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WEGnews Oktober 2015

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Ausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>WEGnews</strong><br />

››› Wohnungseigentumsrecht ‹‹‹ von RiAG Dr. Olaf Riecke<br />

Bodenbelag in einer Eigentumswohnung:<br />

Ersetzen von Teppichboden durch Parkett<br />

Wird der in einer Eigentumswohnung vorhandene<br />

Bodenbelag (hier: Teppich bo -<br />

den) durch einen anderen (hier: Parkett)<br />

ersetzt, richtet sich der zu gewährende<br />

Schallschutz grundsätzlich nach der zur<br />

Zeit der Errichtung des Gebäudes geltenden<br />

Ausgabe der DIN 4109; ein höheres<br />

einzuhaltendes Schallschutzniveau kann<br />

sich zwar aus der Gemeinschaftsordnung<br />

ergeben, nicht aber aus einem besonderen<br />

Gepräge der Wohnanlage.<br />

BGH, Urt. vom 27.02.<strong>2015</strong>, V ZR 73/14<br />

Der Fall:<br />

Die Streitenden sind Wohnungserbbauberechtigte,<br />

die rechtlich Wohnungseigentümern<br />

gleichgestellt sind. In dem<br />

Anfang der Siebzigerjahre errichteten<br />

Gebäude befinden sich ein großes Hotel<br />

und 320 Appartements. Die neuen Eigentümer<br />

erwarben das über der Wohnung<br />

der Kläger liegende Appartement im Jahr<br />

2006. Sie ließen den vorhandenen Teppichboden<br />

entfernen und Parkett einbauen.<br />

Die Kläger beanstanden eine hieraus<br />

resultierende Erhöhung des Trittschalls.<br />

Das Problem:<br />

Besteht ein Anspruch auf Beibehaltung<br />

des Teppichbodens bzw. Aufrechterhalten<br />

des bisherigen Trittschallschutzes auf<br />

anderem Wege? Oder durften die Erwerber<br />

im Bereich ihres Sondereigentums<br />

insoweit frei gestalten?<br />

ist §14 Nr. 1 WEG. Ein in diesem Sinne<br />

nachteilig betroffener Wohnungseigentümer<br />

kann sowohl nach §15 Abs. 3<br />

WEG als auch nach §1004 Abs. 1 BGB<br />

die Unterlassung oder Beseitigung der<br />

Beeinträchtigung verlangen. Wird ein<br />

vorhandener Bodenbelag durch einen<br />

anderen ersetzt und dabei nicht in den<br />

unter dem Belag befindlichen Estrich und<br />

die Geschoss decke eingegriffen, richtet<br />

sich der zu gewäh rende Schallschutz<br />

grundsätzlich nach der zur Zeit der Errichtung<br />

des Gebäudes geltenden Aus -<br />

gabe der DIN 4109, hier also der Aus gabe<br />

von 1962. Da die Werte der DIN 4109<br />

in der Ausgabe von 1962 auch nach der<br />

Änderung des Bodenbelags eingehalten<br />

werden, ist entscheidend, ob besondere<br />

Umstände das einzuhaltende Schallschutzniveau<br />

erhöhen. Dies wird verneint.<br />

Praxis-Tipp:<br />

Auf Regelungen in den Erwerbsverträgen<br />

lassen sich Unterlassungsansprüche<br />

gegen den neuen Eigentümer nicht stützen.<br />

Rücksichtnahmepflichten auch bei<br />

noch gerade DIN-gerechtem Schallschutzniveau<br />

können dann nur noch wegen der<br />

konkreten Nutzung ggf. einen Unterlassungsanspruch<br />

rechtfertigen.<br />

Das laute Gehen/Laufen auf Holzclogs<br />

wäre ein solcher Fall, wenn die Hellhörigkeit<br />

des Gebäudes dem Betroffenen<br />

bekannt ist. Wohnungseigentümer könnten<br />

einiges versuchen über die Hausordnung<br />

zu regeln.<br />

Fachautor:<br />

Dr. Olaf Riecke<br />

Die Entscheidung des BGH:<br />

Rechtlicher Maßstab für die zwischen<br />

den Wohnungseigentümern hinsichtlich<br />

des Schallschutzes bestehenden Pflichten<br />

- Richter am Amtsgericht<br />

Hamburg-<br />

Blankenese<br />

- Schwerpunkt: Mietund<br />

Wohnungseigentumsrecht<br />

Schleumer Immobilien Treuhand Verwaltungs-OHG<br />

Allerseelenstraße 7, 51105 Köln, Tel.: 0221/830 77 47, Fax: 0221/83 51 89, www.hausverwaltung-koeln.com<br />

<strong>WEGnews</strong> von beirataktuell.de


Ausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>WEGnews</strong><br />

››› Mietrecht ‹‹‹ von Martin Metzger<br />

Eigenbedarf und der Blick in die Zukunft<br />

„1. Der Vermieter, der eine Wohnung auf<br />

unbestimmte Zeit vermietet, obwohl er<br />

entschlossen ist oder erwägt, diese alsbald<br />

selbst in Gebrauch zu nehmen, handelt<br />

rechtsmissbräuchlich, wenn er den<br />

Mieter nicht über die begrenzte Mietdauer<br />

aufklärt…<br />

2. Der Vermieter ist weder verpflichtet,<br />

von sich aus vor Abschluss eines unbefristeten<br />

Mietvertrages unaufgefordert<br />

Ermittlungen über einen möglichen künftigen<br />

Eigenbedarf anzustellen (sog. Bedarfsvorschau),<br />

noch den Mieter ungefragt<br />

über mögliche oder konkret vorhersehbare<br />

Eigenbedarfssituation zu unterrichten.<br />

3. Daher liegt kein Rechtsmissbrauch vor,<br />

wenn der Vermieter einen unbefristeten<br />

Mietvertrag wegen eines nach Vertragsabschluss<br />

entstandenen Eigenbedarfs kündigt<br />

und das Entstehen dieses Eigenbedarfs<br />

für ihn zwar im Rahmen einer „Bedarfsvorschau“<br />

erkennbar gewesen wäre,<br />

er jedoch bei Vertragsabschluss eine solche<br />

Kündigung nicht zumindest erwogen<br />

hat.“<br />

Auszugsweise aus BGH vom 04.02.<strong>2015</strong><br />

VIII ZR 154/14<br />

Das Problem:<br />

Wenn die Vermietung ansteht, sollte man<br />

in der Regel davon ausgehen, dass die zu<br />

vermietende Wohnung dann dem eigenen<br />

Gebrauch entzogen ist. Mit Existenz des<br />

unbefristeten Mietvertrages ist der berechtigte<br />

Eigenbedarf nur mit einigen<br />

Hürden sauber durchzusetzen. Wenn sich<br />

aber nach Vertragsabschluss der Bedarf<br />

ergibt, die Wohnung selbst zu nutzen,<br />

führte das – zumindest bisher – zu umfangreichen<br />

Erklärungs- und Nachweisnöten<br />

seitens des Vermieters.<br />

Der Fall:<br />

Nach einer knapp zweijährigen Mietzeit<br />

kündigt der Vermieter den Mietvertrag<br />

mit der Eigenbedarfsabsicht – hier für<br />

seine dann volljährige Tochter. Diese hat<br />

während der Mietzeit deren Abitur erhalten,<br />

einen Auslandsaufenthalt absolviert<br />

und begehrt jetzt die Wohnung für<br />

sich, weil sie ein berufsbegleitendes Studium<br />

in der Nähe der Wohnung aufnehmen<br />

möchte. Nachdem die Vorinstanz –<br />

das Landgericht Mannheim – die Kündigung<br />

als rechtsmissbräuchlich verworfen<br />

hatte, lies diese die Revision zu.<br />

Die Entscheidung des BGH:<br />

Der BGH hatte die Entscheidung des LG<br />

Mannheim aufgehoben und zurückgewiesen.<br />

Die Vorinstanz hatte unzutreffende<br />

Maßstäbe in seiner Entscheidung zu<br />

Grunde gelegt. Es wurde nämlich die Frage<br />

nicht final geklärt, ob denn tatsächlich<br />

Eigenbedarf bestehe. Einen Rechtsmissbrauch<br />

bei der Kündigung erkennt der<br />

BGH nicht – als Maßstab gilt: Ist der<br />

Rechtsbegriff der unzulässigen Rechtsausübung<br />

richtig erfasst? Verstößt die<br />

Wertung des Tatrichters gegen Denk- und<br />

Erfahrungssätze? Einer Prüfung dieser<br />

Maßstäbe hält das Berufungsurteil nicht<br />

stand. So hätte der Vermieter zwar nach<br />

Meinung des BGH bei einer kritischen<br />

Bedarfsvorschau erkennen können, dass<br />

die Wohnung unter Umständen für den<br />

eigenen Bedarf benötigt wird. Eine solche<br />

Analyse im Vorfeld schuldet der Vermieter<br />

aber nicht. Womit auch die Kommunikation<br />

einer solchen Bedarfsanalyse<br />

dem Mieter gegenüber im Vorfeld ausscheidet.<br />

Damit führt der BGH seine in<br />

jüngerer Zeit „kündigungsfreundliche“<br />

Rechtsprechung fort – hier sei beispielhaft<br />

auch genannt BGH vom 04.03.<strong>2015</strong> –<br />

VIII ZR 166/14 zur Eigenbedarfskündigung<br />

und der Frage des Wohnbedarfs –<br />

das Urteil wird in diesem Forum ebenfalls<br />

kommentiert.<br />

Praxis-Tipp:<br />

Der BGH scheint die Hürden einer berechtigten<br />

Eigenbedarfskündigung zu<br />

senken – das ist höchst positiv. Hat doch<br />

die Immobilie als klassische Kapitalanlage<br />

– aufgrund der gefühlt eher mieterfreundlichen<br />

Rechtsprechung – etwas an<br />

Beliebtheit verloren. Zwar mag eine Bedarfsvorschau<br />

nicht gefordert sein – zu<br />

empfehlen ist in jedem Fall, dass vor Neuvermietung<br />

genau geprüft wird, ob in absehbarer<br />

Zeit ein Eigenbedarf ansteht.<br />

Dann ist es jedenfalls guter Stil und rechtlich<br />

richtig, darauf hinzuweisen und das<br />

Mietverhältnis von vorneherein zu befristen.<br />

Verläuft die Lebensplanung anders,<br />

kann man immer noch zu einem unbefristeten<br />

Mietverhältnis switchen.<br />

Fachautor:<br />

Martin Metzger<br />

- Mitglied im<br />

Autorenteam<br />

Elzer-Fritsch-Meier,<br />

WEG 2. Aufl. 2014<br />

- Fachreferent<br />

Schleumer Immobilien Treuhand Verwaltungs-OHG<br />

Allerseelenstraße 7, 51105 Köln, Tel.: 0221/830 77 47, Fax: 0221/83 51 89, www.hausverwaltung-koeln.com<br />

<strong>WEGnews</strong> von beirataktuell.de


Ausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>WEGnews</strong><br />

››› Mietrecht ‹‹‹ von Massimo Füllbeck<br />

Mietminderung wegen Baulärm?<br />

1. An die Vorhersehbarkeit einer künftigen<br />

Bebauung und den damit einhergehen den<br />

Belästigungen durch Lärm und Staub sind<br />

hohe Anforderungen zu stellen.<br />

2. Wird nicht etwa eine als solche erkennbare<br />

Baulücke geschlossen, sondern es<br />

wird die Bebauung eines bis dahin ander<br />

weitig genutzten Hinterhofs vorgenommen,<br />

so ist die Vorhersehbarkeit zu<br />

verneinen.<br />

LG Hamburg, Urt. vom 25.11.2014 –<br />

334 S 20/14<br />

Neubau von drei dreigeschossigen Stadthäusern<br />

inkl. Tiefgarage und Zufahrt<br />

durchgeführt werden. Zum Zeitpunkt des<br />

Mietvertragsabschlusses waren die benachbarten<br />

Grundstücke bebaut und der<br />

in Rede stehende Hinterhof zweckentsprechend<br />

genutzt. Auf dem Hinterhof<br />

standen bereits Gebäude, welche im Rahmen<br />

der aufwendigen Baumaßnahme abgerissen<br />

wurden.<br />

Der Vermieter wollte die Mietminderung<br />

nicht hinnehmen und vertrat die Auffassung,<br />

dass die erfolgte Bebauung für den<br />

Mieter bei Vertragsabschluss erkennbar<br />

gewesen sei.<br />

Das Problem:<br />

Grundsätzlich kann der Mieter während<br />

der Mietzeit keine Mietminderung vornehmen,<br />

wenn ihm der Mangel bei Vertragsabschluss<br />

bekannt war. Verschie ­<br />

dene Gerichte haben sich bereits in diversen<br />

Entscheidungen mit der Mietminderung<br />

wegen Baulärms beschäftigt und<br />

sich auch zu der Frage geäußert, welche<br />

Anforderungen an die Vorhersehbarkeit<br />

einer künftigen Bebauung zu stellen<br />

sind. Entscheidend ist die Frage, ob der<br />

Mieter mit Veränderungen der Verhältnisse<br />

im Umfeld der Wohnung oder des<br />

Gebäudes rechnen muss. Im Grundsatz<br />

ist eine Mietminderung wegen Baulärms<br />

bzw. Beeinträchtigungen aufgrund von<br />

Bauarbeiten nicht gerechtfertigt, wenn<br />

schon bei Abschluss des Mietvertrags<br />

erkennbar ist, dass mit Bautätigkeiten in<br />

der räumlichen Umgebung des Mietobjektes<br />

zu rechnen ist.<br />

Der Fall:<br />

Ein Mieter mindert Miete, weil auf einem<br />

Hinterhof neben dem Mietobjekt aufwändige<br />

Gründungsarbeiten sowie der<br />

Die Entscheidung des LG:<br />

Im vorliegenden Fall vertrat das LG Hamburg<br />

die Auffassung, dass die hier durchgeführte<br />

Bebauung des Hinterhofs und<br />

die damit verbundenen Belästigungen<br />

durch Lärm und Staub bei Unterzeichnung<br />

des Mietvertrages nicht vorhersehbar<br />

waren, so dass die Mietkürzung gerechtfertigt<br />

sei. Der über einen längeren<br />

Zeitraum aufwendige Neubau von mehreren<br />

Stadthäusern geht weit über das<br />

schließen einer erkennbaren Baulücke<br />

hinaus und muss vom Mieter nicht hingenommen<br />

werden.<br />

Praxis-Tipp:<br />

Grundsätzlich sind Vereinbarungen zum<br />

Minderungsausschluss (§536 Abs. 4<br />

BGB) unwirksam. Aus Sicht des Verfassers<br />

bietet es sich allerdings an, wenn<br />

dem Vermieter bereits konkrete Bau ­<br />

maßnahmen in der Nachbarschaft bekannt<br />

sind, den Mieter vor Vertragsabschluss<br />

entsprechend in Kenntnis zu setzen<br />

und umfangreich und schriftlich zu<br />

informieren.<br />

Fachautor:<br />

Immobilien-<br />

Ökonom (VWA)<br />

Massimo<br />

Füllbeck<br />

- Immobilienverwalter<br />

- Schwerpunkt:<br />

WEG-Verwaltung<br />

- Fachautor und<br />

Referent beim EBZ<br />

Schleumer Immobilien Treuhand Verwaltungs-OHG<br />

Allerseelenstraße 7, 51105 Köln, Tel.: 0221/830 77 47, Fax: 0221/83 51 89, www.hausverwaltung-koeln.com<br />

<strong>WEGnews</strong> von beirataktuell.de


Ausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>WEGnews</strong><br />

››› Wohnungseigentumsrecht ‹‹‹ von RA Rüdiger Fritsch<br />

Verwirkung des Unterlassungsanspruchs<br />

Von den Gebrauchsregelungen der Gemeinschaftsordnung<br />

abweichende Nutzungen<br />

des Sondereigentums, zumal solche,<br />

die andere Wohnungseigentümer<br />

stören bzw. benachteiligen, sind ständiger<br />

Gegenstand wohnungseigentumsrechtlicher<br />

Auseinandersetzungen. Besonderes<br />

Augenmerk ist dabei auf die<br />

Frage zu richten, ob und wann solche<br />

Ansprüche verjähren. Denn vielfach nehmen<br />

die übrigen Wohnungseigentümer<br />

abweichende Nutzungen langjährig hin.<br />

Erst wenn es im Kreise der Eigentümer<br />

zu Streitigkeiten kommt, werden gegen<br />

fehlnutzende Miteigentümer Unterlassungsansprüche<br />

geltend gemacht. In solchen<br />

Fällen stellt sich zusätzlich die Frage,<br />

ob der auf Unterlassung in Anspruch<br />

genommene Eigentümer sich auf den<br />

bisherigen Zeitablauf berufen darf.<br />

Zu einigen für die Praxis wichtigen Fragen<br />

hat der Bundesgerichtshof (BGH) in<br />

einer jüngst veröffentlichten Entscheidung<br />

Antworten gegeben.<br />

BGH, Urt. v. 08.05.<strong>2015</strong> – V ZR 178/14<br />

zuletzt noch durch Neuvermietung im<br />

Jahre 2007. Die nunmehr erhobene Unterlassungsklage<br />

verstoße gegen Treu<br />

und Glauben.<br />

Das Problem:<br />

Durch die Vermietung der Einheit Nr.1<br />

zu Wohnzwecken verstößt B eindeutig<br />

gegen die durch die Regelungen der Teilungserklärung<br />

festgelegte Nutzungszweckbestimmung,<br />

die gerade keine Nutzung<br />

zu Wohnzwecken erlaubt („Hobbyraum,<br />

Flur, Keller“) und sieht sich daher<br />

grundsätzlich zu Recht den aus §§1004<br />

BGB, 15 Abs. 3 WEG folgenden Unterlassungsansprüchen<br />

der übrigen Eigentümer<br />

ausgesetzt.<br />

Soweit sich B wegen des Zeitablaufs auf<br />

die Einrede der Verjährung beruft, ist ihm<br />

diese Rechtsverteidigung abgeschnitten,<br />

denn nach Auffassung des BGH unterliegen<br />

Unterlassungsansprüche, anders als<br />

Ansprüche auf Beseitigung baulicher Veränderungen,<br />

nicht der Verjährung (vgl.:<br />

BGH, Urt. v. 25.03.2010 – V ZR 159/09).<br />

nur für dauerhafte, ununterbrochene<br />

störende Einwirkungen. Im vorliegenden<br />

Fall nimmt der BGH indes eine Mehrzahl<br />

von einzelnen Fehlnutzungen mit<br />

jeder Neuvermietung an. Da die letzte<br />

zweckbestimmungswidrige Vermietung<br />

zu Wohnzwecken erst im Jahre 2007 erfolgte,<br />

kommt es für den BGH zur Ermittlung<br />

des zu einer möglichen Verwirkung<br />

führenden Zeitablaufs nicht auf die<br />

erstmalige Vermietung im Jahre 1980 an,<br />

weshalb es schon am erforderlichen Zeitmoment<br />

für eine Verwirkung fehlt.<br />

Praxis-Tipp:<br />

Erfolgt eine der Teilungserklärung widersprechende<br />

Fehlnutzung des Sondereigentums,<br />

sind die übrigen Wohnungseigentümer<br />

gefordert. Denn die geltend zu<br />

machenden Unterlassungsansprüche stehen<br />

grundsätzlich nur den jeweiligen Wohnungseigentümern<br />

zu und sind individuell<br />

geltend zu machen (vgl.: BGH, Urt.<br />

v. 17.12.2010 – V ZR 125/10).<br />

Der Fall:<br />

Wohnungseigentümer B gehört die Einheit<br />

Nr.1 im Souterrain der Wohnungseigentumsanlage.<br />

In der Teilungserklärung<br />

sind die dazugehörigen Räume ausdrücklich<br />

als „Räumlichkeiten im Souterrain,<br />

bestehend aus drei Hobbyräumen,<br />

Vorratskeller, Flur und weiterem<br />

Kellerraum“ bezeichnet. Gleichwohl vermietet<br />

B die Einheit Nr.1 als Wohnung.<br />

Hiergegen gehen die übrigen Wohnungseigentümer<br />

gerichtlich vor und wollen<br />

erreichen, dass B die Nutzung/Vermietung<br />

der Souterraineinheit zu Wohnzwecken<br />

unterlässt. B wendet ein, dass er bekannter<br />

Weise und bislang unbeanstandet die<br />

Einheit Nr.1 seit dem Jahr 1980 durchgehend<br />

als Wohnung vermietet habe,<br />

Allerdings hat der BGH in einer aktuellen<br />

Entscheidung (Urt. v. 14.11.2014 –<br />

V ZR 118/13) ausgesprochen, dass Unterlassungsansprüche<br />

im Falle langjäh -<br />

riger Duldung verwirkt sind, wenn der<br />

Anspruchsverpflichtete aufgrund langen<br />

Zeitablaufs sowie eines entsprechenden<br />

Verhaltens der Anspruchsteller ausnahmsweise<br />

davon ausgehen darf, dass diese<br />

die ihnen zustehenden Ansprüche nicht<br />

mehr geltend machen werden.<br />

Die Entscheidung des BGH:<br />

Der BGH gibt der Unterlassungsklage<br />

der übrigen Wohnungseigentümer statt.<br />

Zwar könne sich der fehlnutzende Ei gentümer<br />

grundsätzlich auf die Einwendung<br />

der Verwirkung berufen, dies gelte aber<br />

Fachautor:<br />

Rechtsanwalt<br />

Rüdiger Fritsch<br />

- Fachanwalt für Mietund<br />

Wohnungseigentumsrecht<br />

- Schwerpunkt: Wohnungseigentums-<br />

und<br />

Mietrecht sowie Makler<br />

und Bauträgerrecht<br />

Schleumer Immobilien Treuhand Verwaltungs-OHG<br />

Allerseelenstraße 7, 51105 Köln, Tel.: 0221/830 77 47, Fax: 0221/83 51 89, www.hausverwaltung-koeln.com<br />

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