29.09.2015 Aufrufe

E-Magazin 01|2015

Unsere 1. E-Magazin Version von dog & sport - Das Zughunde-Magazin. Eine kleine Sammlung aus allen bisher erschienen Print-Ausgaben seit 2013. Mit Themen rund um Canicross, Scooter und Bikejöring. Abgerundet mit der Geschichte des Zughundes!

Unsere 1. E-Magazin Version von dog & sport - Das Zughunde-Magazin. Eine kleine Sammlung aus allen bisher erschienen Print-Ausgaben seit 2013. Mit Themen rund um Canicross, Scooter und Bikejöring. Abgerundet mit der Geschichte des Zughundes!

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

E-<strong>Magazin</strong> Nr. 01/2015<br />

dog & sport Ausgabe 01 | 2015<br />

dog & sport<br />

Das Zughunde-<strong>Magazin</strong><br />

Dogtrekking<br />

Mehr als wandern mit Hund<br />

Canicross Teil 1<br />

Trainingsvorbereitungen<br />

Kommandotraining Teil 1<br />

Jetzt gehts los


Es ist Zeit<br />

neue Wege zu gehen!


Editorial<br />

dog & sport | 1


Inhalt<br />

Canicross Teil 1 4<br />

Trainingsvorbereitungen<br />

Canicross Teil 2 10<br />

Startbereit<br />

Dogtrekking 16<br />

Mehr als Wandern mit Hund<br />

Ernährung des Sporthundes 22<br />

Grundlage guter Leistungen<br />

Silvia Furtwängler 24<br />

Ein Interview<br />

4 jetzt gehts los<br />

10 Startbereit<br />

24 Eine Frau am Youkon<br />

16 Gemeinsame Bergtour<br />

2 | dog & sport


30 Die ersten Schritte 38 Wie alles begann<br />

42 Die Qual der Wahl<br />

46 Fit für den Sport<br />

Kommandotraining Teil 1 30<br />

Aller Anfang ist schwer<br />

Der Zughundesport 38<br />

Geschichte und Entwicklung<br />

Bikejöring & Dogscooter 42<br />

Ein Vergleich<br />

Warm-Up Cool Down Teil 2 46<br />

Für die Gesundheit des Sporthundes


CaniCross Teil 1 - Trainingsvorbereitung<br />

Die ersten Trainingsschritte<br />

für Mensch und Hund<br />

Übersetzt bedeutet<br />

Canicross (Canis = Hund +<br />

Cross = Gelände) der<br />

Geländelauf mit Hund<br />

bzw. Trailrunning mit<br />

Hund. Beim Canicross arbeiten<br />

Mensch und Hund<br />

auf mehreren Ebenen zusammen.<br />

Dabei zieht der<br />

Hund seinen Partner und<br />

unterstützt kraftvoll die<br />

Laufleistung.<br />

Bild: © www.hundografie.de<br />

Bevor man sich entschließt, den Geländelauf mit<br />

Hund selber auszuprobieren, gibt es einige wesentliche<br />

Dinge zu beachten. In den drei folgenden Teilen<br />

Trainingsvorbereitung, Trainingsmethodik und Wettkampf<br />

findet jeder wertvolle Informationen und Tipps,<br />

welche auch in Ausbildungsseminaren zum Thema<br />

„Geländelauf mit Hund“ vermittelt werden.<br />

Was kann ich – und was kann mein Hund?<br />

Sehr oft werde ich vom Hundebesitzer gefragt, ob<br />

sein Hund für den Canicross Sport geeignet ist. Das<br />

ist kurz und knapp beantwortet. Wenn der Hund gesund<br />

ist, kann jeder Hund rasseunabhängig mit seinem<br />

Herrchen durchs Gelände jagen. Wenn wir mit unseren<br />

Hunden arbeiten und von ihm eine Arbeitsleistung abverlangen,<br />

haben wir eine gehobene Verantwortung<br />

gegenüber unserem Partner. Um Sportunfälle, Verletzungen<br />

und Überanstrengungen zu vermeiden, muss<br />

ich mir einige vorbereitende Gedanken zu meinem Trainingspartner<br />

machen- und das vor jeder Trainingseinheit.<br />

Wir beginnen mit der Einschätzung der aktuellen Leistungsfähigkeit<br />

unserer Hunde. Dazu gehört insbesondere:<br />

4 | dog & sport


CaniCross Teil 1 - Trainingsvorbereitung<br />

• Genetische Veranlagung zum Laufen<br />

• Alter<br />

• Gesundheitszustand<br />

• Stand der trainierten Kraft und Ausdauer<br />

• Ernährung<br />

• Wasseraufnahme<br />

• Temperaturempfindlichkeit<br />

• Lauffreude und Motivationsquellen<br />

• Regenerationsfähigkeit<br />

Der Hund und seine genetische Veranlagung zum<br />

Laufen<br />

In den bekannten Entwicklungslinien der Hunderassen<br />

kann man eine grundlegende Tendenz für die bevorzugte<br />

Einsetzbarkeit der Hunde ableiten. Ohne auf<br />

die individuellen Eigenschaften und Charakter eines<br />

Hundes einzugehen, gibt es Hunderassen, welche in<br />

der Lage sind, lange Distanzen (Longdistanz) von hundert<br />

Kilometer an einem Tag über Eis und Schnee zu<br />

laufen. Diese Ultra’s laufen rhythmisch im Wolfstrab<br />

bei bis zu 18 km/h. Die körperlichen Voraussetzungen<br />

und der unbändige Wille lange Distanzen zu laufen ist<br />

diesen Hunden von Geburt an gegeben und kann in<br />

der Regel austrainiert werden.<br />

In der schnellen Mitteldistanz ist ein anderes Level von<br />

Kraft und Ausdauer erforderlich. Diese Hunde sind in<br />

der Regel etwas kleiner und arbeiten mit einem kräftigen<br />

Abdruck bei konstant hoher Geschwindigkeit. Diese<br />

Mitteldistanz-Hunde laufen ihre Trails mit einem<br />

Durchschnitt von weit mehr als 20 km/h.<br />

In der europäischen Canicross-Spitze auf den Sprintbzw.<br />

Kurzstrecken, sind heute überwiegend muskelstarke<br />

große Sprinter auf dem Treppchen vertreten.<br />

Diese Hunde sind in der Lage, den Partner kraftvoll mit<br />

hoher Geschwindigkeit über die gesamte Shortdistanz<br />

auch über die schwersten Trails zu „reißen“. Mensch<br />

und Hunde dieser Leistungsklasse erreichen schier unglaubliche<br />

Laufzeiten im Gelände. Dieser Geschwindigkeitsrausch<br />

bleibt jedoch nur wenigen Teams in Europa<br />

vorbehalten, da die hohe Geschwindigkeit Menschen<br />

schnell an ihre körperlichen Grenzen bringt.<br />

Der Breitensport, also wir Hobbyläufer, mit unseren<br />

lauffreudigen Hunden fangen da mal ganz gemäßigt<br />

an und bewältigen nach einiger Übung auch die Distanzen<br />

zwischen 2 km und 8 km. Diese Strecken sollte<br />

jeder gesunde und trainierte Hund im mittleren Alter<br />

im Freilauf locker traben. Beim Canicross Training<br />

kommt für die Hunde eine neue, kraftraubende Aufgabe<br />

„das Ziehen des Partners“ hinzu. Und die neue<br />

Art der Fortbewegung muss erst in vielen Trainingseinheiten<br />

aufgebaut werden.<br />

Bei Trainingsbeginn verfügt der Hund noch nicht über<br />

eine ausgebildete Zugmuskulatur. Die Zugbelastung<br />

sollte den Hund niemals stark überfordern. Nicht nur<br />

dass es durch ständige Überanstrengungen zu Fehlhaltungen,<br />

schweren chronischen Muskelverletzungen<br />

und Sehnenreizungen kommen kann, viel ungünstiger<br />

ist die Konditionierung einer schmerzhaften Erfahrung,<br />

die den Hund in der Lauffreude dauerhaft hemmen<br />

kann.<br />

Das Alter<br />

Hundewelpen werden spielerisch auf den Zughundesport<br />

vorbereitet. Dazu gehören insbesondere<br />

das Bezugstraining, Gehorsamstraining, das Training<br />

der Richtungskommandos, das Training der Futter- und<br />

Wasseraufnahme und das Lösen auf Kommando. Eine<br />

Gewöhnung an das Zuggeschirr kann sich in einem Alter<br />

von 9 Monaten anschließen. Dabei wird das Geschirr<br />

behutsam und mit viel Lob angezogen.<br />

Die erste sanfte Zugbelastung soll bei jungen Hunden<br />

erst zwischen dem 12. Monat und 18. Monat erfolgen.<br />

Junge Hunde neigen dazu in der Zugarbeit ungehemmt<br />

die volle Leistung zu geben. Kommt in dieser Zeit der<br />

Ehrgeiz des Hundehalters im Training dazu, sehen wir<br />

schon einmal Junghunde zusammengebrochen auf<br />

dem Trail liegen. Deshalb gilt, den Hund immer methodisch<br />

von geringer Belastung zu mehr Belastung<br />

aufzubauen.<br />

Im Alter von 2 – 4 Jahren geht ein Canicrosshund voll<br />

ausgebildet und austrainiert an den Start. In diesem<br />

Zeitraum arbeiten wir gezielt auf die Herausforderungen<br />

der ausgesuchten Wettkämpfe hin und entwickeln<br />

individuelle Trainingspläne. Es handelt sich um die<br />

sportliche Hochsaison unserer Laufpartner.<br />

Danach nimmt die Leistungskurve schon langsam wieder<br />

ab. Für den Hundehalter heißt es jetzt erst recht<br />

verantwortungsvoll mit den verbleibenden Ressourcen<br />

des Hundes zu arbeiten. In unserem täglichen Gespanntraining<br />

haben wir einige ältere Hunde aus dem Schlittenhundeteam<br />

herausgenommen und im Canicross<br />

trainiert. Diese Hunde freuen sich über die ideale Anschlussverwendung<br />

und setzen ihre Fähigkeiten hervorragend<br />

ein.<br />

Der Gesundheitszustand<br />

Bevor ihr mit dem Hund den Zughundesport trainiert, ist ein<br />

Gesundheitscheck beim Tierarzt und/oder Physiotherapeuten<br />

ratsam. Nur er kann feststellen, ob das Herz-Kreislaufsystem,<br />

etwaige Fehlhaltungen oder aktuelle Krankheiten des<br />

Hundes vorliegen.<br />

Zusätzlich solltet ihr euren Hund vor jedem Training beobachten,<br />

ob es Auffälligkeiten im Verhalten des Hundes gibt. Nicht<br />

ausreichende Wasser- und Futteraufnahme, Inaktivität und<br />

eine gedrungene Ausdrucksform können zu beachtende Warnzeichen<br />

sein. Ist der Hund „gut drauf“, können wir starten.<br />

dog & sport | 5


Status Quo der trainierten Kraft und Ausdauer<br />

Es gibt viele ambitionierte Sportler, die auf den Hund<br />

gekommen sind und nun gerne zusammen mit dem<br />

Hund trainieren möchten. Oft kommt es vor, dass der<br />

Hundehalter die Leistungsfähigkeit seines Hundes<br />

ganz falsch eingeschätzt bzw. überschätzt hat.<br />

Hierbei empfehle ich dem Anfänger eine Betrachtung<br />

der bisher schon geleisteten Laufaktivitäten.<br />

Läuft der Mensch 5 km locker durch und der Hund im<br />

Freilauf locker mit, so ist das schon ein toller Trainingserfolg.<br />

Fangen wir aber mit dem Canicross an, beginnen<br />

Mensch wie Hund im Training mit wesentlich kürzeren<br />

Strecken. Ihr müsst davon ausgehen, dass euer<br />

Hund das Ziehen einer Last anfangs als sehr kraftraubend<br />

erlebt und seine Muskeln nach wenigen Minuten<br />

übersäuern und viele kleine Muskelfasern verletzt<br />

werden.<br />

Auch der Mensch kann ein toller 10 km Läufer sein,<br />

aber wehe er läuft zum ersten Mal im Widerstandstraining<br />

mit dem Hund! Wirklich viele meiner zweibeinigen<br />

Schützlinge hatten unerwartet nach dem „Ersten<br />

Mal“ so starke Muskelschmerzen, dass wir ihm am Folgetag<br />

von der Toilette hoch helfen mussten. Also entwerfen<br />

wir unseren Trainingsplan bewusst Step by<br />

Step. Wir fordern aber überfordern nicht.<br />

Die Ernährung<br />

Auch für das Essen, Trinken sowie das Lösen gibt es Hundekommandos.<br />

Warum? Im Zughundesport kann es<br />

wichtig werden, die Hunde optimal auf einen spezifischen<br />

Wettkampf vorzubereiten. Einen kurzen und harten Sprint<br />

um 09.00 Uhr am Morgen wird ein Hund mit vollem Magen,<br />

voller Blase und vollem Darm weniger stark laufen als ein<br />

optimal vorbereiteter Hund.<br />

Wie sehen die Futtergaben aus, um mit Zugriff auf sofortund<br />

langfristig verwertbare Energie den Hund vorzubereiten?<br />

Sicher hat da jeder Hundesportler sein eigenes Konzept.<br />

Aber was alle Hunde üben sollten ist das Essen, Trinken<br />

und Lösen auf Kommando.<br />

Für den Hundebesitzer gilt der Grundsatz, den Hund bis 4<br />

Stunden vor einem Lauf keine Hauptmahlzeit zu geben, um<br />

die Gefahr einer Magendrehung zu mindern, sowie die Leistungsbereitschaft<br />

und die Blutversorgung des Hundes nicht<br />

zu beeinträchtigen. Täglich hart trainierende leistungsorientierte<br />

Hunde haben einen höheren Energiebedarf und benötigen<br />

ein nahrhaftes, mit Proteinen angereichertes und gut<br />

verdauliches Futter. Die aus dem Futter verfügbare Energie<br />

ist der Grundbaustein für eine hervorragende sportliche<br />

Leistung. Zusammen mit einem angepassten Fütterungstiming<br />

kann man auch große Herausforderungen meistern.<br />

Unsere Hunde im Breitensport sind davon jedoch ausgenommen.<br />

Ihnen reicht ihr ausgewogenes Basisfutter, ein zusätzliches<br />

gesundes Leckerchen und Zuwendung zum<br />

Tagesausklang.<br />

6 | dog & sport<br />

Bild: © www.hundografie.de


CaniCross Teil 1 - Trainingsvorbereitung<br />

Die Wasseraufnahme<br />

Noch wichtiger wie das Füttern der Hunde ist die<br />

Wasseraufnahme. Hat der Hund vor einem Training<br />

oder Wettkampf zu wenig getrunken, neigt er bei hoher<br />

Belastung schnell einzubrechen. Das sollten wir unbedingt<br />

vermeiden. Wenn ihr den Hund trocken füttert<br />

und einen Napf Wasser daneben stellt, kann es sein,<br />

dass er nur „schlabbert“ aber die notwendige Wassermenge<br />

nicht trinkt. Wenn ihr die Aufnahme der Wassermenge<br />

erhöhen wollt, gebt die gewünschte Menge<br />

Wasser zusammen mit dem Futter in einen Napf.<br />

Etwa 1-2 Stunden vor einem Wettkampf oder Training<br />

stellt ihr dem Hund eine geschmackvolle Hundesuppe<br />

zur Verfügung und „wässert“ den Hund. So wird der<br />

Wasserbedarf gedeckt und der Mineralienhaushalt<br />

nochmal aufgefüllt. Das Trinken aus stehenden Gewässern<br />

sollte soweit es geht vermieden werden, weil hier<br />

belastende Keime lauern.<br />

Temperaturempfindlichkeit<br />

Die Körpertemperatur eines Hundes liegt etwas höher<br />

als bei einem Menschen. Über Schweißdrüsen,<br />

welche zur Regulierungen der Körpertemperatur dienen<br />

könnte, verfügt der Hund nicht. Er reguliert die<br />

Temperatur überwiegend über die Pfoten und den<br />

Atem. Er hat es also um einiges schwerer als der<br />

Mensch, um an einem warmen Tag mit hoher Luftfeuchtigkeit<br />

oder direkter Sonneneinstrahlung über<br />

den Trail zu kommen oder überhaupt zu trainieren. Die<br />

Leistungstreue eines Hundes gepaart mit dem Ehrgeiz<br />

eines menschlichen Vollblutsportlers hat schon so manchem<br />

Hund das Leben gekostet. Ohne warnende Anzeichen<br />

kann der Hund kollabieren und zusammenbrechen.<br />

Extrem niedrige Temperaturen können ebenfalls<br />

sehr gefährlich für Hunde werden. Ein Husky kann über<br />

seine körperliche Ausstattung und energiereiche Kost<br />

viel kompensieren, doch auch bei Huskys geht bei sehr<br />

kalten Temperaturen die Erschöpfung viel schneller in<br />

die Knochen und die Reserven schwinden. Also wenn<br />

ihr startet, berücksichtigt unbedingt den Faktor Außentemperatur.<br />

Sicher ist, wirkt der Hund erschöpft,<br />

orientierungslos oder taumelt, sofort die Belastung<br />

einstellen und die Regulierung der Körpertemperatur<br />

von außen unterstützen.<br />

Hundes abstreichen und auf Verhärtungen und Verklebungen<br />

untersuchen und ggf. behandeln. Die Pfoten<br />

werden auf Risse und Verletzungen untersucht. Durch<br />

eine hohe Zugbelastung sind die Pfoten schnell verletzt.<br />

Gerade Asphaltwege, Schotter und Splitt sowie<br />

vereisten Schnee solltet ihr möglichst meiden oder dem<br />

Hund Booties anziehen. Diese Pfotenüberzieher sollte<br />

ohnehin jeder Hundeführer im Erste-Hilfe-Paket<br />

mitführen.<br />

Lauffreude und Motivationsquellen<br />

Ein ausgeruhter und gut ernährter Hund ist in der Regel<br />

aktiv, aufmerksam und spiel- bzw. leistungsbereit.<br />

Jetzt können wir ihm mit Aufgaben kommen, die<br />

er gerne aufnimmt und umsetzt.<br />

Das Spiel Canicross heißt: „Zieh deinen Partner“.<br />

Grundvoraussetzung ist, dass er die gestellte Aufgabe<br />

mit einem Kommando verbindet und versteht. Das Verstehen<br />

der Aufgabe geht nur durch wiederholendes<br />

Üben. Schritt für Schritt. Übungshilfen können am Anfang<br />

der Zugarbeit die Laufgemeinschaft mit anderen<br />

Hunden sein. Hier versteht der Hund durch Abschauen<br />

und Gruppendynamik sehr schnell, was von ihm gefordert<br />

wird. Hunde mit ausgeprägten Hüteverhalten<br />

oder Jagdtrieb lernen die Aufgabe „ziehen“ schneller<br />

durch das Nachlaufen. Dabei läuft der Hundebesitzer<br />

allein ein Stück vor seinem Hundepartner und der<br />

Hund wird durch eine beliebige zweite Person am Gurt<br />

geführt.<br />

Regenerationsfähigkeit<br />

Wie der menschliche Sportpartner braucht der<br />

Hund einen angemessenen Wechsel von Leistung<br />

und Ruhe, Anspannung und Entspannung, Einatmen<br />

und Ausatmen. Im Idealfall nimmt sich der Hund nach<br />

einem harten Arbeitstag und vor einem anstrengenden<br />

Wettkampf 8 – 9 Stunden Ruhe und Schlaf. Nach jedem<br />

Training solltet ihr die beanspruchte Muskulatur des<br />

Bild: © www.hundografie.de<br />

dog & sport | 7


CaniCross Teil 1 - Trainingsvorbereitung<br />

Einige andere Hunde lernen durch das Spiel „Futter erreichen“<br />

sehr schnell. Hier legen wir ein wenig Futter<br />

zusammen mit dem Hund ab. Gehen 5-10 Meter zurück<br />

und nehmen die Startposition ein. Auf Kommando<br />

zieht der Hund seinen Partner zum Futter und wird gelobt.<br />

Die Entfernung wird dabei stetig erhöht, bis der<br />

Hund das Kommande „ziehen“ angenommen hat. Natürlich<br />

sollen die ersten Übungen leicht und mit viel<br />

Lob und Freude vermittelt werden.<br />

Was ist mit der Selbsteinschätzung des Sportlers?<br />

Der Canicross ist eine Laufform mit spezieller Lauftechnik,<br />

die ihr gezielt und effektiv trainieren<br />

müsst, um euch sicher und flüssig im Gelände bewegen<br />

zu können. Hier sind nicht nur der allgemeine Ausdauerlauf<br />

zu trainieren, sondern auch Laufintervalle, Bergläufe<br />

und Tempowechsel. Auch Krafttraining steht auf<br />

dem Trainingsprogramm. Die Stützmuskulatur der Fußgelenke,<br />

die Waden und Oberschenkel müssen wir aufbauen<br />

und ganz wichtig, die Stützmuskulatur im<br />

Rumpf/Lendenbereich muss bei den meisten Neueinsteigern<br />

erst neu definiert werden. Ein Canicrosslauf<br />

mit Hund über 5000 Meter ist in keinem Fall mit einem<br />

5000 Meter Straßenlauf zu vergleichen.<br />

Der Laufschritt wird durch den Zug des Hundes spürbar<br />

länger und die Grundgeschwindigkeit erhöht. Diese<br />

ungewohnte Art des Laufens beansprucht den Bewegungsapparat<br />

um ein Vielfaches mehr als das normale<br />

Joggen und übersäuert die Muskulatur auch bei geübten<br />

Läufern sehr schnell.<br />

Untrainiert kommt es zur schnelleren Ermüdung und<br />

das Verletzungsrisiko steigt. Ähnlich wie ein Dreispringer<br />

in der Leichtathletik trainieren wir uns nach und<br />

nach an die neue Lauftechnik heran. Gute Canicrossläufer<br />

werden von ihren starken Hunden durchs Gelände<br />

gezogen und kommen auf Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />

von über 20 km/h im Gelände. Das entspricht<br />

der Laufleistung des Olympiasiegers im 5km Lauf ohne<br />

Hund.<br />

Mit diesem Wissen geht ihr ans Werk. Fangt behutsam<br />

mit dem Aufbautraining an. Nehmt euch mindestens<br />

2-3 Monate Zeit für das Gewöhnungstraining.<br />

Die Canicrossausrüstung<br />

Der Canicross Sport hat ein großes Entwicklungspotenzial.<br />

Das hat auch die Ausrüster motiviert, neue Produkte<br />

auf den Markt zu bringen. Mittlerweile gibt es<br />

ausgezeichnetes Trailschuhwerk und Trailrunningbekleidung<br />

im Angebot.<br />

Beim Walken und Laufen wird ein Canicrossgürtel getragen.<br />

Er sollte aus atmungsaktiven reißfestem Material<br />

bestehen. Unter dem Gurt darf sich keine Flüssigkeit<br />

sammeln können, was die Verwendung eines<br />

8 | dog & sport


CaniCross Teil 1 - Trainingsvorbereitung<br />

Neoprengürtels ausschließt. Geeignet sind Gürtel aus<br />

ultraleichten aber robusten Kunstfasen im Außenbereich<br />

und atmungsaktive Meshmaterialien zur Polsterung<br />

und Flüssigkeitsableitung. Der Gurt muss gut und<br />

sicher sitzen. Achtet besonders auf die Beinbänder<br />

bzw. Bandfeststeller. Die sollten beim Laufen also während<br />

der Zugarbeit nicht verrutschen oder sich sogar<br />

öffnen. Die Gürtelbreite muss mindestens 7 cm im Rücken<br />

betragen und den Zugdruck im unteren Lendenbereich<br />

verteilen. Die neuesten Gurtentwicklungen wie<br />

die Canicross-Pant senken den Zugpunkt noch etwas ab<br />

und ziehen so mehr das Gesäß auf Höhe der Hüftknochen<br />

nach vorne. Das unterstützt den Läufer in der<br />

Lauftechnik beim Canicross enorm. Bei breiten Beckenknochen<br />

und starken Beinen kann das jedoch unangenehm<br />

werden, da die Oberschenkel stark zusammengedrückt<br />

werden können. Wer damit keine<br />

Schwierigkeiten hat, ist mit einer schicken Gürtel-Pant<br />

gut beraten. Probiert den Gurt eurer Wahl unter vollem<br />

Zugdruck über eine längere Laufstrecke aus. Falls<br />

danach der Gurt noch angenehm sitzt und alles stimmt,<br />

sollte der Gurt der Richtige sein.<br />

Dann braucht ihr einen Paniksnap. Dieser wird am Canicrossgurt<br />

angebracht. In Gefahrensituationen könnt<br />

ihr euch von eurem Hund lösen. Der Panikhaken muss<br />

mit dem Gurt und nicht fest mit der Leine verbunden<br />

sein, da die Metallkarabiner sonst beim Lösen der gespannten<br />

Leine in den Hund schießen könnten. Die Canicrossleine<br />

ist 2 Meter lang und hat einen Rückstossdämpfer<br />

eingearbeitet. Dieser dient dazu ruckartige<br />

Bewegungen zu absorbieren um den Mensch und<br />

Hund vor Verletzungen zu schützen. Die Leine wird in<br />

das Zuggeschirr am Rutenansatz des Hundes<br />

eingehakt.<br />

Die Zughundegeschirre für den Hund gibt es in vielen<br />

Ausführungen und Qualitäten. Im Canicross Sport kommen<br />

insbesondere die sogenannten Fastergeschirre<br />

zum Einsatz. Das Fastergeschirr ist ein sehr leichtes Zuggeschirr<br />

mit höchster Bewegungsfreiheit im Rücken<br />

und den Flanken des Hundes. Der Hund wird auf Höhe<br />

der Rutenwurzel mit der Leine verbunden. Das verhindert<br />

ein störendes Schlagen der Leine auf den Rücken<br />

oder die Rute des Hundes. Die wenigen ideal am Hund<br />

gesetzten Auflagepunkte der Fastergeschirre bieten<br />

eine sehr gute Kraftübertragung und verhindern Fehlhaltungen<br />

und Verletzungen. Das Hundegeschirr sollte<br />

individuell von einem Fachmann angepasst werden.<br />

Mit dem Wissen, was vor einem Canicross Training zu<br />

beachten ist, können wir im Canicross Teil II Trainingsmethodik<br />

mit der Startposition beginnen.<br />

© Ingo Babbel<br />

canicross-outdoorsports<br />

www.canicross-nrw.de<br />

Bild: © www.hundografie.de<br />

dog & sport | 9


CaniCross Teil 2 - Startbereit<br />

Fit für den ersten Geländelauf<br />

mit Hund<br />

Canicross ist Adrenalin,<br />

Kraft, Geschwindigkeit und<br />

Action – jetzt geht es raus<br />

in die Natur.<br />

In jeder Sportart ist es von Vorteil, das Training zielgerichtet,<br />

methodisch und organisiert anzugehen. Ob<br />

Neuling oder erfahrener Canicrosser, für jeden stellt<br />

sich die Frage: “Wie und wo trainiere ich und wie viel<br />

Zeit und Aufwand möchte ich neben meinen alltäglichen<br />

Verpflichtungen aufbringen?“ Bei dem Training<br />

mit den Hundepartnern steht immer der Spaß im Vordergrund.<br />

Wir suchen uns also Übungen aus, die uns<br />

selber und dem Hund Spaß bringen und motivieren<br />

und stellen unseren Ehrgeiz ein wenig zurück. Für den<br />

Canicross Anfänger reicht es aus, mit einem Umfang<br />

von 2-3 Trainingseinheiten in der Woche effektiv mit<br />

dem Hund zu trainieren.<br />

10 | dog & sport


CaniCross Teil 2 - Startbereit<br />

Kommandos und Trainingshilfen<br />

Im Gegensatz zum Unterordnungs- und Leinenführigkeitstraining<br />

lernt der Hund beim Canicross eine neue<br />

Aufgabe mit neuen Kommandos, die oft das genaue<br />

Gegenteil von ihm verlangen, als das was er bisher in<br />

der Hundeschule verinnerlicht hat. Der Hund arbeitet<br />

beim Canicross selbstbewusst mit Geschwindigkeit unter<br />

erheblicher Kraftanstrengung nach Vorne, findet<br />

den geeigneten Laufweg (Trail) und reagiert auf den<br />

intuitiven und verbalen Kontakt des Mushers. Das ist<br />

eine große und schwierige Herausforderung für jeden<br />

Hund.<br />

Die Ausgangsposition/Grundposition am Start<br />

Der Hund wird zu Beginn der Laufeinheit an eurer<br />

starken Hand am Halsband gehalten und in der anderen<br />

Hand habt ihr die Zugleine. Der Hund wurde am<br />

Canicross-Gürtel über die Zugleine mit euch verbunden.<br />

Hund und Läufer stehen eng zusammen und haben<br />

Körperkontakt. Der Karabiner ist im Zuggeschirr<br />

des Hundes eingehakt.<br />

Die Startposition mit Körperkontakt verhindert zum einen<br />

das Übergreifen auf andere Hunde und zum anderen<br />

wird euer Hund durch die Nähe des Mushers sicherer<br />

und ruhiger. Der vierbeinige Laufpartner wird<br />

kontrolliert in Laufrichtung gestellt. So verhindert man<br />

einen plötzlichen unkontrollierten Zug, der am Start zu<br />

Leinenverdrehungen führen kann.<br />

Nach dem Freigabekommando Go/Okay laufen wir mit<br />

dem Hund in die richtige Laufrichtung und lassen die<br />

Zugleine auf Spannung aus der Hand gleiten. Sobald<br />

der Hund die Zugaufgabe übernommen hat laufen wir<br />

los.<br />

Auf sehr engen Trails, an Hindernissen, sowie bei Unsicherheiten<br />

und Gefahrensituationen auf dem Trail<br />

nehmen wir die Zugleine etwas kürzer. Verweigert der<br />

Hund am Hindernis oder bei Gefahr, gehen wir wieder<br />

zur Ausgangs/Startposition zurück und führen den<br />

Hund sicher am Halsband oder Geschirr am Hindernis<br />

vorbei. Erst danach traben wir wieder an.<br />

Mit Junghunden und Neulingen trainieren wir die<br />

Kommandos gerne im Gelände ohne Wegführung.<br />

Hier ist der Hund immer aufmerksam und fordert direkt<br />

die Richtungsangabe seines Mushers. Nach wenigen<br />

Trainingseinheiten sind die meisten Kommandos<br />

schon übernommen. Wir verwenden folgende<br />

dog & sport | 11


CaniCross Teil 2 - Startbereit<br />

Kommandos<br />

Steh<br />

Go/Okay<br />

Links/Haw<br />

Come Haw<br />

Rechts ran<br />

Links ran<br />

Rechts/Gee<br />

Come/Gee<br />

Voraus<br />

Langer Schritt<br />

Langsam<br />

Der Hund steht und wartet aufmerksam<br />

auf das Folgekommando<br />

Der Hund startet in seine Zug/<br />

Führungsaufgabe<br />

Der Hund biegt links ab<br />

Der Hund wendet in einer<br />

Sackgasse um 180 Grad nach links<br />

Der Hund läuft am rechten Rand<br />

eines Weges<br />

Der Hund läuft am linken Rand<br />

eines Weges<br />

Der Hund biegt rechts ab<br />

Der Hund wendet in einer Sackgasse<br />

um 180 Grad nach rechts<br />

Der Hund zögert bei einem unsicheren<br />

Trailverlauf und läuft geradeaus.<br />

Der Hund läuft an einem langsameren<br />

Team vorbei.<br />

Der Hund läuft an einer<br />

Gefahrensituation vorbei.<br />

Der Hund erhöht sein Tempo<br />

Der Hund senkt das Tempo.<br />

Das kann bei Bergläufen sogar<br />

lebenswichtig werden!<br />

Das richtige Canicross-Equipment<br />

findest Du hier:<br />

12 | dog & sport


CaniCross Teil 2 - Startbereit<br />

Die Schulung der Kommandos erfolgt wie gewohnt gewaltfrei<br />

durch Motivation wie Spiel- und Bezugserfahrung,<br />

sowie Futterreize. Aus dem Stand wird das Freigabekommando<br />

Go/Okay durch wiederholte<br />

Sprintstarts leicht erlernt. Die Richtungskommandos<br />

Haw und Gee übt ihr intensiv, wie beschrieben im unwegsamen<br />

Gelände mit einer Schleppleine. Hier gibt es<br />

keinen Trail, an dem der Hund sich orientiert. Er wird<br />

aufmerksamer für eure Richtungskommandos und<br />

schaut euch nach der Richtung fragend an. Jetzt könnt<br />

ihr eure neuen Kommandos anbringen und zu Beginn<br />

mit einem Handzeichen unterstützen. Alternativ wird<br />

der Hund mit einem Impulsseil, das rechts und links am<br />

Geschirr angebracht ist, trainiert. Wer die Geländemöglichkeiten<br />

hat, gewöhnt die Hunde im Freilauf an<br />

Kommando und Richtungswechsel. Hierbei schicken<br />

wir den Hund vor unserem Fahrrad im Freilauf voraus.<br />

Jeder Richtungs- und Tempowechsel wird von uns konsequent<br />

mit dem entsprechenden Kommando angesagt.<br />

Der Hund hat Spaß an der Herausforderung, den<br />

richtigen Weg auf Kommando zu finden. Andere Aufgaben,<br />

wie das Jagen und Spielen mit anderen Hunden,<br />

treten in den Hintergrund.<br />

Das Canicross Training wird in den meisten Fällen für<br />

Laufdistanzen von 3 km bis 8 km auszuarbeiten sein.<br />

Das sind auch die üblichen Laufstrecken der Canicross<br />

Wettkämpfe. Um die muskulären Defizite bei Mensch<br />

und Hund schnell anzupassen, empfiehlt es sich mit<br />

kurzen Trainingseinheiten im Widerstandstraining zu<br />

beginnen. Dazu spannt ihr euren Hund ein und lasst<br />

euch über eine kurze Sprintdistanz von ca. 100 Metern<br />

ziehen. In den Folgeeinheiten vergrößert ihr stetig die<br />

Entfernung bei gemäßigtem Tempo und nehmt leichte<br />

Steigungen mit. Anschließend beginnt ihr mit einem<br />

intensiven Widerstandstraining.<br />

Intensiv und eine gute Variante ist der Partnerlauf. Dabei<br />

verbinden sich die Laufpartner, ohne Hund, mit den<br />

Canicross-Gürteln. Der eine zieht - der andere läuft.<br />

Eine weitere Möglichkeit ist das Partner, Strohrundballen<br />

oder Wagenschieben. Dabei wird der schwere Widerstand<br />

mehrfach eine kurze Strecke geschoben. Lange<br />

Treppenläufe und steile Hanganstiege bieten sich<br />

zum Kraftaufbau alternativ auch an. Die Hunde lieben<br />

zum Aufbau der Kraft das Ziehen eines Scooters oder<br />

Fahrrades.<br />

Kraftsport Canicross<br />

Der Bewegungsapperat eines Canicrossläufers wird<br />

beim Laufen mit Hund anders und stärker beansprucht<br />

als beim normalen Joggen. Insbesondere die<br />

Oberschenkel, Waden und die Stützmuskulatur des<br />

Rumpfes sind der neuen Belastung noch nicht angepasst<br />

und schnell überbeansprucht. Auch der Hund hat<br />

beim Canicross eine ungewohnt kraftraubende Zuglast<br />

zu bewältigen und neigt anfänglich zu Muskelkater<br />

und Muskelverletzungen.<br />

dog & sport | 13


CaniCross Teil 2 - Startbereit<br />

Der lange Lauf am Wochenende<br />

Jeder Canicrosser sollte sich angewöhnen, das Gassigehen<br />

in ein Gassilaufen zu verwandeln. Dabei ist ein<br />

ausgedehnter langsamer Dauerlauf am Wochenende<br />

in schönster Natur sehr erholsam. Der Hund sollte dabei<br />

im Freilauf geführt werden.<br />

Die Streckenlänge wählt ihr nach eurem Befinden. Für<br />

Laufanfänger kann das gesetzte Ziel ein langsamer 2-3<br />

km Lauf zu Beginn und ein 5-10 Km Lauf bzw. ein 40-60<br />

Minuten Lauf gegen Ende des Basistrainings sein. Wichtig<br />

ist, dass ihr euren Puls und die Atmung kontrolliert<br />

und niedrig haltet. Es sollte ein Wohlfühllauf und kein<br />

Wettrennen sein.<br />

Der Tempolauf<br />

Beim Tempolauf beginnt ihr locker wie am Wochenende.<br />

Der Körper ist aufgewärmt und leistungsbereit.<br />

Ihr absolviert bei dieser Trainingsform aus dem<br />

Dauerlauf heraus mehrere eingebaute Tempostrecken<br />

mit erhöhter Laufgeschwindigkeit. Danach joggt ihr<br />

mit eurem Hund im Freilauf locker weiter und versucht<br />

den Puls und die Atmung wieder zu senken. Hunde lieben<br />

dieses Laufspiel mit dem Laufpartner.<br />

Die Fahrtspiele<br />

Fahrtspiele sind Laufintervalle, die sich unregelmäßig,<br />

mit dem Dauerlauf abwechseln. Die Gewöhnung an<br />

diese Belastung ist für den Cross- oder Geländelauf mit<br />

Hund bedeutend. Anders als beim Joggen auf der<br />

Bahn hält das Gelände Steigungen, schnelle Abhänge,<br />

tiefe Wiesen, Sprünge und Hindernisse bereit. Auf diese<br />

Unterbrechungen im Laufrhythmus stellt ihr euren<br />

Körper mit den Fahrtspielen ein. Beim Laufen werden<br />

Tempowechsel, Kraftübungen oder schnelle Richtungswechsel<br />

eingebaut. Dabei ist eurer Phantasie keine<br />

Grenze gesetzt. Auch diese Laufeinheiten können 30-<br />

40 Minuten andauern. Der Hund bewegt sich im Freilauf<br />

und bekommt die Aufgabe unter Kommandovorgabe<br />

den richtigen Trail zu suchen und zu finden.<br />

Kraftausdauer<br />

Im nächsten Schritt sollte die Kraftausdauer austrainiert<br />

werden. Sehr effektiv ist ein Belastungswechseltraining<br />

über 30-45 Minuten. Hier werden die Muskelgruppen<br />

im Wechsel ohne Pause trainiert. Als Beispiel<br />

machen wir eine Bauchübung im Wechsel zu einer Rücken-Gesäßübung<br />

oder Oberschenkel zur Wade usw.<br />

Ein entsprechendes, auf euch abgestimmtes Workout,<br />

14 | dog & sport


lasst ihr euch am besten von einem Physiotherapeuten<br />

oder einem geschulten Fitnesstrainer erstellen. Diese<br />

Fachleute erkennen eure Defizite und erstellen die passenden<br />

Übungen.<br />

Kraft-Stabilisationsübungen kommen ohne Geräte aus<br />

und können zu Hause und in der Natur durchgeführt<br />

werden. Die Übungen werden im Trainingsplan an den<br />

lauffreien Tagen eingebaut. Wer im bergigen wohnt,<br />

nutzt für die Kraftausdauereinheiten die langen Passagen<br />

steil bergauf. Wer Anstiege noch nicht klettern<br />

kann, geht im langen Ausfallschritt den Berg hinauf.<br />

Der Hund bleibt dabei erst im Freilauf. Später wird der<br />

trainierte Hund nur im Anstieg zur Arbeit eingespannt<br />

und geht in der Geraden und bergab in den Freilauf.<br />

Eine Trainingswoche könnte von euch z.B. wie folgt gestaltet<br />

werden. Denkt daran, dass die Trainingswochen<br />

inhaltlich verändert werden, damit keine Langeweile<br />

aufkommt.<br />

Monatag:<br />

Dienstag:<br />

Mittwoch:<br />

Donnerstag:<br />

Ruhetag<br />

Lauf 8 km mit eingebauten<br />

Tempoabschnitten<br />

Hundespiel/Schwimmen mit 1 Trainingeinheit<br />

30-45 Minuten Crosstraining<br />

Lauf 5 km mit eingebauten Intervallen/<br />

Belastungen<br />

Etwa 3 Monate lang solltet ihr mit eurem Hund die Fitnessvorbereitung<br />

durchhalten und dem Körper Zeit geben,<br />

sich umzubauen bzw. sich den Trainingsreizen anzupassen.<br />

Erst danach geht es für jeden Anfänger an<br />

den Canicross Wettkampfstart.<br />

Freitag:<br />

Samstag:<br />

Sonntag:<br />

Hundespiel/Schwimmen mit 1 Trainingseinheit<br />

30-45 Minuten Crosstraining<br />

Ruhetag<br />

60 Minuten Fettstoffwechsellauf<br />

Ich wünsche allen Anfängern sehr viel Spaß bei der Arbeit<br />

mit den Hunden und hoffe auf ein Treffen bei den<br />

vielen schönen Canicross-Events in Deutschland und ganz<br />

Europa.<br />

dog & sport | 15


Dogtrekking<br />

Dogtrekking -<br />

mehr als Wandern mit Hund<br />

Dogtrekking (und viel mehr<br />

noch Doghiking) sind Begriffe,<br />

die momentan in der<br />

Welt des Hundesports bekannt<br />

und bekannter werden,<br />

doch bei so manchem<br />

bewegungswilligen Hundebesitzern<br />

macht sich ein<br />

wenig Unsicherheit breit:<br />

Was ist unter diesen Bezeichnungen<br />

überhaupt zu<br />

verstehen? Ist das Wandern<br />

mit Hund schon automatisch<br />

Dogtrekking? Wozu<br />

bemüht man dann auch<br />

noch einen zusätzlichen<br />

Begriff wie Doghiking?<br />

16 | dog & sport


Dogtrekking<br />

Die richtige Dogtrekking-Ausrüstung<br />

findest Du hier:<br />

Viele Hundebesitzer sehen glücklicherweise die Notwendigkeit,<br />

ihr Tier artgerecht zu bewegen, mit<br />

ihm gemeinsam Abenteuer zu erleben und die Freizeit<br />

sinnvoll und gesund zu nutzen. Genau diese Anliegen<br />

werden beim Dogtrekking ideal erfüllt.<br />

Wanderungen mit Hundebegleitung sind allgemein<br />

verbreitet, viele Menschen nehmen ihren vierbeinigen<br />

Liebling auf diverse kleine und größere Touren mit. Selten<br />

allerdings bekommt ein Hund dabei wirklich eine<br />

Aufgabe (zum Beispiel Zugarbeit zu leisten oder Gepäck<br />

zu tragen), oft laufen die Tiere frei, Teamarbeit<br />

zwischen Mensch und Hund ist also nicht unbedingt nötig,<br />

oftmals sogar gar nicht erwünscht - ganz nach dem<br />

Motto „Das arme Hunderl braucht doch Freiraum!“.<br />

Oft wird hierbei vergessen, dass die Domestikation des<br />

Hundes zwei Gründe hatte: einerseits der Einsatz als<br />

Nahrungsquelle (die ältesten Funde von Hundeknochen<br />

in urzeitlichen Abfallgruben zwischen anderen<br />

Speiseresten deuten darauf hin) andererseits als Helfer<br />

bei der Jagd und beim Lastentransport. Beim Dogtrekking<br />

ist dieses Verhältnis ähnlich ursprünglich, auch<br />

wenn unsere Vierbeiner heute in der Regel nicht mehr<br />

als Wanderproviant Verwendung finden: Hier wird der<br />

Hund als Teampartner betrachtet, der hilft, schwierige<br />

oder Kräfte raubende Abschnitte problemloser zu passieren,<br />

die Durchschnittsgeschwindigkeit zu erhöhen<br />

und – wie bereits erwähnt – manchmal auch Gepäck zu<br />

tragen. Die Zusammenarbeit zwischen Zwei- und Vierbeiner<br />

funktioniert auf der Basis von Kommandos und<br />

Zugarbeit ermöglichender Ausrüstung.<br />

Eben genau diese Bereitschaft, nämlich dem Hund eine<br />

ihn fordernde Aufgabe zu übertragen, ihn nicht als<br />

Spielzeug, schmuckes Beiwerk oder etwas zurückgebliebenes<br />

Familienmitglied, sondern als ernstzunehmenden<br />

(Sport-)Partner zu sehen, unterscheidet den<br />

„Dogtrekker“ vom „Wanderer mit Hund“.<br />

dog & sport | 17


Definition Dogtrekking<br />

Was aber muss nun gegeben sein, damit von einem<br />

Dogtrekking gesprochen werden kann? Nach<br />

den international recht ähnlichen Reglements definiert<br />

sich eine solche Veranstaltung über folgende<br />

Vorgaben:<br />

• Eine mindestens 80 Kilometer lange Strecke in mehr<br />

oder minder abgeschiedenen Gegenden.<br />

• Eine gewisse Anzahl von zu passierenden, bemannten<br />

und/oder unbemannten Checkpoints.<br />

• Eine Pflichtausrüstung, bestehend aus den für Sicherheit<br />

und Wohlergehen des Mensch-Hund-Teams notwendigsten<br />

Gegenständen.<br />

• Eventuell einen vorgegebenen Platz für die Übernachtung<br />

(Pflichtbiwak genannt).<br />

• Und zwei Tage Zeit.<br />

Im Umkehrschluss gibt es deshalb:<br />

• Keine komplizierten Regeln.<br />

• Keine omnipräsenten Schiedsrichter.<br />

• Allerdings auch kein Netz oder doppelten Boden.<br />

• Keine Rücksicht auf ungünstige Wetterverhältnisse<br />

(außer sie gefährden eindeutig die Sicherheit der Teams).<br />

• Hauptsächlich in Selbstverantwortung zu meisternde<br />

Herausforderungen.<br />

Bei manchen Veranstaltungen wird seit Jahren bereits<br />

die Möglichkeit geboten, eine kürzere Distanz (aber<br />

natürlich bei geringerem Zeitlimit) zu gehen oder zu<br />

laufen. Diese Strecken sind mindestens 40 Kilometer<br />

lang und werden als Doghiking bezeichnet – womit der<br />

Unterschied zwischen Dogtrekking und Doghiking<br />

ebenfalls erläutert wäre.<br />

Wen Veranstaltungen unter diesen Umständen reizen,<br />

der ist deutlich gefährdet, vom Dogtrekking-Virus angesteckt<br />

zu werden, einer „Krankheit“ die genau besehen<br />

allerdings keine Nachteile, sondern lediglich Vorteile<br />

für den Patienten birgt:<br />

Fitness, Gesundheit und Selbstbewusstsein werden bei<br />

Mensch und Hund gestärkt, das Verhältnis zwischen<br />

Zwei- und Vierbeiner wird deutlich verbessert.<br />

Beim Unterwegssein in der Natur verbinden sich<br />

Mensch und Hund im Idealfall zu einem Team. Sie laufen,<br />

erleben, atmen, hören, riechen und staunen vielleicht<br />

sogar gemeinsam, wenn auch wohl selten über<br />

die gleichen Dinge – ein Umstand, den jeder kennt, der<br />

mit seinem Hund schon in unbekanntem Terrain unterwegs<br />

war. Zu verschieden sind die Wahrnehmungsmuster<br />

von Mensch und Hund, eben von Augen- bzw. von<br />

Nasentier.<br />

18 | dog & sport


Dogtrekking<br />

Der Reiz von Dogtrekking<br />

Dogtrekking bedingt – wie auch bereits weiter oben<br />

angesprochen – die Zusammenarbeit zwischen Zweiund<br />

Vierbeiner. Dazu sind gemeinsam verbrachte Zeit,<br />

planvolles Training, Gespür für die Bedürfnisse des<br />

Teampartners und die Bereitschaft, gemeinsam auch<br />

eventuell an (psychische und physische) Grenzen zu gehen,<br />

unabdingbar.<br />

Wenn man auf einer Dogtrekking-Tour viele Stunden,<br />

vielleicht sogar Tage miteinander verbringt, lernt man<br />

seinen Hund – wenn man dazu bereit ist - bei weitem<br />

intensiver kennen und deutlich besser verstehen als im<br />

(vielleicht sogar städtischen) Alltag. Man muss sich aufeinander<br />

verlassen können, meistert manche Schwierigkeit,<br />

Herausforderung oder Entbehrung miteinander –<br />

und kaum etwas schweißt Zwei- und Vierbeiner besser<br />

zusammen. Oftmals noch intensiver erlebt man diese<br />

Erfahrung auf Dogtrekking-Rennen, bei denen auch der<br />

Zeitfaktor für mehr oder weniger gemeinsam zu meisternden<br />

Stress sorgen kann.<br />

Für so manchen Hund kann es geradezu therapeutische<br />

Wirkung haben, mit seinem Menschen ganz einfach<br />

weite Strecken unterwegs zu sein: Nicht selten werden<br />

Unruhe oder andere Verhaltensprobleme geringer oder<br />

verschwinden auf lange Sicht gesehen sogar ganz, wenn<br />

man das Durchstreifen der Natur mit seinem Vierbeiner<br />

als gemeinsame Beschäftigung wählt. Wichtig dabei ist<br />

allerdings, dass der Mensch während dieser „Jagdzüge“<br />

der Anführer bleibt. Der Hund wird dadurch dann nicht<br />

nur körperlich ausgelastet, sondern es wird auch sein<br />

Bedürfnis nach Sicherheit und Regeln befriedigt – daraus<br />

kann ein ganz neues (oder besser uraltes) Verhältnis<br />

zwischen Mensch und Tier entstehen.<br />

dog & sport | 19


Dogtrekking<br />

Wichtige Voraussetzungen<br />

Einige Fertigkeiten sollten mit dem Tier auf alle Fälle<br />

trainiert werden:<br />

• Der Hund sollte vorausgehen und – besonders bergauf,<br />

aber auch in der Ebene – konstant, ruckfrei und<br />

möglichst direkt in Gehrichtung ziehen. Gerade auch<br />

deshalb ist die richtige Ausrüstung (passendes Zuggeschirr,<br />

Leine mit Ruckdämpfer und Hüftgurt für den<br />

Menschen) unabdingbar.<br />

• Beim steilen Bergabgehen ist es allerdings dringend<br />

anzuraten, deutlich schonender (ganz besonders für<br />

die Kniegelenke) und vor allem bei rutschigem Untergrund<br />

wie nassem Laub, Eis oder auch Schlamm<br />

auch sicherer, den Hund hinter sich gehen zu lassen.<br />

Man kann hier ein eigenes Kommando einsetzen<br />

oder das übliche „Fuß“ nicht nur als Signal verwenden,<br />

den Zug von der Leine zu nehmen und neben,<br />

sondern eben hinter dem Menschen zu gehen.<br />

• Wichtig ist auch, anderen Teams ein stressfreies Überholen<br />

oder aber Überholtwerden zu ermöglichen.<br />

Weder sollte der eigene Hund sich aggressiv zeigen,<br />

noch auf Stänkereien einsteigen. Auch freundliche<br />

Begrüßungen oder Spielaufforderungen sind nicht in<br />

jeder Situation und jedem Gelände erwünscht oder<br />

möglich. Erfahrene Hunde spüren dies aber und sind<br />

in schwierigerem Gelände meist konzentriert und<br />

uns grobmotorisch relativ ungeschickten Zweibeinern<br />

gegenüber durchaus rücksichtsvoll. Prinzipiell<br />

hängt aber auch hier wieder alles an der Akzeptanz<br />

des Menschen als Anführer. Der Teampartner sollte<br />

für den Hund auf alle Fälle im Zentrum des Interesses<br />

bleiben – nicht andere Hunde, Mäuse am Wegrand,<br />

Hühner hinter einem Maschendrahtzaun etc. Natürlich<br />

aber kann und soll man dem Hund im Verlauf<br />

einer Tour die Möglichkeit und Zeit geben, auch mal<br />

kurz die Umgebung zu erkunden.<br />

• Das übliche Vorausgehen des Hundes bedingt auch<br />

das Reagieren auf Richtungskommandos: An Wegkreuzungen<br />

sollte der Hund auf Zuruf korrekt abbiegen.<br />

Besonders wichtig ist diese Fertigkeit, wenn<br />

man laufend unterwegs ist. Ob man dabei die im<br />

Schlittenhundesport traditionellen Kommandos<br />

„Gee!“ (rechts), „Haw!“(links), „Go!“ bzw.<br />

„Hike!“(laufen) und „Stop!“ (anhalten) respektive<br />

beliebige andere wählt, ist reine Geschmackssache.<br />

Ausschlaggebend ist lediglich eine für den Hund<br />

deutliche Unterscheidbarkeit der Wörter, regelmäßiges<br />

Training der Kommandos und die möglichst konstante<br />

Betonung derselben. Dies alles kann nicht nur<br />

beim Feierabend-Joggen, sondern sogar beim normalen<br />

Gassi-Gehen geübt werden - auch wenn einige<br />

Passanten vielleicht überrascht bis merkwürdig reagieren<br />

könnten, was einem passionierten Dogtrekker<br />

aber bei diversen Trainingseinheiten ohnehin<br />

ständig passieren wird.<br />

Christian Vajk<br />

Einen ausführlichen Bericht findet ihr<br />

auch in der aktuelln dog&sport,<br />

Ausgabe September 2015:<br />

Dogtrekking ist in Deutschland<br />

angekommen - Endlich!<br />

Und den spannenden Vorbericht des<br />

Organisators des Zugspitz-Dogtrekking<br />

findet ihr hier.<br />

Jahrgang 1966,<br />

arbeitete bereits lange in der<br />

schulischen und außerschulischen<br />

Outdoorpädagogik, bevor<br />

er gemeinsam mit seinem<br />

Freund Mario Formanek die<br />

ersten Dogtrekkings in Österreich<br />

organisierte. Nachdem<br />

er in Tschechien erstmals mit<br />

dieser Hundesportart in Berührung<br />

gekommen war, wurde<br />

neben dem Schlittenhundesport, Ca- nicross,<br />

Bike- und Scooterjöring das Dogtrekking seine<br />

große Leidenschaft. Beinahe zwangsläufig widmete er<br />

dieser auch ein Buch, in dem die Grundbegriffe dieser<br />

Sportart erklärt, Ausrüstungstipps gegeben und eigene<br />

Erlebnisse vom Trail geschildert werden.<br />

Er lebt mit seiner Familie und seinen Hunden im<br />

Waldviertel, dem nördlichsten Teil Österreichs, wo er als<br />

Lehrer und Autor arbeitet.<br />

20 | dog & sport


Dogtrekking<br />

Das Üben all dieser Fertigkeiten fordert den Hund auch<br />

bei Spaziergängen mental, macht (sofern man genug<br />

Ruhe und Souveränität besitzt) dem Menschen Spaß<br />

und bringt ungeahnte Vorteile, wenn man letztendlich<br />

wirklich mit seinem Hund am Bauchgurt, mit Gepäck<br />

und bereits vielen Kilometern in den Beinen in unwegsamem<br />

Gelände unterwegs ist. Die Lust unter diesen<br />

Bedingungen Grundsatzdiskussionen über die einzuschlagende<br />

Richtung oder die beste Methode zur Querung<br />

eines vereisten Steilhanges zu führen, ist erfahrungsgemäß<br />

nur in äußerst geringem Maße vorhanden,<br />

kostet eine Menge kostbarer Energie, dämpft bei allen<br />

Beteiligten die Stimmung und hält auch ungemein<br />

auf.<br />

Prinzipiell ist die Fähigkeit zur Zusammenarbeit meiner<br />

Meinung nach auch ein guter Gradmesser für das Verhältnis,<br />

das zwischen Zwei- und Vierbeiner herrscht: Ich<br />

bin zutiefst überzeugt, dass die gemeinsame Bewegung<br />

durch unwegsames Gelände nur dann reibungslos<br />

funktioniert, wenn sich der Hund dem Menschen<br />

unterzuordnen gelernt hat und durch gemeinsames<br />

Training zu einem wertvollen Sportpartner herangewachsen<br />

ist. Umgestürzte Bäume, überschwemmte<br />

Wegabschnitte, steile Gebirgspassagen oder rutschige<br />

Abschnitte können zu einer Herausforderung werden,<br />

lange aufhalten, Nerven und Muskelschmalz kosten,<br />

zeigen aber auch sehr schnell und deutlich die Teamfähigkeit<br />

von Hund und Mensch. Hierbei muss der Vierbeiner<br />

zwar korrekt auf die Kommandos des Zweibeiners<br />

reagieren können, andererseits habe ich aber<br />

ebenfalls schon die Erfahrung gemacht, dass Hunde<br />

oftmals mehr Möglichkeiten zur Überwindung eines<br />

Hindernisses wahrnehmen als wir Menschen. Gegenseitige<br />

Achtung und wirkliches Teamwork sind hierbei der<br />

Schlüssel zum Erfolg – und die können nur in der Praxis<br />

geübt, nicht aus Büchern angelesen werden.<br />

Aus genau diesem Grund sollen in weiteren Ausgaben<br />

hier einige Erfahrungsberichte von Dogtrekkern folgen,<br />

die die Leser möglichst lebensnah, aber sicher auf<br />

das Abenteuer Dogtrekking mitnehmen können.<br />

In diesem Sinne: Keep on running!<br />

dog & sport | 21


Ernährung<br />

Ernährung des Sporthundes!<br />

Hunde können oft unglaubliche<br />

Leistungen vollbringen.<br />

Sie können Schmuggelware<br />

erschnüffeln,<br />

Menschen retten (Lawinenhunde,<br />

Verschüttetensuche<br />

etc.). Sie hüten Schafe, bewachen<br />

Gebäude, bestreiten<br />

Rennen oder werden<br />

jagdlich eingesetzt. Diese<br />

Hunde, deren Tagesablauf<br />

sich doch beträchtlich zu<br />

dem eines „Familienhundes“<br />

unterscheidet, benötigen<br />

auch eine ganz spezielle<br />

Zusammensetzung ihres<br />

Futters.<br />

Hierbei müssen wir aber unterscheiden zwischen<br />

Windhunden und beispielsweise Schlittenhunden.<br />

Beträgt der Energiebedarf bei einem Windhund, der<br />

bei einem Wettbewerb teilnimmt, nur um 5 % mehr<br />

gegenüber dem Normalbedarf, kann bei einem Schlittenhund<br />

der bis zu 150km/Tag bei großer Kälte bewältigen<br />

kann, dieser Energiebedarf bis zum Siebenfachen<br />

des Normalbedarfs ansteigen.<br />

Prinzipiell kann man sagen, dass eine Stunde Arbeit<br />

den Energiebedarf um ca. 10 % ansteigen lässt, damit<br />

muss ein Sporthund, der täglich bis zu 5 Stunden arbeitet,<br />

die eineinhalbfache Menge seines Normalbedarfs<br />

an Futter bekommen.<br />

Auch müssen Temperaturunterschiede berücksichtigt werden<br />

die während der Arbeit von der „neutralen“ Wärmezone (ca.<br />

20 Grad C.) des Hundes abweichen. Große Kälte, sowie Hitze<br />

erfordern ebenfalls eine höhere Versorgung mit Energie.<br />

Welche Anforderungen muss nun ein gutes Futter für<br />

Sporthunde aufweisen?<br />

1. Es sollte gerne gefressen werden<br />

2. Einen den Anforderungen angepassten Nährstoffgehalt<br />

aufweisen<br />

3. Rohstoffe hoher Qualität enthalten<br />

Vor allem sind die Art und die Herkunft der verwendeten<br />

Rohstoffe von entscheidender Bedeutung.<br />

Besonders in Bezug auf die Versorgung mit Eiweiß –<br />

hier ist die Fütterung von ROHEM Fleisch unumgänglich.<br />

Nur im rohen Fleisch ist das Eiweiß intakt, d.h. die<br />

das Eiweiß aufbauenden Aminosäurenketten sind<br />

komplett. (Durch Kochen, d.h. in dem Fertigfutter, werden<br />

diese Strukturen zerstört). Gerade beim Sporthund,<br />

der gegenüber dem Familienhund einen erhöhten<br />

Eiweißbedarf hat, sollten diese Strukturen intakt<br />

bleiben, da sonst Nieren- und Leberbelastung zu groß<br />

22 | dog & sport


In unserem Hundefutter ist drin, was draufsteht.<br />

Dir richtige Ernährung für euren Sporthund!<br />

Hier klicken<br />

Ernährung<br />

werden. „Zerkochte Eiweißstrukturen“ werden vom<br />

Stoffwechsel nicht erkannt und müssen somit vermehrt<br />

über Nieren und Leber ausgeschieden werden. Aminosäuren<br />

sind auch wichtig für den Muskelaufbau bzw.<br />

den Erhalt der Muskulatur.<br />

Fleisch sollte demnach im rohen Zustand gefüttert werden,<br />

wobei vor allem bei Schlittenhundebesitzern aus<br />

praktischen Gründen die Verwendung von gewolftem<br />

Trockenfleisch aufgrund des geringen Gewichts sowie<br />

des hohen Nährwertgehaltes sehr beliebt ist.<br />

Fleischquellen: Fleisch (rot oder weiß), Fisch, ganze Eier,<br />

Fleisch- oder Fischmehl (wenn die Fütterung von rohem<br />

Fleisch aus praktischen Gründen nicht möglich ist).<br />

Fette: Fette sind die Hauptenergiequellen für den Arbeitshund.<br />

Je länger die Anstrengung dauert, desto mehr<br />

sollte das Futter mit Fett angereichert sein. Der Fettgehalt<br />

sollte bei kurzzeitig belasteten Tieren ca. 20 % betragen,<br />

bei Hunden, die sich ausdauernd betätigen sogar<br />

auf 35 % erhöht werden.<br />

Fettquellen: fettes Fleisch, Speck, Schweineschmalz,<br />

Geflügelfett. Fette sind neben der Bedeutung als Hauptenergiequelle<br />

für den Sport- und Leistungshund auch<br />

Träger der Omega-6 bzw. Omega-3 Fettsäuren. Vor allem<br />

sollten Omega-3-Fettsäuren, die die durch die Anstrengung<br />

ausgelösten Entzündungserscheinungen<br />

mildern, vermehrt verabreicht werden. Omega-3 Fettsäuren<br />

sind vor allem in fettem Fisch, Krillöl sowie in<br />

Lachsöl enthalten.<br />

Der Rohfaseranteil sollte nicht mehr als 2 % der Gesamtration<br />

ausmachen. Höhere Rohfasergehalte verursachen<br />

zu schnell ein zu großes Volumen und setzen die<br />

Verwertbarkeit der Gesamtration herab. Rohfasern<br />

sind wichtig für die Verdauung. Beim Sporthund aber<br />

sollte nicht zu viel verfüttert werden.<br />

Sport- und Leistungshunde sollten zusätzliche Vitamine<br />

des B-Komplexes (z.B. durch Bierhefe), Vitamin-C<br />

(z.B. durch Hagebuttenpulver = auch entzündungshemmend),<br />

L-Carnitin (für bessere Erholung nach der<br />

Belastung) sowie Milchsäurebakterien erhalten, um die<br />

Verdauung zu fördern.<br />

Wie erkenn ich einen gut trainiereten Sporthund?<br />

Bei einem richtig trainierten Sporthund sollten die<br />

Rippen deutlich fühlbar oder auch sichtbar und kein<br />

Fett tastbar sein. Die Hüftknochen sollten wenig hervorstehend<br />

sein und der Hund sollte eine deutlichere<br />

Taille aufzeigen. Hunde, die bei sehr kalten Temperaturen<br />

auf langen Strecken (z.B. Skandinavien, Alaska)<br />

eingesetzt werden, dürfen etwas mehr auf den Rippen<br />

haben. Solchermaßen geforderte Hunde sollten regelmäßig<br />

abgewogen werden und es sollten keine großen<br />

Gewichtsschwankungen auftreten.<br />

Auch die Fellqualität spiegelt die Gesundheit des Sportund<br />

Leistungshundes wider. Es sollte dicht anliegend<br />

und glänzend sein – ohne Schuppen, Haarausfall oder<br />

Juckreiz.<br />

Neben Ernährungszustand und Fellqualität spielt auch<br />

die Arbeitsbereitschaft der Tiere eine Rolle. Ein gesunder<br />

Hund sollte lebhaft, aufmerksam und fröhlich sein.<br />

Ist dies nicht der Fall, muss die Futterration auf eventuelle<br />

Mängel überprüft werden.<br />

Sporthunde sollten nicht mit nüchternem Magen arbeiten.<br />

Morgens (mindestens vier Stunden vor Arbeitsbeginn)<br />

erhält der Hund etwa ein Viertel seiner Gesamtration<br />

mit viel Wasser. Abends gibt es dann den Rest. Gutes,<br />

frisches Trinkwasser sollte immer zur Verfügung stehen!<br />

Dr. Ziegler‘s Naturfutterlädchen<br />

Naturavetal Österreich<br />

Glaneckerweg 6<br />

A-5400 Hallein<br />

Tel.: 0043-(0)699 150 30 350<br />

Fax: 0043-(0)6245-71851 15<br />

Mail: kontakt@dr-vet-ziegler.com<br />

www.dr-vet-ziegler.com<br />

www.naturfutterlaedchen.at<br />

www.naturavetal.at<br />

dog & sport | 23


Interview Furtwängler<br />

Silvia Furtwängler<br />

Niederlagen als Chance sehen!<br />

Ich werde immer wieder<br />

gefragt welches Rennen<br />

gefällt dir am besten und<br />

spontan sage ich dann immer<br />

– das Yukon Quest.<br />

Boris Becker sagte immer<br />

das Wimbledon Stadion sei<br />

sein Wohnzimmer, genauso<br />

fühle ich beim Yukon<br />

Quest. Es ist mein Zuhause.<br />

24 | dog & sport


Interview Furtwängler<br />

dog & sport | 25


Der Gedanke, das Quest zu fahren, war schon immer<br />

in mir, aber als ich vor vielen Jahren mit dem Schlittenhundesport<br />

anfing, war es einfach nur ein Traum.<br />

Träume sagt man soll man ab und an mal leben und ich<br />

erfüllte mir diesen Traum 2001.<br />

Gut, das war eher ein Albtraum, doch man kann auch<br />

etwas daraus lernen und meine Aufgabe in Dawson<br />

war, heute so gesehen, das Beste, was mir passieren<br />

konnte. Ich habe gelernt, viel gelernt, habe die „Niederlage“<br />

als Chance gesehen, es besser machen zu wollen<br />

und auch zu können.<br />

Als ich 2001 an der Ziellinie stand und Dean Osmar mitten<br />

in der Nacht über die Ziellinie fuhr, war mir klar ich<br />

muss wieder kommen, genau das will ich erleben und<br />

fühlen und zwar mit meinem eigenen Team.<br />

Mission Yukon Quest<br />

Zurück in Deutschland, startete ich gleich die Mission<br />

Yukon Quest 2003. Es gab einige bekannte Musher,<br />

die mich anriefen: „Silvia ich habe noch ein oder zwei<br />

Hunde, die packen meinen Speed nicht“, oder sie hatten<br />

eine Macke. Ich für mein Teil dachte, ne Macke habe ich<br />

auch und was ist nicht mehr schnell?<br />

Ich sammelte regelrecht die Hunde auf, die eben für andere<br />

nicht mehr gut genug waren.<br />

Ich weiß noch genau, wie es war, das erste Mal einzuspannen.<br />

Ich bin gerade mal 10 Meter weit gekommen,<br />

da hatte ich schon die erste Beisserei: „ok Doggies, das<br />

machen wir dann noch mal“. Es ging zurück nachhause,<br />

war ja nicht weit, dann kurz warten und wieder einspannen...he<br />

super, wir sind ganze 50 Meter weit gekommen,<br />

bis die erste Beisserei losging. „Tja Jungs und Mädels, das<br />

könnt ihr gerne so weiter machen, aber glaubt mir, wir<br />

machen das so lange, bis es funktioniert.<br />

Der eine oder andere Musher hatte dies mit bekommen<br />

und ich hörte die Kommentare: „Das wird nie gut gehen,<br />

ein Haufen zusammengewürfelter Hunde. Was bildet die<br />

sich ein, warum glaubt die, das das funktioniert?“ Tja<br />

ganz einfach, weil ich an mich glaubte und ich den Hunden<br />

vertraute. So einfach war das und ist es immer noch.<br />

Nach 2 Jahren hatte ich mein Team komplett, von Beissereien<br />

keine Spur mehr. Gut, der eine oder andere hatte<br />

wirklich eine Macke, aber es wurde toleriert und es funktionierte<br />

bestens.<br />

26 | dog & sport


Silvia Furtwängler<br />

2002 flog ich nach Whitehorse und trainierte dort eine<br />

Weile. Ich hatte das große Glück mit einigen Top-Mushern<br />

trainieren zu können. Ich lernte extrem viel und<br />

bin bis heute noch dankbar darüber. Einfach war es<br />

dennoch nicht immer, alleine, kein Doghandler, von der<br />

Familie getrennt. Ich bin ein Familienmensch und speziell<br />

an Weihnachten fehlte mir die Familie. Aber da war<br />

noch Nicolas Vanier, er hatte sich auch für das Quest<br />

angemeldet und drehte gerade am Yukon den Film<br />

„Der letzte Trapper“. Irgendwie haben wir uns dort<br />

kennen gelernt. Er lud mich dann bei ihm zu Weihnachten<br />

ein. Es war ein traumhaftes Weihnachtsfest, die<br />

ganze Crew und seine Familie waren dort. So ein lustiges<br />

Weihnachtsfest hatte ich schon lange nicht mehr.<br />

Bevor es an den Start geht, müssen die Hunde durch<br />

den Vet-Check kommen. Als ich dort mit meinen Hunden<br />

ankam, schauten einige Vets etwas skeptisch. Ich<br />

hatte houndige Hunde in meinem Team. Minni, Chicco,<br />

Bix, Jeddy, alles Hunde die nicht aussahen wie die typischen<br />

Alaskan Husky. Kein unendliches Fell, eher drahtig<br />

im Körperbau.<br />

Sie beschlossen, dass sie noch mal darüber nachdenken<br />

müssten und teilten mir dann nach einem Meeting mit,<br />

dass sie es versuchen würden. Sie würden selbstverständlich<br />

mehr auf mein Team schauen als auf andere,<br />

ob dies o.k. für mich sei. Klar war das o.k.<br />

dog & sport | 27


Silvia Furtwängler<br />

Es geht los<br />

Am 09. Februar 2003 war es dann soweit. Ich stand<br />

an der Startlinie und war mir 100% sicher, dass ich<br />

es mit diesem „Chaoten-Team“ schaffen werde.<br />

Als zusätzliche Ausrüstung habe ich für meine Leaderin<br />

Minni noch einen Kinderschlafsack von Jack Wolfskin<br />

mitgenommen. Minni war neben Caruso einer meiner<br />

wichtigsten Hunde im Team. Mit ihr und Caruso, einem<br />

reinrassigen Siberian Husky, wusste ich, werde ich<br />

ankommen!<br />

und darunter kann sich wieder Wasser und eine Lage Eis<br />

befinden, aber eben auch nur Wasser. Gerne fährt man da<br />

nicht durch. Ich fuhr durch und zwei meiner Hunde, Odin<br />

und Zeus, waren der Meinung: Ok ich spring nach links<br />

und du nach rechts...was dazu führte, dass die hinteren<br />

sich auch nicht einig waren und Schwups lagen wir im<br />

Wasser...bei minus 40 Grad...wunderbar. Gott sei Dank<br />

wusste ich, dass nicht weit von hier eine Trappercabin war.<br />

2001 war ich auch schon mal dort, aber unter viel schlechteren<br />

Bedingungen. So fuhr ich dort erstmal hin, versorgte<br />

die Hunde und löste das Eis von den Geschirren.<br />

Endlich konnte ich rein in die Hütte. Nur waren dann meine<br />

Nieren der Meinung, dass sie bei der Wärme anfingen<br />

richtig zu arbeiten. Blöd nur, dass meine Reißverschlüsse<br />

zugefroren waren. Gemeinsam, der Trapper und ich, versuchten<br />

wir irgendwie das Eis weg zu bekommen. In letzter<br />

Minute oder sagen wir mal so kurz vor dem ersten<br />

Tropfen gelang es mir raus zu gehen und alles seinem freien<br />

Lauf zu lassen.<br />

Das sind die kleinen Dinge beim Yukon Quest, wo man<br />

sich erstmals keine Gedanken darüber macht.<br />

Checkpoint Braeburn<br />

Was soll ich sagen, alles lief super. Fast alle Hunde topfit,<br />

ich musste nur einen Hund dropen. Peages. Hier<br />

genoss ich erstmals einen von den legendären Cinnamon<br />

Roll, die so groß sind, dass ich mir den Rest einpacken ließ<br />

als Trailnahrung. Gefroren schmecken die auch nicht<br />

schlecht.<br />

Mit 13 Hunden ging es weiter in Richtung Carmarks. Es lief<br />

wie am Schnürchen, das was ich trainiert habe, meine Erfahrung<br />

vom ersten Quest, dies alles führte dazu, dass ich<br />

das Gefühl hatte, als ob jede Bewegung in Fleisch und Blut<br />

übergegangen war. Ich fühlte mich pudelwohl. Weil sich<br />

das Hirn ja ab und an mal kurz auf Low-Batterie einstellt,<br />

hatte ich mir alles noch mal auf einen Block geschrieben.<br />

Welcher Fooddrop-Sack kommt zuerst und was ist in welchen.<br />

Das erleichtert einem das Arbeiten im Checkpoint.<br />

Man muss nicht mehr so viel denken, man kann einfach<br />

handeln. Es spart Energie, weil es einfach schneller geht.<br />

Die Zeit, die man sonst vertrödelt, hat man weniger für<br />

die Hunde und vor allem für sich selber.<br />

So lief es rund bis kurz vor Dawson, bis zu einem riesigen<br />

Overflow, das ist Wasser, das über der Eisfläche liegt. Wie<br />

dick die Eisfläche ist, weiß man nie, sie kann dünn sein<br />

28 | dog & sport


Silvia Furtwängler<br />

Dawson<br />

Nach diesem kleinen Stop kam ich in Dawson mit 13<br />

glücklichen Hunden an.<br />

In Dawson muss man eine 36 stündige Pflichtpause einlegen.<br />

Dies ist der einzige Checkpoint, wo die Doghandler<br />

einem helfen dürfen. Hier darf man die Hunde ausspannen,<br />

sie dürfen unter einem Zelt im warmen Stroh liegen.<br />

Sie werden rundum versorgt von den Mushern, aber besonders<br />

von den Doghandlern. Diese Menschen leisten so<br />

viel, müssen die Macken und Launen der Musher ertragen,<br />

sind Seelentröster, wenn man einfach nur jemanden<br />

zum zu Hören braucht. Hier an dieser Stelle einfach mal<br />

Danke an alle Doghandler. Ohne euch wären solche Rennen<br />

nicht möglich.<br />

Nach 36 Stunden Pause ging ich mit 11 ausgeruhten<br />

Hunden auf die 2 Teilstrecke in Richtung Ziellinie und<br />

ich fuhr nicht als letzte raus....es waren noch einige<br />

Musher hinter mir. Jetzt war mir klar, egal was passiert,<br />

ich komme an.<br />

Inzwischen hatte es sich rum gesprochen, dass ich meine<br />

Minni immer in den Schlafsack packte, ein Bild für<br />

die Götter, aber was soll`s, wenn es hilft warum nicht<br />

sagten sie...ja und es half, besonders nach dem die<br />

Temperaturen tief in den Keller gingen, minus 50 Grad.<br />

Yeddy und Balu hatte ich genau wegen diesen Temperaturen<br />

in Dawson gelassen.<br />

Endlich, nach 3 Tagen war ich am berüchtigten Eagle<br />

Summit. Früh am Morgen klomm ich den Anstieg herauf<br />

und dachte, dass ich es geschafft hätte, bis ich um<br />

die Kurve von einem Plato kam. Lang war es nicht, aber<br />

sehr steil. Sofort schoss es mir durch den Kopf: „Das<br />

schaffen wir nie.“ Und auch dies war mir eine Lehre für<br />

die Zukunft...du darfst es denken aber deine Körpersprache<br />

muss sagen...was für ein Scheiß, aber Jungs<br />

und Mädels das schaffen wir. Zu diesem Zeitpunkt ging<br />

meine negative Einstellung direkt auf die Hunde über...<br />

ok wenn der Boss schon nicht denkt, dass wir das schaffen,<br />

warum sollen wir uns dann den Hintern aufreißen.<br />

Und Schwups lagen alle Hunde.<br />

Ich rappelte mich wieder auf und besann mich auf meine<br />

Kräfte des positiven Denkens. Kayla war ja noch hinter<br />

mir. Ich wartete, bis sie kam und gemeinsam erklommen<br />

wir den Eagle Summit.<br />

Wie sagte so schön ein Reporter von BBC North: Es dauerte<br />

ein paar Stunden, dann fuhren Kyla und Silvia gemeinsam<br />

über die Ziellinie....na gut es lag noch der Rosebut<br />

Summit vor uns, der nicht minder steil ist als der<br />

Eagle, aber egal. Nach 13 Tagen, 8 Stunden und 31 Minuten<br />

überfuhr ich mit 9 Hunden tanzend die Ziellinie<br />

in Braeburn.<br />

Ich bin immer noch stolz auf mein Team, das es mir ermöglicht<br />

hat meinen Traum vom Yukon Quest zu leben.<br />

Danke Doggies, auch wenn nur noch 2, Odin und<br />

Zeus, leben weiß ich wir werden immer vereint sein,<br />

egal wo auch immer ihr jetzt seid.<br />

dog & sport | 29


Kommandotraining - Teil 1<br />

Kommandotraining<br />

- das klingt streng<br />

30 | dog & sport<br />

Aber es macht Spaß und ist<br />

ein wichtiger Teil des<br />

Zughundetrainings. Besonders<br />

in den wärmeren Jahreszeiten,<br />

in denen wegen<br />

der Temperaturen nur wenig<br />

Streckentraining möglich<br />

ist, bietet sich die Arbeit<br />

an der Kommunikation<br />

und den dafür so wichtigen<br />

Ritualen an.


Kommandotraining - Teil 1<br />

Beim Kommandotraining geht es darum, Hunden<br />

und Menschen die Abläufe auf der Strecke beizubringen,<br />

die für ein geordnetes und sicheres Erlebnis<br />

beim Zughundesport nötig sind. Das gilt für Freizeitsportler<br />

und Wettkampfteilnehmer gleichermaßen<br />

und ist besonders wichtig, wenn wir an Trainingsgruppen<br />

oder Wettbewerben teilnehmen wollen und dadurch<br />

mit anderen Zughundeteams gemeinsam auf<br />

derselben Strecke unterwegs sind. Aber worum geht es<br />

genau?<br />

Go - das Kommando zum Starten<br />

Easy - langsamer werden<br />

Stop - das Anhalten<br />

Das sind die ersten drei Kommandos, mit denen wir uns<br />

in diesem Teil beschäftigen. Sie sind eine wichtige<br />

Grundlage für jede Fahrt und werden auch schon beim<br />

Antrainieren der Hunde auf gerader Strecke beigebracht.<br />

Das kleine Einmaleins also.<br />

Wie lernt ein Hund<br />

Bevor wir gleich in den praktischen Trainingsaufbau<br />

für diese Kommandos einsteigen, machen wir einen<br />

kurzen Ausflug in die Lerntheorie, die uns aus biologischer<br />

Sicht erklärt, wie Hunde eigentlich lernen. Dazu<br />

eins vorweg: Wir hören immer wieder, dass die zunehmende<br />

"Vermenschlichung" von Hunden ein großes<br />

Problem ist und ihrem Wesen nicht gerecht wird. Das ist<br />

sicher richtig und trifft häufig auf unsere verbale Kommunikation<br />

und die sozialen Anforderungen durch den<br />

Menschen zu, mit denen viele Hunde zurecht kommen<br />

sollen. Dennoch sind Menschen und Hunde hoch entwickelte<br />

Tiere (jedenfalls aus biologischer Sicht) mit vielen<br />

Gemeinsamkeiten im genetischen Bauplan und seit den<br />

aufregenden Entdeckungen der Neurowissenschaften<br />

wird immer klarer, dass es sehr viele spannende Ähnlichkeiten<br />

im Verhalten und Empfinden von Menschen<br />

und Hunden gibt. Selbst ein Experte könnte die Hirnzellen<br />

von Menschen und Hunden unter dem Mikroskop<br />

kaum auseinanderhalten - wir haben dieselbe "Hardware".<br />

Wer sich also damit beschäftigt, wie ein Hund<br />

lernt, erfährt auch viel über sich selbst.<br />

Kleine Fachsimpelei<br />

Hunde lernen aus Erfahrung. Hunde lernen assoziativ.<br />

Hunde werden konditioniert. Was bedeuten all<br />

diese akademischen Formulierungen? Ein Hund nimmt<br />

seine Umwelt wahr, ständig und ohne Pause. Auch<br />

wenn er schläft, sind Sinnesorgane und Gehirn weiterhin<br />

aktiv. Das Gehirn verarbeitet die Eindrücke der Umwelt<br />

und achtet pausenlos auf unbekannte Situationen,<br />

denn diese könnten für ihn nützlich oder<br />

gefährlich sein. Wenn größere Abweichungen vom Gewohnten<br />

auftreten, lenkt das Gehirn seine Aufmerksamkeit<br />

dorthin. Wir Menschen sagen dann: Es wird<br />

uns bewusst. Das Gehirn versucht nun sehr schnell zu<br />

bewerten, ob die Veränderung für uns gut oder<br />

schlecht ist. Dabei wird nach ähnlichen Erfahrungen<br />

aus der Vergangenheit gesucht. Kann sich das Gehirn<br />

an eine ähnliche Situation erinnern, wird es auf eine<br />

Reaktion zurückgreifen, die sich damals bereits bewährt<br />

hat. Ist die Situation<br />

aber völlig neu, muss<br />

das Gehirn eine neue Reaktion<br />

improvisieren. Dabei<br />

kommt neben den aktuellen<br />

Umwelteinflüssen<br />

und der Tagesverfassung<br />

auch die Persönlichkeit<br />

des Hundes zum Tragen:<br />

Es gibt Problemsucher<br />

und Problemvermeider,<br />

Risikofreudige und Risikoscheue<br />

- genau wie bei<br />

uns Menschen. In jedem<br />

Falle wird sehr genau ausgewertet,<br />

ob die neue Reaktion<br />

einen Vorteil oder<br />

einen Nachteil gebracht<br />

hat. Gab es einen Nachteil,<br />

wird beim nächsten<br />

Mal etwas anderes ausprobiert<br />

und bei einem<br />

Hunde lernen nicht<br />

durch Sprache und sie<br />

schmieden auch keine<br />

Pläne.<br />

In einer fremden<br />

Situation probieren sie<br />

etwas aus, was sich in<br />

einer ähnlichen<br />

Situation bewährt hat<br />

und dann schauen sie<br />

was passiert. War es<br />

gut, machen sie es<br />

wieder so, war es<br />

schlecht, werden sie<br />

nach einer anderen<br />

Möglichkeit suchen.<br />

Vorteil wird der Hunde sich seine Reaktion genau merken<br />

und beim nächsten Mal wieder probieren. Er hat<br />

gelernt!<br />

dog & sport | 31


Kommandotraining - Teil 1<br />

Theorie und Praxis<br />

Was hier recht trocken klingt, wird in einer beispielhaften<br />

Trainingssituation ganz lebendig: Ein<br />

Hund sitzt auf einer Wiese. Er trägt ein ungewohntes<br />

Geschirr, an dem eine Leine hängt. An der Leine hängt<br />

etwas Schweres und wenn er laufen will, hält es ihn<br />

fest. Er fühlt sich etwas unwohl. Nun ruft ihn sein<br />

Mensch und winkt mit einer Belohnung. Wenn er aber<br />

hinlaufen möchte, hält ihn das Gewicht am Geschirr<br />

fest, es bewegt sich nur zentimeterweise und macht<br />

seltsame Geräusche dabei. Er ist unsicher, was er tun<br />

soll, er findet es unheimlich. Aber sein Mensch ermutigt<br />

ihn immer wieder und jedes Mal, wenn das Ding<br />

am Geschirr ein paar Zentimeter rutscht, freut er sich.<br />

Irgendwas muss daran toll sein und diese Stimmung<br />

steckt an. Er versucht den Widerstand zu überwinden,<br />

aber das Ding hinter ihm verfolgt ihn. Er möchte abhauen<br />

und am sichersten fühlt er sich bei seinem Menschen.<br />

Also strengt er sich richtig an. Sein Mensch zieht<br />

dabei die ganze Zeit die Mundwinkel nach oben und<br />

macht einladende Körperbewegungen, das ist immer<br />

ein gutes Zeichen, alles wird gut. Als er endlich angekommen<br />

ist, gibt es eine fette Belohnung - wau, das<br />

hat sich gelohnt. Kurze Pause, Erfolg genießen, war gar<br />

nicht so schlimm ... und dann gleich noch mal. Er wird<br />

es nun wieder so machen, beim Ziehen des Geschirrs<br />

geschickter werden, sich an den Lärm und die Verfolgung<br />

gewöhnen - und bald zählt nur noch die<br />

Belohnung.<br />

Das tägliche Wunder<br />

So selbstverständlich das alles für uns klingen mag,<br />

handelt es sich doch aus biologischer Sicht um einen<br />

faszinierenden und komplizierten Vorgang: Lernen -<br />

Versuch, Erfolg und Irrtum. Wann immer wir (und unsere<br />

Hunde) in eine unbekannte Situation geraten und<br />

aufgrund unserer Erfahrungen eine richtige (oder falsche<br />

Entscheidung) treffen, lernen wir etwas dazu. Es<br />

würde uns alle gar nicht geben, wenn dieses Wunder<br />

der Natur nicht ständig geschehen würde.<br />

Auf dem Foto zeigt Azubi Watson deutlich, dass ihm<br />

sein Verfolger nicht geheuer ist. Seine Körpersprache<br />

gibt klare Hinweise.<br />

Aber mit unserer Unterstützung findet er eine Lösung<br />

- und die wird belohnt!<br />

32 | dog & sport


Kommandotraining - Teil 1<br />

Was bedeutet das nun für unser Training?<br />

Es bedeutet, dass wir unsere Hunde in neue Situationen<br />

führen, die sie nicht kennen. Sie müssen dann<br />

Entscheidungen treffen und als Tiere sind sie sehr darauf<br />

bedacht, Entscheidungen so zu treffen, dass sie ihnen<br />

nicht schaden. Wenn der Hund eine Entscheidung<br />

getroffen hat, die sich für ihn lohnt, dann wird er sie<br />

immer wieder so treffen. Hat er jedoch schlechte Erfahrungen<br />

gesammelt, dann wird er diese Entscheidung in<br />

Zukunft lieber vermeiden. Es ist also unsere wichtigste<br />

Aufgabe beim Training, unseren Hunden bei den richtigen<br />

Entscheidungen zu helfen und dafür zu sorgen,<br />

dass sich diese Entscheidungen für sie auch lohnen.<br />

Dann lernen sie, was wir von ihnen möchten. Das hat<br />

ganz praktische Konsequenzen für den Aufbau des<br />

Trainings. Da wir mit unseren Hunden eine Trainingssituation<br />

vorher nicht durchsprechen können, ist es unsere<br />

Aufgabe, VORHER darüber nachzudenken, welche<br />

Reaktionen sie zeigen könnten, welche davon wir uns<br />

wünschen und wie wir ihnen das so zeigen, dass sie<br />

über die anderen Möglichkeiten gar nicht erst nachdenken<br />

müssen. Je leichter wir ihnen die Entscheidung<br />

für das richtige Verhalten machen, um so schneller<br />

werden sie lernen. Da viele Trainingssituationen für einen<br />

Hund zuerst sehr kompliziert sind und außerdem<br />

jeder Hund seine eigene Persönlichkeit mit ins Spiel<br />

bringt, ist die Sache dann schon gar nicht mehr so einfach,<br />

wie es zuerst schien.<br />

Fazit<br />

Alle Trainingssituationen sollen so aufgebaut sein, dass<br />

der Hund zu einem bestimmten Verhalten motiviert<br />

wird und dafür eine Belohnung bekommt. Dann lernt<br />

er, dieses Verhalten in dieser Situation immer wieder zu<br />

zeigen, denn Belohnungen sind einfach cool. Was eine<br />

Belohung ist, hängt vom Hund ab (soziale Bestätigung,<br />

Futter, Spiel usw.). Eigentlich ist es eine Binsenweisheit,<br />

aber man kann es eben nicht oft genug wiederholen,<br />

dass Hunde nicht aus verbalen Erklärungen eines Menschen<br />

lernen können.<br />

dog & sport | 33


Kommandotraining - Teil 1<br />

Go - das Kommando zum Start<br />

Go! ist wohl das bekannteste Kommando aus dem<br />

Schlittenhundesport und das Synonym für strahlende<br />

Hunde mit lang heraushängender Zunge. Aber was<br />

bedeutet es tatsächlich? Es bedeutet für den Hund: Du<br />

DARFST jetzt ziehen und du SOLLST jetzt ziehen. Dieses<br />

Kommando bringt man den Hunden am besten vom<br />

ersten Training an bei. Immer dann, wenn die Last am<br />

Geschirr des Hundes freigegeben wird, bekommt er das<br />

Kommando Go. Dabei spielt es keine Rolle, ob der<br />

Hund noch an einer kleinen Last (Autoreifen) arbeitet<br />

oder schon am Fahrzeug. Der Mensch sorgt dafür, dass<br />

vor dem Kommando Go die Last nicht bewegt werden<br />

kann. Erst mit dem Kommando wird die Last freigegeben<br />

und der Hund kann sie bewegen. An einem<br />

Dogscooter könnte das so aussehen:<br />

• Der Scooter liegt mit ausgezogener Zugleine in<br />

Fahrtrichtung am Boden.<br />

• Der Hund wird an das Ende der Zugleine geführt<br />

und das Geschirr eingehängt.<br />

• Ihr geht zum Scooter und sichert dabei mit einer<br />

Hand die Zugleine, so dass der Hund nicht mit dem<br />

Scooter loslaufen kann. Bei starken Hunden könnt<br />

ihr auf der Leine zum Scooter laufen. Folgt euch der<br />

Hund zum Scooter, müsst ihr ihn jedes Mal zurückbringen<br />

oder Euch dabei von jemanden helfen lassen.<br />

Euer Hund soll unbedingt lernen, vor dem Scooter<br />

zu warten.<br />

34 | dog & sport


Kommandotraining - Teil 1<br />

• Beim Aufnehmen des Scooters greift ihr sofort an die<br />

Bremsen, damit Euch auch hier der Hund nicht durchgehen<br />

kann.<br />

• Falls der Hund die Leine nicht von sich aus unter Spannung<br />

hält, schiebt ihr den Roller rückwärts, bis die<br />

Leine etwas Spannung hat. Vermeidet den Ruck<br />

durch einen Start bei durchhängender Leine.<br />

• Wenn euer Hund noch nicht selbständig zieht, dann<br />

beginnt jetzt die Zugmotivation (durch einen Helfer)<br />

bis der Hund sich klar in der Zugrichtung orientiert<br />

(vorher gibt es kein Go).<br />

• Jetzt öffnet ihr dosiert die Bremsen und gebt gleichzeitig<br />

das Kommando "Go!"Nun ist es wichtig, dass<br />

euer Hund sofort nach dem Kommando dann auch<br />

tatsächlich zieht.<br />

Wenn euer Hund noch nicht selbstständig zieht, dann<br />

muss er jetzt dazu motiviert werden. Bei Einsteigern<br />

braucht ihr dazu eventuell zwei Helfer: Einen, der euren<br />

Hund auf Position vor dem Rollen hält und einen<br />

zweiten, der die Zugmotivation herstellt. Dazu gibt es<br />

viele Methoden, die ihr am besten durch Teilnahme an<br />

einem Workshop mit eurem Hund erarbeiten könnt,<br />

damit es dann auch wirklich zu Mensch und Hund passt.<br />

Das Thema Zugmotivation wird uns auch noch in einem<br />

anderen Artikel beschäftigen.<br />

dog & sport | 35


Kommandotraining - Teil 1<br />

Easy - gemeinsam langsamer werden<br />

Von einem erfahrenen Zughund erwarten wir, dass<br />

er selbständig gegen den Widerstand arbeitet.<br />

Wenn der Untergrund schwierig wird oder es den Berg<br />

hinauf geht, dann soll er seine Leistung steigern und an<br />

die veränderte Zuglast anpassen. Das machen die meisten<br />

Hunde auch ganz automatisch, denn sie entwickeln<br />

mit der Zeit ein traumhaftes Gefühl für das richtige<br />

Tempo und ihr eigenes Leistungsvermögen. Beim Bremsen<br />

oder Anhalten wollen wir das aber nicht - ganz im<br />

Gegenteil. Es ist die Aufgabe des Menschen, das Gespann<br />

so zu bremsen, dass wir gemeinsam dort anhalten,<br />

wo wir stehen wollen. Dabei sollen die Hunde aber<br />

nicht gegen die Bremse arbeiten, sondern sich von uns<br />

bremsen lassen. Aber - das ist ganz wichtig - "Easy"<br />

heißt nicht, dass der Hund bremst oder gar stehen<br />

bleibt, denn das wäre gefährlich, sondern es heißt, dass<br />

es jetzt absichtlich langsamer wird. Um das zu trainieren,<br />

geht ihr beim Trainingsaufbau so vor:<br />

dog & sport Ausgabe 03 | 2014 September - Dezember<br />

Hier könnt Ihr alle drei Ausgaben<br />

Kommandotraining Teil 1 bis 3 bestellen<br />

dog & sport<br />

03 | 2014 September - Dezember | 4,50 € Deutschland | Öste reich 4,90 € | Schweiz 7,50 SFR<br />

Das Zughunde-<strong>Magazin</strong><br />

Kommandotraining Teil 1<br />

Die ersten Schritte<br />

Grundlagen für den Zughundesport<br />

Tessa Philippaerts<br />

Die verrückten Hunde<br />

verfolgen<br />

Taina Teräs<br />

Eine besondere<br />

Mushergeschichte<br />

Warm Up – Cool Down<br />

Sinnvolle Maßnahmen<br />

zur Vorbeugung<br />

DS_ 04_Ausgabe 03_2014_ET September.indd 1 16.09.14 08:59<br />

dog & sport Ausgabe 01 | 2015 Januar - April<br />

Bikejöring Teil 1<br />

Power & Speed für<br />

echte Teams<br />

dog & sport<br />

Kommandotraining Teil 2<br />

Vorbereitung für das<br />

Streckentraining<br />

01 | 2015 Januar - April | 4,50 € Deutschland | Österreich 4,90 € | Schweiz 7,50 SFR<br />

Das Zughunde-<strong>Magazin</strong><br />

Hund am Berg<br />

Sicher mit dem Hund<br />

in die Berge<br />

Warm Up – Cool Down<br />

Sinnvolle Maßnahmen<br />

zur Vorbeugung<br />

DS_ 04_Ausgabe 01_2015_ET Januar.indd 1 16.01.15 18: 2<br />

dog & sport Ausgabe 02 | 2015 Mai - August<br />

Bike verses Scooter<br />

dog & sport<br />

02 | 2015 Mai - August | 4,50 € Deutschland | Öste reich 4,90 € | Schweiz 7,50 SFR<br />

Das Zughunde-<strong>Magazin</strong><br />

Kommandotraining Teil 3 Jugendförderung<br />

Die Macht der Gewohnheit<br />

Übung macht den Meister<br />

Viele Gemeinsamkeiten<br />

mit klaren Vorlieben<br />

Den Nachwuchs in<br />

gesundem Maß fördern<br />

Fahrsicherheitstraining<br />

Fahrtechnik Bike-Basic<br />

Das Fundament<br />

DS_007_Ausgabe 02_2015_ET Mai.in d 1 13.05.15 21:26<br />

36 | dog & sport


Kommandotraining - Teil 1<br />

Gezieltes Bremsen und Anhalten an einer Markierung<br />

ist wichtig. Dazu braucht ihr das richtige Gefühl<br />

für eure Bremsen. Am besten trainiert ihr das<br />

zuerst ohne Hund. Sucht euch dazu eine Markierung<br />

aus und versucht aus unterschiedlichen Geschwindigkeiten<br />

mit dem Vorderrad genau an der<br />

Markierung zum stehen zu kommen. Wenn ihr das<br />

an einem steilen Hang bergab probiert, tut ihr beim<br />

Hochlaufen auch gleich was für Eure Kondition! In<br />

einem Fahrsicherheitstraining bringt man Euch das<br />

bei.<br />

• Ihr seid unterwegs, das Gespann rollt (oder läuft)<br />

• Ihr sucht Euch 10-20 Meter Entfernung einen Punkt<br />

auf der Strecke aus, wo ihr anhalten wollt. Nehmt<br />

dazu eine klare Markierung, einen Baum, ein Stein<br />

oder macht Euch selbst Markierungen.<br />

• Fangt nun langsam und vorsichtig an zu bremsen. In<br />

dem Moment, wo sich die Spannung auf der Zugleine<br />

spürbar erhöht, gebt ihr das Kommando "Easy" (euer<br />

Hund hat keine Ahnung, was ihr meint - das ist okay,<br />

er darf und soll weiterziehen). Nun bremst ihr immer<br />

stärker und gebt immer wieder das Kommando<br />

"Easy" im Abstand von einigen Sekunden. Gebt das<br />

Kommando in ruhigem Ton, es ist nur eine Information<br />

für den Hund. Bremst nun so, dass ihr genau an<br />

Eurer Markierung zum stehen kommt. Dann ruft ihr<br />

einmal energisch "Stop".<br />

Diesen Ablauf wiederholt ihr nun gemeinsam mit dem<br />

Kommando "Go" immer wieder auf genau derselben<br />

Strecke und mit derselben Markierung zum Starten und<br />

Anhalten. Hunde lernen am Anfang immer ortsbezogen.<br />

Es fällt ihnen viel leichter, wenn sich die Rahmenbedingungen<br />

zwischen den Wiederholungen nicht zu<br />

stark verändern. Sucht Euch dafür auch eine Strecke,<br />

wo es nicht von anderen Hunden wimmelt oder Rehe<br />

am Rand stehen. Jede Ablenkung erschwert Euren Hunden<br />

das Lernen. Wenn es gut klappt, dann geht nicht<br />

gleich ganz woanders hin, sondern verschiebt die Marke<br />

zum Bremsen um einige Meter, dann immer weiter.<br />

Erst dann nehmt eine andere Strecke und übt es da<br />

auch wieder so ein, bis es nach und nach überall klappt.<br />

Hundetraining ist Geduld - denn Hunde haben Zeit!<br />

Stop - Anhalten ... nicht mehr und nicht weniger<br />

Am Ende des Bremsvorgangs kommt das Kommando<br />

"Stop". Macht es zunächst immer so, damit Eure<br />

Hunde lernen, dass es bei "Easy" immer langsamer<br />

wird und ihr dann anhalten wollt. Die Raffinessen, z.B.<br />

nach "Easy" ohne "Stop" wieder ins Tempo zu gehen,<br />

kommen später. Und nun kommt es wieder auf präzise<br />

Abläufe und Handgriffe an:<br />

• Ihr habt mit "Easy" das Tempo reduziert und seid<br />

ganz langsam unterwegs.<br />

• An Eurer gewählten Markierung gebt ihr das Kommando<br />

"Stop" und macht die Bremsen ganz zu, so<br />

dass sie blockieren.<br />

• Ihr legt den Scooter auf die Seite und geht sofort zum<br />

Hund nach vorn. Wenn der Hund zu Euch kommen<br />

will, schickt ihr ihn zurück. In diesem Punkt seid ihr<br />

ausnahmsweise sehr streng, denn es kann sehr gefährlich<br />

werden, wenn euer Hund sich selbständig<br />

aus der StopPosition bewegt, z.B. wenn andere<br />

Teams an Euch vorbei fahren oder ihr zum Überqueren<br />

einer Straße anhaltet - abgesehen von dem Leinensalat,<br />

den ihr dann ganz schnell habt. Geht also<br />

nach dem "Stop" zügig zu Eurem Hund. Wenn er<br />

noch zieht oder aufgeregt ist, dann lauft auf der<br />

Zugleine nach vorn, so dass er nicht mit dem Scooter<br />

abdampfen kann. Wenn ihr beim Hund angekommen<br />

seid, hängt ihr die Zugleine aus dem Geschirr,<br />

führt Euren Hund an eine sichere Position und gebt<br />

ihn dann erst frei - und natürlich eine ordentliche<br />

Belohnung!!!<br />

Dieser Ablauf ist so wichtig, wie das ordentliche Aussteigen<br />

aus einem Auto und dient der Sicherheit von<br />

euch und euren Tieren. Übt es schon unter einfachen<br />

Bedingungen gewissenhaft, damit es unter schwierigen<br />

Bedingungen (Anhalten an einer Straße, mit einer<br />

Gruppe oder in einem Wettrennen) dann auch richtig<br />

sitzt.<br />

Zusammenfassung:<br />

Hunde lernen am schnellsten durch regelmäßige<br />

Wiederholungen unter gleichen Bedingungen gegen<br />

Belohnung. Hunde haben Zeit und fast immer gute<br />

Laune. Je genauer ihr am Anfang trainiert, um so besser<br />

läuft es später. Es geht darum, Spaß zu haben. Nun<br />

aber genug geredet und theoretisiert.<br />

Raus mit den Hunden<br />

und GO !<br />

© Robert Gaiswinkler, Annick Busl<br />

dog & sport | 37


Geschichte Zughundesport<br />

Geschichte und Entstehung<br />

des Zughundesports<br />

Bild: Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern<br />

Darf mein Hund ziehen?<br />

Warum sollte mein<br />

Hund ziehen?<br />

Ist Zughundesport<br />

Tierquälerei?<br />

Was kann mein Zughund<br />

leisten?<br />

Schränke ich meinen Hund<br />

in seiner Freiheit ein?<br />

Ist ein Zughund zu dumm,<br />

um frei zu laufen?<br />

Solche Fragen stellt sich der ein oder andere, wenn er<br />

zum ersten Mal die Beschäftigungsmöglichkeit Zughundesport<br />

für sich und seinen Vierbeiner ins Auge<br />

fasst. Leider ist der Zughundesport bis heute noch nicht<br />

ausreichend etabliert, so dass solche Fragen in dieser<br />

oder noch dramatischerer Form auch immer wieder<br />

von unwissenden Außenstehenden, Tierschutzfanatikern<br />

oder verunsicherten Beobachtern erster Trainingsschritte<br />

aufgeworfen werden.<br />

Vielleicht sollten wir uns zuerst wieder bewusst machen,<br />

wie und wofür der Hund zum Menschen kam…..<br />

Geschichte und Entstehung des Zughundesports<br />

Die Domestikation des Hundes wäre wohl nicht erfolgt<br />

und so erfolgreich gewesen, hätten sich nicht<br />

für beide Seiten Nutzen aus dieser Symbiose ziehen<br />

lassen.<br />

Anfangs für die Caniden/Wölfe, indem sie in der Nähe<br />

menschlicher Lager auf sehr einfache Art Nahrung in<br />

Form von Abfällen und Unrat fanden. Im Gegenzug<br />

hatten die Menschen eine gut funktionierende Müll-<br />

38 | dog & sport


Geschichte Zughundesport<br />

und Fäkalienabfuhr. Bei Eindringen anderer als der ortsansässigen<br />

Lebewesen warnten die Caniden/Wölfe untereinander,<br />

was auch für die Menschen ein geeignetes<br />

Frühwarnsystem bot.<br />

Je enger diese Bindungen zum gegenseitigen Nutzen<br />

wurden, desto mehr entstand ein Folgetrieb der Caniden/Wölfe,<br />

die so die Nähe der Menschen halten wollten.<br />

Bei der Jagd erwiesen sich Sinnesleistung und<br />

Jagdverhalten der Tiere für die Menschen als sehr<br />

nützlich.<br />

Sicher wurden niemals Welpen von Menschen aufgezogen,<br />

weil diese ihren Mutterinstinkt entdeckten, weil<br />

die Kinder einen Spielgefährten brauchten oder weil<br />

man sie einfach schön fand.<br />

Dafür wären in früheren Zeiten keine Ressourcen übrig<br />

gewesen und es gab keine Überlebenschancen für eine<br />

Gemeinschaft, die sich mit unnützen Essern belastete.<br />

Aber Tiere, die sehr zahm wurden, konnten noch sicherer<br />

für die grundsätzlichen Aufgaben genutzt und gezielter<br />

eingesetzt werden.<br />

Da sie sich nicht mehr so weit von den Siedlungen fort<br />

bewegten, konnten die Menschen sie leicht erreichen<br />

und erlegen, um so eine Nahrungsreserve und Lieferanten<br />

für Felle und Knochen mit wenig Einsatz und<br />

Zeitaufwand zu nutzen.<br />

Wenn der frühe Hund dann schon sowieso Teil der Gemeinschaft<br />

war und dieser selbst auf ihren Wanderungen<br />

folgte, so lag es nahe, ihm einen Teil der zu bewegenden<br />

Last mit aufzubürden.<br />

Und die Zusammenarbeit beginnt<br />

Als Traglast aufgebundene Fellbündel oder die Zeltstangen<br />

mit darauf verschnürter Ladung mögen<br />

wohl die ersten Variationen von Zug- und Packhundearbeit<br />

gewesen sein.<br />

Grundsätzlich spielte sich diese Entwicklung in fast allen<br />

Kulturen bis hierher so ab. Mit der Domestikation<br />

weiterer Tierarten, zum Beispiel Schaf, Ziege, Esel und<br />

Pferd, machten sich in einigen Regionen neue und bevorzugtere<br />

Lasttiere beliebt.<br />

Da, wo der Hund weiterhin zu diesen Arbeiten genutzt<br />

wurde, verbesserte der Mensch durch die Weiterentwicklung<br />

der Beförderungsmittel und die Bildung von<br />

Mehr-Hunde-Gespannen die Effektivität der Zug- und<br />

Lasthunde.<br />

Mit Kufen und flachen Wannen statteten die Völker<br />

der schneereicheren Gebiete ihre Gespanne aus und<br />

konnten so die Lasten vergrößern.<br />

Auf den ursprünglichen, bis zu 6 Meter langen Toboggans<br />

der Inuit fanden so die gesamten Habseeligkeiten<br />

der Familie nebst der jüngsten Kinder locker Platz.<br />

Mit kleineren, leichteren Schlitten wurde die Jagd viel<br />

schneller, es wurden größere Entfernungen zurückgelegt<br />

und der Rücktransport der Beute war gesichert.<br />

In anderen Gegenden, hauptsächlich im Europa des<br />

Mittelalters konnten sich große Teile der Bevölkerung<br />

keine großen Zugtiere leisten. So blieb der Hund als<br />

Pferd des kleinen Mannes bis zum Ende des 19.Jahrhundert<br />

vor Metzger-, Post-, Kohle- und Holzwagen,<br />

sowie zum Ziehen von Milchkarren und anderen landwirtschaftlichen<br />

Gütern im Stadt- und Dorfbild<br />

erhalten.<br />

Die ersten europäischen Pioniere, von denen immer erzählt<br />

wurde, sie hätten den Schlittenhundesport entdeckt,<br />

kamen also auch schon aus einer Kultur, die sehr<br />

wohl Hunde zum Bewegen schwerer Lasten einsetzte.<br />

Die Geschwindigkeit und Ausdauer der in Nordamerika<br />

vorgefundenen Hunde könnte allerdings doch auffällig<br />

gewesen sein, da diese Tiere ihre Arbeit unter ganz<br />

anderen Vorraussetzungen und Umständen als ihre europäischen<br />

Kollegen taten. Das kam denen, die nach<br />

Land und Wohlstand suchten und nur mit Schnelligkeit<br />

eine Chance gegen ihre Mitbewerber um einen Claim<br />

oder Land nutzen konnten, sehr entgegen.<br />

Im aufstrebenden Europa begann die Landflucht und<br />

es entstanden Städte mit immer weniger Platz für immer<br />

mehr Einwohner. Noch heute sind in einigen Städten<br />

die engen alten Gängeviertel, die Unterkunft und<br />

Wohnraum für Arbeiter und deren Familien boten, erhalten.<br />

Unschwer sich vorzustellen, dass dort kein Platz<br />

für größere Fuhrwerke zum Transport von Alltagsgütern<br />

und Waren aller Art war.<br />

Um den auch sich immer weiter entwickelnden Straßenverkehr<br />

zu regeln und später, um die Anzahl der<br />

Hundegespanne der kleinen Unternehmer und Händler<br />

zu reglementieren und zu begrenzen, wurden Ver<br />

dog & sport | 39


Geschichte Zughundesport<br />

ordnungen und Vorschriften zum Halten, Führen und<br />

Benutzen von Hundegespannen erlassen.<br />

Zum Beispiel gab es feste Vorgaben, die Tauglichkeit<br />

und Fähigkeit des Gespannführers und seiner Tiere<br />

abzuprüfen.<br />

Mit dem Verschwinden der Gespanne aus dem Straßenbild<br />

wurden diese überflüssig. Heute gibt es in Deutschland<br />

bislang lediglich eine Prüfungsordnung für<br />

Schweizer Sennenhunde.<br />

In den Anfängen des Technikzeitalters stellten sich die<br />

Schlittenhunde noch als die besseren, zuverlässigeren<br />

Transporteure für Post und Medikamente dar. Während<br />

die ersten Flugzeuge unter arktischen Bedingungen<br />

einfroren und kapitulierten, brachte eine Hunde<br />

schlittenstaffel 1925 das dringend benötigte Diphterieserum<br />

nach Nome/Alaska.<br />

Es brach die Zeit der Entdecker an. Ende des 19. und<br />

Anfang des 20. Jahrhundert begann der Wettstreit der<br />

Nationen um die Eroberung der Pole.In zahlreichen Expeditionen<br />

versuchten diese, als erste ihre Nationalflagge<br />

an einem der zwei entferntesten Punkte der<br />

Postzusteller an den Fronten wurden Zug- und Packhunde<br />

eingesetzt und oft regelrecht verheizt. 1915<br />

wurden 450 Schlittenhunde aus Alaska nach Frankreich<br />

verschifft, um dort im ostfranzösischen Gebirgskrieg<br />

gegen die Deutschen eingesetzt zu werden.<br />

Am Ende der Kriege litt vor allem die einfache Bevölkerung.<br />

Große Zug- und Lasttiere, wie Pferd und Esel waren<br />

meist während des Kriegs konfisziert, für Militärdienste<br />

beschlagnahmt oder geschlachtet worden.<br />

Auch in Deutschland besann man sich wieder auf Hunde<br />

als Zug- und Lasttiere aber auch als Nahrungsreserve.<br />

Von der Arbeit zum Freizeitspaß<br />

Erst Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre trat der<br />

Spaß an der Hundehaltung allerorts in den Vordergrund<br />

und verdrängte nach und nach die Einstellung<br />

der Hundehaltung als Nutztier.<br />

Nicht nur seit Generationen arbeitende Zug- und Lasthunde<br />

wurden arbeitslos. Auch andere, spezialisierte<br />

Rassen und deren Mischlinge hatten fast über Nacht<br />

ihre Jobs verloren.<br />

Bild: Naturhistorisches<br />

Museum der<br />

Burgergemeinde Bern<br />

Erde zu hissen. Dabei war ein Verzicht auf Zughunde<br />

nicht nur unmöglich, sondern, wie die Scott-Expedition<br />

erfahren musste, auch lebensgefährlich.<br />

Die Menschen bekriegten sich in zwei Weltkriegen,<br />

während denen die Militärs aller Staaten auf jegliche<br />

Ressourcen für Transport und Reise zurückgriffen. Als<br />

Packhunde für militärisches Gerät in schwer erreichbare<br />

Regionen, als bombenlegende Panzerhunde oder als<br />

Sie brauchten nichts weiter zu sein, als Freund, Spielgefährte<br />

und Seelentröster der Menschen. Diese Entwicklung<br />

ging soweit, dass im Namen des Tierschutzes<br />

ureigenste Aufgaben von Hunden verboten und sogar<br />

mit Strafen belegt wurden.<br />

Hofhunde wie der Spitz brauchten nicht mehr wachen,<br />

und durften schließlich nicht mehr bellen… Hütehunde<br />

wie Collie, Gelbbacke, Harzer Fuchs und ähn-<br />

40 | dog & sport


Geschichte Zughundesport<br />

liche brauchten nicht mehr hüten, und durften<br />

schließlich nicht mehr Kinder und Kleintiere umjagen…<br />

Schutzhunde wie Dobermann und Schäferhund mussten<br />

nur noch als Dienst- oder Sporthunde schützen,<br />

und durften letztlich nichts mehr bewachen und verteidigen…und<br />

unsere Zughunde mussten nichts mehr ziehen<br />

oder tragen, und durften auch nicht mehr ihre<br />

Kraft, Ausdauer und Instinktsicherheit in den Dienst<br />

der Menschen stellen.<br />

Ein seltener, noch immer auf die Arbeitsleistung seiner<br />

Hunde bauender Mensch ist Erhard Djuren aus Wremen,<br />

der mit seinem Schlickschlitten, von Hunden gezogen,<br />

immer noch bei Ebbe in der Nordsee Reusen<br />

auslegt und kontrolliert.<br />

Im Namen des Sports gelang es einigen Wenigen, das<br />

Durchführen von Schlittenhunderennen zu legalisieren.<br />

Allerdings beschränkte sich diese Sparte auf die ursprünglichen<br />

Schlittenhunderassen und später auf eigens<br />

dafür gezüchtete Rennrassen.<br />

Auf der Suche nach artgerechter Bewegung und Auslastung<br />

auch vieler anderer Rassen, kam erst spät in<br />

den 80er Jahren das Interesse auf, Hunde aller möglichen<br />

Arten mit Zug- und Lastarbeit zu beschäftigen.<br />

Dabei wurde klar, dass nicht jeder Zughund ein Schlittenhunderennen<br />

laufen kann und muss, sondern dass<br />

je nach Rasseanlagen unterschiedliche Bewegungsabläufe<br />

vor unterschiedlichen Gefährten oder mit Packtaschen<br />

trainiert werden können.<br />

Dabei gilt unabhängig von der Rasse folgende Faustformel:<br />

Ein gut ausgebildeter und trainierter Zughund kann<br />

das vielfache seines Körpergewichts ziehen.<br />

Ein ebenfalls gut aufgebauter und trainierter Packhund<br />

darf mit bis zu einem Drittel seines Körpergewichts<br />

belastet werden.<br />

Wenn also alle Vorraussetzungen stimmen, können<br />

auch unsere heutigen Hunde sehr ansehnliche Arbeitsleistungen<br />

erbringen.<br />

Dabei wird durch das Training die Beziehung zwischen<br />

Mensch und Hund immer weiter entwickelt und verbessert,<br />

der Hund geistig und körperlich gefordert und<br />

ausgelastet und dadurch umgänglicher, ausgeglichener<br />

und gesünder gehalten, als seine arbeitslosen<br />

Kollegen.<br />

Living in Woods<br />

Pack-und Zughundeausbildung<br />

Brigitte Reitz<br />

Staatl.zertifizierte Tierpsychologin<br />

Oberer Brandholzweg 42<br />

21218 Seevetal<br />

04105-2582<br />

0160-98310355<br />

Gitte.reitz@gmx.de<br />

www.livinginwoods.de<br />

© Brigitte Reiz<br />

Bild: Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern<br />

dog & sport | 41


Bikejöring Teil 2<br />

Bikejöring & Dogscooter<br />

In vielen Schnupper- und<br />

Grundkursen für Zughundesport<br />

werden Bikejöring und<br />

Dogscooter gemeinsam angeboten.<br />

Das ist sicher auch<br />

sinnvoll, da die beiden Varianten<br />

des Zughundesports<br />

besonders beim Einstieg viele<br />

Gemeinsamkeiten aufweisen.<br />

Aber auch bei den Einsteigern<br />

gibt es häufig schon<br />

klare Vorlieben.<br />

42 | dog & sport


Bikejöring Teil 2<br />

Wer sicher auf dem Rad ist und auch gern Rad fährt,<br />

wird sich meistens zunächst auch mit Bikejöring<br />

befassen. Einige Gründe dafür sind<br />

· ein Rad für den Einstieg ist im Haushalt meistens schon<br />

vorhanden, Scooter müssen häufig erst angeschafft<br />

werden<br />

· mit einem Rad kann der "normale" Mensch seinen<br />

Hund besser bei der Zugarbeit unterstützen und so<br />

(gerade auch beim Einstieg) das Training besser<br />

dosieren<br />

· aus demselben Grund sind die körperlichen Anforderungen<br />

an die Hunde besser zu steuern, was auch kleineren<br />

Hunden die Möglichkeit gibt, hier mitzumachen.<br />

Aber dennoch sind die Dogscooter auf dem Vormarsch<br />

und setzen sich zunehmend durch.<br />

Woran liegt das? Wer sich aus Kindertagen noch an einen<br />

Tretroller erinnert, hat einen Eindruck davon, was<br />

den Roller so attraktiv macht. Im Gegensatz zum Rad<br />

steht man frei auf dem Gerät und kann mit einem einzigen<br />

Schritt zur Seite schnell und sicher absteigen - im<br />

Gegensatz zum Rad, bei dem man zunächst beide Beine<br />

auf eine Seite bringen muss. Gerade für Einsteiger in<br />

den Zughundesport, die neben der Beherrschung des<br />

Fahrzeugs auch die Zusammenarbeit mit dem Hund<br />

erst lernen müssen, spielt dieser Sicherheitsaspekt häufig<br />

eine große Rolle. Für den Scooter lassen sich also<br />

folgende wichtige Gründe anführen:<br />

dog & sport | 43


Bikejöring Teil 2<br />

· auf einen Scooter kann man leichter auf- und absteigen,<br />

in Grenzen auch während der Fahrt. Auch in einer<br />

Gefahrensituation fällt den meisten Menschen die<br />

Vorstellung leichter, von einem Roller zu springen, als<br />

von einem Rad<br />

· auf einem Scooter liegt der Schwerpunkt niedriger<br />

und dadurch entsteht eine besseres Kurvengefühl<br />

· auf dem Scooter gibt es keine Behinderungen durch<br />

Oberrohr oder Sattel<br />

· mit einem Scooter kann man gerade beim Einstieg<br />

leichter beim Anfahren unterstützen, bis das Gespann<br />

angefahren ist.<br />

Zudem kann man natürlich auch auf dem Scooter durch<br />

regelmäßiges Training zu einer echten Unterstützung<br />

für den Hund werden. Bis man allerdings auf dem<br />

Scooter ebenso flink aus eigener Kraft rollt, wie mit einem<br />

Rad, braucht es einige Zeit und Übung und mit<br />

einem versierten Biker kann letztlich kein Scooter mithalten,<br />

wenn es um den objektiven Leistungsvergleich<br />

geht.<br />

Aus technischer Sicht sind Scooter und Bikes inzwischen<br />

gleich auf. Dieselben Federgabeln, Bremsen und Bereifungen,<br />

die ein gutes Bike ausmachen, sind inzwischen<br />

auch an guten Scootern zu bekommen. Auch die Arretierung<br />

der Federgabel vom Lenker aus ist an beiden<br />

Fahrzeugen zu bekommen und am Scooter mindestens<br />

so sinnvoll wie am Bike, um die Antriebsenergie bei<br />

Fußbetrieb optimal umzusetzen, dagegen aber im rauen<br />

Zugbetrieb schnell auf eine sichere Federung umzuschalten.<br />

Die Einbußen im Vortrieb durch Eintauchen<br />

der Federgabel sind am Scooter eher größer als am<br />

Bike. Natürlich gibt es am Scooter keine Federung für<br />

den Hinterbau, jedenfalls bis jetzt noch nicht - leicht<br />

vorstellbar, dass auch das noch kommt, um den Bodenkontakt<br />

auf rauem Gelände zu verbessern.<br />

Ein wichtiger Unterschied ist sicher auch noch die<br />

Gangschaltung, die im direkten Vergleich den wichtigsten<br />

Leistungsfaktor darstellt, sofern der Fahrer damit<br />

umgehen kann. Die Gangschaltung ist meist als Kettenschaltung<br />

vorhanden. In seltenen Fällen sind auch Ge-<br />

44 | dog & sport


Bikejöring Teil 2<br />

triebeschaltungen anzutreffen, die zwar schwerer und<br />

teurer sind, aber dafür auch im Stand noch geschaltet<br />

werden können und gegen Wetter und Dreck immun<br />

sind - ganz im Gegensatz zu einer Kettenschaltung. Unabhängig<br />

von der verwendeten Technik lebt jede<br />

Gangschaltung davon, dass der Fahrer in der Lage ist,<br />

zur richtigen Zeit den passenden Gang einzulegen und<br />

das will gelernt sein. Wer schon mal mit einer Kettenschaltung<br />

an einem steilen Anstieg mit schwerem Gang<br />

stehen geblieben ist, kann ein Lied davon singen. All<br />

diese Probleme hat ein Scooter nicht.<br />

Beim Scooter kommt es dann darauf an, dass der Fahrer<br />

die richtige Fuß-, Tritt- und Schwungtechnik beherrscht.<br />

Zunächst muss der Fuß je nach Untergrund<br />

mit möglichst großer Fläche auf den Boden aufsetzen,<br />

um möglichst viel Traktion für die Kraftübertragung zu<br />

gewährleisten. Ein weiter Beinschwung, bei dem auch<br />

der Schwung nach vorn für die Beschleunigung genutzt<br />

wird, optimiert die kinetische Vortriebsbilanz.<br />

Und nicht zuletzt ist auch der regelmäßige und technische<br />

saubere Wechsel von einem Standbein zum anderen<br />

ein wichtiges Element einer effektiven Technik,<br />

ohne das man nicht lang durchhält. Das Gute daran ist<br />

die Tatsache, dass Scootertraining ein hervorragendes<br />

Ganzkörpertraining darstellt, bei dem praktisch die gesamte<br />

Körperrückseite (Rücken, Gesäß, Oberschenkel,<br />

Waden ) gut trainiert wird. Bei einer gute Technik<br />

kommt es außerdem zu erfreulichen Muskeldehnungen<br />

im Hüftbereich, die eine kritische Zone in unserer<br />

Büro- und Sitzgesellschaft sind. Das kann man vom<br />

Radfahren leider nicht behaupten, das deutlich mehr<br />

Ausgleichstraining erfordert, um Haltungsproblemen<br />

vorzubeugen.<br />

All dies braucht aber den Freizeitsportler nicht zu kümmern,<br />

es betrifft eher die leistungsorientierten Fahrer.<br />

Fazit: Bike und Scooter bringen je ihre Besonderheiten<br />

mit, mit denen sich jeder Einsteiger in den Zughundesport<br />

auseinandersetzen sollte, bevor er sich für eine<br />

der beiden Sportarten entscheidet und in Ausrüstung<br />

investiert.<br />

dog & sport | 45


Warm-Up / Cool Down Teil 2<br />

46 | dog & sport


Warm-Up Cool Down Teil 2<br />

Cool Down –<br />

zur Wiederherstellung nach<br />

sportlicher Belastung<br />

Wenn man meint, ein vernünftig<br />

durchgeführtes<br />

Warm up wäre in der Welt<br />

des Hundesports ein seltener<br />

Anblick, so muss man<br />

in der Regel feststellen,<br />

dass einem ernstzunehmenden<br />

Cool down noch<br />

viel weniger Beachtung<br />

geschenkt wird.<br />

Man könnte fast den Eindruck gewinnen, ein Cool<br />

down bestehe darin, den Hund nach dem Sport<br />

zum Ausruhen ins Auto zu bringen – dass viel mehr dahintersteckt,<br />

wird im Folgenden dargelegt werden.<br />

Sinn eines Cool downs?<br />

Aber warum ist es überhaupt nötig, den Körper langsam<br />

in den normalen Betriebsmodus zu führen?<br />

Was könnten die Folgen sein, wenn dem Hund diese<br />

Möglichkeit genommen wird und der Körper diese Leistung<br />

in wenigen Sekunden absolvieren muss?<br />

Wenn der Körper des Hundes während des Sportes auf<br />

Arbeitsniveau hochgefahren ist und nach Beendigung<br />

der Tätigkeit plötzlich in den üblichen Ruhemodus kommen<br />

soll, bedeutet dies einen hohen Energieverlust.<br />

dog & sport | 47


Warm-Up / Cool Down Teil 2<br />

Ein weiterer Nachteil einer plötzlich endenden Belastung<br />

liegt darin, dass Blut sozusagen in der Muskulatur<br />

zurück bleibt und es aus diesem Grund unter Umständen<br />

nicht mehr bis ins Gehirn schafft, was im schlimmsten<br />

Fall zu Kreislaufproblemen führen könnte.<br />

Nimmt man sich jedoch die Zeit, den Hund langsam<br />

weiter zu bewegen fließt das gerade beim Sport verbrauchte<br />

und dadurch sauerstoffarme Blut aus der<br />

Muskulatur zum Herzen zurück und Schlackstoffe werden<br />

mithilfe der durch die anhaltende langsame Bewegung<br />

erreichten Mehrdurchblutung aus der Muskulatur<br />

abtransportiert.<br />

Je nach Hundetyp hat ein Cool down aber noch einen<br />

weiteren positiven Aspekt: Stressanfälligen, hibbeligen<br />

Hunden wird auf diese Weise ein Ventil angeboten, ihren<br />

Stress mittels Bewegung abzubauen; dies wirkt sich nicht<br />

nur positiv auf das Nervenkostüm des Hunde aus, sondern<br />

auch auf den Spannungszustand der Muskulatur.


Warm-Up Cool Down Teil 2<br />

Wirkt sich ein Cool down auf die Trainingseinheiten aus?<br />

Als Besitzer sieht man sicherlich auch den zeitlichen<br />

Aufwand, der einen erwartet, wenn man sich in Zukunft<br />

die Mühe machen würde, nicht nur ein regelmäßiges<br />

Aufwärmen, sondern eben auch ein Abwärmen einzuplanen.<br />

Die nächste berechtigte Frage wäre eventuell,<br />

ob sich neben den gerade eben aufgezählten vielleicht<br />

noch weitere Vorteile ergeben, die sich möglicherweise<br />

sogar auf den Alltag und das Training auswirken.<br />

Für den Trainingsprozess sind regenerative Maßnahmen<br />

von eklatanter Bedeutung, denn nur wenn dem Körper<br />

nach einer Belastung auch die Möglichkeit geboten wird<br />

sich zu erholen, kann bei der nächsten Trainingseinheit<br />

wieder volle Leistung erbracht werden.<br />

Kurzfristig gesehen kann die nächste Trainingseinheit<br />

demnach viel früher gestartet werden, ohne Nachteile<br />

befürchten zu müssen. Betrachtet man das Ganze langfristig,<br />

werden Überlastungsschäden minimiert und es<br />

kommt der allgemeinen Gesundheit des Hundes zugute.


Warm-Up / Cool Down Teil 2<br />

Auslaufen und Dehnungsübungen<br />

Zunächst einmal aus aktiver Muskelarbeit. Nach dem<br />

Sport lässt man seinen Hund am besten langsam<br />

Auslaufen, um den oben bereits erwähnten raschen<br />

Abtransport von Stoffwechselschlacken aufgrund einer<br />

verbesserten Durchblutung zu erreichen.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt sind Dehnungsübungen.<br />

Diese bewirken eine Spannungsabnahme der Arbeitsmuskulatur.<br />

Muskeln neigen bereits bei kleinsten Schonhaltungen<br />

zu Verkürzungen, welche wiederum die Beweglichkeit<br />

des betroffenen Gelenkes beeinträchtigen.<br />

Bezieht man nun Dehnungsübungen regelmäßig in das<br />

Training mit ein, werden Verkürzungen der Arbeitsmuskulatur<br />

umgehend wieder beseitigt. Auf diese Weise<br />

wird die optimale Funktion der Muskulatur erhalten<br />

und eine muskuläre Einschränkung des Bewegungsausmaßes<br />

der Gelenke verhindert.<br />

Um die richtigen Muskeln zu erreichen, muss die Dehnung<br />

korrekt eingestellt sein, daher sollte man sich diese<br />

Übungen von einer Hundephysiotherapeutin zeigen<br />

lassen.<br />

Immer wieder sind Hobbysportler zu sehen, die ihre Muskeln<br />

vor dem Sport dehnen, dies ist kontraproduktiv, da durch<br />

das Dehnen die Muskeln detonisiert werden, d.h. Spannung<br />

herausgenommen wird. Gerade dieser Umstand ist vor einer<br />

Belastung aber nicht gewollt, danach jedoch sinnvoll.<br />

50 | dog & sport


Wärmetherapie und Entspannungsmassage<br />

Wärmetherapie und eine Entspannungsmassage<br />

sind die letzten Bestandteile eines Cool downs.<br />

Es gibt mehrere Möglichkeiten, um Wärmeapplikationen<br />

anzuwenden. Eine Rotlichtlampe bietet sich hierfür<br />

genauso an wie ein Kirschkern- oder Getreidekörnerkissen.<br />

Für welche Möglichkeit man sich letztendlich<br />

entscheidet, hängt häufig von den Vorlieben des Hundes<br />

ab, denn während eine Rotlichtlampe den ganzen<br />

Hund erwärmt, findet bei den Körnerkissen nur eine<br />

punktuelle Erwärmung statt. Beiden gemein ist eine<br />

Temperaturerhöhung sowie Mehrdurchblutung, wodurch<br />

das Gewebe gelockert wird, der Muskeltonus gesenkt<br />

und die Schmerzempfindlichkeit herabgesetzt<br />

wird.<br />

Diese Maßnahme eignet sich hervorragend vor einer<br />

Entspannungsmassage, mit der Verspannungen und<br />

Verklebungen ausgezeichnet gelöst werden können.<br />

Auch hierdurch wird sowohl eine Mehrdurchblutung<br />

als auch ein schnellerer Abtransport von Schlackenstoffen<br />

erreicht. All diese Punkte tragen zu einer Schmerzlinderung<br />

und einem verbesserten Wohlbefinden unserer<br />

Vierbeiner bei.<br />

Ein Aspekt, der gerade von Besitzern junger, aktiver<br />

Hunde gerne außer Acht gelassen wird, ist das schnelle<br />

Auskühlen bei kalten Temperaturen oder nass-feuchtem<br />

Wetter – Verspannungen und Blockaden können<br />

daraus entstehen, gerade wenn die Hunde nach dem<br />

Sport noch eine zeitlang im ausgekühlten Auto verbringen<br />

müssen.<br />

Ein Mantel kann hier gut Abhilfe verschaffen, da die<br />

Muskulatur warm gehalten und somit ein Auskühlen<br />

verhindert wird.<br />

Möglicher Ablauf<br />

Stellt sich abschließend noch die Frage nach dem Ablauf<br />

und dem zeitlichen Rahmen, den ein Cool down<br />

benötigen würde.<br />

• Langsames Auslaufen – ca. 8 min<br />

• Muskeldehnungen – ca. 3 min<br />

• Massage – ca. 10 min<br />

Zusammenfassung der Wirkung<br />

• Beruhigung des Kreislaufs<br />

• Temperaturregelung<br />

• schnellerer Abtransport von Stoffwechselprodukten<br />

• Abbau von Stresshormonen wie Adrenalin und Kortisol<br />

• schnellere Entspannung der Arbeitsmuskulatur<br />

dog & sport | 51


Anzeige RSS Schlitten<br />

Leire Fernandez<br />

JETZT<br />

Vorbestellen<br />

Erscheint im<br />

Herbst 2015<br />

52 | dog & sport

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!