfungskommission für<br />

Trainer C/B/A-Lehrgänge. Im<br />

Dezember 2003 erschien<br />

außerdem ihr erstes Buch:<br />

„111 Lösungswege für das<br />

Reiten“ im FN-Verlag.<br />

52 ST.GEORG 7/2005<br />

Profireitstunde<br />

„Mach’ ihn<br />

elektrischer!“<br />

Wenig Worte, viel dahinter – so<br />

gestaltet <strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong> ihren<br />

Unterricht. Die drei Teilnehmerinnen<br />

konnten damit eine<br />

Menge anfangen – jede von ihnen<br />

ging mit einem echten<br />

„Aha-Erlebnis“ nach Hause.<br />

Gute Versammlung und Aufrichtung: Alexandra und Ernie am Ende der <strong>St</strong>unde.<br />

Als Alexandra mit ihrer<br />

Reitstunde beginnt, ist es<br />

mucksmäuschenstill. Zwar<br />

steht <strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong><br />

längst in der Bahn und beobachtet,<br />

was Alexandra tut – doch es kommt<br />

kein Wort über ihre Lippen. „Ich<br />

beobachte erst einmal in Ruhe, wie<br />

der Reiter sich verhält und bewegt<br />

und wie das Pferd darauf reagiert“,<br />

erklärt die Trainerin später. „Dann<br />

folgt eine kurze Analyse, anschließend<br />

widmen wir uns den Problemen.“<br />

Alexandra präsentiert sich<br />

und ihr Pferd im Leichttraben auf<br />

gebogenen Linien, geht dann auf<br />

beiden Händen in lösenden Galopp.<br />

Ernie tritt willig durchs Genick, ist<br />

allerdings ein wenig steif. Er hat<br />

ein gut vorschwingendes Hinterbein,<br />

seine Vorderbeinaktion dagegen<br />

ist etwas flach. Alexandra<br />

Alexandra Wolff und Energy of Life<br />

Alexandra ist 20 Jahre alt und hat ihren siebenjährigen<br />

Hannoveraner Fuchs Energy of Life mitgebracht.<br />

„Ernie“, wie sie den Wallach nennt, ist in der Klasse A<br />

schon sehr erfolgreich gestartet, doch der Sprung zur<br />

Klasse L fällt dem Paar schwer. „Wir üben gerade die<br />

Versammlung und die Lektionen der Klasse L, aber Ernie<br />

macht sich dabei gern fest und steif und legt sich<br />

aufs Gebiss“, beschreibt Alexandra ihr Problem.<br />

nimmt weit hinten im Sattel Platz,<br />

ist mit ihrer Hand recht unruhig<br />

und neigt zu einem runden Rücken.<br />

Besonders im Galopp zeigt sich,<br />

dass sie in der Mittelpositur zu<br />

wackelig ist und ihren Wallach<br />

dadurch eher bremst, als ihn<br />

schwungvoll vorwärts zu reiten.<br />

„Treibe mit der Wade statt mit<br />

dem Oberkörper“, korrigiert <strong>Karin</strong><br />

<strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong>. „Mit deinem schiebenden<br />

Oberkörper und deinen<br />

klopfenden Unterschenkeln irritierst<br />

du Ernie: Einerseits denkt<br />

er, er soll durchparieren, andererseits<br />

bekommt er von deinen Waden<br />

den Impuls nach vorne.“ Alexandra<br />

soll nun viele Übergänge<br />

vom Trab zum Schritt reiten und<br />

sich vermehrt auf einen ruhigeren<br />

Der Galopp am Anfang:<br />

Ernie macht sich lang, wirft<br />

die Kruppe hoch. Alexandra<br />

sitzt zu krumm.<br />

Sitz konzentrieren. „Lass’ dich<br />

von deinem Pferd bewegen, und<br />

stell’ dir vor, du würdest ihn mit<br />

deiner Wade massieren“, erklärt<br />

<strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong>. „Wenn er<br />

nicht genügend nach vorne reagiert,<br />

muss deine Hilfe stärker<br />

werden, gib’ ihm sozusagen einen<br />

kleinen <strong>St</strong>romschlag, wenn es nö-<br />

tig ist.“ Alexandra gelingt es<br />

schnell, die Aufgaben der Trainerin<br />

umzusetzen. Sie sitzt nun ruhiger<br />

und treibt mehr aus der Wade<br />

heraus. Dies liegt unter anderem<br />

daran, dass sie ihre Bügel vorläufig<br />

zwei Loch kürzer schnallen<br />

musste. „So sitzt du tiefer im Sattel,<br />

deine Wade ist automatisch<br />

dichter am Pferdeleib. Auf diese<br />

Weise stabilisiert sich dein Oberkörper<br />

und Ernie erkennt deine<br />

Hilfen besser“, erklärt <strong>Karin</strong><br />

<strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong>. „Ein ungewohntes<br />

Gefühl für mich“, beschreibt Alexandra<br />

die Veränderung. „Aber ich<br />

spüre, dass Ernie so besser und<br />

schneller auf meine Hilfen reagiert.“<br />

Anschließend soll Alexandra<br />

an ihrer unruhigen Hand arbeiten.<br />

„Lass’ den Zügel nicht<br />

ständig springen, sondern versuch’,<br />

das Pferdemaul zu fühlen“,<br />

kommt die Korrektur von unten.<br />

„Wenn Ernie sich auf die Hand<br />

legt, zeig’ ihm immer wieder<br />

durch kleine treibende Hilfen, dass<br />

du nicht bereit bist, ihn zu tragen.<br />

Mach’ lieber fünf kleine Bewegungen<br />

statt eine große, denn sonst<br />

störst du jedes Mal den Fluss. Und<br />

damit du am Ende nicht klitschnass<br />

geschwitzt bist: Finde den<br />

Punkt, an dem du mit dem wenigsten<br />

Aufwand das maximale Ergebnis<br />

herausholst!“ Kopfarbeit<br />

pur ist angesagt bei der Trainerin<br />

aus Neversdorf – ihre Anweisungen<br />

klingen fast wie die Übersetzungen<br />

dessen, was das Pferd unter<br />

dem Reiter empfindet. Immer<br />

wieder betont sie die Wichtigkeit<br />

der „Kommunikation“ zwischen<br />

Pferd und Reiter. Alexandra kann<br />

mit <strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong><br />

diese Art des Unterrichts<br />

sehr gut umsetzen<br />

und so widmen<br />

sich Reiterin<br />

und Trainerin wieder<br />

dem grundsätzlichen<br />

Problem, weswegen<br />

Ernie nicht so<br />

gern versammelt<br />

geht. „Nun ist es dir<br />

über einen ruhigeren<br />

Sitz und eine<br />

stabilere Anlehnung<br />

gelungen, ihn feiner auf<br />

deine Hilfen einzustellen und ihn<br />

dazu zu bringen, dass er unverzüglich<br />

aufs Treiben reagiert“,<br />

fasst <strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong> zusammen.<br />

„Jetzt geht es darum, seine<br />

Hinterhand aktiver zu machen und<br />

sie unter den Schwerpunkt zu bekommen.<br />

Dazu reitest du viele<br />

Schritt-Galopp-Übergänge.“ Erneut<br />

lässt <strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong> ihrer<br />

Schülerin Zeit, um sich auf die<br />

neue Aufgabe einzustellen und<br />

fragt dann nach Alexandras Gefühl.<br />

„Es könnte flüssiger sein“,<br />

beschreibt sie. „Versuche wieder,<br />

Foto ganz links: Übergang<br />

zum Schritt. Ernie legt sich<br />

aufs Gebiss und wird zu lang.<br />

Foto links: Alexandra hat die<br />

Hinterhand besser „im Griff“,<br />

aber nun muss sie daran<br />

arbeiten, dass Ernie sich im<br />

Genick nicht so frei macht.<br />

deine Hilfen zu<br />

verändern – genau<br />

wie vorher in den<br />

Trab-Schritt-<br />

Übergängen.<br />

<strong>St</strong>att dein Pferd<br />

mit dem Körper anzuschieben,<br />

stellst du dir<br />

im Moment des Angaloppierens<br />

vor,<br />

du würdest anhalten!“<br />

Mit diesem<br />

Bild vor Augen<br />

gelingt es Alexandra besser,<br />

ihren Sitz zu strecken und aus der<br />

Wade zu arbeiten. Die Übergänge<br />

helfen ihr, das Pferd zu verkürzen.<br />

„Im Prinzip ist Ernie bereit,<br />

sich zu versammeln. Aber du<br />

musst ihm mehr dabei helfen und<br />

eindeutiger sein“, erklärt <strong>Karin</strong><br />

<strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong>. Am Ende der <strong>St</strong>unde<br />

reitet Alexandra noch einmal<br />

Außengalopp, und dieser gelingt<br />

gut, weil Alexandra konzentriert<br />

mit der Wade treibt und es schafft,<br />

ihren Oberkörper ruhig zu halten.<br />

„Siehst du, jetzt hat er dich verstanden“,<br />

lobt die Trainerin.<br />

<strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong> <strong>rät</strong>:<br />

„Alexandra ist mit Ernie auf einem guten Weg. Sie hat einen ordentlichen<br />

Grundsitz, bei dem es noch ein paar Feinheiten zu verbessern<br />

gibt. Ihr Oberkörper schiebt zu viel, das hat eine unruhige Zügelführung<br />

zur Folge. Ihre treibende Wade dagegen ist zu passiv. Sie<br />

braucht mehr <strong>St</strong>abilität in der Mittelpositur, dann vermindern sich<br />

die Folgeprobleme. Damit Ernie sich nicht am Gebiss abstützt und<br />

mit seiner Hinterhand aktiver wird, muss Alexandra häufig Übergänge<br />

in konsequenterer Anlehnung reiten und versuchen, ihr Pferd etwas<br />

„spritziger“ zu machen, so dass es schneller reagiert. Dann wird<br />

es für sie auch leichter, versammelte Lektionen zu reiten.“<br />

7/2005 ST.GEORG 53<br />

Fotos: Toffi<br />

Foto unten: Um<br />

den Sitz zu stabilisieren,<br />

werden<br />

die Bügel verkürzt.


Präsentiert von<br />

Offizieller Ausrüster des deutschen<br />

Olympiade-Komitees für Reiterei.<br />

Zu Beginn der <strong>St</strong>unde<br />

lässt Manuela ihren<br />

Wallach lang und tief<br />

eingestellt traben, damit<br />

er sich löst. „Vom Prinzip her<br />

ist das ganz richtig“, lobt <strong>Karin</strong><br />

<strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong>. „Aber achte<br />

von Anfang an darauf, dass<br />

dein Pferd mit der Nase nicht<br />

tiefer als in Höhe des Buggelenks<br />

ge<strong>rät</strong>.“<br />

„Denn sonst“, so die Trainerin,<br />

„ist es anatomisch nicht<br />

möglich, dass er den Rücken<br />

aufwölbt und die Mühe, die du<br />

dir mit dem Vorwärts-abwärtsreiten<br />

gibst, ist nutzlos.“ Apropo<br />

zeigt schon in der Lösungsarbeit,<br />

dass er zwar gern<br />

und willig mitarbeitet, seinen<br />

Rücken dabei aber nur ungern<br />

„hergibt“ und dass er sich nicht<br />

ehrlich an die Reiterhand herandehnt.<br />

Ein Grund dafür offenbart<br />

sich, als Manuela mit leichten<br />

Übergängen Trab-Schritt-Trab<br />

beginnen soll. Sie sitzt sehr tief<br />

im Sattel, hat ihr Pferd stark „am<br />

Kreuz“ und nutzt Zügel- und<br />

Schenkelhilfen nur sehr sparsam.<br />

Apropo quittiert diese Hilfen mit<br />

abrupten Übergängen, er pariert<br />

jedes Mal fast zum Halten durch,<br />

statt in den Schritt hinüberzugleiten.<br />

„Versuche, weichere und feinere<br />

Hilfen zu geben“, fordert <strong>Karin</strong><br />

<strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong> ihre Schülerin<br />

auf. „Du musst keinen Anker werfen,<br />

um „langsamer“ zu werden<br />

und sollst dabei auch keine<br />

Bremsspuren hinterlassen. Reduziere<br />

deine Gewichtshilfe, sitz’<br />

passiver und begleite dein Pferd<br />

mit der Wade!“ Manuela hat ihrem<br />

Wallach beigebracht, mehr auf das<br />

Kreuz der Reiterin zu achten als<br />

auf alles andere, aber so richtig<br />

wohl fühlt er sich dabei nicht: Sein<br />

Rücken bleibt immer leicht<br />

durchgedrückt, statt sich aufzuwölben,<br />

er hat immer eine leichte<br />

Rückwärtstendenz. „Schieb’ deinen<br />

Oberkörper bei den Paraden<br />

bewusster nach vorne statt<br />

nach hinten und lass’ die Pa-<br />

54 ST.GEORG 7/2005<br />

Profireitstunde<br />

„Keinen Anker werfen!“<br />

raden ganz weich auslaufen“,<br />

fordert die Trainerin.<br />

„Tu’ mal so, als<br />

würdest du bei den Paraden<br />

die Zügel aus der<br />

Hand kauen lassen.“<br />

Manuela<br />

Manuela Jackwerth und Apropo<br />

Manuela ist 27 Jahre alt und reitet schon seit Kindesbeinen. Sie hat das Reitabzeichen<br />

Klasse III und durch Erfolge mit ihrem siebenjährigen Wallach Apropo in A- und L-Dressuren<br />

startet sie nun in der Leistungsklasse vier. „Ich träume vom <strong>St</strong>art in einer M-Dressur“,<br />

erzählt Manuela. „Doch davor müssen wir noch einiges verbessern. Apropo geht<br />

oft zu tief und er braucht mehr Schub aus der Hinterhand. In den Verstärkungen wünsche<br />

ich mir mehr Rahmenerweiterung.“<br />

fällt es schwer, sich auf diese<br />

leichte Art zu reiten einzulassen,<br />

und nicht nur sie, sondern auch<br />

Apropo reagiert zunächst verwirrt<br />

– er bleibt immer wieder stehen,<br />

Zwar ist das<br />

Maul von<br />

Apropo<br />

ideal in Höhe<br />

des Buggelenks,<br />

aber<br />

damit er seinen<br />

Rücken noch mehr<br />

„öffnet“, muss der<br />

Winkel in der<br />

Ganasche weiter<br />

werden.<br />

Der erste Schritt ist<br />

getan: Apropo<br />

geht nicht mehr zu<br />

tief, so hat seine<br />

Hinterhand die<br />

Chance, besser<br />

unterzuspringen.<br />

statt weiter zu gehen. „Du musst<br />

ihn daran gewöhnen, nicht in einer<br />

Einheitshaltung zu gehen. Das<br />

sieht im Seitenbild zwar gut aus,<br />

ist aber nicht reell“, sagt <strong>Karin</strong><br />

<strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong>. „Er muss lernen,<br />

dass er ehrlicher ans Gebiss tritt,<br />

und du musst lernen, dass es besser<br />

ist, 200 Gramm in der Hand zu<br />

haben statt einem Hauch von<br />

nichts.“<br />

<strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong> legt selbst<br />

Hand an und geht neben Pferd<br />

und Reiterin her. Sie fasst ins Gebiss<br />

des Pferdes, fordert Manuela<br />

auf, Kontakt zu ihren Händen<br />

aufzunehmen. „So viel Gewicht<br />

musst du in den Händen haben“,<br />

zeigt sie Manuela. „Nur dann<br />

spürst du, was im Maul deines<br />

Pferdes vor sich geht und dies ist<br />

ja das Resultat aus dem, was von<br />

hinten über den Rücken nach vorne<br />

durchgelassen wird. Wenn<br />

Apropo nicht an die Hand herangeht,<br />

ist dies immer ein Zeichen<br />

dafür, dass irgendwo zwischen<br />

Hinterhand, Rücken und Maul die<br />

Reizleitung unterbrochen ist.“<br />

Auch wenn Manuela zunächst etwas<br />

skeptisch und zögernd auf<br />

die Erklärungen und Ratschläge<br />

der Trainerin reagiert, gelingt es<br />

ihr doch im Laufe einiger Runden,<br />

bessere Übergänge zu reiten,<br />

bei denen sich ihr Wallach deutlicher<br />

an die Hand heranstreckt.<br />

„Siehst du, so ist es besser. Lass’<br />

dich mehr von deinem Pferd bewegen,<br />

lass’ die Spannung aus<br />

dem Oberkörper“, fordert <strong>Karin</strong><br />

<strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong>. „Beweg’ dich im<br />

Oberkörper wie ein Mehlsack und<br />

mach’ mit der Wade mehr Power,<br />

damit du einen Fluss von der<br />

Hinterhand über den Rücken nach<br />

vorne erzeugst und auch spürst!“<br />

Wie so oft bei grundsätzlichen<br />

Veränderungen dauert es gar nicht<br />

Foto links: Bei zu viel Kreuzeinwirkung quittiert Apropo<br />

den Dienst. Foto rechts: <strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong> zeigt Manuela,<br />

wie sie ständigen Kontakt zum Pferdemaul bekommt.<br />

lange, bis Reiterin und Pferd „genug<br />

haben“ – das Neue will erst<br />

einmal verarbeitet werden und die<br />

Konzentrationsfähigkeit ist ausgereizt.<br />

„Es ist nicht nötig, dass<br />

wir noch weiter an der Rahmenerweiterung<br />

oder an der Aktivität<br />

der Hinterhand arbeiten“, erklärt<br />

<strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong>. „Denn der<br />

entscheidende Punkt ist gemacht:<br />

Arbeite daran, dass sich dein<br />

Pferd mehr an deine Hand herandehnt<br />

und den Kontakt zu dir als<br />

Für alles was Ihr<br />

Pferd benötigt...<br />

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angenehm empfindet. <strong>St</strong>ell’ dein<br />

Reiten um, reite weniger mit festgehaltenem<br />

Kreuz und mehr mit<br />

der treibenden Wade. Dein Pferd<br />

wird dich innerhalb weniger Tage<br />

besser verstehen – und im Rahmen<br />

weiter werden.“ Eine Woche<br />

später spürt Manuela zu Hause<br />

die ersten Erfolge: „Apropo ist zu<br />

Beginn der <strong>St</strong>unde schon lockerer<br />

und er dehnt sich besser an die<br />

Hand heran. Wir werden diesen<br />

Weg weiter gehen“, freut sie sich.<br />

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<strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<br />

<strong>Kunert</strong> <strong>rät</strong>:<br />

„Manuela musste heute versuchen,<br />

ihren Reitstil, den sie<br />

sich über Jahre hinweg angewöhnt<br />

hat, völlig umzukrempeln.<br />

Das ist keine leichte Aufgabe<br />

und sie hat das gut gemeistert.<br />

Gerade bei einem<br />

Pferd wie Apropo, der sehr<br />

kurz im Rücken ist, darf sie<br />

nicht so viel mit Kreuz reiten<br />

und muss generell mehr treiben<br />

und in allen Übungen den<br />

Schwerpunkt auf eine deutliche<br />

Vorwärtstendenz legen.<br />

Apropo muss mehr Vertrauen<br />

zu der Hand entwickeln, dann<br />

wird er auch bereit sein, sich<br />

zu dehnen und den Rücken<br />

aufzuwölben. Manuela sollte<br />

in den nächsten Monaten an<br />

diesen Grundlagen arbeiten,<br />

so dass Apropo lockerer über<br />

den Rücken geht. Dann werden<br />

den Beiden die Lektionen<br />

der höheren Klassen viel leichter<br />

fallen.“<br />

Im guten Fachhandel erhältlich. Bezugsquellennachweis:<br />

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7/2005 ST.GEORG 55


Präsentiert von<br />

Offizieller Ausrüster des deutschen<br />

Olympiade-Komitees für Reiterei.<br />

Schon beim Lösen zeigt<br />

sich, dass Elena ihre<br />

Probleme gut erkannt<br />

hat – Da Vinci ist gehfreudig<br />

und läuft sein eigenes<br />

Tempo, er beachtet die Hilfen<br />

der Reiterin wenig und folgt<br />

nur selten der Linie, die die<br />

Reiterin vorgibt – Da Vinci<br />

schwankt. Elena versucht folgerichtig,<br />

ihren Wallach von<br />

Beginn an immer wieder mit<br />

halben Paraden zu regulieren,<br />

doch sie ist dabei zu zaghaft.<br />

„Auf welche Weise gibst du<br />

die Paraden?“, hakt <strong>Karin</strong><br />

<strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong> nach. „Erst Gewicht,<br />

dann Zügel, dann die<br />

Wade“, ruft Elena zurück.<br />

„Korrekt. Jetzt gibst du diese<br />

Hilfen alle stärker und mit<br />

deutlicher Verzögerung“, fordert<br />

die Trainerin Elena auf.<br />

„Setz’ dich stärker hin, warte ein<br />

wenig, nimm dann die Zügel<br />

mehr auf, warte wieder, treib’<br />

dann mit der Wade nach.“ Elena<br />

macht diese Übung einige Male,<br />

Da Vinci wird sichtbar aufmerksamer<br />

und weniger eilig, das<br />

Schwanken jedoch wird nicht bes-<br />

56 ST.GEORG 7/2005<br />

Profireitstunde<br />

Am Sattel<br />

lag’s<br />

Kleines Foto: Dieser Sattel ist zu eng für Elena. Er zwingt<br />

sie in den Spaltsitz, und so kann Elena ihre Gewichtshilfen<br />

nicht einsetzen und sie drückt die Hand herunter (gr. Foto).<br />

ser. Elena gelingt es nicht gut, tief<br />

einzusitzen und mit ihren Gewichtshilfen<br />

durchzukommen.<br />

„Das liegt hauptsächlich am Sattel“,<br />

erklärt die Trainerin. „Die<br />

Sitzfläche ist zu klein und engt<br />

dich ein. Der Hinterzwiesel ist<br />

sehr hoch und hemmt dich, mit-<br />

zuschwingen, der Sattel zwingt<br />

dich in einen Spaltsitz. Du bist<br />

nicht in der Balance, damit bringst<br />

du dein Pferd aus dem Gleichgewicht.<br />

Darum geht er schnell und<br />

schwankend.“ Auch wenn Elena<br />

ihren Sattel nicht gern hergibt,<br />

lässt sie sich doch auf ein Experiment<br />

ein, und <strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong><br />

legt einen Sattel mit größerer<br />

Sitzfläche und weniger Zwieselhöhe<br />

auf den Wallach. „In diesem<br />

Sattel hast du keine Lehne mehr,<br />

Vorder- und Hinterbeine<br />

schwingen gut mit, Da Vinci<br />

wartet aufmerksam auf die<br />

Hilfen seiner Reiterin.<br />

Elena Hofmann und Da Vinci<br />

Elena ist 20 Jahre alt und hat Turnier-Erfahrung bis zur<br />

Kandaren-L. Mit ihrem sechsjährigen Oldenburger<br />

Wallach Da Vinci hat sie schon A-Siege und Dressurpferde-L-Platzierungen,<br />

doch sie findet, dass sie noch<br />

einiges verbessern muss, bevor sie weitere L-Dressuren<br />

reitet. „Da Vinci ist eifrig und läuft mir immer ein bisschen<br />

unter dem Hintern weg“, beschreibt sie ihr Problem.<br />

„Mir gelingt es nicht so gut, tief und gleichzeitig locker zu sitzen, dadurch<br />

bin ich oft zu fest mit der Hand. Ich möchte gern feinfühliger reiten.“<br />

du wirst dich zunächst etwas<br />

orientierungslos fühlen“, prophezeit<br />

die Trainerin. Elena trabt<br />

leicht, um sich mit dem Sattel vertraut<br />

zu machen, beginnt dann mit<br />

Übergängen Trab-Schritt-Trab.<br />

„Ich fühle mich, als würde ich im<br />

<strong>St</strong>uhlsitz hin- und herschwimmen“,<br />

beschreibt Elena die ungewohnte<br />

Freiheit. „Probier’ aus, wo<br />

du dich am bequemsten fühlst“,<br />

fordert <strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong> ihre<br />

Schülerin auf. „Setz’ dich nach<br />

vorne, dann nach hinten, neig’ den<br />

Oberkörper vor und zurück.<br />

Durch diese extremen Erfahrungen<br />

wirst du schneller deine eigene<br />

Balance finden.“ Elena „turnt“<br />

im Sattel, findet schließlich die<br />

für sie angenehmste <strong>St</strong>ellung und<br />

beginnt, weitere Übergänge vom<br />

Trab zum Galopp zu reiten. Auch<br />

wenn sie noch etwas Zeit braucht,<br />

um sich wohl zu fühlen, sitzt sie<br />

nun anders, ihre Hüfte schwingt<br />

besser mit und Da Vinci dankt es<br />

ihr mit einer schnelleren Reaktion.<br />

An den weicheren Übergängen<br />

und daran, dass er weniger<br />

schwankt, ist deutlich zu erkennen,<br />

dass das Pferd besser in der<br />

Balance ist. „Der Grund dafür ist,<br />

dass du jetzt im Gleichgewicht<br />

sitzt, darum folgt er deiner Richtung“,<br />

erklärt <strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong>.<br />

Auch wenn Da Vinci nun besser<br />

auf die Hilfen der Reiterin reagiert,<br />

ist dies noch nicht gut genug<br />

– bei den Paraden stützt er sich<br />

immer noch zu sehr auf der Reiterhand<br />

ab und macht den Eindruck,<br />

als wäre er nur zu 80 Prozent<br />

durchlässig. <strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong><br />

will einmal von oben anfühlen,<br />

woran das liegt.<br />

Auch unter der<br />

erfahrenen<br />

Ausbilderin<br />

versucht der<br />

Wallach zunächst,<br />

so<br />

Das Experiment: Wird<br />

der neue Sattel Elenas<br />

Sitz verbessern?<br />

Lehrstunde: <strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong> zeigt,<br />

dass sich Da Vinci gut versammeln und<br />

selbst tragen kann.<br />

wenig Arbeit wie möglich zu leisten.<br />

Er legt sich bei den Paraden<br />

auf die Hand, seine Hinterhand<br />

schleppt er mit wie ein ungewolltes<br />

Anhängsel. „Du musst ihm<br />

deutlicher zeigen, was du von ihm<br />

erwartest, dass du nicht bereit bist,<br />

ihn zu tragen. Wenn er sich abstützt,<br />

musst du ihn mehr nachtreiben<br />

und ihn mal auflaufen lassen,<br />

sei nicht so schüchtern mit<br />

der Hand“, erklärt <strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<br />

Elena muss in dem neuen Sattel noch lernen,<br />

ihren Oberkörper etwas weiter nach hinten<br />

zu neigen.<br />

<strong>Kunert</strong> und zeigt Elena, dass man<br />

lieber einmal deutliche Hilfen geben<br />

sollte als fünf Mal unklare<br />

Hilfen. Nach drei bis vier Runden,<br />

die von Trab-Schritt-Übergängen<br />

gespickt sind, beginnt Da<br />

Vinci, mit der Hinterhand besser<br />

mitzuarbeiten und sich selbst zu<br />

tragen. Nun setzt sich Elena wieder<br />

in den Sattel. „Was ist an-<br />

ders?“, fragt die Trainerin. „Ich<br />

kann ihn mehr über den Sitz und<br />

weniger über die Hand parieren.<br />

Jetzt komme ich dazu, ihn vorne<br />

loszulassen“, sagt Elena, während<br />

sie genussvoll noch einmal tief im<br />

Sattel Platz nimmt und ihre Trainerin<br />

mit einer perfekten Parade<br />

belohnt.<br />

Kerstin Niemann<br />

<strong>Karin</strong> <strong>Lührs</strong>-<strong>Kunert</strong> <strong>rät</strong>:<br />

„Elena ist wirklich mutig und hat sich heute auf das Experiment eingelassen,<br />

einen neuen Sattel aufzulegen. Der Dreh- und Angelpunkt<br />

bei ihren Problemen kommt aus Elenas Sitz heraus – der zu kleine<br />

Sattel hat sie am Mitschwingen und am Bewegen gehindert. Doch<br />

Reiten ist Bewegung! Wer in der Hüfte so festgeklemmt wird wie<br />

Elena, hat keine Chance, seine übrigen Hilfen, also Zügel und Unterschenkel,<br />

korrekt einzusetzen. Bei Elena hatte die festgeklemmte<br />

Hüfte zur Folge, dass ihre Hand unflexibel war und ihre Wade wenig<br />

zum Einsatz kam. Darum schwankte Da Vinci recht stark, er war nicht<br />

genügend im Gleichgewicht. Elena muss lernen, in einem für sie passenden<br />

Sattel mit mehr Gewichtshilfen zu reiten und dabei so sicher<br />

in der Balance zu bleiben, dass sie mit der Hand nachgeben kann.“<br />

MOTOR GROUP<br />

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„MTW Reitsportförderung“<br />

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02 01 /49970<br />

www.mtw-motor-group.de<br />

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Velberter <strong>St</strong>r. 2<br />

Tel.0201/848584-0<br />

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Essen-Borbeck<br />

Wolfsbankring 25<br />

Tel. 02 01 / 5 45 37 47<br />

MTW Motor Group<br />

Bochum-Centrum<br />

Herner <strong>St</strong>raße 114-116<br />

Tel. 02 34 / 5 85 72<br />

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Oberhausen<br />

Farnhorststr. 60-66<br />

Tel.0208/8989595<br />

MTW Motor Group<br />

Oberhausen-Königshardt<br />

Dorstener <strong>St</strong>r. 538<br />

Tel. 02 08/ 61 05 10<br />

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Dortmund-Brackel<br />

Hannöversche <strong>St</strong>raße<br />

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Tel. 02 31 /56 20 52 - 0<br />

7/2005 ST.GEORG 57

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