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ASO! Augsburg Süd-Ost - Februar 2015

Stadtteilmagazin für Augsburg-Hochzoll, -Herrenbach, -Spickel, -Textilviertel und Friedberg-West

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18 A S O ! <strong>Februar</strong> <strong>2015</strong><br />

Schlaganfall – Ursachen, Behandlung und Vorbeugung<br />

Vortrag von Frau Ute Streicher<br />

Neurologin, Leiterin Hessing Memory Klinik,<br />

am 12.01.15. im Bürgertreff Hochzoll<br />

Frau Streicher referierte zum Thema auf<br />

eine angenehme und oft humorvolle Art<br />

und half den Zuhörern zu einem besseren<br />

Verständnis über die Hintergründe und Zusammenhänge<br />

des Schlaganfalls.<br />

Um die komplexen Funktionen und die<br />

Arbeitsweise des Gehirns verständlich darzustellen,<br />

verwendete Frau Streicher nicht<br />

den üblichen Vergleich mit dem Computer<br />

– denn den verstehen viele von uns ja<br />

auch nicht. Viel eher könne man das Gehirn<br />

mit einem großen Garten vergleichen. Und<br />

ähnlich einem ordentlichen deutschen<br />

Garten, der meist in einen Nutz- und einen<br />

Ziergarten unterteilt ist, hat auch das<br />

Gehirn zwei Hauptbereiche. Funktionen<br />

wie Denken, Sprechen, Rechnen seien im<br />

„Nutzgarten“-Teil des Gehirns zuhause.<br />

Nun liegt allen menschlichen Gehirnen<br />

zwar der gleiche Bauplan zugrunde, starke<br />

Unterschiede gibt es allerdings bei den Voraussetzungen<br />

(der Bodenbeschaffenheit)<br />

z.B. genetisch. Außerdem ist die Art der<br />

Bewirtschaftung, also ob das Gehirn gut<br />

trainiert wird, auch ausschlaggebend. Damit<br />

der Garten seine Funktion erfüllt und<br />

die Pflanzen wachsen und blühen, ist die<br />

Bewässerung wichtig.<br />

Ein Schlaganfall entsteht dann, wenn das Bewässerungssystem<br />

nicht mehr funktioniert.<br />

Das kann verschiedene Gründe haben.<br />

Möglicher weise sind die Zellen alle noch<br />

in Ordnung, aber mit dem Schlauch gibt<br />

es Probleme. Er platzt – vielleicht weil das<br />

Blutdrucksystem einem dauerhaften Überdruck<br />

nicht mehr verkraftet.<br />

Kann sein, dass der Schlauch (die Adern)<br />

porös, alt und brüchig wird. Daher zählt das<br />

zunehmende Alter zu den Risikofaktoren.<br />

„Schlauchplatzer“ entstehen auch durch<br />

Fabrikationsfehler, also bei angeborener<br />

dünner Gefäßwand.<br />

Die entstandenen Schäden, wenn ein<br />

Schlauch reißt, können so unterschiedlich<br />

sein wie die Auswirkungen im Garten. Platzt<br />

der Gartenschlauch nahe der Zuleitung,<br />

wird u.U. der ganze Garten überschwemmt<br />

– entsprechend einer Hirnblutung, die man<br />

nicht überlebt. Platzt hingegen ein kleiner<br />

Schlauch am hinteren Ende, fällt das<br />

vielleicht keinem auf. Daher ist auch jeder<br />

Schlaganfall anders. Es ist nicht sinnvoll<br />

den Schaden bzw. den Rehabilitationsfortschritt<br />

von Patienten zu vergleichen, denn<br />

es kommt auf die Größe und den Ort der<br />

Zerstörung an.<br />

Einen „geschenkten“ Gartenschlauch kann<br />

man aber auch schon mal böswillig ruinieren,<br />

indem man das Wasser mit Glassplittern<br />

anreichert und dann hindurch leitet.<br />

So etwa behandeln Raucher ihre Adern. Die<br />

Innenwände der Gefäße werden aufgeraut<br />

und somit haften Ablagerungen schneller<br />

daran und führen zu Verengungen.<br />

Das ist dann die andere Variante: das System<br />

verstopft. Die dadurch verursachten<br />

Schlaganfälle treten am häufigsten auf.<br />

Wenn der Schlauch verstopft, vertrocknet<br />

der Garten. Und auch hier unterscheidet<br />

sich der Schaden je nach Wichtigkeit der<br />

Stelle.<br />

Das Schlauchsystem verstopft vielleicht<br />

auch, weil die Pumpe (das Herz) kaputt ist.<br />

Klumpen entstehen z.B. bei Herzrhythmusstörungen/Vorhofflimmern,<br />

wenn ständig<br />

Blut in der Herzkammer zurückbleibt und<br />

verklumpt.<br />

Wenn die Blutversorgung unterbrochen<br />

wird, bleibt nicht viel Zeit. Nur 3 Minuten<br />

kann eine Hirnzelle ohne Sauerstoff auskommen.<br />

Woran erkenne ich, dass jemand einen<br />

Schlaganfall hat?<br />

Im Garten sieht man, wenn<br />

eine Pflanze den Kopf hängen<br />

lässt. Man schaut also<br />

am besten auf die Leistungen<br />

des Gehirns.<br />

Anzeichen können sein:<br />

- plötzlicher massiver<br />

Schwindel.<br />

- einseitige Lähmung<br />

- einseitig nichts mehr<br />

sehen<br />

- Sprachprobleme<br />

- Dinge werden nicht<br />

mehr erkannt<br />

also eine plötzliche Veränderung<br />

der Hirnleistung.<br />

Eine jetzt notwendige<br />

schnelle Reaktion bleibt<br />

in manchen Fällen aus,<br />

weil der Schlaganfall nicht<br />

weh tut.<br />

Das Gehirn hat kein Schmerzempfinden.<br />

Deshalb sollte man diese Anzeichen nicht<br />

auf die leichte Schulter nehmen.<br />

Am besten jedoch nicht zum Hausarzt oder<br />

Neurologen – das dauert zu lange. Gleich<br />

den Notarzt rufen oder direkt in die Notaufnahme.<br />

Lieber einmal zu oft als zu wenig.<br />

Was soll man noch machen, außer schnell<br />

den Notarzt zu rufen?<br />

Ruhe bewahren, den Patienten nicht aufregen<br />

und nicht alleine lassen.<br />

Im weiteren Verlauf informierte Frau<br />

Streicher über die Möglichkeiten der Rehabilitation.<br />

Denn um die zerstörten Zellen<br />

herum gibt es viele Zellen, die zwar angeschlagen<br />

sind, aber unterstützt und gerettet<br />

werden können. Diese sind fähig neue,<br />

ausgleichende Funktionen zu übernehmen<br />

– am besten, wenn sie bald aufgepäppelt<br />

werden, indem sie Aufgaben bekommen.<br />

Alltag ist die wichtigste Therapie. Also, so<br />

normal wie möglich leben, denn „es ist kein<br />

Leben, auf Therapie zu warten“. Das beste,<br />

was die Angehörigen tun können, ist nichts<br />

zu tun. „Nehmen Sie dem Patienten die Therapie<br />

Alltagsaktivität nicht weg.“<br />

Und „Das Leben nach dem Schlaganfall ist<br />

harte Arbeit.“<br />

Vorbeugemaßnahmen:<br />

Empfohlen wird, die Fett- und Zuckerwerte<br />

sowie den Blutdruck zu senken, am besten<br />

durch Bewegung.<br />

„Bewegung ist mehr als vom Bett zur<br />

Couch.“ Und es gibt nichts Schlimmeres als<br />

sich zu schonen.<br />

Man muss allerdings auch wissen, dass Vorbeugung<br />

das Risiko minimieren, aber nicht<br />

auf 0 reduzieren kann.<br />

B. Steiert<br />

Frau Ute Streicher,<br />

Fachärztin für Neurologie, Fachärztin für<br />

Physikalische und Rehabilitative Medizin<br />

Geriatrische Reha-Klinik d. Hessing Stiftung<br />

Butzstraße 27, 86199 <strong>Augsburg</strong><br />

Telefon: 08 21 / 9 09 – 424

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