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2 /14 · Lösungen für die Energiewirtschaft · Weitere Themen: Agilität in Prozess- & Organisationsprojekten…Webstudie 2014… Servicestrategie…Organisatorische Unstimmigkeiten prozessual beheben…Auffinden von Mustern…Mitarbeiter-Steckbrief…Smart Energy – Änderungsbedarf bei IT & Prozessen… Utopia
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· Lösungen für die Energiewirtschaft ·<br />
Weitere Themen: Agilität in Prozess- & Organisationsprojekten…Webstudie 20<strong>14</strong>…<br />
Servicestrategie…Organisatorische Unstimmigkeiten prozessual beheben…Auffinden von<br />
Mustern…Mitarbeiter-Steckbrief…Smart Energy – Änderungsbedarf bei IT & Prozessen…<br />
Utopia
Editorial & Inhalt<br />
Agilität in Prozess- und Organisationsprojekten<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
mit unserer <strong>aspect</strong> informieren wir Sie regelmäßig zu neuen Themen in der Energiebranche,<br />
fachlichen Einzelbausteinen oder auch Projektbeispielen und deren zielorientiertem<br />
Umgang. Dabei steht für Sie natürlich nicht immer die reine Information im Vordergrund,<br />
sondern in vielen Fällen natürlich ein Lösungsansatz – fachlich oder methodisch.<br />
Daher möchten wir Ihnen in dieser Ausgabe gerne komprimiert verschiedene „Lösungen“<br />
zu verschiedenen Aspekten vorstellen. Wir beleuchten dabei unterschiedlichste Themen<br />
wie Projektansätze zur Kundenservicestrategie, einen Vorschlag zum Vorgehen bei der Entscheidungsfindung<br />
in Bezug auf die neue Rolle Gatewaybetrieb, ein konkretes Beispiel zur<br />
Lösung von prozessual bedingten Organisationsproblemen sowie Varianten im agilen Projektmanagement<br />
bei Prozess- und Organisationsprojekten.<br />
Daneben finden Sie in diesem Heft Artikel zur Webstudie 20<strong>14</strong> und zu innovativen Smart<br />
City Konzepten weltweit sowie einen Gastartikel zum Auffinden von Mustern bei Qualitätsproblemen<br />
in Prozessen.<br />
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen<br />
Karsten Knechtel<br />
- Geschäftsführer -<br />
Die aktuelle <strong>aspect</strong> im Überblick:<br />
Editorial und Inhalt<br />
2<br />
Agilität in Prozess- und Organisationsprojekten<br />
Webstudie<br />
Servicestrategie<br />
3<br />
6<br />
8<br />
Können Prozess- und Organisationsprojekte<br />
bei Energieversorgern agil werden?<br />
Titelbild: © istockphoto.com<br />
Organisatorische Unstimmigkeiten prozessual beheben<br />
Auffinden von Mustern<br />
Mitarbeiter-Steckbrief<br />
Smart Energy – Änderungsbedarf bei IT & Prozessen<br />
Utopia?<br />
12<br />
<strong>14</strong><br />
16<br />
17<br />
20<br />
In unserer letzten Ausgabe der „<strong>aspect</strong>“ haben wir von Möglichkeiten der Adaption agiler Projektmanagementmethoden<br />
auf IT-Projekte berichtet. Dieses Mal beleuchten wir die Möglichkeiten der<br />
Nutzung agiler Methoden im Rahmen von Prozess- und Organisationsprojekten.<br />
Es geht dabei um die Frage, ob agile Methoden Vorteile<br />
bei der Konzeption und Umsetzung im Rahmen von<br />
Reorganisation oder Prozessanpassungen bergen. Können<br />
agile Ansätze Vorteile in dieser Art von Projekten in<br />
fachlichen, qualitativen oder auch zwischenmenschlichen<br />
Aspekten liefern? Erfolgt eine Umsetzung von Prozessen<br />
und Neuorganisation reibungsloser? Kann eine Beschleunigung<br />
der Umsetzung und damit Nutzbarkeit der umgesetzten<br />
Projektinhalte erreicht werden?<br />
- - - ><br />
Bild © istockphoto.com<br />
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<strong>aspect</strong> 2 / 20<strong>14</strong> | 3
Agilität in Prozess- und Organisationsprojekten<br />
Agilität in Prozess- und Organisationsprojekten<br />
Zur Erinnerung nochmals die „agilen Manifeste“, also die<br />
sogenannten Grundprinzipien des Projektmanagements,<br />
um daran die Beantwortung der gestellten Fragen abzuleiten:<br />
1. Menschen und Interaktionen sind wichtiger als<br />
Prozesse und Werkzeuge<br />
2. Funktionierende Software ist wichtiger als<br />
umfassende Dokumentation<br />
3. Zusammenarbeit mit dem Kunden ist wichtiger<br />
als Vertragsverhandlungen<br />
4. Eingehen auf Veränderungen ist wichtiger als<br />
Festhalten an einem Plan<br />
Klassisch beginnt ein Prozess- und/oder Organisationsprojekt<br />
mit der Formulierung einer Zielstellung, die umgesetzt<br />
werden soll: bekannt sind hier Ziele wie Steigerung<br />
der Effizienz, Kostensenkung, Steigerung der Servicequalität<br />
oder auch Beseitigung von Fehlern, die als Ziele miteinander<br />
zusammenhängen.<br />
Es schließt sich eine Analysephase an, die den Istzustand<br />
von Prozessabläufen, im Falle von Organisationsthemen<br />
meist auch Mitarbeiterkapazitäten und Teamorganisationen<br />
beleuchtet und daran auch eine Deltaanalyse zum<br />
Zielzustand zulässt, bevor in eine Konzeptions- und Gestaltungsphase<br />
übergegangen wird. Die Umsetzungsphase<br />
und ein begleitendes Change Management, das<br />
danach noch intensiviert wird, schließen das klassische<br />
Vorgehen. Natürlich gibt es hier entsprechende Abweichungen<br />
von diesem Vorgehen, im Groben orientiert sich<br />
ein Ablauf jedoch meist an dieser Struktur.<br />
Vorgeworfen wird den genannten klassischen Ansätzen<br />
häufig, dass die Analysephase lang und zäh ist und dabei<br />
bis auf eine grundsätzliche Auseinandersetzung der beteiligten<br />
Mitarbeiter mit den Themen und folgend einer<br />
Schaffung von mehr Transparenz meist noch keine umsetzbaren<br />
Erfolge einbringt. Doch gerade im EVU-Bereich<br />
– in Bereichen mit ablaufkomplexen und sachlich sich<br />
wiederholenden Vorgängen wie z. B. im Kundenservice,<br />
Vertriebsinnendienst oder Zählerwesen – ist es schwierig,<br />
nur Teilbereiche zu analysieren, nicht den Blick auf das<br />
Ganze zu richten und trotzdem alle relevanten Faktoren<br />
zu berücksichtigen. So ist gerade bei Prozessprojekten<br />
in diesen Umfeldern erforderlich, die Prozesskette End<br />
to End zu analysieren, um eine Ursache-Wirkungskette<br />
zu erkennen und diese für die Konzeptionsphase einzubeziehen.<br />
Auch in Organisationsprojekten ergibt sich die<br />
gleiche Problematik: ohne eine umfassende Kenntnis<br />
von Kapazitäten und Aufgabenzuordnungen in Teams zu<br />
Mitarbeitern, meist auch mit erforderlicher Kenntnis von<br />
Prozess- und Schnittstellenproblemen, lassen sich meist<br />
keine voreiligen Schlüsse für Veränderungen ziehen. Eine<br />
inkrementelle Annäherung an die bestmögliche Prozessund<br />
Organisationsoption kann teuer werden und birgt ein<br />
Risiko der Verunsicherung und Demotivation der Mitarbeiter.<br />
So stellt sich die Frage, an welchen Stellen man überhaupt<br />
„agil“ sein und an Fahrt in der Umsetzung und<br />
damit dem Anwendungserfolg gewinnen kann. Ein Lösungsansatz<br />
ist, für fachlich tendenziell getrennte Bereiche<br />
innerhalb einer Organisationsmaßnahme die Analyse-<br />
bis zur Umsetzungsphase in kleinere Teilpakete zu<br />
trennen, die als stufenweise Einzelthemen nacheinander<br />
abgehandelt werden. Dies kann vor allem eine Lösung<br />
sein, wenn man grundsätzliche Organisationsoptionen als<br />
Pilot im Unternehmen einführen möchte. Voraussetzung<br />
ist, dass die Prozesse der betroffenen Teilorganisationseinheit<br />
möglichst sachlogisch voneinander abgrenzbar<br />
und die handelnden Personen auch aufgeschlossen sind.<br />
Dies kann als (erfolgreicher) Pilot dann auch eine positive<br />
Erfahrungsdynamik in das restliche Projekt bringen.<br />
Gerade in großen Organisationsthemen wird häufig der<br />
Fehler gemacht, nicht zusammenhängende, inhaltliche<br />
Analysen und deren Konzeption innerhalb einer Gesamtorganisation<br />
(z. B. Bereich) erst vollständig – nach dem<br />
klassischen Projektmanagement als Gesamtanalyse – abzuschließen,<br />
bevor man in die Umsetzung aller Teilbereiche<br />
geht. „Schuld“ daran ist meist, dass die Planung einen<br />
Meilenstein zur Präsentation und Entscheidung aller<br />
umfassenden Ergebnisse in der Führungsebene vorsieht.<br />
Bereiche wie z. B. das Marketing, können aber - sofern<br />
alle genannten Voraussetzungen der sachlogischen Abgrenzbarkeit<br />
erfüllt sind – als Teil einer gesamten Vertriebsmaßnahme<br />
betrachtet werden, sofern die Änderung<br />
auch innerhalb des Marketings vollzogen wird und<br />
nicht nur über den gesamten Bereich hinweg. Auch z. B.<br />
das Forderungsmanagement im Kundenservice – meist<br />
als Team organisiert – ist in der organisatorischen Umsetzung<br />
vorziehbar. Schwieriger wird es bei Themen, die pro<br />
Prozess mehrere Organisationsabteilungen als Schnittstellen<br />
an verschiedenen Stellen der abgewickelten Prozesse<br />
beinhalten wie z. B. der Kundenservice.<br />
Bei Prozessprojekten gilt die gleiche Lösungsmethodik<br />
für eine Beschleunigung der Umsetzung: sind Themenblöcke<br />
in einem Projekt voneinander abgrenzbar, so lässt<br />
sich auch hier eine frühere Umsetzung von Teilgebieten<br />
anstreben, ein Vorgehen, das über den KVP (kontinuierlichen<br />
Verbesserungsprozess) oft schon gelebt wird. Im<br />
Zusammenhang von Prozessoptimierungen ist das agile<br />
Manifest Nummer 2 „…wichtiger als umfassende Dokumentation“<br />
wesentlich: Ein bekanntes Problem in Prozessoptimierungsprojekten<br />
ist nämlich, dass der Anspruch<br />
an eine umfassende Konzeption mit dokumentierten<br />
Sollprozessen auch Zeit kostet. Ein gewisses Maß an Dokumentation<br />
für die Entwicklung, mögliche spätere Anpassung,<br />
als auch für die Schulung ist sicher notwendig.<br />
Aber auch hier ist ein Lösungsvorschlag, bei Optimierungen,<br />
die aufgrund von systematischen Fehlern erfolgen,<br />
die Lösung mit einer Mindestdokumentation zu begleiten<br />
und die entsprechende Dokumentation zunächst hinten<br />
an zu stellen. Vorteil dabei ist, dass der damit beauftragte<br />
Key User/Prozessverantwortliche bereits im Laufe<br />
der Tests weitere Informationen sammeln und so später<br />
mehr Qualität in die gewünschte Zielprozessdokumentation<br />
bringen kann. Neben der Dokumentation sind auch<br />
Güte und Inhalt der Prozesskonzeption ein Thema, die<br />
dem agilen Manifest unterliegen könnten: Meist herrscht<br />
in der Energiewirtschaft, z. B. bei Produktkonzeptionen<br />
der 100% Ansatz, d.h. dass ein Produkt solange nicht<br />
umgesetzt wird, bis von der umfassenden Produktgestaltung<br />
bis zur Prozessumsetzung alle Inhalte konzipiert und<br />
intern umsetzbar sind. Lässt man den Anspruch auf eine<br />
sofortige systemische Abwicklungsmöglichkeit weg und<br />
legt das Produkt bereits an, kann die Abwicklung bspw.<br />
kurzfristig extern oder intern auf manuelle Weise abgewickelt<br />
werden, um einen Zeitgewinn am Markt zu erzielen.<br />
Die dargestellten Lösungsoptionen für agile Ansätze in<br />
Prozess- und Organisationsprojekten sind sicherlich nur<br />
einige Agilitätselemente, greifen aber Vorteile dieser Methodik<br />
auf und lassen sich so in Effizienz- und Kostenvorteilen<br />
für das EVU umwandeln.<br />
Autoren: Katharina Meiler & Karsten Knechtel<br />
Bild © istockphoto.com<br />
4 | <strong>aspect</strong> 2 / 20<strong>14</strong> <strong>aspect</strong> 2 / 20<strong>14</strong> | 5
Webstudie<br />
Webstudie<br />
Auch in diesem Jahr wurden die Onlineauftritte der Energieversorger<br />
durch unabhängige Testpersonen bewertet.<br />
Die Untersuchungen fanden auch bei der 13. Auflage der<br />
Studie wieder mit den höchsten Ansprüchen an Qualität<br />
und Sorgfalt statt.<br />
Anhand von ca. 130 Kriterien, die in die 5 Kategorien<br />
· Customer Self Service<br />
· Kundenkommunikation<br />
· Energiethemen<br />
· Informationen<br />
· Gestaltung & Benutzerfreundlichkeit<br />
aufgeteilt sind, werden die Erwartungen der Privat- und<br />
Haushaltskunden an die Onlineauftritte der Energieversorgungsunternehmen<br />
untersucht.<br />
Die Webstudie 20<strong>14</strong><br />
Rund um die politischen Diskussionen zur Energiewende und Kostenverteilung rückt die Energieversorgung<br />
zunehmend in den Fokus des Endkundeninteresses. Strom- und Gasanbieter werden<br />
heute mehr und mehr wahrgenommen und mit wechselbereiten Kunden und komplexen Anfragen<br />
konfrontiert. Hier heißt es den Kontakt zum Kunden zu halten und hochwertigen Service zu bieten.<br />
Einer der wichtigsten Kontaktkanäle, über die ein Anbieter mit diesem kommunizieren kann, ist<br />
das Internet. Hier haben fast alle Energielieferanten eine Entwicklung bis zum onlineorientierten<br />
Unternehmen durchlaufen. Die Fortschritte werden von der Process Management Consulting GmbH<br />
seit mehr als zehn Jahren betrachtet und in der Webstudie vergleichend aufgearbeitet. Die Teilnahme<br />
an der Studie ist für die Energieversorger kostenfrei und bietet einen sehr guten Vergleich der<br />
eigenen Homepage zu denen der wichtigsten Wettbewerber.<br />
Die Gesamtwertungen der jeweiligen Sparten Strom und<br />
Gas errechnen sich aus den erreichten Ergebnissen der<br />
5 Kategorien, unter Betrachtung der nachfolgend aufgeführten<br />
Gewichtungen.<br />
Auch in diesem Jahr haben einige Energieversorgungsunternehmen<br />
ihre Teilnahme aufgrund von aktuellen Relaunches<br />
des gesamten Auftrittes oder einzelner Bereiche<br />
abgesagt. Dies zeigt deutlich, dass Aktualisierungen<br />
und Weiterentwicklungen an der Stelle notwendig sind<br />
und regelmäßig durchgeführt werden müssen.<br />
Da sich die Anforderungen der Bestandskunden und der<br />
potenziellen Neukunden permanent weiterentwickeln,<br />
werden auch die Webstudienkriterien jährlich überprüft<br />
und angepasst. Die Vergleichbarkeit der Studieninhalte<br />
zu den Vorjahren bleibt jedoch gewahrt.<br />
Customer self services<br />
kundenkommunikation<br />
35%<br />
Auch für die diesjährige Studie wurden aktuelle Kriterien<br />
in den Kategorien ergänzt und Kriterien, die nicht mehr<br />
relevant sind, aus der Bewertung herausgenommen.<br />
So sind die mobilen Anwendungen, sowohl aus Endkundensicht,<br />
als auch in der Betrachtung der teilnehmenden<br />
Unternehmen mehr in den Fokus gerückt. Dadurch sind<br />
in diesem Jahr u.a. die Bewertung „ Darstellung mobiler<br />
Webseiten“ und der Test der Bedienbarkeit auf Tablets<br />
neu mit dabei.<br />
Die Auswertung der Ergebnisse lässt einige Schlüsse<br />
zu. Ein sehr hoher Prozentsatz der Teilnehmer stellt zwischenzeitlich<br />
alle Basisinformationen umfassend zur Verfügung.<br />
Unterscheidungen finden vorwiegend im Bereich<br />
STROM<br />
übersicht gewichtung<br />
der bewertungskategorien<br />
10%<br />
25% 15%<br />
15%<br />
gastaltung & benutzerfreundlichkeit<br />
informationen<br />
energiethemen<br />
Wir gratulieren den drei Erstplatzierten<br />
der beiden Sparten!<br />
der ins Internet verlagerten Geschäftsprozesse (Customer<br />
Self Services) und bei der Kundenkommunikation<br />
statt. Darüber hinaus differenzieren sich die Teilnehmer<br />
im Bereich der Informationen und Angebote rund um die<br />
Energiethemen. Der bei vielen Anbietern als wichtiger<br />
Kommunikationskanal angesehene Social Media-Auftritt,<br />
wird intensiv gepflegt und mit aktuellen Informationen<br />
verschiedener Art bespielt. Hier funktioniert auch die direkte<br />
Kundenkommunikation. So wurden Anfragen fast<br />
immer sehr zeitnah und korrekt beantwortet. Hier wird<br />
deutlich, wie wichtig die Energieversorger in der Zwischenzeit<br />
den Kontakt zum und das Angebot für den individuellen<br />
(potenziellen) Kunden nehmen.<br />
GAS<br />
1. RWE Vertrieb AG<br />
2. Stadtwerke Bochum GmbH<br />
3. Stadtwerke Herne AG<br />
1. Stadtwerke Bochum GmbH<br />
2. RWE Vertrieb AG<br />
3. SWB Energie und Wasser<br />
Bild: © istockphoto.com<br />
Der RWE Vertrieb AG hat sich durch einen Relaunch des<br />
Internet-Auftrittes, speziell im Bereich „Customer Self<br />
Service“, verbessert und konnte somit die diesjährige<br />
Studie in die Kategorie Strom knapp vor den Stadtwerken<br />
Bochum GmbH gewinnen. In der Sparte Gas konnte die<br />
Stadtwerke Bochum GmbH ihre Spitzenposition vor der<br />
RWE Vertrieb AG behaupten. Die Stadtwerke Herne AG<br />
konnte mit dem dritten Platz in der Kategorie Strom das<br />
gute letztjährige Ergebnis bestätigen. Die SWB Energie<br />
und Wasserversorgung Bonn/Rhein-Sieg GmbH hat ihre<br />
kontinuierliche Verbesserung der letzten Jahre fortgesetzt<br />
und erstmalig den Sprung in das Spitzentrio geschafft.<br />
Die detaillierten Ergebnisse werden auf unserer Homepage<br />
unter www.process-consulting.de veröffentlich.<br />
Sollten Sie hierzu Fragen haben, können Sie sich gerne<br />
an den Projektleiter der diesjährigen Studie Herrn Martin<br />
Kaster wenden.<br />
Für eine ausführliche Potenzialanalyse bieten wir, wie<br />
in den letzten Jahren, den „Webcheck“ an. In diesem<br />
Angebot wird das beauftragende Unternehmen detailliert<br />
auf Stärken und Schwächen des Auftrittes im Vergleich<br />
zum Wettbewerb analysiert. Die Ergebnisse werden im<br />
Rahmen eines Inhouse-Workshops vorgestellt und Handlungsempfehlungen<br />
für eine Anpassung im Rahmen des<br />
laufenden Betriebes oder als unterstützende Information<br />
für einen Webseiten Relaunch ausgesprochen. Hier konnte<br />
die Process Management Consulting GmbH bereits<br />
vielen Unternehmen wichtige Hinweise geben. Sprechen<br />
Sie uns gerne für weitergehende Informationen an.<br />
Autor: Martin Kaster<br />
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Servicestrategie<br />
Servicestrategie<br />
Bild: © istockphoto.com<br />
Auf dem<br />
Weg zur<br />
Kundenservicequalität<br />
–<br />
eine<br />
Alternative<br />
zum<br />
Preiskampf?<br />
Nach nunmehr über 15 Jahren Liberalisierung im Strommarkt hat sich jeder Lieferant mehrfach mit<br />
dem Wechselverhalten der eigenen und dem Potenzial zur Gewinnung neuer Kunden beschäftigt.<br />
Bei der Kundengewinnung geht es dabei oft um Angebote, bei denen der Preis im Vordergrund steht.<br />
Landet man bei Suchanfragen auf den einschlägigen Vergleichsportalen auf der ersten Seite, wird<br />
man vom potenziellen Neukunden als günstiger Anbieter wahrgenommen und hat gute Chancen<br />
auf einen Abschluss. Da die Marge bei der größten Anzahl der Kunden, den Haushaltskunden, eher<br />
gering ausfällt, ist für die meisten Anbieter der preisliche Spielraum jedoch begrenzt.<br />
Wenn wir uns also in einem Umfeld bewegen, in dem<br />
man vergleichbare Produkte anbietet und bei denen man<br />
sich preislich nur bedingt und in kurzen Zeitfenstern vom<br />
Wettbewerb absetzen kann, muss man sich überlegen,<br />
welche Möglichkeiten der Differenzierung es sonst noch<br />
gibt. Eine gute Servicequalität bietet hier einen gangbaren<br />
Weg, der mindestens einen weiteren Vorteil hat. Sie<br />
trägt entscheidend zur Kundenbindung bei. Zudem ist es<br />
wesentlich kostengünstiger einen Bestandskunden zu<br />
halten, als einen Neukunden zu gewinnen. Wie entscheidend<br />
der Service für das Kundenverhalten ist, zeigte im<br />
letzten Jahr eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts<br />
YouGov. Demnach haben bereits 57%<br />
der Deutschen mindestens einmal einen Dienstleister<br />
aufgrund von schlechtem Service gewechselt. Dies zeigt<br />
den enormen Handlungsbedarf und das große Potenzial<br />
im Bereich der Kundenservicequalität und den Stellenwert,<br />
den diese für ein Unternehmen haben sollte.<br />
Wenn man sich intensiver mit dem Thema Servicequalität<br />
beschäftigt, kommt man schnell zu der Einsicht, dass<br />
eine gute Servicequalität mehr bedeutet als eine akzeptable<br />
telefonische Erreichbarkeit und die Einrichtung eines<br />
Online-Kundenportals. Die Mitarbeiter, die Prozesse, die<br />
Kommunikationsweise und die Unternehmenskultur sind<br />
bei einer erfolgreichen Servicestrategie auf den Kunden<br />
ausgerichtet. Hierzu ist eine ganzheitliche Servicestrategie<br />
gefragt, die vom Management getragen und vorgelebt<br />
wird und alle Hierarchieebenen und betroffenen<br />
Unternehmensbereiche einbezieht. Das Servicecenter ist<br />
dabei ebenso relevant wie die IT oder das Marketing. Bei<br />
Veränderungen und Anpassungen steht konsequent der<br />
Zusatznutzen des Kunden im Vordergrund.<br />
sein. Je konkreter die Ziele formuliert sind, desto leichter<br />
fällt den Führungskräften und Mitarbeitern die Umsetzung.<br />
Ein eher allgemein formulierter Serviceleitsatz wie<br />
„Der Kunde steht im Fokus“ kann sehr unterschiedlich<br />
interpretiert und umgesetzt werden. Wenn ein Ziel jedoch<br />
lautet „Unsere Kunden warten nicht länger als fünf<br />
Minuten im Servicecenter“, weiß jeder worauf der Fokus<br />
gelegt werden soll.<br />
Um ein oft schon bestehendes Leitbild fest im Unternehmen<br />
zu verankern, ist die Einbeziehung der Mitarbeiter<br />
bei der konkreten Umsetzung notwendig. Je früher die<br />
Belegschaft eingebunden wird, desto größer ist die Akzeptanz<br />
der Leitsätze und der abgeleiteten Qualitätskriterien.<br />
Eine Übertragung in alle Kundenprozesse kann<br />
zum Beispiel durch die servicezentrierte Überprüfung<br />
aller Kundenkontaktpunkte erfolgen. Zu jedem Kundenkontaktpunkt<br />
könnten dann z. B. basierend auf den zuvor<br />
festgelegten Qualitätsleitsätzen, die Fragen beantwortet<br />
werden:<br />
Was erwartet der Kunde?<br />
Was möchte man dem Kunden bieten?<br />
Wie kann das konkret umgesetzt werden?<br />
(Maßnahmen, IT-Anpassungen)<br />
Wie könnte der Erfolg der Maßnahmen gemessen werden?<br />
(Qualitätskriterien, Qualitätskennzahlen, Prozesskennzahlen)<br />
Wie wird sichergestellt, dass die Qualität des Services<br />
gleichbleibend ist?<br />
Im Folgenden werden die notwendigen Schritte skizziert<br />
und mit beispielhaften Lösungsansätzen dargestellt.<br />
Gemeinsames Zielverständnis<br />
im Unternehmen aufbauen<br />
Um eine ganzheitliche Servicestrategie im Unternehmen<br />
zu implementieren, sind gemeinsame Werte und Leitbilder<br />
wichtig. Beginnend auf der strategischen Ebene, in<br />
der Leitbild und Vision betrachtet werden, sind die serviceorientierten<br />
Unternehmensziele zu formulieren. Diese<br />
Serviceziele sollten möglichst konkret und messbar<br />
Die Bedürfnisse<br />
des Kunden kennenlernen<br />
Wenn es um die Bedürfnisse des Kunden geht, betreten<br />
wir einen der wohl schwierigsten Bereiche der Kundenservicequalität.<br />
Da die meisten Energieversorgungsunternehmen,<br />
egal ob lokal begrenzt oder bundesweit tätig,<br />
verschiedenste Typen von Haushaltskunden beliefern,<br />
heißt es sich dessen bewusst zu sein und die Bedürfnisse<br />
kundengruppenorientiert aufzunehmen. Eine Aufnahme<br />
der Kundenbedürfnisse versetzt das Unternehmen<br />
in die Lage, die weiteren Schritte zielgerichtet und<br />
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Servicestrategie<br />
Servicestrategie – Projektansätze<br />
Bild: © istockphoto.com<br />
ressourcenschonend zu planen und umzusetzen. Durch<br />
diese Analyse wird erfasst, welche Aspekte den Kunden<br />
wichtig sind. Was möchte der Kunde und wer ist eigentlich<br />
„der Kunde“? Viele Energieversorger beschäftigt<br />
zum Beispiel die Frage, ob und in welchem Umfang eine<br />
Präsenz auf Social-Media-Plattformen notwendig und<br />
nutzenbringend ist. Eine zu klärende Frage könnte zum<br />
Beispiel sein, ob Kunden solche Auftritte wichtig sind<br />
und ob diese zur Zufriedenheit der Kunden beitragen<br />
würden. Ist dies nicht der Fall, kann man die Ressourcen<br />
an anderer Stelle gewinnbringender<br />
einsetzen.<br />
Um den Aufwand für die Erfassung<br />
der Kundenbedürfnisse<br />
in einem überschaubaren<br />
Rahmen zu halten,<br />
kann auch auf bestehende<br />
Studien im Bereich der<br />
Kundenzufriedenheit zurückgegriffen<br />
werden. Diese<br />
können dabei durchaus<br />
für andere Branchen wie<br />
Mobilfunk oder Banken<br />
durchgeführt worden sein. Hilfreich ist auch die Orientierung<br />
an verbreiteten Modellen zur Kundenzufriedenheit.<br />
Das EUCUSA-Modell beschreibt zum Beispiel die sechs<br />
Dimensionen Erscheinungsbild, Zuverlässigkeit, Entgegenkommen,<br />
Souveränität, Kundenorientierung und Produktqualität<br />
und kann als Grundlage für die systematische<br />
Erfassung der Kundenbedürfnisse herangezogen werden.<br />
Die eigene Servicequalität kennen<br />
Im nächsten Schritt geht es einerseits darum herauszufinden,<br />
wie der geleistete Service vom Kunden bewertet<br />
wird und andererseits um eine interne Betrachtung der<br />
Services. Beispielhaft sind im Folgenden einige Möglichkeiten<br />
zur Qualitätsmessung aufgeführt. Grundsätzlich<br />
kann zwischen externen, internen und kundenzentrierten<br />
Analysen unterschieden werden. Die Messmethoden<br />
sind jedoch immer an die jeweilige Ausgangslage im Unternehmen<br />
anzupassen.<br />
Kundenorientierte Analysen<br />
Die Kundensicht kann zum Beispiel durch Kundenbefragungen<br />
ermittelt werden. Davor schrecken einige<br />
Unternehmen zurück, da bei einem hohen erwarteten<br />
Aufwand der Erfolg einer solchen Aktion nur schwer beeinflussbar<br />
ist. Der Kunde muss zur Teilnahme motiviert<br />
werden, was beispielsweise über Werbegeschenke oder<br />
Gewinnspiele geschehen kann. Ein wichtiger Faktor für<br />
die Teilnahmebereitschaft ist der zu erwartende Zeitaufwand<br />
beim Kunden. Ein kurzer Fragebogen ist in jedem<br />
Fall motivierender als eine scheinbar endlose Aneinanderreihung<br />
von Fragen. Wenn man den Fragebogen kurz<br />
halten, die Themen aber trotzdem ausreichend tief abfragen<br />
möchte, bietet es sich an, sich zunächst auf einen<br />
oder zwei Serviceaspekte zu konzentrieren.<br />
Bei der Ausgestaltung des Fragebogens ist es wichtig im<br />
Vorhinein genau zu überlegen, welche Fragen zum Qualitätsniveau<br />
beantwortet werden sollen, um so mit möglichst<br />
wenigen Fragen die<br />
gewünschte Information<br />
zu erhalten. Allgemein<br />
gehaltene Fragen wie<br />
„Sind Sie mit unserem<br />
Service zufrieden?“ sind<br />
dabei nur wenig aussagekräftig.<br />
Hier sind spezifische<br />
Fragen zielführender<br />
wie zum Beispiel<br />
„wurde Ihnen am Telefon<br />
schon mal eine falsche<br />
Auskunft erteilt?“.<br />
Ein weiterer Ansatzpunkt für die Bestandsaufnahmen ist<br />
die Auswertung von Beschwerden. Diese werden thematisch<br />
oft bereits erfasst und können wichtige Informationen<br />
über Schwachpunkte in den Serviceprozessen liefern.<br />
Durch eine systematische Auswertung lassen sich<br />
die Beschwerdegründe gewichten und priorisieren.<br />
Ergänzend zu dieser eher subjektiven, kundenbezogenen<br />
Sichtweise auf den Service, lassen sich auch objektivere<br />
Qualitätsprüfungen durchführen. Bei einer externen<br />
Betrachtung können über Mystery-Anfragen die zu<br />
überprüfenden Kommunikationskanäle durch geschulte<br />
Tester bespielt werden. Hiermit werden beispielsweise<br />
die Qualität von Antworten und die Bearbeitungsdauer<br />
von Aufträgen stichprobenartig erfasst. Dabei ist jedoch<br />
zu berücksichtigen, dass die Mitarbeiter im Kundenservice<br />
durch die Kenntnis eines solchen Projektes sensibilisiert<br />
sind.<br />
Unternehmens- oder prozessorientierte Analysen<br />
Als Erweiterung der Kundenbefragung können zur Servicequalitätsanalyse<br />
zusätzlich Mitarbeiterbefragungen<br />
durchgeführt werden. Mitarbeiter sind meist selbst Kunden<br />
und nehmen die Umsetzung des Servicegedankens<br />
des Unternehmens aus einer zentralen Rolle war. Darüber<br />
hinaus können diejenigen, die im Kontakt mit Endkunden<br />
stehen, Erfahrungen und Wünsche aus der Vergangenheit<br />
mit einbringen und so wichtige Informationen zu<br />
Verbesserungspotenzialen liefern.<br />
Unternehmensleitbild<br />
Angelehnt an dem festgelegten Qualitätsniveau lassen<br />
sich für bestimmte Prozesse Kennzahlen ableiten, die<br />
Rückschlüsse auf die Servicequalität zulassen. Hiermit<br />
lassen sich zum Beispiel die Anrufannahmezeit, Fristüberschreitungen<br />
bei Lieferantenwechseln oder die Bearbeitungsdauer<br />
von Anfragen messen.<br />
Verbesserungspotenzial ableiten<br />
und Umsetzung planen<br />
Ob nun die Kundenwahrnehmung und die Prozessqualität<br />
zu Leitbild und Vision des Unternehmens passen, lässt<br />
sich in einem Soll-Ist-Vergleich ableiten. Wo wird sehr guter<br />
Service geleistet und an welchem Punkt gibt es Potenzial,<br />
sich zu verbessern? Bei der sequentiellen Analyse<br />
lassen sich hier wieder die einzelnen Kontaktpunkte zum<br />
Kunden betrachten und der tatsächliche Service mit dem<br />
angestrebten Servicelevel abgleichen. Bei der Umsetzung<br />
kann es dann sinnvoll sein, bestimmte Schwerpunkte zu<br />
bilden und die Servicethemen zu priorisieren. Man könnte<br />
zum Beispiel einen Plan zur Umsetzung der Serviceziele<br />
erarbeiten und für mehrere Monate die Serviceschwerpunkte<br />
festlegen.<br />
Dabei können die Lösungen sehr vielfältig sein. Von der<br />
Abschaltung einer Serviceleistung über erhöhte Verfügbarkeit<br />
von Ressourcen bis hin zum Entertainment des<br />
Kunden bei nicht änderbaren Zuständen. Wenn sich der<br />
kundenbezogene Informationsfluss im Unternehmen als<br />
kritisch erweist, kann dies, basierend auf einer Kosten-<br />
Nutzen-Abwägung, die Einführung oder Überarbeitung<br />
eines CRM-Systems mit anstoßen. Intelligent verwaltete<br />
Kundeninformationen erleichtern vielen Sachbearbeitern<br />
den Weg zum guten Kundenservice. Bei der Anforderungsbeschreibung<br />
an ein neues CRM können jedoch<br />
auch die hier beschriebenen aufgenommenen Informationen<br />
hilfreich sein, um sich möglichst kundennah und<br />
nachhaltig zu positionieren.<br />
EINFLÜSSE UND ZIELE DER SERVICEQUALITÄT<br />
Mitarbeiter & Prozesse<br />
Servicequalität<br />
Kommunikation<br />
Kundenzufriedenheit<br />
Nachhaltigkeit implementieren<br />
Um sich zukunftsorientiert aufzustellen ist es wichtig, die<br />
hier beschriebenen Bausteine zur Implementierung einer<br />
sehr guten Servicequalität nicht nur einmalig in einem<br />
Projekt umzusetzen, sondern im Rahmen eines Umsetzungsprogramms<br />
dauerhaft zu verankern. Dabei gilt es<br />
den Fokus auf das Kundenbedürfnis zu legen, da sich dieses<br />
durch viele Einflussfaktoren ändern kann. So bestand<br />
zum Beispiel vor einigen Jahren noch nicht das Bedürfnis<br />
eines Kunden, sich über ein Smartphone im Internet zu<br />
informieren und geschäftliche Dinge darüber zu regeln.<br />
Es gilt dabei sowohl externe Treiber wie Markt und Technik,<br />
als auch interne Veränderungen wie Umstrukturierungen<br />
oder Mitarbeiterfluktuation auf Relevanz zu prüfen<br />
und gegebenenfalls flexibel darauf zu reagieren. Hier<br />
greifen Grundsätze des Change Managements, in dem<br />
Mitarbeiter bei der Bewertung und beim Entscheidungsprozess<br />
eingebunden werden. Erfahrungsgemäß bietet<br />
sich nach dem Ansatz eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses<br />
(KVP) die Einrichtung eines Kompetenzteams<br />
„Servicequalität“ an. Dieses sollte heterogen<br />
besetzt sein, Veränderungen aufnehmen und diese nach<br />
Anpassungsbedarf prüfen.<br />
Fazit<br />
Eine herausragende Servicequalität ist nicht nur eine<br />
Möglichkeit sich vom Wettbewerb abzugrenzen, sie<br />
trägt auch zur Kundenbindung bei und reduziert die<br />
Preissensibilität der Kunden. Die entscheidenden Faktoren<br />
für die erfolgreiche Umsetzung einer ganzheitlichen<br />
Servicestrategie sind die Vorbildfunktion der Führungskräfte,<br />
die frühe Einbeziehung aller Hierarchieebenen<br />
und betroffenen Bereiche sowie die systematische<br />
Ausrichtung aller Prozesse, Strukturen und der Kommunikationsweise<br />
am abgestimmten Serviceleitbild. Die<br />
Umsetzung einer Servicestrategie ist kein einmaliges<br />
Projekt, sondern ein sich wiederholender Prozess, in<br />
dem ein regelmäßiger Abgleich zwischen Kundenerwartungen,<br />
gemessener Servicequalität und den Servicezielen<br />
stattfindet. Wir unterstützen Sie gerne bei der Umsetzung<br />
Ihrer Servicestrategie.<br />
Autoren: Andrea Menen & Reinhard Höfer<br />
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Organisatorische Unstimmigkeiten prozessual beheben<br />
Organisatorische Unstimmigkeiten prozessual beheben<br />
Bild: © istockphoto.com<br />
Organisatorischen Schiefstand<br />
prozessual beheben<br />
Nach der Einführung neuer oder angepasster IT-Lösungen kommt es nicht selten zu Unstimmigkeiten<br />
innerhalb des Unternehmens. Schuldzuweisungen werden getätigt und eine Unzufriedenheit<br />
verstärkt sich unter den Mitarbeitern. Sind solche Situationen erst einmal eingefahren und die<br />
„Rollen“ gefestigt, wird es schwer, den gordischen Knoten wieder zu lösen. Die Herausforderung<br />
besteht darin, inhaltliche Probleme, die auf der Meta-Ebene ausgetragen werden, wieder fachlich<br />
und objektiv zu betrachten.<br />
Solche Situationen entstehen nicht selten durch die Unsicherheit,<br />
wie die neu eingeführte IT-Lösung bedient<br />
werden soll. Andererseits sind sie jedoch oftmals darin<br />
begründet, dass Aufgaben, Prozesse und Schnittstellen<br />
nicht konkret genug ausformuliert, umgesetzt oder zugewiesen<br />
sind. Auch existieren unterschiedliche Wahrnehmungen<br />
der Verantwortlichkeiten innerhalb der Abläufe.<br />
So kommt es nicht selten vor, dass die gesamte Zusammenarbeit<br />
zwischen den Abteilungen darunter leidet und<br />
Diskussionen auch auf die persönliche Ebene verlagert<br />
werden. Wenn dies der Fall ist, ist es ratsam, sich Unterstützung<br />
von außen zu holen. Dadurch kann ein Unbeteiligter<br />
die Situation objektiv beurteilen und wenn nötig<br />
auch als Mediator zwischen den Beteiligten fungieren.<br />
PHASE 1:<br />
PROBLEME ERKENNEN<br />
Wichtig ist es zu Beginn, die Sorgen, Probleme und<br />
Ängste der Beteiligten aufzunehmen und zu bewerten.<br />
Dies kann analytisch, aber auch qualitativ geschehen.<br />
In Gesprächen findet man hierbei am besten heraus,<br />
welchen Aspekten der größte Stellenwert zugemessen<br />
wird. Nachdem jeder Beteiligte seine Probleme schildern<br />
konnte, ist schon einmal der erste Druck aus der Situation<br />
genommen. Nun muss es gelingen, Vertreter jeder<br />
Interessengruppe dazu zu bringen, sich an einen Tisch<br />
zu setzen und konstruktiv an einer gemeinsamen Lösung<br />
zu arbeiten.<br />
PHASE 2:<br />
GEDANKLICHE MAUERN EINREISSEN<br />
Ziel in dieser Phase ist es, sich von den bisherigen<br />
Strukturen zu trennen. Die Gedanken von Abteilungen,<br />
Linien und ggf. auch Hierarchien zu befreien und die<br />
Mitarbeiter in den Vordergrund zu stellen, die unter diesem<br />
Zustand leiden. Was sind eigentlich ihre Bedürfnisse?<br />
Sie wollen ihre Aufgaben erfüllen können und nicht<br />
mit Problemen konfrontiert werden, die vor der Einführung<br />
der Lösung nicht existiert haben. Dies ist ein klares<br />
Zeichen dafür, dass bei der IT-Einführung etwas schief<br />
gelaufen ist. Wenn sich die Probleme jedoch über die<br />
fachliche Ebene hinaus bewegen, deutet das darauf hin,<br />
dass die Prozesse und Zuständigkeiten nicht eindeutig<br />
geklärt wurden.<br />
PHASE 3:<br />
ERFORDERLICHE AUFGABEN ERKENNEN<br />
Im ersten Schritt besteht die Aufgabe darin, die problematischen<br />
Prozesse zu identifizieren und sie fachlich zu beschreiben.<br />
Welche Aufgaben sollen erledigt werden und<br />
was wird dafür benötigt? Es muss der komplette Prozess<br />
beleuchtet werden, um darin Aufgaben und Schnittstellen<br />
identifizieren zu können. Um die Interessenvertreter<br />
entsprechend abholen zu können, sollte der Moderator<br />
für sich bereits auf Basis der Vorgespräche einen funktionalen<br />
Grobprozess erarbeitet haben. An diesem kann<br />
er sich dann argumentativ orientieren, um die Diskussionen<br />
in die richtige Richtung lenken zu können. Innerhalb<br />
dieser werden die Schwächen des derzeit gelebten<br />
Prozesses vermutlich schon in ersten Zügen erkennbar.<br />
Die Ursachen dafür können technischer Natur oder darin<br />
begründet sein, dass nicht jeder Teilnehmer dasselbe<br />
Verständnis von einer Aufgabe hat. Deshalb muss jeweils<br />
geklärt werden, wer was darunter versteht, um später<br />
auf einer einheitlichen Basis weiterzuarbeiten. Die technischen<br />
Probleme müssen parallel gelöst werden.<br />
PHASE 4:<br />
AUFGABEN NEU ZUORDNEN<br />
Sobald klar ist, welche Bedürfnisse die Mitarbeiter haben,<br />
welche Aufgaben daraus resultieren und darüber<br />
ein einheitliches Verständnis existiert, kann der nächste<br />
Schritt in Angriff genommen werden. Nun können die<br />
Aufgaben, die in einer logischen Prozesskette ineinander<br />
greifen müssen, neu verteilt werden. Im Workshop benennt<br />
folglich jeder Vertreter die Aufgabenpakete, bei denen<br />
er der Meinung ist, dass sie seiner Interessengruppe<br />
aus fachlicher Sicht zuzuordnen sind. So kann identifiziert<br />
werden, wo die bestehenden Probleme im Prozessablauf<br />
herrühren. Es kann schon bald der Fall eintreten, dass<br />
mehr als ein Teilnehmer der Meinung ist, eine Aufgabe<br />
bearbeiten zu müssen.<br />
Es wird jedoch auch passieren, dass Aufgaben übrig bleiben,<br />
die keiner in seiner Verantwortung sieht. Nun muss<br />
ausdiskutiert werden, in welchem Bereich die nicht eindeutigen<br />
oder übrig gebliebenen Aufgabe sinnvollerweise<br />
am besten aufgehoben sind. Aufgaben können auch<br />
wieder als obsolet identifiziert werden. Schnittstellen<br />
innerhalb eines Aufgabenpaketes können als erforderlich<br />
erkannt werden, weshalb eine erneute Aufteilung<br />
stattfinden muss. Dabei ist immer zu beachten, dass die<br />
Diskussion hier fachlich bleibt.<br />
Sind am Ende alle Aufgaben verteilt, können anhand des<br />
daraus entstandenen Prozesses die Schnittstellen identifiziert<br />
werden. Nun ist es erforderlich, dass sich die Teilnehmer<br />
hier auf klare Kommunikationsregeln einigen, die<br />
innerhalb des Prozesses eingehalten werden müssen.<br />
Dies kann je nach Prozess z. B. über persönlichen Kontakt,<br />
eMail oder auch eine Art Ticketsystem, bzw. automatisiert<br />
über einen Workflow erfolgen, der dann wiederum noch<br />
konkret beschrieben und implementiert werden muss.<br />
Ziel ist es, dass am Ende dieses Prozesses die Aufgaben<br />
und Zuständigkeiten, Schnittstellen und deren Bedienung<br />
entsprechend klar definiert sind. Ein prüfender Blick<br />
durch alle Beteiligte, stellt nun eine letzte Qualitätssicherung<br />
dar. Eine ausführliche Ergebnisdokumentation sollte<br />
hierbei selbstverständlich sein.<br />
Können sich die Teilnehmer nicht auf eine konkrete Zuordnung<br />
der Aufgaben einigen, muss eine Entscheidungsvorlage<br />
erarbeitet werden, nach der die Zuteilung<br />
der erforderlichen Aufgabenfelder durch eine hierarchisch<br />
übergeordnete Instanz erfolgt. Es sollte jedoch<br />
zu jeder Zeit ein Konsens zwischen den Interessenvertretern<br />
angestrebt werden, da dieser erfahrungsgemäß<br />
nachhaltig Bestand hat.<br />
PHASE 5:<br />
NEUERUNGEN KOMMUNIZIEREN<br />
Auf Basis der erstellten Ergebnisdokumentation können<br />
Handlungsempfehlungen oder Arbeitsleitlinien erstellt<br />
werden. Diese müssen nun an die zuständigen Sachbearbeiter<br />
herangetragen werden. Wie das passieren<br />
soll, ist je nach Unternehmen geregelt und fällt normalerweise<br />
in den Zuständigkeitsbereich der Linienverantwortlichen.<br />
Darüber hinaus sollten sie den Mitarbeitern<br />
jederzeit zur Verfügung stehen. Dies kann im Intranet<br />
oder auf einem, für jeden erreichbarem, Netzwerklaufwerk<br />
oder einer physischen Ablage geschehen. Je nach<br />
Größe des Problems und Umfang der Veränderung werden<br />
ggf. neben den beschriebenen Leitlinien auch Schulungen<br />
erforderlich, in denen die neue Lösung vermittelt<br />
und trainiert werden kann. Es empfiehlt sich diese<br />
möglichst intern zu organisieren, da sie Fachprozesse<br />
beschreiben, die ein Externer nur schwer in der Qualität<br />
vermitteln kann, wie jemand, der tatsächlich auch davon<br />
betroffen ist.<br />
FAZIT<br />
Hierarchische Machtspiele und Eskalationen führen selten<br />
zu nachhaltigen Erfolgen. Das Ziel, die Zufriedenheit<br />
wieder herzustellen, Schnittstellen klar zu definieren<br />
und eine saubere Prozessbearbeitung kann mit diesem<br />
Vorgehen schneller erreicht und nachhaltig gefestigt<br />
werden. Durch die fachlich prozessuale Betrachtung der<br />
aufgetretenen Probleme werden nicht nur Symptome<br />
bekämpft, sondern die Grundlage dafür beseitigt.<br />
Autor: Michael Schulze<br />
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Auffinden von Mustern<br />
Auffinden von Mustern<br />
Bild: © istockphoto.com<br />
Muster erkannt, Gefahr gebannt<br />
Gastautoren: Dr. Sebastian Fuchs & Kirstin Redl,<br />
thaltegos Management Consulting<br />
Kundenzufriedenheit und -bindung sind essenzielle Erfolgsfaktoren für alle Unternehmen mit<br />
direktem Kundenkontakt. Schwächen, Fehler oder Probleme, die Kunden nicht verborgen bleiben,<br />
beeinflussen diese negativ. Ein Beispiel hierfür im Bereich der EVU sind inkorrekte Jahresverbrauchsabrechnungen,<br />
die einen wichtigen Kontaktpunkt zum Kunden darstellen. Ein Erfolgsbeispiel<br />
aus der Automobilindustrie zeigt, wie durch Mustererkennung in Bestandsdaten die Ursachen<br />
für Probleme ermittelt und langfristig Verbesserungen erreicht werden können. Auch für EVU<br />
bietet diese analytische Methode einen möglichen Ansatzpunkt, um Fehlerraten zu reduzieren und<br />
somit Kunden nachhaltig an sich zu binden. Eine hohe und nachhaltige Qualität von Produkten<br />
und Dienstleistungen stellt für Unternehmen aller Branchen einen entscheidenden Erfolgsfaktor<br />
dar, so auch für EVU. Diese ist sowohl für die Kundenzufriedenheit und -bindung, als auch für<br />
den gesamten Unternehmenserfolg entscheidend. Kommt es allerdings zu Qualitätsunterschieden<br />
bei Endprodukten und sind die verursachenden Faktoren nicht offensichtlich erkennbar, stellt dies<br />
Unternehmen vor eine große Herausforderung.<br />
Ein Unternehmen der Automobilindustrie wurde mit genau<br />
dieser Herausforderung konfrontiert. Bei einem Fahrzeugmodell<br />
traten Qualitätsunterschiede in der Produktion<br />
auf, die teure Nacharbeiten erforderten und deren<br />
Ursachen im Qualitätsmanagement nicht eindeutig identifiziert<br />
werden konnten.<br />
Zur ausführlichen Ursache-Wirkungs-Analyse wurde deshalb<br />
eine sogenannte Mustererkennung auf Basis von<br />
Produktionsdaten ausgeführt. Unterschiedliche, in der<br />
Produktion zur Verfügung stehende Daten wurden dahingehend<br />
analysiert, ob sich bei Qualitätsunterschieden<br />
des Endprodukts Regelmäßigkeiten ausgewählter Faktoren<br />
zeigten. Beispiele hierfür sind bestimmte Sonderausstattungen<br />
eines PKWs, Baumuster oder Schichtzeiten<br />
von Mitarbeitern in der Fertigung.<br />
Um entlang der Produktionsstrecke die relevanten Arbeitsschritte,<br />
prozessbezogenen Messpunkte und Datenquellen<br />
zu identifizieren, wurden Montagebegehungen<br />
und Workshops mit Mitarbeitern durchgeführt. So<br />
war es möglich, kritische Prozessabläufe und potenzielle<br />
Einflussfaktoren auf die Qualität initial festzulegen, die<br />
einer näheren Analyse unterzogen wurden. Mittels statistischer<br />
Verfahren wurde im Anschluss ermittelt, welche<br />
der betrachteten Faktoren einen entscheidenden<br />
Einfluss auf die resultierende Qualität der Fahrzeuge<br />
nahmen. Hierfür war kein aufwendiges IT-System oder<br />
dergleichen von Nöten. Moderne Statistik- und Data-Mining-Tools<br />
ermöglichen eine kurzfristige ad-hoc Analyse<br />
großer Datenansammlungen. Basierend auf den Ergebnissen<br />
ließen sich folglich Umstände ableiten, bei denen<br />
besonders häufig Qualitätsunterschiede im Endprodukt<br />
auftraten. So zeigten sich beispielsweise Qualitätsprobleme<br />
vermehrt bei Fahrzeugen mit einer bestimmten Kombination<br />
an Sonderausstattungen. Durch das Erkennen<br />
dieser Muster konnte der Automobilhersteller die Wurzel<br />
für das Qualitätsproblem rasch angehen und die Produktion<br />
optimieren. Die Mustererkennung ermöglichte somit<br />
eine schnellere Fehlereingrenzung sowie -behebung und<br />
führt nun langfristig dazu, dass weniger Nacharbeiten getätigt<br />
werden müssen.<br />
Die grundsätzlichen Voraussetzungen für die Anwendung<br />
einer Mustererkennung – ein komplexes System,<br />
viele potenzielle Fehlerquellen, viele Interaktionen, viele<br />
Ursache-Wirkungs-Beziehungen – sind nicht nur im produzierenden<br />
Gewerbe, sondern auch bei EVU gegeben.<br />
Wird beispielsweise eine Jahresverbrauchsabrechnung<br />
erstellt, ist dies ein vielschichtiger Prozess mit zahlreichen<br />
Teilschritten, Akteuren, diversen Systemschnittstellen<br />
sowie -interaktionen. Vom Vertragsabschluss mit dem<br />
Kunden bis zu einer Jahresverbrauchsabrechnung findet<br />
eine Vielzahl an Abläufen zwischen Mitarbeitern und Systemen<br />
statt. Man denke nur an Vertragsdaten, die manuell<br />
in ein System eingetragen werden, Zählerstände, die<br />
es abzulesen gilt, Rechnungen die erstellt werden, manuelle<br />
Korrekturen von Aussteuerungen und der anschließende<br />
Versand von Belegen. In diesem komplexen Prozess<br />
entstehen diverse Ursache-Wirkungs-Beziehungen.<br />
Ein Fehler in einer Jahresverbrauchsabrechnung kann<br />
somit auf unterschiedliche Quellen zurückzuführen sein.<br />
Für die Identifikation dieser Ursachen kann eine Mustererkennung<br />
rasch Auffälligkeiten identifizieren. Die EVU<br />
verfügen bereits über eine Vielzahl an Bestandsdaten, die<br />
hierfür genutzt werden können. Nach dem Prinzip „Garbage<br />
In, Garbage Out“ ist jedoch stets Prämisse, dass<br />
Informationen über die relevanten Schritte in einer Prozesskette<br />
existieren. Fehlen sie oder sind sie fehlerhaft,<br />
gilt es zunächst die Suche nach Informationssurrogaten<br />
oder alternativen Informationsquellen anzutreten. Aber<br />
diese Suche lohnt sich!<br />
Initial würden mögliche Ursachen für Fehler in der Verbrauchsabrechnung<br />
in Zusammenarbeit mit fachkundigen<br />
Mitarbeitern identifiziert und entsprechende Hypothesen<br />
abgeleitet werden. Die vorhandenen Daten würden für<br />
die Mustererkennung erfasst, zusammengefasst, aufbereitet<br />
und bzgl. ihres Einflusses auf das Auftreten von<br />
Fehlern mittels statistischer Verfahren analysiert werden.<br />
So könnte beispielsweise der Einfluss von Preisabweichungen<br />
zwischen Vertrag und System, falsch übermittelten<br />
Zählerständen oder auch falschen Steuerangaben/<br />
Umlagen untersucht werden. Zusätzlich könnte auch<br />
der Zusammenhang zwischen fehlerhaften Jahresverbrauchsabrechnungen<br />
und bestimmten Regionen, Wochentagen,<br />
Uhrzeiten, assoziierten Dienstleistern oder<br />
auch speziellen Stromtarifen analysiert werden. Hierzu<br />
sind keineswegs komplett automatisierte Prozessketten<br />
erforderlich. Auch manuelle Schritte können hierbei zwischengeschaltet<br />
sein.<br />
Die thaltegos Management Consulting unterstützt Unternehmen<br />
– vor allem aus dem produzierenden Gewerbe<br />
– dabei, unter anderem Herausforderungen, wie die hier<br />
dargestellte, zu meistern. Dabei kombiniert thaltegos<br />
klassische Strategie- und Managementberatung mit statistischer<br />
und analytischer Kompetenz.<br />
Dieser Artikel beruht auf dem regen Austausch zwischen<br />
Process Consulting und thaltegos – eine Partnerschaft,<br />
die stets zu interessanten und innovativen Lösungsansätzen<br />
führt.<br />
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Mitarbeiter-Steckbrief<br />
Smart Energy – Änderungsbedarf bei IT & Prozessen<br />
Auswirkungen einer „Smarten Architektur“<br />
auf IT & Prozesse absehen<br />
Bild: © fotolia<br />
Wie ist Ihr Name?<br />
Michael Schulze<br />
WO SIND SIE GEBOREN?<br />
München<br />
Was für eine ausbildung haben sie<br />
gemacht?<br />
Diplomkaufmann (Univ.) in Magdeburg und<br />
Nürnberg<br />
Was machen sie in ihrer freizeit?<br />
Mit Freunden treffen, Fitness und gerne mal<br />
in die Berge zum Abschalten fahren<br />
Was gefällt ihnen an sich besonders?<br />
Meine offene, unkomplizierte Art mit einer<br />
grundpositiven Einstellung<br />
Ihr schönestes erlebnis in letzter zeit?<br />
Die Geburt meiner Tochter<br />
Was wäre ihre henkersmahlzeit?<br />
Ein deftiges Braumeisterschnitzel mit extra<br />
Pommes und Bratensoße, und dazu ein<br />
gutes Weißbier<br />
Wofür würden sie ihre letzten<br />
10 Euro ausgeben?<br />
Für das, was sich meine Tochter dafür<br />
wünscht<br />
Wo zappen sie beim fernsehen weg?<br />
Bei Werbung und sämtlichen Soap-Formaten<br />
Was braucht man für einen perfekten<br />
urlaub?<br />
Ein schönes Riff zum Tauchen, die Familie<br />
und eine fremde Kultur<br />
Welche bekannte persönlichkeit<br />
würden sie gern einmal treffen?<br />
Ludwig II. Otto Friedrich Wilhelm König<br />
von Bayern<br />
Schenken sie uns<br />
eine lebensweisheit?<br />
Humor und Geduld sind Kamele, die uns<br />
durch jede Wüste tragen.<br />
Seit wann sind sie bei process<br />
consulting?<br />
Seit Oktober 2012<br />
Worin liegen ihre beruflichen<br />
schwerpunkte / kompetenzen?<br />
Organisationsentwicklung, Projektund<br />
Prozessmanagement<br />
WIE KÖNNEN SIE AM BESTEN ENTSPANNEN?<br />
Nach einem guten, anstrengenden Workout<br />
Was ist ihre lieblings-website?<br />
www.sueddeutsche.de und<br />
www.der-postillon.com<br />
Welche ihrer bisherigen projekte<br />
fanden sie besonders spannend?<br />
Die Einführung eines CRM-Systems und<br />
ein organisatorisches Optimierungsprojekt<br />
Drei faktoren für ein<br />
erfolgreiches projekt?<br />
Kommunikation, Kommunikation,<br />
Kommunikation<br />
Welchen reiz hat für sie die<br />
energiewirtschaft?<br />
Der laufende Wandel und Umbruch stellt immer<br />
neue Herausforderungen, bietet jedoch<br />
auch interessante Chancen<br />
Drei gedanken zu process<br />
consulting?<br />
Fair, sozial, kompetent<br />
Auf dem Weg zur smarten Infrastruktur im Messwesen sind viele technische und kostengetriebene<br />
Themen diskutiert worden. Seit der Ausgestaltung des BSI-Schutzprofils und der im letzten Jahr<br />
veröffentlichten Kosten-Nutzen-Analyse, scheinen die Wegweiser auf „Umsetzung“ zu stehen.<br />
Einige Anforderungen und Verordnungen sind derzeit noch in Abstimmung, voraussichtlich wird<br />
sich durch diese jedoch keine grundsätzlich andere Richtung ergeben – das Messwesen wird umgebaut.<br />
Dabei werden Rollen neu entstehen und bestehende werden sich verändern. Daraus stellt sich<br />
für jedes Unternehmen der Branche die Frage, was dieser Umbruch für das zukünftige Geschäftsmodell<br />
bedeutet? Welche Entwicklungsmöglichkeiten ergeben sich und welcher Transferaufwand<br />
entsteht daraus?<br />
Um die Ausrichtung des eigenen Unternehmens bei<br />
einem so umfangreichen Umbau festzulegen, sind grundsätzliche<br />
Punkte zu klären:<br />
Treiber und Trends der Veränderung<br />
Mögliche Richtungen, die eingeschlagen werden können<br />
Aufwände, die für mögliche Varianten zu erwarten sind<br />
Potenziale, die in der Veränderung stecken<br />
Dabei sind es oft die Aufwände in der Anpassung der IT<br />
und dem Bedarf an der Neugestaltung der Geschäftsund<br />
Marktkommunikationsprozesse, die einer Analyse<br />
im Vorfeld bedürfen, um die Kosten im vernünftigen<br />
Rahmen zu halten und gleichzeitig die Potenziale freizulegen.<br />
Treiber & Trends<br />
Bei einer solchen Analyse ist der Startpunkt sinnvollerweise<br />
bei den Treibern und Trends zu setzen. Bei dem<br />
Gesetzes- und Verordnungskonstrukt, welches immer<br />
mehr den europäischen Vorgaben unterliegt, wird es<br />
nicht nur für die Unternehmen der Branche immer<br />
schwieriger, den Gesamtüberblick zu behalten und sich<br />
zukunftssicher aufzustellen. Auch Anbieter im Bereich<br />
der technischen Geräte wie Zähler und Gateways sind<br />
mit Investitionen vorsichtiger geworden.<br />
Nachdem in der Novellierung des EnWG 2011 die Grundlage<br />
für das Messsystem gelegt wurde, steht nun die<br />
konkrete Ausgestaltung der Rahmenbedingungen an.<br />
Zwei Unterlagen, die bisher als wegweisend für die Branche<br />
angenommen werden, wurden im letzten Jahr veröffentlicht.<br />
Dazu gehören das BSI-Schutzprofil mit der technischen<br />
Richtlinie BSI TR-03109 und die von Ernst&Young<br />
veröffentlichte Kosten-Nutzen-Analyse. Trotz dessen,<br />
dass noch eine Reihe von Verordnungen (Messsystemverordnung,<br />
Rolloutverordnung, Tarifverordnung, Datenschutzverordnung)<br />
ausstehen oder bisher nur im Entwurf<br />
vorliegen, lassen sich hieraus bereits erste Schlüsse ziehen.<br />
Das Messsystem wird eingeführt und die zentrale<br />
Einheit dabei, das Gateway, muss diskriminierungsfrei<br />
betrieben werden. Seitdem dies feststeht, gibt es Diskussionen<br />
um die Ausgestaltung des Betreibermodells.<br />
Wird der Gateway-Administrator (GWA) dem MSB/MDL<br />
zugeordnet und somit in der Grundzuständigkeit beim<br />
VNB liegen? Unabhängig davon, wie sich die regulatorischen<br />
Vorgaben darstellen, muss sich jedes Unternehmen<br />
auf eine neue Landschaft vorbereiten.<br />
Dabei gibt es einige, die bereits sehr aktiv an einer Ziellandschaft<br />
arbeiten. Eine gewisse Zahl von großen Netzbetreibern<br />
hat sich entschieden, selbst die Rolle des<br />
GWA zu besetzen. Dabei wird ein immenser Aufwand<br />
betrieben, wobei das Geschäftsmodell meist darauf<br />
ausgerichtet ist, die einmal implementierte Infrastruktur<br />
auch kleinen und mittleren Unternehmen als Client- oder<br />
Cloud-Lösung zur Verfügung zu stellen. In diesem Rahmen<br />
wird auch immer wieder die Einbindung von Unternehmen<br />
der Telekommunikationsbranche in das Geschäftsmodell<br />
diskutiert, die in diesem Umfeld ebenfalls<br />
Lösungen anbieten. Kooperationsunternehmen bieten ihren<br />
Mitgliedern den Gateway-Betrieb als Dienstleistung<br />
an, teilweise über die Nutzung der IT hinaus. Auf Basis<br />
der bisher vorliegenden gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
ist der Markt also in Bewegung gekommen.<br />
Dabei können technische Rahmenbedingungen rund um<br />
das eigentliche Messsystem oft nur nachrangig betrachtet<br />
werden. So ist das Lastenheft des Gateways noch<br />
nicht veröffentlicht und dem entsprechend sind auch<br />
noch keine Pilotprojekte mit der fertigen Infrastruktur<br />
zum Abschluss gebracht worden. Die bisherigen Erfahrungen<br />
reichen jedoch aus, um konzeptionell die IT-Infrastruktur<br />
zu betrachten und die Prozesse zu erfassen, die<br />
anzupassen oder neu zu definieren sind.<br />
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Smart Energy – Änderungsbedarf bei IT & Prozessen<br />
Smart Energy – Änderungsbedarf bei IT & Prozessen<br />
Die Richtung festlegen &<br />
Szenarien betrachten<br />
Für viele kleine und mittlere Unternehmen bestehen sehr<br />
große Vorbehalte gegen den, in der technischen Richtlinie<br />
geforderten Aufbau der Sicherheitsinfrastruktur in<br />
der dargestellten Landschaft. Die Implementierung und<br />
der Betrieb eines Information Security Management Systems<br />
(ISMS) und die entsprechende Zertifizierung unter<br />
Berücksichtigung vieler weiterer Auflagen schreckt mit<br />
den damit verbundenen Kosten ab und öffnet den Blick<br />
für die Suche nach Alternativen. Eine dieser Alternativen<br />
könnte dabei sein, die Sicherheitsinfrastruktur mit einem<br />
Partner aus der Kommunikationsbranche gemeinsam<br />
aufzubauen. Beim Dienstleister leitet sich dann eine konzeptionelle<br />
Ziellandschaft ab, bei der die Rollen Gateway-<br />
Admin, Service-Techniker, VNB, MDL und MSB besetzt<br />
werden.<br />
Um eine zukunftsorientierte Aussage darüber treffen zu<br />
können, wie sich das eigene Unternehmen (VNB) bei den<br />
beschriebenen Rahmenbedingungen aufstellen sollte,<br />
sollten folgende Optionen untersucht werden:<br />
Selbst aktiv als Gateway-Administrator<br />
Kooperationen mit anderen Unternehmen der Branche<br />
Nutzung von Dienstleistungen größerer Unternehmen<br />
oder TelKo-Anbietern<br />
WASSER<br />
HEAD-END<br />
SYSTEM<br />
MOBILE DATEN-<br />
ERFASSUNG<br />
MDL<br />
WORKFORCE-<br />
MANAGEMENT<br />
ZÄHLER<br />
STROM GAS WÄRME<br />
GATEWAY-<br />
STEUERUNG<br />
GATEWAY-ADMIN<br />
WAN<br />
In dem Geschäftsmodellszenario, in welchem der VNB<br />
selbst als Gateway-Administrator auftritt, ist er für den<br />
Einbau der Kommunikationseinheiten als MSB, den Betrieb<br />
des Gateways als Administrator, den Anschluss an<br />
das Kommunikationsnetz sowie für das Auslesen und<br />
Übertragen der Daten als MDL verantwortlich. Darüber<br />
hinaus liegen die Speicherung, Verarbeitung und Prognose<br />
der Daten in seinem Hoheitsbereich. Es ist zu verifizieren,<br />
inwieweit eine kritische Masse an Zählpunkten<br />
notwendig ist, um dies nutzenmäßig umzusetzen.<br />
Die zweite Möglichkeit gestaltet sich als Kooperation<br />
mehrerer VNB, die sich aufgrund der damit entstehenden<br />
Skalen- und Verbundvorteile die Rolle des Gateway-Administrators<br />
teilen und gemeinsam am Markt auftreten.<br />
Denkbar wäre dieses Modell in der Zusammenarbeit von<br />
kleinen und mittelgroßen VNB, die sich das Risiko und<br />
die Einnahmen der Betreibung aufteilen.<br />
Die dritte Variante ist der Bezug der Leistungen von einem<br />
möglichen Drittanbieter, der die Rolle des Administrators<br />
übernimmt und als Dienstleister mehrere Marktpartner<br />
bedient. Hier stehen sowohl große Unternehmen<br />
innerhalb der Branche, als auch Telekommunikationsanbieter<br />
zur Option. Der Vorteil für den Drittanbieter liegt<br />
in einem standardmäßigen und skalierbaren Angebot der<br />
Gateway-Leistungen, da diese Leistungen dann kostengünstiger<br />
an den Dienstleistungsnehmer weitergegeben<br />
werden können. In dieser Ausgestaltung muss das externe<br />
Unternehmen ebenfalls die Funktionalitäten und<br />
GATEWAY<br />
ENERGIEDATEN-<br />
MANAGEMENT<br />
HAN<br />
MESSDATEN-<br />
MANAGEMENT<br />
WEBPORTAL<br />
WEB-SERVICES<br />
ENERGIEDATEN-MANAGEMENT<br />
CRM<br />
ABRECHNUNG<br />
LIEFERANT<br />
VERBRAUCHSWERTE<br />
ABRECHNUNGEN<br />
SONSTIGES<br />
Prozesse des MSB/MDL übernehmen und steht damit<br />
vor einer großen Transformationsaufgabe. Es ist fraglich,<br />
ob vor allem branchenfremde Unternehmen sich diesem<br />
Vorhaben stellen wollen, da damit einhergehend umfangreiche<br />
regulatorische, prozessuale und marktseitige Anforderungen<br />
auf den potenziellen Betreiber zukommen<br />
und die Schnittstelle zwischen Dienstleistungsnehmer<br />
und –geber komplex in der Ausgestaltung ist.<br />
Zusätzlich kommt die Rolle des Servicetechnikers ins<br />
Spiel, der Vor-Ort-Arbeiten wie die Inbetriebnahme unter<br />
Anwendung der verschiedenen Schutzmaßnahmen<br />
und die Störungsbehebung durchführt. Dies stellt neue<br />
Anforderungen an das Know-how der Mitarbeiter im<br />
Montagebereich oder entsprechend an die beauftragten<br />
Fremddienstleister und muss unabhängig vom Geschäftsmodellansatz<br />
in der neuen Landschaft umgesetzt<br />
werden.<br />
onellen IT-Ziellandschaft lassen sich die einzelnen Aufgaben<br />
bei der Umstrukturierung der IT und Prozesse für die<br />
dargestellten Optionen definieren.<br />
Transferbedarf & Potenziale ableiten<br />
Wie sieht also und die konkrete Umsetzung im eigenen<br />
Unternehmen aus? Zur Erfassung des Transferbedarfes<br />
und der damit im Zusammenhang stehenden Aufwände<br />
ist es notwendig, den Status Quo der IT, der Prozesse<br />
und der Organisation aufzunehmen und die dazugehörige<br />
Soll-Situation für die gewählte Option abzuleiten.<br />
Schließlich ist es möglich, Potenziale im Sinne der Wirtschaftlichkeit<br />
und der Risiken abzuschätzen und somit<br />
die Grundlagen für die Geschäftsmodellentscheidung zu<br />
schaffen.<br />
Handlungsbedarf<br />
Bild © istockphoto.com<br />
GERÄTE<br />
MANAGEMENT<br />
MSB<br />
WORKFORCE-<br />
MANAGEMENT<br />
SERVICE-TECHNIKER<br />
NN-<br />
ABRECHNUNG<br />
Abbildung 1: Mögliche zukünftige Ziellandschaft auf Marktrollenebene für die Variante xyz.<br />
VNB<br />
ASSET-<br />
MANAGEMENT<br />
Dabei lässt sich jeder dieser Ansätze in ein IT- und Prozessszenario<br />
überführen, woraus sich die Auswirkungen in<br />
Richtung des Transferbedarfs, also Anforderungen, aber<br />
auch den sich ergebenden Potenzialen ableiten lassen.<br />
Process Consulting hat diese Szenarien konzeptionell<br />
bereits entworfen und die Details zu den Veränderungen<br />
strukturell ausgearbeitet. Ausgehend von einer konzepti-<br />
Die hier nur verkürzt dargestellte Betrachtung der Varianten<br />
ist in unterschiedlichen Ausprägungen für jedes<br />
Unternehmen der Branche notwendig. Wie man welchen<br />
Schritt hierin durchführt und welche Zwischenergebnisse<br />
Sie in welchem Status erwarten dürfen, zeigen wir Ihnen<br />
gerne auf.<br />
Autoren: Reinhard Höfer & Jens Nagel<br />
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Lifestyle<br />
Utopia?<br />
Experten gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2050 zwei Drittel der Bevölkerung in Großstädten<br />
leben werden. So wird die urbane Entwicklung heute als eine der größten Herausforderungen des 21.<br />
Jahrhunderts betrachtet. Verkehrschaos, Luftverschmutzung, Lärm, Abwasser und Müllentsorgung<br />
stellen nur ein paar der Probleme dar.<br />
Manche Städte benötigen heute z.B. das 125-Fache ihrer<br />
Fläche, um die Bevölkerung mit Wasser und Nahrung<br />
zu versorgen und durch den enormen Bedarf an Wärme<br />
und Strom verursachen diese mittlerweile 80 Prozent der<br />
weltweiten CO2-Emissionen – obwohl sie nur drei Prozent<br />
der Erde bedecken.<br />
So arbeiten Ingenieure, Architekten und Städteplaner an<br />
Strategien, um die rasant wachsenden Metropolen für<br />
die Zukunft zu rüsten. Heute schon sind erste, beindruckende<br />
Ideen in der Umsetzung:<br />
SONGDO CITY (Südkorea)<br />
Auf 6 Quadratkilometern aufgeschüttetem Land soll eine<br />
„Konzeptstadt“ urbanen Lebens entstehen, die 250.000<br />
Menschen Platz zum Wohnen, Arbeiten und Leben bietet.<br />
Alle Lebensbereiche, wie Versorgung, Entsorgung,<br />
Transport und Energie, werden von einem gigantischen<br />
Computer-Netzwerk gesteuert, die Infrastruktur soll keine<br />
Wünsche des modernen Lebens offen lassen. Smartcards<br />
sollen gleichzeitig Schlüssel, Ausweis und Geld<br />
ersetzen, was natürlich auch die Lokalisierung und Identifizierung<br />
der Bewohner zu jeder Zeit möglich macht.<br />
Besonders stolz ist man auch auf die pneumatische Abfallentsorgung:<br />
Der Unrat wird unterirdisch durch eine Art<br />
Rohrpostsystem direkt einem Biokraftwerk zugeführt.<br />
und individuell zu steuern sein. Aber wo soll der Strom<br />
herkommen? Die Idee eines Windparks ist auf Grund der<br />
Nähe zum Flughafen gestrichen worden und auch konzentrierte<br />
Solarenergie scheidet aus, da die Ausbeute<br />
zu schwach wäre. Nun setzt Masdar auf Photovoltaik,<br />
… auch wenn der Sand aktuell noch von Hand entfernt<br />
werden muss.<br />
Traditionell bewährte Bauweisen und modernste Technik<br />
sollen sich ergänzen, wie z.B. beim Konzept „Windturm“<br />
für ein angenehmeres Mikroklima: Der Wind wird oben<br />
eingesaugt und kommt in den Gassen als kühler Luftzug an.<br />
Während diese Beispiele für schlüsselfertige Smart Cities<br />
vom Reißbrett darstellen, liegt die Herausforderung z.B.<br />
bei uns in Europa darin, bereits bestehende Infrastrukturen<br />
zu verbessern. Auch hierfür gibt es bereits zahlreiche<br />
Beispiele, wie „T-City Friedrichshafen“, „Wien-Modellstadt<br />
für Mobilität“ und „Smart City Santander“.<br />
Doch wird es nicht zuletzt von der Wirtschaftlichkeit der<br />
Projekte abhängen, ob ‚Smart Cities’ sich weltweit durchsetzen.<br />
Für die städtischen Verwaltungen wie für die Partner<br />
der beteiligten Industrien besteht auch eine wesentliche<br />
Aufgabe darin, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die<br />
Investitionen in intelligente Städte lohnenswert machen.<br />
Autorin: Claudia Holzkämper<br />
MASDAR CITY – Erste Ökostadt der Welt<br />
(Abu Dhabi)<br />
Unweit von Abu Dhabi, der Stadt, in der Energieverbrauch<br />
keinerlei Rolle spielt, soll es entstehen: Ein Silicon-Valley<br />
der alternativen Energien in der 40.000 Menschen einmal<br />
leben und ein Beispiel für den nachhaltigen Umgang mit<br />
knappen Ressourcen geben sollen.<br />
Das Herzstück wird das „Institute of Science and Technology“.<br />
Hier werden für einen zukunftsfähigen nachhaltigen<br />
Lebensstil Technologien entwickelt und Innovationen<br />
erprobt.<br />
Eine der Ideen für die Öko-Stadt ist der CO2-neutrale Verkehr.<br />
2.500 Elektromobile sollen in der Stadt verfügbar<br />
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info@process-consulting.de · www.process-consulting.de · <strong>aspect</strong> 2/<strong>14</strong> · zwölfter Jahrgang · Erscheinungsweise: vierteljährlich