Waterkant 2015 Heft 3
Magazin für Umwelt+Mensch+Arbeit in der NORDSEEREGION
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| WATERKANT | Sonderdruck | 3-15 | Unentgeltliche Verbreitung erlaubt © www.waterkant.info |<br />
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un dat vunne <strong>Waterkant</strong>… düt un dat vunne <strong>Waterkant</strong>… düt un dat vunne <strong>Waterkant</strong>… düt un dat vunne <strong>Waterkant</strong>…<br />
for Action“ auseinandergesetzt und dabei auch bemängelt, mit der<br />
Bemessung eines monetären Werts der Ozeane würden deren<br />
Ressourcen und Schätze institutionell zum Spekulationsobjekt<br />
erklärt. Aktuell hat nun das EU-Kommissariat für Maritime Angelegenheiten<br />
und Fischerei zu einer „öffentlichen Konsultation“<br />
aufgerufen über die Frage, „wie die EU im Sinne des nachhaltigen<br />
blauen Wachstums zu einer besseren Governance ihrer Ozeane<br />
und Meere beitragen kann“. Die Ergebnisse sollen dann einfließen<br />
in Überlegungen, „wie eine kohärente, effiziente und wirksame<br />
EU-Strategie zur Verbesserung des internationalen Rahmens für<br />
die meerespolitische Governance zu gestalten ist“. Wer aus dieser<br />
Sprachregelung einen erneuten Versuch ableitet, seitens der<br />
EU-Kommission die Meeresausbeutung unter dem verkleisternden<br />
Nachhaltigkeits-Etikett massiv voranzutreiben, liegt sicher nicht<br />
falsch. Es ist allerdings beeindruckend – und erschreckend –, dass<br />
die Brüsseler Kommission sich zur Rechtfertigung ihres Vorhabens<br />
gleich im ersten Absatz des Aufrufs auf die WWF-Studie stützt und<br />
beruft: „Obwohl die Meere schon heute ein Motor der Weltwirtschaft<br />
sind, bieten sie noch weitere bedeutende Chancen für<br />
Unternehmen. Das Potenzial für ‚blaues Wachstum‘ ist gewaltig.<br />
Der WWF schätzt den Gesamtwert des ‚Bruttomeeresprodukts‘ auf<br />
24 Billionen US-Dollar.“ – Die Konsultation läuft noch bis zum<br />
15. Oktober dieses Jahres, bis zu diesem Datum können Kommentare<br />
und Einwendungen online eingereicht werden.<br />
Quelle: EU-Kommission; Internationale meerespolitische Governance;<br />
http://kurzlink.de/eu-mar-kon-<strong>2015</strong><br />
Tarifvertrag mit Geheimhaltung<br />
Die Tarifparteien der Schifffahrt haben sich Ende August auf einen<br />
neuen Tarifvertrag geeinigt, der laut Vereinbarung skurrilerweise<br />
erst im Oktober – nach der Nationalen Maritimen Konferenz (NMK)<br />
– publiziert werden soll. Wie WATERKANT erfuhr, sollen die<br />
Gewerkschafter bei ver.di entsprechend „geimpft“ worden sein.<br />
Aber wie das so ist, finden irgendwelche Informationen immer den<br />
Weg in irgendeine Öffentlichkeit – so auch in diesem Fall: Der neue<br />
Heuer-Tarifvertrag (HTV) sieht eine Erhöhung um 2,4 Prozent ab<br />
Dezember dieses Jahres vor und zwar mit einer Laufzeit von<br />
13 Monaten, anschließend soll es in 2017 weitere 2,1 Prozent mit<br />
zwölf Monaten Laufzeit geben. Vor Ende 2017 kann der HTV nicht<br />
gekündigt werden. Der vorherige HTV lief bis September 2014,<br />
somit bedeutet die aktuelle Einigung eine Nullrunde von 15 Monaten.<br />
Selbst wenn man den niedrigen Abschluss jetzt vor dem Hintergrund<br />
der niedrigen Inflation als faktische Heuererhöhung wertet<br />
– er entspricht definitiv nicht der wirtschaftlichen Lage und dem<br />
Wachstum der Branche. Und: Nach wie vor bietet der HTV für die<br />
Überstundenpauschale nicht einmal annähernd den Mindestlohn-<br />
Satz. Dem Abschluss vorausgegangen waren aggressive Provokationen<br />
der Arbeitgeberseite, so haben etwa Vertreter des Verbands<br />
Deutscher Reeder (VDR) mehrfach Verhandlungstermine platzen<br />
lassen und zwischenzeitlich auch direkt eine Minus-Runde – ein<br />
Prozent weniger für Nautische und Technische Offiziersassistenten<br />
sowie Schiffsmechaniker-Azubis – gefordert; das immerhin<br />
konnte abgewehrt werden. Warum ver.di sich auf die Geheimklausel<br />
eingelassen hat, war nicht in Erfahrung zu bringen...<br />
Bernd Moritz 7. August 1962 – 30. Juli <strong>2015</strong><br />
Ein Nachruf<br />
von Herbert Nix für den Förderkreis Rettet die Elbe e. V.<br />
Wir sind sehr traurig und können es noch gar nicht fassen: Unser lieber<br />
Mitstreiter für eine bessere Elbe und Umwelt ist seit dem 30. Juli nicht<br />
mehr unter uns. Während des Urlaubs auf Kreta mit seiner Familie ist er<br />
im Mittelmeer ertrunken.<br />
Bernd war seit 1994 aktiv im Förderkreis „Rettet die Elbe“ e. V. (RdE), er<br />
war ein engagierter, freundlicher, manchmal etwas verschmitzter und<br />
zielstrebiger Mitkämpfer für eine bessere Elbe. Er beteiligte sich an unseren<br />
Hafenrundfahrten, arbeitete auf dem Floßcafé, an Planverfahren und<br />
trieb die Aktionsform „Kritischer Aktionär“ voran. Mit seinem schier<br />
unendlichen Wissen hat er uns stets verblüfft und auch geholfen, in<br />
unsere Arbeit neue Aspekte einzubringen.<br />
Zielstrebig war er Anfang der 1990er aus der Nähe von Frankfurt zu uns<br />
gekommen. Er hatte sich schon vorher intensiv mit der Elbe von der<br />
Quelle bis zur Mündung und deren Problemen sowie mit „Rettet die Elbe“<br />
beschäftigt und brachte sein Wissen<br />
sofort in unsere Arbeit ein.<br />
„Rettet die Elbe“ hat sich immer dafür<br />
eingesetzt, nicht nur politisch zu arbeiten,<br />
sondern auch Kultur mit einzubeziehen<br />
und Feste zu feiern. Anlässe gab es viele<br />
und so entstanden zwischen den Mitgliedern<br />
und auch mit Bernd sehr freundschaftliche<br />
Beziehungen. Bernd war ein<br />
gerader und unkonventioneller Mensch.<br />
Ich erinnere mich gut an eine Begebenheit<br />
in der Altenwerder Kirche – als Altenwerder<br />
schon längst der Hafenerweiterung<br />
hatte weichen müssen:<br />
Die Kirchengemeinde Altenwerder wollte,<br />
obwohl einige Tage vorher sämtliche<br />
Kirschbäume gefällt worden waren, trotzdem<br />
wie üblich ihr Kirschblütenkonzert<br />
durchführen. Bernd trat – ungewohnt im<br />
dunklem Anzug und Krawatte – mutig vor<br />
den Altar der Kirche und fing an, darüber<br />
zu sprechen, was uns so empörte. Weit kam er nicht, wir wurden mit<br />
Schimpf und Schande aus der Kirche gejagt. Aber trotzdem – wir konnten<br />
unsere Position deutlich machen – dank Bernd.<br />
Auf unserem legendären Floßcafé hat sich Bernd nicht nur mit politischen<br />
Vorträgen ausgezeichnet, sondern hat auch mit Küchendienst und Nachtwache<br />
viel zum guten Gelingen beigetragen. Das Floßcafé war nicht nur<br />
Treffpunkt für Menschen, die eine bessere Elbe wollten, sondern auch<br />
der Treffpunkt zwischen Bernd und seiner späteren Frau.<br />
Wir haben gemeinsam in Gorleben gegen Atom und in Rostock gegen<br />
Nazis demonstriert. Die Platzverweise, die uns erteilt wurden, haben wir<br />
ignoriert und sind an anderer Stelle wieder aufgetaucht. Uns hat das dafür<br />
mehr zusammengebracht. Auch die „Alternative Hafenrundfahrt“ hat<br />
Bernd lange Zeit mit durchgeführt, bis es ihn nicht mehr herausforderte.<br />
Konsequent, wie er war, hat er damit aufgehört und sich anderer Themen<br />
bei RdE angenommen.<br />
Auf seiner letzten Barkassenfahrt auf der Elbe haben wir traurig Abschied<br />
von Bernd genommen. Er wird uns fehlen.