meisterbrief - Gain-up.de

Empfehlungen

Info

28 Meister-Brief Herr Bartz, in letzter Zeit höre ich von einigen Innungsmitgliedern die Klage, dass in der Berufsschule Fächer unterrichtet werden, die nur bedingt in den Berufszusammenhang einzuordnen sind. Vor dem Hintergrund fehlender mathematischer und technischer Kenntnisse wäre es doch sinnvoller, die notwendigen berufsrelevanten Fächer verstärkt zu unterrichten. WILLI BARTZ: Die Frage nach der Legitimation der berufsübergreifenden Fächer in der dualen Ausbildung wird, seit ich im Schuldienst bin, oft und leidenschaftlich diskutiert. Mit dem Ergebnis, dass viele Ausbildungsbetriebe diese zu Gunsten einer mehr fachrichtungsbezogenen Ausbildung in Frage stellen. Vor dem Hintergrund mangelnder Mathematikkenntnisse doch ein nachvollziehbares Verlangen unserer Betriebe. Meistergespräch Anlass häufi ger Kritik Mathematik steht nicht auf dem Stundenplan - Der stellvertretende Kreishandwerksmeister Reinhard Bautz im Gespräch mit Willi Bartz, Leiter des Adolf-Kolping-Berufskollegs Kerpen-Horrem, über den Sinn und Nutzen des sogenannten „berufsübergreifenden Lernbereichs“ WILLI BARTZ: Mathematik ist als Fach in den Stundentafeln der Berufsschule nicht mehr explizit aufgeführt. Das bedeutet aber nicht, dass die mathematischen Inhalte keine Rolle in der Berufsausbildung spielen. Im Gegenteil. Innerhalb der im Unterricht behandelten Lernsituationen werden diese situativ, d.h. auf berufsrelevante Problemstellungen, vermittelt. Bei den berufsübergreifenden Fächern muss man den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Berufsschule betrachten. Entsprechend den Rahmenvereinbarungen der Kultusministerkonferenz lautet der Auftrag des Gesetzgebers, dass die Berufsschule neben der Vermittlung von Grund- und Fachbildung auch die Allgemeinbildung fördern soll. Der Unterricht soll den Auszubildenden zur Erfüllung der Aufgaben im Beruf sowie zur Mitgestaltung der Arbeitswelt und der Gesellschaft in sozialer und ökologischer Verantwortung befähigen. Sind diese Fächer frei wählbar und liegt das im Ermessen der Schulleitung, also von Ihnen? WILLI BARTZ: Die Rechtsverordnung zur Ausbildung und Prü- fung am Berufskolleg (APO-BK) nimmt die Grundforderung nach einer umfassenden Vorbereitung auf Aufgaben der Lebensbewältigung im berufl ichen, öffentlichen und personalen Sektor ausdrücklich auf und ordnet die Bildungsgänge der Berufsschule entsprechend. In ihr sind die Fächer des berufsübergreifenden Lernbereichs, also Deutsch/Kommunikation, Politik/Gesellschaftslehre, Sport/Gesundheitserziehung und Religion verpfl ichtend festgelegt. Ausdrücklich heißt es in der Ausbildungs- und Prüfungsordnung: Das Berufskolleg vermittelt den Schülerinnen und Schülern eine umfassende berufl iche, gesellschaftliche und personale Handlungskompetenz und bereitet sie auf ein lebensbegleitendes Lernen vor. Es qualifi ziert die Schülerinnen und Schüler, an zunehmend international geprägten Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft teilzunehmen und diese aktiv mitzugestalten. Diese Bildungsziele sind in allen Bildungsgängen, die sowohl berufl iche wie allgemein bildende Qualifi kationen vermitteln, verpfl ichtend vorgegeben, also auch in den Bildungsgängen der Berufsschule. Reinhard Bautz, Obermeister der Kfz-Innung Rhein- Erft, sprach mit dem Leiter des Adolf-Kolping-Berufskollegs über die offensichtlichen Defi zite im berufsübergreifenden Lernbereich. Was bedeutet das konkret für unsere Auszubildenden und unsere Betriebe? WILLI BARTZ: Für die Schülerinnen und Schüler der Fachklassen des dualen Systems bedeutet das, dass sowohl der schulische Teil der Berufsausbildung gemäß § 1 Abs. 5 BBiG vermittelt wird, die Bildungsgänge aber zugleich das Nachholen von Abschlüssen der Sekundarstufe I und den Erwerb von Sekundarstufe II-Abschlüssen ermöglichen. Damit verbunden geschieht eine Aufwertung der berufl ichen Qualifi kation und eine Möglichkeit anschließender weiterer Qualifi kation. In Hinblick auf die in absehbarer Zeit zunehmend schwieriger werdende Akquirierung von Auszubildenden bedeutet dieses eine Aufwertung der dualen Ausbildung, auch unter dem Gesichtspunkt europaweiter
Qualifi kationsabschlüsse. Insgesamt tragen alle Unterrichtsfächer dazu bei, diesen Bildungsauftrag der Ausbildungsgänge zu erfüllen. Für den berufsübergreifenden Lernbereich ist diese Aufgabe folgendermaßen defi niert: Die Fächer des berufsübergreifenden Lernbereichs ergänzen die berufl iche Qualifi zierung und tragen darüber hinaus zur allgemeinen Kompetenzentwicklung bei, indem sie zentrale gesellschaftliche, kulturelle, ethische und religiöse Fragen in die Ausbildung einbeziehen. Der Sport dient zudem der Gesundheitsförderung. Können Sie uns dieses an einem Fach des berufsübergreifenden Lernbereichs einmal verdeutlichen. WILLI BARTZ: Am berufsübergreifenden Fach Deutsch/Kommunikation soll dieser Bildungsauftrag und dessen Umsetzung kurz erläutert werden. Sprachliche und kommunikative Kompetenz ist die Voraussetzung für die Bewältigung gegenwärtiger und künftiger Situationen und Aufgaben in den Berufs- und Lebenswelten. Denken und Handeln, Verstehen und Lernen sind u. a. wesentlich sprachlich fundiert. In allen Situationen des Lernens benötigen die Auszubildenden entwickelte sprachliche Fähigkeiten. Gleichzeitig entfalten sie diese in allen Situationen weiter. Daraus ergibt sich, dass nicht nur der Unterricht in Deutsch/Kommunikation, sondern prinzipiell jeder Unterricht und alle Unterrichtenden im Berufskolleg Mitverantwortung für die Weiterentwicklung der kommunikativen und sprachlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler tragen. Das gilt besonders für den handlungsorientierten Unterricht. Denn in alle Phasen handlungsorientierten Unterrichts ist Sprache von Bedeutung, insbesondere wenn Kooperation mit anderen erfolgt: das Planen, die Koordination der Abläufe, das Bewerten der Ergebnisse sowie die Refl exion und ggf. die Korrektur des Prozesses. Und was bedeutet dieses in der praktischen schulischen Umsetzung, zumal unsere Auszubildenden schon Kenntnisse mitbringen? WILLI BARTZ: Berufs- und fachbezogene Kommunikation ist in allen Berufen von Bedeutung. Das bedeutet, dass der Unterricht in Deutsch/Kommunikation immer im Kontext der Berufs- und Arbeitswelt in praxisorientierten Lernsituationen, Meistergespräch „Der berufsübergreifende Lerrnbereich wertet die duale Ausbildung auf“, sagt Willi Bartz, Leiter des Adolf-Kolping- Berufskollegs in Kerpen. d.h. unmittelbar berufsbezogenen Situationen, geschieht. Die Fähigkeiten von z.B. Kommunikation aufnehmen und gestalten, Informationen verarbeiten, Texte erstellen und präsentieren, Verstehen von Texten, betriebliche Interessen vertreten und verhandeln stehen vor allem bei den stärker kundenorientierten Berufen im Vordergrund. Die Arbeitswelt ist in einem solchen Maße auf Kommunikation angewiesen, dass es kaum noch Berufe gibt, bei denen diese Fähigkeiten keine wesentliche Rolle spielen. Die Gestaltung der Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen innerhalb der Arbeitsteams ist auf diese Fähigkeiten des Einzelnen zunehmend angewiesen, wie z.B. selbstständige Planung, Ausführung und Kontrolle von Tätigkeiten. Die Kommunikation – verbal und nonverbal – zwischen Kunden und Ihren Mitarbeitern ist z.B. auch in Ihren Betrieben nicht von unerheblicher Bedeutung und ein Wettbewerbsfaktor, den es auszubauen gilt. In welchem Umfang unterrichten Sie diese Fächer? WILLI BARTZ: Laut der curricularen Vorgaben, die unter der Beteiligung von z.B. auch den Handwerkskammern erstellt worden sind, werden Stundenumfänge der o.a. Fächer mit jeweils einer Wochenstunde in jedem Ausbildungsjahr ausgewiesen. Nach Möglichkeit unterrichten die Lehrerinnen und Lehrer des berufsbezogenen Lernbereichs auch die Fächer des berufsübergreifenden Lernbereichs. Eine direkte Anbindung an berufl iche Lernsituationen ist damit sichergestellt. Bei der Durchsicht der Stundenpläne meiner Auszubildenden habe ich aber festgestellt, dass dieser Stundenumfang für diese berufsübergreifenden Fächer im Stundenplan nicht ersichtlich ist. WILLI BARTZ: Das ist richtig. Der lernfeldbezogene Unterricht integriert Fächeranteile des berufsübergreifenden Bereichs und wird als Fach im Stundenplan nicht immer explizit ausgewiesen. Vielen Dank für das Gespräch. Meister-Brief 29
Seite 1 und 2: Meister-Brief Nr. 3 Oktober 2007 G
Seite 3 und 4: HANS PETER WOLLSEIFER KREISHANDWERK
Seite 5 und 6: ÜBER DEN SINN UND ZWECK VON „KOP
Seite 7 und 8: 2. Des weiteren kann der Arbeitnehm
Seite 9 und 10: Meister-Brief: Wer wünscht sich ni
Seite 11 und 12: Ausbildung Wichtige Hilfe bei der S
Seite 13 und 14: H C S Wohin mit dem Müll? HCS hat
Seite 15 und 16: Anzeige Algenschutz Schutz vor Alge
Seite 17 und 18: che liegt noch Aufschwungs Situatio
Seite 19 und 20: Seite an Seite: Erfolge dank intens
Seite 21 und 22: Die Reportage Meister-Brief Wassers
Seite 23 und 24: Mit dem Bleibtreusee war schnell ei
Seite 25 und 26: Großes Fest für die Handwerkerfam
Seite 27: Feiern Sie mit: Bis zum 20.10.2007
Seite 31 und 32: Unser Unternehmen beantragt die Auf

meisterbrief - Gain-up.de

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?